Nordkoreanische Soldaten gegen die Ukraine: Angeblich Top-General an der Front
Ein möglicher Einsatz nordkoreanischer Kampftruppen an der Seite Russlands gegen die Ukraine scheint näher zu rücken. Der südkoreanische Geheimdienst berichtete von einem hochrangigen General Nordkoreas, der an die Frontlinie gereist sei. Nach Einschätzung der USA sollen sich bereits 10.000 Soldaten aus dem Land in Russland auf den Krieg vorbereiten.
Der südkoreanische Geheimdienst NIS briefte am (heutigen) Dienstag Abgeordnete über seine Erkenntnisse, wie die Nachrichtenagentur Yonhap meldete:
An advance team of North Korean troops, including a ranking Army general, is believed to be making its way to the front lines of the war in Russia near Ukraine, South Korea’s spy agency told lawmakers Tuesday. (…)
The lawmakers quoted the NIS as saying that it is verifying the intelligence that Kim Yong Bok, deputy chief of the General Staff of the Korean People’s Army, is in the advance unit moving to the front line. (…)
The NIS told lawmakers that the intelligence may suggest the deployment of the North Korean troops to the Kursk border region near Ukraine — a key battlefield that Russia is struggling to take back after a Ukrainian incursion in August — „is imminent.“
Konkrete Belege über die Geheimdienst-Aussage hinaus gibt es bislang nicht, ebensowenig wie für die Angaben der USA und auch der NATO zu nordkoreanischen Soldaten in Russland. Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh hatte sich dazu am (gestrigen) Montag recht weitgehend geäußert:
We believe that the DPRK [Democratic People’s Republic of Korea] has sent around 10,000 soldiers in total to train in eastern Russia that will probably augment Russian forces near Ukraine over the next several weeks.
A portion of those soldiers have already moved closer to Ukraine, and we are increasingly concerned that Russia intends to use these soldiers in combat or to support combat operations against Ukrainian forces in Russia’s Kursk Oblast near the border with Ukraine.
NATO-Generalsekretär Mark Rutte hatte ebenfalls am Montag von einem beginnenden Einsatz gesprochen:
Today, I can confirm that North Korean troops have been sent to Russia, and that North Korean military units have been deployed to the Kursk region.
The deployment of North Korean troops represents: one, a significant escalation in the DPRK’s ongoing involvement in Russia’s illegal war. Two, yet another breach of UN Security Council resolutions. And three, a dangerous expansion of Russia’s war.
(wird ggf. ergänzt)
Die Nordkoreaner sind für den Ukrainekrieg nur eine Randnotiz (wenn auch geopolitisch in Bezug auf Nordkorea eine sehr interesante Entwicklung). Die wirkliche Topnachricht, auch wenn sie sich für den, der Sehen kann, bereits angekündigt hat, ist der Zusammenbruch der ukrainischen Front im Raum Donezk. Gestern im Videointerview von einem ukrainischen Generalmajor bestätigt; auch in der deutschen Presse nachlesbar. Z. B. Welt online
[Links zu deutschen Verlagswebseiten finden hier i.d.R. nicht statt, deshalb gelöscht. T.W.]
Zitat des Generalmajors: „Erstens sind das fehlende Munition und Waffen, zweitens sind das fehlende Leute, es gibt keine Leute, keinen Ersatz, die Soldaten sind müde, sie können die Frontlinie nicht abdecken, an der sie sich befinden“.
Die ukrainischen Festungsstädte, die zwei Jahre die Russen abgewehrt haben, sind Geschichte. Bis Prokrowsk sind es nur noch 20 Kilometer. Hinter Prokrowsk endet das urbane Gebiet und die offene Steppe beginnt – freie Bahn für Rußlands mechanisierte Verbände…
Kursk war nur die ukrainische Ardennenoffensive. Da wurden letzte Reserven ohne Nutzen verbraucht.
Im Vietnamkrieg hat Südkorea insgesamt ca. 320.000 Soldaten an der Seite der USA eingesetzt. Hatte das internationale Konsequenzen?
Wahrscheinlich liegt es an der Übersetzung, es wird von „Einbruch“ und „Zusammenbruch“ geschrieben. Einen Einbruch kann man ggf. abriegeln wenn Reserven verfügbar sind.
Ob RUS den Erfolg noch vor der Rasputiza wird ausnutzen können und ob auch dort ausreichend Reserven für einen Kampf in der / durch die Tiefe vorhanden sind bezweifle ich. Eine Einbruchstelle muß man erweitern und RUS ist auch sehr vorsichtig geworden und geht ohne Sicherung der Flanken nicht vor.
Allerdings stehen wohl nur geringe UKR Kräfte zwischen der Frontlinie und dem Dnipro. Ein Vormarsch bzw. Durchrollen wie in Frankreich 1940 wird es wohl dennoch nicht werden.
Vor allem: diese Verbände – ich nenne sie ‚mal BTG Plus – müssen frontnah bereit gestellt werden was der UKR Aufklärung nicht entgehen würde. Somit würden sie wohl schon im Anmarsch abgenutzt und in Unordnung gebracht werden, Opfer des gläsernen Gefechtsfeldes, sozusagen.
Ich finde schade dass man die Ukraine an der ausgestreckten freundlichen Hand verhungern lässt. Ich glaube es ist eine Grundsatzentscheidung nötig. Will ich helfen oder nicht? wenn ich will, dann bitte richtig und nachhaltig. Was Frankreich, Spanien ect tut ist nichtmal der Rede wert. Auch USA könnte mal mir nix Dir nix 1000 Panzer bei Kiew auf den Hof stellen. Der Wille fehlt. Mir kommt es so vor, als wenn man hofft dass Russland bei genügend Blutzoll seinen Fehler selbst erkennt. Aber wieviel junge Männer müssen dazu auf beiden Seiten noch sterben?
Wenn die Nordkoreaner an der Seite Russlands nur in der Kursker Region eingesetzt werden, also auf russischem Staatsgebiet ist es nicht mehr ganz so dramatisch oder?
Biss’l Lesestoffzu Nordkorea:
https://www.oryxspioenkop.com/search/label/North%20Korea?&max-results=7
Zu Doktrin lohnt womöglich das Buch: https://www.oryxspioenkop.com/2021/02/the-writing-of-armed-forces-of-north.html
Geschichte wiederholt sich nicht?-
1939, als DEU Polen angriff, waren Franzosen u Briten der WH numerisch deutlich überlegen – und blieben tatenlos verharrend als Hitler u Stalin Polen zerrissen.
Sollte die UKR personell ausbluten, infrastrukturell zerstört, ökonomisch zerschlagen und politisch gefressen werden beginnt der Schwanengesang des Westens. Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Orientierungsfähigkeit des westl.- demokratischen Werteangebots werden mit einer ukr. Niederlage geradezu epochale Folgen nach sich ziehen.
Dass nun DPRK – Militär auftaucht, weist die Richtung auf. Putin sammelt Paria- Diktaturen um sich.
Aber: das aktive mil. Eingreifen der DPRK ist eine Eskalationsstufe, die den wahren und angeblichen Verbündeten der UKR die Legitimation für aufgestockte Hilfen bietet.
Wenn nicht- s.o.
Ich frage mich schon, wie das alles auf der taktischen Ebene funktionieren soll. Mit Google Übersetzer?
Das ändert natürlich nichts daran, dass auch zur Abnutzung dieser Söldner Munition, die sowieso schon knapp ist, nötig ist. Bleibt trotzdem der Eindruck, dass die Unterstützer der UR vorgeführt werden und nicht so recht wissen, wie jetzt zu reagieren ist. Oder habe ich übersehen, dass die Kameraden aus der VNK eine Reichweitenbeschränkung im Marschgepäck haben?
Ohne die Billigung von China wird Nordkorea seine Truppen nicht gesendet haben. Und dann stehen unterm Strich die größten Unterstützer hinter den jeweiligen Blöcken. Warum wird das nicht benannt?
@Mitleser
„Kursk war nur die ukrainische Ardennenoffensive. Da wurden letzte Reserven ohne Nutzen verbraucht.“
Diesen Vergleich finde ich schon die ganze Zeit hochgradig unpassend. Denn die Ardennenoffensive war eine letzte Angriffsoffensive einer Eroberungsarmee und ein Versuch mehr erobertes Land zu halten, bzw. wieder zuerobern. Die Ukrainische Kurskoffensive hingegen hat einfach mal den Spieß umgedreht. Und den Gegner da angegriffen, wo er schwach war und meinte er dürfe da schwach bleiben, weil zurückschlagen der Ukraine auf russischem Territorium wäre ja politisch Skandalös. War es aber nicht und viel Territorium konnte mit verhältnismäßig wenig Kräften genommen werden.
Das die allgemeine Situation der Ukraine immer noch prekär ist, daran hat diese Offensive natürlich nichts geändert und die Hoffnung, dass von der Ukraine mehr Offensivtruppen abgezogen werden, hat sich nicht erfüllt – aber dass Putin jetzt Nordkoreaner anwerben muss, zeigt schon einen gewissen Nutzen. Denn umsonst bekommt er die nicht.
Und dass es mit der Front in Donezk nicht zum besten steht, ist auch nicht gerade neu. Dass morgen dann aber wieder die Panzer vor Kiew stehen, glaube ich aber nicht. Die Russische Armee hat sich sehr auf behutsames und langsames vorrücken eingestellt. Schritt für Schritt vorwärtsbomben. Keine Angriffe in der Tiefe, die logistisch versorgt und gegen Flankenangriffe gehalten werden müssen. Dass sie sich plötzlich völlig umstellt und loswalzt glaube ich eher nicht – und wenn, dann würde es wie in den ersten Kriegstagen enden.
@54er:
Die Nordkoreaner werden vermutlich in Abschnitten eingesetzt, wo hauptsächlich ukrainische Kräfte operieren, und sollen dort Druck ausüben. Ich glaube nicht, dass die 10.000 Soldaten geeignet oder in der Lage sind, einen so signifikanten Effekt zu erzielen, dass damit unmittelbar der Krieg entschieden würde. Aber das sind halt 10.000 Soldaten, die Abschnitte sichern und überwachen können, und entsprechende Kräfte auf russischer Seite frei machen, die dann woanders Lücken auffüllen oder Angriffe verstärken können. Und das kann dann vielleicht schon effektiv sein.
Alles in allem wäre es doch hilfreich, wenn eine Strategie existierte, wie man auf Seiten der Unterstützer der Ukraine mit dieser Frage eigentlich umgeht. Ich gehe zunächst von weiteren Waffenlieferungen oder weiteren Öffnungen der ROE für die Verwendung westlicher weitreichender Waffen aus. Die bestehende personelle Überdehnung der Ukraine wird dadurch natürlich leider nicht gemindert.
Die Ukraine ist – so oder so – auch nach einem „gewonnenen“ Krieg zivilgesellschaftlich voraussichtlich auf lange Zeit ein Pflegefall, Allein schon wegen der vielen Gefallenen und Verwundeten. Die Soldaten, die (äußerlich) unversehrt von der Front heimkehren, dürften durch die andauernde Belastung seelisch so traumatisiert und zerrüttet sein, wie man es sich kaum vorstellt. Diejenigen, die aus russischer Gefangenschaft heimkehren, sowieso. Für Russland und seine Soldaten dürfte das ähnlich gelten. Obwohl den Berichten nach zu urteilen, Russen, die in ukrainischer Gefangenschaft mitunter besser ernährt und behandelt wurden, als in im Dienst in ihren eigenen Einheiten oft jenseits der eigenen Familien wenig Anreiz für eine Rückkehr empfinden.
Karsten_70 sagt: 29.10.2024 um 23:05 Uhr
„Ohne die Billigung von China wird Nordkorea seine Truppen nicht gesendet haben. Und dann stehen unterm Strich die größten Unterstützer hinter den jeweiligen Blöcken. Warum wird das nicht benannt?“
Genau das glaube ich nicht. Russland und Nordkorea wollen sich weitere Handlungs- und Bündnisoptionen erarbeiten, außer total von China abhängig zu sein.
Deutschland hatte vor knapp 90 Jahren Teile der Luftwaffe in spanischen Uniformen und mit spanischer Kennung an den Flugzeugen als sog. „Legion Condor“ unter das Kommando des spanischen Diktators Franco zur Teilnahme am innerstaatlichen Konflikt gestellt. Franco revanchierte sich mit der Entsendung der División Azul, die an der Ostfront Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion mit spanischen Soldaten in deutscher Uniform unterstützte. Nach heutigem Recht, wie die Nordkoreaner wohl unbedenklich (https://www.lto.de/recht/themen/recht/e/englische-texte).
[Hm, das Völkerrecht hat sich in den vergangenen Jahrzehnten schon weiterentwickelt, auch wenn Sie das offensichtlich anders sehen. Und gerne verlinken wir hier einen originär deutschen Text und müssen nicht auf dessen englische Übersetzung verweisen.
https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/nordkoreanische-soldaten-in-russland
T.W.]
Zitat:“Konkrete Belege über die Geheimdienst-Aussage hinaus gibt es bislang nicht,…“
Nach Aussagen von ukrainischen Soldaten werden Nordkoreanische Soldaten in der Region Kursk eingesetzt.
Zitat:“Der südkoreanische Geheimdienst berichtete von einem hochrangigen General Nordkoreas, der an die Frontlinie gereist sei.“
Verständlich, das die Nordkoreanische Militärführung wissen will, wie sich die eigenen Truppen schlagen. Offenbar verlassen sich die Generäle dabei auch nicht darauf, was ihnen ihr Fußvolk so meldet. Gut möglich, dass das Nordkoreanische Militär dieselben Probleme mit der Glaubwürdigkeit in der Meldekette hat, wie dies zum Anfang des Krieges in der russischen Meldekette der Fall war.
Seit die russische Armee in der Region Kursk zum Gegenangriff übergegangen ist werden dort vor allem zwei „Elite“-Eiheiten eingesetzt. Eine Brigade der Luftlandetruppen und eine Brigade der Marineinfantrie. Der Rest sind weniger gut qualifizierte Einheiten der Territorialverteidigung die sehr wahrscheinlich auch Wehrpflichtige enthalten. Insgesamt wird die Zahl von verschiedenen Quellen auf etwa 40000 Mann geschätzt.
Die Angriffe der Russen werden vor allem von den genannten Elitetruppen vorgetragen. Der Rest sichert lediglich die zurückeroberten Gebiete. Dabei erleiden sie gelegentlich auch Rückschläge. Summa summarum haben die Russen aber bereits die Hälfte des von den Ukrainern besetzten Gebietes wieder unter ihre Kontrolle gebracht.
Für die Nordkoreaner ist das wohl eher ein Sammeln von echter Kampferfahrung. Ob die Hilfe der Nordkoreaner tatsächlich dazu beiträgt die Region schneller zurück zu erobern wird von der Qualität der Truppen abhängen.
Der Angriff der ukrainischen Armee auf die Region Kursk hatte den Zweck, die Geschwindigkeit der russischen Vorstöße zu bremsen. Zumindest was den Vorstoß in Richtung Charkiv anbetrifft ist das auch gelungen. Die Ukrainer waren dabei zurecht davon ausgegangen, dass die russische Armee alle ihre kampftüchtigen Truppen für die Gefechte in der Ukraine einsetzt. In der Folge hat die russische Armee alle Truppen entlang der ukrainisch-russischen Grenze verstärkt und ein ähnlich erfolgreicher Angriff wie in der Kursk-Region ist den Ukrainern nicht nochmal geglückt. Die Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg wird weiter sinken, wenn die Russen nach Belieben weitere Nordkoreanische Truppen zum Sichern ihrer Grenze einsetzen können. Deshalb ist dieser Zug ein klares Signal an die Ukrainer, solche Abenteuer in Zukunft lieber zu lassen.
Selenskiy selber hat in einem Interview gesagt, die UKR hätte drei Probleme. Zu wenige Waffen, Munition und Soldaten.
Hier wird sich immer auf die ersten beiden Punkte eingeschossen und behauptet, diese seien an der Lage der Ukraine Schuld. Bestimmt auch, aber Punkt drei wird außer Acht gelassen – die fehlenden Soldaten.
Es gibt weiterhin keine Generalmobilmachung. Erst letzte Woche wieder wurde eine Frau festgenommen, weil sie Wehruntauglichkeitsatteste gegen Einwurf kleiner Münzen ausgestellt hat. Wahrscheinlich hat sie es übertrieben, ansonsten wäre nichts passiert. Da fallen die männlichen Flüchtlinge im wehrpflichtigen Alter kaum ins Gewicht.
Wenn es sogar in solchen Notlagen zu diesen Auswüchsen kommt, dann merkt man erst, wie kaputt das politische und gesellschaftliche System sein muss. Offenbar ist es nicht möglich, aus der verbliebenen Bevölkerung (ca. 30 Millionen) auf nicht besetzten ukrainischem Gebiet eine Million Soldaten zu generieren. Diese sollte man im Hinterkopf behalten. Und es sollte uns eine Warnung sein.
Für mich stellt sich hier nur die Frage? Was bekommt Kim im Gegenzug für seine „jungen Soldaten“?
Pro 10.000 Mann drei taktische Atomsprengköpfe? Das wäre eine Katastrophe
@Pio-Fritz
Die UKR plant die Einberufung weiterer 150.000 Mann über die nächsten drei Monate. Tatsächlich werden Gestellungspflichtige (also jene, die einen Einberufungsbescheid erhalten sich aber nicht gemeldet haben) von der Straße weggefangen – und das deutlich vermehrt. Man schickt auch Greiftrupps durch die entsprechenden Lokalitäten, z.B. Diskotheken, Fitnessstudios, Pop- und Rockkonzerte, u.a.
Die UKR hatte bereits 12 (oder 13 ?) Mobilisierungswellen, RUS arbeitet nach wie vor im Wesentlichen mit Freiwilligen, wobei mancher das Angebot eher nicht ablehnen kann.
Im übrigen ist man in der UKR bereits ab 18 J. wehrpflichtig, nur an die Front geht es erst mit 25 J.
@Pio-Fritz
Als Ergänzung: Eine Tageszeitung aus Berlin (Reporterin Valeriia Semeniuk) berichtete kürzlich unter Bezugnahme auf die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft, dass seit Kriegsbeginn bis ca. Mitte dieses Jahres ca. 76.000 Soldaten von ihren Einheiten fahnenflüchtig waren.
Ebenfalls in dieser Zeitung: Beim Fall von Wuhledar soll es eine Meuterei gegeben haben.
Die personelle oder eher menschliche Komponente sollte nicht unterschätzt werden.
@Thomas Neumann: Hat er schon. Sein Problem ist, dass ihm die strategischen Sprengköpfe bei Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen -> Ummantelung fehlt. Und ja, ist das Ding im Weltall, dann kann er jedes Ziel ansteuern: Katastrophe
Warum eine Korealösung vermieden werden muss, dies auch keinebdeutsche oder vietnamesische sein kann.
https://www.ipg-journal.de/rubriken/aussen-und-sicherheitspolitik/artikel/stirb-an-einem-anderen-tag-7861/
„Den Europäern, gerade den wirklichen Freunden der Ukraine, wäre zu raten, diesen Irrweg nicht zu beschreiten“.
Unbedingt lesenswert mit zahlreichen Einzelaspekten aus U.S, EUR, RUS und UKR Sicht, nicht zuletzt auch deutscher.
@Pio-Fritz, Thomas Melber und Segestes.
Was Thomas Melber beschreibt, häufen sich im Netz Handy Videos aus der Ukraine. Junge Männer werden auf offener Straße eingefangen und mit Gewalt abtransportiert. Das brutale Vorgehen sorgt dafür, dass das Verständnis in der Bevölkerung rapide sinkt.
Auch häufen sich Meldungen, dass die Rekruten oft nach nur wenigen Tagen Ausbildung an die Front geschickt werden. Was Segestes über Desertionen schreibt, habe ich auch gelesen. Meutereien solcher Verbände mit geringer Kampfmoral haben den Russen nicht nur bei Wuhledar in die Hände gespielt.
Gut möglich, dass Selenskyjs „Pressgangs“ tatsächlich noch 160000 Mann für die neuen Brigaden zusammentreiben können. Der Nutzen dieser Einheiten dürfte allerdings gering sein.
Es wird geschätzt, das die russische Armee pro Monat 30000 Mann rekrutieren muss, um den Angriffsdruck aufrecht zu erhalten. Der Lichtblick für die Ukraine besteht darin, dass die russische Armee Probleme hat, weitere Freiwillige zu rekrutieren. Die Premien für jede Anwerbung wurden noch mal deutlich erhöht. Das trägt dazu bei, das Staatsvermögen Russlands aufzufressen.
Aus ukrainischer Sicht geschieht das alles aber viel zu langsam. Die russische Armee muss ihre aktuelle quantitative Überlegenheit nur im selben Maß aufrechterhalten, wie die Zahl der verteidigenden Truppen schwindet.
Berichte von der Front weisen darauf hin, dass russische Truppen nach einem erfolgreichen Vorstoß rausrotiert werden und zum Teil erst 1-2 Monate später wieder eingesetzt werden. Zeit genug für die Erholung der Soldaten aber auch für die Einglederung und Ausbildung der neuen Rekruten.
Zu der quantitativen Überlegenheit der russischen Soldaten kommt die qualitative Überlegenheit, wenn ausgeruhte und gut ausgebildeten Freiwilligen auf müde, schlecht ausgebildete und zum Dienst gepresste Soldaten treffen.
Zitat (Pio-Fritz): „Offenbar ist es nicht möglich, aus der verbliebenen Bevölkerung (ca. 30 Millionen) auf nicht besetzten ukrainischem Gebiet eine Million Soldaten zu generieren.“
Vergessen Sie dabei nicht, dass ein großer Teil dieser Bevölkerung aus alten Menschen und Kindern besteht. Wertet man die ukrainische Altersverteilung von vor dem Krieg aus, dann kommt man auf einen Anteil von nur um 22% an Männern im wehrfähigen Alter. Da bleiben von 30 Millionen nur 6,6 Millionen übrig. Von denen müssen sie aber noch jene abziehen, die für die Heimatfront unentbehrlich sind. Also das Personal in der Verwaltung, das medizinische Personal im Gesundheitswesen, Polizisten, Feuerwehrmänner, die Angestellten der ukrainischen Eisenbahn, der Energie- und Wasserversorger. Und auch an die Landbevölkerung wird man nicht rangehen. Schließlich muss die eigene Bevölkerung ernährt werden und die Ukraine braucht die Einnahmen aus den Lebensmittelexporten. Dann wären da noch die kriegswichtigen Produktions- und Werkstätten die ebenfalls nicht ohne Personal arbeiten. Irgenwer muss die Drohnen ja bauen und die Panzer reparieren. Obendrauf kommen noch all jene, die die verbreitete Korruption nutzen, um sich selbst und ihre nächsten vor den Pressgangs zu schützen.
Was mir an den Berichten über die Gefechte in der Ukraine fehlt, in den letzten Wochen aufgefallen ist, dass ist das Fehlen von Berichten über den Einsatz der vom Westen gelieferten Waffensysteme wie HIMARS und Stormshadow. Ebenfalls durch Abwesenheit glänzen Berichte über den Einsatz der gelieferten F-16 Kampfflugzeuge. Sind die von der Bundeswehr gelieferten Panzerhaubitzen 2000 eigentlich noch im Einsatz oder sind die inzwischen abgenutzt.
@KPK
Eine Lösung wird in dem Artikel aber leider auch nicht genannt. Wenn kein Waffenstillstand, was dann ? Ein Friedensvertrag, aber zu welchen Bedingungen ? Und würde dieser es ermöglichen, daß die UKR sich militärisch nicht weiter rüsten müßte ?
Die USA haben ja bereits signalisiert, daß „Ukraine is Europe’s problem“ gilt, so daß ein amerikanischer Waffengang aus meiner Sicht eher unwahrscheinlich ist. Westlich der Oder ist die Motivation für die UKR ggf. in den Krieg zu ziehen eher gering.
Mich erinnert das ein wenig an die Legion Condor. Wann hat man schonmal die Chance seinen Truppen echte Kampferfahrung zu verschaffen.
Dass die russischen Streitkräfte praktisch seit kurz nach Beginn des Konflikts unter Aufbietung enormer Verschleißerscheinungen auf „Nummer Sicher“ setzen und sich quasi Artilleriegranate für Artilleriegranate, zentimeterweise vorwärtsschießen und dabei ihre (zynisch betrachtet) offenbar „billigste“ Ressource – Soldaten – rücksichtslos verheizen, ist, glaube ich, unstreitig.
Dass die Ukraine auf diesem Niveau nicht mithalten kann – und wohl auch nicht will – ebenfalls. Es gibt dort auch nicht in gleichem Maße strukturschwache Regionen mit größter Armut, in der das mit genügend Rubel hinterlegte Sterben fürs Vaterland doch noch irgendwie attraktive Perspektive ist. Selbst Putin muss allerdings schon bei einer Rede in einer Panzerfabrik die Parole ausgeben: Mindestens zwei russische Kinder pro russischer Familie. Honi soit, qui mal y pense… Soldaten für den Krieg von morgen, oder doch die Angst vor den Konsequenzen, die der Blutzoll der eigenen menschenverachtenden Politik haben könnte?
Und jetzt darf halt Kim Jong Un auch mal seine Soldaten ein bißchen für seinen Kumpel Putin kämpfen lassen. Die nordkoreanischen Granaten sind ja schätzungsweise in großem Stil in Rauch aufgegangen.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) Danke für den Link. Daraus möchte ich noch hervorheben:
„Aus amerikanischer Sicht ergibt eine solche Wirklichkeitsverweigerung tatsächlich auch strategisch Sinn und würde zudem die eigene Position auf dem Kontinent stärken.“
Als Ergänzung; nicht nur die Ukraine/europäische Staaten müssten an dieser Waffenstillstandslinie gewaltige Kapazitäten vorhalten, Russland auch. Aus US- Sicht würde Russland weiterhin langfristig von allen anderen strategischen Richtungen abgelenkt. Russland und die Europäer blockieren sich gegenseitig; super. Russland dürfte sich deswegen, solange es Handlungsoptionen hat, nicht auf eine Korea- Lösung einlassen, es wäre die strategische Sackgasse. Und eigentlich, so ganz heimlich, sagen wir natürlich nicht, sind wir auch der Meinung, s. Artikel.
Das haut nicht hin. Latu Meduza/BBC, welche die verlässlichste und unterste Schätzung anstellen, hat Russland auf Grundlage des Erbschaftsregisters verbunden mit Trauerposts auf Telegram, Todesanzeigen etc. von Mitte März bis Anfang Juli 39.000 Gefallene hinnehmen müssen. Wenn man die doppelte Anzahl von Versehrten, die nicht mehr eingesetzt werden können, hinzunimmt, kommt man schon alleine auf 33.000 im Monat.
Da käme kein Einziger unversehrt zurück!
Und wie erwähnt, dies ist die unterste Schätzung. Dazu kommt noch, dass der zähe Häuserkampf um jedes Dorf in den letzten Wochen intensiver ist als die Auseinandersetzung im Frühjahr.
https://en.zona.media/article/2022/05/20/casualties_eng
Zur Methodik:
https://en.zona.media/article/2024/02/24/75k
@Metallkopf
Zitat:“…sich quasi Artilleriegranate für Artilleriegranate, zentimeterweise vorwärtsschießen und dabei ihre (zynisch betrachtet) offenbar „billigste“ Ressource – Soldaten – rücksichtslos verheizen, ist, glaube ich, unstreitig.“
Was sie da beschreiben, ist ein Misch-Masch aus dem aktuellen Vorgehen und dem Vorgehen zu Beginn des Angriffs auf die Ukraine. Das „Artilleriegranate für Artilleriegranate, zentimeterweise vorwärtsschießen“ entspricht dem aktuellen Vorgehen. Wobei die „Artilleriegranate“ noch jede Menge Unterstützung durch Gleitbomben, Raketen und FPV Drohnen erhält.
Einnehmen kann eine sturmreif geschossene Stellung aber immer nur die Infantrie. Das wäre auch dann nicht anders, wenn unsere Soldaten eine gegnerische Stellung erobern müssten.
Diese Aufgabe erledigen auf russischer Seite aktuell keine Horden von Soldaten sondern kleine Kampfgruppen in Truppstärke. Erst wenn die sich in der gegnerischen Stellung festgesetzt haben schickt man Verstärkung.
Ein „Verheizen“, im Sinne von „Verschwenden“ wie es in früheren Phasen des Krieges vielleicht gegeben haben mag, kann sich die russische Armee schon wegen der eigenen hohen Kosten bei der Rekrutierung nicht mehr leisten. Auch Angriffe mit mehreren gepanzerten Fahrzeugen sieht man schon seit mehreren Monaten nur noch, wenn die russische Seite glaubt, dass sich der Einsatz lohnt.
In einem Punkt haben sie allerdings Recht. Wenn die russische Führung davon überzeugt ist, dass der Einsatz die zu bringen Opfer wert ist, dann werden diese Opfer auch „rücksichtslos“ gebracht. Das es dabei zu Fehlentscheidungen kommen kann liegt wohl in der Natur der Sache.
Das Abwägen, ob ein Einsatz die Opfer wert ist, die Bereitschaft, die Opfer zu bringen, und die Fähigkeit, mit den Folgen der Entscheidung zu leben, gehört wohl zum härtesten was man von Offizieren einer Armee erwartet. Ich schätze mal, dass dieser Punkt auch in einem der Offizierslehrgänge der Bundeswehr zur Sprache kommt.
Es gibt erste Berichte, dass sich die ukrainischen Truppen aus dem Oblast Kursk zurückziehen könnten. Falls zutreffend, wären die NK- Truppen damit um ihre noch einigermaßen völkerrechtskonforme Frontbewährung gebracht. Wird interessant sein zu sehen, ob sie einen Schritt weiter gehen und sich ganz offen an der Besetzung ukrainischen Territoriums beteiligen werden.
@KPK
Danke für den Link. Da wird gut zusammengefasst, warum eine koreanische Lösung für die Ukraine keine gute Lösung ist. Ich sehe allerdings keine Alternative, die ich eine gute Lösung nennen würde.
Die Dinge so laufen lassen geht ebenfalls nicht, weil das auf ein Worst Case Szenario für die Ukraine zusteuert. Dieses beinhaltet die bedingungslose Kapitulation und daraus resultierend ein Diktat-Frieden.
Für die EU und ihre Mitgliedsstaaten wird das eine enorme finanzielle Belastung.
Wie wird der Westen auf so einen Kriegsausgang reagieren?
Man wird vermutlich auch dann nicht zugeben wollen, dass die Russen gewonnen haben, wenn russische Soldaten die rumänischen und polnischen Grenzschützern in Sichtweite haben. Einfach deshalb, weil wir in Sachen Realitätsverweigerung schon im Fall Syrien bewiesen haben, wie gut wir das können. Wir werden also weder die Annektionen annerkennen noch die Sanktionen lockern und wir werden weiter versuchen, die Aufrüstung der NATO mit aller Macht vorantreiben, obwohl das an der Situation für die Ukraine nichts ändern wird.
Allerdings werden die horrenden Staatsschulden aufgrund des Ausfalls der ukrainischen Kredite und eine durch die Sanktionen schwache Wirtschaft in der EU uns davon abhalten, die 2% „Untergrenze“ zu halten. Nebenbei werden uns die finanziellen Belastungen davon abhalten, unsere bröselnde Infrastruktur instandzusetzen und auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten. Dazu kommt, dass wir durch unser Verhalten wirtschaftlich im Konkurrenzkampf mit den BRICS Staaten an Boden verlieren werden. Die politischen Kräfteverschiebungen in den europäischen Staaten, die schon jetzt einen Kompromiss mit Russland fordern, werden wachsen.
Die Hoffnung im Westen besteht darin, dass das Worst Case Szenario nicht eintritt. Denn auch der Druck auf die russische Regierung wird wachsen. Das Staatsvermögen sinkt, die Zerstörung russischer Betriebe und die Sanktionen werden sich negativ auf Inflationsrate und die Wirtschaftsentwicklung auswirken. Igendwann werden auch den Russen die Freiwilligen ausgehen. Man hofft, das dieser Zeitpunkt erreicht sein wird bevor die russische Armee die gesamte Ukraine besetzen kann. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Der Denkfehler in dieser Überlegung ist zweifach. Zum einen geht er davon aus, dass sich dann noch Ukrainer auf ukrainischem Boden befinden werden, die man zum Untergrundkampf bewegen kann, und zum anderen müssen die Russen gar nicht selbst die gesamte Ukraine dauerhaft besetzen, um sie für der EU und der NATO zu entziehen. Der Klimawandel wird in Zukunft immer mehr Menschen zwingen ihre, unbewohnbar gewordenen Heimatländer zu verlassen. Das gilt auch für große Teile Russlands.
Menschen für eine Neubesiedlung der verweisten Ländereien werden sich also leicht finden lassen. Kim Yong Un wird sicher gern ein paar Bauern schicken, die auf dem Land Getreide für die hungernden Landsleute in Nordkorea anbauen.
Dann fehlt noch eine autokratische Regierung, von Moskaus Gnaden, die nach belarussischem Vorbild für Ordnung sorgt und der „Puffer“ zur NATO ist wieder hergestellt. Investoren zur Ausbeutung der Rohstoffe werden sich in den BRICS Staaten bestimmt finden.
Natürlich wäre das eine ethnische Säuberung und damit ein ganz böses Kriegsverbrechen sowie ein Bruch des Völkerechts. Aber es wäre eben auch nichts, worauf die Russen ein Monopol haben, wenn man sich das Treiben anderer Staaten so anschaut.
Vielleicht sehe ich ja auch zu sehr schwarz. Vielleicht sollte ich einfach mal die rosa Brille aufsetzen. Dann setz ich mich still in eine Ecke und murmele ein Mantra: „Alles wird gut, alles wird gut, alles wird …“
Thomas Melber sagt: 30.10.2024 um 16:01 Uhr
„@Pio-Fritz Die UKR plant die Einberufung weiterer 150.000 Mann über die nächsten drei Monate.“
Sie sagen es, planen heißt nicht, das es auch so umgesetzt wird /werden kann. Im Handelsblatt von gestern wird UKR-Generalmajor Dmytro Martschenko zitiert, der die ukrainische Front „zerbröseln“ sieht. Auch und vor allem, weil es nicht genügend Soldaten gibt. Schon gar nicht, um die kämpfenden Einheit mal für eine Pause heraus zu lösen.
Und die von Ihnen ins Spiel gebrachten Soldaten sollen für 14 geplante Reservebrigaden sein, die auch ausgebildet und ausgestattet sein wollen.
Wie @Schlammstapfer sagt. Obendrauf sind noch die 650.000 wehrfähigen ukrainischen Männer abzuziehen, die sich seit Kriegsbeginn dauerhaft in der EU aufhalten, plus die Zahl derjenigen, die nach Rußland, Moldawien, in die Türkei und andere nicht-EU-Länder ausgewichen sind.
Die Bevölkerungspyramide der Ukraine hat als Besonderhait auch noch eine ausgeprägte „Taille“ im Altersbereich der 15-25jährigen. In diesen Jahren gab es massive Geburtsrückgänge. Es handelt sich übrigens um Jahre, in denen pro-europäische Präsidenten regierten. In den Regierungszeiten von pro-russischen Präsidenten sind die Geburtenzahlen deutlich höher. Summa summarum: Es hat schon seinen Sinn, daß die Ukraine erst ab 25 einzieht. Wenn die relativ wenigen 18-25jährigen eingezogen und an der Front dezimiert würden – wer soll dann das Land nach dem Krieg wieder aufbauen, oder überhaupt die Ukraine erhalten, wenn die komplette Generation junger Erwachsener ausfällt?
Insgesamt sieht es zunehmend schlechter aus für die Ukraine: Im Oktober hat Rußland um die 700 km2 erobert, nach Abzug der ukrainischen Rückeroberungen. Im September waren es etwas über 500 km2, trotz des ukrinischen Vorstoßes bei Kursk, im August irgendwas zwischen 300 und 400 km2. Nach Insiderangaben (siehe oben) fehlt es der Ukraine an Menschen und Material; die vorhandenen Truppen sind kriegsmüde. Im Gegensatz zu allen Prophezeiungen hat Rußland diese Probleme nicht. Rußland hat das ukrainische Rkrutierungsdilemma von vornherein durch die Zahlung großzügiger Rekrutierungsprämien für Freiwillige sowie Rekrutierung in den Gefängnissen vermieden. Sie halten auch die Wehrpflichtigen aus den Kämpfen heraus, was die Moral der Bevölkerung stärkt. Bankrott geht Rußland auch nicht – Deutschland stagniert, Rußland hat 4,x Prozent Wirtschaftswachstum; außerdem beträgt die russische Staatsverschuldung nur einen Bruchteil der westeuropäischer Länder, die staatlichen Goldvorräte nicht zu vergessen.
Das ist der clausewitzsche Abnutzungskrieg in Reinform, und die Ukraine verliert ihn. Der ukrainische Versuch, durch den Vorstoß nach Kursk wesentliche russische Truppenzahlen von der bestehenden Front abzuziehen, hat nicht funktioniert. Die Russen halten permanenten Druck an der ganzen Front aufrecht, und wenn die Ukraine irgendwo nachgibt, rücken sie vor. Wenn die Ukraine anderswo Truppen abzieht, um die Russen aufzuhalten, machen sie an dem geschwächten Bereich Fortschritte. Die Karte lügt nicht.
Schlußfolgerung? Es besteht die reale Möglichkeit, daß die Ukraine wie anno 1918 das deutsche Reich zusammenbricht, ganz ohne daß die Russen in Kiew einmarschieren (müssen). oder es kommt zu einem Frieden a la Frankreich 1940. Eine Meuterei der Armee samt Sturz Selenskis wäre inzwischen auch denkbar.
p.s.
Da es hier noch nirgendwo im Blog gesagt wurde, mache ich es mal:
Daß es jetzt so ist, wie es ist, beruht auf 2 grundsätzlichen Fehlern der Ukraine. Der Ukraine.
1. Sie hatten 30 Jahre Zeit, ihre Landesverteidigung zu organisieren. Sie hatten nach der Unabhängigkeit unter anderem 6.000 Panzer, Schützenpanzer und Transportpanzer zur Verfügung. An Material hat es nicht gemangelt. Aber sie haben nicht.
2. Sie hatten 25 Jahre Zeit, die kulturellen und politischen Differenzen zwischen der Ost- und der Westukraine auszugleichen, Spannungen abzubauen und die ukrainische Bevölkerung zu einen. 25 Jahre. Sie haben nicht.
Von außen kann beides nicht behoben werden. Egal, wie viel Geld und Material man der Ukraine noch gibt.
Ich habe zur aktuellen Lage in der Ukraine einen Vortrag von Oberst Reisner auf Youtube gefunden.
„Lagevortrag – Oberst Reisner an der HSU/UniBw Hamburg“
https://www.youtube.com/watch?v=Jxa_hTYuR4c
Vielleicht war ja der eine oder andere Kommentator persönlich anwesend.
@mitleser:
Hübsch manipulative Anmerkung. Dazu wäre zu ergänzen, dass in Friedenszeiten nicht der ukrainische Präsident die Regierungsgeschäfte führt, sondern der Ministerpräsidentg. Der hieß von 2002-2007 Janukowytsch. Pro-russisch und der Präsident, der während des Maidans abgesetzt wurde, bevor er nach Russland floh. Nebenbei verzeichnete Russland genau denelben Geburtenknick in der Zeit.
Was die Hoffnung auf eine ukrainische Guerilla angeht, wird vermutlich in den von russischen Truppen kontrollierten Bereichen erst einmal das Modell Butscha zur Anwendung kommen. Es werden einfach nicht viele ukrainische Männer im wehrfähigen Alter am Leben gelassen, wo man einmarschiert. Vielleicht lässt man sich von einigen die Treue schwören, damit der allgemeine Betrieb notdürftig am Gange gehalten wird, bis russische Statthalter eintreffen und übernehmen. Aber angesichts der Vorzeichen der russischen Narrative „Es gibt kein ukrainisches Volk“ wird da russifiziert werden, was geht.
Und das bedeutet leider Terror gegen die ukrainische Zivilbevölkerung.
@Metallkopf: Syrien wäre da eine Blaupause an welcher sich der Kreml bediente. -> Verbrannte Erde, Homs/Aleppo etc.
@Someone
Fiel mir auch auf, schon krass, wie die Ukraine seit 2,5 Jahren eigentlich permanent kurz vor dem Zusammenbruch ist, alles durch mysteriöse Leaks und Insider gestützt. Gerne sind die Verbreiter dieser „Nachrichten“ dann auch im Westen lebende Russen oder anderweitig für russische „Vereine“ arbeitende „Experten“.
Warum man derweil die Ukraine immer noch nicht mit „weitreichenden“ Waffen auf russisches Gebiet schießen lässt, um z.B. die Bereitstellungsräume der Nordkoreaner zu vernichten? Tja Angst vorm Atomkrieg (darf nicht fehlen), man glaubt die Legende des unbezwingbaren Russlands selbst, oder man opfert die Ukrainer, um Russland maximal langsam und lang ausbluten zu lassen…
PS: an die üblichen Verdächtigen: Wo bekommt Russland eigentlich die benötigte Menge an Besatzungstruppen für die gesamte Ukraine her?
Ach und wo bringt die EU 15 Mio ukrainische Flüchtlinge unter?
PPS: Deutsche Lust am Untergang überall. Woher kommt das?
es ist keine deutsche Lust am Untergang sondern die Erkenntnis das wir als Wertewesten auf dem Schlachtfeld nicht mit Staaten wie Rußland, Nordkorea, Weißrussland und bestimmt noch ein paar anderen mithalten können oder wollen.
Was ist das dann bei ihnen ? Die Lust an der Realitätsverweigerung ? Ein Beispiel dafür wie sich radikaler Konstruktivismus äußert ?
Come on !
Schlammstapfer sagt:
01.11.2024 um 0:37 Uhr
Sie sollten zwischen dem Effekt der aktuellen strategischen Situation in der Ukraine
und
dern Langzeit-Ereignissen des globalen Klima- und Politik-Wandels unterscheiden.
Das Erste wirkt demnaechst, das Zweite in 30 Jahren.
Ansonsten : Richtig beobachtet.
Mitleser sagt:
01.11.2024 um 13:41 Uhr
BZ !
Und der benevolente Westen soll’s nun auffangen.,…….
Und wiedereinmal ein sehr sehenswertes Video von Perun zum Thema samt eines Überblicks möglicher Reaktionen…
https://www.youtube.com/watch?v=-vL5IHAEiY4
@Schlammstapfer: „Alles wird gut, alles wird gut, alles wird …“ … irgendwann, irgendwie:
Ja, wir sind an dem Punkt der Frage angekommen, ob der nächste Bundeskanzler einen Kriegseintritt der BRD im Rahmen Organisation kollektiver Sicherheit auch kategorisch ausschließen will.
Ansonsten wird es interessant, da uns droht wirtschaftlich zwischen den Blöcken zerrieben zu werden. Flucht nach vorn auf das die UN-Charta wenigstens in Europa robust durchgesetzt wird oder verharren und sehen wie die großen Atommächte das Spiel um Geld und Macht vorgeben.
Und nein, der Taurus wird es nicht retten. Wir haben zu spät Panzer und nie ausreichend allein dumme Munition geliefert. Dass die Ausgangslage der Ukraine nie darauf hingedeutet hat dass sie bis Weihnachten 2024 durchhält sollten wir nicht unterschlagen.
Vae Victis 😥
Was bei der aktuellen Berichterstattung in den dt. Massenmedien viel zu kurz kommt:
1. Die immensen Verluste an Menschen und Material, welches Ru. in den letzten Monaten geopfert hat. Das ist keine nachhaltige Strategie. Ru. wird das langfristig in keinster Weise durchhalten können. Die Zahl an zerstörtem Gerät übertrifft die Neuproduktion bei weitem (ich empfehle hierzu die nahezu täglich erscheinenden Zahlen des OSINT-Spezialisten A. Perpetua http://losses.ukrdailyupdate.com ). Die Verlustrate an Soldaten ist ebenfalls nochmals deutlich angestiegen, und langfristig nicht durchzuhalten. Dass Ru. Soldaten aus Nordkorea holen muss kommt ja nicht von ungefähr. Nordkorea wird aber niemals soviel liefern können, wie Ru. braucht.
2. Die katastrophale und sich schnell verschlechternde wirtschaftliche Situation in Ru.: Ich schrieb hier kurz nach Beginn der Vollinvasion dass Ru. einen Krieg begonnen hat, auf den es nicht vorbereitet war – weder militärisch, noch ökonomisch. Und mit dieser Analyse habe ich recht behalten.
Die Situation hat sich so stark verschlechtert, dass jüngst sogar ein öffentliches blame-game zwischen der ru. Zentralbankchefin und dem Chef des staatlichen Rüstungskonglomerats Rostec entbrannt ist (dazu unten mehr).
Die massiven wirtschaftlichen Probleme Russlands im Detail:
1. Gazprom macht riesige Verluste im Milliardenbereich. Die früheren Gewinne hatten aber zentrale Bedeutung für den ru. Haushalt.
2. Die Hauptabnehmer für Öl – China und Indien – nutzen Ru. prekäre Situation voll aus und verlangen / bekommen massive Rabatte. Außerdem hat Indien durchgesetzt, in Rupien bezahlen zu können. Damit kann aber Ru. nichts anfangen.
3. Das Gas-Pipeline Projekt zwischen China und Ru. ist bis auf weiteres gestoppt.
4. Der geplante Gasverflüssungs-Terminal in Ru. wurde ebenfalls gestoppt. Komplett. Das Projekt ist tot.
5. Ru. finanziert den Krieg bisher aus dem „Wohlstandsfonds“, also Rücklagen. Diese sind jedoch spätestens Ende 2025 aufgebraucht. Dann wird es finanziell sehr eng für Ru., da man international kein Geld aufnehmen kann wegen der Sanktionen, die in diesem Bereich sehr wirksam sind.
6. Die Sanktionen wirken, langsam aber stetig. In einigen Bereichen stärker als in anderen. Was aber allen gemein ist, ist dass sie den Zugang zu Ressourcen für Ru. deutlich erschweren, und die Beschaffungskosten nach oben treiben. Sie verstärken die Inflation in Ru, eines der wirtschaftlichen Hauptprobleme.
7. In Ru. beginnt eine Immobilienblase zu platzen, ähnlich wie in China. Ru. hatte Immobilienkredite massiv subventioniert, was zu Fehlallokationen im Immobiliensektor geführt hat. Diese Subventionen wurden jetzt gestoppt, und zusammen mit den massiv gestiegenen Zinsen sehen sich jetzt die meisten Käufer mit dem Problem konfrontiert, die massiv gestiegenen Finanzierungskosten nicht mehr tragen zu können.
8. Die russische Staatsbahn hatte vor einigen Tagen verkündet, dass sie die Zahl der eingesetzten Waggons um weitere 10% verringern muss, weil (westliche) Ersatzteile fehlen, und weil Arbeitskräfte fehlen (Abwanderung zur Armee und zur Rüstungsproduktion). Das Transportvolumen der Bahn ist in den letzten drei Jahren bereits deutlich geschrumpft.
9. Der größte ru. LKW Hersteller Kamaz ist ebenfalls in die roten Zahlen gerutscht.
10. Arbeitskräftemangel ist inzwischen ein großes Problem in der russischen Wirtschaft. Es fehlt in allen Bereichen, und es mussten bereits ganze Fabriken (z.B. im Lebensmittelbereich) deswegen geschlossen werden. Das Poblem resultiert daraus, dass bisher bis zu 30.000 Mann pro Monat einen Vertrag bei der Armee unterschrieben haben. Arbeitskräfte die kurzfristig fehlen. Aber auch langfristig: Sehr viele kommen im Leichensack zurück, sehr viele verstümmelt, traumatisiert und arbeitsunfähig. Russland kann die Lücken nicht schließen.
11. Das Lohngefüge ist völlig aus den Fugen geraten: Um überhaupt Soldaten rekrutieren zu können, werden die Männer mit irre hohem Sold geködert (bis zu 50.000$ pro Dienstzeit). Das ist insbesondere in den zahlreichen armen Regionen Russlands ein Vermögen. Parallel dazu haben die Rüstungsunternehmen ihre Löhne massivst erhöht, um an Arbeiter zu kommen. Dadurch wurde eine Lohninflation ausgelöst, denn zivile Unternehmen müssen nachziehen, um in einer Situation des Arbeitskräftemangels halbwegs mithalten zu können. Jüngst beschwerte sich der Inhaber eines der größten ru. Agrarunternehmen, dass er einem Melker inzwischen genauso viel zahlen muss, wie früher ein IT-Ingenieur (!) bekommen hat.
12. Dass Inflationsproblem ist mittlerweile so stark, dass die ru. Zentralbank die Zinsen auf 21% (!!) hochsetzen musste. Dadurch wird die Immobilienblase platzen, und Unternehmen können nicht mehr investieren.
13. Prompt beschwerte sich daraufhin öffentlich der Chef des Rüstungskonglomerats Rostec, dass das katastrophale Auswirkungen auf die Industrie hätte und unverantwortlich sei.
14. Die Chefin der Zentralbank Nabiullina (übrigens wirklich sehr kompetent und international angesehen) reagierte sofort auf die Anschuldigungen und redete Klartext: Ru. sei bereits in der katastrophalen Situation der Stagflation, und der einzige Ausweg sei eine lange, sehr schmerzhafte und tiefe Rezession. Das sei immer noch besser als die „Alternative“, nämlich eine Hyperinflation.
Bereits kurz nach Beginn der Vollinvasion bat Nabiullina übrigens um ihre Entlassung. Putin lehnte ab. Sie wusste damals schon, dass Russland das nicht durchhalten können wird.
Dass dieser Streit um die ru. Wirtschaftsprobleme in solcher Schärfe und öffentlich ausgetragen wird, zeigt, wie massiv die Probleme sind. Aus ökonomischer Sicht wird Ru. dass derzeite militärische Tempo noch max. ein Jahr durchhalten können. Danach wird es eng.
Der mittel- und langfristige wirtschaftliche Niedergang Russlands ist ohnehin nicht mehr aufzuhalten. Das hat Nabiullina ebenfalls klar zu verstehen zu geben. Die Frage ist nicht, ob der wirtschaftliche Kollaps kommt, sondern wann, und wie stark er ausfallen wird.
Für die westlichen Unterstützerstaaten der Ukraine bdeutet das, diese Chance zu nutzen, und endlich mal „all-in“ bei der mil. Unterstützung zu gehen. Und gleichzeitig die Sanktionen nachzubessern und zu verstärken, um den wirtschaftlichen Druck zu erhöhen.
[Dezenter Hinweis, dass ein Kommentar in dieser Länge nicht mehr wirklich ein Kommentar ist… T.W.]
@FreeEurope: Sie subsummieren korrekt Aspekte und Indikatoren einer kollabierenden Marktwirtschaft. Ob und inwiefern RU je durch ein Modell der Marktwirtschaft zu beschreiben war ist hier OT ( vgl. Debatte um „Crowny Capitalism“), Jedoch weis ein Ansetzten marktwirtschaftlicher Indikkatoren darauf hin, dass im HIntergrund (auf der Metaebene) eine Wohlfahrtfuktion unterstellt ist. Wohlgemerkt: Funktion…
Die Wohlfahrtsfunktion einer Kkriegsökonomie hingegen ist binärer Natur: [1;0] Sieg oder Niederlage. Das erklärt auch die binäre Retorik „totaler Kriege mit existentiellen Perspektiven“. Russland hat also immer noch die Mööglichkeit der Mobilmachung und der Überführung in eine Kriegsökonomie. Der über den Krieg andauernde „Strukturierungsansatz Faschismus“ des Kreml bereitet diesen Schritt vor. Und für das Regime ist es schon lange existentiell 1 oder 0. Innenlösung nicht absehbar. Ein Mann = eine Meinung = ein Volk: Demokratur…
Daher hat Russland immer noch die Eskalationshoheit, die Ukraine kommt auf dem Zahnfleisch daher… und an dem Tag an welchem die russische „Marktwirtschaft“ kllabiert kommt die Mobilmachung und wir staunen Bauklötze… Mit mehr „Krediten und Führungsrollen“ vertreibt man die Russen nicht aus der Ukraine…
@FreeEurope sagt: 05.11.2024 um 19:06 Uhr
„Für die westlichen Unterstützerstaaten der Ukraine bdeutet das, diese Chance zu nutzen, und endlich mal „all-in“ bei der mil. Unterstützung zu gehen. Und gleichzeitig die Sanktionen nachzubessern und zu verstärken, um den wirtschaftlichen Druck zu erhöhen.“
Definiere „all-in“. Materielle Hilfen? Haben Sie schon mal auf die Werte geschaut (aller Hilfen insgesamt, nicht nur den militärischen)?
Die Rüstungsindustrie in den USA und Europa hat schlicht die Kapazitäten nicht, um im ausreichenden Maß für uns selber und die UKR zu produzieren, diese werden entweder gebaut oder sind in Planung.
Es macht auch keinen Sinn, alles verfügbare Material aus den europäischen Streitkräften abzuziehen und der UKR zu geben. Die wehrpflichtigen, noch nicht gezogenen Ukrainer kämpfen auch nur widerwillig für ihr Land, aber bestimmt nicht für uns. Ansonsten hätte die ukrainische Armee nicht die Personalprobleme, die sie hat. Es wäre an der Zeit für alle Ukrainer, auch persönlich „all-in“ zu gehen, das würde die Position bei neuen Forderungen an den Westen auch stärken.
Und die Mär der zusammenbrechenden russischen Wirtschaft hören wir uns jetzt auch schon seit zwei Jahren an. @AoR hat schon den passenden Hinweis dazu gegeben. Putin geht über Leichen, auch über die seines eignen Volkes. Er ist da nicht besser als sein nordkoreanischer Counterpart. Das macht es ihm auch nahezu unmöglich, den Konflikt ohne Erfolg zu beenden, es würde seine Macht gefährden.
Trump is Back, brace 4 impact…
Vae Victis
[Ehe jetzt alle meinen darauf hinweisen zu müssen, dass Trump wieder zum US-Präsidenten gewählt wurde: Wir stellen das Thema mal hier zurück, bis es was zu sicherheitspolitischen Folgen/Auswirkungen/Überlegungen gibt. Danke. T.W.]
@AoR:
„@FreeEurope: Sie subsummieren korrekt Aspekte und Indikatoren einer kollabierenden Marktwirtschaft. Ob und inwiefern RU je durch ein Modell der Marktwirtschaft zu beschreiben war ist hier OT ( vgl. Debatte um „Crowny Capitalism“), “
Nein, ich habe korrekt den aktuellen Zustand der russischen Wirtschaft beschrieben, mit ihren spezifischen Charakteristika. Die ru. Wirtschaft ist eine Marktwirtschaft mit massivem staatlichen / kleptokratischen Einfluss, der zu sehr starken Effizienzverlusten führt.
„Russland hat also immer noch die Mööglichkeit der Mobilmachung und der Überführung in eine Kriegsökonomie. “
Russland befindet sich doch längst in einer Kriegsökonomie! Das ist doch ein zentraler Grund für die massiven wirtschaftlichen Probleme. Die ru. Zentralbankchefin hat genau das in aller Klarheit ausgesprochen. Und alle verfügbaren Daten belegen auch genau das.
Die Mobilmachung würde die allermeisten der oben genannten Probleme nochmals massiv verschärfen! Es hat schon seinen Grund, warum Ru. bisher davor zurückgeschreckt hat. Bisher hat man mit dem Verheizen der ethnischen Minderheiten die ethnischen Russen im Westen des Landes weitgehend unbehelligt lassen können. Das wäre mit einer echten Mobilmachung vorbei. Und dann könnte es auch mit der fatalistischen Haltung der ethnischen Russen vorbei sein. Es könnte ein Punkt kommen, an dem die Stimmung kippt: Verschärfte wirtschaftliche Probleme + Mobilmachung. Eine gefährliche Mischung. Und davor hat Putin Angst.
Abgesehen davon: Durch eine Mobilmachung hunderttausende neue Soldaten einzuziehen, ist eine Sache. Die mit Kampfpanzern, Schützenpanzern, Artillerie etc. auszurüsten, eine andere. Die Ressourcen hat Russland in der Größe einfach nicht mehr. Es fehlt ja jetzt schon zunehmend z.B. an APCs und Artillerie an der Front.
„Daher hat Russland immer noch die Eskalationshoheit, “
Hätten sie die wirklich noch vollumfänglich, wären sie nicht darauf angewiesen, T-55, chinesische Golf-Karts, nordkoreanische Soldaten und überalterte nordkoreanische Munition mit extrem hohen Ausfallraten an die Front zu schicken.
Die unerschöpflichen russischen Ressourcen sind ein Propagandamythos. Auch deren Ressourcen sind begrenzt. Und das kann und muss ausgenutzt werden.
@ FreeEurope: Grundsätzliche Zustimmung was die Analyse betrifft. Die Eskalationshoheit hat Ru nicht mehr – aber letztendlich ist Quantität eine besondere Form der Qualität. Auch Ru ist schon auf der letzten Rille was Personal und Material betrifft. Nur hat es beides in höheren Fallzahlen und zudem genug kostengünstige Assets seiner (Quasi-)Verbündeten Nordkorea, Iran und China (letzteres was dual-use betrifft). Und drittens deutlich weniger Skrupel den Fleischwolf anzuwerfen.
Das Szenario eines Abnutzungskrieges bei ahnlicher Technologie mit hoher Attrition und kalkulierten Verlusten von 6-1 in der Spitze und 3-1 im Mittel war immer realistisch und ist auch so umgesetzt worden.
Zukünftige Entwicklungen sind sehr spekulativ, aber es liegen ja mehrere Optionen auf dem Tisch ohne die x-Blase zu bemühen oder zu schwurbeln. Die ru. Propaganda ist da in den letzten Jahren auch besser deutlich besser geworden als noch 2021/2022. Der zeitliche Horizont Russlands hinsichtlich Machtausübung und militärischer Kampfkraft ist ja klar skizziert und oft genug auch valide belegt worden – basiert aber ähnlich wie der zeitliche Horizont der Ukraine auf Annahmen und empirisch (teils besseren, teils schlechteren) Empfehlungen und der Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten (nicht Gewissheiten, nicht Automatismen). Und daher ist die Eskalationshoheit eben nicht mehr bei Russland, aber letztendlich ist es tragischerweise fast egal, da die Ukraine diese alleine nicht erlangen kann und wir es als Westen/NATO/EU nicht wollen. Und damit geht die Dominanz an den Akteur, der bereit ist seine Vorteile gegen Widerstände auszuspielen. Und Ru hat den quantitativen Vorteil, der aktuell recht
@Pio-Fritz:
„Definiere „all-in“. Materielle Hilfen? Haben Sie schon mal auf die Werte geschaut (aller Hilfen insgesamt, nicht nur den militärischen)?“
Ja, habe ich. Das Institut für Weltwirtschaft in Kiel veröffentlicht dazu ja regelmäßig die entsprechenden Daten. Und die zeigen ja eindeutig, dass es für keinen der Unterstützerstaaten, und vor allen Dingen nicht für Deutschland (wir stehen im Ranking aktuell nur auf dem 14. Platz), ein wirtschaftliches Problem darstellt. Die frühere estnische Ministerpräsidentin hatte zurecht darauf hingewiesen, dass mit nur 0,25% BIP Anteil durch alle Unterstützerstaaten eine umfassende und ausreichende Hilfe für die Ukraine möglich ist.
Wenn uns in den westlichen Demokratien diese 0,25% unseres BIP für unsere Freiheit und Sicherheit zu viel sind, dann haben wir ein Leben in Freiheit und Demokratie nicht verdient. Und dann wird Russland sein Ziel der Herrschaft über Europa erreichen.
Außerdem: Ein Sieg Russlands würde uns ein Vielfaches dessen kosten, was wir derzeit an Unterstützung aufbringen:
https://www.ifw-kiel.de/de/publikationen/aktuelles/militaerhilfe-fuer-die-ukraine-stopp-kostet-deutschland-viel-mehr-als-fortfuehrung/
Diese Tatsache wird von den Links-/Rechts-Populisten von Die Linke, BSW, AfD, linkem SPD Flügel ja immer schön unter den Teppich gekehrt.
Ein Sieg der Ukraine ist nicht nur in unserem ureigensten Sicherheitsinteresse, sondern auch in unserem ökonomischen Interesse.
„Die Rüstungsindustrie in den USA und Europa hat schlicht die Kapazitäten nicht, um im ausreichenden Maß für uns selber und die UKR zu produzieren, diese werden entweder gebaut oder sind in Planung.“
Falscher, veralteter Denkansatz:
1. Die ukrainische Rüstungsindustrie ist inzwischen in der Lage, für 20 Mrd. $ jährlich Waffen und Munition zu produzieren (und die Kapazität wächst monatlich!). Die ukrainische Regierung hat jedoch nur 6 Mrd. an Haushaltsmitteln für Käufe zur Verfügung.
Wir könnten also für 14 Mrd. Waffen und Munition für die Ukraine bei der ukr. Rüstungsindustrie kaufen. Das wäre ein erheblicher Geschwindigkeits- und Effizienzgewinn. Die Ukraine produziert Waffen in sehr guter Qualität (z.B. Bohdana Haubitze, BTR-4 IFV, Stugna-P) zu erheblich geringeren Kosten. Konkretes Beispiel:
Die neue Bohdana Radhaubitze kostet nur die Hälfte einer französischen Caesar Radhaubitze, und nur 1/6 einer dt. RCH-155. Die Ukraine ist inzwischen in der Lage, knapp 20 Stück (!) dieser neuen Radhaubitze pro Monat zu produzieren.
Für nur lächerliche 100 Mio. € könnten wir z.B. der Ukraine 40 Bohdana liefern, und das in nur gut zwei Monaten. Das wäre eine deutlich wirksamere Hilfe, als nochmals eine handvoll RCH-155 zu bestellen, die dann erst in 2-3 Jahren ausgeliefert werden können (die Auslieferung der ersten RCH-155 wird sich übrigens – wie für D. typisch – ein weiteres knappes halbes Jahr verzögern).
Seit fast einem Jahr bittet die Ukraine darum, diesen weit effizienteren Weg zu beschreiten (nicht als Ersatz, aber als wichtige Ergänzung). Unsere Bundesregierung stellt sich aber taub. Anders die Skandinavier und Balten: Die haben in diesem Jahr bereits angefangen, bei der ukr. Rüstungsindustrie zu ordern für die ukr. Armee. Jüngst hat z.B. Dänemark 12 Bohdana für die ukr. Armee gekauft.
Hier besteht also ein riesiges Potential für eine extrem schnelle und kosteneffiziente Unterstützung. Man muss nur wollen. Dieser Wille fehlt aber derzeit leider in Berlin.
2. In den USA bestehen noch riesige Lagerbestände an Bradley, Abrams, HMMV, M113, MaxPro etc., die genutzt werden könnten. Die sind buchhalterisch abgeschrieben und könnten für relativ geringe Beträge erworben und kurzfristig wieder einsatzfähig gemacht werden.
Polen, Slowenien und Kroatien verfügen auch noch über zusammen eine dreistellige Anzahl an MBTs und IFVs sowjetischer Bauart in einsatzfähigem Zustand, auf die zugegriffen werden könnte.
FreeEurope sagt: 05.11.2024 um 19:06 Uhr
Prima Analyse! Jetzt muss das Thema Ukraine nur noch bei „the Donald“ auf Platz dreihundertfünfunddrölfzig seiner „bucket list“ stehen und wir habens geschafft. Denn hierzulande kriegen wir ja die Zeit immer noch nicht richtig gewendet.. vielleicht sollten wir heimlich nachts mal ein Buch von Albert Einstein vor den Bundestag ablegen, um in der Sache für neue Impulse zu sorgen. Es ist zum Verzweifeln..
Ich befürchte eher, eine Blutsturzaktion des alten und neuen POTUS führt zu einer Art „Mirakel von Moskau“.. es ist zum Heulen.