Merkposten: Country Roads… (m. Ergänzung; Video-Update)
Mit dem Beitritt Finnlands zur NATO ist nicht nur die direkte Grenze zwischen der Allianz und Russland praktisch auf das Doppelte gewachsen. Das nordische Land bringt – wie auch sein Nachbar Schweden – eine regelmäßig geübte Fähigkeit mit, die es in Mitteleuropa praktisch nicht mehr gibt: Landstraßen (und Autobahnen, so vorhanden) als Behelfslandeplätze für Kampfjets zu nutzen.
Die jüngste Übung der finnischen Streitkräfte, die jährlich die Landung und den Start ihrer F-18-Jets auf gesperrten Straßenabschnitten trainieren, bezog in diesem Jahr auch die Verbündeten Deutschland und USA ein. Neben Eurofightern des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 Richthofen landeten auch erstmals F-35 der US-Luftwaffe auf einer Landstraße bei Hosio südlich von Rovaniemi in der Mitte des Landes.
Die Einsatzbereitschaft, von verteilten Basen zu starten, ist Teil des mobilen Gefechtskonzepts der finnischen Luftwaffe, erläuterten die Streitkräfte in einer Mitteilung zur Übung Baana 24. Von Straßenabschnitten zu starten, ist Teil des Flugtrainings für alle finnischen Kampfpiloten.
In Deutschland hatte es während des Kalten Krieges ebenfalls entsprechende Vorbereitungen – in diesem Fall: von Autobahnen – und Übungen gegeben, sowohl von der Bundeswehr im Westen als auch von der Nationalen Volksarmee der DDR. Die Bundeswehr veröffentlichte dazu auch einen Film (Video war’s 1973 wohl noch nicht…):
Ergänzung: Zu den Landungen auf der Landstraße gibt es Videomaterial der finnischen Luftwaffe:
The #Baana24 exercise provides #NATO Allies with an opportunity to train dispersed operations in Finland.@Team_Luftwaffe Eurofighter Typhoon jets have trained landings, hot-pit refuelings and take-offs at the Hosio highway strip in Ranua. 🇫🇮🇩🇪#ilmavoimat #ImminentField24 pic.twitter.com/vDRGZgAbnc
— Ilmavoimat (@FinnishAirForce) September 5, 2024
Agile combat employment in action! 🇫🇮🇺🇸
The United States Air Force’s F-35A Lightning II fighter jets landed at, were hot-pit refueled, and took off from the Hosio highway strip in Ranua in the #Baana24 exercise.#ilmavoimat #ImminentField24 @Laplsto @HQUSAFEAFAF @NATO_AIRCOM pic.twitter.com/K9gN9Ncve2
— Ilmavoimat (@FinnishAirForce) September 5, 2024
Update: Nach Abschluss der Übung hat die finnische Luftwaffe einen Video-Zusammenschnitt veröffentlicht:
(Foto oben: Ein Eurofighter der Luftwaffe landet auf einer Landstraße bei Hosio in Finnland – Aleksi Heinonen/Finnische Streitkräfte; Foto unten: Two U.S. Air Force F-35 Lightning II aircraft assigned to the 48th Fighter Wing, RAF Lakenheath, U.K., make history by landing on a highway strip during the exercise BAANA 2024, Sept. 4, on Hosio Highway Strip, Ranua, Finland. – U.S. Army photo by Sgt. Scyrrus Corregidor; Karte: OpenStreetMap)
Die A 44 ist/war zwischen den Anschlussstellen 59 (Geseke) und 60 (Büren) auch entsprechend ausgebaut. Zwischenzeitlich wurden die einfachen Leitplanken in der Mitte durch höhere ersetzt, die vermutlich nicht mehr so leicht zu demontieren waren. Aktuell ist der Zustand der Fahrbahnen eher als traurig einzustufen und daher mit einer 80er Geschwindigkeitsbegrenzung belegt.
Das bedeutet aber wohl auch, dass demnächst mit umfassenden Erneuerungsarbeiten zu rechnen ist.
Ob die Bw das wohl auf dem Schirm hat und ob wohl Interesse daran besteht, hier einen Not- oder Feldlandeplatz zu erhalten? Nach der Zeitenwende wäre das wohl eine Überlegung wert…
Hier übrigens noch ein Schnipsel zum Thema aus dem Jahr 1988:
https://www.youtube.com/watch?v=F_cxkF6qSY8
Back go für roots😁😁😁
In den Siebziger Jahren war die A7 im Bereich Jagel und Eggebeck auch als Ausweichlandebahn ausgelegt, Die Mittelleitplanken konnten schnell demontiert werden und der Mittelstreifen war auch Asphaltiert. Kann mich an eine Übung erinnern an der die A 7 als Landebahn diente. Später wurde dann das ganze zurück gebaut. War unverständlich da die ja von Luftwaffe und Marineflieger genutzt wurde
Kettengesicht schrieb: „Die A 44 ist/war zwischen den Anschlussstellen 59 (Geseke) und 60 (Büren) auch entsprechend ausgebaut.“
Was ist die Relevanz, wenn die NATO-Ostgrenze 500 km in Richtung Osten gewandert ist? Wäre es nicht sinnvoller, in Ostdeutschland oder Westpolen Feldflugplätze vorzubereiten?
Ich wollte erst sarkastisch kommentieren, daß man dafür auch robuste Flieger und bin überrascht, daß das mit der F-35 wohl klappt. Also bekommt man den Vogel wohl ohne große Infra wieder in die Luft ? Wie funktioniert das mit dem Einspielen der Missionsplanung (Antwort natürlich nicht erforderlich 😎) ?
Die F-16 der UKR sind da wohl nicht ganz so pflegeleicht.
@Thomas Melber
„Ich wollte erst sarkastisch kommentieren, daß man dafür auch robuste Flieger und bin überrascht, daß das mit der F-35 wohl klappt. Also bekommt man den Vogel wohl ohne große Infra wieder in die Luft ?“
Die F-35B wird explizit dafür beschafft, sich an Orten ohne großartige Infrastruktur aufzuhalten. Für die F-35C haben die Marines das „M-31 Marine Corps expeditionary arresting gear system“ beschafft, um Fanghakenlandungen an Land durchführen zu können. So etwas hat man erstmals 1965 in Chu Lai erprobt, während des Vietnamkriegs. Landebahn aus Alublech, Skyhawks wurden in 100m eingefangen.
Wenn die B und C explizit für solche Bedingungen konzipiert sind, wird die A nicht völlig anders sein, schon aus Kostengründen.
Die Denkweise ist wohl das alles was mit den begrenzten Ressourcen eines Flugzeugträgers geht auch auf dem Festland mit Behelfsflugplätzen auf Autobahnen gehen sollte… Die haben da ja F35 und auch komplizierte Kipprotorflugzeuge ( Osprey ).
Bei meiner letzten Autofahrt auf der A61 bei Bingen präsentierte sich das ehemals als Behelfsflugplatz angelegte Stück durchaus noch als verwendungsfähig wenn man da Geld investieren würde.
Allerdings ist bekannt das die noch vorhandenen Anschlüsse für Telekommunikation und andere Infrastrukuranlagen lange nicht mehr gewartet wurden.
Auch die Mittelleitplanke könnte ausgewechselt worden und nicht mehr einfach zu demontieren sein…
Ich vermute mal das die Wiederherstellung etlicher BAB-Stücke als Ersatzflugplatz Geld erfordert das nicht vorhanden ist oder freigegeben wird.
Aber vor allem röche das dann zu sehr nach kaltem Krieg der ja eigentlich in der Denkweise der meisten Optimisten vorbei sein sollte…
Völlig anders sieht das die Schweiz. Die hatte im Juni die A1 bei Bern im laufenden Betrieb komplett gesperrt als Militärlandebahn.
Die Bundeswehr hatte selbst im kalten Krieg immer nur auf neu gebauten und noch nicht freigegebenen Abschnitten geübt…
Völlig anderes Mindset in der Schweiz. Auch nach dem kalten Krieg galt immer: Einlagern statt Abrüsten ;-)
@Ulenspiegel
Ich denke, Sie haben mit Ihrer Frage den Nagel auf den Kopf getroffen.
Die Entfernung zur hier wohl angedachten „Front im Osten“ beträgt von Westdeutschland ca 1200 – 1500 km. Insofern sind derartige Überlegungen zu Behelfsflugplätzen auf deutschen Autobahnen wohl eher etwas für „potentielle Frontstaaten“ (Finnland, Baltikum, Polen, ggfs. Rumänien), aber nicht für die „Drehscheibe“ Deutschland im tiefsten NATO-Hinterland, zumal diese Anlagen nicht eimal mit den notwendigen Aprons für das Parking oder Staging auszustatten wären (Eigentums-/Besitzverhältnisse, aktuelle Bebauung, Bundes-/Landesraumplanung, usw.) Und als Backup für die großen logisistisch relevanten Air Bases (Ramstein, Spangdahlem, Geilenkirchen, weitere zivile internationale Flughäfen) sind diese Behelfe in keiner Weise geeignet, zweckmäßig und erforderlich.
Jeder einzelne Cent, der in die Umsetzung solcher heute (für Deutschland) völlig realitätsfremden Ideen investiert wird, fehlt bitter bei den wirklich wichtigen Projekten und beim Personal.
Für derartige Ideen gibt es a. m. S. nur einen Platz: Ablage Rund; AGL 50 cm.
Moin, hier ein Link zur Übung 1988, A29 Alhorn. Bin damals mit dem KraKa aus der Trall‘. Auch schön der Seitenwind in Norddeutschland 😀
https://youtu.be/F_cxkF6qSY8?si=WmTGjwN81bi222N1
11 Jahre zuvor, in Dien Bien Phu, hat sich das Belegen der Start- und Landebahnen mit Lochblechen als verhängnisvoll erwiesen. Die wenigen Maschinen die in Feuerpausen der Artillerie landen konnten kamen nicht mehr weg weil die Reifen von den aufgerissenen Blechen zerschnitten waren.
@Apollo 11
„Die Denkweise ist wohl das alles was mit den begrenzten Ressourcen eines Flugzeugträgers geht auch auf dem Festland mit Behelfsflugplätzen auf Autobahnen gehen sollte… Die haben da ja F35 und auch komplizierte Kipprotorflugzeuge ( Osprey ).“
Die Wartungs- und Reparaturmöglichkeiten eines US-Flugzeugträgers sollte man nicht unterschätzen. Da sind 5500 Leute an Bord, oder gut 4500 bei der Ford-Klasse. An Deck ist davon nichts zu sehen.
Vor allem steht jede Menge Energie zur Verfügung. In Chu Lai hat man Skyhawk und Phantom auch per Katapult in die Luft gebracht, mit einem System, das von einem Triebwerk ähnlich des Starfighter-Triebwerks angetrieben wurde.
https://www.youtube.com/watch?v=eXlIm1LRs5s
500m Startlänge ist natürlich schwächlich im Vergleich zum Flugzeugträger. Für künftige Unternehmungen soll das elektromagnetische Katapult der Ford-Klasse angepaßt werden, man braucht also die eine oder andere kWh.
Der Flugplatz Laage bei Rostock verfügte mal über einen direkten Rollweg mit Shelteranlagen vom westlichen Ende der SLB (auf der Südseite des westlichen Kopfendes) zur A19 .. auf Google Maps noch schön zu erkennen. Derzeit leider mit Solarfeldern zum Teil überbaut. Mal schauen, wie lange noch.
[Äh, wofür braucht eine Rollbahn Autobahnanschluss? Nicht dass der Eindruck entsteht, Sie wollten Solarfelder weghaben? T.W.]
Ich denke man kann die Überlegung kurz halten, ob Notlandeplätze auf Autobahnen wirklich gebraucht werden.
Viel wichtiger ist der gesamte Schutz der kritischen Infrastruktur, namentlich der Bahn. Weil ohne Bahn auch keine Drehscheibe Deutschland, die wichtigste Möglichkeit, schnell Truppen nach Osten zu verlegen besteht nun einmal darin, sie auf die Bahn zu verladen. Kettenmarsch mit allem was Ketten hat, ist Verschleiß, den kein Truppenführer mit Verstand plant, Tieflader und Nutzung der Autobahnen scheitert regelmäßig an den Anforderungen an das bestehende Autobahnnetz, die Brücken und Straßen reichen ja nicht für den zivilen Normalverkehr aus, dann noch zusätzlich Tausende Militärfahrzeuge? Schiffe machen Sinn, aber das wird schwierig die auszuladen. Also bleibt Bahn übrig.
Aber wenn es so einfach ist, den Zugverkehr lahmzulegen wie hier geschildert…
„Viel war spekuliert worden über die Hintergründe des großen Bahnchaos im Oktober 2022: An zwei Stellen in Berlin und im nordrhein-westfälischen Herne hatte damals jemand fast zeitgleich Kabel durchtrennt. Und zwar an wichtigen Steuerungsleitungen, was zu zahlreichen Ausfällen und erheblichen Störungen des Bahnverkehrs führte, vor allem im Norden Deutschlands. Zeitweise wurde der Schienenverkehr komplett eingestellt.“
Quelle: https://www.tagesschau.de/investigativ/wdr/bahn-kabel-schaeden-100.html
Hier sollte gut überlegt und notfalls viel Geld investiert werden, meiner Meinung nach.
[Ich denke ich kann die Anmerkung kurz halten: der OT ist beendet. T.W.]
@TW
[Äh, wofür braucht eine Rollbahn Autobahnanschluss? Nicht dass der Eindruck entsteht, Sie wollten Solarfelder weghaben? T.W.]
Der direkte Rollweg vom Westende der Start- und Landebahn in Laage zur Autobahn A19 diente dazu, um den extra ca. 3000m langen fast schnurgeraden Abschnitt der Autobahn südwestlich des Flugplatzes als unmittelbar anliegende Behelfspiste im V-Fall für das bereits früher dort stationierte fliegende Geschwader der NVA nutzen zu können. War die Hauptpiste des Flugplatzes durch einen gegnerischen Luftangriff beschädigt, konnte man über das Rollwegesystem des Platzes direkt zur Behelfspiste auf der Autobahn rollen.
Aus diesem Grund war dort der Mittelstreifen auch voll betoniert und man brauchte nur die gesteckten Leitplanken zwischen den Richtungsfahrbahnen entfernen.
Folgt man der Autobahn auf Google Maps bis kurz vor das Örtchen Kritzkow kann man auf der Ostseite der Autobahn auch noch gut den – heute mit einem kleinen Teich renaturierten – vorbereiteten Bereich für feldmäßige Neubetankung- und Neubewaffnung der Kampfflugzeuge (neudeutsch Forward Arming und Refueling Point – FARB) erkennen.
Just google it ;-)
Diese noch in Großteilen bestehende Infrastruktur könnte man mit relativ wenig Aufwand (Rückbau der Solarfelder in Laage, Wiederherstellung des FARB, paar kleinere Anpassungen) wieder „kriegstüchtig“ machen.
Wer sich einmal sachlich mit dem Thema „Autobahn-Notlandeplätze“ auseinander setzen will, findet hier einen sehr interessanten Artikel dazu:
https://www.geschichtsspuren.de/artikel/luftfahrt-luftwaffe/113-autobahn-notlandeplaetze-nlp.html
Moin allerseits!
Ernsthafte Frage:
Hat die BW eigentlich noch irgenwelche mobilen Tower etc.?
Das letzte Mal, dass ich die Dinger gesehen habe war auf einer Übung Mitte der 90er und das Material war aus den 60er/70er Jahren.
Auch wurden die Stromversorgungen und Datenleitungen, die man teilweise auf gewissen Rastanlagen erahnen konnte, doch auch in den 90er/2000er Jahren ab- und rückgebaut, weil die TK-Netze teilweise privatiert wurden und auch der Rest der Infrastruktur nicht mehr zeitgemäß war.
Ansonsten denke ich, dass wir solche Dual-Use-Autobahnen in den westlichen Bundesländern eher nicht (mehr) brauchen. Ob das in MV, BB oder Sachsen sinnvoll sein könnte, weiß ich nicht, zumal es dort auch noch dutzende alte Militärflughäfen der UdSSR gibt.
Aber abgesehen von der Infrastruktur ist es gut, die Fähigkeit nicht zu verlieren/wieder aufzubauen.
Man könnte ja mal Die Autobahn AG fragen, ob die das Thema Autobahn als Notfallllandeplatz überhaupt auf dem Schirm haben und wie das Thema bei der Autobahnsanierungsplanung berücksichtigt wird? Nehme an, gar nicht.
@all
Mal ernsthaft, Leute. Finnland, nunmehr als NATO-Mitglied ein Frontstaat der Allianz an der Grenze zu Russland, übt mit Landstraßen als Behelfsflugplätze.
Und hier alle so: wir wollen wieder diese Autobahnen als Landeplätze haben, wie das im Kalten Krieg war, als die Grenze zwischen NATO und Warschauer Vertrag mitten durch Deutschland lief!
srsly?
@ T.W. …….srsly?
Die Kameraden denken an die Moeglichkeit, dass Polen ueberrollt werden koennte…(das ist in der Vergangenheit ja bereits mehrfach geschehen) …….
und dann sind wir wieder Frontstaat. – Better be prepared than sorry.
Nachtrag zu “ Brauchen wir wieder diese Behelfsflugplätze auf Autobahnen“ ?
Ich hatte mal vor geraumer Zeit in dem NDR-Podcast „Was tun Herr General“ in einer Ausgabe mit Prof. Söhnke Neitzel ( Militärhistoriker Uni Potsdam ) via Mail drei Fragen gestellt.
Zu meiner Überraschung hatten es alle drei in den Podcast geschafft und wurden beantwortet :-)
Eine hatte diese Behelfslandeplätze zum Thema.
Sowohl General Bühler als auch Prof. Neitzel waren nicht der Meinung das die obsolet wären und man die nicht mehr reaktivieren sollte ( ich formuliere mal vorsichtig ).
Und die Schweiz, neutral und weit ab von jeglicher Bedrohung, hatte ja wie weiter oben bereits angeführt im Juni 2024 einen Autobahnsbschnitt bei Bern im laufenden Betrieb dafür gesperrt.
Ursache war natürlich der Ukraine-Krieg.
Ich würde jetzt nicht zwingend sagen das man diese Autobahnabschnitte wieder ertüchtigen sollte. Aber es gibt eben auch Fachleute die das anders sehen.
Trotz der Entfernung zur potentiellen „Bedrohung“….
Zwei Vorteile hätte es allerdings:
Die Ertüchtigung und der Unterhalt bindet Kapital, zugegeben. Aber es würde kein knappes BW-Personal benötigt…
Und ein Stück weit würde man von von der NATO sowie Russland ernster genommen…
PS: Die beiden weiter oben verlinkten Quellen kannte ich noch nicht.
Behelfsflugplatz Vietnamkrieg mit Seilkatapult und Jetantrieb, oh Mann…
Und sehr ausführlich auch der Artikel von geschichtsspuren.de zu den Behelfsflugplatz-Autobahnabschnitten die sehr ins Detail gehen.
Da sind auch die Landebahnlängen angegeben. Minimum waren 1500m.
Da diese NLP alle bekannt ist würde ich einfach einen weiteren Flieger mit 4 Durandal-Äquivalenten über diesen Platz fliegen lassen, dann wars das auch mit dem Ausweichen.
Warum man sie allerdings mit Gewalt rückbauen musste, habe ich nicht verstanden. Die Autobahn ist ja weiterhin da wo sie vorher war.
Der Eurofighter ist in der Lage auf reparierten Bahnen zu starten und zu landen und ist darüber hinaus in der Lage aufgrund seiner Kurzstartfähigkeit auch auf kurzen noch intakten Abschnitten zu starten.
Der A400M kann auf Gras, Sand und Schotter starten und landen.
Aus meiner Sicht werden keine speziellen Autobahnplätze mehr gebraucht.
Sollte die Lw trotzdem Bedarf haben, müsste sie ein ZIMI Projekt anstoßen (Zivile Infrastruktur mit militärischem Imteresse).
Ja es gibt noch mobile Tower und die sind auf Stand.
@MikeMolto
Wenn Polen tatsächlich überrollt wurde, dann haben „wir“ mit großer Wahrscheinlichkeit auch nichts mehr, was dann auf unseren Autobahnen landen könnte…
@Fux
„Der Flugplatz Laage bei Rostock verfügte mal über einen direkten Rollweg mit Shelteranlagen vom westlichen Ende der SLB (auf der Südseite des westlichen Kopfendes) zur A19 .. auf Google Maps noch schön zu erkennen.“
Und Sie möchten so etwas heutzutage gern beim Flugfeld Gaižiūnas und der langen geraden Straße daneben verwirklicht sehen?
https://www.google.com/maps/search/airport/@55.0296552,24.3303623,12417m
Könnte durchaus sinnvoll sein.
Dem 1980er Jahre Konzept der Ausweichstartbahnen fehlt heute ein wichtiges Element: Eine schlagkräftige Territorialorganisation mit Sicherungs- und Feldjägerkräften, die solche „Feldflugplätze“ im Bedarfsfalle auf Stichwort sichert und die Verkehrsleitung in Zusammenarbeit mit zivilen Stellen regelt. Das sieht man in den alten Berichten gut. Erst wurde der Raum rund um den Feldflugplatz durch das TerrHeer gesichert und der zivile Verkehr weiträumig umgeleitet, dann kam mit CH53 das Vorauskommando des fliegenden Verbandes, dann mit Transall die notwendigste Logistik, dann Kampfflugzeuge, danach im Landmarsch weitere Instandsetzungs-, Logistik- und LwSicherungskräfte. Beeindruckend, Heute würde das an zwei Faktoren scheitern: 1) Die dezentrale TerrOrg hat gerade viele Fähigkeiten abgegeben, besonders die Heimatschutzkräfte. 2) Viel, viel wichtiger: Die fliegenden Geschwader sind nicht (mehr) verlegefähig. Keine LKW, keine Kraftfahrer, Gerät in den Technischen Staffeln ist nicht mehr auf schnelle Verlegung ausgelegt. Da stünden Investitionen einer dreistelligen Millionensumme an, wenn alle fliegenden Verbände wieder (teil-)verlegefähig werden sollten. Also nicht wie in Rostock mal den Nebenausgang nehmen, sondern wirklich dreißig Kilometer – oder mehr – springen.
Nichts für ungut, aber das „wir sind ja kein Frontstaat mehr“ Denken hat zum Zustand der Streitkräfte, den wir jetzt bewundern dürfen und zum völligen Erliegen der gesamtstaatlichen Anstrengungen für die Landesverteidigung geführt.
@Q
„Der Eurofighter ist in der Lage auf reparierten Bahnen zu starten und zu landen und ist darüber hinaus in der Lage aufgrund seiner Kurzstartfähigkeit auch auf kurzen noch intakten Abschnitten zu starten.
Der A400M kann auf Gras, Sand und Schotter starten und landen.
Aus meiner Sicht werden keine speziellen Autobahnplätze mehr gebraucht.“
Die Transall und Hercules, mit denen in den 70ern/80ern geübt wurde, waren besser als der A400M geeignet, auf Behelfspisten zu landen.
Rollbahnen haben einen Threshold, und außerdem einen recht großen Bereich schwarzer Spuren, die den Betrachter in Kenntnis setzen, wo Maschinen tatsächlich aufsetzen. Die Räder der Fahrwerke drehen sich mit 0 km/h, und werden in kürzester Zeit mit einer Kombination von Haft- und Gleitreibung auf XXX km/h beschleunigt. Dabei hinterlassen sie einen Teil ihres Reifengummis.
Bei Behelfslandeplätzen ohne Deckschicht findet ein beträchtlicher Teil des Oberflächenabtrags auf der Bodenseite statt, bei nassen Behelfslandeplätzen ohne Deckschicht findet der Oberflächenabtrag fast nur auf der Bodenseite statt. Das Einbringen von Schotter hat den Nachteil fliegender Steine, die mit Aluflugzeugen auf Dauer nicht gut verträglich sind.
Deshalb ist man schon im 2. Weltkrieg darauf gekommen, daß man Stahlmatten braucht, um so etwas länger zu betreiben als zwei Tage lang. Die Matten aus Stahl oder (später) anderem Material biegen sich unter der Last allerdings durch, weshalb solche Plätze sehr bald zu „atmen“ beginnen unter der Fahrwerkslast von Flugzeugen.
Die Fähigkeit des A400M, auf einer Wiese zu landen, ist ein riesengroßes Plus, wenn man Militärkrempel samt der dazugehörigen Nasen überraschend zu einem taktisch sinnvollen Ort bringen möchte, mit dem kein böser Bube rechnet. Je nach Witterung und Bodenbeschaffenheit kommt man dann aber sehr schnell an den Punkt, wo man irgendeine Form von widerstandsfähiger Oberfläche braucht.
Für’s Inselspringen im Pazifik haben die Amerikaner des 2. Weltkriegs Zertrümmerungsmaschinen für Korallen mitgebracht, und die Bahnen mit feinem Korallenschotter belegt. Prima Material, absolut wasserfest, dabei wasserdurchlässig, nur ein bißchen negativ beim Reifenabrieb.
Wenn man die Schwarzweißbilder der Feldrollbahnen sieht, könnte man vermuten, da sei nur der Mineralboden freigelegt und planiert worden. War aber nicht so.
Anyway: In Deutschland braucht man dergleichen nicht. Wer so etwas bauen möchte, sollte es in der Ukraine tun. Mit weiterem Zulauf von F-16 wird es großen Bedarf an gut verteilter Unterbringung bei >1000m Rollbahnlänge geben.
@H-J Zierke..
Jep, why not. Wenn es die eh in der Nähe verfügbare zivile Straßen Infrastruktur hergibt
Neben dem reinen Starten und Landen hat so eine Behelfspiste in der Nähe des normalen Fkugplatzes (wenn möglich sogar mit direktem vorgesehen Rollwege-Anschluss) ja den weiteren Vorteil, dass auch die sonstigen für den Flugbetrieb notwendigen Infrastruktureinrichtungen des Platzes mit vergleichsweise geringem Aufwand aus der Nähe weiter genutzt werden könnten.
Treibstoff-, Mun-, Ersatzteilversorgung, Wartung, ggf. auch Gefechtsschadensinstandsetzung, selbst so banale Dinge wie Küchen, Kantinen, Unterkünfte und Sanitäreinrichtungen, Flugplanungs- und Briefingräume usw.
Logistik gewinnt oder verliert den Krieg :-)
Nicht umsonst haben wir ja nach 2014 und verstärkt nach 2022 entschieden, komplette Flugplätze, die im Unterhalt durchaus kostenintensiv sind (siehe Hohn, Lechfeld, Penzing aber auch bereits Trollenhagen) nicht wie vorgesehen zu schließen sondern als Ausweichplätze in der Umgebung von aktiven Geschwadern weiter zu betreiben.
Solche ein komplett ausgestatteter alternativer Platz ist natürlich die erste (deutlich teurere) Wahl, eine schöne lange – vorbereitete- gerade (günstige ) Straße „nebenan“ aber im Bedarfsfall besser als gar nichts..
Das wäre bei Rukla/ Gaiziunas durchaus überlegenswert
@ Hans-Joachim Zierke
Die begrenzte Nutzbarkeit von Behelfsbahnen gilt auch für amerikanische Muster. In Abhängigkeit vom CBR (California Besring Ratio) sind nur sehr wenige Starts und Landungen bis zu einer dann notwendigen Instandsetzung möglich. Immerhin gibt es eine amerikanische Vorschrift, die die Limits vorgibt. Die Lw hat sowas meines Wissens nicht, obwohl sie diese Forderungen für A400M aufgestellt hat. Der A400M ist dafür designed (Sandabscheider, Schottersbweiser, …) und qualifiziert/zertifiziert. Ob die Fähigkeit genutzt wird, muss die Lw entscheiden. Es gibt im jeden Fall noch genügend Graspisten in Deutschland, die reaktiviert werden können, wenn der Naturschutz dem nicht entgegen steht.
@all
Gibt nach Abschluss der Übung ein Gesamt-Video der Finnen, ist oben nachgetragen.
@Hans-Joachim Zierke Nicht nur der Logistik-Footprint der F-35 ist spannend. Die F/A-18 ist da ebenfalls sehr gut aufgestellt. Meine Vermutung ist, dass man für den Betrieb auf Flugzeugträgern gezwungendermaßen einen kleinen Logistik-Footprint benötigt, damit das überhaupt klappt. Bei rein landgestützten Systemen kann man da mehr Kompromisse eingehen. Und bei einer Systementwicklung ist das dann leider auch häufig der Weg des geringsten Widerstandes.
Das kann im Umkehrschluss für uns in DE aber auch heißen, dass wir im NGWS-Programm viel von Frankreich für unsere Logistik lernen können.
Robustheit (da zähle ich z.B. auch den Betrieb von Autobahnen mit dazu), funktionierende Logistik und ausreichende Stückzahlen sind im LV/BV-Fall wahrscheinlich wichtiger als die eierlegende Goldrandlösung.
@T.Wiegold Die Frage, ob man geeignet ausgebaute Autobahnteilstücke in der BRD auch heute noch benötigt, halte ich für gerechtfertigt. Bei den heutigen Reichweiten von Marschflugkörpern und Mittelstreckenraketen sind unsere Flugplätze ja weiterhin potentiell bedroht. Denkbar wäre hier z.B. ein Verschuss aus Kaliningrad oder per U-Boot aus der Ost- und Nordsee.
Die spannendere Frage ist aber weniger ob solche Autobahnlandeplätze überhaupt sinnvoll sind (haben ist bekanntlich besser als brauchen) als vielmehr ob sie bei den begrenzten Haushaltsmitteln eine Priorität darstellen?
@Bow Aus den 70ern gab es die Funk-Sende-Anlage (FSA) 70. Das war ein Tower mit Funkausstattung und ein Funk-Peiler auf MAN-Lastkraftwagen. Die Dinger waren noch bis in die Anfänge der 2000er Jahre im Dienst.
Hier ein paar Fotos der Anlage vom Lechfeld:
http://www.man630.de/start/content.php?page=jagdbomber
Das Nachfolgesystem ist die FSA 90:
https://www.panzerbaer.de/helper/bw_fsa_90-a.htm
Ich glaube die sind aber nur in kleiner Stückzahl für Auslandseinsätze oder im Fall von Instandsetzungsarbeiten an der stationären Infrastruktur angeschafft worden.
Es gibt in Deutschland etliche zivile Flugplätze mit ausreichender Runway für Eurofighter & Co.
Die erforderlichen Mittel für den Ausbau und Unterhalt von Autobahn Notlande- / Notstartplätzen sollte man lieber in ausreichende Luftabwehr in Nah- und Nächstbereich für die Fliegerhorste bzw. für ausgewählte zivile Flugplätze investieren (letztere natürlich nur im V-Fall).
Mit der Übung Hannover Shield hat die Luftwaffe Einsätze vom freien Feld (ohne Shelter) gemacht. SIe benötigten, bei Minustemperaturen, die zivilen Enteisungsanlagen für die morgendlche Einsatzbereitschaft. von Langenhagen. Wenn man auf die bis zu 30 zivilen Flugplätze, deren Einrichtungen mit Autobahnanbindungen und Tunneln zugreifen kann, sind Startmöglichkeiten und Unterstände ein geringes Problem. Also es gibt durchaus im städtischen Bereich bessere (Wärmebild)Tarn- und Logistikmöglichkeiten als im „Wald“.
Wir müssen uns das diese Übungen nachhaltig beteiligen. Die Debatte wird, meiner Ansicht nach, falsch geführt. Wir müssen das hier nicht in Deutschland können, unsere Piloten jedoch in Finnland und Polen!
Wieviel Tankflugzeuge haben wir? Wie leicht sieht man diese auf dem Radar?
Einfach schonmal drüber nachgedacht Kampfjets im Tiefflug an die Front bringen, dort auf einer Autobahn auftanken und dann das Ziel bekämpfen lassen… die brauchen nur das Kerosin, nicht die Wartung vor Ort. Gilt übrigens auch für den Rückweg.
Keiner dran gedacht?
Alles schöne Ideen, aber schon mal drüber nachgedacht, mit welcher Mannstärke hier die Umsetzung im Fall der Fälle erfolgen soll? Wer die zu MilSichBer erklärten Behelfsflugplätze im Ernstfall gegen neugierige oder in Sabotageabsicht handelnde Akteure absichern würde?
Steht und fällt alles mit der Aufwuchsfähigkeit im V-Fall…. Aber Reserve hat ja immer noch Ruh, und über allen Wehrpflichtwipfeln weht immer noch kein Lüftchen. Die Schlafwandler sind weiter unterwegs.
@Metallkopf: Aus den Akten eines VKK in den späten 1970ern kann ich sagen, dass Minimum eine komplette Sicherungskompanie für den ersten Sicherungsansatz eines Behelfslandeplatzes gesehen wurde. Es gab/gibt ja praktisch keinerlei technische Sicherungsmaßnahmen, Geländeverstärkungen etc.. An anderer Stelle wurde ja schon darüber geschrieben, dass die Luftwaffe mühsam versucht, bei den Geschwadern wieder Sicherungszüge (mob) aus Reservisten aufzustellen… ein weiter Weg.
Ich halte die Idee der Autobahn-Nutzung und auch entsprechender Übungen für angebracht.
Allerdings weniger für Kampfflugzeuge, sondern für Transportflugzeuge.
Denn im Ernstfall hätte man mit den Autobahnen auch gleich die passende Infrastruktur am Boden, um Güter oder Soldaten zu den Flugzeugen oder davon weg zu befördern.
@Windlicht: Ja, und löblich, dass es noch ein paar Rufer in der Wüste gibt.
Nur wird das ohne politischen Konsens auch nicht zu einer wirklich breiten gesellschaftlichen Debatte führen. Wenn ich in meinem Bekanntenkreis über solche Themen diskutiere, werde ich in etwa so angesehen, als wollte ich wie einst Patton morgen nach Moskau rollen und dabei den ganzen Weg aus dem offenen Luk posieren.
Die Bundeswehr und das wozu sie eigentlich da ist, ist von der Gesamtbevölkerung inzwischen fast maximal weit entfernt. Der wirklich einzige regelmäßige Berührungspunkt für den Michel mit der Verteidigung unseres Landes ist abseits der Garnisonskommunen wirklich nur mehr die zufällige Begegnung mit merkwürdig gekleideten Menschen am Bahnhof, meist am Beginn oder Ende des Wochenendes.
Eines der größten Probleme der Reserve und auch der zivilen Blaulichtorganisationen ist im Katastrophen- oder Zivilschutzfall die Doppelbesetzung. Denn diejenigen, die sich in dieser Hinsicht engagieren oder in Verwaltungsstäben(Üb) mitmachen, tun dies oft sogar in Doppelfunktion. Damit stehen sie dann aber entweder in der einen, oder aber in der anderen Organisation im „Ernstfall“ nicht zur Verfügung. Bei den beorderten Reservisten wird dies jetzt gottlob auch angegangen, aber dadurch reduziert sich natürlich der personelle Notstand noch weiter.
Was das THW angeht, kann ich auch aus persönlicher Erfahrungen in der erweiterten Bekanntschaft erkennen, dass es dort in der Tat einen gewissen Zulauf gibt. Wie viele von den Leuten dann aber letztlich wirklich dort zur Verfügung stehen, wo sie gebraucht werden, wird man im Fall der Fälle wohl sehen müssen. Immerhin scheint das Bewusstsein, dass man auch mal was für die Gesellschaft tun könnte, inzwischen wieder mehr Leute zu erreichen. Den großen Nutzen für die Bundeswehr kann ich noch nicht entdecken.
@ Metallkopf:
Ist das mit dem ZHW auf ein Bundesland oder gar auf einen Ortsverband beschränkt? Ich habe eine Handvoll Freiwilliger aus der Feuerwehr im Freundeskreis, vertreut in ganz Deutschland tätig. Die jammern seit Jahren über personelle Engpässe und das umso dringender je weiter man von den Großstädten entfernt ist.
Wenn es da eine Trendwende geben sollte, Hurra! Und wenn die tatsächlich erkennbar ist und sich spürbar auswirkt, dann profitiert die Bw schon dadurch, dass sie nicht mehr so oft Sandsäcke auf die Deiche schmeissen muss.
Letztlich geübt wurde es im kalten Krieg nur ein gutes Dutzend mal auf deutschem Boden durch die Luftwaffe. Davon fanden lediglich die Übungen 1981/82 und 84 mit Jets wie F-104G, F-4F und Tornado statt, plus die verschiedenen Muster der anderen NATO-Länder. In den 60er und 70er Jahren wurden überwiegend G.91 und Noratlas eingesetzt, die durch ihre Auslegung ohnehin für kürzere Start-und Landebahnen ausgelegt sind.
Alle NLPs wurden nach Ende des kalten Krieges zurück gebaut. Ob es jemals wieder in diese Richtung geht, halte ich für fraglich.
@Metallkopf: Vielleicht lebe ich auf glücklichen Inseln, aber sowohl privat, wie beruflich, erlebe ich Zustimmung zu einer echten Zeitenwende. Privat kein Wunder, in meinem bis heute aus der Grundschulzeit bestehenden Freundeskreis haben wir ALLE gedient, viele sogar gemeinsam in bestimmten Verbänden. Uns geht die Zeitenwende nicht schnell und weit genug. Aber auch beruflich sehe ich besonders bei jungen Menschen eine Mischung aus Einsicht und Fatalismus, dass man um eine Allgemeine Dienstpflicht einfach nicht herum komme. Bei anonymen (!) Befragungen von Projektgruppen in der historisch-politischen Bildung kommen – Parteipräferenz unabhängig – immer wieder Zweidrittel-Mehrheiten für eine Allgemeine Dienstpflicht zusammen. Sicher aber sind das Bildungsniveau und grundsätzliches politisches Interesse ein Faktor… Meiner Meinung nach könnte eine gut orchestrierte, ernsthafte, parteiübergreifende, politische Initiative hier durchaus Mehrheiten in den relevanten Bereichen und Peergroups der Bevölkerung erreichen. Und dann hätte man hoffentlich in einigen Jahren die Reserve, die wir brauchen…
@Windlicht: Den Mut dazu würde ich manchen Politikern heute wünschen. Aber es ist in unserer politischen Landschaft leider außer Mode gekommen, Bäume zu pflanzen, in deren Schatten man selbst oder die eigenen Wähler nicht umgehend sitzen können.
Selbst die notwendigen Schritte zur Re-Aktivierung der bestehenden Wehrpflicht als Minimalleistung und Ausgangspunkt für eine allgemeine Reform werden gescheut, wie das Weihwasser durch den Teufel…
@Fux
Zu den Flugplätzen auf dem Gelände ehemaliger Geschwader: Solche Plätze hält man insbesondere – militärisch und zivil genutzt – weiter offen, weil die Entwidmung eines Flugplatzes / Landeplatzes unter politischen Aspekten nie wieder rückgängig gemacht werden kann. Dies führt in Deutschland dazu, dass viele Plätze in Nutzung gehalten werden, obwohl diese funktional weder unter militärische noch unter zivilen Aspekten erforderlich bzw. wirtschaftlich nicht lebensfähig sind.
Damit verbunden ist der Aspekt des Objektschutzes von zivilen und militärischen Flugplätzen und anderen Kritischen Infrastrukturen . Ich will hier nicht über Detailzahlen rechten, aber allein die Nicht militärischen kritischen Infrastrukturen umfassen nach Zahlen des BBK mehr als 2.000 Anlagen. Dabei noch nicht berücksichtigt sind die militärischen und zivilbehördlichen kritischen Anlagen in einer Zeit, in der sich Kasernen und auch die seegehenden Einheiten – jenseits des Grundbetriebs mit zivilem Wachpersonal – nicht mehr schützen können.
Nach meinen Erfahrungen als Objektschutzverantwortlicher von Flugplätzen und Gefechtsständen muss man tatsächlich für eine durchhaltefähige Sicherung mit Ansätzen zwischen minimal einem Zug und einer Kompanie rechnen (wobei ich bereits einen hohen Grad an „Kraftverstärkern“ z.B. in Form von Drohnen, fortgeschrittener Sensorik und ortsfesten Luftabwehreinrichtungen u.ä. mit „eingepreist“ habe). Die aktuellen Heimatschutz-Planungen sehen 6 Regimenter und eine Reihe unabhängiger Kompanien vor; die höchste Zahl, die ich bislang gelesen habe, nennt 120 Kompanien. Bei Nachfragen wird deutlich, dass es schon für dieses Kräftedispositiv allein an den entsprechenden Handwaffen fehlt, von anderen Punkten wie die Infrastrukturen für die objektnahe Unterbringung ganz zu schweigen. Wer sich allein das – weitgehend Bundeswehr-lose – Rhein-Maingebiet als Logistik-Drehscheibe mit seinen (Groß-)flughäfen Frankfurt und Hahn und der Ballung anderer Kritischer Infrastrukturen anschaut, sieht, wo die Probleme liegen.
Es ist an der Zeit sich hier ehrlich zu machen und die agilen, kostengünstigen und ortsnah verfügbaren Milizstrukturen z.B. unserer skandinavischen und baltischen Nachbarn anzuschauen., Diese setzen ihre teilweise bescheidenen Mittel mit viel Kreativität ein und schaffen Lösungen teilweise in Wochen und Monaten, wo die Bundeswehr Jahre benötigt.
Das Engagement an der Basis ist vorhanden, wie man z.B. auch an den immer noch aktiven Teilen des Reservistenverbandes an der Basis erkennt. Wer die lebensfähigen Teile dieser Organisation in eine schlanke, eigenständige Milizorganisation überführt, sie mit glaubwürdigem Führungspersonal ausstattet, und die Mittel entsprechend den Hinweisen des Bundesrechnungshofs entsprechend umwidmet, könnte „mehr Bang for the Buck“ erzielen und hätte sicher auch die engagierten Bürger auf seiner Seite.
In der Rahmenrichtlinie für die Gesamtverteidigung
25.2 (3) 3. werden die als Notlandeplätze ausgestatteten Straßenanschnitte angesprochen. Sie sind auf Anforderung der Bundeswehr zu ertüchtigen. Welche das sind steht bestimmt im OP Deutschland.
[Wer nachlesen will:
https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/themen/sicherheit/RRGV.html
T.W.]