Merkposten: Gesundheitsversorgung im Ernstfall
Das ist, zugegeben, recht speziell: Die Bundesärztekammer hat in der vergangenen Woche verschiedene Akteure zum Dialog über die Frage gebeten, wie eine Patientenversorgung im Ernstfall aussehen könnte – und dabei hatte schon der Begriff Ernstfall eine gewisse Bandbreite: Das fängt alles schon lange vor dem Spannungs- oder gar Verteidigungsfall an
Ich durfte die Debatte mit der Schleswig-Holsteinischen Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (zugleich amtierende Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz), Heyo Kroemer, Vorsitzender des ExpertInnenrats Gesundheit und Resilienz (und Vorstandsvorsitzender der Berliner Charité), Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und Generaloberstabsarzt (KORREKTUR) Ralf Hoffmann, Befehlshaber des Zentralen Sanitätsdienstes, moderieren.
Eine Zusammenfassung ihrer Aussagen hat die Bundesärztekammer hier zusammengestellt; und von der kompletten Veranstaltung gibt es ein Video:
Wenn man weiß, wie viele Betten es für (schwer/-st) Brandverletzte es in Deutschland gibt, daß mit der sog. Krankenhausreform Bettenkapazität abgebaut werden soll und man die Annahmen über die Verletzten- / Verwundetenzahlen in einem Konfliktfall kennt (davon viele Traumapatienten) kann einem Angst und Bange werden.
Zudem stehen dann auch die BwK nicht mehr für die zivile Seite zur Verfügung, da muß dann dort Kapazität vorgehalten bzw. aufgebaut werden.
Auch die Dienstverpflichtung von dann angelerntem Pflegepersonal muß zumindest organisatorisch vorbereitet werden.
Bei Ralf Hoffmanns Dienstgrad gab es einen kleinen Typo, der den Mann zum Vorgesetzten des GI machen würde :)
[Danke, und eigentlich weiß ich ja auch, dass es – noch? – keinen Generaloberstarzt gibt… T.W.]
Wir hatten in der Zeit von 2007-2019 immer eine Bettenbelegung um die 77% herum über alle Krankenhäuser Deutschlands hinweg. Diese fiel 2020-2022 auf 67%, 68%, 69% ab und hat sich meines Wissens auch danach nicht mehr auf die 77% erholt, daher werden auch zukünftig weitere Betten abgebaut werden.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/157050/umfrage/bettenauslastung-in-deutschen-krankenhaeusern-seit-1998/
Grüße.
Ich war zunächst erstaunt ob der Moderation dieser Diskussion durch den Hausherrn T.W. Aber wie immer sehr souverän.
Das Thema ist ja im Grunde schon ewig der rosa Elefant im Raum. Ich war auch schon auf entsprechenden Vorträgen.
In der Medizin wurde das schon immer als Notfallmedizin bezeichnet. Im dt. Sprachraum wurde früher ( in den Zeiten des kalten Kriegs ) der Begriff „Katastrophenmedizin“ eher vermieden.
Dieser Ausdruck trifft es meiner Meinung nach aber am besten.
Es gibt da eine stark aufsteigende Reihe von Eskalationsszenarien.
Die zwar katastrophalen aber lokal begrenzten Varianten wie die im obigen Diskussionsvideo verlinkte Variante Chemiewerksunfall, oder auch Absturz einer Passagiermaschine sind zwar fürchterlich, aber durchaus beherrschbar.
Wirkliche Naturkatastrophen mit extrem vielen Verletzten gibt es eher bei Vulkanausbrüchen oder starken Erdbeben. Beides hierzulande unwahrscheinlich.
Wirklich dramatisch wird es im Kriegsfall. Eine oft genannte Zahl sind 1000 Verletzte pro Tag. Und da wird es schwierig, es scheint aber irgendwie möglich zu sein. Zumindest deutschlandweit.
Allerdings ist das stark abhängig von der Art der Verletzung.
Die Verletzungen die mit Abstand den meisten Aufwand erzeugen sind starke Verbrennungen und starke Verstrahlungen.
Und, man ahnt es schon, der Anfang der letzten Eskalationsstufe ist der Einsatz einer einzigen Kernwaffe. Strategisch. Ziel auf eine Millionenstadt. Schauder…
Das ist dann eine Situation die man nur mit Chaos beschreiben kann. Zehntausende dem Tode geweihter Menschen. Über hunderttausend teils schwer Verletzte.
Innerhalb von Minuten.
Zusätzlich ergibt sich da noch das Problem das niemand vorhersagen kann wie eine politische Führung da reagiert, und sei sie sonst als noch so bedächtig bekannt…
Und ja, wie schon in der Diskussion deutlich wurde: Ohne zusätzliche finanzielle Mittel geht es nicht. Die Frage ist nur wie man die denn genau am effizientesten einsetzt…
@Apollo 11
Hier in Ergänzung ‚mal ein paar Zahlen:
https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Krankenhaeuser/_inhalt.html
Die Herausforderung ist, daß es jeden Tag (!) mglw. 1.000 Neuzugänge gibt, die versorgt werden müssen. Die durchschnittliche Verweildauer ist natürlich schwer zu bestimmen, aber wenn man von zwei Wochen ausgeht bedeutet das einen Bedarf von 14.000 (Intensiv- ?) Betten.
Und die BwK stehen der zivilen Seite dann wohl nicht mehr zur Verfügung, die feldtauglichen Ärzte sind dann auch eher im Kampfgebiet.
Die notwendigen Traumamediziner fehlen eh.
Ernshafte Frage:
In Hochzeiten der Corona-Pandemie wurden doch Hunderte und tausende Betten aus dem Boden gestampft. In Berlin in alten Messehallen, in München am Olympiapark etc.
Wo sind die Betten (also das Equipment)?
Was wurde aus den Notfallplänen?
Ganz egal, welche Utopie es ist, in Extremst-Lagen adäquate medizinische Hilfe bereitstellen zu können – unabhängig vom Wollen.
Intelligenterweise hat man ja auch die Reservelazarett-Organisation eingestampft, das wird also alles problemlos gehen (böse Ironie aus).
Ich habe selbst in den 1980/1990ern aktiv da mitgearbeitet. Wir haben den Auftrag wirklich ernst genommen, versucht alle Planstellen sinnvoll zu besetzen usw. usw.
Dann kam plötzlich eine projektierte Vorlaufzeit im Spannungsfall von 6 Monaten (sehr realistisch), alle baulichen Maßnahmen (Umrüstung Kantine in Operationssaal u.ä.) wurden gestoppt und dann eine ResLazGrp nach der anderen aufgelöst.
Schon bei Covid wäre da ein Zugriff auf diese Reserven segensreich gewesen.
Als beorderter Reservist und gleichzeitig Niedergelassener fand ich die Aussagen spannend,
Interessant aber auch wie schnell so ein 3Sterner in Deckung gehen kann , wenn Fragen sehr konkret werden. Tatsächlich bleibet der rote Faden : Die Politik muss klar kommunizieren, was Phase ist und vor allem aber auch Gelder rausreichen. Aktuell scheint das nur auf Länderebene zu funktionieren.
Nachtrag:
Ein strategisch atomarer Schlag wie oben erwähnt erscheint ( trotz der Drohung in russ. Talkshows des Staatsfernsehens ) so unwahrscheinlich das es hierzu natürlich keine dezidierten Planungen für solche im Grunde völlig unbeherrschbaren Szenarien gibt.
Sehr sinnvoll hingegen wäre die Planung für die oft erwähnte Zahl von 1000 Verletzten pro Tag. Nadelöhr hierbei sind wie schon erwähnt nicht die Krankenhausbetten sondern Personal und Spezialisten.
Diese Situation ist mutmaßlich handlebar wenn man im Vorfeld denn Zeit und Geld aufwenden würde. Allerdings darf man dann hier keine Maßstäbe von Friedenszeiten anlegen, was oft vergessen wird…
Irgendwie erscheint mir eine Lage mit voller Beteiligung der NATO nach Angriff auf Teile des NATO-Gebietes surreal.
Dummerweise hatte ich den gleichen Gedanken im Vorfeld der Ukraine-Invasion…
Aber wie gesagt, eine Planung für 1000 Verletzte pro Tag erscheint wirklich sinnvoll… Eine entscheidende Frage wäre dann auch das angenommene Verhältnis NATO-Soldaten zu Zivilisten.. Dazu hört man wenig…
@doc, das momentan gefühlt die Länder eher ins doing kommen und in diesem Bereich auch konkret Gelder bereitstellen, könnte auch mit Verteilung der Aufgaben zwischen Bund und Ländern zutun haben. Der Bund ist für den Zivilschutz im Kriegsfall zuständig, während die Länder für den Katastrophenschutz verantwortlich sind. Und da sind die Gefahren durch z.B. Extremwetter deutlich greifbarer.
@Apollo 11, ein weiterer Grund warum es keine Pläne für die Detonation eines einzelnen Atomsprungkopfes gibt, dürfte sein. Wie wahrscheinlich ist es das es bei nur einem bleibt?
Und warum sollte es relevant sein wie sich die 1000 Verletzten am Tag zwischen Soldaten und Zivilisten aufteilen? Allein schon die reine Menge zusätzlich versorgen zu wollen/ müssen dürfte eine Herausforderung sein. Schließlich wird das Leben bei uns ja nicht anhalten dafür.
Wer Schutz vom Staat im Krieg oder vor einem Krieg erwartet, sollte Deutschland verlassen. Es gibt weder ausreichend Schutzbunker, Krankenhausbetten und auch nicht ausreichend ausgebildete Mediziner für Kriegsverletzungen. Die Regierung lässt dies zu.
Der Bettenabbau erfolgt zur Zeit überwiegend im ländlichen Raum und vor allem in kleinen Häusern. Aus meiner Sicht sind diese eher nicht für die Versorgung der im Kriegsfall zu versorgenden Patienten geeignet. Und ja, Corona war eine gute Übung für unsere Gesundheitssystem und in meiner Beobachtung ein Beispiel, wie schnell Deutschland in der Lage ist, auf Notlagen schnell zu reagieren.. Viele der damals implementierten Verfahren, Register und Netzwerke sind heute noch aktiv, bzw. schnell zu reaktivieren. Hierbei bin ich zuversichtlich.
Darüber muss man mal nachdenken… darüber muss man mal reden…
Ich fühle mich gerade um 2,5 Stunden meines Lebens betrogen, denn ich hatte schon die ersten Antworten erwartet und tatsächlich sind die noch am überlegen welche Fragen gestellt werden müssen.
Also zurückschalten ins Real Life:
So meldet der Tagesspiegel gestern:
Heute wurden zwei weitere Artikel dazu veröffentlicht. Die Angriffe auf diese Einrichtungen sind weitaus schwerwiegender als gestern bekannt gegeben. Insgesamt sind vier KHS-Notaufnahmen in Berlin nicht mehr von den Rettungsdiensten anfahrbar weil die IT-System ausgefallen sind, ein Ende des Ausfalls ist nicht absehbar.
Auch von heute und nicht weniger dramatisch:
Insgesamt können nur 70% der diesjährigen Ausbildungsplätze besetzt werden, im Bereich Rettungsdienst (Notfallsanitäter) fehlen 25%.
Wozu Notaufnahmen wenn da niemand jemanden hinbringen kann…?
„@Christian-juergen Buehring sagt:
15.10.2024 um 14:02 Uhr
Es gibt weder ausreichend Schutzbunker,…“
Gab es auch im Kalten Krieg nicht.
Max. 10 % der Bevölkerung in der BRD
hätten Platz in einem Schutzbunker gefunden.
Und eine Lehre aus dem Kalten Krieg
war u.a. das es in einer atomaren Auseinandersetzung vollkommen nutzlos ist in einem Bunker 2 bis 4 Wochen zu überleben.
Denn spätestens dann wären die Vorräte zu Ende gewesen und man hätte die Bunker verlassen müssen…
in eine atomar verseuchte Umgebung…
Wer war da besser dran?
Der sofort im Atompilz Verdampfte…
oder der langsam an Verstrahlung, Hunger und Durst Dahinsterbende… ?
Und bitte jetzt nicht die unsinnige Aussage vom begrenzten Atomkrieg…
Das war früher schon Unsinn… und ist es auch heute noch…
Wenn eine Seite auf den roten Knopf drückt… tut es auch die andere… innerhalb von max. 20…30 Minuten…
(Mittlere Flugzeit der Interkontinentalraketen RU USA)
Da gibt es kein großes Nachdenken mehr… nur das Ende der Welt.
War früher so … und ist es heute noch.
Hieß im schönen Bürokratiedeutsch:
„Mehrfachvernichtungskapazität“
Aber anscheinend will jede Generation die gleichen Fehler machen wie ihre Vorgänger… 😉
[Das führt jetzt ein wenig vom Thema weg, vorsichtig gesagt – es ging nicht um einen Nuklearkrieg. Diese Ausweitung des Threads deshalb bitte nicht. T.W.]
@EFW152, da wäre ich vorsichtig. Auch für das kleine Haus auf dem Land sehe ich in so einem Szenario auch eine Berechtigung. Ja es wird sicher nicht die erste Wahl sein als erste Station für Verletzte die frisch per MedEvac Flieger ankommen, das werden die Maximalversorger übernehmen. Aber zur Entlastung der Maximalversorger wenn es um Patienten geht die nur noch pflegerische Versorgung brauchen, das kann auch das kleine Haus um die Ecke leisten.
EFW152 sagt:
15.10.2024 um 18:15 Uhr
Der Bettenabbau erfolgt zur Zeit überwiegend im ländlichen Raum und vor allem in kleinen Häusern. Aus meiner Sicht sind diese eher nicht für die Versorgung der im Kriegsfall zu versorgenden Patienten geeignet. Und ja, Corona war eine gute Übung für unsere Gesundheitssystem und in meiner Beobachtung ein Beispiel, wie schnell Deutschland in der Lage ist, auf Notlagen schnell zu reagieren.. Viele der damals implementierten Verfahren, Register und Netzwerke sind heute noch aktiv, bzw. schnell zu reaktivieren. Hierbei bin ich zuversichtlich.
Dem möchte ich klar widersprechen. Diese oft unreflektierte Ansicht wird gerne von Menschen wiedergegeben die nicht im Gesundheitswesen arbeiten und entspricht leider auch dem aktuellen Duktus der Politik.
Hier die wichtigsten Argumente zur Widerlegung in Bezug auf Katastrophen- und Kriegsmedizin:
1. Eine der Stärken des deutschen Gesundheitswesen ist die dezentrale (Grund)Versorgung, da genau hier über Skaleneffekte auch der größte Aufwuchs an Kapazitäten zu schaffen ist. Wenn sie 1000 Krankenhäuser haben, die je 50 Betten zusätzlich schaffen können ist das eine echte Hausnummer.
2. Der limitierende Faktor des (im Kriegs- oder Katastrophenfall dringend notwendigen) Aufwuchses ist das verfügbare Personal. Dieser Mangel ist schon in Friedenszeiten ein großes Thema. Die größten stillen / zusätzlichen Reserven an Fach- und Hilfspersonal hat man auf dem Land in Form von niedergelassenen Ärzten, (pensionierten) Mitarbeitern (z.B. Krankenpflegepersonen) und Feuerwehr- Rettungsdienstpersonal und anderen Ehrenamt. Hinzu kommt eine auf dem Land deutlich ausgeprägte Hilfsmentalität, die nur nicht suffizient organisiert ist.
3. Im Bereich der niedrigen bis mittleren Verletzungsgrade reichen die medizinischen Kompetenzen der kleinen Landkliniken bestens aus. Es sind nicht alle schwerstverletzt und mit dieser Verteilung entlastet man die Behandlungszentren für Schwerstverletzte. Stichwort Kleeblatt-System. Außerdem konzentriert sich die Katastrophen- und Kriegsmedizin eher auf Verletzte die mit wenig Ressourcenaufwand wieder hergestellt werden können, heißt das Schwerstverletzte oft früh aufgegeben werden (müssen).
4. Besonders die Ballungszentren werden im Kriegsfall (auch konventionell) am heftigsten betroffen sein. Und damit auch die großen Kliniken, die aufgrund von nicht mehr vorhandener Logistik innerhalb von spätestens 14 Tagen ihre Kapazitäten nicht mehr voll nutzen können. In den ländlichen Kliniken ist die Logistik wahrscheinlich länger zu gewährleisten.
Ich freue mich auf einen regen und sachlichen Austausch zu diesem Thema. Allerdings bin ich auch etwas entsetzt darüber wie weit am Anfang diese Diskussion steht und wie wenig Planungen hier bestehen. Zumal wir uns hierzu ein eigenes Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe dafür halten, das schlappe 500 Stellen frisst, die in Friedenszeiten KEINE Aufgaben haben. Und hinzu kommen noch 16 Landesbehörden, die durch 400 kommunale Katastrophenbeauftragte und Rettungsdienstorganisationen „unterstützt“ werden. Das sind mehrere 1000 Menschen die sich damit auskennen sollten. Und wir sind echt noch nicht weiter??? Wow.
Die Antwort die keiner hören will ist doch die, dass nicht genug Behandlungskapazität zur Verfügung stehen werden. Ein Bett ohne, dass jemand am Bett steht ist lediglich eine Projektion einer Behandlung- heißt: Es soll Menschen beruhigen. Menschen verbinden ja mit einem Bett Sicherheit. Überspizt: Tiere gehen ins Sterbeloch, Menschen ins Bett. In den Einsätzen war es aber doch auch ähnlich, insbesondere in den Erstkontingenten. Bei einem MANV hätten die Kapazitäten nicht gereicht – in Mali hatte man zwei chirurgische Möglichkeit gleichzeitig – mehr nicht. Und natürlich die Chinesen mit ihrer Projektionsklinik (ich will aber kein OT erzeugen).
Fakt ist: Menschen werden sterben, weil die Ressourcen nicht ausreichen werden und es wäre hilfreich das auch klar zu benennen, anstatt Nebelkerzen zu werfen.
„Leider“ arbeite ich sehrwohl vor Ort am Patienten und erlebe tagtäglich die Insuffizienz unseres Gesundheitswesens.. Und ja, Stärken der dezentralen Grundversorgung sind Krankenhäuser ohne ausreichendes ärztliches Personal und Kliniken, in denen man sich lieber nicht behandeln lassen möchte, weil der jeweilige Eingriff alle drei Jahre mal durchgeführt wird, Aber jetzt wird das Off-topic. Entschuldigung..
In den letzten Jahren haben die Maximalversorger und Rettungsdienste ganz erhebliche Fortschritte in der Notfallversorgung, beim MANV und in der Vernetzung gemacht – s.a. Kleeblattprinzip. Die „kleinen“ Häuser sollten sich hier einreihen, als qualifizierte und gut vernetzte ambulante Notfallzentren.
Ich bin nicht kompetent für militärische Sicherstellung der Gesundheitsversorgung, könnte mir aber vorstellen, daß solche ambulanten Zentren in Ernstfall als Keimzellen einer dann dezentralisierten Versorgung dienen können, da wie oben sicherlich zu recht ausgeführt Maximalversorger ein begehrte wenn auch völkerrechtlich illegales Ziel sein werden..
Was in der Debatte aus meiner Sicht auch deutlich zu kurz kommt ist die Materialversorgung/Nachschub/Logistik. Insbesondere EVG (Einwegmaterial für „normal“ sozialisierte Menschen. Aus der Ukraine wissen wir, dass dort so ziemlich alles Mangelware ist von einfachen provisorischen Schienen („SAM-Splints“) bis zum sterilen (Einweg-)Instrumentarium, muss man aus meiner Sicht auch klar kommunizieren, dass der derzeitige medizinische Behandlungsstandard nicht zu halten ist. Dies wird nochmal eklatanter sichtbar, wenn wir bereits jetzt im Friedensbetrieb starke Engpässe bei z.B. einfacher steriler Kochsalzlösung haben.
Hier braucht es aus meiner Sicht konkrete Planungen, wie mit den begrenzten Ressourcen umgegangen werden soll (Notfallaufbereitung von Kompressen/Instrumentarium).
Derzeitiger Standard auf BW-Übungen scheint mir da die Verleugnung des Problems, „Material steht im Spiel unbegrenzt zur Verfügung“. Dies ist aber vermutlich daein begründet, dass die „taktische Schlammzone“ hier keine Lösung improvisieren kann. Dies muss die strategische Ebene liefern.
Alles auf den Punkt gebracht. Sehr nachvollziehbare Beurteilung vom „Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr Unterabteilung VII – Führung, Einsatz, Lagezentrum“.
https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/bisherige-erkenntnisse-aus-dem-krieg-in-der-ukraine-und-ableitungen-fuer-den-sanitaetsdienst-der-bundeswehr
„Auf größeren Entfernungen kommt der schienengebundenen Verlegung mit Lazarettzügen besondere Bedeutung zu“ … „Sollen wiederbeschafft werden: Krankentransportzüge“.
Fordern Wissende z.B. bei #miltwitter seit 2,5 Jahren.
@GabrieleKleink1 „Diese Forderung soll seit langem auf dem Tisch liegen, es geht nur schleppend voran. Projektgelder wurden genehmigt, 2023“.
@VorgBeob
„Es liegt eher an den verschiedenen Ressorts (BMVg, BMDV, BMG), die ein gemeinsames Konzept erarbeiten sollen. Auf Nachfragen antwortet die BReg nur mit Verweis auf die noch laufende Ressortabstimmung“.
Federführung im BMVg?
Und der Bundesgesundheitsminister fabuliert in seinem Elfenbeinturm über seine ach so tolle Krankenhausreform, die außer ihm und seinen Mitarbeitern weder die Bundesländer noch die Masse der Kliniken wollen. In welchem Wolkenkuckucksheim lebt der Mann?
@ Jan-Peter Brodersen „Wir hatten in der Zeit von 2007-2019 immer eine Bettenbelegung um die 77% herum über alle Krankenhäuser Deutschlands hinweg. Diese fiel 2020-2022 auf 67%, 68%, 69% ab“
Diese Statistik betrifft sofern die Basisdaten auf dem Statistischen Bundesamt beruhen – nur die Planbetten: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Glossar/bettenauslastung.html . Es werden die ideal bei voller Personalbesetzung verfügbaren Betten als 100% angenommen. Ich selbst arbeite ärztlich an einem Universitätsklinikum in NRW und blicke auf Erfahrung in mehreren großen Kliniken in Großstädten zurück und kann ihnen versichern: Die Auslastung liegt weit über 90%. Wissenschaftlich und frei verfügbar sind diesbezüglich z.B. Daten der DGINA:
https://www.dgina.de/aktuelles/dgina-blitzumfrage-veroeffentlichung-und-ergebnisse
https://www.dgina.de/aktuelles/zweite-dgina-blitzumfrage-ergebnisse-veroeffentlicht
@ Christian-juergen Buehring: „Es gibt […] auch nicht ausreichend ausgebildete Mediziner für Kriegsverletzungen. Die Regierung lässt dies zu.“
Dem Zusammenhang aus Regierung und Expertise bei Medizinern in der Versorgung von Kriegsverletzten muss ich an dieser Stelle widersprechen: Die Verletzungsmuster sind grundlegend andere als in der zivilen Medizin und (glücklicherweise) treten derartige Verletzungen in Deutschland seltener auf. In den USA oder Südafrika ist die Inzidenz von z.B. Schussverletzungen höher und damit auch die Expertise in der Behandlung seitens der Ärzte. Auch der Wechsel von Operationen am offenen Situs hin zu minimalinvasiven Techniken ist hier ein Faktor. Daher das alles primär der Regierung zuzuschieben ist nicht korrekt. Selbst Weiterbildungsinhalte werden primär durch die Selbstverwaltung der Ärzte festgelegt, auch hier hat die Regierung nur geringen Einfluss.
Grundsätzlich haben wir noch einiges an Planungen und Aufgaben zu erledigen, aber wenn der gesamtgesellschaftliche Diskurs von diesen Themen nichts hören möchte und entsprechende Veränderungen den WählerInnen nicht vermittelbar sind wird das leider nichts.
@HMK
Der Rückgang der Belegung der vorhanden en Betten ist politisch gewollt und steht im engen Zusammenhang nach DRG. DRG halten die Versorger an, die Patienten nach der sogenannten Mindestverweildauer zu entlassen. Jeder weiter Tag muss zumindest bis zu einer weiteren Grenze von Krankenhaus bezahlt werden, ohne Ausgleich. Also entlassen wir ggf. „Blutig“.
Leider gibt es keine Möglichkeit, den wirklich entlassbaren Patienten Iim Krankenhaus weiter zu behandeln.
I m Verteidigungfall wird und diese sektorale Trennung massiv auf die Füße fallen. Herrn Lauterbach ’s Reform ist nicht iideal aber besser als andere Vorschläge.
Deutschlands Gesundheitwesen erstickt seit Jahrzehnten an Standesdünkel. Und Bürokratie.