„Drei Null, hier Minister, Fortsetzung!“ (Nachtrag: Litauisch-deutsche Pressekonferenz)
Verteidigungsminister Boris Pistorius besucht bei seiner ersten Reise in ein Einsatzgebiet Litauen und eine Übung eines deutschen Jägerbataillons und überlegt, dass er eigentlich einmal die Woche bei der Truppe sein müsste.
Im tief verschneiten litauischen Kiefernwald wurde der Minister einen Moment nachdenklich. Eigentlich, sinnierte er, müsste gerade er als Chef des Wehrresorts jede Woche einmal bei der Truppe mitbekommen, was die Soldatinnen und Soldaten so machen. Statt der zahlreichen, wie es im Ministeriumsdeutsch heißt, Tischgespräche zu den Entscheidungen, die dort anstehen. Ob mir das gelingen wird, weiß ich nicht, denn es gibt auch dort viel zu tun, schränkte Pistorius dann auch gleich ein.
Was den Minister, keine zwei Monate im Amt, zu den Überlegungen veranlasste, war die Übung Griffin Lightning: Aus nächster Nähe beobachtete Pistorius bei seiner ersten Reise in ein Einsatzgebiet der Bundeswehr, wie die Soldatinnen und Soldaten des Jägerbataillons 413 die Verteidigung der NATO-Nordostflanke üben. Die Truppe aus Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern ist Teil der Brigade, die Bundeskanzler Olaf Scholz im vergangenen Jahr dem baltischen Land als zusätzliche Rückversicherung zugesagt hatte.
Der Blick auf das infanteristische Vorgehen auf dem Truppenübungsplatz Pabrade, das Pistorius selbst über Funk ausgelöst hatte (Drei Null, hier Minister, Fortsetzung!) war der Teil der Reise, der dem Ressortchef am meisten gefallen haben dürfte. Das Lob, das er den Soldatinnen und Soldaten aussprach (O-Ton dazu unten), aber auch die spontane Reaktion Wir freuen uns, dass Sie hier sind! hatten seine Vorgängerinnen bei ihren Truppenbesuchen etwas sparsamer zu hören bekommen. Ebenso war dem Minister aber auch anzumerken, dass ihn der Kontakt zur Truppe ganz offensichlich einfach interessiert – über die Notwendigkeit hinaus, zu wissen, was in seinem Haus vorgeht.
Nach dem Geländeparcours durch Wald und Schnee stand Pistorius das Gespräch mit den litauischen Regierungsvertretern allerdings noch bevor. Und da ist immer wieder Thema, dass die Bundeswehr die deutsche Brigade, als enhanced Vigilance Acitivity (eVA, verstärkte Wachsamkeit) bezeichnet, in Deutschland bereithält und eben nicht, wie von Litauen gewünscht, dauerhaft komplett iim Baltikum stationiert.
Die Entscheidung darüber, sagt der deutsche Minister, hänge auch mit ungelösten Fragen wie der Infrastruktur und Unterbringung für Tausende von Soldatinnen und Soldaten zusammen – aber nicht nur. Die NATO müsse festlegen, ob sie tatsächlich einen Kampfverband im Baltikum binden wolle, statt ihn in Deutschland bereit zu halten und dann auch viel flexibler einsetzen zu können.
Wie sich die unterschiedlichen Ansichten vereinbaren lassen, wird nicht bei den Gesprächen am heutigen Dienstag in der litauischen Hauptstadt Vilnius entschieden. Sondern frühestens, wenn überhaupt, auf dem NATO-Gipfel im Juli. Der dann auch in Vilnius stattfindet.
Die Aussagen des Ministers nach dem Besuch der Übung zum Nachhören:
Nachtrag: In der gemeinsamen Pressekonferenz i mit Pistorius hob der litauische Verteidigungsminister Arvydas Anušauskas genau diesen Punkt hervor: Sein Land strebe die dauerhafte Präsenz der deutschen Brigade an – und bis die Voraussetzungen dafür geschaffen seien, sei es das Ziel, die ununterbrochene Präsenz von mindestens einem deutschen Bataillon in Litauen zu bekommen. Im Gespräch habe er seinem deutschen Gast erläutert, welche Bedrohung unverändert von Russland ausgehe. Zum Nachhören:
(Foto: Pistorius in Pabrade beim Funkbefehl am SEM70 des Battaillonskommandeurs Oberstleutnant Alexander Döge; im Hintergrund Brigadegeneral Christian Nawrat, Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 41 Vorpommern)
Ein Minister im „Gefechtsanzug“ mit Emblem der übenden Einheit, Respekt. Zeigt zumindest ein „Ich bin einer von euch“.
Und ein sichtbarer (vielleicht bewusst gesetzter) Gegensatz zu den fast immer unpassenden Kleidungsstilen seiner Vorgänger(in), wahrscheindlich dann auch das Schuhwerk betreffend.
Wenn das nicht mal wieder Diskussionen in der politischen Landschaft Berlins auslösen wird.
Ich jedenfalls begrüße das.
Wie der Herr, so das G’scherr… – so kann „weg vom Amt – hin zur Armee“ gehen…
Wenn wir uns endlich wieder mit dem Wesentlichen beschäftigen, statt mit ppt-warfare und erhabenen Diskussionen am grünen Tisch, werden 1. unsere Soldatinnen und Soldaten zu schätzen wissen, dass der Vorgesetzte (jeder Ebene) wieder weiß, was der nachgeordnete Bereich macht (und was ihm fehlt) und 2. mit noch mehr Engagement Verständnis zu wecken suchen, wo die Säge klemmt – um abliefern zu können, was man für 50Mrd€+/Jahr erwarten kann: Kampffähigkeit einer Armee in allen Dimensionen
Gute Leute braucht das Land, und Pistorius ist einer. Endlich mal wieder ein VM der keine Berührungsängste mit der Truppe hat.
Ein Minister der sich ernsthaft für die Stimmung in der Schlammzone interessiert….
Das gab’s lange nicht. BRAVO ZULO!
Ein Truppenbesuch bei einem Verband der Infanterie hat den großen Vorteil, nicht mit mangelnder materieller Einsatzbereitschaft technisch hochgezüchteten Großgeräts konfrontiert zu werden. Bei den Jägern konnte sich Herr Pistorius ganz aufs Wesentliche konzentrieren: Soldaten. Es sieht wohl so aus, als könnte die Kombi Truppe – Minister funktionieren. Wäre zumindest ein Anfang.
Genießen wir den Moment des Minister’s der die Nähe sucht…
Das System Bundeswehr wird auch ihn brechen.
Ganz genau hinschauen ist die Devise Herr Minister und sich nicht blenden lassen. Denn das kann die Firma besonders gut!
Die positiven Reaktionen auf die Bilder von Seiten der Soldat:innen zeigen, wie stark doch eine Entfremdung zwischen Truppe und Politik zwischenzeitlich geworden ist und wie erleichternd offenbar das Gefühl ist, sich wieder ernst genommen zu fühlen. Spannend finde ich aber auch, dass die Parteizugehörigkeit des Ministers plötzlich kaum eine Rolle mehr spielt in der Wahrnehmung. Es handelt sich um ein Mitglied der SPD, die ansonsten ja häufig eher mit angeblich bundeswehrkritischer Haltung oder naivem Pazifismus assoziiert wird. Daher ist die Amtszeit sicherlich auch für einige eine gute Gelegenheit, ihr Bild von der Parteienlandschaft zu aktualisieren und nicht historische Vorstellungen des 20. Jhs. ständig zu reproduzieren. Das betrifft mehr noch als die SPD wahrscheinlich die Grünen, die über die Spitzenpolitiker:innen hinaus gerade auch bei den Wähler:innen nach Umfragen den größten Rückhalt für Waffenlieferungen an die Ukraine haben. Auch die Grünen werden ja nach wie vor, vor allem bei älteren Semestern, gern als „Hippies“, „Müslifresser“ oder „langhaarige Turnschuhträger“ verlacht. Der Konflikt mit Russland zeigt durch alle Parteien hindurch, dass wir nicht mehr in den 70ern Leben. Dass ein SPD Verteidigungsminister auf großen Zuspruch trifft und widerspruchsfrei so auftreten kann, wie es Pistorius macht, ist daher auch grundsätzlich bemerkenswert, über die Tagespolitik hinaus.
Herr Pistorius hat sich schon als unser Innenminister sehr für die Belange der Landespolizei eingesetzt und den Konflikt weder mit dem Finanzminister noch mit dem linken Parteiflügel gescheut.
AB sagt:
07.03.2023 um 16:06 Uhr
„Spannend finde ich aber auch, dass die Parteizugehörigkeit des Ministers plötzlich kaum eine Rolle mehr spielt in der Wahrnehmung. Es handelt sich um ein Mitglied der SPD, die ansonsten ja häufig eher mit angeblich bundeswehrkritischer Haltung oder naivem Pazifismus assoziiert wird. (…) Der Konflikt mit Russland zeigt durch alle Parteien hindurch, dass wir nicht mehr in den 70ern Leben. Dass ein SPD Verteidigungsminister auf großen Zuspruch trifft und widerspruchsfrei so auftreten kann, wie es Pistorius macht, ist daher auch grundsätzlich bemerkenswert, über die Tagespolitik hinaus.“
Spannend ist aber umgekehrt auch, wie schnell eine Generation der Lambrechts, Mützenichs, Maas‘ und Steinmeiers hier offenbar das gesamte historische Bild einer SPD prägt. Meines Wissens gelten in der Riege der bisherigen Amtsinhaber gerade die Sozialdemokraten Georg Leber (und Helmut Schmidt, wo wir gerade in den 70ern sind) sowie Peter Struck als beliebteste und erfolgreiche Verteidigungsminister. Meines Wissens nach alle nicht als „naive Pazifisten“ bekannt.
Man könnte sogar noch weiter zurück in die Zeit der Weimarer Republik gehen, um zu belegen dass die SPD in ihrer Geschichte eigentlich nie für einen naiven Pazifismus stand. Erst in der jüngeren Vergangenheit wurde etwa ein Fritz Felgentreu an den Rand gedrängt und die Herren Mützenich und Stegner schickten sich an den außenpolitischen Kurs ihrer Partei zu prägen.
Ansonsten stimme ich Ihrem Beitrag zu. Es gab Zeiten, da hatte ich den Eindruck Annalena Baerbock könnte (und wollte) das Verteidigungsressort gleich mit übernehmen und hätte dabei wahrscheinlich noch besser abgeliefert als die damalige Amtsinhaberin.
Hoffen wir dass Pistorius in seinem Amt an o.g. Tradition seiner Partei anknüpfen und dementsprechend wirken kann.
Viel wichtiger als die Kleiderordnung finde ich die Diskussion über das Stationierungskonzept von deutschen und anderen NATO-Truppen in Lituation oder eben mit schneller Verlegbarkeit nach Litauen. Insbesondere die Aussagen zum Aufbau einer Luftverteidigungs-Kapazität und die „regional plans“ der NATO.
Wäre es nicht beispielsweise sinnvoll nach Aufnahme Finnlands und Schweden in die NATO auch dort NATO-Stützpunkte einzurichten, die einerseits schnell das Baltikum mit Nachschub versorgen können sich andererseits aber auch deutlich leichter gegen russische Angriffe verteidigen können. Was könnte und sollte mit Schiffen schnell verlegbar sein? Und welche Schiffe samt Geleitschutz sollten dafür wo vorgehalten werden? Was könnte und sollte per Flugzeug verlegt werden? Und welche Flugzeuge samt Geleitschutz sollten dann wo vorgehalten werden? Was könnte und sollte über Land (Polen) verlegt werden? Und welche Züge, Transportfahrzeuge oder selbstfahrende Einheiten samt Geleitschutz sollten dann wo vorgehalten werden? Welche Angriffskapazitäten sollten zusätzlich durch Marineeinheiten bereitgestellt werden? Und welche Abschreckung durch Bomber und weitreichende Raketen soll wo aufgebaut werden?
Die Geographie des Baltikums, Kaliningrads, Polens, Skandinaviens und der Ostsee legt da nahe, einen geeigneten Mix unter Beteiligung vieler NATO-Partner, Waffensysteme und Logistik zu definieren und aufzubauen.
Wichtig erscheint mir bei allem, dass dort Komplettpakete entwickelt werden, die eigenständig und schnell kampffähig sind. Also nicht einzelne Schiffe irgendwo über die Ost- und Nordsee verteilt. Sondern eher ein ständiger „amphibischer“ Verband in der Ostsee samt wirksamen Geleitschutz in allen Dimensionen und bereitstehenden Material und Personal für die Einschiffung.
Schön, dass die Bundeswehr endlich mal einen IBuK mit Bock auf den Job bekommen hat und der zudem die notwendigen Fähigkeiten mitzubringen scheint!
Führen durch Vorbild. coole Socke :-)
Über das Thema „Übungen“ sind wir in Europa bereits hinaus, was sich m. E. nach auch bereits in der Forderung manifestiert, dass die BW im Rahmen der aktuellen Entwicklungen eine Brigade dauerhaft an der Ostflanke der NATO stationieren sollte. Und dies korrespondiert m. E. nach auch mit Aussage des stellvertretenden GI Markus Laubenthal, dass Abschreckung zwingend glaubwürdig sein muss (wenn Abschreckung funktionieren soll).
Wenn es die Lage erfordert, sollte die BW im Rahmen der Verpflichtungen zur Sicherung der NATO Ostflanke die angeforderte Brigade stellen.
Ich wünsche Herrn Minister Pistorius dass es ihm nachhaltig gelingt das Beschaffungswesen so zu entflechten, damit die Litauen zugesagten Fähigkeiten so schnell als möglich erfüllt werden können – es fehlt ja immer noch Einiges! Wenn ihm dies gelingt, dann ist mir um unsere BW auch nicht bange.
Ich wünsche ihm dafür von ganzem Herzen Kraft und Gesundheit, dazu noch jede Menge Glück!!
Zunächst sehe ich nichts als Beteuerungen, das alles besser wird. Hatten wir schon ein paar Mal, will mich da nicht wiederholen, lasse mich aber nicht von Äußerlichkeiten blenden. Ernst genommen fühle ich mich, wenn dem Laufsteggehabe Taten folgen … und nur dann. Bislang könnte das Auftreten auch nur Mittel zum Zweck sein, wie schon so häufig und oft gesehen.
Die einzige substanzielle Aussage in diesem Thread ist bis jetzt
MFG sagt:
07.03.2023 um 16:26 Uhr
„Herr Pistorius hat sich schon als unser Innenminister sehr für die Belange der Landespolizei eingesetzt und den Konflikt weder mit dem Finanzminister noch mit dem linken Parteiflügel gescheut.“
Wenn ich das Vergangene auf die Zukunft projiziere fange ich an zu hoffen, sehe jedoch immer noch die kurze Leine von Scholz aber auch das große „Schwarze Loch“ BMVg als Hindernis.
Ich war (und bin immer noch) ja ziemlich enttäuscht vom BK, dass er jemand aus der dritten Reihe ohne jegliche fachlich-politische Qualifikation zum IBuK gemacht hat. Aber er scheint es ja wirklich ganz gut anzugehen.
Zumindest ist seine Kommunikation besser. Jetzt stellt sich mir die Frage woran das liegt. Ist weil er sich tatsächlich mehr für die Aufgabe (und die Bundeswehr) interessiert als Frau Lambrecht oder war sie lediglich ungeschickter in der Selbst-/Außendarstellung?
@Nachhaltig
Ein möglicher Schritt wäre, das Jägerbataillon 413 durch eine vollständige Spiegel-Geräteeinheit in Litauen zu ergänzen und parallel in Torgelow ein Reserve-Jägerbataillon aufzubauen. Dann verlegt im Bedarfsfall nur das Personal und die Reserve übernimmt die Technik in Torgelow. Die Technik vor Ort in Litauen muss natürlich gewartet und regelmäßig beübt werden.
Minister Pistorius ist halt nicht beratungsresistent. Das macht m.E. den Unterschied.
Ich bin etwas verwirrt, wenn ich mir hier die Vorschusslorbeeren für Herrn Pistorius anhöre die lediglich weitgehend darauf basieren, dass er sich bei Truppenbesuchen ein Flecktarnmäntelchen umhängt und ein paar nette Fotos mit der Truppe macht.
Sorry, aber dadurch löst sich kein einziges Problem. Weiterhin kann ein Minister einpacken der den Kontakt zur Schlammzone braucht um über deren Probleme informiert zu sein. Letztendlich sind das also PR Aktionen am Rande politischer Treffen. Die wirkliche Arbeit hat Pistorius wohl an anderer Stelle zu erledigen. Als Minister hat der Herr Geld herbei zu schaffen und dafür zu sorgen, dass der politische Wille der Regierung auf dem Amtsweg umgesetzt wird und nicht im Sande versickert.
@Koffer sagt: 07.03.2023 um 21:45 Uhr
Was verstehen Sie unter „fachlicher Qualifikation als IBUK“? Hatten wir seit der Wiedervereinigung (die Zeiträume davor sind unerheblich) überhaupt einen/eine IBUK, der/die das Ihrer Meinung nach erfüllt hat?
Und „Dritte Reihe“, welche von den Bundespappnasen hätten Sie denn gerne gehabt? Die forsche Frau Flak-Zimmermann z.B.? Ich empfinde einen gestandenen Landesminister nicht als 3. Reihe.
Kleider machen Leute….sicherlich einer der undankbaren Posten in der Regierung. Wenn jetzt auch Ergebnisse folgen, darf es so weitergehen.
Bin da bei A. Westphal und bei Koffer, klar bis jetzt ist das Auftreten des Ministers deutlich besser als das der Vorgänger zur Wahrheit gehört aber auch dazu das er nicht wirklich große Fußstampfen zu füllen hat was das anbetrifft.
Substantielle Verbesserungen brauchen Zeit, und nur die zählen am Ende und nicht tolle Bilder und „Buddy-Minister-Feelings“
@AB: Mir ist völlig fremd, das Soldaten der Bundeswehr jemals auf die Parteizugehörigkeit der/des IBUK geschaut hätte. Jederzeit jedoch war uns wichtig, wie kommuniziert wird und ob es eine Einheit von gesprochenem Wort und den darauffolgenden Taten gab.
Zu Pistorius: Kommunikation gut! Taten werden erwartet!
in der aktuellen Lage bedarf es der dauerhaften Präsenz einer Brigade der Bundeswehr vor Ort.
Mein Vorschlag:
fixe Elemente dauerhaft vor Ort:
Ein Schweres PzGren Bataillon inkl Material sollte dauerhaft vor Ort vorgehalten werden
Die Infrastruktur (Gebäude, Lagerhallen) muss aufgebaut werden
Verbrauchsmaterial (Instandsetzung, Munition) sollte ausreichend vor Ort gelagert werden.
Die Flugabwehr vor Ort sollte ausgebaut werden (Patriot oder zukünftig Iris-t SLM)
1 Zug Artillerie mit PZH2000 (perspektivisch Boxer RCH155) + 1 Zug Boxer Skyranger30 (Flugabwehr Nahbereich) sollte vor Ort vorgehalten werden.
Die Kommandostrukturen sollten vor Ort ausgebaut werden.
durch Rotation:
Verlegung von 1-2 Bataillonen der neuen mittleren Kräfte -> Anmarsch und Verlegung kann getestet werden.
Hiervon ist auch immer ein Bataillon vor Ort, das zweite Bataillon überschneidet sich dann ein paar Wochen für Übungen vor Ort… und kehrt danach zur stand-by Phase nach Hause zurück
Früher galt ja immer die Frage „Hamse jedient?“ als Lackmustest für die Ministrabilität auf dem heißen Stuhl BMVg. War ich kein Fan von, weil ein Minister immer politischer Führungsbeamter ist, und nicht oberster Soldat.
Angesichts der zahlreichen Erfahrungen, die man aber mit der (Wehr-)Bürokratie so macht, ist es sicherlich von erheblichem Vorteil, wenn man mal selbst dabeigewesen ist. Jedenfalls kann man dann wenigstens vordergründig vermuten, dass der Minister sich vom Apparat nicht komplett hinter die Fichte führen lässt.
Die gesuchte Nähe zur Schlammzone stößt m.E. zurecht auf Zustimmung und Anerkennung bei der Truppe. Auch damit werden etwaige Versuche, den eigenen Minister zu bamboozeln, schwieriger. Vermerke, denen die eigene Wahrnehmung von Ortsterminen entgegenspricht, laufen in der Regel nicht ohne Rückfragen durch.
Allerdings sollte man von einem Ministerium grundsätzlich auch unterstellen, dass die dort tätigen Beamtinnen und Beamten grundsätzlich ihren Dienst nach bestem Wissen und Gewissen verrichten und nicht das Ziel haben, die ganze Welt, einschließlich der Führungsetage zu vergackeiern. Meiner persönlichen Erfahrung nach fängt das Irrlichtern primär dort an, wo die Besoldungsgruppen in Bereiche vordringen, die über das reguläre Karrierezielamt hinaus gehen, und wo entsprechende Karrierebefindlichkeiten folglich frei wuchern.
@Koffer
Ein langjähriger Innenminister eines Bundeslandes ist doch nicht dritte Reihe!
Und welche Sachkompetenz sitzt denn dann in der „ersten“ oder „zweiten“ Reihe der SPD?
@Koffer:
Habe Pistorius als nds. Innenminister im Kontakt zur Bw selbst life erlebt. „Dritte Reihe“ und „ohne fachlich-politische Qualifikation“ trifft es wirklich nicht.
Dagegen müsste man m.E. zurecht fragen, warum er nicht früher ins Blickfeld geriet. Hat wohl nicht genug von sich reden gemacht oder passte nicht ins Schema.
Das Heer hat übrigens sein Konzept zum Thema „mittlere Kräfte“ inkl. Umstrukturierungsplan für das gesamte Heer veröffentlicht!
Das wird auch für das Thema vor Ort Präsenz/dauerhafte Stationierung vs Rotation relevant sein…
https://www.bundeswehr.de/de/organisation/heer/aktuelles/neue-kategorie-im-kampf-die-mittleren-kraefte-5594418
[Wenn ich es zeitlich schaffe, greife ich das nachher noch in einem gesonderten Eintrag auf – das als Hinweis, ehe hier die Debatte zu dem Thema losgeht… T.W.]
@T.W.
Danke für die Ankündigung zum Thema mittlere Kräfte. Die Darstellung auf Bundeswehr. de find ich ziemlich nichtssagend. Schön, wenn Licht ins Dunkel kommt. Vielleicht können Sie ihren Stand zum Thema „Boxer aus Australien“ gleich mit einflechten, passt in den Kontext.
@all
Die Haushaltseckwerte 2024 werden ein erstes Signal sein, wie der Stellenwert der Verteidigung im Kabinett ist.
Außerdem kommt es darauf an, in den nächsten Wochen signifikante 25 Mio-Vorlagen zu plazieren
[So viel mehr wird’s heute nicht geben – nur zur Erinnerung, in Berlin ist heute Feiertag und niemand zu erreichen. T.W.]
@Mediator: „Letztendlich sind das also PR Aktionen am Rande politischer Treffen.“
So kann man natürlich alles betrachten und interpretieren, wenn man will. Das ist jedem selbst überlassen. Ich persönlich kann mit einem sichtbaren Zeichen (sprich: pers. Gespräch suchen, Truppenbesuche) mehr anfangen, als mit kryptischen Tagesbefehlen und warmen Worten aus dem Bendlerblock. Der IBuK darf ruhig merken, wie sehr die Soldaten und Soldatinnen auf eine Verbesserung der Situation drängen. Im Gegenzug dürfte sein Stand bei der Truppe auch Auswirkungen auf seine Durchsetzungsfähigkeit in der BuReg haben.
obibiber sagt:am 08.03.2023 um 8:46 Uhr:
„… 1 Zug Boxer Skyranger30 (Flugabwehr Nahbereich) sollte vor Ort vorgehalten werden. …“
Mit einem FlaZg NNbS ist so gut wie nix erreicht. Zum Schutz allein eines KpfTrBtl bedarf es einer Batterie – also wenigstens sechs WaSys. Plus der Aufklärungs- und Führungsanteile FlaNNbS. Nur mit Kanonen zu rechnen, greift deutlich zu kurz. Es bedarf einer „Schutzkuppel“ – integriert in das NATINADS – die über mobil mit/über dem Btl mitgeführt wird. Alles darunter ist nur Murks – oder Feigenblatt. Denn wenn die Kampftruppe am Boden nicht abgeschirmt gegen Bedrohungen aus der Luft operieren kann, sinkt deren Gefechtswert gegen null. Das muss alsbald mal in die Köpfe der DEU mil Führung rein.!
Halten wir einfach mal fest, dass unser aktueller IBuK wenigstens nicht mit der Truppe fremdelt, so wie das viele seiner Vorgänger*innen (!) getan haben.
ABER: Bisher ist – außer klarer Ansprache und markigen Sprüchen und Zusagen – noch nichts passiert.
Ich sehe immer noch keine Bestellungen im Bereich Artillerie (HX, RCH155, PzH2000), KPz (Leo2, ARGE Leo3), „Luftabwehr“ (von MANTIS, bis zu IRIS-T) oder andere substantielle Verbesserungen bei der Truppe.
Von Munition will ich gar nicht erst anfangen.
Wir dürfen feststellen, dass die materielle Lage der Truppe vor 02/2022 schon dünn war – 03/2023 ist die Lage noch schlechter, da sogar Waffensysteme abgesteuert wurden.
Okay, dies allein dem IBuK anzulasten wäre unredlich – hier hat die Generalität versagt.
Obwohl man Ende letzten Jahres die „Kästchenkunde“-Heer abgeschlossen hatte, hatte NIEMAND auch nur eine ansatzweise Idee, wie diese „Kästchen“ materiell aussehen sollten und was man dazu brauchte.
Es gab kein Soll, wahrscheinlich auch kein Ist – und damit auch kein DELTA, das zur Bestellung angestanden hätte.
Das ist und bleibt armselig und unwürdig. Aber das kommt halt davon, wenn man als (Ministerial-)Apparat so groß ist, dass man sich trefflich um sich selbst drehen kann, ohne den Auftrag – LV/BV – auch nur ansatzweise zu planen.
Solange also personell und materiell keine Besserung in Sicht ist, bleibt der IBuK – leider – eine genauso „lahme Ente“, wie die IBuK davor. Aber er fremdelt wenigstens nicht…..
@Koffer,
Boris Pistorius sehe ich in einer Reihe mit Helmut Schmidt, Georg Leber und Peter Struck.
Alle anderen VMs waren eher nur Lückenbüsser, vor allem aus den Reihen der CDU/CSU.
Wenn er von seiner SPD nicht angewürgt wird, hat er gute Chancen bei der BW einiges
mal richtig gerade zu rücken. Im Interesse unser aller Sicherheit kann man ihm da nur
ein gutes Händchen wünschen.
@ obibiber. Was für eine Lage bitte ? Man sollte mal langsam wieder zur Realität zurück kommen .
Vielleicht sollte man sich auf eine Sache konzentrieren , efP oder eVA . Wir schaffen es ja nicht mal die VJTF ( Panzerteile) zu stellen zur Zeit weil uns das Material fehlt.
@TomCat:
Vergiss mir Volker Rühe nicht – der hatte auch ordentlich Rückgrat.
@Niklot und @Bow:
Für diejenigen, die nach 6 Wochen signifikante verbesserungen Fordern (Mehr von allem) fordern…
Normalerweise gesteht man Politiker*innen 100 Tage zu. Dass Pistorius die nicht hat, ist klar, aber so eine Chance sollte man ihm schon geben.
Ich würde ihn an den Haushaltseckwerten (15.03.), an seiner angekündigten BmVg-Reform (für Ende März angekündigt) und der Frage messen, ob er die Ankündigungen für Nachbeschaffungen (PzH bis Ende März, Leo 2 im 2. Quartal) umgesetzt bekommt.
Das sind realitische Benchmarks.
Die Zahl der 25.-mio Vorlagen lässt sich nicht auf einenSchlag erhöhen, wenn man bedenkt, dass die zwischen BmVg, BMF und Haushaltsausshuss im Schnitt 11 Monate benötigen.
@Prozessente
100 % Zustimmung zu Haushaltseckwerten und BMVg-Reform. Bei den 25 Mio.-Vorlagen hat man die Messlatte je selbst hochgelegt (70-75 für 2023 ?!) und das erste Quartal ist fast rum.
@Pio-Fritz sagt: 08.03.2023 um 6:58 Uhr
„Was verstehen Sie unter „fachlicher Qualifikation als IBUK“? Hatten wir seit der Wiedervereinigung (die Zeiträume davor sind unerheblich) überhaupt einen/eine IBUK, der/die das Ihrer Meinung nach erfüllt hat?“
Nein. Der IBuK wurde leider seit der Wiedervereinigung ausschließlich ohne fachliche Kompetenz besetzt. Erschütternd wenn man das bedenkt. Kein einziger Sicherheits-/Außenpolitiker. Maximal vielleicht ein klein bisschen Struck (als Fraktionsvorsitzender ja in gewisser Weise ein tausendsassa) sowie vdL und TdM aufgrund ihrer persönlichen Vita). Aber das sind nicht wirklich fachliche Qualifikationen…
@IstEgal sagt: 08.03.2023 um 7:29 Uhr
„Bin da bei A. Westphal und bei Koffer, klar bis jetzt ist das Auftreten des Ministers deutlich besser als das der Vorgänger zur Wahrheit gehört aber auch dazu das er nicht wirklich große Fußstampfen zu füllen hat was das anbetrifft.“
Ja, vielleicht haben Sie Recht. Vielleicht wirkt er derzeit nur besser, weil die Vorgängerin so schlecht gewirkt hat.
Hoffentlich kommt dann halt auch über die nächste Zeit Substanz… Kann ja tatsächlich sein ;)
@Eloka sagt: 08.03.2023 um 9:46 Uhr
„Ein langjähriger Innenminister eines Bundeslandes ist doch nicht dritte Reihe!“
Wenn das keine dritte Reihe für eines der Kernressorts ist, dann haben wir vermutlich deutlich unterschiedliche Wahrnehmung von Bedeutung auf Bundesebene.
„Und welche Sachkompetenz sitzt denn dann in der „ersten“ oder „zweiten“ Reihe der SPD?“
Tja, die SPD hat ja effektiv in den letzten Jahren ihre erste Reihe mit Sachkompetenz demontiert. Am besten hätte vermutlich noch ein Bartels oder Högl gezählt. Aber Wehrbeauftragte sollten mEn niemals IBuK werden (Rollenkonflikt und außerdem andere Perspektive), war ja bisher auch ein ungeschriebenes Gesetz für alle Wehrbeauftragten zuvor. Aber zumindest jemand mit bundespolitischem Gewicht und internationaler Erfahrung wäre ja schon möglich gewesen…
@Uwe sagt: 08.03.2023 um 10:41 Uhr
„Habe Pistorius als nds. Innenminister im Kontakt zur Bw selbst life erlebt.“
Und das qualifiziert ihn für die Befehls- und Kommandogewalt über die Streitkräfte der größten Landmacht in Zentraleuropa???
„„ohne fachlich-politische Qualifikation“ trifft es wirklich nicht.“
Keine internationale Erfahrung/Verbindungen, kein Fachpolitiker, keine persönliche relevante Qualifikation (weder akademisch noch beruflich).
Ich bin immer wieder erstaunt, was wir in Deutschland als Qualifikation für Spitzendienstposten akzeptieren…
@TomCat sagt: 08.03.2023 um 16:32 Uhr
„Boris Pistorius sehe ich in einer Reihe mit Helmut Schmidt, Georg Leber und Peter Struck. […] Wenn er von seiner SPD nicht angewürgt wird, hat er gute Chancen bei der BW einiges mal richtig gerade zu rücken.“
Das sind ja einige Vorschusslohrbeeren für jemanden der bisher „nur“ eine gute Figur macht, aber noch keinerlei Weichen gestellt hat.
Aber eine gute Selbstdarstellung und ein (hoffentlich echtes) Interesse für die Truppe und die Aufgabe ist sicherlich eine gute Ausgangsposition für spätere Leistungen. Auch wenn ich Ihnen mit Schmidt und Struck nicht zustimmen kann. Aber das ist eine andere Frage.
@Prozessente sagt: 08.03.2023 um 17:17 Uhr
„Ich würde ihn an den Haushaltseckwerten (15.03.), an seiner angekündigten BmVg-Reform (für Ende März angekündigt) und der Frage messen, ob er die Ankündigungen für Nachbeschaffungen (PzH bis Ende März, Leo 2 im 2. Quartal) umgesetzt bekommt. Das sind realitische Benchmarks.“
Zustimmung. Das sind in der Tat realistische Benchmarks! In allen Fällen dürfte Lambrechts Team schon entsprechende Vorarbeit geleistet haben, aber er muss sie halt dynamisch umsetzen und wo notwendig eigene Akzente setzen. Von daher scheint das als erstes Zwischenziel angemessen zu sein.
Koffer sagt: 08.03.2023 um 21:15 Uhr
„Nein. Der IBuK wurde leider seit der Wiedervereinigung ausschließlich ohne fachliche Kompetenz besetzt..“
Ja, da sind wir einer Meinung. Es ging immer nur um politischen Proporz.
Der schlimmste war KTzG, der sich über den Tisch ziehen ließ. Oder TdM, Merkels Vollstrecker.
Nur mal so, bevor wieder Ampel-Bashing einsetzt.
Diskussionen über Qualifikationen etc hin und her – die Bilder und das Auftreten des neuen Ministers wirken bei der Truppe und in der Öffentlichkeit – und dies sehr positiv. Dass dem auch Inhalte folgen MÜSSEN ist klar.
Um bei den Bildern zu bleiben: Cool wäre, wenn der Minister seine Kleidung für die Schlammzone immer im Kofferraum hätte, mit Wappen des BMVg am Ärmel, statt sie immer vor Ort gestellt zu bekommen. Ich würde ihm auch einen Satz Schulterklappen mit Aufschrift IBUK spendieren. Das wäre mal ein Alleinstellungsmerkmal.
@Pio-Fritz sagt: 08.03.2023 um 23:44 Uhr
„Der schlimmste war KTzG, der sich über den Tisch ziehen ließ. Oder TdM, Merkels Vollstrecker.“
Ich denke nicht, dass KTzG sich über den Tisch ziehen ließ. Ich denke, dass er auf dem Altar seines politischen Ehrgeizes aktive Milliarden der Bw opferte. Und auch die überstürzte Abschaffung der Wehrpflicht geht ja auf sein Konto. Er hat sich (und die Bw) in der Öffentlichkeit gut verkauft, aber seine Maßnahmen waren schädlich über Jahre, fast noch heute. Vielleicht bin ich deswegen etwas (über?)misstrauisch in Bezug auf Herrn Pistorius.
Bei TdM sehe ich das anders. Er hatte den Schlamassel seines Vorgängers auszubaden.
@JMWSt:
Naja, ob Fantasieuniformen jetzt den nötigen Schneid bringen, sei dahingestellt… Statt Lametta an der Brust oder Buchstabensuppe auf der Schulter reicht mir ja schon für ein gewisses Urvertrauen aus, dass der Minister im vier-Farben-Tarndruck nicht ausschaut, wie ein Fremdkörper und sich auch einigermaßen sicher in uniformierten Kreisen bewegt. Da wird ihm trotz der grundlegend anderen Zielrichtung der Organisation sicherlich die Polizeiaffinität als Innenminister zu Pass‘ gekommen sein.
Politik bleibt aber immer ein Zielkonflikt der widerstreitenden Prioritäten. Und Wehrhaftigkeit hat immer ihren Preis! Ich denke der hier oft und hoch beschworene Konflikt mit Minister Lindner wird sich relativieren. Es gibt schließlich auch noch MASZ. Da inzwischen auch Klingbeil mit ins gleiche Horn stößt und selbst die Grünen (zum riesigen Chagrin der in ihnen versammelten Fundis) in der Frage der Unterstützung der Ukraine mit Wehrgerät vorn mit dabei sind, sollte es mich wundern, wenn die Sollbruchstelle da bei der FDP läge. Das könnte ich mir allenfalls bei Forderungen nach einer Abkehr von der Schuldenbremse vorstellen.
@Metallkopf
Für den Einsatzraum Mitteleuropa trägt Truppe unverändert „Fünffarb-Muster, Flecktarn B (groß)“, so auch der Minister.
@ Koffer 08.03.21.15 Uhr
„…wenn das keine 3. Reihe für eines der Kernressorts ist“
Welches Kernressort meinen Sie v o r Februar 2022? Das Verteidigungsministerium war bis 02/22 der Karrierekiller, die Amtsinhaber wurden nur mit wohlwollendem Mitleid am Kabinettstisch überhaupt geduldet, ihre Ideen belächelt und in die Tonne getreten. Das war die letzten 30 Jahre so und ähnlich. Das soll also das Kernressort gewesen sein um das sich alle Kandidaten gerissen haben, man Schlange stand? Echt jetzt?
In der jetzigen Zeit rasche Änderungen zu erwarten ist surreal, geradezu grotesk und zeugt von beispielloser Ahnungslosigkeit politischer Abläufe und vielleicht auch fehlender politischen Bildung in Bezug auf die Verwendung knappster Resourcen bei entgegengesetzten Erwartungen in großen Teilen der Gesellschaft, die selbstverständlich mitzunehmen ist. Oh ja, da sind noch sehr viele dicke Bretter zu bohren, aber bitte seriös und realistisch.!
@ Koffer u.a.: Zu der bereits mehrfach in den Raum gestellten fehlenden fachlichen Qualifikation, bei der sich manche ja sogar über ein fehlendes Fachstudium bei einem IBUK aufregen. Aus dem 18. Jahrhundert ist der Spruch bekannt, dass man als Offizier das Reglement von der Armee bekommt, die Details von den Feldwebeln und die Beförderungen vom König. Charakter und Begabung aber muss man mitbringen. Ich wünsche Pistorius viel Glück und hoffe, dass er den guten Start ausbauen kann! Er ist die größte Chance der Bundeswehr seit Jahrzehnten!
@Nicolo15 sagt: 09.03.2023 um 19:01 Uhr
„Welches Kernressort meinen Sie v o r Februar 2022? Das Verteidigungsministerium war bis 02/22 der Karrierekiller, die Amtsinhaber wurden nur mit wohlwollendem Mitleid am Kabinettstisch überhaupt geduldet, ihre Ideen belächelt und in die Tonne getreten.“
Sie beschreiben, wenn auch sicherlich überspitzt, zutreffend die Wahrnehmung im politischen Berlin/DEU. Aber die Fakten sind nun einmal andere. International ist der Verteidigungsminister der „großen Player“ einer DER Ansprechpartner überhaupt. Und DEU ist nun einmal einer der größten Spieler in der NATO und EU. Von daher mag das manchen nicht gefallen, aber es ist so. Auch eine objektive Bewertung der Größe des zu führenden Bereiches und Haushalt bringt den BM der Vtdg locker in den Spitzenbereich.
„Das soll also das Kernressort gewesen sein um das sich alle Kandidaten gerissen haben, man Schlange stand?“
Wann habe ich das denn behauptet?!?!
@Windlicht sagt: 09.03.2023 um 19:40 Uhr
„Zu der bereits mehrfach in den Raum gestellten fehlenden fachlichen Qualifikation, bei der sich manche ja sogar über ein fehlendes Fachstudium bei einem IBUK aufregen. Aus dem 18. Jahrhundert ist der Spruch bekannt, dass man als Offizier das Reglement von der Armee bekommt, die Details von den Feldwebeln und die Beförderungen vom König. Charakter und Begabung aber muss man mitbringen.“
Gähn. Natürlich muss man Charakter und Begabung für (jeden) Führungsposition mitbringen. Aber Fachkompetenz sollte doch auch nicht zu viel verlangt sein, oder? Charakter und Begabung sind zwar solide (und notwendige!) Grundlagen, aber keine hinreichenden. Da muss halt mehr dazu kommen.
Ein Fachstudium oder gar eine Promotion im Bereich der internationalen Beziehungen (oder noch besser der Sicherheitsstudien) wäre natürlich ein Traum, aber ich würde mich ja schon mit politischer Erfahrung in entsprechenden Ausschüssen und Arbeitskreisen und internationalen Beziehungen in der „community“ durch langjährige (politische oder militärische) Fachtätigkeit zufrieden geben.
Die Rechnung ist doch ganz einfach: fachliche/oder politische Qualifikation garantiert nicht einen guten Minister. Genau so wenig ist die fehlende fachliche und politische Qualifikation eine Garantie, dass der Minister scheitert. Aber es dürfte doch klar sein, dass mit fachlicher und/oder politischer Qualifikation die Wahrscheinlichkeit, dass jemand Erfolg hat (signifikant) höher ist.
Warum akzeptieren wir Dilettantismus als normal für den Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt über die deutschen Streitkräfte? Und nochmals Dilettantismus meint nicht, dass der entsprechende automatisch scheitern muss und umgedreht, es bedeutet lediglich, dass er zumindest anfangs komplett von seinen Beratern abhängig ist. Na bravo! Wir haben bei besonders bei Jung (und in unterschiedlicher Ausprägung auch bei vdL, AKK, und Lambrecht) gesehen wie gefährlich das sein kann. Nicht nur für den Amtsinhaber, sondern vor allem für die Bundeswehr.
Ein Ministerium kann „jeder“ erfahrene Politiker führen (auch wenn das BMVg ja schon unerhört groß und speziell ist), aber der IBuK ist eben nicht nur Ressortchef, sondern führt die gesamte Bundeswehr. Streitkräfte und Wehrverwaltung. Das sollte doch klarmachen, warum fachliche und/oder politische Erfahrung hilfreich ist?
Mann kanibalisiert die vorhandenen Einheiten (s. PzH 2000: 14 abgegeben, 10 sollen nachbestellt werden (s. Zeit online 12.03.23) und träumt von mittleren Kräften mit hunderten von neuen Boxern etc.),, statt ersteinmal bestehende Lücken zu schließen oder gar Reserven aufzubauen.
@KPK:
Danke für die Korrektur. Hatte ich mental wohl falsch gespeichert.
Es ist ja wirklich schon „alles gesagt“, und ich will auch nicht zuviel wiederholen, halte es aber auch für gut, richtig, eigentlich SELBSTVERSTÄNDLICH und, angesichts einer zur Erstellung eines ECHTEN Lagebildes offensichtlich aus „Karrieregründen unfähigen“ mil. Spitzenführung (Minimum ab B6, eher schon „A15 mit Förderungswürdigkeit“ o vglb aufwärts, vgl die absolut peinliche Äußerung eines InspH am Tag 1 nach Beginn der „SonderOp“), leider NOTWENDIG, daß er ganz oft und va OHNE Ankündigung in der „Schlammzone“ auftaucht, sich nicht nur von Chef/ZgFhr sondern auch „der Truppe“ über die tatsächliche Lage und das „delta“ zu den Darstellungen auf „bundeswehr.de“ usw ins Bild setzen läßt!
Wie P das Amt bisher angeht ist sicherlich deutlich positiver, als die überwiegende Zahl der Vorgänger, umfassende Vergleiche („Leber, Schmidt, Struck…“) verbieten sich nach den wenigen Wochen mEn allerdings!
Da muß er schon noch deutlich mehr realisieren, was mit den 100 Mrd „Sondervermögen“ + dem erhöhten jährlichen Etat ja auch grds möglich ist!
Vielleicht erleben wir ja tatsächlich noch eine echte, bisher ja nur aus großen Worten bestehende „Zeitenwende“, es ist allerhöchste Zeit!
Schlimm genug, daß in den letzen 30 und besonders gut 20 („putinschen“) Jahren sachdiensliche Hinweise und kritische Anmerkungen entgegen den „Auflösungsabsichten“, deren Beachtung „uns“ aber vielleicht sogar diese „böse Überraschung“ hätte ersparen können, in einer Art und Weise abgebügelt wurden, daß man jeden Glauben an „unsere Bundesrepublik“ und deren pol. „Eliten“ verlor.
Herr Minister, ich wünsche viel Erfolg und die Kraft, das auch ggü den „inneren Feinden“, anderen Ressorts und va den fehlgeleiteten „Friedensträumern“ DURCHZUSETZEN!