„Wir haben keine Streitkräfte, die verteidigungsfähig sind“
Als Merkposten: Bei einer Veranstaltung der SPD-Bundestagsfraktion zum Thema Ein Jahr Zeitenwende gab es nicht nur eine generell interessante Debatte, sondern einen aus verteidigungspolitischer Sicht bemerkenswerten Satz von Verteidigungsminister Boris Pistorius:
Wir haben keine Streitkräfte, die verteidigungsfähig sind gegenüber einem offensiven Angriffskrieg.
(So meine Mitschrift, evtl. veröffentlicht die Fraktion auch noch den Mitschnitt der Veranstaltung am (heutigen) Montagabend auf ihrem YouTube-Kanal)
Auf Twitter zitierte die Fraktion andere Aussagen von Pistorius, diese leider nicht:
Die Hilfen für die Ukraine sind eine riesige Sicherheitsgarantie für die Menschen, so #Pistorius: „So zynisch das klingen mag, aber deutsche Waffen retten Leben in der Ukraine. Gerade durch die enorme Hilfe in der Luftabwehr.“
Putin darf mit der Aggression nicht durchkommen!
— SPD-Fraktion im Bundestag (@spdbt) February 27, 2023
Nun werden vermutlich einige Kenner wie Beobachter ein wenig zynisch anmerken: Was ist neu daran?
Ganz einfach: Neu ist, dass der Chef des Wehrressorts das so deutlich und plakativ öffentlich ausspricht. Sicherlich sehr bewusst und sicherlich nicht ohne Überlegung, wie das in seiner Partei, in der Gesellschaft und auch in den Streitkräften wirkt.
(Ergänze ich ggf., wenn es einen Mitschnitt gibt)
Wieviele Soldaten und Reservisten braucht Deutschland, um sich und das Bündnis verteidigen zu können ? Diese Frage muss beantwortet werden. Es sind wohl deutlich mehr als 182.000 Soldaten notwendig. Und dann muss man Maßnahmen ergreifen, diese Zahl zu erreichen. Wenn es nicht anders geht auch mit Wehrpflicht. Was nutzt es festzustellen: Wir können uns zwar nicht verteidigen, aber wichtiger als das ist es keine Wehrpflicht zu haben.
Mir scheint vor allem die Aussage, dass Putin mit seinem Überfall auf die Ukraine nicht durchkommen darf, den eigentlichen Kern zu treffen.
Appeasement, wie sich im Falle Hitler (von der Rheinlandbesetzung zur Auslöschung der Tschechoslowakei zum Überfall auf Polen) gezeigt hat, beschwichtigt totalitäre Herrscher nicht, sondern ermutigt sie zu noch größeren Verbrechen.
Ich habe die Politik der USA gegenüber der im Kalten Krieg schon besiegten Sowjetunion scharf kritisiert, weil es immer ein Fehler ist, einen am Boden liegenden Gegner noch weiter zu demütige (siehe Versailles und die entsprechenden „Verträge“ für Österreich, Ungarn und Bulgarien).
In Mecklenburg-Vorpommern lebend, bin ich aber jedesmal erschreckt über die immer wieder anzutreffende Verharmlosung des Überfalls auf die Ukraine. In meinen Augen kann er nur mit Hitlers Überfall auf Polen 1939 verglichen werden (dem sich Stalin 2 Wochen später anschloss, als der Sieg der Wehrmacht offensichtlich wurde). Mit dieser Art von „Politik“ darf Russland nicht durchkommen, wenn wir den Frieden in Europa wieder herstellen wollen.
Die „Luftabwehr“ werden wir jetzt wohl nimmermehr los! ;-) Wenn es sogar der IBUK falsch macht.
Dass Pistorius aber solche Statements macht, ist schon bemerkenswert. Wenn diverse Personen jetzt künftig gegen die (Wieder-)Bewaffnung der Bundeswehr opponieren, kann man ihnen keine Unkenntnis mehr unterstellen. Das ist dann schon bald wissentliche Inkaufnahme der Verteidigungsunfähigkeit unseres Landes.
Interessant finde ich, dass es bisher keine Ansätze gibt, die Beschaffung zu straffen, so dass es keine Geldverbrennungsmaschine mehr ist.
Ebenso wurde wenig unternommen, um die BW für freiwillig Wehrdienstleistende attraktiver zu machen: dazu gehört Geld, zivil attraktive Ausbildung während oder nach dem Dienst, heimatnahe Verwendung bzw regelmäßige Reisetage.
Genau wie überall in ÖD sind die unteren Besoldungsstufen nicht mehr attraktiv genug bezahlt. Wer dabei ist, schaukelt die Pension noch heim, aber der Neueinstieg lohnt i.d.R. nicht mehr.
Ja..sehr bemerkenswert… und der passende Rahmen um Transparenz diesbezüglich zu schaffen…
in den haushaltsverhandlungen müssen mindestens 10 Mrd mehr für den EPL14 rausspringen…
sonst kann man die zeitenwende vergessen!
und das will Pistorius hier wohl erreichen…
eine nachhaltige Unterfütterung der Zeitenwende im regulären Haushalt…
Für steigende Personalkosten
steigende Betriebsstoffe
mehr Übungen
mehr Munition
und das eine oder andere zusätzliche Beschaffungsprojekt fürs Heer
@Hohenstaufen sagt: 27.02.2023 um 23:12 Uhr
„Wieviele Soldaten und Reservisten braucht Deutschland, um sich und das Bündnis verteidigen zu können ?“
Das ist allenfalls die dritte oder vierte Frage, die zu stellen wäre.
Es würde doch schon einen großen Schritt zur Verteidigungsfähigkeit bedeuten, die vorhandenen Truppen mit ihrem benötigten Gerät auszustatten. So, das diese ihre Aufgaben auch wahrnehmen können.
Zeitgleich die Umsetzung der Strategie der Reserve, die seit 2019 vor sich hin dümpelt. Dann hätte man Schritte 1 und 2 abgearbeitet.
Alle weiteren Schritte werden wahrscheinlich am demografischen Personalproblem scheitern. Wir sollten in den Strukturen planen, die wir haben. Alles andere wird unrealistisch.
Die ebenso klare wie ehrliche Kommunikation des neuen IBUK ist nach wie vor erfrischend und hebt sich wohltuend von der anderer Politiker ab. Gleichwohl vermisse ich leider nach wie vor entsprechend direkte Handlungen in Sachen Umsetzung der Zeitenwende. Wobei ich es angesichts des bisherigen Auftritts von Herrn Pistorius für durchaus denkbar halte, dass diese im Hintergrund bereits angelaufen sind, und erst kommuniziert werden wenn zählbare Ergebnisse vorliegen.
@Hohenstaufen, bei der Frage wie viele Soldaten ich zur LV/BV brauche würde ich trennen zwischen dem stehenden Heer und zu was ich in welcher Zeit aufwachsen kann.
Entsprechend organisiert können auch 182k Soldaten stehend reichen. Die Frage wäre dann halt, wie komme ich an eine entsprechende Zahl von Reservisten die mir sofort/ mit Vorlauf x / mit Vorlauf y helfen. Und muss natürlich entsprechend Material haben, also zurück zu den teilaktiven Einheiten und Geräteeinheiten.
Erhöhung Landesverteidigung, möglich durch den massiven Ausbau der Heimatsschutzbrigaden und durch den Umbau der BW in ein riesiges Logistigzentrum für die Nato und die umliegenden Armeen. Die Kernkompetenz von uns Deutschen liegt in der perfekten Planung und Ausführung auch wenn es dauert…
Ich würde eine Art Fremdenlegion aufstellen mit ausschliesslich Ukrainischer/ Russischer Bewaffnung, diese ist Weltweit verfügbar.
@Metallkopf:
Meine Güte ist ja auch die Luftwaffe. Wer regelmäßig Reden hält und sich nie verspricht werfe den ersten Stein.
@Hohenstaufen:
Was hat das jetzt mit der Wehrpflicht zu tun, dass in der BW sich seit 20 Jahren keiner Gedanken über Landesverteidigung gemacht hat?
Mal kurze Frage an alle: Wäre es überhaupt so, dass Wehrpflichtige im Baltikum oder Polen zur Bündnisverteidigung eingesetzt werden dürfte?
Und als Zivilist mal die kurze Bemerkung: Wir haben 182000 Menschen, die freiwillig an der Waffe dienen „wollten“. Ganz ehrlich dazu gehört auch in einem Krieg tatsächlich zu kämpfen, das ist deren Beruf. Meiner Verwandschaft ist das vollkommen klar und die sind auch kämpfende Truppe.
Wenn von 182000 aber nur 20000 kämpfen würden und dann schon nach Wehrpflichtigen gerufen wird, die die Lücken füllen sollen, da machen es sich die 162000 sehr bequem. Da muss man fast sagen ist der sicherste Job eine Schreibtisch Offizierslaufbahn wo man jeder Front immer ganz weit entfernt bleibt, wie z. B. eine Vad Laufbahn.
Bei was in Deutschland bewachen oder (ich bin ja nicht dumm man könnte mich durchaus für Luftabwehr ;P qualifizieren) irgendwo im Hinterland was sinnvolles helfen, wäre ich ja noch dabei.
So doch etwas länger, aber das musste als Zivilist, der sich explizit gegen Offizierslaufbahn entschieden hat, auch mal sein. Augen auf bei der Berufswahl.
Der Dreh- und Angelpunkt für alle seine Pläne ist die dauerhafte Erhöhung des Verteidigungsetats. Das Statement zeigt: der Kampf gegen die Sozialpolitiker (Grundsicherung für Kinder, Zuschuss Pflege-, Krankenversicherung….) hat begonnen.
Warum wohl ist man wehrlos ? Man fürchtet wohl, sich für eine Ukraine zu verschulden von der man annimmt das sie diese nicht zurück zahlen können wird. Selbst wenn die besetzten Gebiete befreit werden, muss die zerstörte Industrie (ja ich weiß, UA hat auch viel im IT-Bereich und so) wieder aufgebaut werden. Aber für welche Märkte soll denn produziert werden?
Diejenigen, die dafür in Europa in frage kämen sind dank 0%-Zinspolitik eigentlich gesättigt. Und Wegwerfgesellschaft ist ein Auslaufmodell weil energieintensiv und nicht nachhaltig.
BRICS ? Die beginnen sich abzuschotten oder sind möglicherweise mit Sanktionen belegt (z.B. China, wenn sie mit substantiellen Lieferungen an RU in den Krieg eingreifen).
Was dann folgt ist tatsächlich eine Wiederholung der Geschichte : jene Staaten, welche sich durch Neuproduktion von Waffen verschuldet haben, geraten selbst in Schwierigkeiten weil die Ukraine zahlungsunfähig bleibt. Die Weltwirtschaftskrise der Zwischenkriegsjahre wurde genau dadurch mit hervor gerufen. Deshalb wird vermutlich nur bezahltes Material vom Hof geholt und nur zögerlich ersetzt.
Die einzige Möglichkeit die wir haben, und den Russland NICHT hat ist der Wohlstand der Bevölkerung. Dieses Kapital kann man anzapfen, ohne das sich die Nationalstaaten bei IWF und Konsorten verschulden müssten.
Kriegsanleihen könnten also (zusammen mit einer reformierten Dienstpflicht) ein Baustein sein, um die Mangelwirtschaft zu beenden.
Aber wie soll das gehen, wenn schon die Energiewende den Bürger und die Unternehmen massiv belastet ?
Vom Gesundheitssystem (17Mrd-Loch bei den GK) ganz zu schweigen!
Aber man will sich trotzdem auf die USA verlassen, auch wenn sie de facto bei den Panzerlieferungen einen Teilrückzieher gemacht haben, als sie verkündeten die Abrams kämen erst deutlich später als die Leoparden und überhaupt, die Lieferung von MBTs seien eigentlich Sache von D, weil Leo wäre für die Ukraine wesentlich besser geeignet.
Ernsthaft, wegen der läppischen Gasturbine ?!? Come on !
„Es sind wohl deutlich mehr als 182.000 Soldaten notwendig.“
Das ist eine Meinung, die durch harte Zahlen nicht gedeckt wird. Wir haben zur Zeit 1/6 der Brigaden von 1990, aber 1/3 des Personals. Man könnte eigentlich den gegenteiligen Schluss ziehen.
Ich habe persönlich nichts gegen eine zusätzliche Milizkomponente o.ä. auf freiwilliger Basis, eine Vergrößerung der längerdienenden BW ist für mich nicht sinnvoll.
Bemerkenswerter Klartext. Aber die Regierung und eben auch der neue Minister werden Taten folgen lassen müssen, die Zeit leerer Worte muss endlich ein Ende haben. Weiteres zögern bei der Bestellung von fehlender Ausstattung aller Art wäre fatal und vor allem muss endlich definiert werden, welche Fähigkeiten in welchem Umfang wir haben wollen und das personelle Problem, über das hier jeden Monat diskutiert wird, muss gelöst werden.
Vor allem was Letzteres betrifft, sehe ich null Bewegung in der Politik.
Ich denke, Herr Pistorius drückt einfach die richtigen Knöpfe zur richtigen Zeit, für diese Aufgabe ist er in diese Position gesetzt worden.
Und er macht sich scheinbar gut, fordert enorme zusätzliche Summen, lässt sich ein geeignetes Kleidungsstück im Flecktarnlook bei einem Besuch in der Kaserne reichen, und nimmt den verblüfften Soldaten einfach ihre Panzer weg, um sie ins Ausland zu versenden.
Aus meiner Sicht ist die „Zeitenwende“ ein Ergebnis des Druckes, dem der Kanzler nach Beginn des Krieges in der Ukraine nicht gewachsen war, und er eine Kehrtwende von seiner ursprünglichen Meinung einleitete.
Trotz dieser Neuausrichtung mit dem Versprechen die BW mit ungeheuren Geldmittel zu modernisieren, und die Ukraine auch mit schwerem Gerät zu beliefern, wurde der Forderungskatalog, aus den eigenen Reihen, den „neuen“ Nato- Mitgliedern, und natürlich aus Kiew, fast im Tagesrhythmus stetig erweitert.
Der zunehmende Beitrag zur Unterstützung der Ukraine lässt natürlich auch einen genaueren Blick auf den Zustand der Bundeswehr zu, die Medien haben ein Hauptaugenmerk auf das Militär und seine Angelegenheiten gerichtet. Man erkennt, dass man zu wenig aktuelle Munition in den Bunkern vorrätig hat, aber einige Panzer nicht unbedingt in Bestzustand in den Hallen stehen.
Die Menge der „Wirkmittel“ scheint bisher ein unbekannte Größe gewesen zu sein, ein eventuelles Defizit wurde aber auch von den Verantwortlichen jahrzehntelang nicht eingeklagt, zumindest nicht vor dem Angriffstag der Russen in der Ukraine.
Was wir jetzt erleben, erscheint aus meiner Sicht vollkommen unausgegoren, da kauft man vielleicht 14 oder auch 18 Panzer, wenn man in der Lage ist, eine Vorlage auszuarbeiten, oder auch Panzerhaubitzen als Ersatz, weil 90 Stück oder so als nicht ausreichend betrachtet werden, 104 hingegen schon.
Und dies alles natürlich zu absoluten Fantasiepreisen der Industrie, die ihre Aktiengewinne, ihre finanziellen Überschüsse noch gar nicht richtig realisiert haben, ein Art Schlaraffenland zu Lasten des ohnmächtigen Steuerzahlers.
Und so nutzt man die Gunst der Stunde, hat mit einem Herrn Pistorius einen geeigneten Mann gefunden, maximalen Geldfluss für die Truppen zu erwirken, weil man die Öffentlichkeit affin gemacht hat für militärische Belange, zumindest solange der Krieg in der Ukraine tobt.
Erkennen wir, nach dem Austausch des Ministers, wirklich eine kleine Reformation der Bundeswehr, ein Aufknacken der verkrusteten Strukturen, oder enden die neuen Geräte und Fahrzeuge in ein paar Jahren einfach auch wieder nur in den Hallen der Kasernen, bei zunehmender Personalknappheit?
Da Rüstungsproduktionen in Deutschland ziemlich viel Zeit benötigen, ist auch daran zu denken, dass im Spätherbst 2025 Wahlen ins Haus stehen, und vermutlich eine andere Verteidigungsminister:in ihre Duftmarken setzen wird, unter der Ägide eines neuen Nutzers des Chefbüros im Kanzleramt.
[Die Tendenzen Richtung Stammtischdebatte fahren wir hier bitte wieder zurück. Danke. T.W.]
„Es sind wohl deutlich mehr als 182.000 Soldaten notwendig. “
Das mag schon sein, aber wir haben ja nicht mal für die 182.000 genug Material, Ausrüstung, Waffen und Munition. Zuerst braucht es mal eine wirkliche Entschlossenheit die Zeitenwende mit Leben zu erfüllen.
Die 100 Mrd. Sondervermögen dümpeln vor sich hin. Pistorius schwimmen in der kommenden Haushaltdebatte schon die Felle weg. Die Wehrpflichtdebatte ist nur ein Nebelwerfer, um von den wirklichen Problemen abzulenken. Die Zeitenwende ist auch in der Bevölkerung nicht angekommen. Ich sehe keine wirkliche Bereitschaft zur Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit. Schon gar nicht, dass dafür auch Opfer gebracht werden müssen. Knapp die Hälfte träumt davon, dass man das Problem mit einem Stop der Waffenlieferungen an die Ukraine los werden könne und dann würde alles schon wieder so werden wie früher.
Man kann nur hoffen, dass Pistorius den eingeschlagenen Kurs halten kann.
@JPeelen sagt: „Ich habe die Politik der USA gegenüber der im Kalten Krieg schon besiegten Sowjetunion scharf kritisiert, weil es immer ein Fehler ist, einen am Boden liegenden Gegner noch weiter zu demütige(n)“
Das kann man so nicht stehen lassen. Gedemütigt hat sich die Sowjetunion vor allen anderen erst einmal selbst. Ein alkoholkranker Präsident, der auf der Bühne den Tanzbären mimt, Rentner, die Fallobst an U-Bahneingängen verkaufen müssen um irgendwie durchzukommen, die alte Nomenklatura, die sich wieder die Posten zuschanzt und das Land in ungekannten Ausmassen ausplündert, dazu kamen noch die wirtschaftlichen Folgen von Tschernobyl. Auch wurde Russland für über ein Jahr abhängig von Getreide-Hilfslieferungen aus dem Ausland. Das alles hat sich die SU bzw. Russland selbst zugefügt. Nur wenige Jahre später begann Russland mit der destruktiven Aussenpolitik, die bis heute andauert. Wo war hier Sinn und Platz für Respektbekundungen?
@Hohenstaufen: „Es sind wohl deutlich mehr als 182.000 Soldaten notwendig.“
Das sehe ich auch so. Zuerst jedoch muss eine Reform der Führungsstruktur kommen und der Wasserkopf der Verwaltung sowie Stäbe abgebaut werden: 81.000 zivile Mitarbeiter verwalten 183.000 Soldaten. Das gibt einen ungefähren Eindruck wieviel Finanzmittel alleine bei einem Bürokratieabbau freigemacht werden könnten. Massstab sollte hierbei nicht das windelweichgewaschene interne Papier „Kritische Bestandsaufnahme für eine Bundeswehr der Zukunft“ von Lambrecht sein. Auch die Vorschläge von AKK mit dem Reformpapier von 2021 springen zu kurz. Brauchbar sind hier eher die Vorschläge der FDP, ebenfalls aus 2021:
https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/schwerpunktthemen/reformen/beitrag/reformvorschlaege-der-fdp-kampf-dem-wasserkopf
Mit der Aussage rammt B. Pistorius massiv einen Pflock in der öffentlichen Diskussion und in der Debatte innerhalb seiner Partei ein!
Ich hoffe, das entfaltet eine Signalwirkung wie das „wir sind blank“ des Heeresinspekteurs vor einem Jahr.
Bei N-TV.de wird die Aussage so zusammengefasst:
„Deutschland muss mehr Geld für neue Waffen ausgeben, sagt Verteidigungsminister Pistorius mit Blick auf die anstehenden Haushaltsverhandlungen. Bei einem Angriff auf osteuropäische NATO-Partner sei die Bundeswehr nicht verteidigungsfähig.“
@T.W.: Danke für’s Mitprotokollieren und publik machen, die Aussage ist aktuell noch weit oben in der medialen Wahrnehmung angekommen.
Endlich wird es klar und unmissverständlich ausgesprochen. Ab jetzt gibt es wieder Hoffnung!
Bevor es um Geld und die Personalstärke geht, geht es um die richtige Einstellung. In der Gesellschaft und in der Bundeswehr. Streitkräfte sind primär nicht für Hochwasser und Amtshilfe da. Der Wille zum Kampf ist entscheidend. Das militärische Selbstverständnis ging der Bundeswehr leider verloren. Hoffentlich ändert sich das wieder.
@3./24
Arbeiten Sie sich in Ruhe durch Bw.de., VPR, Koalitionsvertrag und #Zeitenwende Rede
Es finden sich alle Fähigkeitspapiere/Anforderungen.
Am Beispiel der Ukrainer sieht man doch – dass (Motivation vorausgesetzt) auch Zivilisten rasch in das Handwerk der Soldatenrolle gebracht werden können. Natürlich ist eine Aufstockung der Aktiven Soldaten wichtig – ABER (meine Meinung) im V-Fall stehen und stünden hoffentlich genug Reservisten und eingezogene Zivilisten (die man zu Soldaten im Schnellkurs ausbildet) zur Verfügung. Zumindest theoretisch. Ausgebildete Soldaten diesen dann als Lernmultiplikatoren.
Was diese Leute aber brauchen – sind Systeme und Waffen. Die müssen tatsächlich unabdingbar vor der V-Fall da sein.
@Elitegaertner3 sagt: 28.02.2023 um 9:00 Uhr
„Erhöhung Landesverteidigung, möglich durch den massiven Ausbau der Heimatsschutzbrigaden …“
Welche Heimatschutzbrigaden? Die, die man 2006 komplett aufgelöst hat? Oder meinen Sie die paar RSU-Kompanien, die man einige Jahre später aus der Taufe gehoben hat?
Davon ist keine voll aufgefüllt und keine hat eigenes Gerät. Ein zahnloser Tiger der Landeskommandos.
Ich möchte nur mal darauf hinweisen, dass sowohl die EU-Staaten als auch die europäischen NATO-Staaten ohne die Türkei ca. 400000 mehr aktive Soldaten haben als Russland. Dazu kommen ca. 450 Millionen Einwohner gegenüber ca. 143 Millionen Einwohner in Russland. Bei der Wirtschaftskraft ist der Unterschied noch wesentlich größer. Nur ist die Frage, ob alle mitziehen. Das ist ja nicht so sicher. Aufgabe der Politik ist es, die PS auf die Straße zu bringen und die Streitkräfte so zu gliedern und auszustatten, dass es sich jeder Gegner zwei Mal überlegt, ob er ein konventionelles Tänzchen mit uns wagen will. Und die Bevölkerung muss da mitgenommen werden. Und ja, es kann durchaus zu sozialen Einschnitten komme. Aber auch da wird Geld verschwendet. Da wäre auch mal eine Optimierung angesagt. Wir müssen wieder hin zu „Kämpfen können um nicht kämpfen zu müssen!“.
Und was das Gehalt angeht: Es gibt im Osten Ingenieure, die kommen nicht an das Gehalt eine Hauptfeldwebels ran. So schlecht bezahlt ist der Job nicht. Aber er hat halt Nachteile, die viele heute nicht mehr in Kauf nehmen wollen. Die Bundeswehr ist aus der Fläche verschwunden und die Auslandseinsätze tun ihr Übriges. Warum befragt man nicht einfach mal die Soldaten, was zu tun ist?
@Dominik
Ihrer Rechnung nach 160000 Soldaten, mich eingeschlossen zu unterstellen, dass man nicht kämpfen will in einem Krieg ist arg despektierlich.
1. Nur weil ich als Logistiker nicht in einem Kampfbataillon bin, heißt das nicht automatisch, dass man nicht kämpfen will.
2. Besteht die Bundeswehr Gott sei Dank nicht nur aus Kämpfern, Logistik von Kämpfern ist meiner Erfahrung nach die reinste Katastrophe.
3. als Hintergrundinformation: Auch bei noch aktuell laufenden Einsätzen brauchen sie Soldaten im Inland, die diese aus DEU heraus versorgen und das steuern. Wenn das nicht gewollt ist, müsste ich das auch noch zivil auslagern. Und davon kann ich persönlich nur dringend abraten.
„„Es sind wohl deutlich mehr als 182.000 Soldaten notwendig. “
Das mag schon sein, aber wir haben ja nicht mal für die 182.000 genug Material, Ausrüstung, Waffen und Munition.““
Interessanterweise kommt die Aufwuchsfähigkeit (Reserve) in keiner Gleichung vor.
@Dominik
Man kann den Sinn einer Wehrpflicht zum jetzigen Zeitpunkt(!) sicher kontrovers diskutieren, aber ich kann Ihrer Argumentation dennoch nicht ganz folgen. Zum Teil finde ich sie sogar ein Stück weit anmaßend.
„Was hat das jetzt mit der Wehrpflicht zu tun, dass in der BW sich seit 20 Jahren keiner Gedanken über Landesverteidigung gemacht hat?“
Die Bw hat seit 2014 sehr wohl ihr Augenmerk vermehrt wieder auf LV/BV gelegt. Dass natürlich die zeitgleich real stattfindenden Einsätze (z.B. AFG) ihre Spuren hinterlassen haben, ist auch klar. Aber wenn Sie es so extrem formulieren, machen sie sich angreifbar und Ihre Aussage ist somit falsch.
„Wenn von 182000 aber nur 20000 kämpfen würden und dann schon nach Wehrpflichtigen gerufen wird, die die Lücken füllen sollen, da machen es sich die 162000 sehr bequem.“
Woher Sie die Zahl „20.000“ nehmen ist mir nicht ganz klar…aber egal. Letztlich ist es in jeder Armee völlig normal, dass de facto nur ein Bruchteil tatsächlich kämpfende Truppe ist. Man kann auch nicht alle Soldaten beliebig durchrotieren. Der IT-Spezialist kann nicht einfach Infanterist sein…und umgekehrt.
„Bei was in Deutschland bewachen oder (ich bin ja nicht dumm man könnte mich durchaus für Luftabwehr ;P qualifizieren) irgendwo im Hinterland was sinnvolles helfen, wäre ich ja noch dabei.“
BÄÄÄM…genau!!!! Wer soll denn z.B. im Krisenfall Wach- und Sicherungsaufgaben von Bw-Liegenschaften oder kritischer Infrastruktur übernehmen? Der top ausgebildete Infanterist, den man ja eigtl „vorne“ bräuchte?
Oh…und wie regeneriert man eigentlich die Gefallenen?
Ich höre jetzt auf mit ganzen Zitaten, da es sonst zu lang wird, aber so etwas wie eine „Schreibtisch-Offizierslaufbahn“ gibt es nicht und allein der Begriff zeugt von Unkenntnis der Sache. Auch die Laufbahn von Gen. a.D. Vad begann nicht am Schreibtisch (man muss trotzdem kein Fan von ihm sein).
Und Sie? Sie hatten also das Bewerbungs- und Auswahlverfahren für die Laufbahn als Offizier erfolgreich bestanden und sich dann doch dagegen entschieden oder wie war Ihr letzter Satz zu verstehen?
[@T.W.: jaaaa ich weiss, es kratzt hart am OT…sorry]
Es ist nicht erkennbar wie Deutschland den Spagat zwischen selbst gesetzten Zielen und Versprechungen gegenüber Partnern insbesondere der NATO und der Ukraine einerseits und den tatsächlichen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Verteidigungs- und Bündnisfähigkeit und der Unterstützung der Ukraine schaffft. Die Abrüstung der Bundeswehr geht weiter, ohne dass bereits seit langem bekannte und vorhandene Lücken sowie die durch die Unterstützung der Ukraine neu eingetretenen Abflüsse von Material kompensiert werden. Die Misere der Bundeswehr ist nicht beendet, sondern verschlimmert sich. Auch ist nicht erkennbar, dass die industriellen Voraussetzungen für die erforderlichen Massnahmen geschaffen werden. Deutschland ist weder in der Lage sich zu verteidigen, noch die Ukraine dauerhaft zu unterstützen, allen Bekundungen wohlmeinender Politiker und Kommentatoren zum Trotz. Offensichtlich verweigert man sich in Deutschland weiterhin auf breiter Front der Realität und unterlässt das Notwendige.
Die völlig obsolete Denkbremse „Personelle Obergrenze“ muss weg. Denken und planen, was wir brauchen – darum geht es. Wenn dieser Prozess ausgeführt ist, kann man drüber diskutieren (in der Politik) und parlamentarisch entscheiden, ob und wie man was realisieren kann. Das Ziel bestimmt den Weg – und nicht umgekehrt.
Meine ich jedenfalls.
@Rico
Das wundert mich auch, dass noch niemand das ganze Beschaffungswesen grundsätzlich angefasst hat, dabei dürfte das eine unpolitische oder zumindest nicht parteispezifische Sache sein, die über Parteigrenzen hinweg angegangen werden kann und damit langfristig. Genauso die Frage der Finanzierungs-Zeithorizonte, die immer noch viel zu kurz sind und damit mehr Geld kosten, weil man gegenüber der Industrie keine verlässlichen Zusagen machen kann. Immerhin hat der Marine-Inspekteur in der ZEIT ein schönes Beispiel angeführt, wie der Aufbau eigener Kompetenzen für Reparatur ordentlich Geld sparen kann.
@Metallkopf ich verstehe die Aufregung um die Luftabwehr nicht so ganz, es ist eben die wörtliche Übersetzung von air defense.
Grundsätzlich: bin ich extrem schlecht informiert, oder hat noch niemand so richtig ausbuchstabiert, welche Rolle Deutschland und die BW im besonderen in der BV nun genau zu spielen haben? Es zirkulieren immer zählen was man denn nun genau bräuchte, aber ich habe noch nicht verstanden, welches strategische Konzept hier verfolgt wird.
Der Krieg in der Ukraine hat uns aber auch gezeigt das man ohne große Luftstreitkräfte zu besitzen erfolgreich sein kann , aber nicht ohne gute Luftverteidigungsmittel . Anders als noch im 2. Wk haben die zur Verfügung stehenden fla waffen eine hohe Trefferquote . Mit allen heute zur Verfügung stehenden Mitteln ( Satelliten, marschflugkörper , weitreichende Artillerie und Drohnen ) könnte man auf eine kosten und personalintensive luftwaffe bei der Landesverteidigung verzichten im Notfall.
@Phantom:
zu ihrem letzten Satz: Ja genau so. Ich wurde in die BW gezogen obwohl das mit laufendem Bewerbungsverfahren nicht hätte sein sollen und ich war dankbar für diese, wenn auch negativen vorab Einblicke.
Vielleicht muss man sich damit abfinden keine „Frontsoldaten“ einziehen zu können. Nichts anderes bedeutet Wehrpflicht. In der Logistik helfen, bei der Fliegerabwehr, bei der Instandhaltung, usw. usf. dass würde wahrscheinlich noch mit Wehrpflichtigen möglich sein, aber die gefallenen Berufs-/Zeitsoldaten an der Front zu ersetzen, also echt jetzt, dass wird sich wohl kaum einer in unserer Gesellschaft gefallen lassen. Einfach mal aus der Bubble rauskommen….
„Wir haben keine Streitkräfte die verteidigungsfähig sind“
Nun, warum es eine gute Idee wäre sie verteidigungsfähig zu machen, stellt nachstehendes Interview mEn sehr gut dar. Man muss nicht mit allem übereinstimmen, es ist jedoch schwer, sich der Eindringlichkeit zu verschließen. Von China ist hierbei noch gar nicht die Rede.
Empfehlenswert. Lassen Sie sich nicht vom twitter-Format abschrecken.
https://twitter.com/DimitriNabokoff/status/1630513521501904897
@Elitegaertner3 die Kernfähigkeit von uns deutschen liegt meiner Erfahrung nach darin den gepanzerten Kampf der verbundenen Waffen auf einem weltweit von keiner anderen Nation erreichten Niveau führen zu können. Auf jeder multinationalen Übung nimmt man diese Bilder mit. So gut wie wir kann keine andere Nation mit gepanzerten Kampftruppen zusammen mit Kampfunterstützern maximal effizient im Gelände arbeiten. Die Forderung als größtes europäisches Land Logistikdrehscheibe zu werden ist schon ziemlich realitätsfern. Wir sollten die stärkste Armee Europas aufstellen können, um eine vernünftige Anlehnungsnation für unsere kleineren Partner sein zu können.
Eine sehr klare und ehrliche Aussage von unserem Minister. Ich hätte nie gedacht, dass ich eine derart realistische Lagefeststellung durch den höchsten Vorgesetzten einmal hören würde.
Dass die Flugabwehr in der Ukraine Leben rettet sollte uns doch nochmal verdeutlichen, wie wichtig die Reaktivierung der Heeresflugabwehr ist. Ohne die kommt die Kampftruppe nicht mal an den VRV. Ich hoffe, dass diese im Rahmen der Erlangung Kriegsfähigkeit auch wieder in die Diskussion aufgenommen wird und nicht irgendwie in die Artillerie mit reingemurkst wird, wie aktuell in Planung.
Zur Kriegsähigkeit gehört aber auch die Fähigkeit Personalersatz generieren zu können. Wenn man die Verluste in der Ukraine analysiert stellt man fest, dass die täglichen zu erwartenden Verlustquoten, mit denen die Bundeswehr rechnet durchaus realistisch sind. Da bringen volle Munitionslager auch nichts, wenn nach zwei Wochen Kampf keiner mehr da ist, der die Munition verschießen kann. Erst im V-Fall Ersatz einzuziehen und auszubilden wird nicht funktionieren. Für eine echte Kriegsfähigkeit mit auf eine vernünftige Kriegsstärke aufwuchsfähiger Reserve führt kein Weg an einer Wehrpflicht vorbei. Ich bin gespannt, ob das auch noch auf der Agenda des Ministerst steht.
In jedem Fall wird alles viel Geld kosten, an einer Erhöhung des Etats führt kein Weg vorbei. Eine Prozessoptimierung in der Beschaffung ist aber trotzdem notwendig.
Zitat: Es sind wohl deutlich mehr als 182.000 Soldaten notwendig
Was erstmal notwendig ist: die 182.000 Soldaten so auszustatten, dass die Ihren Job machen können. Das ist deutlich wichtiger als eine Wehrpflicht. Am Beispiel der Ukraine sieht man doch, dass eine kleinere Armee der größeren durchaus begegnen kann… Letztlich ist ein gut trainierter und ausgerüsteter Soldat der überlegene Soldat. Also lieber unter 200000 bleiben, dafür 200000 Experten haben.
Wenn das erledigt ist, die vorhandenen Soldaten „Spaß“ an ihrem Job haben (gute Arbeitsbedingungen, moderne Kasernen, gute Ausrüstung), dann sind diese Soldaten doch die beste Werbung für die Truppe.
@ Dominik
Wenn Sie schon von Bubble sprechen: Falls wir irgendwann einmal tatsächlich „gefallene Zeit-/Berufssoldaten“ ersetzen müssten, wäre das im Verteidigungsfall, voll echt jetzt – und in dem greifen schlicht andere Mechanismen und Gesetze unter welchen wohl kaum Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse „der Gesellschaft“ genommen wird, weil schlicht der Baum brennt. Wenn Sie dann Grenadier auf dem PUMA werden sollen, dann wäre das eben so, sogar ganz ohne Gesprächskerze, Schweigerose und Fragebogen. Ansonsten bliebe der Ausweg über die Sanitätsschiene, die ggf. aber auch „nach vorne“ führen würde. War sucks…
@DD, schon mal einen Blick auf die Landkarte geworfen und überlegt gegen wen die NATO möglicherweise in einem konventionellen Krieg antritt?
Da wird uns, ob wir wollen oder nicht, die Rolle als Logistikdrehscheibe im Hintergrund zufallen. Natürlich sollte man auch die eine oder andere Kampftruppe zu Land, Wasser und Luft schicken können, aber die Aufagbe Sicherung der Nachschubwege bei uns wird man nicht ignorieren können.
@eskadron
Ein Problem des Wasserkopfs im Rüstungsbereich ist aber auch der Breite vor Tiefe Ansatz…Ist wie bei Entwicklungskosten. Viele Arbeiten haben nahezu identischen Aufwand, ob da jetzt am Ende Liefermenge 100 oder 10.000 in der Leistungsbeschreibung steht, ist bis auf die Abnahme nahezu gleich zeitfressend….
Ansonsten ist ja auch die Zahl der Brigaden im Verhältnis zu früher deutlich schlechter. Also dringend an den militärischen Wasserkopf…..oder halt akzeptieren, dass sich ein gewisser „Overhead“ nicht einfach proportional reduzieren lässt.
@DD
den Kampf der verbundenen Waffen führen nun aber nicht mehr 10 Divisionen sondern nur noch ein kleiner Rest. Da muss man sich schon aussuchen, welches Bundesland verteidigt werden soll.
Wie man den Laden ohne Not so weit runterrocken konnte, werde ich nie verstehen. Die Formel war wohl „absolutes Minimum x 0,7“
@DD
Ich glaube kaum, was ich lese! Kernfähigkeit der Bw/des Heeres im Kapmpf der Verbunden Waffen auf weltweit unerreichtem Niveau ?!
Entweder haben Sie im 2. WK selbst gekämpft oder aber sind doch noch ziemlich jung an Lebensjahren (und vielleicht Dienstjahren?). Aus meiner Sicht ist es ziemlich realitätsfremd, aus Übungen solch eine Folgerung aufzustellen. Bedenken Sie, selbst das Gefechtsübungszentrum bietet nur einem(!) verstärkten Kampftruppenbataillion die Möglichkeit zum üben/beübt werden.
Fakt ist auch, dass die Bundeswehr politisch gewollt seit ihrer Gründung aus jedem bewaffneten Konflikt herausgehalten wurde, in dem mechanisierte Großverbände mit Luftnahunterstützung ins Gefecht geschickt wurden.
Ihre Aussage, auch wenn ich sie so nicht teile, weist dankenswerter Weise auf eine Kernfrage: Will Deutschland eine „fighting force“ im Rahmen der NATO Bündnisverteidigung bereitstellen oder eben nicht?
Und die Antwort darauf ist eine zutiefst politisch-strategische!
In der Realität, in der ich mich in den letzten 5 Jahrzehnten durch Raum und Zeit bewegt habe, ist eine „enabling force“ die realitätsnähere Option.
@Hohenstaufen
> Wieviele Soldaten und Reservisten braucht Deutschland, um sich und das Bündnis verteidigen zu können ?
> Diese Frage muss beantwortet werden. Es sind wohl deutlich mehr als 182.000 Soldaten notwendig.
Vermutlich würden sogar WENIGER ausreichen wenn die Ausrüstung und der Fokus stimmen würde UND es mehr Material gäbe.
Zuerst müsste man im Beschaffungsamt mit dem groben Besen auskehren. Was da betrieben wird kann man ohne Scham Sabotage von Innen nennen.
Am dringendsten sind Munition, Munition, Munition. Und dann nochmal Munition. Munition braucht man im Frieden zum Üben und im Krieg zum Kämpfen. Selbst wenn Deutschland zehnmal so viel Munition wie jetzt auf Lager hätte wäre das schon knapp. Also einfach mal bestellen. Open Order. Liefert was ihr könnt. Was nicht in die Ukraine geht kommt in die Lager. Da kann die Industrie problemlos zehn Jahre auf Maximalleistung produzieren ohne dass es zu viel wird. Und das schöne: Munition ist vermutlich noch das billigste was auf uns zukommt.
Ersatzteile und hohe Verfügbarkeit der vorhandenen Geräte kommen anschließend. Das vorhandene Gerät ist zwar stellenweise mitleiderregend aber mit Ersatzteilen wäre es wenigstens einsatzbereit. Was wir sicher nicht brauchen: Ein Millionenheer nach russischem Vorbild. Was bringt eine Angriffswelle von tausenden Soldaten die mit rostigen Gewehren gegen Haubitzen und Panzer anrennen?
Erst dann würde ich überhaupt an neue Geräte und Soldaten denken, Und zwar auf Bündnisebene. Keine kleinteiligen Goldrandserien mehr. Wenn es kracht dann muss ein polnischer Grenadier mit einem deutschen, britischen oder US-IFV ohne Schulung zurechtkommen und Ende.
Und zuletzt, im Prolog würde ich auch fordern die Namen derjenigen zu nennen die das Tafelsilber verschleudert haben. Name and Shame. Es darf nicht sein dass Ex-Minister/Ex-Berater/Ex-Beamter, die Kernfähigkeiten zerstört haben, jetzt in ihrem Lebenslauf noch damit prahlen die Bundeswehr erfolgreich saniert zu haben.
Wir diskutieren hier wieviel Soldaten für eine „neue“ Bundeswehr nötig wären und Polen bestellt 1000 neue Schützenpanzer…
Eine realistische Zahl meiner Meinung nach, wäre zwischen 250000 und 285000. Das große Problem wird dabei nicht mal die Ausrüstung sein, sondern eher nicht vorhandene Infrastruktur.
Ich kann mich derzeit nicht über den Zulauf von Material beschweren, UTF, Multi 2, SLT 70 usw.
Und selbst die Ausstattung mit neuer pers. Bekleidung/Ausrüstung beginnt nächste Woche.
Man darf nicht immer nur den Blick auf KPz, Artillerie werfen, sondern auch auf das Hauptkampfmittel der Logistik.
In diesem Sinne „Georg S. Patton: Zuerst frage ich meinen G2: Was macht der Feind? Dann frage ich meinen G4: Was können wir? Und erst dann sage ich meinem G3, was ich will“
Zu Zitat „Es sind wohl deutlich mehr als 182.000 Soldaten notwendig“
Ja sind es! Ich habe den Eindruck das manchem nicht ganz klar ist wieviel von 182.000 das „Feldheer“ ausmacht. Die gesamte TSK Heer besteht aus ca. 63.000 Soldaten, davon sind DivStäbe, Ämter, Ausb Einrichtung zu bestücken. Zurzeit haben wir 6 Brigaden die (auf dem Papier) Deutschland verteidigen könnten, in zwei Heeresdivisionen mit geringen Divisionstruppen, die 1. PzDiv hat gerade mal ein ArtBtl in der ganzen Div! von Korpstruppen ganz zu schweigen und ja ich ignoriere jetzt mal ganz bewusst die DSK ( 1 LLBrig, KSK und unsere HFlg) und die DF-Brig (sorry Kameraden). Das sind unser Kampftruppen, wenn die zerschlagen auf dem Acker liegen, ist unsere „Berufsarmee“ weg! Wer kommt denn dann nach? Mit welchen Material, aus welchen Depots? Wer soll denn dann den Ersatz ausbilden? Unsere Ausbildungseinrichtungen die gefühlt stänig nach personeller Ustg rufen? Und wer glaubt denn, dass die Truppe nonstop 24/7 kämpft? Und ich denke die UKR Streitkräfte sind nicht nur mit 7 1/2 Kampfbrigaden und gerade mal 4 ArtBtl ins Rennen gegangen.
Mir ist schon klar dass eine Dienst-/Wehrpflicht unpopulär ist, aber nur mit einem „Berufsheer“ ist eine Verteidigung Deutschlands, zumindest in diesen Umfängen, kaum möglich. Und da haben wie noch nicht über personelle und materielle Herausforderungen der anderen TSK gesprochen.
Leider leben wir nicht in einer Welt die sich so viele schön geredet haben!
Es müssen Voraussetzungen geschaffen werden, dass wir Deutschland und unsere Verbündeten erfolgreich verteidigen können und
dazu gehören vernünftige Strukturen, ausreichend Mat und vor allem (das richtige) Personal.
NLD Zeitschriften griffen Pistorius Aussage auf und fragen, inwieweit die umfassende Integration des eigenen Heeres mit
drei Brigaden in das Deutsche Heer die richtige Wahl bedeutet.
Wäre es alternativ nicht angebracht, sich der künftig zweitstärksten EUR Landmacht anzuschließen, nämlich Polen?
Die Frage eröffnet zunächst in Den Haag innenpolitischen Druck, sicher außenpolitisch aber auch in Berlin: mitärisch unsicherer Kantonist?
Pio-Fritz sagt:
28.02.2023 um 13:16 Uhr
@Elitegaertner3 sagt: 28.02.2023 um 9:00 Uhr
„Erhöhung Landesverteidigung, möglich durch den massiven Ausbau der Heimatsschutzbrigaden …“
Welche Heimatschutzbrigaden? Die, die man 2006 komplett aufgelöst hat? Oder meinen Sie die paar RSU-Kompanien, die man einige Jahre später aus der Taufe gehoben hat?
Davon ist keine voll aufgefüllt und keine hat eigenes Gerät. Ein zahnloser Tiger der Landeskommandos.
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Sie beschreiben ja gerade den Mangel der beseitigt werden muss!
DD sagt:
28.02.2023 um 18:29 Uhr
@Elitegaertner3 die Kernfähigkeit von uns deutschen liegt meiner Erfahrung nach darin den gepanzerten Kampf der verbundenen Waffen auf einem weltweit von keiner anderen Nation erreichten Niveau führen zu können. Auf jeder multinationalen Übung nimmt man diese Bilder mit. So gut wie wir kann keine andere Nation mit gepanzerten Kampftruppen zusammen mit Kampfunterstützern maximal effizient im Gelände arbeiten.
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Der Kampf verlagert sich immer mehr ins urbane Gelände, Häuserkampf ist ein sehr hartes Brot. Große Panzerschlachten wird es nicht mehr geben. Die Türkei hat gezeigt das der Kampf der verbundenen Waffen nötig ist, ohne Infantrie verliert man sehr schnell die Panzer und damit die Initiative.
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@ant65
„Aber man will sich trotzdem auf die USA verlassen, auch wenn sie de facto bei den Panzerlieferungen einen Teilrückzieher gemacht haben, als sie verkündeten die Abrams kämen erst deutlich später als die Leoparden und überhaupt, die Lieferung von MBTs seien eigentlich Sache von D, weil Leo wäre für die Ukraine wesentlich besser geeignet.“
Nicht Sache von D, denn D besitzt ungefähr 20% der Leoparden.
„Ernsthaft, wegen der läppischen Gasturbine ?!? Come on !“
Panzer verbrauchen nicht nur Sprit, wenn sie fahren. Auch dann, wenn sie stehen und alle Systeme laufen, die Batterien reichen nicht ewig. Das heißt als praktisches Beispiel: 12 Stunden Einsatz, 100 km gefahren, 1500l Diesel. Beim Abrams ganz praktisch.
ABER: Unter Volllast ist die Turbine durchaus effizient! Und jeder Einsatz hat wieder sein eigenes Verbrauchsprofil, je nachdem, wie viel absolut ineffizientes Turninelaufenlassen dabei ist.
Es hat verschiedene Versuche gegeben, dem Abrams das Dieselsaufen im Stillstand abzugewöhnen, zuerst ein kleines Benzinmotörchen, außen angebracht, das brach aber wohl gern mal weg, Dann eine Miniturbine für das Fahrzeuginnere, aber die fiel einer Sparmaßnahmenwelle zum Opfer. Der nächste Versuch reduzierte dann den Gepäckraum der Besatzungen auf 2/3 und hatte die Eigenart, sehr schnell nicht mehr vorhanden zu sein. Es soll jetzt aber inzwischen eine Lösung geben, die vernünftig funktioniert. Die würde dann den Verbrauch drastisch senken, bei aktuellen Panzern der US-Armee, also vermutlich nicht bei denen, die an Ukraine gehen.
Zu einer kombinierten Brigade der US-Armee (Panzer+Schützenpanzer) gehört ein Unterstützungsbataillon mit 4×12 HEMMT Tankwagen.
https://cdn11.bigcommerce.com/s-yzfmq32nb8/images/stencil/1280×1280/products/6936/19899/IMG_4571__71054.1603807099.jpg
oder
https://oshkoshdefense.com/wp-content/uploads/2018/12/17312_HEMTT-A4-FuelSrvcng_LowRes_4.29.2015.pdf
Die bringen nur 10000l mit, nicht wie bei den Straßentankwagen der Bundeswehr fast das Doppelte, denn … man muß seine Panzer ja auch im Stillstand versorgen, wo immer das sei. Also Geländetankwagen. (Sie bemerken, daß die Entscheidung für diese Geländetauglichkeit mal eben die Zahl der Tankwagen verdoppelt, die ja wiederum auch Sprit verbrauchen auf dem Weg nach vorn und zurück?)
Besonders problematisch werden die ganzen Tankwagen, wenn eine Armee gern über einen Wasserlauf hinaus vorrücken würde und dann alle diese Fahrzeuge über Behelfsbrücken müssen. Das sieht dann schnell aus wie bei Patton mitten in Frankreich, kein Sprit, Panzer stehen.
(Zum Glück wissen wir ja alle, daß die ukrainische Armee in Richtung Melitopol angreifen wird. In der Richtung ist das Problem mit den Wasserläufen nicht so groß.)
Ehrliche Aussage des IBuK! Aber es muss jetzt darum gehen die Bw bis 2027 Kriegsbereit zu machen. Die Wahrscheinlichkeit einer Chinesischen Intervention in Taiwan ist ab 2027 sehr hoch. Natürlich werden CHN und RUS sich entsprechend absprechen und gleichzeitig losschlagen, um die USA maximal herauszufordern. Die USA können nicht zwei Kriege gleichzeitig gegen RUS und CHN führen. Seit Jahren machen die USA den Europäern klar, dass sie in einem solchen Szenario auf sich allein gestellt wären. Klartext: Die Bw muss als konventionelle Speerspitze Europas in der Lage sein, einen Krieg gegen RUS, z.B. im Baltikum, zu führen und zu gewinnen. Nicht weniger, nicht mehr.
Eigene Lage nachvollziehbar festgestellt und klar kommuniziert, sehr schön (ironiefrei)! Jetzt gerne dann zügig die Möglichkeiten des Handelns beurteilen, Entschluss fassen und Umsetzung herbeiführen.
@ Ulenspiegel sagt:
28.02.2023 um 10:21 Uhr
„Das ist eine Meinung, die durch harte Zahlen nicht gedeckt wird. Wir haben zur Zeit 1/6 der Brigaden von 1990, aber 1/3 des Personals. Man könnte eigentlich den gegenteiligen Schluss ziehen.“
Selten gehört, im Grundsatz sehr wahr. Das Verhältnis ist ja real noch schlechter, da grosse damalige Aufgabenteile wie Massenausbildung von Wehrpflichtigen und – zu erheblichen Teilen – eigene Instandsetzung sowie Div/Korpstruppen weggefallen sind.
Zur entweder/oder Diskussion über „182.000 Profis“ oder eine „große Armee mit der Wehrpflicht“. Aus etlichen Rahmenübungen der 2000er Jahre und dem aktuellen Blick in die Ukraine kann ich nur feststellen, dass wir dringend beides brauchen. Eine hochmoderne kaltstartfähige aktive Streitmacht mit Heer / Luftwaffe / Marine / Cyber und daneben ein breites und tiefes mobilmachungsabhängiges Potential, strukturiert nach Aufträgen, Bereitschaftsgrad, Verfügbarkeit, ziviler Expertise und Lebensalter. Die Bandbreite muss z.B. von schnell und länger aktivierbaren Sicherungsbataillonen für aktive Divisionen aus jungen und trainierten Reservisten auf der einen Seite des Spektrums und aus „orts- und überwachungstechnikkundigen Reserveopas“ in der temporären Sicherung von KRITIS bei Truppenverlegungen tief im Heimatland reichen. Vom Auftrag für Reservisten her gedacht, können der 20-jährige Student in einer aktiven Division und der 60-jährige Verwaltungsbeamte in einer Verkehrskommandandatur beide ihren Auftrag erfüllen, vorausgesetzt, es gibt eine Wehr- bzw. Reservepflicht. Man muss nur ohne politische Scheuklappen rangehen und zum Beispiel den Wehrdienst als Vorbedingung für bestimmte begehrte Stellen im Öffentlichen Dienst festsetzen oder Reservisten bevorzugt einstellen.
Der Job von Pistorius ist nicht leicht.
Sobald der erste nachbestellte Leo2 bei der Bw eintrifft, ist die Situation mit und in Russland vielleicht schon eine ganz andere.
Aber wie wäre es denn damit: Wenn ich 100 Mrd. hätte und nicht wüsste wohin, würde ich die USA fragen, wie können wir Euch denn bzgl. China (und vllt. Nordkorea) unterstützen? Dann würde ich zusammen mit Polen und Finnland über die Bedrohung aus Russland nachdenken und zumindest mal die Schnittmenge bilden bzgl. was für diese beiden Fälle gebraucht würde. Das wären dann wohl Kampfflugzeuge (ob die 36 F-35 reichen? Eher mal Faktor 5 oder 10 nehmen). In dem Bereich sollte man sich dann mit weiteren NATO-Staaten abstimmen.
Für Deutschland scheint Russland immer noch der Elefant im Raum zu sein. Dabei ist doch inzwischen klar, was da läuft. Der eigentliche Elefant im Raum ist allerdings China, da gibt es aktuell nichtmal Sanktionen trotz deren Säbelrasseln in alle Richtungen: Nachbar/Anreinerstaaten, der Westen als ganzes und USA im speziellen. (Immerhin redet Stoltenberg seit heute etwas mehr Klartext bzgl. China.) Eine Invasion Taiwans kann in wenigen Wochen vorbereitet werden. In der Zeit kann die Bundeswehr ihre Einsatzbereitschaft nicht mehr verbessern. Kann man dann 50 Eurofighter und 2 Fregatten schicken? Will man das? Reicht das? Niemand weiß, was die BR darüber denkt. Potentielle Planlosigkeit. Das ist der Elefant im Raum.
Ich verstehe jetzt die Frustration auf US Seite, dass sie die einzigen in der NATO sind, die eine golbale Katastrophe, die in Asien gestartet würde, verhindern können, obwohl das Bruttosozialprodukt der EU mit USA ebenbürtig ist. Gleichzeitig kriegen diese europäischen NATO-Staaten ohne die USA ein extrem schwaches Russland nicht in den Griff, obwohl mehr als die Hälfte des Wehrmaterials von der Ukraine gestellt wird. Klar, die europäischen Luftwaffen haben noch keinerlei Effekt, daher ist die Sicht evtl. nicht ganz fair. Aber die Einsatzbereitschaft der Luftwaffen wäre sicher auch überraschend schlecht. Falls es bald um die Abgabe von Kampfflugzeugen gehen wird, werden wir mehr wissen.