Erste westliche Kampfjets für die Ukraine auf dem Weg
Die ersten Kampfjets des US-Typs F-16, die westliche Länder der Ukraine zugesagt haben, sind auf dem Weg. Sie würden noch in diesem Sommer eingesetzt werden können, sagte US-Außenminister Antony Blinken am Rande des NATO-Gipfels in Washington. Die Niederlande kündigten zudem an, der Ukraine weitere Munition für die F-16 im Wert von 300 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.
Der US-Außenminister äußerte sich beim NATO Public Forum am (heutigen) Mittwoch. (Das Video seiner Aussagen hier; ggf. wird Transkript nachgetragen). Die wesentlichen Aussagen nach einem Bericht von Reuters:
„I’m also pleased to announce that as we speak, the transfer of F-16 jets is underway, coming from Denmark, coming from the Netherlands,“ Blinken said.
„And those jets…will be flying in the skies of Ukraine this summer to make sure that Ukraine can continue to effectively defend itself against the Russian aggression.“
Die USA als Herstellerland hatten im Mai vergangenen Jahres auf Drängen mehrerer europäischer Verbündeter ihren Widerstand gegen eine Lieferung der F-16 an die Ukraine aufgegeben. Dabei hatte US-Präsident Joe Biden allerdings auf eine Vereinbarung mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj verwiesen, dass diese Jets nicht für Angriffe auf russischem Territorium eingesetzt würden:
I have a flat assurance from the — from Zelenskyy that they will not — they will not use it to go on and move into Russian geographic territory. But wherever Russian troops are within Ukraine in the area, they would be able to do that.
Ob diese damalige Vereinbarung nach der zwischenzeitlichen Genehmigung der US-Regierung noch Bestand hat, gelieferte Waffen auch gegen Ziele im Grenzgebiet auf russischer Seite einzusetzen, bleibt vorerst offen.
Die vom niederländischen Generalmajor Arnoud Stallmann geführte Air Force Capability Coalition aus USA, Niederlanden und Dänemark organisiert die Lieferung der F-16 an die Ukraine. Die Maschinen kommen von den niederländischen und dänischen Luftstreitkräften. Allein die Niederlande wollen der Ukraine direkt 24 Maschinen zur Verfügung stellen und weitere 18 für ein Trainingszentrum in Rumänien abgeben. Belgien und Norwegen haben ebenfalls Lieferungen zugesagt.
Der neue niederländische Verteidigungsminister Ruben Brekelmans kündigte beim NATO-Gipfel an, sein Land werde die bereits eingeplanten 150 Millionen Euro für die Bewaffnung der F-16 um 300 Millionen aufstocken. Die Ukrainer sollten nicht nur in der Lage sein, die F-16 zu fliegen. Sie müssen auch in der Lage sein, die Flugzeuge einzusetzen, sagte Brekelmans.
Der ukrainische Präsident dankte auf X (Twitter) den beteiligten Nationen:
I am grateful to the United States, Denmark, and the Netherlands for taking practical steps to achieve the goal of all Ukrainians: to strengthen the Ukrainian air force with F-16s.
I am grateful to Belgium and Norway for their commitment to providing us with their F-16 jets. This is a clear signal that Russia’s ability to terrorize Ukrainian people, cities, and communities will continue to reduce.
F-16s will also be used to bolster Ukraine’s air defense. I am confident that they will assist us in better protecting Ukrainians from brutal Russian attacks, such as this week’s strike on the Okhmatdyt children’s hospital in Kyiv.
(Undatiertes Archivbild: Niederländische F-16 – defensie.nl)
Für die Ukraine freut es mich.
Gleichzeitig habe ich erhebliche Zweifel, ob wir dem Frieden insgesamt näher kommen.
Sind die nicht schon seit einem Jahr: „under way“? Ich warte auf: „The Falcon has landed (in Ukraine)“.
Frage mich immer wieder wie das denn funktionieren soll mit den Flugplätzen. Russland hat die ohne Ende „in der Tiefe des Raumes“. Dürfen nach der US Doktrin auch nicht angegriffen werden. Und die F16 ist recht anspruchsvoll was die Bahnqualität betrifft. Die paar Plätze sind schnell mit Streumunition oder der einen oder anderen Zirkon aus dem Spiel genommen…
Mich würde mal interessieren, wo man die F-16 stationieren, warten und wie man sie schützen will. Die Russen kennen die ukrainischen Plätze und Bunkeranlagen doch ganz genau…..
Hauptsache, dass die ersten Maschinen nach Eintreffen in der Ukraine nicht zeitnah verloren gehen.
@Apollo 11:
Lesen Sie genau: „I have a flat assurance from the — from Zelenskyy that they will not — they will not use it to go on and move into Russian geographic territory.“ (Hervorhebung durch mich).
Daraus lese ich, dass die Jets lediglich nicht genutzt werden sollen, um mit Truppen auf russisches geographisches Staatsgebiet vorzurücken. Und da nach US- und westlicher Lesart die Krim und die einseitig annektierten Gebiete nach wie vor zur Ukraine gehören, darf man annehmen, dass begrenzte Operationen in der Nähe des russischen Luftraums, insbesondere der Beschuss russischer Truppen auf russischem Territorium (soweit mit vertretbarem Risiko möglich) durchaus nicht ausgeschlossen sind. Lediglich das Verlegen der Front über die (völkerrechtlich anerkannt) russischen Grenzen hinaus.
@Metallkopf
Das mag sein, zum einen bezweifle ich aber dass es sich mit den F-16 da irgendwie anders verhält, als mit anderen US-Waffen und zum anderen ist mit Tiefe des Raumes doch wohl eher das russische Hinterland Richtung Osten gemeint. Die Flugplätze im russischen Hinterland könnten sowieso nur mit ballistischen Raketen und Marschflugkörpern (inkl. Drohnen) angegriffen werden, da ist die F-16 selbst so, doer so ziemlich egal.
Zu der Diskussion um mögliche Flugplätze sollte man sich einfach mal ansehen, was zu Sowjetzeiten auf dem Gebiet der Ukraine stationiert war.
Es gibt dort unzählige riesige, auch gehärtete, Anlagen in der Tiefe des Raums, in einem riesigen Land.
Bis heute ist es der russischen Luftwaffe nicht gelungen die Aktivitäten der Ukrainer zu unterdrücken. Die setzen u.A. erfolgreich luftgestützte Stormschadow Raketen ein.
Ich bin mir sicher man hat genau geplant wie und wo man die F-16 sicher stationieren kann. Mittlerweile hat man ja sogar die Möglichkeit eine Patriot Batterie und Nahbereichsluftverteidigung abzustellen.
Die Zahl von zunächst 24 Jets die direkt in die Ukraine gehen ist dabei auch kein Zufall.
„SWE bereit, der Ukraine ihre Kampfjets des Typs JAS 39 Gripen zur Verfügung zu stellen, wenn die F-16 Lieferung beendet sein wird“.
Außenminister Tobias Billström in einem Interview mit Voice of America.
Soweit bekannt für BEL, DNK, NLD Jets insgesamt vor Ende 2028? Die Belgier haben ihre zumindest erst dann zugesagt, was mit der Verfügbarkeit von deren F-35 zusammenhängt.
Quelle: Merkur.de
@Othinus:
Ja, aber ich gehe davon aus, dass wir zumindest keine größeren Luft-Boden-Operationen von Flugzeugen im dezidiert russischen Luftraum sehen werden, sondern wohl eher das Abfeuern von Marschflugkörpern oder Gleitbomben über „sicherem“ ukrainischem Territorium. Das folgt aber weniger aus der Doktrin der Geberstaaten als vielmehr aus der Vernunft, weil eine solche Operationsführung deutliche Luftüberlegenheit und SEAD erfordern würde.
Weit reichende Luft-Luft-Fähigkeiten zur Bekämpfung von über russischem Territorium operierenden Luftfahrzeugen (z.B. mittels AIM-120D AMRAAM) könnten aber schon die russischen Möglichkeiten zur Beschießung der ukrainischen Infrastruktur und Bevölkerung u.U. empfindlich beschränken und der russischen Luftwaffe ggf. empfindliche Verluste bescheren.
„Gleichzeitig habe ich erhebliche Zweifel, ob wir dem Frieden insgesamt näher kommen.“
Wir sollten uns von der Illusion verabschieden, dass es in absehbarer Zeit zu einem Frieden kommen wird.
Aus dem einfachen Grund, dass Putin keinen Frieden will, es sei denn die Ukraine kapituliert. Dieser Krieg
wird entweder durch eine Niederlage der Ukraine beendet, oder durch einen Rückzug Russlands, weil der Preis des Krieges zu hoch geworden ist. Putin geht All-in und wir werfen ab und an ein paar Chips auf den Tisch.
Machen wir so weiter, wird die Ukraine am Ende unterliegen.
„Putin geht All-in und wir werfen ab und an ein paar Chips auf den Tisch“
Russland zehrt in weiten Bereichen (Kampfpanzer, Schützenpanzer; Artillerie) von der Substanz, also Depots aus Sovietzeiten. Ob Russland in der derzeitigen Form noch 2 Jahre weitermachen kann, ist eine interessante Frage.
Daraus ergibt sich (für einen Zyniker) natürlich die Frage, wie groß die Chips sein müssen.