DroneWatch: Litauische Kampfdrohnen, drohnenarme Bundeswehr, ukrainische Thermit-Drohnen (m. Korrektur)

Es gibt praktische keine andere militärische Entwicklung, bei der sich die Meldungen so häufen, wie Drohnen in allen Varianten für Streitkräfte. Die Entwicklung braucht auch hier bisschen mehr Beobachtung; deshalb also (endlich wieder mal) ein Sammler mit Nachrichten aus den vergangenen Tagen – von neuen Kampfdrohnen Litauens bis zum Überblick über den Stand in der Bundeswehr:

• Die litauische Regierung hat am vergangenen Freitag – kleinere – unbemannte fliegende Systeme mit möglicher Bewaffnung vorgestellt. Von den Kampfdrohnen-Typen, die von fünf Unternehmen in Litauen entwickelt und produziert wurden, kaufte die Agentur für Verteidigungsressourcen 7.500 Stück für acht Millionen Euro – 2.500 Exemplare sind für die eigenen Streitkräfte bestimmt, knapp 5.000 sollen an die Ukraine (KORREKTUR, nicht Litauen) geliefert werden.

Die Drohnen, erklärte das Verteidigungsministerium, seien vollständige Systeme mit Energieversorgung und Steuerung. Die Truppe müsse nur noch die Munition anschließen, konkret also einen Sprengsatz oder eine Granate hinzufügen. Es handelt sich um Kamikaze-Drohnen, die in ein Ziel gesteuert werden und dann explodieren. Erprobt wurden die Systeme, die noch in diesem Jahr ausgeliefert werden sollen, in der Ukraine unter Frontbedingungen.

• Von der Beschaffung und erst recht von der Vorbereitung auf einen Einsatz solcher loitering munition (oder österreichisch: Bummelmunition) scheint die Bundeswehr noch recht weit entfernt. Björn Müller hat für loyal, das Magazin des Reservistenverbandes, einen Überblick über die Situtation der deutschen Streitkräfte zusammengestellt. Ungeachtet der angelaufenen Bemühungen, Überlegungen, Maßnahmen bleibt sein Fazit: Die drohnenarme Armee

• Dazu gehört auch, dass noch immer offen ist, ob und wie die Vorgabe des Haushaltsausschusses vom April 2022 erfüllt werden kann, soll und muss, wenn es um die Bewaffnung schon der vorhandenen Heron TP-Drohnen der Bundeswehr geht:

Die verbindlichen Einsatzgrundsätze für bewaffnete Drohnen müssen durch die Bundesregierung erstellt und vom Verteidigungsausschuss und dem Auswärtigen Ausschuss beschlossen werden. Leitgedanke ist hierbei der Schutz der Soldatinnen und Soldaten. Genauso ist bei Veränderungen der verbindlichen Einsatzgrundsätze zu verfahren. Der operationelle Einsatz des bewaffneten Systems der German Heron TP außerhalb der Ausbildung darf erst nach Beschluss der Einsatzgrundsätze durch den Verteidigungsausschuss und den Auswärtigen Ausschuss erfolgen.

Und von Überlegungen, kleinere Drohnen zu bewaffnen, scheint derzeit schon gar nicht die Rede. Auf der ILA in diesem Jahr stellte Rheinmetall auch eine Zusatzlösung für die Luna NG-Drohnen vor, die als Husar-System in die Bundeswehr eingeführt werden: Die könnten mit einem Kit auch ein Wirkmittel tragen, auf Deutsch: als Waffensystem eingesetzt werden. Das Interesse der Bundeswehr scheint bislang nicht besonders ausgeprägt.

Immerhin ist in der Truppe angekommen, dass Drohnen keine merkwürdig exotischen Geräte mehr sind, sondern mehr oder weniger auf dem Weg zur Standardausstattung. Zum Beispiel beim Geoinformationswesen der Bundeswehr. Was aus der Arbeit der Task Force Drohnen wird, deren Arbeit nach Auslaufen der Task Force im September endete, wäre auch noch interessant, ist aber noch nicht bekannt.

• Drohnen als Flammenwerfer: Was in der Ukraine seit einigen Wochen praktiziert wird, hat sich die New York Times mal genauer angesehen. Die unbemannten Systeme setzen Thermit ein, um russische Stellungen zumindest durch Abbrennen der umgebenden Vegetation sichtbar zu machen:

Now it is being attached to drones that sweep over Russian defensive positions, raining burning metal over the enemy before crashing. The flames ignite the vegetation that Russian troops use for cover and burn it out, exposing them and their equipment to direct attack.

Die ganze Geschichte:
Rise of the Dragons: Fire-Breathing Drones Duel in Ukraine

• Während der Blick hierzulande meist auf die Innovationen der Ukraine beim Einsatz von kleineren und vor allem handelsüblichen oder eigenproduzierten Drohnen gerichtet ist, ist die russische Seite in dem Bereich natürlich nicht untätig. Auch dort scheint die Entwicklung bislang weitgehend von kleineren, eigenständigen Technikergruppen getrieben, und der russische Staat versucht das zu zentralisieren, wie dieser Überblick auf Twitter/X sehr schön zeigt.

(Foto: Vorstellung von Kampfdrohnen für die litauischen Streitkräfte am 11. Oktober 2024 in Vilnius – Foto K. Kavolėlis/Litauisches Verteidigungsministerium)