Planung für Ukraine-Leos: Deutschland organisiert 2A6-Lieferung, ukrainisches Panzerbataillon kleiner als NATO-Pendant

Nach der Grundsatzentscheidung Deutschlands und der USA, der Ukraine erstmals Kampfpanzer aus westlicher Produktion zur Verfügung zu stellen, ist bei den beteiligten europäischen Staaten die Planung für die Bereitstellung von Leopard-Kampfpanzern angelaufen. Dabei werden Deutschland die Lieferung von diesen Gefechtsfahrzeugen der Variante 2A6 und Polen der älteren Variante 2A4 koordinieren. Auch die Zahlen werden etwas klarer: Nach US-Angaben ist ein ukrainisches Panzerbataillon kleiner als die entsprechende Einheit in der NATO.

Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden hatten am (gestrigen) Mittwoch in einer Abkehr von der bisherigen Politik die geplante Lieferung der Kampfpanzer an die Ukraine bekanntgegeben. Die Bundesregierung kündigte an, aus Bundeswehrbeständen 14 Leopard des Modells 2A6 zu liefern und anderen europäischen Nationen den Re-Export der in Deutschland hergestellten Kampfpanzer zu liefern. Insgesammt sollen nach deutschen Angaben so zwei Panzerbataillone für die Ukraine zusammenkommen. Die USA wiederum kündigten die Lieferung von 31 Kampfpanzern des Typs M1 Abrams an.

Nach Angaben des polnischen und des deutschen Verteidigungsministeriums übernimmt Polen die Führung bei der Absprache für die Lieferung von Leopard 2A4, Deutschland für die Lieferung von Leopard 2A6. Dafür sollen von deutscher Seite sechs Nutzernationen dieser Variante – neben Deutschland selbst die Niederlande, Portugal, Spanien, Finnland  und Kanada – zusammengeführt werden.

Die Beiträge können dabei sehr unterschiedlich sein und von der direkten Lieferung der Gefechtsfahrzeuge bis zur Unterstützung mit Ausbildung, Ersatzteilen oder auch nur Finanzierung reichen. So haben die Niederlande bereits finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt und wollen bei der Ausbildung mitmachen. Eigene Kampfpanzer will das Land jedoch nicht liefern – die Einsatzfähigkeit der ohnehin nur 18 von der Bundeswehr geleasten Leopard in einem gemischten deutsch-niederländischen Bataillon dürfte nicht gefährdet werden, erklärte Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren in einem Brief an das Parlament. Unter anderem ist das deutsch-niederländische Bataillon für einen Einsatz in der NATO-Battlegroup in Litauen vorgesehen.

Während das Verteidigungsministerium zunächst über die vom Kabinett vorgegebene Aussage, Deutschland wolle rasch zwei Panzer-Bataillone mit Leopard-2-Panzern für die Ukraine zusammenstellen, keine konkrete Angabe zu Zahlen machte, wurden die USA deutlicher. Der Kommunikationschef des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, erläuterte in Washington, wie die USA zu ihrer Zahl von 31 Abrams-Kampfpanzern gekommen seien:

It’s basically the size of a Ukrainian tank battalion. In Amer- — and I’m getting a little bit astray of my knowledge; I was a naval officer. But as I understand it, an American tank battalion has about 50 tanks in it, and it’s organized with more companies to comprise the battalion than in Ukraine.
That’s just the way the Ukrainian army is organized. It’s not right or wrong, it’s just that their battalions are basically, I believe, two companies. So, they’re just smaller. And — and so, two companies — that’s about 15 tanks a company, and that’s how you get to 30, 31.
And then, usually, at least one of these tanks is — the commander is in there. And so, you got a command-and-control tank that sort of is in charge of how they’re operating on the field.

Nachtrag: Siehe dazu auch die Anmerkungen in den Kommentaren – vereinfacht gesagt: Die Ukrainer dürften auch drei Kompanien pro Bataillon haben, aber anders aufgestellt, so dass die Zahl 31 rauskommt. Unklar ist damit, zu welcher Größenordnung sich Deutschland mit der Aussage zwei Battailone verpflichtet, da deutsche Panzerbataillone mehr Kampfpanzer haben. Konkrete Zahlen hat das BMVg bisher vermieden.

Diese Größenordnung dürfte auch für die Europäer von Bedeutung sein. Die USA wollen zudem mit diesen Kampfpanzern acht Bergepanzer des Typs M88 ausliefern – auch die europäische Leopard-Lieferung ist ohne entsprechende Bergefahrzeuge wenig sinnvoll.

Der überwiegende Anteil des deutschen Materials für die ukrainischen Panzerbataillone, deren erste Teile bereits in zwei bis drei Monaten einsatzbereit sein sollen, wird nach Informationen von Augen geradeaus! vom Panzerbataillon 203 in Augustdorf kommen. Offiziell hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius am Vortag mitgeteilt, die Übersicht über die verschiedenen Leopard-Varianten und die Kompabilität mit den Kampfpanzern der Verbündeten werde voraussichtlich in dieser Woche vorliegen.

(Archivbild: German soldiers operate a Leopard 2A6 tank on the Precision Driving lane during the Strong Europe Tank Challenge, June 7, 2018 at the Grafenwoehr Training Area – U.S. Army photo by Spc. Rolyn Kropf)