Dokumentation: Keine Auflagen für ukrainischen Einsatz von Waffen aus Deutschland
Die Ukraine kann aus Sicht der Bundesregierung die aus Deutschland gelieferten Waffensysteme ohne Auflagen einsetzen, so lange dabei das Völkerrecht beachtet wird – offensichtlich auch für den aktuellen Vorstoß auf russisches Territorium. Das machte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Berlin deutlich. Im Zuge des ukrainischen Vorstoßes hatte es Bilder vom Einsatz von Marder-Schützenpanzern und Lkw aus deutscher Produktion gegeben.
Zur Dokumentation die Aussagen in der Bundespressekonferenz am (heutigen) Montag – nachdem der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner zunächst klare Angaben vermied, kamen die dann vom stellvertretenden Sprecher des Verteidigungsministeriums, Oberst Arne Collatz:
Frage: Herr Büchner, es geht um das Thema Ukraine. Wie bewertet die Bundesregierung die Rechtmäßigkeit, aber auch das Eskalationspotenzial des ukrainischen Vorstoßes auf russisches Staatsgebiet?
Büchner: Wie wir alle mitbekommen und wie Sie auch wissen, ist die militärische Lage vor Ort noch sehr im Fluss. Es gibt widersprüchliche und manchmal auch absichtlich verfälschte Informationen über die offenbar sehr geheim und ohne Rückkopplung vorbereitete Operation. Alles sieht bisher nach einem räumlich begrenzten Einsatz aus. Es wäre deswegen unklug, sich jetzt auf dieser Grundlage öffentlich zu äußern und vom grünen Tisch aus die aktuelle militärische Entwicklung zu kommentieren oder zu bewerten. Das gilt auch für den Einsatz spezifischer Waffensysteme. All dies wird in einen intensiven Austausch einfließen, den wir mit unseren engsten Partnern und der Regierung in Kyjiw haben.
Zusatzfrage: Sie haben also keine Information darüber, ob deutsche Waffen, zum Beispiel Marder-Panzer, eingesetzt worden sind? Inwiefern wäre die Ukraine darin frei, deutsche Waffensysteme auf russischem Staatsgebiet einzusetzen?
Büchner: Ich habe mich jetzt zu dem Thema ganz bewusst so zurückhaltend eingelassen, wie ich es gerade getan habe.
Frage: Herr Büchner, hat die Ukraine in der letzten Zeit die Bundesregierung gefragt, ob sie deutsche Waffen außerhalb der unmittelbaren Grenzregion ‑ wie es ja im Mai hieß ‑ bei Charkiw einsetzen darf?
Büchner: Ich habe Ihnen ja gerade vorgetragen, dass es bei dieser Operation offenbar um eine sehr geheim und ohne Rückkopplung vorbereitete Operation ging. Darüber hinaus möchte ich hier über detaillierte Abstimmungen und Gespräche nichts sagen.
Zusatzfrage: Was heißt „Rückkopplung“?
Büchner: Das heißt Rückkopplung.
Zusatzfrage: Das heißt, die Ukraine hat die Bundesregierung gar nicht darüber informiert, was sie vorhat?
Büchner: Das heißt das, was ich gerade vorgetragen habe. Diese Operation ist offenbar geheim und ohne Rückkopplung vorbereitet worden.
Frage: Herr Büchner, wie kommentieren Sie die Aussage des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, der unter anderem gesagt hat, dieser Vorstoß sei geeignet, um Druck auf den Aggressor aufzubauen? Ist solch ein Vorstoß auch aus Sicht der Bundesregierung die richtige Maßnahme zu diesem Zeitpunkt?
Büchner: Auch das möchte ich jetzt nicht kommentieren, sondern einfach noch einmal darauf verweisen, dass wir einen intensiven Austausch mit unseren internationalen Partnern haben, vor allem natürlich mit den USA und unseren engsten Partnern in Europa, und auch einen Austausch mit der Regierung in Kyjiw.
Frage: Herr Büchner, ich versuche es noch einmal: Inwieweit ist dieser Vorstoß der Ukraine aus Sicht der Bundesregierung vom Völkerrecht gedeckt?
Büchner: Es tut mir leid, aber mehr als das, was ich zu diesem Thema heute hier gesagt habe, kann ich nicht beitragen.
Frage: An Herrn Collatz: Ich weiß, dass Sie mir die Frage, wie Sie im Verteidigungsministerium diese Operation bewerten, wahrscheinlich nicht beantworten werden, aber ist das generell ein Thema im Verteidigungsministerium?
Collatz: Unser Austausch mit unseren ukrainischen Freunden ist eng und vertrauensvoll, und das gilt für alle Unterstützungsmaßnahmen, die wir geleistet haben und noch leisten werden. Außer Frage steht für uns die Frage nach der Rechtmäßigkeit; die ist hinlänglich auch durch viele Rechtsexperten beantwortet. Das Völkerrecht sieht das so vor, dass sich ein verteidigender Staat auch auf dem Gebiet des Angreifers wehren darf. Das ist auch aus unserer Sicht eindeutig, und es gibt keine darüber hinausgehenden Auflagen für die Nutzung von Waffen ‑ zumindest was Abgaben aus dem Bestand der Bundeswehr angeht ‑, die dort erteilt worden sind oder die zu beachten wären. Da gibt es keinerlei Hindernisse und da ist die Ukraine frei in der Wahl ihrer Möglichkeiten. Das Einzige, worauf wir achten, ist, dass die Ukraine zusagt, dass sie Waffen nur im Rahmen des Völkerrechts einsetzt, und das ist gegeben.
Zusatzfrage: Herr Collatz, heißt das, dass deutsche Waffen auch dann eingesetzt werden dürfen, wenn es nicht um ein Aufmarschgebiet an der Grenze zu der Ukraine auf russischen Territorien geht, sondern um einen Vorstoß ‑ ich fantasiere einmal ‑ in Richtung Moskau?
Collatz: Das sind ukrainische Waffen.
Frage: Nur eine kurze Nachfrage, Herr Collatz: Deutschland hat unter anderem 58 Leopardpanzer, glaube ich, in die Ukraine geliefert. Könnten diese Panzer seitens der Ukraine eingesetzt werden, um auf russisches Gebiet vorzudringen?
Collatz: Es gibt verschiedenste Lieferungen von Leopardpanzern, wie Sie es nennen, also von Panzern vom Typ Leopard 1 und 2 in unterschiedlichsten Konfigurationen. Ich glaube, die Zahl ist auch nicht ganz korrekt. Schauen Sie bitte in die aktuelle Liste hinein.
Ansonsten gilt das, was ich eben gesagt habe: Wenn Waffen aus Deutschland der Ukraine zur Verfügung gestellt werden, dann sichert uns die Ukraine zu, diese im Rahmen des Völkerrechts einzusetzen, und weitere Auflagen gibt es nicht.
Eine politische Frage ist immer noch damit verbunden, weitreichende Waffen einzusetzen, aber das ist ja hier außer Frage.
Under wieder einmal ist es an der tapferen Ukraine, für Klarheit zu sorgen. Damit scheinen hier leider auch viele Medien gravierende Probleme zu haben. So war es in den ersten Tagen der Kursk-Offensive vielen besonders wichtig zu erklären, dass das durch das Völkerrecht gedeckt sei (welches bei den konstanten Untaten Russlands hingegen wohl schon dem Gewohnheitsrecht gewichen ist). Es ist schon irgendwie absurd nach all der Zeit noch immer so zu tun, als wäre es die Ukraine, bei der man besonders genau aufs Völkerrechts schauen müsste. Immer mit der unfeinen Beinote, dass man dann ja selbst auch Gott sei Dank fein raus sei.
Und selbst jetzt hat man mit dem Fakten so seine liebe Mühe – SPON weiß von 100 Quadratkilometern genommenem Gebiet zu berichten – und liegt damit um den Faktor 10 daneben! (es sind aktuell 1000 nach ukr. Auskunft)
Jedenfalls sind die Eskalationsdominanzler und Nuklearpropheten auffällig ruhig. Ein paar motzig angezündete Autoreifen im besetzten AKW war wohl nicht ganz der Paukenschlag, der vom ein oder anderen als Reaktion auf die erste Landnahme russischen Gebietes seit dem Zweiten Weltkrieg erwartet worden war.
Ich würde mal vermuten, dass deutsche Panzer im russischen Kernland geduldet werden, liegt einfach an der allgemein schlechten Situation der Ukraine.
Bis vor kurzem hieß es noch sehr stark betont, um einen Angriff abzuwehren, dürfen auch Ziele in Russland angegriffen werden.
Von Raketenstellung angreifen, die die Ukraine bombardiert, zu mit deutschen Panzern Dörfer besetzen ist es aber schon ein ganzes Stück.
Rein Militärisch macht die Offensive natürlich viel Sinn – da angreifen, wo der Gegner schwach ist.
(Nicht da, wo er stark ist, siehe Offensive letztes Jahr).
Die Überraschung ist gelungen und die Russische Verteidigung scheint immer noch Kopflos und unkoordiniert zu agieren. Und es ist schön, mal wieder Erfolgsmeldungen zu lesen
Politisch gesehen ist es aber Okkupation von fremden Territorium. Auch rein praktisch gibt das dann Fragen, wie agiert man dann als Besetzer, es gibt da ja nämlich auch eine Zivilbevölkerung.
Thema russische Zivilbevölkerung, die ja alles in allem eher passiv scheint. Rein praktisch wird das nun einige Russen für einen echten Verteidigungskrieg motivieren. Andere wird es vielleicht abschrecken, wenn der Krieg nun wirklich „nach Hause“ kommt. Insbesondere wenn jetzt vor allem Wehrpflichtige im Sarg nach Hause geschickt werden.
Im Donbas geht die Offensive aber ungebremst weiter, weil noch (fast) keine Einheiten verlegt wurden.
Alles in allem sehr gewagte Aktion und es ist viel Verzweiflung dabei.
Ob es aufgeht, wird sich zeigen.
Im Idealfall ist es wertvoll bei Verhandlungen, aber ich glaube kaum, das Putin darüber verhandeln kann. Er muss es militärisch zurückerobern, wenn er weiter der starke Mann sein will.
„Wie bewertetet die Bundesregierung….das Eskalationspotenzial …. ?“ Was für eine Frage?? Wie ist es nur möglich, dass es Journalisten auf so einer Pressekonferenz gibt die offensichtlich nicht in der Lage sind, das tatsächliche Eskalationspotenzial korrekt und wahrheitsgemäß zu verorten? Darf sich jeder auf der PK so entblöden?
Der Regierungssprecher kommt anlässlich dieser Frage aus dem Schwurbeln nicht mehr heraus.
> Collatz: Das sind ukrainische Waffen.
Macht sich nun die BReg die Worte von Herrn Faber (Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Bundestag, FDP) zu eigen oder hatte sich Herr Faber schon vor 5 Tagen mit der BReg abgestimmt?
> Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marcus Faber (FDP), sieht kein Problem darin, wenn die Ukraine solche Waffen für ihren aktuellen Vorstoß auf russischem Gebiet nutzt. „Mit der Übergabe an die Ukraine sind es ukrainische Waffen“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Donnerstag. Das gelte „für jegliches Material“, auch den Kampfpanzer Leopard 2. „Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist das Territorium beider Staaten Kriegsgebiet“, erläuterte FDP-Verteidigungsexperte Faber seine Position. „Der Einsatz der Waffen unterliegt den Bestimmungen des Völkerrechts.“
– 08.08.2024, u.a. „Tagesspiegel“
Das wäre dann sehr schnell gegangen für Ampel-Verhältnisse, zudem wäre es dann verwunderlich, dass Herr Büchner das dann nicht so wiedergeben kann. Es mutet auch seltsam an, dass Herr Collatz es dann gleichlautend wiedergibt nachdem Büchner der exakt auf die „deutschen Waffen“ gerichteten Zusatzfrage ausgewichen war.
Von „Rückkopplung“ zu sprechen ist ebenfalls unglücklich nach meinem Verständnis — sicherlich will die BReg nicht den (falschen) Anschein erwecken, dass sie ukrainische Operationsplanungen mitgestaltet oder freigibt. Was übrig bleibt an Botschaft von der fehlenden „Rückkopplung“ wäre dann das Signal an den Kreml, dass man das leider nicht hat verhindern können.
Möglicherweise ist Herr Faber auch besser informiert als die BReg, denn der wusste alles was dort nun inhaltlich von der BReg mitgeteilt wurde bereits am letzten Do (und hat es direkt der Presse mitgeteilt) und man ist deswegen leicht „zickig“.
Interessant ist auch wie unterschiedlich sich Büchner und Collatz sich hinsichtlich der „Qualität der Kanäle“ nach Ukraine äußern: Während Büchner ausdrücklich zunächst die Partner aufzählt und dann noch „einen Austausch mit der Regierung in Kyjiw“ hinterherschiebt — was man durchaus als Wertung begreifen darf — lässt sich Collatz zu folgendem ein „Unser Austausch mit unseren ukrainischen __Freunden__ ist eng und vertrauensvoll“.
Strategisches „double binding“ oder herrscht da Chaos?
Die Ukraine kann die Front im Osten nicht halten [Punkt]
Schuld sind die Einsatzregularieren rund um den Waffeneinsatz.
Wie soll die Ukraine den Gleitbombenhagel aufhalten wenn man ihr nicht erlaubt die Jagdbomber vom Su-34 auf ihren Bases anzugreifen?
Die standen oder stehen teils immer noch in Schlagreichweite der leichteren ATACMS Varianten. Dazu stehen die auch noch unter freiem Himmel, weil schon die Sowjetunion es nicht geschafft hat, die alten Shelter gegen größere zu ersetzen.
Die Ukraine hat ihre eigenen Waffen, wie Drohnen und Neptun Marschflugkörper, in Russische Munitionslager gefeuert. Das hat zwar geholfen, da die Lager jetzt wie die Mondoberfläche aussehen aber es sind nur 3 oder 4 Jagdbomber beschädigt worden.
Durch diesen Gleitbombenhagel muss die Ukraine sehr langsam zurückweichen und dabei versuchen deutlich mehr russische Soldaten und Material auszuschalten, als die selbst verliert.
Russland gehen zwar die jungen Soldaten aus, APC und IFV gibts es auch nicht mehr viele und die Artillerieläufe sind größtenteils schrottreif. Aber die Luftwaffe hat noch sehr viel Material übrig.
Der Eroberungsfeldzug dürfte daher mehrere Ziele haben.
Zu zeigen das:
– Russland keine unbesiegbare Militärmaschine und in vielen Bereichen extrem dünn aufgestellt ist.
– dieser Krieg noch nicht vorbei ist und man keinen Diktatfrieden akzeptieren muss
– das Russland sich jetzt für alle Welt öffentlich sichtbar entscheiden muss wo es seine Kräfte einsetzt.
– das es keine Eskalation gab und man vielleicht endlich mal Waffen einsetzen kann ohne UN ähnliche Einsatzregeln.
– das der Gleitbombenhagel auf die statische Front das größte Problem ist
Hoffen wir das die Botschaft ankommt.
Die Ukraine arbeitet wohl auch an Gleitbomben und die „Raketenprogramme“ kommen wohl vorwärts. Frag sich nur welche, denn da gibt es 0 Informationen zu.
@lukan: Ich denke schon, dass wir uns hier in diesem Forum auf den Begriff „Waffen aus Deutschland“ (siehe oben) oder „von Deutschland gelieferte Waffen“ statt „deutsche Waffen“ einigen sollten. Es sind ukrainische Waffen, die in Deutschland hergestellt wurden.
Wir würden ja unsere neuen F35, wenn wir sie zum Einsatz bringen auch nicht als amerikanische Waffen bezeichnen…
Es gilt nun der russischen Antwort auf den Strategiewechsel der Ukraine zu harren. So oder so, die Antwort wird Bände sprechen.
Problem: Dem ist man sich im Kremml bewusst und es ist klar, dass hier die Belastbarkeit der neuen russischen Nukleardoktrin angetastet wird.
Die Karten sollen neu gemischt werden…
@Nachhaltig
Da stimme ich Grundlegend zu, ich meinte mit der Formulierung, vor allem das, was bei einigen ankommt.
Zu beachten.
Ein ehemaliger Kdr einer russischen Aufklärungsgruppe, der an 2014er Invasion teilnahm erklärt, warum die Streitkräfte der Ukraine so leicht in die Oblast Kursk eindrangen.
https://istories.media/en/opinions/2024/08/12/kursk-oblast/
Auf „X“ zusammengefasst und kommentiert in 18 posts, Leseempfehlung für ChrisO_wiki
@ChrisO_wiki
„1/ The Russian publication ‚Interesting Stories‘ has published a lengthy interview with a former Russian army officer who opposed the invasion of Ukraine. He explains how the Ukrainians were able to invade the Kursk region so easily. …“
Alternativ dazu eine U.S. Bewertung von
@MassDara
Senior Fellow, Carnegie Endowment for International Peace, Russia and Eurasia Program, focusing on defense issues in Russia, ebenfalls auf „X“.
1/Russia begins its response to Ukraine’s incursion into Kursk. Multiple ministries are involved and the command structure is still forming. Someone in Ukraine knew what they were doing and exploited a weak seam in Russian C2. A few important issues to watch: 🧵 nur den Beginn:
Russia has declared its defense operation to be a „counter-terrorist operation“ (KTO in Russian). This is a domestic operation and the FSB and Rosgvardia have roles along with the military. This is what the war in Chechnya was called from 1999 until it ended.
2/Putin has instructed the FSB (+ its border troops) and Rosgvardia to defend the borders and assist this operation. He also told the military today that their main task is driving out Ukrainian forces from Russian territory and countering Ukrainian recon and sabotage groups.
> 18 posts.
Bemerkenswert meines Erachtens an dieser Beurteilung, dass der FSB und die Garden der regulären Armee „zur Seite gestellt“, eher vorgesetzt werden.
Sehr fraglich muss dabei die Befähigung beider zur Führung regulärer Truppe beurteilt werden. Der FSB zeichnet sich durch subversive Terroroperationen wie gegen die Tschetschenen aus, die Garden sind „Privatermee“ des Präsidenten. Was also können beide, welche Kampfkraft bilden sie ab.
Edit, zur Nukleardoktrin: „Die Ukraine hat nach eigenen Angaben kein Interesse an einer Besetzung von Gebieten in der russischen Region Kursk.“
https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-dienstag-380.html#Ukraine-Wollen-Kursk-nicht-besetzen
Wenn dies aus dem Spiel genommen wird testet man mE an, ob das Regime „den Saft hat“ das Kriegsrecht zu verhängen, was man ja gegeben eigenen Gesetzen und Doktrin num müsste Jedoch wäre es auf der anderen Seite der selben Medalllie auch eine „Rückkopplung“ – SiPo-Sprech „Backlash“ -, hätte der Kreml den Saft, das Auszusitzen, da in vom Kreml vorgegebenen Narrativ auch ukrainisches Terrritorium, welches von der Ukraine gehalten wird, ein Teil Russlands sei. Somit gäbe es z.B keinen Unterschied zwischen Donbass und Kursk.
Also unter dem Strich kann man nach einer Woche sagen: Der Kreml hat mal wieder nachhaltig beweisen, absolut keine Ahnung von ukrainischem Resolve, Willen und Fähigkeitsprofil zu haben. 1:0 für Kiew im Jahr 2024
@Nachhaltig
Danke ich hätte sonst das gleiche schreiben müssen.
@SvD
Es ist wohl deutlich ruhiger im Osten, auch viel weniger Gkeitbomben.
im übrigen helfen mehr Sokdaten im Osten kaum, dann sterben nur mehr pro Gleitbombe.
Aber insgesamt schon erstaunlich, lange durfte die Ukraine nicht mit gelieferten westlichen Waffensystemen über die Grenze zurück schießen, über fie Grenze fahren dann kein Problem.
Jetzt müsste nur endlich ATACMS für die russischen (Luftwaffen)stützpunkte freigegeben werden. Die Ukraine muss endlich Siegen dürfen und nicht nur „nicht verlieren „.
Keine Auflagen für ukrainischen Einsatz von Waffen aus Deutschland.
Und so rollen halt wieder deutsche Panzer in Richtung Kursk.
Aber halt, das sind ja keine deutschen Panzer mehr, seit sie der Ukraine geschenkt wurden.
Wie die ukrainische Armee die einsetzt, ist Sache der Ukrainer.
@Pham Nuwen
Zitat: „…SPON weiß von 100 Quadratkilometern genommenem Gebiet zu berichten – und liegt damit um den Faktor 10 daneben! (es sind aktuell 1000 nach ukr. Auskunft)…“
Seit wann ist die ukrainische Regierung eine glaubwürdige Quelle? Ich denke, dass die Lage so dermaßen im Fluß ist, dass keine Seite wirklich sicher sagen kann, wer wieviel Fläche kontrolliert.
@Lukan
Zitat1:“Die Überraschung ist gelungen und die Russische Verteidigung scheint immer noch Kopflos und unkoordiniert zu agieren.“
Was den ersten Teil anbetrifft stimme ich Ihnen vorbehaltlos zu. Die unmittelbare Reaktion auf den Überraschungsangriff kann man durchaus als „kopflos“ bezeichnen. Schaut man sich die russische Resonanz an, dann wurde die russische Armee auch hart dafür kritisiert, sich so von den Ukrainern überraschen zu lassen. Aber die Phase dürfte die russische Armee inzwischen überwunden haben.
Zitat 2:“Und es ist schön, mal wieder Erfolgsmeldungen zu lesen“
Es gibt tatsächlich Kommentatoren, die darin den einzigen Grund sehen, warum die ukrainische Armee diese Aktion durchgeführt hat.
@Nikolo15
Zitat:“Wie bewertetet die Bundesregierung…das Eskalationspotenzial“
Ich schätze mal die Frage musste einfach irgendwer stellen. So lange es nicht unbedingt Marder Panzer sind, die vor dem AKW von Kursk auffahren. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber genauso gering wie die Nachhaltigkeit dieser Aktion.
@ SvD
Endlich mal jemand der analytisch an die Situation rangeht.
Zitat1:“Die Ukraine kann die Front im Osten nicht halten [Punkt]“
Die Ausgangslage ist unstrittig.
Zitat2:“Schuld sind die Einsatzregularieren rund um den Waffeneinsatz.“
Verstehe ich nicht. Die ukrainischen Streitkräfte haben, seit die USA die Lieferung wieder aufgenommen haben, die Erlaubnis, auch Ziele auf russischem Territurium anzugreifen. Das haben sie auch schon mehrfach getan. Nur leider nicht mit großem Erfolg. Schuld sind daran nicht die Einsatzregularieren sondern die erfolgreichen elektronischen Gegenmaßnahmen der Russen. Die meisten der erfolgreichen ukranischen Angriffe wurden nicht mit westlichen Waffensystemen sondern mit ihren selbstgebauten Drohnen durchgeführt. Diese sind aber nur bei Angriffen auf große Flächenziele wie Raffinerien, Treibstofflager, Flugplätze und eben Munitionsdepots erfolgreich.
Zitat3:“…aber es sind nur 3 oder 4 Jagdbomber beschädigt worden.“
Ja. Angesichts der Menge der den Russen zur Verfügung stehenden Kampfflugzeuge, ist die Zahl der bislang zerstörten Flugzeuge bedeutungslos.
Zitat4:“Russland gehen zwar die jungen Soldaten aus, APC und IFV gibts es auch nicht mehr viele und die Artillerieläufe sind größtenteils schrottreif.“
Davon merken die im Donbas kämpfenden ukrainischen Truppen aber nichts. Die russische Armee setzt halt weniger APC, IFW und andere gepanzerte Fahrzeuge ein. Das liegt aber an den erfolgreichen Einsätzen von FPV Drohnen durch die Ukraine.
Die Geländegewinne der russischen Armee mit dieser Taktik sind real.
Was ihr Fazit anbetrifft:
1) Das war doch auch schon vorher klar. Allen Behauptungen, die Russen würden nach der Ukraine einen NATO Staat angreifen, fehlt immer noch ein Beleg dafür, womit die Russen einen solchen Angriff wohl durchführen könnten.
2) Zumindest sind jetzt erst mal alle Spekulationen über Verhandlungen vom Tisch.
3) Nicht wirklich. Bei Gefechten, die auf russischem Territorium geführt werden, kann die russische Armee ihre Wehrdienst leistenden Soldaten zur Verteidigung heranziehen. Also jene Soldaten, die sie auf ukrainischem Boden nicht einsetzen kann.
Genau das passiert auch gerade. Das heisst nicht, dass die russische Armeeführung nicht auch andere Verbände an die Kurskfront verlegt hat. Das ist bislang aber nicht in einem Umfang geschehen, der den Vormarsch im Donbas bremsen würde.
Wirksam war die Aktion allerdings, was die Einsätze der russischen Luftwaffe anbetrifft. Ukrainische Quellen besagen, dass die Zahl russischer Angriffe an der Charkiv Front auf 1/10 zurückgegangen sind.
4) Eine Eskalation sehe ich darin auch nicht.
5) Da haben Sie sicher recht. Allerdings wird diese Aktion den „Gleitbombenhagel“ nicht nachhaltig begrenzen.
Momentan schießen die Spekulationen über den Sinn dieser Aktion mächtig ins Kraut. Am sinnvollsten erscheint mir folgendes Szenario. Seit dem Angriff auf die Grenzregion bei Charkiv wurde über weitere derartige Aktionen der russischen Armee spekuliert. Anstatt den Russen die Initiative zu überlassen, ist die ukrainische Armee den Russen zuvor gekommen. Abgesehen von dem PR-Erfolg, zwingt das die Russen dazu, zur Abwechslung mal ihr eigenes Territorium zu verwüsten und russische Bürger zur Flucht zu zwingen.
Sollte die ukrainische Armee beabsichtigt haben, ähnlich wie den Russen das mit ihrer Charkiv Aktion gelungen war, die gegnerischen Kräfte zu überdehnen und so den Druck auf die Truppen im Donbas zu reduzieren, dann ist dieser Plan bislang zumindest nicht aufgegangen.
Die Spekulation, dass die ukrainische Armee ein Faustpfand und damit eine bessere Verhandlungsposition erreichen wollte, setzt zum einen voraus, dass die ukranische Armee die besetzten Gebiete auch halten kann und zum anderen, dass es Verhandlungen geben wird. Beides ist aktuell unwahrscheinlich.
Die ukrainische Armee hat für diesen Stunt ihre Reserven mobilisiert, die damit auf unbestimmte Zeit gebunden sein werden. Was also ziemlich sicher ist, dass der Umstand, dass die ukrainischen Truppen in der Kurskregion, für die Verteidigung oder gar die Rückeroberung der besetzen Gebiete im Donbas fehlen werden.
@Schlammstapfer
„Die ukrainische Armee hat für diesen Stunt ihre Reserven mobilisiert, …“
Meine Meinung: RUS hat sehr wohl vorab die UKR Kr aufgeklaert und ihnen ihre Absicht leicht gemacht, ihnen quasi einen Koeder hingeworfen, und die UKR hat zugeschnappt.
Merke: wenn der Feind dabei ist einen Fehler zu begehen, lass‘ ihn machen und das ausfuehren und stoere ihn dabei nicht.
Die UKR hat wertvolle Kr eingesetzt und wird sie sehr wahrscheinlich nicht wieder heil nach Hause bringen. RUS hat keine Kr aus dem Donbas abgezogen und haelt dort den Druck aufrecht. UKR hat aufgrund dieser OP keine Reserven mehr und hat sich damit sinnlos verausgabt. Die Kr bei KURSK kann sie auch nicht nachversorgen und den Erfolg kann sie auch nicht ausbauen – man spricht schon vom UKR MICHAEL oder den UKR ARDENNEN (beides DEU Offensiven am Ende des WK 1 und WK 2). Anfangserfolge ohne aber diese dann ausbauen zu koennen bei gleichzeitigem Verschleiss wertvoller eigener Kr.
Gut, dafuer hat Putin einen Prestigeverlust eingefahren, aber hey: eine Schlacht verloren aber dafuer evtl. den Krieg gewonnen. Wer weiss ?
@Schlammstapfer – Nachtrag
„1) Das war doch auch schon vorher klar. Allen Behauptungen, die Russen würden nach der Ukraine einen NATO Staat angreifen, fehlt immer noch ein Beleg dafür, womit die Russen einen solchen Angriff wohl durchführen könnten.“
Was man sieht ist, dass RUS in der UKR eher aelteres Material einsetzt, was wohl ausreichend ist, aber nach wie vor neues Geraet – insb. KPz – produziert, also Bestaende fuellt (klar, Fla, Art, u.a. werden schon auch eingesetzt).
Von daher kann man nicht sagen, dass RUS nach den Kampfhandlungen komplett mit heruntergelassenen Hosen dastehen wird. Und ein Kern kriegserprobter, kampferfahrener Sdt wird auch vorhanden sein.
Heute geht man auch davon aus, dass es die „Fleischangriffe“ in der dargestellten Form nicht gegeben hat bzw. dort tatsaechlich nur „Expendables“ bewusst eingesetzt wurden. Dass taktische Fehlentscheidungen zu hohen Verlusten gefuehrt hat – das kommt vor.
Selbst wir sollten uns darueber klar sein, dass im Angriff gestorben wird, das sieht man in jedem SIRA Durchgang, und dass Befehle und Auftraege zu Verlusten auch in den eigenen Reihen fuehren sollte jeder Fuehrer verinnerlichen und akzeptieren; „Wirkung geht vor Deckung“.
Der ukrainische Angriff auf Russland, war ein taktischer Erfolg. Möglicherweies auch ein operativer.
Strategisch ist der Erfolg noch zweifelhaft. Kurzfristig wurde die Moral gehoben, in Russland Unsicherheit geschaffen. Eine Blamage für Putin, sein System, die russischen Sreitkräfte, den FSB, den GRU. Die Welt sieht, das Russland nicht unverwundbar ist.
Nach dem Glückwunsch zum Erfolg, etwas Wasser im Wein.
Gelände halten braucht viele Kräfte, insbesondere Logistik.
Klar ist auch, das wird Putin nicht hinnehmen. Deutsche Panzer auf dem Weg nach Kursk, da war doch was, sagt man in Russland. Mit Blick auf die strategische Kommunikation und Propagande ist die Frage aufzuwerfen, ob es nach dem 2. Weltkrieg ein kluger Schachzug ist, dass Panzer deutscher Produktion wieder auf russischem Gebiet eingesetzt werden.
In Deutschland sieht man dieses Problem nicht. So erklärte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner: „Diese Operation ist offenbar geheim und ohne Rückkoppelung vorbereitet worden.“ Nun ja, ein wenig forsch.
Das Frontgeschehen im Donbass als auch in den südlichen besetzten Gebieten ist weiter zu Ungunsten der Ukraine. Die dafür notwendigen Reserven stehen nun im Bezirk Kursk.
Ob die Russen schon Kräfte von dort abgezogen haben ist umstritten.
Ein Marder in Russland ist OK, das Abschießen von russ. Flugzeugen über Russland mittels Patriot von ukr. Territorium aus anscheinend nicht.
Folgendes ist reine Spekulation:
Es wird gerade ein doppeltes Faustpfand erobert. Für (viel) spätere Verhandlungen mit Rußland, und gleichzeitig eines für Verhandlungen mit Deutschland, USA, etc.. „Wenn Ihr uns das Material gebt, um die Krim zurückzuholen, erobern wir natürlich viel lieber die Krim zurück.“ „Wenn wir die Su-34 ausschalten dürfen, müssen wir nicht auf diesem Wege die östliche Front entlasten.“
Sagt natürlich niemand öffentlich.
Tja, Herr Scholz, Herr Mützenich, wäre es nicht viel, viel, besser gewesen, der Ukraine _ihre_ Panzer zu einem Zeitpunkt zu geben, als sie mit ähnlicher Leichtigkeit nach Melitopol hätte marschieren können?
Ich muss gestehen, dass mich diese Chuzpe der Ukrainer überrascht hat. Auch überrascht bin ich darüber, dass alle aus der politischen Sphäre, die bisher immer eisern das international anerkannte, russische Territorium für sakrosankt erklärt haben, jetzt auffällig still sind.
Dass man in einem Verteidigungskrieg an der feindlichen Grenze nicht halt machen muss, auch den Krieg auf das Territorium des Gegners tragen kann ohne dadurch vom Verteidiger zum Aggressor zu werden, ist, glaube ich, unstrittig. Russland kann schließlich nicht erwarten, einen Krieg vom Zaun zu brechen und dann beleidigt weinen, wenn das angegriffene Land es entgegen allen Erwartungen sogar schafft, an anderer Stelle einen Entlastungsangriff zu starten.
Dass das Ganze im Gegensatz zu den russischen Plänen auch keinen Eroberungscharakter hat, sollte ebenfalls klar sein. Man will schließlich nicht Kursk völkerrechtswidrik annektieren, sondern wohl eher die eigene Verhandlungsposition stärken und die militärische Situation im Osten der Ukraine entschärfen, indem man den russischen Streitkräften die Möglichkeit nimmt, weiterhin unantastbar aus dem Hinterland zu operieren.
Wie gesagt. Sehr überraschend, aber ich ziehe vor diesem Husarenstück dann doch respektvoll die Feldmütze.
@Schlammstapfer: Die ukrainische Regierung ist fraglos glaubwürdiger als die russische. 1000km2 sind schlichtweg plausibel und allein schon über die Geländemarker aus russischen(!) Berichten annähernd verifizierbar.
Auf das übrige Geraune einzugehen erspare ich mir. In drei Tagen in Kyiv, richtig? Oder war es schon das Brandenburger Tor?
@Thomas Melber
„Meine Meinung: RUS hat sehr wohl vorab die UKR Kr aufgeklaert und ihnen ihre Absicht leicht gemacht, ihnen quasi einen Koeder hingeworfen, und die UKR hat zugeschnappt.“
Wenn das eine Falle wäre, dann müsste sie ja irgendwann mal zuschnappen. Aktuell ist es so, dass sich gerade mal die Front dort etwas stabilisiert. Und die russischen Militärblogger sind nicht mehr am Rande der Panik, aber immer noch „besorgt“.
Das Ganze hat eine Mega Verunsicherung in Russland ausgelöst. Das was Putin eigentlich am wenigsten will oder gebrauchen kann, ich sehe nicht, wie ihm das nützen kann, auch wenn er in den nächsten 2 Wochen es schafft die Ukrainer zu vertreiben.
Dann allgemein zu den 1000km2:
Soweit ich weiß, weiß es niemand genau im Moment, große Teile sind schlicht umkämpft.
Die Ukraine hat wieder die geschickte Methode der schnellen Vorstöße gewählt, ein Teil der Kräfte hält Garnisionen im Gefecht nieder, ein anderer Teil fährt weiter (und macht Fotos mit der Ukrainischen Flagge weiter im Landesinnern).
Im Idealfall schnappt bald eine andere Falle zu, denn es scheinen noch ukrainische Reserven nebst F16 bereitzustehen – die eilig herangeführten russischen Kräften einen entscheidenden Schlag versetzen können. Aktuell herrscht immer noch Koordinationschaos auf russischer Seite, das eröffnet Möglichkeiten, wenn man die Mittel hat.
Es wurde ja schon mehrmals angedeutet, dass Russland selber eine Offensive im Raum Kursk überlegt hat. Wenn Russland über so viel mehr Kräfte als die Ukraine verfügen sollte, wäre doch ein Ausdehnen der Front zur Überdehnung der ukrainischen Verteidigung sowieso angebracht gewesen. Warum hat dies bisher nicht stattgefunden? Sind vielleicht die russischen Kräfte auch so begrenzt?
Ich kann durchaus die Bedenken in Bezug auf die ukrainische Reserve verstehen. Allerdings kann ich nicht erkennen, wodurch sie dadurch ein Nachteil ergeben sollte. Russland muss jetzt ja mindestens genausoviele Kräfte (eher deutlich mehr) dort hinverlegen, um das Gebiet wieder zurück zu erobern. Und die stehen halt nicht anderweitig zur Verfügung – egal ob an der Front oder in der Reserve. Wenn man mit einem Überraschungsangriff bei begrenzem Widerstand signifikante Erfolge erzielen kann ist das auf jeden Fall gut. Man kann wohl auf jeden Fall davon ausgehen, dass die Ukraine diese Kräfte sich nicht einfach im Angriff aufreiben lässt.
@Schlammstapfer
„Bei Gefechten, die auf russischem Territorium geführt werden, kann die russische Armee ihre Wehrdienst leistenden Soldaten zur Verteidigung heranziehen. Also jene Soldaten, die sie auf ukrainischem Boden nicht einsetzen kann.
Genau das passiert auch gerade.“
Wehrpflichtige kann die Ukraine vermutlich 1:2 gegen ukrainische Soldaten tauschen.
Nachdem jetzt auch die UNO bestätigt, daß >90% der ukrainischen Kriegsgefangenen gefoltert werden in Rußland, ist das eine gute und dringliche Sache.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK)
Interessante Zusammenstellung von Information. Danke.
Leider funktioniert der Link bei mir nicht.
Zitat:“… die Garden sind „Privatermee“ des Präsidenten. Was also können beide, welche Kampfkraft bilden sie ab.“
Ich schätze, dass ist der Grund warum einzelne Teile der im Donbas kämpfenden Einheiten an die Kurskfront verlegt wurden. Man will die Verteidigung der Region nicht völlig Einheiten überlassen, die im Kampf gegen Ukrainer keine Erfahrung haben. Was die Kampfkraft der Garden anbetrifft, so ist deren Ausrüstung vermutlich überdurchschnittlich. Aber ohne Einsatz-Erfahrung ist auch die beste Ausrüstung nicht viel wert.
Die Ukrainer haben die Russen ganz klar ‚pants down‘ erwischt.
Wer immer für die Verteidigung des Grenzabschnitts die Verantwortung getragen hat, wird einiges zu erklären haben.
Die ukrainische Armee erschwert mit ihrer Taktik den Russen die Erstellung eines klaren Lagebildes und somit die Koordinierung der Verteidigung. Der Zirkus kann also noch eine Weile weitergehen.
Die Ukraine wird die aktuell besetzten Gebiete nicht behalten.
Während die ukrainische Armee für diesen Angriff Reserven einsetzt, die sie nicht ersetzen kann, und dabei Material verliert, (Marder, Stryker) das ihre Verbündeten nur mit Mühe werden ersetzen können, kann die russische Armee dort militärische Einheiten einsetzen, die sie ohnehin zur Verfügung hat, die sie aber aus rechtlichen Gründen (Wehrpflichtige) nicht auf ukrainischem Gebiet einsetzen darf. Die russische Armee wird für das Zurückdrängen der Eindringlinge also kaum Einheiten einsetzen müssen, die für den Krieg in der Ukraine dringend gebraucht werden.
@lukan:
So ähnlich sehe ich es auch. Bislang war die Ukraine in der unangenehmen Situation, nur reagieren zu können. Jetzt zwingt sie Russland Handlungsbedarfe auf und bestimmt so den Takt. Die ratlose Reaktion zeigt auch, dass die Russen nach wie vor nicht in der Lage sind, flexibel und agil zu operieren, weil einfach alles immer dem Generalstabsplan unterworfen ist und wird. Zu eigenständigem Operieren ohne Befehl von ganz oben sind russische Befehlshaber offenbar nach wie vor weder fähig noch autorisiert.
@Schlammstapfer
„Die unmittelbare Reaktion auf den Überraschungsangriff kann man durchaus als „kopflos“ bezeichnen. […]. Aber die Phase dürfte die russische Armee inzwischen überwunden haben.“
Ja, sie graben sich schon ein – über 30km nördlich der ukrainischen Frontlinie.
„Die ukrainischen Streitkräfte haben, seit die USA die Lieferung wieder aufgenommen haben, die Erlaubnis, auch Ziele auf russischem Territurium anzugreifen. Das haben sie auch schon mehrfach getan. Nur leider nicht mit großem Erfolg. Schuld sind daran nicht die Einsatzregularieren sondern die erfolgreichen elektronischen Gegenmaßnahmen der Russen.“
Das ist falsch. Der Ukraine war es seit jeher verboten russisches Gebiet anzugreifen. Daher hat man ja die besetzten Gebiete ins Visier genommen. Irgendwann kam die Erlaubnis um Kharkiv herum auf russisches Gebiet zielen zu dürfen. Es war der Ukraine nie erlaubt mit ATACMS Basen der russischen Luftwaffe in Russland anzugreifen. Die Reichweite wäre da und Clustersprengköpfe sind ja geradezu dafür gemacht diese Ziele anzugreifen.
„Die russische Armee setzt halt weniger APC, IFW und andere gepanzerte Fahrzeuge ein. Das liegt aber an den erfolgreichen Einsätzen von FPV Drohnen durch die Ukraine.“
Es liegt daran, dass bald nichts mehr in den „Depots“ ist. Depot meint diese Friedhöfe im Osten Russlands. Während in Westeuropa Material in die Verschrottung ging, hat man das Zeug in Russland einfach im Osten des Landes abgestellt, der ja von den Abrüstungsabkommen ausgenommen war.
Bei den Panzern könnte es binnen eines Jahres auch schon zu erheblichen Engpässen kommen.
Die meisten „neuen“ T90 und T72 sind wohl eher aufgearbeitete Fahrzeuge.
„Bei Gefechten, die auf russischem Territorium geführt werden, kann die russische Armee ihre Wehrdienst leistenden Soldaten zur Verteidigung heranziehen. Also jene Soldaten, die sie auf ukrainischem Boden nicht einsetzen kann.“
Viele von denen haben schon eine Busreise in ukrainische Gefangenenlager angetreten. Die meisten Wehrpflichtigen sind ganz einfache Infanterie. Es wurden allerdings wieder russische Panzer erobert; vollgetankt, voll aufmunitioniert, in tadellosem Zustand am Straßenrand gefunden.
@Thomas Melber
„Heute geht man auch davon aus, dass es die „Fleischangriffe“ in der dargestellten Form nicht gegeben hat bzw. dort tatsaechlich nur „Expendables“ bewusst eingesetzt wurden. Dass taktische Fehlentscheidungen zu hohen Verlusten gefuehrt hat – das kommt vor.“
Und wer geht davon aus? Es sind Massenweise Videos vorhanden die das belegen. Dazu gibt es Aussagen russischer Soldaten und Kriegsgefangener, dass man sie nicht ordentlich ausgestattet hat. Das sie aber gezwungen wurden vorzurücken.
Man kann davon ausgehen, das ein großer Teil der „rekrutierten“ Strafgefangenen mittlerweile gefallen sind.
@Thomas Melber
Sie schreiben, dass die Russen den Ukrainern „quasi einen Koeder hingeworfen“ haben, und“ das „die UKR … zugeschnappt“ hat.
Interesante Hypothese. Sollte man dann nicht erwarten, dass die Antwort der russischen Seite schneller und koordinierter ausfallen würde? Ähnlich wie das bei dem Angriff der Georgier auf die russische Armee in Südossetien der Fall war.
Aktuell zieht die russische Armee Einheiten zum Teil über große Entfernungen heran und die ukrainische Armee versucht das mit Angriffen auf die Kommunikations- und Verkehrsinfrastruktur möglichst zu bremsen.
Würde Ihre Hypothese stimmen, dann wären diese Einheiten zumindest auf schnelle Verlegung vorbereitet gewesen.
Sie wären schon am Tag des Einmarschs in Bewegung gesetzt worden und würden sich jetzt schon im Verfügungsrauf aufhalten.
Ich hoffe zumindest, das unsere Bundeswehr so handeln würde.
Zitat:“Was man sieht ist, dass RUS in der UKR eher aelteres Material einsetzt, was wohl ausreichend ist, aber nach wie vor neues Geraet – insb. KPz – produziert, also Bestaende fuellt (klar, Fla, Art, u.a. werden schon auch eingesetzt).“
Die russische Armee setzt halt ein, was sie hat und was sich bewährt hat, um gegen eine ukrainische Armee zu kämpfen die bildlich gesprochen längst auf dem vor-letzten Loch pfeift.
Sie haben was die Modernisierung der russischen Armee anbetrifft sicher Recht. Aber die Mengen des Zulaufs an modernisiertem und neuem Material werden für einen Konflikt mit der NATO nicht reichen. Jedenfalls nicht, wenn die russische Seite nicht wirklich massiv aufrüstet. Der russische Wehretat wurde zwar deutlich erhöht, er kann aber auch weiter nicht mit den finanziellen Möglichkeiten der NATO Staaten mithalten.
Die Erfahrungen, die die russischen Streitkräfte im Krieg gegen die Ukraine und gegen westliches Kriegsgerät gesammelt hat, hat zu Umdenkprozessen geführt. Die alte sowjetische Doktrin der massierten Wellen von gepanzerten Fahrzeugen, die wie eine Walze den Gegner überrollen, ist im Abwehrfeuer der Javelins und FPV Drohnen wortwörtlich gestorben. Welche Chancen hätten mit diesem Material ausgestattete Streitkräfte in einem Kampf gegen NATO Truppen?
Die russischen Streitkräfte setzen „in der UKR eher aelteres Material“ ein, weil sie wissen wie hoffnunslos dieses Material in einem Krieg mit der NATO unterlegen wäre. Dadurch können sie die Modernisierung ihrer Streitkräfte durchführen und gleichzeitig in der Ukraine Krieg führen.
Unsere Bundeswehr und ihre Aliierten werden sich darauf einstellen müssen, im Fall eines Krieges, auf mindestens qualitativ gleichwertiges Material zu treffen.
Beruhigend wirkt da die quantitative Überlegenheit der NATO, die, wie wir ja nun wissen, ihre eigene Qualität hat. Das ist der Grund, warum ich einen Angriff der Russen auf NATO Gebiet auch in Zukunft für unwahrscheinlich halte.
Schauen Sie sich die Produktionsraten der russischen Rüstungsindustrie an. Die liegen klar über dem, was unsere Rüstungsindustrie aktuell produzieren kann. Das liegt aber nur daran, das der Westen aktuell nicht im Modus „Kriegswirtschaft“ operiert. Westliche Staaten haben Rüstungsbetriebe eingemottet oder sogar abgebaut. Aber trotz der Unterstützung der Ukraine ist die quantitative Überlegenheit der NATO immer noch groß.
Der Grund dafür, warum ich einen russischen Angriff auch in Zukunft für unwahrscheinlich halte liegt im demografischen Wandel. Die Bevölkerung Russlands überaltert wie unsere auch.
Die russische Armee ködert Freiwillige mit verhältnismäßig üppigen Prämien und hat diese erst kürzlich erhöht. Würde die russische Wirtschaft noch besser laufen, als sie es ohnehin tut, und besser bezahlen, wäre es für die russische Regierung noch schwerer, Freiwillige für den Krieg in der Ukraine zu finden.
Dieses Problem wächst. Je mehr Zeit verstreicht, desto unwahrscheinlicher wird es, dass die russische Armee die für einen Krieg gegen die NATO erforderliche Anzahl an Soldaten zusammen bekommen wird.
Solange die russische Armee personell wie materiell noch sehr weit davon entfernt ist, mit der NATO quantitativ gleich zu ziehen, halte ich nichts von der unnötigen Panikmache der Kiesewetters in diesem Land.
Die Wiederherstellung der Fähigkeit zur LV / BV der Bundeswehr ist einfach eine Notwendigkeit für einen souveränen Staat. Sich immer hinter dem Rockzipfel von Onkel Sam zu verstecken, ist jedenfalls kein ’souveränes‘ Verhalten.
Mal allgemein zum Thema russische Wehrpflichtige:
Meines Wissens dürfen die juristisch teilweise in der Ukraine eingesetzt werden, da ja Teile der Ukrainie durch die „Abstimmung“ offiziell russisch sind.
De facto aber hatte Putin massive Probleme deswegen bekommen, weshalb er versicherte, dass sie nur innerhalb den alten Grenzen fernab der Front eingesetzt werden.
D.h. de facto kann er diese Truppen auch nicht in Russland selbst verheizen, auch wenn er es juristisch könnte. Aber zu viele Tote (ethnische) Russen wären nicht gut für die allgemeine Zufriedenheit in der Hauptstadt.
@Petra (med02): Die Kamelle von den deutschen Panzern in Russland hat man bereits seit Start des russischen Angriffskrieges und der darauf folgenden Unterstützung der Ukraine hinlänglich gelutscht. Seither hatten einige bisher weniger informierte Menschen Gelegenheit, sich z.B. Kartenmaterial von 1939 anzuschauen oder zu eruieren wer seinerzeit eigentlich wo gefallen ist … Spoiler: Deutsche Panzer fahren bereits seit Jahren in den ehemaligen Gebieten der Sowjetunion des Zweiten Weltkrieges ~ der heutigen Ukraine), die damals besonders von Wehrmacht, SS & Co verheert wurden (~ der heutigen Ukraine).
Vermeintliche historische Parallelen durch Russland gezogen sind besonders schäbig, da es Russland selbst ist, das aktuell in der Tradition von Gestapo und Co steht. Verschleppung und Folter, Raub und Mord, kaum verholen und flächenmäßig sind keine „Ausrutscher“, die auch nur annähernd mit den Untaten während der Operationen westlicher Armeen vergleichbar wären.
Die Ausradierung ganzer Städte hat keinen militärisch erklärbaren Wert. Das ist stumpfer Genozid.
@Lukan: Der Einfall in Kursk mit vielen gefangenen – und vermutlich auch gefallenen – Wehrpflichtigen trägt die „SMO“ jetzt direkt nach Moskau, St. Petersburg, Kazan etc. Sind die Vertragskämpfer häuftig aus den Randgebieten gekommen und weniger aus den russischen Großstädten, scheint es bei den Wehrpflichten tatsächlich eher den normalen Bevölkerungsquerschnitt zu geben. Das führt aber eben auch dazu, dass auf einmal der Druck auf die Regierung durch die Bevölkerung in den Großstädten steigt.
@Schlammstampfer: Meinem Eindruck nach steigt die technologische Überlegenheit der Ukraine gegenüber Stück für Stück, nicht anders herum. Die russische Seite hat viel an modernen Equipment in den letzten Jahren aufgerieben und muss sich jetzt mit „refurbished stuff“ zufriedengeben, schlicht weil die Werke nicht produzieren können. Hieran haben die ukrainischen Drohnen einen hohen Verdienst, aber nicht nur.
Meiner Einschätzung nach hat Russland ein länger anhaltendes Problem mit dem Einfall in Kursk. Man muss über kurz oder lang Einheiten aus dem Donbass und anderen Bereichen abziehen um den Bereich zurückerobern zu können. Dies wird für die Ukraine an anderen Stellen Möglichkeiten eröffnen, sei es auf der Krim, sei es an anderen Stellen. Wenn in Kursk mit vgl. wenig Aufwand viel Kapazität gebunden werden kann, dann ist es das wert. Zumal Russland in den ersten Tagen durchaus Hochwertziele (KA-52, MI-28, SU-34 etc.) verloren hat, die eben nicht mehr ersetzbar sind und damit auch an derer Stelle die Front entlasten. Und man hat – mit weniger Aufwand – auch viele hochwertige Gefangene gemacht, die gut eintauschbar sind (hochwertig im Sinne von Wehrpflichte aus den russischen Kernstädten).
Ist der Einsatz ohne Risiko? Definitiv nicht. Aber – und ich glaube das darf nicht unterschätzt werden – die Ukraine hat die Initiative übernommen, Russland muss jetzt reagieren und hat das Heft des Handelns verloren.
@ Pham Nuwen
Ein Vergleich der Anzahl getöteter Zivilisten im 3. Irakkrieg 2003 -2011, im Gaza-Streifen seit Okt. 2023 und im Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine seit 2014 (speziell seit 2022), spricht eher gegen ihre These des Genozids und der Ausradierung ganzer Städte, wenn man von 2.000 bis 5.000 Menschen als Mindestpersonenzahl für eine Stadt ausgeht. Und als Vergleich, in Polen wurden, zusätzlich zu der Vernichtung der 3 Mio. polnischen Juden, noch über 2 Mio. weitere polnische Zivilisten durch die Deutschen ermordet. Ihr Vergleich passt daher aktuell nicht. So schlimm wie Deutschland 1939 bis 1945 gemordet hat, tut es Russland aktuell bei weitem nicht.
Irakkrieg nur 2003 = 23.000 bis 39.00 Tote (bis 2011 115.000 bis 600.000 Tote Zivilisten)
Gaza 2023-2024 = 39.000 Tote und 90.000 Verletzte
Angriffskrieg Russland – Ukraine = 10.582 tote und 19.875 verletzte Zivilisten (OHCHR, Stand: Februar 2024 (8.300–36.107 getötete Zivilisten, mehr als 15.000 Zivilisten als vermisst gemeldet [ukrainische Angaben, Stand: 5. März 2023])
Auch die relative Anzahl der Binnenflüchtlinge ist in der Ukraine nicht höher als in den anderen beiden Konflikten.
Das soll den Angriffskrieg Russland nicht klein reden, sondern einordnen helfen.
Wir sollten keine Doppelstandards ansetzen. Als Vergleich, der Kosovokrieg 1998 bis 1999 = ca. 11.200 tote Zivilisten; Bosnienkrieg 1992 – 1995 ca. 40.000 tote Zivilisten.
@Alfred Maynard
Ein Genozid und ein Massenmord sind völkerrechtlich nicht dasselbe.
Die Vernichtung der ukrainischen Kultur (Bibliotheken, Museen, Kulturstätten, Städte und Dörfer) geht in Richting von ersterem.
@Herr Maynard
Sie sollten auch zb in Bezug zum Irak benennen WIE diese Zivilisten ums Leben kamen.
zu Genozid gehört auch mehr als das stumpfe Töten von Zivilisten. Und Russland gibt als ideologisches Programm die Auslöschung der ukrainischen Identität aus, der Kern eines Genozids.
@Schlammstapfer
„Würde die russische Wirtschaft noch besser laufen, als sie es ohnehin tut,“
Ach echt, bei uns würden bei den Löhnen und der extremen Inflation wohl schon lange Barrikaden brennen. Russland ust eben Rohstoffreich und kann daher das schlimmste gerade noch verhindern, aber international ist Russlands wirtschaftlich abgehängt.
zu Wehrpflichtigen in Russland
1. ist das NICHT der Durchschnitt der Gesellschaft, da praktisch Allenstein mit Geld ihre Söhne irgendwie rauskaufen.
2. militärische Kampfkraft:
Wehrpflichtige werden eigentlich nicht ausgebildet, sondern nur als praktisch kostenlose Leibeigene für niedere Dienste missbraucht. Das soll wohl auch Druck aufbauen einen 2 Jahres Vertrag zu unterschreiben mit wenigstens etwas Ausbildung und Gehalt. Diese Beschreibung des russischen Wehrdienstes und schlimmer findet man eigentlich überall.
Aus meiner Sicht ist die militärische Sicht auf die Vorgänge um Kursk nur die eine Seite, die andere Seite ist die politische Dimension und diese richtet sich eindeutig an den Westen! Da wird in so manchen Kreisen die Ukraine militärisch aus Mangel an Material, Munition hoher Zahl an Deserteuren in westlichen Ländern, kriegsmüde und kriegsunfähig wahrgenommen. Dazu kommt leider immer noch die Unfähigkeit des Westens, sich eindeutig zur Ukraine zu bekennen.
Dem begegnet nun Selenskyi mit dem Paukenschlag: seht her was ich kann und was geht, wenn Ihr mich lasst, zumal er sich mittlerweile vom Westen nur noch hingehalten fühlen dürfte.
Wieder einmal ist der Westen der Getriebene. Folglich das betretene Schweigen u.a. In Berlin.
Natürlich können die Ukrainer das Gebiet nicht halten, natürlich wird eine Reaktion Putins erwartet und genau darum geht es politisch. Wie erlaubt es sich der Westen darauf dann zu reagieren oder eben auch nicht. Zugegebenerweise zynisch aber politisch genial. Der Westen muss und wird irgendwann allein aus seinen Wertvorstellungen über dieses hingehaltene Stöckchen springen(müssen), die Zeit läuft für die Ukraine. Wer mag kann das Erpressung nennen, Selenskyi versteht nur mehr von Politik und Öffentlichkeitswirksamkeit als manche andere, das ist alles.
Selenskyi setzt weiter auf die Konzept- und Hilflosigkeit des Westens und der Weltgemeinschaft diesen Krieg zu beenden.
Mit solchen Nadelstichen zeigt er auf, dass ein „Einfrieren“ nicht möglich ist, und der Westen sich eindeutiger zu Gunsten der Ukraine positionieren muss.
Bis diese Erkenntnis im Westen breitesten Raum gewinnt braucht es leider noch zu viele Tote auf beiden Seiten.
@Schlammstapfer
„Die russischen Streitkräfte setzen „in der UKR eher aelteres Material“ ein, weil sie wissen wie hoffnunslos dieses Material in einem Krieg mit der NATO unterlegen wäre. Dadurch können sie die Modernisierung ihrer Streitkräfte durchführen und gleichzeitig in der Ukraine Krieg führen.“
Plausibilitätscheck bei Oryxspioenkop, das heißt: Nur bildlich nachgewiesene Verluste, reale Zahlen sind deutlich höher.
155 T90 wurden verloren (davon 103 T90-M), aber nur 11 T54/55.
Der Schwerpunkt der Verluste liegt allerdings bei den T-72 (1486).
Laut „The Military Balance 2022“ befanden sich im Januar 2022 vom T90-M 67 Stück in Dienst (plus einige hundert älterer T90). Rußland hat deutlich mehr davon verloren, als es bei Kriegsbeginn besaß. Daß neugebaute Panzer in die Modernisierung der Streitkräfte gingen/gehen, ist durch Zahlen und Logik nicht gedeckt.
@ Alfred Maynard
Die Zahlen dürften für die Ukraine schon alleine aus dem Grund nicht stimmen, weil keiner weiß wie viele Menschen in z.B. Mariupol ums Leben gekommen sind. Dahingehend gibt es kaum belastbare Zahlen, dafür aber mehr als genug Aussagen, das die Besatzer die zerstörten Gebäude inkl. der darin verschütteten/getöteten Menschen einfach abgeräumt haben.
Mariupol steht wie keine andere Stadt dafür, wie perfide und mörderisch Putins Schlächter vorgegangen sind…
An der Stelle sei die Doku „20 Tage in Mariupol“ empfohlen. Nichts für schwache Nerven.
Während die Ziele der Ukraine vermutlich nach wie vor wenigen Dutzend Personen bekannt sein dürften, ist inzwischen immerhin klar, wie sie es gemacht haben.
„Reconnaissance in force“ mit 300 Soldaten, 11 Kampfpanzern, 20 gepanzerten Fahrzeugen, erfahrene Kräfte.
Das war ausreichend, um die russischen Truppen direkt an der Grenze zu zerschlagen. Anschließend fuhr man in mehreren Richtungen weiter, in kleinen Gruppen, überrumpelte kleine russische Einheiten, und umging größere.
Diesem 300-Mann-Trupp folgten dann die eigentlichen ukrainischen Truppen, die unter anderem Buk Luftabwehr und M777 mitbrachten.
Seinen großen Auftritt hatte der M1126 Stryker. Also die Mittleren Kräfte. ;-)
Kleinverbände aus Strykern operierten bis zu 35km hinter der bereits gesicherten Linie, klärten auf, und bemühten sich um russischen Nachschub und Verstärkungsversuche. Gab es bisher irgendeine Operation, die so perfekt auf den Stryker zugeschnitten war? Meines Erinnerns nicht.
Klar ist: Für die Ukraine hat diese Operation hohe Priorität. Man zieht sogar Truppen aus dem Osten ab, um den Kursk-Brückenkopf auszuweiten. Das geht recht leicht, weil auch die zweite Verteidigungslinie Rußlands bereits vor Tagen überwunden wurde.
Mal grübeln: Wenn die ukrainische Operation zum Halten gebracht wird, ist der Brückenkopf vermutlich größer wie alles, was Rußland nach 2022 in der Ukraine erobert hat. Gräbt man sich rechtzeitig ein, würde Rußland für die Rückeroberung vermutlich 2 Jahre brauchen, und das müssen sie dann in Rußland tun, statt ukrainische Städte und Dörfer zu pulverisieren. Ich sehe einen großen Bedarf an ukrainischen Baggerfahrern voraus.
Vielleicht auch noch interessant weil deutlicher Unterschied zu Risslands vorgehen in der Ukraine:
Die Ukraine wird internationalen Organisationen, rotes Kreuz, UN etc., Zugang zu den ukrainisch besetzten Gebieten in Russland gewähren.
Das IRC hat es ja nichteinmal hinbekommen die ukrainischen Kriegsgefangenen vor der Folter in Russland zu schützen, noch so ein Unterschied, während der,Zugang zu russischen Kriegsgefangenen normal ist und diese gut versorgt sind. Die Ukrainer sehen bei Gefangenentäuschen immer aus als kämen sie aus dem KZ 1945.
Mykhailo Podolyak, Chefberater des ukrainischen Präsidialamtes, hat sich offenbar gegenüber dem als unabhängig beschriebenen russischen Medium „Meduza“ zu den politischen Zielen der Operation geäußert.
https://meduza.io/feature/2024/08/14/nastuplenie-vsu-v-kurskoy-oblasti-prodolzhaetsya-chego-zhe-vse-taki-dobivaetsya-ukraina-intervyu-mihaila-podolyaka-iz-ofisa-zelenskogo
Hier ein interessanter Auszug:
> Die dritte Aufgabe besteht darin, das Versagen der russischen [zivilen] und militärischen Führung aufzuzeigen. Sie können das Geschehen nicht verstehen, sind nicht in der Lage, schnelle und wirksame Entscheidungen zu treffen und beweisen durch ihr Handeln einmal mehr, dass sie wenig Kontrolle über die Situation haben. In diesem Sinne hat sich seit der Wagner-Kampagne im Jahr 2023 wenig geändert. Dementsprechend sollte unseren [internationalen] Partnern klar sein, dass Russland nicht stark genug ist, um die internen Risiken zu kontrollieren, die aufgrund des Krieges allmählich zunehmen.
Siehe dazu auch Thomas Graham in einem Beitrag in „Politico“: https://www.politico.com/news/magazine/2023/10/15/thomas-graham-russia-ukraine-00121247
@HJZ
Nicht zu vergessen das Kappen der wichtigen Bahnlinie/Bahnknoten, eventuell noch Kontrolle über diverse wichtigen Straßen für russischen Nachschub.
Und letztens auch tatsächlich recht gute natürlich Hindernisse/ Typografie, die die Rückforderung sehr teuer machen könnte für Russland. Da gäbe es dutzende Brücken zu sprengen bei einem eventuellen Rückzugsgefecht der Ukraine.
natürlich bleiben die Pessimisten in Deutschland immer in der Oberhand, eigentlich brauchen wir kein Geld buttern in sinnlose Streitkräfte, die eh nur zum Kapitulieren da sind, auch oder gerade wegen der Gesellschaft an sich. Die Pessimisten plus Hardcore Pazifisten sind eh in der deutlichen Mehrheit.
[Ich vermute, das ist ein Typo und Sie meinen Topographie, nicht Typographie. T.W.]
Schlammstampfer schrieb: „Die russischen Streitkräfte setzen „in der UKR eher aelteres Material“ ein, weil sie wissen wie hoffnunslos dieses Material in einem Krieg mit der NATO unterlegen wäre. Dadurch können sie die Modernisierung ihrer Streitkräfte durchführen und gleichzeitig in der Ukraine Krieg führen.“
Die russischen Streitkräfte setzen in der Ukraine eine Mischung aus modernem und sehr altem Gerät ein, dieses weil die Produktionsraten nicht ausreichen, die erlittenen Verluste auszugleichen, Es findet mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Modernisierung statt.
@TW
Klar, danke, die tolle Autokorrektur hat sogar gleich 2mal zugeschlagen, auch bei Rückforderung statt Rückeroberung.
@Ulenspiegel
Das hat GM Freuding heute anders kommuniziert.
Ich muss zugeben, dass ich natürlich nicht weiß, wie viele Panzer in Russland aktuell vom Band laufen, in welchem Einsatzzustand die sind, und wie die zwischen Nachschub für die „Spezialoperation“ und Modernisierung der Streitkräfte aufgeteilt sind…
Aber aufgrund der belegbaren Verluste ist relativ klar, dass zumindest substanzielle Zahlen in den Nachschub für die Ukrainefront gehen. Oryx hatte im September 2023 geschätzt, dass Russland in der Ukraine bereits bis zu 50% seiner zu Beginn der „Spezialoperation“ betriebsbereiten Panzer verloren haben könnte. Zugleich wurden von den ukrainischen Streitkräften um die 500 Panzer erbeutet. Die fehlen dann nicht nur auf russischer Seite, sondern stehen auf Seite der Ukraine als Verstärkung oder Ersatz für zerstörte Panzer zur Verfügung.
Wieder einmal zeigt sich, dass die Ukraine in der Lage ist, mit Mut und Entscheidungswillen auch riskante Unternehmen erfolgreich zum Nachteil der russischen Streitkräfte durchzuführen und diese zu überraschen… wobei; „kalt zu erwischen“ wäre vermutlich richtiger.
@Pham Nuwen:
Zitat:“Die Ausradierung ganzer Städte hat keinen militärisch erklärbaren Wert. Das ist stumpfer Genozid.“
Im Krieg in der Ukraine werden Städte ausradiert. Das ist richtig.
Von „Genozid“ spricht man, wenn gezielt Mitglieder einer Ethnie ermordet werden, um diese entweder auszulöschen oder ihre Zahl so zu reduzieren, das ihre Weiterexistenz gefährdet ist.
Auch wenn unsere Medien sich geradezu einen Überbietungswettkampf mit der ukrainischen Regierung liefern, was die Beschreibung des russischen Überfalls auf die Ukraine anbetrifft, so wird es ihnen schwerfallen ein Ereignis zu benennen, was den Begriff „Genozid“ rechtfertigt.
Dazu kommt. In der Ukraine wurden nur Städte und Siedlungen ‚ausradiert‘, in denen gekämpft wurde. Aufgrund des vergleichweise langsamen Angriffstempos gab es in praktisch allen Fällen davor genügend Zeit und Gelegenheit, die Zivilbevölkerung zu evakuieren. Der Zivilbevölkerung im Ghaza-Streifen wurde diese Chance nicht gewährt.
Bevor sie weiter so inflationär mit Kanonen auf Spatzen schießen, sollten sie sich des Umstands entsinnen, dass die russische Armee über genügend Atomwaffen verfügt, um einen Genozid an der Ukraine und ihrer Bevölkerung zu verüben. Wenn sie das den wollte.
@Lukan
„Aber zu viele Tote (ethnische) Russen wären nicht gut für die allgemeine Zufriedenheit in der Hauptstadt.“
Das ist eine universelle Weisheit. In jedem Land drücken zu viel tote Soldaten auf die Stimmung. Allerdings ist dieser ukrainische Angriff ein gefundenes Fressen für die russische Propaganda. Russische Wehrpflichtige, die niemals freiwillig in der Ukraine kämpfen würden, werden ganz anders motiviert sein, wenn es um den Schutz von ‚Mütterchen Russland‘ gegen einen ausländischen Aggressor geht.
Das ist das zweite Mal, das sich das russische Militär von den Ukrainern hat auf dem falschen Fuß erwischen lassen. Diese Schmach wirkt viel schlimmer auf die Moral, als das Problem von ein paar mehr toten Soldaten.
@Hans-Joachim Zierke und Uhlenspiegel
Das hat man davon, wenn man zu allgemein formuliert. Die russische Armee hat im Rahmen der Invasion durchaus viel modernes Material eingesetzt und in der Anfangsphase auch viel davon verloren. Das ist richtig. Es ist auch richtig, dass aktuell modernes Material neben dem alten eingesetzt wird. Gerade bei Drohnen, Raketen und bei der Flugabwehr ist das der Fall. In der Folge hat das russische Militär die Verluste an Panzern und gepanzerten Fahrzeugen durch aufgemotzte Fahrzeuge aus den Depots ersetzt. Die großen Stückzahlen an gepanzerten Fahrzeugen und Kampfpanzern, die aktuell der russischen Armee zulaufen, sind auch nur so zu erklören. Jedenfalls sehe ich in den aktuell von den Ukrainern und Russen verbreiteten Videos vor allem ältere T-Panzer und vor allem BMP Schützenpanzer. Wir haben es aber auch mit Mix-Waffen zu tun. Die Gleitbomben, die den Ukrainern so schwer zu schaffen machen, sind schließlich uralte Freifall-Fliegerbomben, die lediglich mit moderner Gleit- und Lenktechnik nachgerüstet wurden.
Wo ich schon dabei bin. Kann mir mal jemand plausibel erklären, warum es den Russen möglich, GPS gelenkte Munition effektiv zu stören, während es unmöglich zu sein scheint, dass russische Glonass in gleicher Weise zu stören?
Bei der Artillerie setzt the russische Armee immer noch vor allem auf alte Grad-21 Raketenwerfer, auf TOS-1, auf gezogene Artilleriegeschützen und Selbstfahrlafetten. Einfach deshalb, weil man davon so viel hat, man von den Nordkoreanern noch viele kaufen kann und weil die Produktion von 152 mm Granaten in Russland inzwischen bei 2 Millionen Granaten pro Jahr liegt (schreibt der US-amerikanische Autor Mike Fredenburg). Offenbar schafft es die russische Industrie auch die ausgeschossenen Rohre zeitnah zu ersetzen.
Zitat:“Nur bildlich nachgewiesene Verluste, reale Zahlen sind deutlich höher.“
Ich nutze die nutze Oryxspioenkop auch. Allerdings ist die Genauigkeit der Informationen in letzter Zeit in Zweifel gezogen worden. Das liegt vor allem an den vielen Fotos von Fahrzeugen, die so stark zerstört wurden, dass eine sichere Identifikation nicht möglich ist und daran, dass auch nicht ausgeschlossen werden kann, das vielleicht ein und dasselbe Wrack mehrfach fotografiert wurde. Dazu kommt, beide Seiten haben gelernt, beschädigte Fahrzeuge zu bergen und in frontnahen Werkstätten wieder in Stand zu setzen. Ein und derselbe Panzer kann also durchaus mehrfach als „damaged and abandoned“ erfasst worden sein.
Was die T-90 anbetrifft, so ist mein letzter Stand, dass die Produktion schon länger auf Eis liegt. Auch der T-14 Armata wird nicht produziert. Man produziert den T-80 weil das billiger ist und Bauteile aus Depot-Beständen die Produktion beschleunigen.
Funfact: Als ich hörte, dass die russische Armee auch T-55 Panzer vermehrt aus den Depots holt, hielt ich das auch erst für eine Verzweifelungstat. Bis ich gelesen habe, dass russische Kampfpanzer auch als Artillerie eingesetzt werden können. Für den T-55 scheint es auch noch große Mengen Sprengranaten zu geben, für die man anderweitig keine Verwendung hat. Die Panzer haben an den Kanonen entsprechende Richtmittel. Wäre das nicht auch was für unsere Leo’s?
Dominik sagt:
„natürlich bleiben die Pessimisten in Deutschland immer in der Oberhand, eigentlich brauchen wir kein Geld buttern in sinnlose Streitkräfte, die eh nur zum Kapitulieren da sind, auch oder gerade wegen der Gesellschaft an sich. Die Pessimisten plus Hardcore Pazifisten sind eh in der deutlichen Mehrheit.“
Erstens liegen Sie völlig falsch, was die Mehrheitsverhältnisse angeht: Sehen Sie sich einfach mal ein paar Umfragen an. Das liegt dann bei 25% „zu wenig Ukrainehilfe“, 30% „zu viel“ und 40% „gerade richtig“. Oder so in dem Dreh, das schwankt ein bißchen, aber nicht sehr.
Selbstverständlich ist es so, daß AFD- und Wagenknecht-Parteianhänger die Ukraine mit großer Mehrheit Rußland zukommen lassen wollen (das bewegt sich im 70-80%-Bereich), aber das ist eben nicht die Mehrheit Deutschlands. Es gibt nicht einmal in Ostdeutschland eine Mehrheit dafür, auch wenn die Zahlen dort höher sind als im Westen.
Zweitens halte ich die Leute, auf die Sie verweisen, zu beträchtlichem Anteil für Optimisten: Sie möchten, daß Rußland gewinnt. Dies färbt die Wahrnehmung der Chancen.
Wenn ich mir vorstellen möchte, was das für Leute sein könnten, pflege ich an meinen DEKRA-Fahrlehrer zu denken. Bei dem saß ich herum, weil ich meinen CE-Führerschein verlängern mußte und die Module brauchte. Braver Bürger, völlig unauffällig, weit, weit entfernt von einem Skinhead. Irgendwann unterrichtete er uns dann auch darin, daß so eine Diktatur doch eigentlich gar nicht so übel sei.
Dieser Menschenschlag (dessen weitere Beschreibung weit weg vom Thema dieses Blogs führen würde) empfindet völlig zu Recht Sympathien für Rußland und Vladimir Putin. Das paßt schon. Und deshalb: Gehen Sie davon aus, daß mindestens die Hälfte Ihrer Pessimisten OPTIMISTEN sind. Sie sagen einen Sieg Rußlands voraus, weil sie ihn herbeiwünschen.
Weil das aber nicht für alle gilt, ist Optimist/Pessimist keine wirklich sinnvolle analytische Kategorie in dieser Anwendung.
@Dominik
Zitat:“…..eigentlich brauchen wir kein Geld buttern in sinnlose Streitkräfte, die eh nur zum Kapitulieren da sind, auch oder gerade wegen der Gesellschaft an sich.“
Wo sie es erwähnen. Russlands Witschaft wächst, trotz der Sanktionen. Unsere Wirtschaft stagniert, wenn sie nicht schon in der Rezession ist, vermutlich wegen der Sanktionen. Die russische Regierung betreibt ihre Aufrüstung mit einem Etat von umgerechnet 100 Milliarden US-Dollar. Bei einem BIP von rund 2 Billionen US-Dollar. Die USA und ihre NATO-Verbündeten geben zusammen 1,47 Billionen US-Dollar für Verteidigung aus, bei einem BIP von rund 45 Billionen US-Dollar.
Der Einzelplan 14 des VM betrug im Jahr 2022 (und davor) rund 50 Milliarden Euro. Der Wehretat Russlands lag bei umgerechnet 60 Milliarden US Dollar (wenn ich mich recht erinnere). Die russischen Streitkräfte sind deutlich mehr als doppelt so groß als die Bundeswehr und sie unterhalten ein ziemlich großes Atomwaffenarsenal.
Wir haben also Jahrzehntelang viele Milliarden Euro in unsere Verteidigung ge’buttert‘ und müssen heute feststellen, dass unsere Bundeswehr dysfunktionial ist, was ihre Kernaufgaben der LV/BV anbetrifft. Vor dem Hintergrund des Verfalls unserer Infrastruktur und den vielen Defiziten in Bildungs und Daseinsvorsorge, wird es vermutlich nicht nur „Pessimisten plus Hardcore Pazifisten“ interessieren, wo dieses Geld geblieben ist.
Welche andere Erklärung als Korruption, Missbrauch und Veruntreuung im Dunstkreis von Politik, Bundeswehr und der Rüstungsindustrie bietet sich an?
Wir haben einen Zustand erreicht, in dem die Rüstungsindustrie für immer mehr Geld immer weniger Leistung erbringt und so ihren Shareholder Value auf Kosten unserer Sicherheit erhöht. In unserer Politik, zumindest in jenen Parteien, die sich in den vergangenen 30 Jahren in der Regierungsverantwortung abgewechselt haben, scheint niemand gewillt zu sein, diese Entwicklung zu beenden.
Wenn wir mit dem verfügbaren Geld effizienter einkaufen würden, dann könnten wir auch mit 25 Milliarden Euro (etwa der Wehretat von Israel) Einsatz über funktionsfähige Streitkräfte verfügen.
So wie wir aktuell Beschaffung betreiben ist das ein Fass ohne Boden. Egal wie viel Steuergeld wir darin versenken, wir werden damit unserem Ziel (ich schätze mal, dass Sie und ich darin nicht unterscheiden) nicht näher kommen.
Mike Fredenburg gibt eigentlich die beste Erklärung dafür, warum das Gerede über ein Angriff Russlands auf NATO Mitglieder nicht zu befürchten ist. Er schreibt: „Aber die USA und ihre Verbündeten scheinen es nicht eilig zu haben, eine umfassende neue Industriepolitik zu etablieren. Vielleicht weil sie wissen, dass Putin keinen unprovozierten Artikel-5-Angriff auf ein NATO-Land starten wird…“ Sein Schlussatz lautet: „Im krassen Gegensatz dazu wird der militärische Aufbau Russlands wie in einem Land vorangetrieben, das sich in einem existenziellen Überlebenskampf wähnt.“
Denken Sie mal darüber nach.
@Schlammstapfer
„Mike Fredenburg gibt eigentlich die beste Erklärung dafür, warum das Gerede über ein Angriff Russlands auf NATO Mitglieder nicht zu befürchten ist. Er schreibt: „Aber die USA und ihre Verbündeten scheinen es nicht eilig zu haben, eine umfassende neue Industriepolitik zu etablieren. Vielleicht weil sie wissen, dass Putin keinen unprovozierten Artikel-5-Angriff auf ein NATO-Land starten wird…“ Sein Schlussatz lautet: „Im krassen Gegensatz dazu wird der militärische Aufbau Russlands wie in einem Land vorangetrieben, das sich in einem existenziellen Überlebenskampf wähnt.“
Denken Sie mal darüber nach.“
Ich habe darüber nachgedacht und festgestellt: Das ist Unfug, weil es in krassem Gegensatz steht zu den empirischen Beobachtungen, die jeder von uns machen und auswerten kann.
Woher kommen die Verstärkungskräfte für den Oblast Kursk? Die werden aus dem Oblast Kaliningrad abgezogen, oder aus dem Oblast Murmansk. Rußland zieht seine Außengrenzen zur NATO blank, um die Truppen der Ukraine zu bekämpfen, und das ist nur deshalb möglich, weil Putin und seine Regierung sich eben nicht in einem existentiellen Überlebenskampf mit der NATO wähnen. Der existentielle Überlebenskampf Rußlands findet abends im russischen Fernsehen statt, für den dümmeren Teil des russischen Publikums, und er ist wirklich zum Schreien.
Keine Auflagen, aber auch keine Unterstützung mehr?
„Nach der aktuellen Haushaltsplanung der Ampelkoalition darf nur noch bereits bewilligte Militärhilfe an Kiew geliefert werden.“
F.A.S.