Lesehinweis: Saber Junction und die Fallschirmjäger
Nur als knapper Lesehinweis: Die US-Soldatenzeitung Stars&Stripes schaut auf die diesjährige Übung Saber Junction der USA und anderer NATO-Mitglieder auf den Übungsplätzen Hohenfels und Grafenwöhr in Bayern. Mit paar interessanten Aussagen.
Carpenter said Ukraine’s ability to attack from the rear using a tactic known as vertical envelopment has frustrated Russian advances and showed the continued need for airborne operations. “Our ability to get vertical envelopment, to get soldiers deep, not just to do reconnaissance operations, but disrupt the rear lines would be incredibly valuable,” he said.
Wieder was gelernt: den Begriff vertical envelopment.
(Foto: U.S. Soldiers assigned to the 173rd Airborne Brigade conduct airborne operations during Saber Junction 24 at the Hohenfels Training Area, Joint Multinational Readiness Center (JMRC), Germany, Sep. 3, 2024 – U.S. Army photo by Sgt. Christian Aquino)
Vertical Envelopment:
„Vertikale“ (oder horizontale) Umfassung, Führungsbegriffe der FschJgTr in Luftlandeoperationen zur Erhöhung taktischer Beweglichkeit für den Truppenführer.
Neu ist die vertikale Umfassung freilich nicht.
Im Mai 1940 nutzte dies taktische Verfahren der Oberkommandierende der Luftlandetruppen, General Student, mit 5 FSchJgBtl gegen die NLD, 4000 Mann und BEL 500, hier Eben Emael.
Auftrag der Fallschirmjäger: Nehmen und Halten der Brücken in Rotterdam, Dordrecht und Moerdijk bis die Panzerkräfte der Heeresgruppe B dazustossen und mit Umfassung nach Durchstoßen der Verteidigung die Operation abschließen konnten.
Wenn ich es richtig verstehe setzen die Ukrainer also aktiv Fallschirmspringer aus der Luft ein?
Dachte das wäre seit den ersten Tagen vorbei.
Ich bin gespannt, was die Fachleute dazu schreiben. Die Rolle der Luftlandekräfte, als auch der Spezialkräfte muss ja für LV/BV (!) grundsätzlich neu ausgerichtet werden. Dazu steht wieder die Frage nach dem Fallschirmsprung im Szenar der klassichen (!) LV/BVsteht wieder im Raum. (Für Evakuierung und Rettung gelten andere Vorausetzungen, für Spezialkräfte sowieso. Es ist eine unserer Schlüsselqualifikation für die Dauereinsatzaufgabe der nationalen Krisenvorsorge.
Diese Fähigkeit erlaubt es Deutschland glaubhaft im internationalen Krisenmanagement national wie auch im Bündnis Verantwortung zu übernehmen und Mitgestaltung einzufordern.)
Einfach ausgedrückt, Fallschirmjäger sind „Kräfte der ersten Stunde“. An ihren Fallschirmen werden sie hinter feindlichen Linien abgesetzt, um dort Geländeabschnitte zu nehmen oder zeitlich begrenzt zu halten. So schaffen sie die Voraussetzungen für nachrückende Kräfte.
Als Gegensatz zum herkömmlichen Lufttransport gilt für die Luftlandung: „Luftlandung (Airborne Operations) ist eine Einsatzform (…), bei der luftbewegliche Kräfte, möglichst in der vorgesehenen Gefechtsgliederung in ihrem Einsatzgebiet oder in dessen Nähe, auch unter direkter gegnerischer Bedrohung, so angelandet (und/oder abgesetzt) werden, damit diese unverzüglich ihren Auftrag durchführen können.“
Luftlandetruppen stellen theoretisch durchaus eine zu betrachtende Dimension in der Kriegführung dar. Durch sie ist eine Armee bei entsprechender Reichweite der Lufttransportmittcl in der Lage,jeden beliebigen Punkt des Gegners nicht nur mit Feuer zu belegen, sondern
diesen auch zu nehmen.
Der Kraftakt solch eine Operation gegen einen modern gerüsteten und vorbereiteten Gegner ist enorm und nur teilstreitkraftübergreifend und multinational zu leisten. Die Luftlandetruppe bildet nur einen Baustein in diesem Gesamtbild. Die Befähigung zur Luftlandung oder zum Luftsturmangriff ist nur im Verbund von Luft- und Landstreitkräften möglich. Diesen schlagkräftigen, eingespielten Verbund gibt es in der Bundeswehr mangels entscheidender Fähigkeiten noch immer nicht. Dies betrifft (fliegende) Waffensysteme, Elektronische Kampfführung, passive und aktive Schutzmaßnahmen, Führungsmittel sowie luftbewegliche Unterstützungselemente wie mobile Flugabwehr, Pioniere oder Sanität. Da geht es um Qualität und Quantität, da leigt seit Jahren etwas im Argen.
Der „Pfad in den Kampf“ also der Anteil Luft/Luftwaffe ist wohl der kritischste. In der Analyse des Bedrohungspotenzials des Gegeners Gegners sind derzeit folgende Trends zu berücksichtigen: Verstärkte Luftverteidigungssysteme (Anti-Access/ Area Denial, Kampfflugzeuge der 5ten Generation), Low Observability, commercial of the shelf – COTS, Hypersonic Effektoren, Proliferation, hybride-Kriegsführung, Cyber-Attack, Automatisierung, UAS inklusive Swar-
ming. Auch moderne Nachrichtengewinnung und Aufklärung des Gegeners, einschließlich kosmischer Fähigkeiten, hilft den „Anflug“ sehr frühzeitig erkennen. Vorbereitete Kräfte eröffnen das Feuer auf „alles was fliegt! Vom Flugzeug bis zum Soldaten am Schirm.
Die neue Qualität von luftbasierten Bedrohungen, von neuen Flugabwehr und Luftverteidigungsmöglichkeiten bis hin zum innovativen Ansatz von „Drohnen“ (UAS inklusive Swarming) machen diesen Pfad also nur möglich, wenn die Sicherstellung zumindest einer günstigen Luftlage sowie die Abwehr von Bedrohungen aus der Luft Voraussetzungen sowohl für eine erfolgreiche und effiziente Gesamtoperationsführung (Luft und Boden) gewährleistet ist. Ob das realistisch zu leisten ist, scheint eine offen Frage zu sein.
Sind also mit Blick auf die Bedrohungen solche Luftlandeoperationen noch zeitgemäß?
Wenn die Luftlandefähigkeit unter FEINDWIRKUNG notwendig und gewollt ist, dann ist der Aufbau dieser Fähigkeit mit ALLEN Konsequenzen zu verfolgen. Wenn dieser Bedarf jedoch wieder und wieder nicht in Gänze erkannt wird, dann funktioniert ja sogar Luftransport unter Bedrohung nicht, dann ist letztlich die Befähigung zum Lufttransport ohne Feindeinwirkung zu belassen.
Reicht eventuell ein „normaler“ Lufttransport zum Verbringen von Kräften mit Folgeauftrag in feindfreies Gelände in der Nähe aus? Gibt es Alternativen?
Jüngster misslungener Angriff aus 2022, selbst mit Überraschung und großem Kampfkraftvorteil, höherem Gefechtswert des Angreifers, zeigt Komplexität von Luft-Boden-Operationen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_den_Flughafen_Kiew-Hostomel?wprov=sfla1
Unter den derzeit zu beobachtenden Bedingungen in der Ukraine (im Prinzip Stellungskrieg da die Faktoren „Feuer“ und „Information“ übermächtig gegenüber der „Bewegung“ sind), könnte die Fähigkeit zur Luftlandung entweder wieder richtig Bewegung ermöglichen oder aber kolossal scheitern, da die Fallschirmjäger zwar Raum nehmen, aber von den mechanisierten Truppen nicht wieder „herausgehauen“ werden können. Die eigene Beweglichkeit ist trotz BMD und Co. bescheiden und Versorgung ist endlich. Hoffentlich wird das ganz genau beobachtet und die Schlüsse vielleicht noch in diesem Jahrhundert gezogen.
@ Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt amm06.09.2024 um 15:01 Uhr
„Jüngster misslungener Angriff aus 2022, selbst mit Überraschung und großem Kampfkraftvorteil, höherem Gefechtswert des Angreifers, zeigt Komplexität von Luft-Boden-Operationen.“
Da gab es keine Überaschung, der UKR Geheimdienst und die Intel Community hatten starke Hinweise von US und anderen Geheimdiensten.
Die UKR Kräfte wurden spät aber rechtzeitig vorwarnt. Die Springer am Schirm wurden abgeschossen wie die Fliegen.
Man muß halt irgendwie „hinkommen“. Unbemerkt in LV/BV? Überraschung? Ich sehe das nicht. Schon gar nicht wenn das Ausmaß der Luftlandeoperation eine verbundene Luftkriegsoperation erfordert. Die Verbindung einer bis zu dreistelligen (!) Anzahl von unbemannten Luftfahrzeugsystemen (Unmanned Aircraft System, Unmanned Aerial Systems), Lenkflugkörpern, Kampfjets, Luftbetankungs- und Aufklärungsflugzeugen in einer Operation hat dabei drei entscheidende Vorteile: geballte Kampfkraft und damit Sättigung der gegnerischen Luftverteidigung, klare Aufgabenverteilung sowie einheitliche Führung. Aber es ist nicht überraschend. Das ist für die Luftlandekräfte DER entscheidende Nachteil.
Der Vorstoß der Russen auf Gostomel hat eigentlich gezeigt, wie verwundbar luftbewegliche Operationen sind.
Es gelang eben nicht, das Gelände freizukämpfen und Gostomel für das Einfliegen von Verstärkungen nutzbar zu machen (die bereits in der Luft waren) so dass die russische Armee nur die eine Straße durch die Tschernobyl-Zone zur Versorgung der Kräfte westlich von Kiev hatte.
Die Tatsache daß eben entgegen russischer Annahmen kein Überaschungsmoment vorlag erschwerte die Sache noch zusätzlich.
Was die Ukraine angeht, mir ist nicht bekannt, dass diese Fallschirmabsprünge durchgeführt hätte. Erfolgreiche luftbewegliche Einsätze mit Mi-8 und Blackhawks (meine ich zumindest gesehen zu haben) gab es jedoch definitiv
bzgl. Hostomel sehr sehenswert:
https://youtu.be/bniPj92YVhU?si=K8oItex-rR0MaNnb
Die hier angestoßene Diskussion ist, mal mit der Mär von großangelegten Luftlandeoperationen (LLOP) im Fallschirmsprung aufzuräumen.
In LV/BV geht es eher um Spezialkräfteeinsätze, z.B. für die Rückholung von gefangengenommenen oder entführten Soldaten. Dafür kann man sich Angriff eines Luftlandeeinsatzverbandes (max) nach Luftlandung vorstellen. Ähnlich bei Rettung und Befreiung. Das ist alles eher im Bereich der Spezialkräfte und wenn überhaupt noch der EGB Kräfte. Dabei nutzen sie eine Mischung aus Sabotageaktionen und dem vielfältigen Einsatz von Spezialkräften, die aus der Luft unterstützt werden müssen.
Sogenannte Operationen in der Tiefe mit Luftlandekräften sind eher Traum als Realität.
Es ist halt mehr als ein paar Hundert Springer in Übungen an verschiedenen Plätzen absetzen. Großspurig werden aus solchen Luftlandeübungen dann schnell Luftlandeoperationen.
Bei echten Luftlandeoperationen werden hunderte Fallschirmjäger, dann aber verstärkt um Elemente der Aufklärung, Kampf-, Einsatz- und Führungsunterstützung, zu Luftlandeeinsatzverbänden zusammengefasst. Diese können in ihrem Operationsraum oder in dessen Nähe mit Transportluftfahrzeugen angelandet oder im Fallschirmsprungeinsatz abgesetzt werden.
Die dazu notwendige Verbundene Luftkriegsoperation (VLO) wurde erwähnt. Die wird durch die strategische, im Ausnahmefall operative Ebene geplant und beinhaltet das koordinierte Zusammenwirken einer beachtlich großen Anzahl von Luftfahrzeugen unterschiedlichster Fähigkeiten. Die Luftherrschaft ist der entscheidende Faktor, zeitlich begrenzt auch Luftüberlgenheit. Ob und wie die gegen Russland erreicht wird, ist sicher OT.
Durch vertikale oder horizontale Umfassung soll in Luftlandeoperationen eine taktische Beweglichkeit erzielt werden, die dem Truppenführer ein umfangreiches Portfolio an Handlungsoptionen eröffnen könnte Deren Kernelemente sind das Ergreifen der Initiative, temporäre Wirkungsüberlegenheit durch überraschende Kräfteprojektion, ein schnelles Reagieren auf Aktivitäten des Feindes sowie Projektionen über große Entfernung.
Überraschung aus der Luft wird es mit diesem riesigen Paket VLO und LLOP nicht geben.
Das Vorbild Operation Market als die größte Luftlandeoperation in der Kriegsgeschichte wird sich nicht wiederholen lassen. Sturmangriff aus der Luft imit ganzen Regimentern, Brigaden gar einer Division ist nur noch ein Traum.
Nochmal, wir reden im Krieg von Regimentern, Brigaden Divisionen, die aus der Luft abgesetzt werden sollen. Fallschirmsprungfähige Luftlandeeinsatzverbände, deren Ausrüstung mit Masse auch fallschirmabwurffähig ist, und weiteren Luftlandetruppen, deren Personal und Ausrüstung dann im Weiteren durch Transportflugzeuge eingeflogen oder durch Hubschrauber nachgeführt werden müssen.
Geübt wurde das in Gänze nie, idR medienwirksame Absprünge (Schirme am Himmel) und Ausschnitte. Gesamtoperation, dass war dann doch zu komplex.
Vorschlag, man begrenzt sich in der Bundeswehr auf Evakuierungen, Rettungen, Rückholung durch dafür geschulte, einsatzbereite Kräfte. Alles anderere sehr teure und aufwendige Aufpauschen von vermeintlich genialen Fähigkeiten für Luftlandeoperationen großen Stiles gehört eingestellt.
Massenabsprünge von Fallschirmjägern, wie die Anfangsoperationen vor der Landung von alliierten Truppen in der Normandie, fanden allerdings nach dem Zweiten Weltkrieg kaum noch statt. Aus gutem Grund.
Bei luftbeweglichen Operationen kommt es oft darauf an, durch Überraschung schnell Erfolge an ungeahnter Stelle zu erzielen. Luftbewegliche Operationen sind durch Entwicklungen des moderne Krieges zunehmend gefährdet. Besonders die Aufklärung von Bewegungen in und durch den Luftraum ist relativ leicht möglich, auch deren Bekämpfung. Vor allem massenhafte Luftlandungen bieten zu viele Schwachstellen und dem Gegner/Feind alte und neue Möglichkeiten der Bekämpfung,
Der einzige Vorteil des massenhaften Absetzens von Luftlandetruppen per Schirm wäre doch, dass man unter gewissen Umständen auch in feindbesetzten Bereichen landen KÖNNTE, wenn z.B. der Gegner durch entsprechenden, heißt extrem aufwenigen Luftwaffeneinsatz niedergehalten würde. Doch das scheint unsinnig, erst komplexer Luftwaffeneinsatz für Anmarsch und dann springen Fallschirmjäger massenhaft in einen Bereich, in dem die Luftwaffe sich abarbeitet.
Die Nachteile bei der Fallschirmlandung sind derer viele, z.B. kaum schwere Waffen. Die Unterstützung durch eigenes weitreichendes Feuer ist häufig begrenzt;-problematische Versorgung; Witterungsabhängigkeit; zerstreutes Absetzen der Fallschirmjäger, langwieriges Sammeln, damit Schwächemoment.
Mögen andere Nationen sich auch aus Prestige Luftlandetruppen leisten, Deutschland, die Bundeswehr sollte sich bezüglich das Fallschirmsprungen auf das Notwendige konzentrieren. Spezialkräfte und deren Unterstützer, Fernspäh- und Kommandofähigkeiten etc. Es gibt zwei Formen luftbeweglicher Operationen:
Luftlande(!)einheiten werden für einen solchen Einsatz per Fallschirm aufwendig ausgebildet und kämpfen dann hauptsächlich zu Fuß.
Luftangriffs(!)einheiten werden in Luftbeweglichen Oprationenfür für den Einsatz per Hubschrauber ausgebildet und sollen sich dann sich auch mit ihren Hubschraubern auf dem Gefechtsfeld bewegen.
Hier wohl nicht das Thema, doch der gleiche Unsinn ist also, dass Hubschrauber für luftbewegliche Operationen Truppen in größeren Gebinden über die Forward Line of Enemy Troops (FLET) / Front Edge of Battle Area (FEBA) fliegen.
Um die Fallschirmtruppe, mittlerweilen die ganze Luftlandtruppe ranken sich zahlreiche Legenden. Die Berechtigung ist unbestritten für im Einsätze der Konfliktverhütung und Krisenbewältigung (französische Op „Serval“ in Mali als Anhalt) Das ist das Fähigkeitsspektrum der luftgestützten Krisenreaktionskräfte. Dieses reicht von klassischen Anfangsoperationen in der Tiefe des gegnerischen Raumes über die Bekämpfung von Aufständischen bis hin zu Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung in Krisengebieten. Als Bindeglied zwischen hochspezialisierten, meistens verdeckt operierenden Spezialkräften und konventionellen Truppe sind die Fallschirmjäger der Bundeswehr wichtig, insbesondere als spezialisierte EGB-Kräfte (Erweiterte Grundbefähigung).
Gleiches oder Ähnliches gilt für Fähigkeiten im Rahmen der nationalen Krisenvorsorge, insbesondere für militärische Evakuierungsoperationen oder Geiselbefreiungen im Ausland. Als leichte und hochbewegliche Infanterie, insbesondere zur Unterstützung der Spezialkräfte, im Verbund mit Hubschraubern und auch Flugzeugen der Luftwaffe ist sie genau dafür schnell und flexibel verleg- und einsetzbar.
Luftlandeoperationen in LV/BV Lagen sind zwingend neu zu denken.
Geschlossenenes Handeln in maximal Kompanie- und Bataillonsstärke, unter Zusammenwirken eigener und unterstellter Verstärkungsmittel sollten im Mittelpunkt des Interesses der Weitentwicklung DSK stehen.
Vermeintlich wesentliche Demonstration des Bündnisses, die ein vermeintlich schnellstmögliche Eingreifen unter Beweis stellen sollen sind gut für Medien, sind gut für ahnungslose Zivilisten und naive Politiker, doch echte Abschreckung, also glaubhafte, ist es leider genau nicht. Aber dafür teuer, exklusiv und zu oft Schaufenster
@asteria01
Mich wundert dennoch, warum RUS das nicht z.B. im DONBAS versucht – z.B. Absetzen eines Luftsturmregimentes ca. 10 km hinter der letzten UKR Verteidigungslinie. Wg. der Luftabwehr?
Und natürlich ist das Überraschungselement das A+O für das Gelingen einer solchen OP.
Immerhin sind die RUS Kr i.V.z. unseren sehr durchsetzungsstark. Aber evtl. war der Aderlaß in HOSTOMEL doch zu groß, RUS setzt jetzt FSchJgKr als Infanterie im Erdkampf ein.
@Thomas Melber
Mich wundert es nicht.
RUS hat keine ausgebildeten mehr davon, sie sind infanteristisch verwendet, teils missbraucht.
Es fehlt mittlerweile offenbar auch die Lufttransportfähigkeit, zumindest bei Drehflüglern, die UKR FLUGabwehr verleidet den Einsatz zusätzlich.
(Taktisch)e Luftüberlegenheit wäre Mindestvoraussetzung für den Ansatz einer LuftOp.
@ Thomas Melber sagt am 07.09.2024 um 8:26 Uhr
„@asteria01 Mich wundert dennoch, warum RUS das nicht z.B. im DONBAS versucht – z.B. Absetzen eines Luftsturmregimentes ca. 10 km hinter der letzten UKR Verteidigungslinie. Wg. der Luftabwehr?“
Ja genau, Luftabwehr1 „Luftbewegungen“, also Luftangriffsoperationen, Luftlandeoperationen, bis hin zu Lufttransportoperationen sind in einem neuen Zeitalter, insbesondere für LV/BV.
Ja die russischen Fallschirmjäger werden infanteristisch geopfert! Ob das für die Zukunft heißt, dass man es nicht anders macht ist unklar.
Zur Luftverteidigung und Flugabwehr..
Russland und die Ukraine sichern ihren Operationsraum „Luft“, die einen besser, die andern schlechter. Beider Fokus ist auf die Bedeutung einer intakten Luftverteidigung vom Boden und in der Luft ausgerichtet. Die Kräfte der modernen bodengebundenen Luftverteidigung sind in der Lage, gegen (nahezu) alle Bedrohungen aus der Luft wirken zu können. Konkrete Details wissen wir hier nicht. Die Fachleute hoffentlich schon. Dazu kommt, beide Seiten sind im Informationskrieg und behaupten viel. Abgesehen vom Faktor Information geht es knallhart um Erlangen der eigenen Operationsfreiheit beider Seiten, da schlägt dann die Wahrheit zu Buche.
Es sind also der gegnerische Schutz von Operationen zur Verteidigung als auch beweglich geführter Operationen der jeweiligen Landstreitkräfte sowie von Kräften und Einrichtungen am Boden zu analysieren und zu bewerten. Daraug aufbauend entwickelt man Fähigkeiten und im Krieg dann Operationspläne. Ich hätte gern, weil schick, kann nicht gelten. Oder doch?
Nicht vorstellbar, dass die jeweiligen langwierig ausgebildeten, hochwertigen und finanzintensiven Luftlandekräfte überraschend, gar unerkannt anfliegen und absetzen. Das bedeutet? Auf jeden Fall nicht, weil wir es immer hatten, machen wir so weiter.
In Russland aber auch im Westen gibt es genügend Befürworter für Luftlandekräfte. Aus Tradition, aus Prestige, aus Unverständnis. Unverständnis scheint ein Problem in der Bundeswehrzu sein. Fallschirmjäger laden Politiker und Gönner zu aufwendigenÜbungen ein. Die Gäste staunen erst einmal. Dann kommt der DivKdr der DSK und erzählt:..“…“. Man staunt weiter. Gottesgläubig sagt man dann, im Eindruck der mutigen Männer und Frauen am Himmel, wird schon stimmen. Irgendwie fühlt man sich im Angesicht der Fallschirme als Teil des Teams. Fragt aber dann noch mal zur Sicherheit die Generale im Kommando Heer. Die sagen dann auch, wird schon stimmen. Außerdem haben das ja alle „großen Militärnationen“.
Warum in der Bundeswehr diese für LV/BV (darum geht es doch im Wesentlichen) in weiten Teilen für LV/BV verkümmerte, nicht gut zusammenwirkende, extrem teure Fähigkeit einer Luftlandeoperation im großen Stil nicht eingestampf wird, ist unklar. Gern kommt rasch, dann machen wir es multinational. Doch das macht operativ – taktische Defizite nicht ungeschehen.
Für die Notwendigkeiten Krisenvorsorge, Konfliktverhütung – und Krisenbewältigung, dabei auch Kampf gegen Terror, dazu kann man ja hier lesen. Passt. Heißt kleiner, feiner, ehrlicher. Dann aber alle Kraft in die beiden anderen Divisionen des Heeres, nicht nur „Div 25“. Die DSK wird dann eine leichte Division mit den erforderlichen Fähigkeiten für LV/BV, ergänzt um optimale Krisenvorsorge, ohne Extrawünsche, ohne Schnick Schnack.
Da bisher wünschenwerten, aber für LV/BV oft ungeeigneten Fähigkeiten in höchstem Maße kostenintensiv sind, wundert schon, dass man mit Blick auf Erfahrungen des Krieges in der Ukraine aber auch der Überlegungen zum zukünftigen Kriegsbild, da nicht sehr genau hinschaut.
Die Kommentare hier erinnern sehr an diese, die ich in social media gelesen habe über die Obsoleszenz von Kampfpanzern.
In der Ukraine wurden Kampfpanzer erfolgreich durch Drohnen aufgeklärt und vernichtet. Da man vorher anscheinend keine Drohnen kannte, kann das nur völlige Unterwerfung dem „neuen“ System über Bedeutung und: Kampfpanzer machen keinen Sinn mehr!
Das ist genauso logisch und krroekt wie die Schlussfolgerung, Fallschirmanlandungen durch größere Verbände können einfach keinen Sinn mehr ergeben.
Beides ist: Falsch.
Die Russen haben bei der Luftlandeoperation Fehler gemacht. Außerdem wurde diese bereits früh aufgeklärt. Beim Einsatz der Panzer wurde ziemlich oft geschlampt (bzgl nach sowj.Doktrin durchgeführt). Beide Seiten wurden von der Art des Einsatzes und der Menge der eingesetzen Drohnen überrascht.
Nichts desto Trotz gibt es immer Situationen, die einen Einsatz sowohl von Panzern als auf von Fallschirmjägern sinnvoll machen. Sei es die Unterbrechung des Nachschubs, Ausschaltung wichtiger Einheiten, Bindung von Kräften usw. Nun muß man aber das neu aufgetauchte Wirkmittel „Drohne“ entsprechend erledigen können. Daran wird gearbeitet und es gibt bereits eine größere Menge interessanter Ansätze, zum Teil produktionsreif. Oder man könnte einfach die Flinte ins Korn schmeißen und glauben, Fallschirmjäger wären nur noch Deko. Wäre einfacher, aber im V-Fall katastrophal, ein solch effektives Mittel abzuschaffen.
Russische Luftlandetruppen haben folgende Aufgaben:
….“Ihre Hauptaufgaben sind das Einnehmen gegnerischer Objekte aus der Luft und die Durchführung von Gefechtshandlungen im rückwärtigen Raum des vermeintlichen Gegners. Dazu gehören:
-Stören der gegnerischen Truppenführung durch Vernichten von Führungsstellen und Objekten,
-Einnehmen und Vernichten von Präzisionswaffen,
-Stören der Transportwege und die Verhinderung der Entfaltung von Reserven des Gegners,
-Bilden und verteidigen von Brückenköpfen und Stützpunkten in einzelnen Richtungen an Flüssen und offenen Flanken,
-Blockieren und vernichten abgesetzter gegnerischer Luftlandetruppen im eigenen Rückwärtigen Gebiet und anderen Aufgaben.
Das klingt logisch und vertraut, den westliche Luftlandetruppen folgen ähnlichen Ansätzen. Gern genommen, wird die Einnahme eines Flugplatzes und die Nutzung für die Folgeversorgung der Truppen, Anlandung schweren Gerätes. Weitere Operationen zum Nehmen von Schlüsselpositionen oder -gelände könnnen sich anschließen.
Doch das Problem der Russen im „Großen Krieg“ ist die Luftstaffel. Flugzeuge reichlich, das ist nicht der Punkt. Doch wie bringt man die „Erdsoldaten“ (uftbewegliche Infanterie) durch die Luft, ohne das der Gegner schon alles aus dem Anflug rausschießt oder die Anlandung vernichtet? Das wird dort nach den Fehlern im Ukrainekrieg heiß diskutiert.
Wie ist denn der NATO Ansatz?
@Chummily d.Ä.
Ehrlicherweise muß man aber erwähnen, daß bei allen MilEvcOP die FSchJg nicht im Sprung abgesetzt sondern sinnvollerweise als „luftbewegliche Infanterie“ verbracht wurden.
Das übt z.B. auch die Jägertruppe.
Die USP („unique selling proposition“ der FSchJg ist eben schnell in der Tiefe des Raumes mit Flächenfliegern vorstoßen und im Sprung abgesetzt werden zu können, allerdings ohne dabei länger durchhaltefähig oder (bei uns) durchsetzungsstark zu sein.
Ganz kurz zum Thema: Was braucht man noch und was kann weg ?
Nicht vergessen werden sollte das Akteure wie Russland immer auch im Auland bei stark asymmetrischen Einsätzen dabei sind.
Es gibt zur Unterdrückung der Zivilbevölkerung nichts besseres als gepanzerte Fahrzeuge. Kommt sogar ein echter Kampfpanzer geben die meist gleich auf..
Für Luftlandetruppen im grösseren Stil fehlt mir allerdings auch die Vorstellungskraft in den meisten Szenarien.
Geht das eigentlich noch bei Tageslicht ?
Oder braucht man die Nacht um nicht von Soldaten mit Gewehren abgeschossen zu werden. Die soll es in Kriegsgebieten ja geben…
@Otto
In ein paar Jahren gibt es Drohnen der 100-150kg Klasse an denen jeweils ein Soldat „hängt“.
Also jedem Ei sein Körbchen.
Mit KI unterstütztem Tiefstflug in 2m ist man damit in 10-15 Min. 20-30km tief eingedrungen.
8 Mann 12 Drohnen, 2 für 300kg Versorgungsgüter, und 2 mit Akkus für den Rückflug.
Akkus vom Hinflug raus Drohnen zusammenklappen und je 4 als Nutzlast unter eine mit neuem Akku für Rückflug.
Ich würde offensive Luftlandeoperationen nicht völlig abschreiben, aber eben auch nicht da den Fokus drauflegen. Für den Erfolg von so etwas ist entscheidend, dass:
1. der Gegner die Kräfte nicht bereits frühzeitig aufklärt und demnach Dispositionen treffen kann (Stichwort: Überraschungseffekt).
2. der Gegner nicht die Möglichkeit bekommt, auf die verbringenden Lfz mit eigenen Waffen zu wirken (Stichwort: Lufthoheit/-überlegenheit)
3. die Versorgung der abgesetzten Truppe durch entsprechende flankierende Operationen anderer Kräfte absehbar und hinreichend sicher herzustellen ist (Stichwort: Himmelfahrtskommando vermeiden).
Dies in heutiger Zeit sicherzustellen ist enorm sportlich.
Und speziell zu Punkt 2: Wenn ich ohnehin die Lufthoheit oder (taktische) Luftüberlegenheit voraussetzen muss, kann ich mit überlegener Feuerkraft aus der Luft prinzipiell auch den Kampf am Boden für mich bereits günstig beeinflussen und gegnerische Kräfte niederhalten. Allenfalls das Kontern feindlicher Strategien im Falle von eigenen Frontdurch- oder einbrüchen, wie Verhindern der Sprengung von wichtigen Brücken, Sichern feindlicher Depots für eigene Zwecke oder sonstige wichtige Gesichtspunkte für ein (zeitlich begrenztes) Operieren hinter feindlichen Linien sprächen dann noch für eine Verwendung von Luftlandetruppe im klassischen Angriffsszenario.
Im Zeitalter von Marschflugkörpern, Drohnen, etc. gibt es sicherlich günstigere Optionen, als aufwändig ausgebildete, wertvolle Elitetruppen vorzuhalten, die man dann schlicht verheizt oder im Transportflugzeug abschießen lässt.
Das Unterhaltsamste an dem Artikel ist das Airborne Bullshit Bingo in den Kommentaren.
Merke, dass bei meiner geliebten LLTr sich nichts geändert hat: ganz stark im Theoretisieren!.
Die Besonderheiten des Luftmarsches bei Lufftlandeoperationen ist hier schon gut beschrieben.
Außer bei Spezialkräften ist bei einer Luftlandeoperation schon bei einem Luftlandeinsatzverband, gar mehreren eine aufwendige Luftkriegsoperation erforderlich. Ohne Luftherrschaft, im Ausnahmefall Luftüberlegenheit, wird Luftmarsch und Anlandung zum Tontaubenschießen. Eine Feuerunterstützung aus der Luft wird meist nicht zustande kommen.
Verstärkung und Folgekräfte wurden noch gar nicht erwähnt, kommen sie nicht oder nur teilweise sind die Luftlandekräfte am Boden verloren.
Luftlandetruppen werden mit einer Methode in ddas Gefecht transportiert, die extrem hohe Abnutzungsraten aufweist – entweder durch mechanische Ausfälle, Flugabwehrfeuer oder Verletzungen/Tod bei der Fallschirmlandung.
Es müssen erhebliche Investitionen in geeignete Flugzeuge vorgenommen werden, von denen viele bei Luftlandeoperation verloren gehen werden. Wenn die Transportflugzeuge tatsächlich von feindlichen Flugzeugen (direkt) angegriffen werden, weil der Schutzschirm der Luftwaffe bröckelt, wird diese Abnutzungsrate rasant in die Höhe schnellen.
Sobald die Luftlandeeinheiten am Boden sind, haben sie keinerealistische Möglichkeit, verstärkt oder versorgt zu werden, sie müssen mit leichter Ausrüstung (keine/kaum Artillerie oder schwere Fahrzeuge) kämpfen und sind höchstwahrscheinlich von feindlichen Einheiten eingekreist. Wenn sie ihre Mission erfolgreich abschließen, werden sie schwere Verluste erleiden; wenn sie scheitern, werden sie viel schlimmere Verluste erleiden oder könnten sogar vollständig vernichtet werden.
Westliche Armeen haben ein anderes Verständnis von Verlusten!! Die Russen schieben einfach nach oder geben ihre Leute auf. Westliche Armeen denken und handeln anders. Die Bundeswehr sowieso!!
Das Fazit ist meiner Meinung nach, dass Luftlandeoperationen mit Fallschirmjägern sehr riskant und kompliziert sind und nicht nur von der Kompetenz der Fallschirmjäger selbst abhängen. Strategische, operative und taktische Einsatzplaner haben bei Luftlandeoperationen einen ungewöhnlich hohen Grad an Bedeutung und Verantwortung, und dies setzt Luftlandetruppen in stärkerem Maße bürokratischer Inkompetenz aus als andere Truppen. Fallschirmjäger sind eine kostenintensive logistisch aufwendige, bedürftige und temperamentvolle Truppe, die nur bei bestimmten Missionstypen eingesetzt werden sollte, bei denen Verstärkung nahezu sicher ist. Und schließlich ist der übermäßige Einsatz von Fallschirmjägern, um eine solche Operation allein durchzuführen, in der heutigen Zeit also eine unrealistische Idee und hat übrigens auch nur sehr wenige historische Erfolge, die ihr Glaubwürdigkeit verleihen.
@Metallkopf
„(Stichwort: Lufthoheit/-überlegenheit) … (taktische) Luftüberlegenheit“ – da geht es etwas durcheinander, man erinnere sich mit Grausen an „Luftabwehr vs Flugabwehr“,
1. Lufthoheit folgt aus der staatlichen Souveränität und beschreibt das grundsätzliche Recht eines Staates, die Benutzung seines Luftraumes eigenständig zu regeln (Luftfahrtrecht = Luftverkehrsrecht = Luftrecht), in Deutschland beispielsweise durch das Luftverkehrsgesetz. Der Begriff betrifft also zivile Luftverkehrsgesetzgebung des Staates und definiert die „Souveränität eines Staates in dem über ihm gelegenen Luftraum“.
2. Luftüberlegenheit ist der Grad an militärischer Kontrolle über den Luftraum über einem definierten Gebiet und während eines bestimmten Zeitraums bezeichnet, der eigene Operationen ohne wesentliche Einwirkungsmöglichkeit eines Gegners ermöglicht. Hinsichtlich der Operationsführung im Donbas kann das z.B. die Luftüberlegenheit im Raum Pokrowsk sein.
3. Luftherrschaft ist die vollständige Kontrolle über einem Luftraum. Aktuell in Bezug auf #rusukrwar wäre dies die Ukraïne als Ganzes, die „area of operations (AOR)“ bis zur UKR -POL Grenze.
2. und 3. Umfassend bei:
a. DOD Dictionary of Military and Associated Terms. Washington DC Januar 2021, S. 14, jcs.mil. Über den ständigen „Definitionsausschuss“ sind englischsprachige Begriffe, meist U.S. initiiert, im Bündnis „aggreed“.
b. Airspace Control System; JCS Pub 1-02, DOD, NATO.
ich denke es gibt in RU genug Räume die in allen Dimensionen schwach gesichert sind. Hier sind durchaus Korridore möglich um punktuell zuschlagen zu können. Das Problem ist nur das man diese Korridore nicht lange frei halten kann und die abgesetzten Kräfte schnell auf sich alleine gestellt sind. Ein solches Szenario lässt sich nur verhindern wenn man mit eigenen mechanisierten Kräften schnell nachstößt und durchbricht um die exponierten Verbände schnell zu entsetzen, ergo die Tiefe des penetrierten Raumes ist hier entscheidend. Hunderte Kilometer hinter den feindlichen Linien ist für Fallschirmjäger ohne weitere Spezialisierung utopisch. Wenn man diese Strecke aber in mehrere Landezonen unterteilt und immer dann wieder springt wenn Bodentruppen aufgeschlossen haben könnte es funktionieren. Diese hochdynamische Operationsführung haben bisher beide Kriegsparteien nicht umzusetzen vermocht, gerade auch wegen der Drohnen Problematik.
Ich schreibe die Fallschirmjägerei nicht ab, sehe aber Anpassungsbedarf im taktisch operativen Vorgehen insbesondere im Zusammenwirken mit den aufschließenden Bodentruppen.
Nachtrag zum weiter oben geteilten sehr ausführlichen Video und Fallschirmjäger:
https://youtu.be/bniPj92YVhU?si=K8oItex-rR0MaNnb
Russland wollte am 24.02.2022 mit Angriff auf den Flugplatz Hostomel in der Nähe von Kiew mit mit 18 Iljuschin-76 über 2000 Soldaten einfliegen.
Der Plan scheiterte.
Ich hab mir das Video angesehen und war verblüfft das es durchaus einen Zeitpunkt gab an dem der komplette Flugplatz unter russ. Kontrolle und die Landebahn frei war.
Zu diesem Zeitpunkt entstand auch der legendäre CNN Beitrag mit dem verblüfften Reporter der russische Soldaten interviewte die er erst für ukrainische Streitkräfte hielt ;-)
Schaut man sich den youtube-Beitrag an und versucht einen Zeitpunkt zu finden in dem der zusätzliche Einsatz von Fallschirmjägern einen Unterschied gemacht hätte dann gibt es den schlichtweg nicht.
Artelleriebeschuss, schultergestütze Flugabwehrraketen und die noch handlungsfähige ukrainische Luftwaffe beschädigten die Landebahn und hätten bei den grossen vierstrahligen Transportmaschinen zusätzlich für höchste Verluste gesorgt… Auch Fallschirmtruppen hätten das nicht verhindern können…
jabberwocky sagt am 09.09.2024 um 18:02 Uhr:
„Das Unterhaltsamste an dem Artikel ist das Airborne Bullshit Bingo in den Kommentaren.
Merke, dass bei meiner geliebten LLTr sich nichts geändert hat: ganz stark im Theoretisieren!.“
Luftlandeoperationen, Eine Theorie, die in der Praxis fast nie richtig funktionierte, derzeit nicht funktioniert und deren Zukunft fragwürdig ist.
Sie sprechen von Bullshit-Bingo dass die oft inhaltslose Verwendung zahlreicher Schlagwörter in Vorträgen, Präsentationen oder Besprechungen persifliert.
Sie bezogen dies auf die Kommentare.
Ich beziehe das auf ihre „geliebte Luftlandetruppe“ und alle Fähigkeitsträger für eine großmaßstäbliche Luftlandeoperation im LV/BV Szenario.
Große Worte, viele Einzelausschnitte wie Massenabsetzungen unter Übungsbedingungen sollen ein angeblich funktionierendes System beschreiben.
Ein mögliches LV/BV Szenario wäre das Aggressor greift die NATO in Europa an: aus dem Nordosten, dem Osten und dem Südosten. Europa ist gemeinsam zu verteidigen.
Da und nur da ordnen sich offensive LV/BV Luftlandeoperationene ein.
Großmaßstäbliche Luftlandeoperationen im Szenar LV/BV sind weder konzeptionell angelegt, noch geübt und erprobt. Es geht um den ganzheitlichen Verbund aller Fähigkeitsträger. Schon gar nicht ebenegerecht, nicht TSK gemeinsam. Auch da immer wieder Auschnitte, es wird ein Schaufenster an den Himmel projeziert. Gern kann es spektakulär sein, insbesondere für geladene Presse und Besucher. Besucher sind nicht nur die Ortsbürgermeister. Besucher sind für mich auch realitätsferne Angehörige des BMVg, Kommandos uvm, meist ohne jegliche Fachkenntnis für dieses Geschäft.
Kriegsnah ausbilden gilt nicht nur für die Luftlandetruppe selbst (das ist wohl die Stärke der LLTr), sondern für das Zusammenwirken im geschlossenen Verbund. Das gab es noch nie, selbst die Theorie ist unklar. Es gibt diverse (singuläre) Handbücher und Vorschriften, welche aber NIE das Gesamtbild in der erforderlichen Tiefe erfassen. Konzeptentwicklung und deren experimentelle Überprüfung ist nicht vorhanden.
Das was manche Führungskräfte der DSK dann bei Medienstagen der Übungen oder Konferenzen von sich geben, scheint eher oberflächliches Beeindrucken.
Theorien zu hinterfragen kann sich lohnen. Warum es bisher nicht konseqent gemacht wurde, weiß wahrscheinlich niemand.
Kriegstüchtigkeit ist aus aus Betrachtung der Realität erforderlich, nicht geleitet vom Wunschdenken, versetzt mit Schlagwörtern.
@KPK: Danke für die Ergänzung/Korrektur. Ich wüsste aber gern inwieweit das konkret auf meine Überlegungen Auswirkungen hat. Hat es im Wesentlichen nicht? Dann trotzdem danke.
@Metallkopf
„Und speziell zu Punkt 2“,
Op „Market Garden“ vom September 1944 zeigt exemplarisch was trotz nicht nur Luftüberlegenheit sondern sogar Luftherrschaft über der niederländischen AOR, gelungener absoluter strategischer Überraschung und einem Kampfkraftverhältnis von
– 1 mechKorps (XXX. U.S.)
– 3 LLDiv (1. alliierte LLArmee) plus 1 selbst (POL) LLBrig
gegen
– nominell ein SS PzKorps, faktisch aber nur Reste zweier SSDiv mit zusammengewürfelten Lw-, Ausbildungs- und Versorgungseinheiten, alles schief gehen kann.
Die Gründe für das Scheitern von Market Garden sind in der Literatur umfangreich dokumentiert:
Unzureichende Aufklärung, BdL/Feindlage nach Wunschbild, (Hitlerjungen, Genesende etc), mangelhafte FmVerb (Bo/Lu und Bo/UK) und grobe Fehler in der Geländebeurteilung.
Was immer für Planungen von LLOp NATO/Bw jenseits von Luftüberlegenheit/~herrschaft zentral zu sehen ist, die Geländebeurteilung im Absetzraum und im Raum für den Anmarsch/Angriff der Bodentruppen. Market Garden ist daran gescheitert.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK)
Das XXX. Korps war britisch
@AlterOlt
XXX. Korps, british, stimmt.
@KPK:
Danke auch für den historischen Exkurs zu Market Garden. Geschenkt. Alles nachvollziehbar. Meine Überlegungen befassen sich aber damit, wie es heute wäre. Und da sind eben die Möglichkeiten, aus der Luft Unterstützung zu leisten, bei Luftherrschaft (danke nochmal, die „-hoheit“ scheint mir in bester „Luftabwehr“-Manier einfach durchgerutscht zu sein) doch so umfassend, dass sich dann die Frage stellt, warum man überhaupt noch LLTrp hinter den Linien absetzen sollte, wenn man aus der Luft die eigenen Boots on the Ground so unterstützen kann, dass sie unter erheblich geringeren Verlusten gegen die feindlichen Stellungen antreten können, als bei begrenzten Operationsmöglichkeiten in der Dimension Luft.
Das, was die russischen Batallion Battle Groups mittels Artillerie praktiziert haben, macht die NATO ja nach präferierter Doktrin aus der Luft und mittels Lenkflugkörpern. Davor hat der liebe Gott natürlich noch die Bekämpfung der gegnerischen Fliegerabwehr gesetzt. Wenn man aber einmal unter diesen Gesichtspunkten die Voraussetzungen geschaffen hat, um theoretisch Luftlandetruppe absetzen zu können, kann man vermutlich in aller Regel auch gleich aus der Luft die gegnerischen Stellungen beharken und konventionell antreten und muss seine Fallschirmjäger nicht auf Juckuhu irgendwo absetzen, wenn das nicht – aus den von mir angeführten strategischen Gründen – absolut essenziell ist, schneller irgendwo zu sein, als man mit regulärer Truppe plus quasi unwidersprochener Unterstützung aus der Luft durch das ganze Spektrum der NATO-Luftwaffen und Heeresfliegerei (von A-10 bis AH-64, GBUs, Tomahawks und was der Dinge da mehr sind) vorrücken kann.
@Metallkopf
Selbstverständlich wird aus der Luft intensiv Unterstützung geleistet, mittels JaBo, UAS, MFK.
Letztlich gilt aber der Grundsatz, “ feindfrei ist, wo der Infanterist seinen Fuß hingesetzt hat*.
Will sagen, jede Steilfeuerwirkung garantiert nicht per se einen nieder gekämpften Gegner.
Ob zum Nachstoßen Bodentruppe oder LLTr erforderlich ist, bleibt lageabhängig.
@Metallkopf
Die USA unterscheiden: Luftüberlegenheit – air superiority und Luftherrschaft – air supremacy
In aller Regel fliegt nichts bevor SEAD (suppression of ENY air defense) abgeschlossen ist.
[Ehe sich das festsetzt: nicht suppression of ANY air defense, sondern suppression of ENEMY air defense. T.W.]
@TW
ENY ist die Abk. für enemy 😇
@ TW
E-N-Y ist die umgangsprachliche Abkürzung für „enemy“ im US Militär, was zugegeben aber zu Verwirrungen führen kann.
@KPK:
stimmt. Es gibt sicherlich lageabhängig immer noch Einsatzmöglichkeiten für LLTr. Diese sind aber aufgrund des inzwischen doch stark vorangeschrittenen technologischen Fortschritts gegenüber früher erheblich geringer und spezifischer.
Den großen Überraschungswurf durch Landen im Rücken der feindlichen Stellungen zur Erzielung von Frontdurchbrüchen dürfte es kaum noch wirklich als Anwendungsfall geben. Vielleicht gegen Gegner ohne nennenswerte Luftwaffe oder Flugabwehrmöglichkeiten.
@Thomas Melber: Eben. Nichts anderes sage ich doch. Wenn aber SEAD abgeschlossen ist, mache ich ja aus der Luft ja ohnehin erstmal, was ich will. Und dann kann ich auch gleich meine Bodentruppen bei regulärem Angriff unterstützen und den Gegner in seinen Stellungen bombardieren, sodass ich dort schnellere Erfolge am Boden erzielen kann. Dann brauche ich für einen Durchbruch aber gerade keine Luftlandeeinheiten im Rücken des Feindes mehr. Wie gesagt, die nützlichen Szenarien für überraschende Handstreichaktionen aus der Luft durch die tapferen Männer (und Frauen) an ihren seidenen Schirmen sind heutzutage doch eher begrenzt.
@Metallkopf
„Wenn aber SEAD abgeschlossen ist, mache ich ja aus der Luft ja ohnehin erstmal, was ich will. Und dann kann ich auch gleich meine Bodentruppen bei regulärem Angriff unterstützen und den Gegner in seinen Stellungen bombardieren, sodass ich dort schnellere Erfolge am Boden erzielen kann. Dann brauche ich für einen Durchbruch aber gerade keine Luftlandeeinheiten im Rücken des Feindes mehr. Wie gesagt, die nützlichen Szenarien für überraschende Handstreichaktionen aus der Luft durch die tapferen Männer (und Frauen) an ihren seidenen Schirmen sind heutzutage doch eher begrenzt.“
Wenn es darum geht Nachschubswege nachhaltig zu unterbrechen, und Brücken zu besetzen, bevor sie gesprengt werden(weil man sie selber nutzen will), dann bringen Luftlandetruppen schon noch einige nützliche Handlungsmöglichkeiten. Grundlegend ist das aber alles schon eher im Bereich Spezialkräfte und dann ist da einfach die Frage wie viel man sich davon leisten kann und will.
Da autonome Frachtdrohnen aber gerade groß im Kommen sind, dürfte sich hier einiges verändern und das sollte man nicht verschlafen. Denn wenn eine günstige Frachtdrohne 1 t Material transportieren kann, kann sie nach Umrüstung auch 8 Soldaten samt Ausrüstung transportieren.
China scheint sich dieser Möglichkeiten bewusst zu sein:
https://www.twz.com/air/chinese-cargo-drone-capable-of-carrying-two-tons-has-flown
Der Ausschnitt liest sich für mich sehr so als wolle da eine Truppengattung mal wieder ihr Dasein berechtigen.
ich denke, dass niemand den Vorteil von luftverbringbaren Verbänden bezweifelt. Aber ob sich mit Sicht auf ein endliches Budget der große Aufwand den man zur Aufrechterhaltung einer Fallschirmsprungkomponente in der Masse (Spezialeinheiten explizit ausgenommen) benötigt ein hinreichender Nutzen gegenüber steht wage ich zu bezweifeln.
Perun hat sich dazu im jüngsten Video, wie ich finde schlüssig, ausgelassen…
https://youtu.be/eWE1h0GA5fk?feature=shared
ab Minute 20~