Merkposten: NATO-Kampfbrigade nach Finnland?
Bislang gibt es nur einen finnischen Medienbericht dazu: Das NATO-Mitglied Finnland soll planen, neben einem vorgesehenen Kommando der Allianz im Land auch eine Kampfbrigade aus Einheiten mehrerer nordeuropäischer Länder zu stationieren. Vorgesehen ist nach dem Bericht, jeweils rotierend ein Bataillon in Mikkeli bereitzustellen.
Über die Pläne berichtete – bislang als einziges – die finnische Zeitung Iltalehti am (heutigen) Donnerstag; alle anderen Meldungen berufen sich drauf. Aus dem Bericht:
Zum Schutz Finnlands wird eine gepanzerte NATO-Brigade gebildet, deren Ausrüstung in Finnland gelagert wird. Die Brigade verfügt über gepanzerte Ausrüstung.
Ein Teil der Soldaten der Brigade hält sich ständig in Finnland auf. Dies ist die so genannte FLF-Präsenz. Zur Verteidigung Finnlands richten die NATO-Länder eine Landstreitkraftdivision ein, die als FLF (Forward Land Forces) bezeichnet wird.
Die finnischen Verteidigungskräfte und die finnische Regierung sind zu dem Schluss gekommen, dass Finnland die Präsenz von NATO-Soldaten auf finnischem Boden benötigt, um die präventive Abschreckung zu verstärken. (…)
Die Brigade wird in erster Linie gebildet, um die Verteidigung Nordfinnlands zu stärken. Die NATO-Soldaten werden in Orten wie Ivalo, Sodankylä und Rovaniemi stationiert. Wichtige Standorte für die Versorgung und Logistik der Brigade sind der Hafen von Kemi, die Eisenbahnverbindung von Norwegen und Schweden nach Tornio und der Flughafen von Rovaniemi.
(übersetzt mit deepl.com)
Die Brigade mit einer Stärke von 4.000 bis 5.000 Soldaten und Soldatinnen soll voraussichtlich überwiegend von schwedischen und norwegischen Streitkräften zusätzlich zur finnischen Armee gestellt werden, berichtet das Blatt.
In Mikkeli soll, das war bereits bekannt, ein NATO-Kommando aufgestellt werden. Von der Stationierung, auch rotierend, ausländischer Truppen in dem Allianz-Mitgliedsstaat Finnland war bislang nicht die Rede. Mit dem Beitritt des Landes zum Bündnis hat sich die Landgrenze der NATO zu Russland praktisch verdoppelt.
Eine öffentliche Ankündigung der geplanten Brigade wird laut Iltalehti für den Herbst erwartet.
Wenn ich es richtig verstehe, werden in den nordeuropäischen NATO- Ländern sowieso vorhandene Truppen anders disloziert. Ist das eine neue Qualität? Eine neue Qualität wäre es, wenn US- Truppen in Finnland stationiert würden.
Eine neue Qualität ist grundsätzlich die Stationierung von Truppen anderer NATO-Staaten.
Da ist dann bei einem Angriff der Artikel 5 noch etwas näher gerückt.
Gerade nach den Trump-Aussagen vor etlichen Jahren ist ja nicht mehr so klar wie sicher es ist sich auf Artikel 5 wirklich verlassen zu können…
Bataillon bitte nur mit einem t.
[Hach, immer das Umschalten von englische auf deutsche Schreibweise, dann entsteht so was. Pardon. T.W.]
Es macht unter der neuen Situation, dass alle drei Länder jetzt NATO Alliierte sind einfach Sinn die Finnmarkt und Lappland gemeinschaftlich zu verteidigen. Dazu kommt das es keine Sprachbarriere gibt da auch jeder Finne in der Schule Schwedisch als zweit Sprache lernt auf Grund der schwedischen Minderheit im Land.
Auch für die Schweden ist es vorteilhaft ihre Verbände aus Norrland 200km weiter östlich einzusetzen.
@.Apollo 11
…weswegen der Wahlkampf in den USA mit Interesse zu verfolgen ist. Ohne Artikel 5 ist der NATO ein wichtiger Teil seiner bedrohlichen (und damit schützenden) Wirkung genommen. Für Russland wäre das Grund, ein paar Flaschen Champagner zu köpfen.
Eine absehbare Entwicklung. Wesentlich ist hier die Lage.
Die drei genannten Ortschaften liegen im äußersten Norden Finnlands. Rovaniemi ist noch die südlichst gelegene Stadt und liegt bereits am Polarkreis.
Aufgrund der klimatischen Bedingungen und des Geländes (dichter Wald, Seen und dann auch Tundra) sollten dort nur Verbände zum Einsatz kommen, die bereits an das Klima und das Gefecht unter subarktischen Bedingungen gewöhnt sind.
Interessant wird, ob sich auch Deutschland einbringen will oder kann. Von den Fähigkeiten her können lediglich Kräfte der Gebirgsjägerbrigade 23, mithin überschneebewegliche Kräfte zum Einsatz kommen.
Das NATO Kommando in Mikkeli wird ein DEU Verbindungskommando aufnehmen können, der eigentliche Brigadestab, der in Grundzügen bestehen sollte (?), und das faktisch einzig stationierte Btl hingegen nicht.
Ein Verbindungskommando macht allein schon aus Gründen der Verbindung ins Baltikum Sinn.
Küstengang01 sagt: 23.08.2024 um 5:16 Uhr
„Dazu kommt das es keine Sprachbarriere gibt da auch jeder Finne in der Schule Schwedisch als zweit Sprache lernt auf Grund der schwedischen Minderheit im Land.“
Das war einmal; Details siehe z.B. hier: https://te.ma/art/kt2okz/bindrim-schwedisch-finnland/
Wie in allen anderen „kleinen“ westlichen Ländern ist heute die dominierende Zweitsprache Englisch. Also dürfte wohl auch Englisch die Kommandosprache sein.
.Apollo 11 sagt:
22.08.2024 um 23:01 Uhr
„… Da ist dann bei einem Angriff der Artikel 5 noch etwas näher gerückt.
Gerade nach den Trump-Aussagen vor etlichen Jahren ist ja nicht mehr so klar wie sicher es ist sich auf Artikel 5 wirklich verlassen zu können…“
Dann muss man den Herrn immer wieder nachdrücklich daran erinnern, dass bisher nur die USA nach 9/11 diesen Artikel „gezogen“ haben. Aber der Typ ist ja sowieso beratungsresistent.
Norwegen, Schweden und Finnland. Evtl. auch noch Dänemark zur Unterstützung?!
Das wäre natürlich eine neue Qualität der Zusammenarbeit, aber nachdem Schweden und Finnland nun in die NATO eingetreten sind, eigentlich ein folgerichtiger Schritt. Alle Länder wissen, wie man in dieser Geographie kämpft.
@Metallkopf sagt: 23.08.2024 um 13:16 Uhr
„Das wäre natürlich eine neue Qualität der Zusammenarbeit,…“
Nein, gab es schon mal während IFOR. In der MND-North gab es die Nordic.Polish-Brigade (NORDPOLBDE). Teilnehmende Nationen: Dänemark, Estland, Finnland, Lettland, Litauen, Norwegen, Polen, Schweden und USA.
Es gibt also durchaus Erfahrungen auf diesem Gebiet.
Wird die JEF Joint Expeditionary Force da auch eine Rolle spielen? Ansonsten überrascht das mich persönlich weniger, auch dass nur nordische Staaten dabei sind. Macht aber auch Sinn.
Rückblickend betrachtet werden sich die Dänen vermutlich ärgern dass man den Bunker Finderup und das HQ Baltap aufgelöst hat. Wäre heute definitiv wieder sinnvoll.
Moin,
wenn man ganz clever ist, könnte man dort einen Verband aufstellen, der als Blaupause für eine gemeinsame Truppe der EU gelten kann.