Planung für Ukraine-Leos: Deutschland liefert Kampf- und Bergepanzer, 6 Wochen Ausbildung, Gefechtsverband mit Marder (Neufassung)

Deutschland wird der Ukraine neben den zugesagten 14 Leopard-Kampfpanzern auch zwei Bergepanzer liefern. Vorgesehen ist eine sechswöchige Ausbildung ukrainischer Soldaten an diesen Gefechtsfahrzeugen, die mit der parallelen Ausbildung an den ebenfalls zugesagten Marder-Schützenpanzern synchronisiert wird. Die geplanten zwei Leopard-Bataillone, die Deutschland gemeinsam mit Verbündeten zur Verfügung stellen will, orientieren sich an der ukrainischen Gliederung und sind damit kleiner als Panzerbataillone der Bundeswehr.

Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden hatten am (gestrigen) Mittwoch in einer Abkehr von der bisherigen Politik die geplante Lieferung der Kampfpanzer an die Ukraine bekanntgegeben. Die Bundesregierung kündigte an, aus Bundeswehrbeständen 14 Leopard des Modells 2A6 zu liefern und anderen europäischen Nationen den Re-Export der in Deutschland hergestellten Kampfpanzer zu genehmigen. Insgesamt sollen nach deutschen Angaben so zwei Panzerbataillone für die Ukraine zusammenkommen. Die USA wiederum kündigten die Lieferung von 31 Kampfpanzern des Typs M1 Abrams an.

In einem gemeinsamen Tagesbefehl zum Kampf um Frieden und Freiheit in Europa und der Welt nannten Verteidigungsminister Boris Pistorius und Generalinspekteur Eberhard Zorn am (heutigen) Donnerstag weitere Details:

Deutschland wird 14 Kampfpanzer Leopard 2 A6 und zwei Bergepanzer an die Ukraine liefern. Zudem stellen wir der Ukraine hierfür ein Munitionspaket bereit. Zur logistischen Unterstützung der Waffensysteme erhält die Ukraine außerdem ein umfassendes Ersatzteil- und Austauschteilpaket (ET/AT). Die sechswöchige Ausbildung der ukrainischen Besatzungen kann, in Ergänzung unserer mittlerweile bewährten Ausbildungsunterstützung für die ukrainischen Soldaten Anfang Februar am Standort Munster beginnen und gemeinsam mit Vertretern der Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) und der Industrie durchgeführt werden.
Unser Ziel ist, die Ausbildung zeitlich mit der Instandsetzung der abzugebenden Kampfpanzer und der Ausbildung am Schützenpanzer Marder zu synchronisieren, so dass die ukrainischen Besatzungen und die Gefechtsfahrzeuge zum Ende des I. Quartals 2023 in der gefechtsbereit an der Front stehen.

Die USA hatten die vorgesehene Zahl von 31 Abrams-Kampfpanzern mit der Zusammensetzung und Größe ukrainischer Panzerbataillone begründet, an denen sich die US-Lieferung orientiere. Auch die deutsche Ankündigung, rasch zwei Panzer-Bataillone mit Leopard-2-Panzern
für die Ukraine zusammenzustellen, orientiere sich im Umfang zunächst an der ukrainischen Gliederung, erklärte das Verteidigungsministerium auf Nachfrage von Augen geradeaus! Ein Panzerbataillon der Bundeswehr hat dagegen ein Soll von 44 Kampfpanzern.
Das bedeutet vorerst ein Paket von rund 60 Kampfpanzern in den verschiedenen Varianten des Leopard 2. Nach Angaben des polnischen und des deutschen Verteidigungsministeriums übernimmt Polen die Führung bei der Absprache für die Lieferung von Leopard 2A4, Deutschland für die Lieferung von Leopard 2A6. Dafür sollen von deutscher Seite sechs Nutzernationen dieser Variante – neben Deutschland selbst die Niederlande, Portugal, Spanien, Finnland  und Kanada – zusammengeführt werden.

Die Beiträge können dabei sehr unterschiedlich sein und von der direkten Lieferung der Gefechtsfahrzeuge bis zur Unterstützung mit Ausbildung, Ersatzteilen oder auch nur Finanzierung reichen. So haben die Niederlande bereits finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt und wollen bei der Ausbildung mitmachen. Eigene Kampfpanzer will das Land jedoch nicht liefern – die Einsatzfähigkeit der ohnehin nur 18 von der Bundeswehr geleasten Leopard in einem gemischten deutsch-niederländischen Bataillon dürfte nicht gefährdet werden, erklärte Verteidigungsministerin Kajsa Ollongren in einem Brief an das Parlament. Unter anderem ist das deutsch-niederländische Bataillon für einen Einsatz in der NATO-Battlegroup in Litauen vorgesehen.

Die von Pistorius und dem Generalinspekteur in ihrem Tagesbefehl genannte zeitliche Synchronisierung der Ausbildung am Leopard und den bis zu 40 Mardern für die Ukraine bedeutet offensichtlich auch die Vorbereitung auf das gemeinsame Vorgehen von Kampf- und Schützenpanzern. Der überwiegende Anteil des deutschen Materials für die ukrainischen Panzerbataillone, deren erste Teile bereits in zwei bis drei Monaten einsatzbereit sein sollen, wird nach Informationen von Augen geradeaus! vom Panzerbataillon 203 in Augustdorf kommen. Offiziell hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius am Vortag mitgeteilt, die Übersicht über die verschiedenen Leopard-Varianten und die Kompabilität mit den Kampfpanzern der Verbündeten werde voraussichtlich in dieser Woche vorliegen.

(Archivbild: Ein Leopard 2A6 der Bundeswehr bei der ‚Strong Europe Tank Challenge‘ im Mai 2016 auf dem Übungsplatz Grafenwöhr – (U.S. Army photo by Visual Information Specialist Markus Rauchenberger)