Kompanie (bisschen später) aufstehn!
Im Zusammenhang mit den regelmäßigen – und nicht besser werdenden – Zahlen zur Personalstärke gibt’s auch hier immer wieder die Debatte: Wie wird der Dienst in der Bundeswehr attraktiver und führt dazu, dass sich mehr Männer und Frauen freiwillig verpflichten? Und, wenn sie erstmal da sind: wie verhindern die Streitkräfte, dass sie noch in der Probezeit gehen und die so genannte Abbrecherquote hochgeht?
Einen Ansatz, der vermutlich nicht unumstritten sein dürfte, hat Generalinspekteur Eberhard Zorn kürzlich öffentlich gemacht. Bei einem Vortrag an der Hermann-Ehlers-Akademie in Kiel am vergangenen Donnerstag verwies er auf das Projekt 0800: Ein Dienstbeginn um acht Uhr morgens, weil der übliche Dienstbeginn um sieben Uhr und der vorangehenden Körperpflege und Frühstück zu einem sehr frühen Aufstehen führt.
Die Aussage des Generals zum Nachhören – um es nicht zu spoilern, überlasse ich es ihm offenzulegen, um welche Truppengattung es sich handelt (und nein, es ist nicht die Truppe im Archivbild oben):
(Bitte auch in den Kommentaren erstmal nicht spoilern!)
Die Debatte über dieses Pilotprojekt wird vermutlich in Teilen recht emotional. Dabei ist es in der Tat eine berechtigte Frage: Warum nicht später anfangen, dafür aber auch später aufhören? Schließlich ist der Dienstschluss um 16.30 Uhr nicht unbedingt wesensbestimmendes Merkmal der Streitkräfte… oder sollte es zumindest nicht sein.
Nun ist späteres Aufstehen sicherlich nicht das einzige oder auch nur wesentliche Mittel, mehr Rekrut*innen auch bei der Truppe zu halten. Dem Generalinspekteur darf man wohl unterstellen, dass ihm das natürlich bewusst ist, und zu einer für Bewerber*innen attraktiven Truppe auch noch ganz andere Dinge gehören.
(Vielen Dank an den Kollegen Frank Behling von den Kieler Nachrichten, durch dessen Bericht über den Vortrag Zorns, Der Befehl zum Ausschlafen, ich auf die Aussage des Generalinspekteurs gestoßen bin, und der mir das Audio zur Verfügung gestellt hat)
(Archivbild August 2020: Grundausbildung im Gebirgsjägerbataillon 232 – Rekrutinnen und Rekruten treten in der Jägerkaserne in Bischofswiesen – Marco Dorow/Bundeswehr)
Herrlich, Danke dafür. Hab gerade auf den Kalender geschaut….ist tatsächlich nicht der 1. April.
Gem. Biorhythmus s.a. innere Uhr, werden nun Eulen geworben. Lerchen werden nicht benötigt.
Ich finde es gut, dass diese „heilige Kuh“ geschlachtet wird, schließlich scheint das, was man bisher gemacht hat, keinen Erfolg gehabt zu haben.
der KpChef einer Rekrutenkompanie berichtete mir zudem, dass vor allem die U18 jährigen überproportional in den ersten 3 Wochen die AGA abbrechen. Vielleicht kann ein späterer Dienstbeginn genau das (nämlich Überforderung bei jungen Menschen) kompensieren.
Des Weiteren komme ich zu folgender Hypothese: Sobald nur noch 18 jährige und älter den Dienst an der Waffe tun dürfen, werden die Abbrecherquoten deutlich geringer werden
Ich rege untertänig an, den Damen und Herren der Grundausbildung das Frühstück im Bett zu reichen.
Dazu Dienst in Neigungsgruppen und im beliebigen Anzug.
Der GI sollte vielleicht schon mal ein Hobby für die wohlverdiente Pension auswählen.
Meine heiß und innig geliebte Bundeswehr ist fertig.
Interessantes Thema, möchte ich doch auch ein paar Zeilen dazu loswerden.
Wenn wir heute einen ausgiebigen Blick durch unsere Medienlandschaft streifen lassen, erkennen wir Themen und Problemstellungen, die es vor ein paar Jahren noch gar nicht gab. Die Gesellschaft ist einem starken Wandel ausgesetzt, neue Empfindlichkeiten tauchen auf, andere Schwerpunkte des sozialen Miteinanders werden gesetzt.
Diesen Veränderungen ist auch die Bundeswehr ausgesetzt, die Kluft zwischen Soldatenleben und Alltag des Bürgers scheint größer zu werden, was sich in der Schwierigkeit äußert, geeignetes Personal für den Beruf des Zeitsoldaten zu finden.
Aus meiner Sicht aber viel gravierender sind aber die fast in Echtzeit auftauchenden Bilder der Auslandseinsätze, die ebenfalls subjektiv betrachtet, nichts mit der direkten Landesverteidigung zu tun haben. Ich muss mir nicht am Niger die Beine in den Bauch stehen, obwohl man meine Anwesenheit überhaupt nicht wünscht.
Auch die Wahrscheinlichkeit, einen langen harten Winter in Litauen verbringen zu müssen, wird eher auf Anlehnung stoßen, und die Zahl der potentiellen Kandidaten weiter einschränken.
Ein späterer Dienstbeginn mag wie eine pfiffige Idee klingen, wird aber keinerlei Wende bringen, die Bundeswehr als attraktiven Arbeitgeber dastehen zu lassen, zumal die ganzen Berichte über Materialmangel, und verkarstete Strukturen der Euphorie auch eher Einhalt gebieten werden.
Ein Patentrezept gibt es vermutlich nicht, die BW muss schrumpfen, schlanke Befehlsstrukturen bei modernstem Gerät aufweisen, eine mögliche Einsatzplanung ausschließlich der eigenen Landesverteidigung und dem NATO- Bündnisfall zu Gute kommen. Dann klappt es vielleicht.
@all
Mir war schon klar, dass dieses Thema Emotionen freisetzt… und ich wäre sehr dankbar, wenn die Debatte sachlich bleiben könnte.
Es wird bei der Bundeswehr wohl nicht anders gehen wie überall sonst auch. In meinem Anwaltsbüro finde ich auch kein Personal mehr. Wir haben so gegengesteuert dass wir jetzt besser bezahlen und die Arbeitszeit umgeschichtet. Freitags ist jetzt um 14.00 Schluss. Ob das reicht bleibt abzuwarten. Nachwuchsanwälte finde wir auch damit nicht, weil keiner aufs Land will. Womit ich meinen ersten Beitrag hier veröffentlicht hätte.
Zivilist hier. Sind ja mächtig Emotionen im Spiel bei dem Thema. Ich höre mir das mal an. Aber Frage an die Herren (Damen?) in grün: durch welche militärische Notwendigkeit ist der Dienstbeginn um 7 bedingt? Ich verkneifen mir jetzt rhetorisch-sarkastische Mutmaßungen. Vielleicht gibt es ja einen Sachgrund, dann kann man den auch nennen.
@ T.W. Um mal sachlich zu bleiben: In meiner Lehre Ende der 80er fuhr mein Bus um 4Uhr55 los und das Band startete um 5Uhr30. Turnschuhgeneration trifft es nicht mehr. Mit so etwas wollen wir einen Krieg gewinnen? Im Leben nicht. Jetzt fehlt nur noch einer, der das Gepäck trägt. Wie attraktiv soll es denn noch werden? Ich will nicht alle über einen Kamm scheren, aber langsam wird es zu einem Problem. Wenn man mal motivierte Leute sehen will, dann empfehle ich einen Besuch einer Wehrübung einer Reserveeinheit. Der Showstopper in meiner Kompanie ist die Soldatenarbeitszeitverordnung. Sonst würden wir viel mehr machen. Vielleicht sollten wir doch mal leistungsbereite Leute mit der deutschen Staatsbürgerschaft und einigen Vergünstigungen locken. Wie gut, dass ich das nur noch als Hobby mache.
Wie wäre es mit einer Zwei-Tage-Woche, weniger Sport, Märsche im Trockenen, Gefechtsausbildung nur bei Sonnenschein und gemäßigten Temperaturen… damit wird man die Kasernen füllen, aber wird man jene Kandidaten, die dies anspricht, die Landesverteidigung anvertrauen wollen?
Florian Staudte sagt:
LOL! Wenn für Sie das entscheidende Wesensmerkmal „Ihrer“ Bundeswehr der frühe Dienstbeginn ist, kann ich nur hoffen, dass Sie diese inzwischen verlassen haben…
Als ich im letzten Sommer Herrn General Zorn bei einem Vortrag erlebte, lag mir die Frage auf der Zunge, was er unter „Kaltstartfähigkeit“ versteht. Leider kam ich nicht dazu, diese Frage zu stellen. Nur mein Verdacht, dass es sich dabei nur um ein inhaltsloses Schlagwort handelt, hat sich beim Lesen und Zuhören erhärtet. Aus meiner Sicht wird sich das Personalproblem der Bundeswehr damit nicht lösen lassen, nicht mal ansatzweise. Die Lacher im Hintergrund sollten uns jedenfalls zu denken geben.
Es gibt sogenannte zirkadiane Rhythmen, die steuern das Gefühl Tag/Nacht, getriggert von Lichtreizen aber auch unserer „inneren Uhr“.
In der Tat gibt es Frühaufsteher und Spätaufsteher, „Eulen“ und „Lerchen“.
Das ist aber nicht immer im ganzen Leben konstant, für viele vor allem männliche Menschen ändert sich der Rhythmus in der Pubertät und schwingt sich oft erst mit Mitte 20 ein.
Insofern ist das durchaus ein Experiment wert, meine Anfangsvermutung, also Ausgangshypothese, wäre das die überwiegend jungen Männer mit dem späteren Beginn besser zurecht kommen. Schauen wir mal auf die Zahlen nach mehreren Quartalen.
Wiedermal ein Zeichen von Schwäche. Wenn man bei einer Armee dienen will, dann bei einer erfolgreichen und nicht bei einer Weichgespülten.
Wer Krieger will muss Krieger anwerben.
„MEN WANTED for hazardous journey, small wages, bitter cold, long month of complete darkness, constant danger, safe return doubtful, honor and recognition in case of success.“
Zitat, ERNEST SHACKLETON
Ist ja jetzt nicht so, als wäre das eine völlig neue Erkenntnis. Die Debatte gibt es für SchülerInnen schon eine Weile, wobei es da eher um 9 Uhr statt 8 Uhr geht und die wissenschaftlichen Ergebnisse deuten mWn darauf hin, dass die Stunde mehr einen Unterschied macht.
Was die Frage aufwirft: Wird das Projekt 0800 denn auch (wissenschaftlich) begleitet? Wäre ja sicherlich eine gute Gelegenheit…
Meine Erfahrung nach 28 Dienstjahren: Spätestens die Stabsgefreiten wollen am liebsten schon um sechs Uhr früh mit dem Dienst beginnen, damit nachmittags zeitig Dienstschluß gemacht werden kann. Acht Uhr Dienstbeginn, da kotzt die Mehrheit der Soldaten ab.
Projekt 0800 könnte gut klappen, wenn ganz viele andere Parameter ebenfalls geändert werden würden. Auch die „älteren“ (Chef, KpFw, KpTrpFhr, ZgFhr) müssen dringend umdenken. Ausbildung muss Spaß machen, Sinnvoll vorbereitet und durchgeführt werden.
Das Essen muss schmecken und man darf nicht das Gefühl haben, dass man danach Beten muss..
Die AGA Einheiten müssten zentral und mit Fernverkehr/ ÖPNV erreichbar sein.
Es gibt soviele Ideen/Vorstellungen, man müsste nur mal die Basis fragen und sich mit den Antworten ernsthaft auseinanderzusetzen. Aber die Basis soll scheinbar nicht gefragt werden.
Die freie Wirtschaft ist im 21. Jahrhundert angekommen, die Bundeswehr lange nicht.
Die Bundeswehr benötigt nicht nur modernes Gerät/Ausstattung sondern auch moderne und zeitgemäße Grundausbildung.
Wenn man das endlich begreifen würde und wollte, kann man auch um 0800 beginnen. Einfach nur 0800 mal ausprobieren, ist wie immer viel zu kurz gedacht.
Man kann da vielleicht drüber lachen, niemand wird für die paar Minuten mehr Schlaf zur Bundeswehr kommen, auch nicht für kostenloses Obst und Kaffee oder was sonst so gerade in jedem beliebigen Start-Up Standard ist.
Trotzdem ist der Ansatz nicht schlecht. Ich habe Kameraden, die z.B. bereits auf eine dreistellige Anzahl an benutzen Bahn-Tokens kommen, da ist Bahnfahren in Uniform aus meiner Sicht ein echter Faktor geworden.
Es gibt viele Maßnahmen die einzeln gesehen zu vernachlässigen sind, aber insgesamt dafür sorgen, dass der Dienst attraktiver wird. Teilzeit, Weiterbildung im Dienst, Sabbatjahr, uvm. um mal nur ein paar Stichpunkte zu nennen.
Nur weil das von den Entscheidungsträgern heute keiner aus seinen jüngeren Jahren kennt, heißt das noch lange nicht dass das heute nicht gelebte Realität in vielen anderen Bereichen ist.
Ich frage mich, wie es ein US Marine Corps schafft gleichzeitig ein forderndes Basic Training durchzuführen und gleichzeitig nicht mit enormem Personalmangel zu kämpfen…
Vielleicht werben wir mittlerweile einfach die falschen Bürger für den Dienst an..
@„Don Quijote sagt:
04.02.2023 um 15:45 Uhr“
So what?
Ob an der FüAkBw, Planungsamt, Kommando Heer und anderen höheren Kommandobehörden – wo geht denn wirklich „noch was“ vor 8 Uhr?
Dort ist das längst die Regel, von intern. Ausbildungsstätten mal ganz zu schweigen.
Insofern seh ich da keine Herabsetzung des Einsatzwertes bzw. der Ausbildung der GA-Teilnehmer*innen.
Den Dienst in der Bundeswehr attraktiver zu machen, ist eine Aufgabe, die viele (auch vermeintlich kleine) Verbesserungen erfordert. Den Dienst eine Stunde später zu starten, kostet nix. Ich habe Kids in der „werberelevanten“ Altersgruppe und kann durchaus bestätigen, dass das Anforderungsprofil „früher Vogel…“ der Generation deutlich mehr zu schaffen macht als uns früher.
(Wobei ich zugeben muss, dass mein ersten kaserniertes Erwachen um 05:30h damals mit lauter musikalischer Untermalung von Status Quo „In The Army Now“ auch mir nicht allzu positiv im Gedächtnis geblieben ist.)
1. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die BW durch ein späteres Aufstehen mehr Personal gewinnen kann. Als Schüler war ich früh aufstehen gewohnt. Gerade zum Besuch von höheren Schulen waren weite Weg in andere Städte normal. Und in den Betrieben kenne ich es nur so, daß Frühschichten beliebter sind als Spätschichten und ich kann mich erinnern, während meines Studiums in einem Betrieb gejobbt zu haben, der um 7.15 Uhr normalen Arbeitsbeginn hatte. Alle Mitarbeiter dort waren für den frühen Arbeitsbeginn, weil dies früher Feierabend und früheres Wochenende bedeutete.
2. Beim Biorhythmus glaube ich schon, daß 5 Uhr für viele nicht der optimale Zeitpunkt zum aufstehen ist, aber jeder junge Mensch schafft dies eigentlich. Ich sehe hier noch nicht den Untergang des Abendlandes, wenn die Soldaten eine Stunde länger schlafen dürfen, aber ich glaube nicht, daß man damit wirklich mehr geeignete Bewerber finden kann. Mache Kommentatoren befürchten hier offensichtlich, daß hier die Bewerber verweichlicht werden. Sinnvoller wäre es vielleicht, wo es zwei Rekrutenkompanien gibt, daß es zwei Dienstzeiten gibt, die einen fangen früher an, die anderen später und umgekehrt beim Dienstende. Oder wo dies nicht möglich ist, die Soldaten abstimmen lassen über die Weckzeit/Dienstzeitbeginn.
3. Auf Twitter war schon vor Tagen davon zu lesen. Bei Eliteeinheiten hätte ich mit dem Experiment bestimmt nicht angefangen.
4. Wenn das Problem die Abbrecherquote bei FWDL und Zeitsoldaten sein soll, dann erscheint mir ein späterer Dienstbeginn nicht die Lösung zu sein. Den früheren Wehrdienst konnte man nicht abbrechen……..Kein Arbeitgeber muss eine Probezeit anbieten! Nur für Auszubildende ist eine Probezeit gesetzlich vorgeschrieben, aber nur bis 4 Monate. Ich würde deshalb die 4 Monate Probezeit nur für minderjährige Soldaten vorschreiben(statt 6 Monate), aber für volljährige Zeitsoldaten jede Probezeit abschaffen(entlassen wird nur, wer AGA dauerhaft nicht schafft) und bei FWDL den Dienst mit 4 Monate Probezeit anbieten, aber auch ohne Probezeit und bei der Wahl ohne Probezeit dafür das Gehalt aufstocken bei FWDL. Denn Abbrecher kosten Geld und nehmen vielleicht Soldaten-Bewerbern den Platz weg, die nicht abbrechen würden. Auch ein FWDL ganz ohne Probezeit wäre für volljährige denkbar.
5. Ich würde vermuten, daß minderjährige Soldaten am meisten abbrechen(aber ich habe noch keine Studie darüber gesehen, die dies beweist), aber nur weil ich davon ausgehe, daß so jünger ein Soldat ist, umso größer dürfte noch das Heimweh sein, was mit zunehmenden Alter/Lebenserfahrung sinken sollte.
6. Das größte Problem wegen der Probezeit ist natürlich, daß die Rekruten möglicherweise nicht hart genug rangenommen werden können, aus Angst der Vorgesetzten, sonst mit einer hohen Abbrecherquote schlecht dar zu stehen. Und andererseits kann die Probezeit dazu führen, daß Soldaten abbrechen, welche es meistens nicht tun würden, sondern sich durchbeißen würden, wenn ein Abbruch nicht möglich wäre bzw. der sofortige Abbruch nicht möglich wäre. Eine 14 tägige Kündigungsfrist, wie sonst überall üblich in der Probezeit, könnte dafür sorgen, daß die Rekruten sich den Abbruch noch mal überlegen, wenn der Dienst sowieso zwei Wochen nach der Kündigung fortgesetzt werden muss(außer bei Krankschreibung). Auch das Fehlen dieser üblichen Kündigungsfrist halte ich für einen grundsätzlichen Fehler der Probezeit bei der BW.
Warum nicht?
Der ein oder andere Heimschläfer würde sich freuen seine Kinder in die KiTa oder Schule bringen zu können.
Allerdings bedeutet es auch länger Dienst zu leisten. Vielleicht auch Freitags. Dann trifft es die, die nur die Wochenenden haben.
Wie es auch gemacht wird, am Ende ist es trotzdem Falsch.
Ziel kann nur sein, die Zeit zu nutzen die man hat. Ein tägliches zweimaligen Wischen des Flurs, durchfegen zum Mittag, geschlossen zum Essen gehen und und und sollte durch Eigenverantwortlichkeit ersetzt werden.
Die Bundeswehr muss attraktiver werden, will sie im Kampf um das rare Gut „Mensch“ auf dem Arbeitsmarkt bestehen und ihre eigenen Zielsetzungen endlich auch einmal erreichen.
Es sollte klar sein, dass hier die Summe aus vielen Einzelmaßnahmen letztendlich zum Erfolg führt und nicht eine großartige Idee.
Die hohe Zahl der Abbrecher zeigt, dass die Bundesehr auf viele Menschen, die sich bereits auf sie eingelassen haben, abschreckend wirkt. Hier muss dringend etwas geändert werden. Ich denke jedem von uns fällt hier eine sinnvolle Maßnahme ein, egal ob es um Bürokratieabbau, anständige Ausstattung oder Flexibilität im Dienstalltag geht.
Alte Hasen haben sich in der Regel bequem im System Bundeswehr eingerichtet, hinterfragen nicht mehr die oft sinnlose Bürokratie und nutzen in vollen Zügen die Möglichkeiten die einem die Bundeswehr durch Lehrgänge, politische Weiterbildungen, Sportangebote und mit einem dienstlichen Zweck verbrämte Freizeitangebote bietet. Letztendlich passiert das, was überall geschieht…. man orientert sich an seiner Peergroup, in der sich keiner im Dienst tot macht und danke Winkeln, Stenern und Eichenlaub auf den Schultern von der eigenen Wichtigkeit überzeugt ist.
Dumm nur, dass viele Berufsanfänger bei der Bundeswehr diese Perspektive nicht erkennen und sich zurecht über die Unzulänglichkeiten im Alltag aufregen. Erschwerend kommt hinzu, dass man diese Unzulänglichkeiten in einem einem Feld- Wald- und Wiesenbataillon deutlich stärker spürt als in einem Amt oder höheren Stab.
An der Routine des Dienstbeginnes etwas zu ändern ist da sicherlich eine der kleinsten Maßnahmen die man ergreifen kann. Auch hier gilt, dass man es sich in den Verwaltungsebenen längst mit Gleitzeit- und Homeoffice bequem eingerichtet hat.
Moin, warum nicht. Im Truppenalltag spricht nichts dagegen. Und für viele Eltern würde sich die Betreuungsproblematik zumindest morgens entzerren. Des Weiteren könnten einige Teilzeitmodelle ausgeweitet und vielleicht sogar öffentliche Verkehrsmittel an einigen Standorten benutzt werden. Dass Übungen und Sonderdienste davon unberührt sind, versteht sich von selbst. Nach 33 Dienstjahren an diversen Standorten, Laufbahnen und auch nach 7 Jahren Disziplinarvorgesetzter sage ich: probieren wir es, eine kleine Stellschraube, die nun wirklich nicht den Untergang der Bw darstellt. Für Kräfte im Realversorgungsbetrieb jeglicher Art existieren bereits durch die Soldatenarbeitszeitverordnung eine Menge Zeitmodelle.
Finde die Idee garnicht so blöd. Zumindest mehr Flexibilität bei der Dienstgestaltung und den Arbeitszeiten, sollte möglich sein.
Bekommt man alles mit ein bisschen Planung und Absprachen hin. Einsatz- und Laufbahnausbildung natürlich ausgenommen.
Bei der Gelegenheit bitte auch gleich die 3Tage-Krankmelderegelung von den Beamten übernehmen. Das wäre mal richtig attraktiv…
Letztes Jahr hatte ich die Ehre, mit einem Oberstabsfeldwebel (Eintritt in die NVA 1985, seither Soldat) zwei Tage Ausbildung „Fahren im unbefestigten Gelände“ machen zu dürfen. Er berichtete auch dass er ab und an die Ehre hat, als Zugführer AGA machen zu dürfen. Sein Verbesserungsvorschlag: Kampfstiefel mit Klettverschluss. Weil viele Rekruten wohl das erste Mal Schuhe mit Schnürriemen haben und diese selber binden müss(t)en. Wenn sie es denn könn(t)en.
In meiner Grundausbildung in III/94 war Wecken übrigens um 0445 Ortszeit. Bei Sport vor dem Frühstück auch schon mal um 0400. Zapfenstreich 2200. Meist waren wir schon um 2130 tot im Bett. Und das bei der Luftwaffe in Budel/NL…
Hinsichtlich der Jahreszeiten erscheint mir ein Modell sinnvoll, das im Winter beispielsweise 08:00 Uhr mit dem Dienst beginnt und im Sommer ggf. schon um 05:00 Uhr. Damit ließe sich im Winter das Tageslicht besser nutzen (Waffenreinigen und Reinigung der Ausrüstung kann abends bei Kunstlicht im Kompanieblock stattfinden), im Sommer könnte man den besonders heißen Nachmittagsstunden entgehen. Dies käme dann auch dem ganz normal zw. Winter und Sommer etwas verschobenen Biorhythmus zugute.
Im Rahmen meiner 14,5 jährigen Dienstzeit habe ich alle möglichen Modelle erlebt und insbesondere der frühe Dienstbeginn im Sommer (teilweise bereits um 4:30 Uhr) kam mir als sehr hellhäutigem Menschen sehr entgegen, da man zur größten Hitze bereits wieder in der Kaserne war.
Viele Ämter und Behörden haben hier ohnehin bereits sehr großzügige (Gleitzeit-)Regeln, die sowohl von Soldaten als auch zivilen Beschäftigten sehr umfangreich genutzt werden.
Bei den jetzt neu hinzukommenden Regelungen geht es um die Truppe, alle anderen (s.o.) haben eh schon großzügige Regeln.
Auch diese Regelung, sollte sie so kommen, bedeutet nicht das Ende der Bw. Falls sich dadurch die Zahl der in der Truppe verbleibenden Soldaten steigern lässt sollte man es probieren. Falls es nicht klappt kann man es ja auch problemlos wieder kippen. Dies wäre dann auch ein Signal dahingehend, dass man auch Entscheidungen wieder ändern darf, die sich nicht bewährt haben.
Nette Idee.
Ich hab auch ein paar nette Ideen. Wie wäre es, den Umfang der Wochenarbeitszeit anzuschauen? Allein die Erwähnung einer 41-Stunden-Woche (netto) heutzutage führt doch zu irritierten Reaktionen bei den meisten Zivilisten. Die kennen das eher nicht mehr.. das klingt irgendwie aus der Zeit gefallen.
Als Manko empfinde ich auch die seit Jahren unangetastet bestehende Schlechtstellung von Soldaten hinsichtlich der Sozialversicherungspflichten. Ob Soldaten während ihrer Dienstzeit gesetzlich o. privat zwingend krankenversichert sein müssen, weiss ich nicht.
Aber was die Pflege- und die Arbeitslosenversicherung angeht, hab ich Fragezeichen. Auch die Praxis der Nachversicherung in der Rentenversicherung mutet eher wie ein spezielles Kuriosum an.
Was jetzt hier weit ab vom Thema klingt, macht für mich dann Sinn, wenn es um Nachwuchsgewinnung geht. Mir wäre es heute als Mensch im besten Alter wichtig bei einem Arbeitgeberwechsel innerhalb eines Sozialversicherungssystems zu verbleiben und nicht davon zeitweise weitgehend abgekoppelt zu werden.
Auch die Übergangsgebürnisse wären dann zu reformieren und damit zu zivilisieren.
Wir haben in der Truppe, FlaRakDst, seit mehr als einem Jahr Gleitzeit eingeführt, auf „Schlammzonenebene“. (Staffel aka Kompanie)
Rahmendienstzeit 06:00h bis 18:00h, Kernarbeitszeit 09:00h bis 15:00h. Übungen, Ausbildungsvorhaben und Co. gehen vor und somit ist diese Regelung kein Recht sondern ein Privileg, welches jederzeit, soweit es der Dienstbetrieb erfordert, aufgehoben werden kann.
Die ganz eindeutige Tendenz was die Arbeitszeit betrifft: Der Großteil der Soldatinnen und Soldaten beginnt vor 07:00h. Dass jemand erst nach 07:00h zum Dienst erscheint, obwohl ohne Probleme möglich, ist die ganz große Ausnahme.
Verlässlich ausreichend Ausrüstung für Ausbildung, Übung und Einsatz – das schafft Glaubwürdigkeit und Vertrauen bei unserem Personal. Verschobene Dienstzeiten helfen da nur bedingt weiter….
Die „wie früh darf es sein“ Debatte kommt mir sowohl absurd, als auch vertraut vor. Nur aus umgekehrter Richtung. Bei meinen vielen Dienstreisen versuche ich eine maximale Ausnutzung einzelner Reisetage. Von Natur aus planerisch eher schmerzfrei, frage ich dann manche Dienststelle durchaus für 0700 Uhr oder früher an, um am selben Tag noch weitere Stationen zu schaffen. Lieber eine Stunde früher aufstehen, als nochmal drei-vier Stunden zusätzlich an einem anderen Tag im Fahrzeug sitzen… Eindeutige Tendenz der letzten Jahre: Termine vor 0830 Uhr sind nur bei SEHR hohem Handlungsdruck zu machen. Ich sehe hier eher ein Nachziehen der Truppe an die ganzen Stäbe, Schulen und Ämter. Anstelle über das Wecken zu diskutieren, müsste die SAZVO kräftig durchgebürstet werden. Im Vergleich zum Rest des Öffentlichen Dienstes (Polizei, Schuldienst, Außendienste d.Verw.) ist die SAZVO fast eine Hängematte… Projekt 0800 kann vielleicht sinnvoll sein, aber verstellt vielleicht den Blick auf die drei Elephanten im Raum: 1) Sinnstiftung des Wehrdienstes 2) politisch-gesellschaftliche Anerkennung des Wehrdienstes 3) Professionalität des Wehrdienstes (Passen Rahmenbedingungen, Organisation und Ausstattung zum jeweiligen Auftrag, egal, ob SichSoldat, StabsDstSoldat oder Kommandosoldat).
@JFST 04.02.2023 18:49 Uhr
Da liegen Sie vollkommen richtig. Wenn die von Ihnen genannten Institutionen als Maßstab für Grundausbildung oder Kampf- bzw. Kampfunterstützungstruppen gelten sollen wird es womöglich keine weitere „Herabsetzung des (aktuellen) Einsatzwertes“ geben. Sicher jedoch, auch keine Steigerung.
Ich denke man sollte hier gerade was die Konzepte zur Motivation/Führung junger Menschen in Uniform angeht, mal einen Blick in die Skandinavischen Länder werfen, am nächsten dran wäre Dänemark.
Im Kern geht es in diesem Lebensabschnitt (ganz besonders im Kontext Militär ) um das Thema „Bewährung“. Der autogene Faktor kommt immer mehr ins Spiel und dementsprechend hängt hier viel von den menschlichen Qualitäten der Ausbilder ab. Motivierte, und bestenfalls auch erfahrene Soldaten sind hier der Schlüssel zum Erfolg. Kombiniert mit zeitgemäßer Ausstattung und einem im Kern wertschätzenden, aber trotzdem strengen und fordernden Auftreten.
Aber ohne die Möglichkeit das die erlernten Inhalte auch in einem realistischen und ernsthaften Setting unter Beweis gestellt werden können, werden die motiviertesten Ausbilder und die beste Ausstattung nutzlos sein.
Die Aufstehdebatte lässt mich aber befürchten, das es wieder mehr um plakative Aktionen denn um wirkliche Inhalte geht.
Diesen Schwachsinn „05:00Uhr Wecken“ hab ich (in meinem Verantwortungsbereich) schon vor fast 30 Jahren abgestellt. Ging völlig an der Lebensführung der jungen Menschen vorbei. Und dabei war auch der Dienstbeginn 07:00 Uhr völliger Quatsch. Im Stab wie auch bei der STOV war da noch keiner arbeitsfähig. Wie im zivilen Umfeld auch nicht (ausgenommen die Bäcker).
@ MiWe AGA bzw. Dienst in einem Standort, der schlecht erreichbar ist, kann natürlich abschrecken. Aber alleine aus Fürsorgegründen gibt es da Lösungen wie z.B. Busse. Wann waren Sie das letzte Mal in einer Truppenküche? Scheint schon eine Weile her zu sein.
@ Jan96 Vielleicht liegt es daran, dass keine anderen mehr kommen?
@ Navales Ich kann die Kritik an der Musik überhaupt nicht verstehen… Und 5Uhr30 war ja schon Luxus.
Ich ahne schon, diesen Kommentar zu bereuen… aber dieses Thema zeigt doch recht gut, wer nach Lösungen sucht oder wer lieber in der ach so glorreichen Vergangenheit schwelgt und sich über die verweichlichte junge Generation beschwert. Disclaimer: Ich bin Teil der verweichlichten jungen Generation und auch nicht bei der Bundeswehr.
Natürlich ist das Leben heute in Deutschland viel bequemer als vor fünfzig Jahren. Genau dafür hat man in den letzten fünfzig Jahren sehr erfolgreich als Gesellschaft gearbeitet. Das ist eine Errungenschaft, nur mal so als Erinnerung.
Wie schon von anderen richtig angemerkt, wird die Bundeswehr auch nicht attraktiver, weil man etwas weniger früh aufstehen muss – das wird die Bewerbungszahlen nicht erhöhen. Aber für die Leute, die sich entscheiden das Wagnis einzugehen, muss man es ja nun wirklich nicht schwerer machen, als es ohnehin schon ist. Wenn man also absolut kostenlos die Abbruchquote – und sei es nur minimal – senken kann, dann sollte man das bitte tun.
Die Bundeswehr wirbt keine „Krieger“ an. Wenn schon, dann muss sie „Krieger“ aus den Bewerber:innen formen. Dass sich da einiges im Bereich Sport tut, wurde hier auf dem Blog ja schon mehrfach angesprochen. Und weil das aufkam: Auch das US-Militär bekommt keine Elite-Soldat:innen als Rekruten. Das haben die auch schon gemerkt und ihre Ausbildung angepasst, siehe z. B. hier https://www.youtube.com/watch?v=sWN13pKVp9s
Wenn man also eine wehrhafte Bundeswehr will, dann hilft es nicht zu erklären, wie schlecht heutzutage alles ist, sondern man Lösungen suchen.
Apropos USMC – auf der anderen Seite des Großen Teichs hat man im Übrigen ähnliche Probleme, lediglich besagte Marines konnten ihr Rekrutierungsziel im FY 2022 erreichen:
https://news.usni.org/2022/12/01/tough-military-recruiting-environment-is-about-much-more-than-low-unemployment-experts-say
Es ist eben mehr als nur Dienstbeginn um 0800…
Im normalen Dienstbetrieb kann das durchaus eine sinnvolle Maßnahme sein. Insgesamt lässt sich beobachten, dass sich Tagesrhythmen seit Jahrzehnten verschieben, hin zu späterem aufstehen, aber auch, das vergessen hier offenbar einige, späterem zu Bett gehen. Die Bundeswehr hier im Mainstream zu verankern, macht absolut Sinn und stärkt Attraktivität. Davon völlig unabhängig sind die Maßnahmen bei Übung und Einsatz. Hatte gestern einen Text über den Krieg von 1870/71 gelesen, indem die Kampfhandlungen oft vor Morgengrauen um 4 Uhr begannen, lange vor Taschenlampen und Nachtsichgeraten. Natürlich müssen Soldaten das können, das hat niemand bezweifelt. Ob man den dienstlichen Normalalltag daran orientieren muss, würde ich aber definitiv bezweifeln. Das Ziel muss sein, die Dienstzeit maximal effektiv nutzen zu können, nicht möglichst früh anzufangen, im Zweifelsfall nach einem 1961 üblichen Tagesrhythmus und nicht einem von 2023.
Jan96 „Ich frage mich, wie es ein US Marine Corps…“
Stop! Wer die Lebensverhältnisse in den USA mit denen in Deutschland vergleicht, vergleicht hier die sprichwörtlichen Äpfel mit Birnen.
In den USA ist der Militärdienst, trotz aller Nachteile, zu oft immer noch besser als die Alternative, nämlich das ’normale Leben‘ eines Mittel- oder Unterschichtbürgers.
Ich hoffe sehr, dass Ihre Idee nicht darin besteht, den Lebensstandard in Deutschland so zu verschlechtern, dass der Militärdienst dagegen als eine bessere Alternative erscheint.
Ja, der ‚Dienst am Vaterland‘ erfordert eine gewisse Opferbereitschaft, genauso wie die Berufe Lehrer, Arzt, Sanitäter, Feuerwehrwehrmann u.Ä. . Wenn wir also geeignete Bewerber für den Militärdienst ansprechen wollen, dann sollte man meiner Meinung nach lieber betonen welchen Gewinn die Welt (und nicht nur Deutschland!) daraus zieht, dass Deutsche Staatsbürger bereit sind, notfalls auch Gewalt einzusetzen, wenn der Weltfrieden und Menschenleben bedroht sind – letzteres umfasst eben auch die Hilfe, die Soldaten bei Naturkatastrophen leisten können, Stichwort Oderhochwasser.
Wenn man Menschen vermitteln kann, dass der Militärdienst einem höheren Zweck dient als günstig an einen LKW-Führerschein zu kommen, dann sollte es zumindest besser gelingen Kandidaten zu finden, die auch um 5 Uhr aufstehen, wenn es der Dienst eben verlangt.
Wenn ich so darüber nachdenke, und mal meine Bw-Zeit und die anschließenden Tätigkeiten in diversen Unternehmen der Privatwirtschaft betrachte, dann war der Arbeitsbeginn nie der entscheidende Faktor. Selbst in Unternehmen mit Gleitzeit und Kernarbeitszeit 09:00 – 15:00 Uhr waren die meisten Kollegen vor 07:30 Uhr da. Dann hatte man früher Schluss und noch etwas vom Nachmittag, so die einhellige Meinung.
Aber nun gut, probieren geht über studieren. Im Normalbetrieb ist doch nahezu egal.
@Jan96
Wie wäre es mit überhaupt nicht
@Chris
“FOR SCIENTIFIC DISCOVERY GIVE ME SCOTT; FOR SPEED AND EFFICIENCY OF TRAVEL GIVE ME AMUNDSEN; BUT WHEN DISASTER STRIKES AND ALL HOPE IS GONE, GET DOWN ON YOUR KNEES AND PRAY FOR SHACKLETON.”
– ANTARCTIC EXPLORER, SIR RAYMOND PRIESTLY
@Dirk Wege
Waren sie über 18
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Erinnert mich an die Diskussion über Telefonnummer für meine Rundreise durch Schottland mit dem Spieß
Der GI muss ja ganz schön verzweifelt sein.
Als ich Anfang der Neunziger meinen Wehrdienst in meiner Stammeinheit abgeleistet habe, bin ich jeden Morgen um 05.30 aufgestanden, um zum Antreten um 07.00 im Fliegerhorst zu sein. Ich war dankbar, dass ich Heimschläfer machen konnte und für mich war das normal und auch selbstverständlich als Soldat so früh aufzustehen.
Aber die Generation Z tickt halt anders….
Beim schnellen scrollen hab ich nichts dazu gesehen, daher die Frage, wie es bei unseren Nachbarn aussieht. Ich meine mich erinnern zu können, dass es die Niederländer auch nicht so mit dem Aberglauben haben, dass routinemäßig (zu) frühes Aufstehen die Kampfkraft stärkt. Wenn es sachliche Gründe für den Frühstart gibt, ist das eine ganz andere Sache. Man gewinnt keinen Krieg damit, wenn aus einer schlechten Angewohnheit (die Neigung der älteren Vorgesetzten zur „präsenilen Bettflucht“) eine Tugend gemacht wird.
Was ist nur los im Kasperladen Wunderwehr… Knapp 1 Jahr Krieg in der Ukraine, Waffenexporte, Weltweit eskalieren politische Entwicklungen und setzen die Zeichen auf Krieg und wir…. Wir stehen später auf um den jungen Männern, Frauen, Diversen, und einer bescheuerten SAZV gerecht zu werden. Warum verschenken wir nicht gleich noch A400M der je eh so gut wie nie fliegt, die M28 für die es nicht genug Flugstunden gibt, den Puma der seit Jahren (und nicht erst seit Dezember) Probleme macht, die Munition da wir ja nur noch zwingend erforderliche Schießübungen im scharfen Schuss absolvieren sollen, die Geländefahrzeuge die wir uns mieten müssen um überhaupt an die Ausbildungsorte zu gelangen,Wir können ja die Formalitäten erledigen, denn nur Papier scheint der Wunderwehr nie auszugehen. Wir haben eine Verpflichtung gegenüber dem Steuerzahler zu erfüllen und wenn wir dies, trotz einem Jahr der „Zeitenwende“ nicht langsam tun, dann muss man überlegen ob nicht andere Staatliche Bundesbehörden die Milliarden an Steuergeldern bekommen sollten.
Ja, „wir haben 2023“,aber wir haben verdammt nochmal auch Krieg auf europäischen Boden und weitere Kriege/Bewaffnete Konflikte kündigen sich an, hierzu bedarf es keinen Blick in die Glaskugel sondern nur 1x BBC News oder eben nicht nur RTL2 oder Dschungelcamp schauen.
Wo marschieren wir bitte hin, während der Rest der Welt sich den Zeichen entsprechend auf Krieg vorbereitet?
Geht es im Kern nicht darum, dass der Dienst in den Streitkräften und gerade auch im Einsatz oder bei Landesverteidigung mit Härten verbunden ist die kein anderer Beruf kennt.
Und ich Personal brauche was bereit ist diese Härten zu ertragen, bzw. auf sich zu nehmen und auch anzunehmen?!
Und dann ist es ein Problem, sich an organisatorische Abläufe zu gewöhnen oder zu akzeptieren?
Wie oben schon geschrieben – halten wir damit die richtigen?!
Die Richtigen, die wenn es hart auf hart kommt dann auch noch sagen „…los gehts, gehen wir es an…“?! (Und zwar vor 0800)
Oder die – die dann sagen „uhi – Ausland, Dreck, kein Schlaf machen ich nicht mit!“.
Zeiten setzten – Zeiten halten, TOZeitangaben, die Bundeswehr hat es sehr genau mit Zeiten… kann leben retten das man sich dran hält, halten kann, halten mag (und nicht sagt, das ist mir zu früh – fahrt schon mal ohne mich los…).
Werte!!!!
Genug Schlaf ist wichtig, besonders wenn man als junger Mensch körperliche Belastungen erfährt. Ob es nun um 0630 oder 0800 los geht ist in meinem Empfinden erstmal einerlei, die Leute sollten nur früh genug schlafen dürfen. Im Frühaufstehen, um dann den Tag lang blöde abgebumst zu werden und den Irrsinn im Anschluss mit exzessivem Alkoholgenuss zu verarbeiten, den Wensenskern des Soldatenberufs zu erkennen zeugt maximal davon, dass unter der apokalyptischen, doch irgendwie so fernen Rahmenlage des kalten Krieges einiges anders lief. Dass man zum Dienst motiviert sein muss, wenn man Soldat werden will, ist in meinen Augen selbstverständlich.
Die junge Generation wurde zu Weicheier erzogen. Da bringt die Stunde länger schlafen auch nichts, die jungen Leute sind heutzutage nicht mehr belastbar.
Preiswert wäre ein Bonus beim Numerus Clausus für Studienplatzbewerber, die freiwilligen Wehrdienst geleistet haben.
Das klingt für mich eher nach Verzweiflungstat als nach durchdachter Maßnahme.
Dadurch gehen effektiv 2 Stunden der Kommunikation mit anderen Einheiten flöten, Morgenlage, Abschlussantreten, alles verschoben.
Erst gelacht, dann nochmal nachgedacht. Ich war damals in meiner Chefzeit, der Einzige, der nicht 7 Uhr zum Dienstbeginn da war. Der Kindergarten machte erst um 7 Uhr auf. Es gab schlicht und ergreifend keine Alternative.
Nun konnte ich es mir damals „Kraft eigener Wassersuppe“ erlauben. Viele stehen da vor einem unlösbaren Problem, wenn die Vorgesetzten nicht mitspielen.
Also nach dem Nachdenken bleibt: Ich finds eine akzeptable Lösung. Zumindest sollte der Spielraum ermöglicht werden.
Ach das ist mit „woke und wehrhaft“ gemeint.