Personalstärke Juli 2022: Anstieg auf über 183.000 dank mehr Zeitsoldaten
Die Zahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten in der Bundeswehr ist im Juli wieder auf mehr als 183.000 gestiegen. Der Anstieg ist fast ausschließlich auf die im Vergleich zum Juni um knapp 1.000 höherere Zahl der Zeitsoldat*innen zurückzuführen; die Zahl der Berufsoldat*innen und der Freiwillig Wehrdienst Leistenden veränderte sich kaum.
Die Statistik für Juli 2022, am (heutigen) 1. September wie üblich unter dem immer gleichen Link veröffentlicht:
Insgesamt leisten 183.116 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.107
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 3.322
Streitkräftebasis 27.919
Zentraler Sanitätsdienst 19.860
Heer 62.929
Luftwaffe 27.182
Marine 15.922
Cyber- und Informationsraum 14.229
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 957
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.812
Bereich Personal 7.877
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
Berufssoldaten 56.140
Soldaten auf Zeit 118.121
Freiwillig Wehrdienstleistende 8.550
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 305
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
23.852 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; rund 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.710
Luftwaffe 2.495
Marine 1.702
Streitkräftebasis 3.246
Sanitätsdienst 8.165
Cyber- und Informationsraum 1.449
Ministerium und andere Bereiche 2.085
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.671
Unteroffizierinnen mit Portepee 8.107
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.547
Mannschaften 5.527
Status
Berufssoldatin 4.478
Zeitsoldatin 17.772
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.566
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 36
Die wie immer von einem Leser (vielen Dank) erstellte und fortgeschriebene Tabelle dazu:
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten:
Beschäftigt sind 80.484 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.737
Bundeswehrverwaltung, Rechtspflege, Militärseelsorge und weitere, dem zivilen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 56.100
Streitkräfte und dem militärischen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 22.647
Von den 80.484 Zivilbeschäftigten sind 30.954 weiblich. Das entspricht rund 38 Prozent.
(Alle Angaben Stichtag 31. Juli 2022)
Die Einsatzzahlen, Stand 22. August 2022 (mit der leichten Unschärfe, dass die nicht mandatierte Marinemission in der Ägäis nicht Teil der mandatierten NATO-Mission Sea Guardian ist; die jeweiligen Einheiten werden lediglich auch Sea Guardian assigniert):
Einsatz | Einsatzgebiet | Stärke | davon Frauen | davon Reservisten | davon FWDLFreiwillig Wehrdienst Leistende |
---|---|---|---|---|---|
KFORKosovo Force | Kosovo | 67 | 10 | 9 | 0 |
EUFOREuropean Union Force ALTHEA | Bosnien und Herzegowina | 8 | 1 | 3 | 0 |
UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan | Südsudan | 11 | 2 | 0 | 0 |
UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon | Libanon | 122 | 9 | 5 | 1 |
EUTMEuropean Union Training Mission Mali | Mali | 253 | 19 | 13 | 0 |
MINUSMAMultidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali | Mali | 1.084 | 85 | 51 | 0 |
Sea Guardian | Mittelmeer | 187 | 28 | 6 | 10 |
EUNAVOR MEDMediterranean Irini | Mittelmeer | 18 | 2 | 2 | 0 |
CDCounter Daesh/CBICapacity Building Iraq/NMI NATO Mission Iraq | Syrien/Irak | 245 | 23 | 22 | 2 |
MINURSOThe United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara | Westsahara | 3 |
Mission | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
eFPenhanced Forward Presence | Litauen | 857 |
eVAenhanced Vigilance Activities BG SVK | Slowakei | 515 |
NATO-Unterstützung Ägais (Teil von Sea Guardian) | Mittelmeer | 187 |
Unterstützungsleistungen (nicht in der Gesamtstärke enthalten)
Unterstützungsleistung | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
STRATAIRMEDEVACStrategic Air Medical Evacuation | Deutschland | 36 |
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen (die der Zivilbeschäftigten ab Mai 2019; Freiwillig Wehrdienst Leistende im Heimatschutz ab April 2021), überwiegend ohne die nicht regelmäßig eingestellten Einsatzzahlen:
Juni 2022
Mai 2022
April 2022
März 2022
Februar 2022
Januar 2022
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Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Januar 2013 bis Dezember 2015
(Foto: Ein Scharfschütze der Luftwaffe bei der European Best Sniper Team Competition auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels am 7. August 2022 – U.S. Army photo/Cpl. Brandon Best)
Gibt es eigentlich schon eine Auswertung, wie sich seit der Zäsur Ende Februar die Bewerberzahlen entwickeln?
Nach sechs Monaten sollte es da doch mittlerweile erkennbare Tendenzen geben.
Nagut der große Juli Sprung der sich dann im Laufe des Jahres stabilisiert ist dann wohl dieses Jahr ausgefallen.
Ich denke mit unserem jetzigen System stellt die 185T eine „Schallmauer“ dar die nicht mehr durchbrochen wird.
Was bleibt also…
a) Strukturen auf 185T umstellen
b) Wiedereinführung der Wehrpflicht
c) Einführung einer Dienstpflicht
Wer jetzt schreit, Dienstpflicht geht nicht…. ILO Konvention, Verbot Zwangsarbeit ect. PP.
Den Frage ich wie Frankreich das mit seinem *Service national universel* gemacht hat?
Aber irgendetwas sollte man Unternehmen im Angesicht der Zeitenwende….
Der Grund ist nat. auch dieses Jahr der Gleiche. Zum 1.7. wurden mit Masse die neuen Offizieranwärter eingestellt. Davon werden dann in den nächsten 6 Monaten ca 20 % wieder die Truppe verlassen, weil die durch die Kommunikation erzeugte Erwartungshaltung nicht mit der wahrgenommen Realität übereinstimmt.
Das dürften dann ja der neue Offizieranwärterjahrgang sein, der diesen Anstieg ausmacht.
D.h. auch, in den restlichen Bereichen hat sich nicht viel getan.
Um bei dem Lied von Severine zu bleiben: Jetzt geht die Party richtig los.
Na, wenn das nicht mal eine Trendwende ist!?
So oder so ähnlich wird es uns „Koffer“ wieder verkaufen. Ich bin schon ganz aufgeregt und freue mich auf sein Statement.
[Ich habe mal den Teil, mit dem Sie ohne Not einen Shitstorm provozieren könnten (wollen?) rausgenommen. Es steht Ihnen natürlich frei zu sagen, das geht so nicht, dann lösche ich den Kommentar insgesamt. T.W.]
Um die angestrebte Personalstärke zu erreichen benötigt es noch Zeit. Aber dennoch lässt sich mit viel Phantasie und kreativen Gedanken kleine Reformen erkennen, mehr Soldatenhandwerker und mehr weibliche Zivile Beschäftigte.
@ T.W.
Der zweite Teil meines Kommentars war natürlich nicht ganz ernst gemeint.
Sie und ich werden es aber noch erleben, dass selbst die letzten Einstellungskriterien weich gespült werden, um einer unrealistischen Zielgröße von 203k Soldatinnen und Soldaten hinterher zu laufen.
@Abfall-Robin Hood sagt: 02.09.2022 um 8:14 Uhr
Wieviel Zeit brauchen Sie denn noch? Schließlich hat Frau von der Leyen die „Trendwende Personal“ 2015 ins Leben gerufen, das sind mithin 7 Jahre! Getan hat man viel (Kita, Kühlschrank und Fernseher auf den Stuben, mehr Sold etc.), aber leider nicht das richtige.
Die Truppe steht immer noch ohne ausreichend Ausrüstung, Gerät und Material da, was natürlich zu Frust und Demotivation führt, mit entsprechendem negativen Werbeeffekt.
Und dann hat man ja noch ein paar zusätzliche Mannschaftsdienstgrade eingeführt, weil man sich durch den Besoldungswahn und viel zu schnelle Beförderungen die Strukturen kaputt gemacht hat. Ebenso bei den Feldwebeldienstgraden, wenn man als Oberfeldwebel anfängt, kommt nicht mehr viel nach. Ich warte da eigentlich schon auf die neue Dienstgrade Spaceoberstabsfeldwebel und Superspaceoberstabsfeldwebel.
Im Endeffekt hat man die Interessenten, die sich durch das Geld locken ließen, abgegriffen. Mehr ist momentan nicht drin.
Mich würde mal ein Update zum Thema (Stabs-)Korporal interessieren. Wie viele Stellen sind bereits besetzt? Ursprünglich sollten es mal 1400 bis April ’22 werden. Wirkt sich der Korporal und die damit verbundenen Laufbahn(perspektiven)verlängerungen. auf die Entwicklung der Zahlen (gesamt, Dienstdauer) im Bereich Mannschaften aus? (Vermutlich nicht, aber ist das ein „noch“ nicht?) Man wollte damit ja was erreichen. Bald ist ein Jahr um.
Ich hätte gerne mal die Aufteilung von Offizieren, Unteroffizieren mit und ohne Portepee und Mannschaften der Bundeswehr gewusst. Bei soviel Offiziersanwärtern haben wir ja bald mehr Häuptlinge wie Indianer.
@Küstengang01
Natürlich gibt es mehr als die genannten MdH und das ständige Rufen nach Pflichtdiensten ist schlicht unrealistisch.
Was könnte man tun:
– Ausdehnung des Rekrutierungspools (Ausländer),
– die Werbung verbessern,
– Attraktivität des Dienstes/Dienstposten erhöhen,
– Anpassung von Anforderungen an Dienstposten,
– Standortattraktivität erhöhen,
– …
pi
@Küstengang01:
Mittelfristig wird an der Wiederaufnahme der Wehrpflicht wohl kaum ein Weg vorbeiführen, wenn die Bundeswehr nicht immer nur von der Hand in den Mund weiterwurschteln soll.
Die Knackpunkte dabei sind aber:
1.) Gewährleistung der Wehrgerechtigkeit,
2.) (Wieder-)Aufbau eines professionellen Unteroffizierskorps mit
3.) attraktiver Besoldung und Karrieremöglichkeiten.
Die Bundeswehr muss langfristige wieder die Kapazität bekommen, im Wesentlichen allen Wehrpflichtigen eines Jahrgangs eine militärische Grundausbildung zu verpassen und sie dann grundlegend für eine Verwendung in der kämpfenden Truppe zu befähigen, damit im V- oder B-Fall auch nach einigen Wochen Krieg noch halbwegs einsatzfähige Truppe da ist.
Und bei allen Klagen über Millenials und Generation Z:
Die gesellschaftlichen Effekte einer allgemeinen Wehrpflicht können zwar nicht ganz in Abrede gestellt werden, aber ehrlicherweise auch niemals als juristisch taugliche Begründung für ihre Wiederaufnahme dienen. Es ist kein verfassungsmäßig anerkannter Zweck, mittels der Bundeswehr die Gesellschaft zu militarisieren und zu „erziehen“. Allerdings ist natürlich eine positive Entwicklung für die Diskussionskultur in unserem Land, wenn unsere Gesellschaft, die über verteidigungspolitische Themen debattiert und streitet, wenigstens in wesentlichen Teilen aus Personen besteht, die wissen, wovon sie sprechen, weil sie die Streitkräfte – wenn auch nur kurz und unfreiwillig – von innen erlebt haben.
Wie sollten realistisch bleiben. Mit der Ampel Regierung wird es weder eine Dienstpflicht, noch eine Wehrpflicht geben. Die BW verliert 1.000 Soldaten pro Jahr seit dem Juli 2020. Die BW wird nach der bisherigen Erfahrung die nächsten 11 Monate fast jeden Monat weitere Soldaten verlieren. Damit bewegt sich die BW in Richtung der Mindeststaerke/Tiefpunkt von 176.000 Soldaten hin. Wo bleibt die Zeitenwende durch Ausländer in BW oder dezentrale Personalgewinnung??
@Küstengang01: Es gäbe noch Option d) die Öffnung der Streitkräfte für EU-Bürger, wie es schon Luxemburg, Belgien und Irland gemacht haben.
@Closius sagt: 02.09.2022 um 12:54 Uhr
„Wie sollten realistisch bleiben. Mit der Ampel Regierung wird es weder eine Dienstpflicht, noch eine Wehrpflicht geben.“
Realistischerweise wird es das mit gar keiner irgendwie gefärbten Regierung geben, weil es einfach nicht mehrheitsfähig ist. Weder politisch noch gesellschaftlich.
Und dann hat so ein Soldat ja auch nicht die beste Work-Life-Balance. Insbesondere nicht, wenn er im Auslandseinsatz ist. Das geht doch gar nicht, wo doch schon die 3-Tage-Woche diskutiert wird, bei vollem Lohnausgleich natürlich.
Um den aktuellen Personalbestand der Bundeswehr langfristig aufrecht zu erhalten, geht dies meiner Meinung nach, nur über die Einstellung von mehr Zeit-und Berufssoldaten. Nach der im Magazin loyal veröffentlichen, geplanten, neuen Heeresstruktur soll das Heer um einige ArtBtl, FmBtl, AufklBt und PiBtl aufwachsen. Und auch die Marine soll leicht vergrößert werden. Trotzdem soll die Sollstärke der Bundeswehr von über 185 000 Soldaten/innen nicht erhöht werden. Um im Heer die Anzahl der Bataillone und in der Marine die Fähigkeiten zu erhöhen, bei gleichzeitiger Beibehaltung der aktuellen Personalstärke, sollte in der Bundeswehr, der völlig überdimensionierte Verwaltungsapperat, konsequent, reduziert werden. Das Heer hat drei Divisionen mit einer Truppenstärke von knapp 63 000 Soldaten/innen. Im Vergleich dazu hat das polische Heer vier vollausgestattete, mechanisierte Divisionen bei einer Truppenstärke von 47 000 Mann. Bei diesem Vergleich sieht man ganz deutlich wie groß der Anteil der Verwaltung bzw. Selbstverwaltung (Volksmund Wasserkopf) ist. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn wollte ja richtigerweise die Streitkräftebasis wieder auflösen und den Sanitätsdienst wieder in Heer, Luftwaffe und Marine eingliedern. Dies wäre ein richtiger Schritt, in die richtige Richtung gewesen. Es ist sehr schade und bedauerlich, dass sich die Politik, nicht von dieser Forderung hat überzeugen lassen. Mit der Auflösung der SKB und der Wiedereingliederung des Sanitätsdienstes in die Teilstreitkräfte, könnte man den Verwaltungsapperat signifikant verkleinern und mit dem so eingesparten Personal, die geplante, leichte Vergrößerung von Heer und Marine ermöglichen. Für die Bundeswehr wäre es wichtig und gut, wenn die Auflösung der SKB und die Wiedereingliederung des Sanitätsdienstes in die Teilstreitkräfte in Zukunft doch noch möglich ist.
@Belader
Das können Sie! Das gibt sogar das GG her. Im Einzelplan 14 kann man die Besoldungsgruppen genau einsehen und vor 3-4 Jahren hatte ich das spaßeshalber mal gemacht… von den 180.000 sind ca. 10.000 A9-A12 und nochmal 10.000 A13+.
Da sind natürlich auch die Oberstabsfeldwebel mit drin, aber das Verhältnis 1:9 erscheint mir dennoch ungesund (auch wenn ich selbst Teil dieser Zahlen war)
@Closius: Deshalb ja „mittelfristig“.
Ihr Kommentar ist aber in einem wesentlichen Punkt falsch. Es gibt die Wehrpflicht noch immer. Ihre Durchführung ist lediglich ausgesetzt. Das ist vielleicht aus Sicht der Leute, die nun aktuell nicht eingezogen werden, ein vernachlässigbares Detail, verfassungsjuristisch aber von Bedeutung.
Eine Rückkehr zum früheren Status der Wehrpflicht muss dann aber auch rechtlichen und tatsächlichen Anforderungen genügen. Das heißt wiederum, dass heute die Weichen gestellt werden müssen, damit künftige Regierungen überhaupt in die Lage versetzt werden, die Wehrpflicht wieder rechtssicher zu aktivieren.
Es sieht aber in der Tat so aus, dass politisch hierzu aktuell niemand die Traute hat.
@ Politisch Inkorrekt
Nichts für ungut, aber das sind doch hohle Phrasen – „Attraktivität des Dienstes verbessern“, schon wer weiss wie oft gelesen.
Ja, doll, klingt total geschwollen – aber was bedeutet das konkret?
Man kann es nicht oft genug wiederholen, es gibt Besonderheiten dieses Berufes, mit denen man sich anfreunden muss – entweder schafft man das, oder nicht, da gibt es nichts dran „attraktiv“ zu machen. Sich bisweilen klitschnass irgendwo in der Rhön, im Hunsrück oder der Lüneburger Heide den Hintern abzufrieren, derweil die Kumpels/Freundinnen bei „Netflix chillen“, findet man entweder attraktiv, oder nicht. Es bringt auch nichts, diesen Teil „des Deals“ zu verschweigen – ZAW, bezahltes Studium etc, das ist alles schön und gut, aber es ist kein Selbstzweck.
Und was „den Dienst atttraktiv“ gemacht hat, z.B. die Stellenbündelung – insbesondere bei den Unteroffizieren – hat dazu geführt, fast jede Dynamik verloren gegangen ist und man die interne Hierarchie im Unteroffizierkorps zerschlagen hat. Man hat hier zwei Zielkonflkte, die sich nicht lösen lassen. Entweder ist der Dienst attraktiv, dann das geht dann eindeutig zulasten des „Systems Bundeswehr“, oder umgekehrt.
Ein Beispiel: viele mosern über die Truppenschulen, dass da seit Jahrzehnten dieselben Figuren herumspringen und die Lehre truppenfremd ist. Aber selbst will da niemand tot überm Kasernenzaun hängen – also bekommt man da auch niemanden hin. „Wieso sollte ich dorthin gehen, Stabsfeldwebel kann ich doch auch hier werden.“ Oder Hauptmann. Total attraktiv, aber nicht für die Funktionstüchtigkeit der Streitkräfte.
Und der Ruf danach, die Streitkräfte für Ausländer zu öffnen, nur weil sich nicht genug Staatsbürger (m/w/d) für den Dienst in den Streitkräften finden lassen, das ist doch eine Farce. Erstens ist das kein Allerheilmittel bzw. nur ein Tropfen auf den heißen Stein (siehe Belgien) und zum zweiten sind bis dorthin ersteinmal alle anderen Mittel auszuschöpfen.
@Metallkopf
Das scheitert aber bereits daran, daß der GI keine Notwendigkeit für eine Wehrpflicht sieht, unabhängig von einer organisatorischen Umsetzung.
Zudem ist das Thema Wehrgerechtigkeit / Dienstgerechtigkeit u.a. quasi nicht lösbar: Stand 12/2021 gab es lt. Statista 6,1 Mio. Bürger zwischen 18 J. und 24 J. (davon abzuziehen: Ausländer und „Untaugliche“). Wie will man diese große Anzahl unterbringen?
Btw., früher hat das CIA World Factbook noch angegeben, wie viele Personen je Jahrgang volljährig (somit grundsätzlich wehrrechtlich verfügbar) werden, diese Angabe gibt es (zumindest für DEU) leider nicht mehr.
Ohne die Bundeswehr zurück in die Fläche zu bringen, wird sich an diesen Zahlen nicht viel ändern. Neue Verbände müssten an neuen Standorten entstehen, und nicht an den üblichen DP-Konzentrationen.
@Icarus
„an neuen Standorten entstehen“.
Das ist eine außerordentlich wohlfeile, um nicht zu sagen gefährliche Aussage, deren Umsetzung niemand mit Verstand in Angriff nehmen wird.
Man stelle sich nur vor, Abwickelung bisheriger Standorte und die Unmöglichkeit der Verfügbarmachung tausender von qkm in freiem Gelände mit Aufbau von Infrastruktur bei Null beginnend, einschließlich der Schaffung von Übungs- und Schießbahnen/-plätzen, abenteuerlich!
Sie können die Truppe nicht im Stil der Vorwendezeit zurück in die Fläche bringen. Bis 1990 hatten wir 495.000 unter Waffen auf dem Grundgebiet der alten Bundesrepublik. Seit dem hat sich einiges verändert, 183.000 auf um Fläche der ex-„DDR“ angewachsenem Staatsgebiet.
Diese Armee hat seit 1955 so ziemlich allen denkbaren Strukturmodelle, Attraktivitätsprogramme und Fördervorstellungen ausprobiert, umgesetzt und erneut verworfen. Die OAAusb, alle ca 15 Jahre sechselnd von Zentralisierung zu Dezentralisierung ist nur ein beredtes Beispiel von vielen.
Es ändert sich nur rudimentär manchmal ein wenig. Das Dilemma lässt sich durch Maßnahmen weder des Dienstherren noch der Truppe auch nur im Ansatz ändern: es mangelt dieser Gesellschaft an Ernsthaftigkeit bei der Verteidigung (umfassend zu begreifen) ihrer Werte.
Werte, die Söhnke Neitzel in „Deutsche Krieger“ beschreibt, wurden dem Bundesrepublik-Deutschen“ erfolgreich abtrainiert. „Der Kämpfer, der sich in eine weit zurückreichende Ahnenreihe von Kriegern stellt“ sollte verschwinden, die demokratische Gesellschaft diesen Typus des Vaterlandsverteidigers nicht vermissen.
Das Projekt gelang nachhaltig.
@ KPK
Volle Zustimmung!
Uns allen und der Bundeswehr wäre geholfen, wenn wir klare operationale Ziele festlegen und auch mal komplett erreichen würden.
Ich kann die Argumentation das wir für die Wehr/Dienstpflicht keine Unterbringungsmöglichkeiten haben nicht nachvollziehen. Ich habe keine Waffen -> ich kaufe welche. Ich habe keine Strukturen -> ich entwickle welche. Ich habe keine Unterbringungsmöglichkeiten -> Ich baue welche. Entscheidender Punkt ist das „Wollen“. Die Diskussion ist extrem lächerlich aber wohl typisch momentan . Ich sehe auch bedeutende Vorteile für mehr Personal und Kasernen. Die lokale Politik und Wirtschaft würde , bis auf die üblichen 10 % Dauernörgler, sofort bei der Suche nach Standorten die Hand heben. Ebenso müsste man für die Gewinnung von Soldaten mehr Regionalität anbieten , so dass die Soldaten gerne ihre 10, 20 30 km zum Standort fahren und nicht Stunden im Zug verbringen um durch halb Deutschland zu gondeln. Das würde die Attraktivität enorm erhöhen. Ich kenne viele die wegen der weiten Entfernung der Kasernen und den ständigen Umzügen sich gegen ein weiteres Engagement bei der BW entschieden haben. Regionale Einheiten, wo der Großteil der Soldaten wirklich aus der Region kommt hat nicht nur Nachteile , sondern auch Vorteile. Das gilt auch für den ggf. benötigten Aufbau von Reserveeinheiten und Übungen. Aber hier herrschen Tabus an die keiner ran will. Aber die Gegenargumente sind meiner Meinung nach teilweise sehr konstruiert.
Mal von außen betrachtet:
Als spezialisierte Fachkraft im Zivilen reizt mich die Tätigkeit bei der Bundeswehr. Auslandseinsatz und Übungen weg von zuhause wären mir recht.
Aber ich bewerbe mich doch nicht auf eine gänzlich unklare Stelle, oder um im Alltag eine völlig fachfremde Tätigkeit durchzuführen. Dann wäre ich auch schnell kein Spezialist mehr.
Solange die BW nicht Profis lockt mit Profi Aufgaben (im In- und Ausland), werden sie weiter auf Berufseinsteiger setzen müssen.
@KPK: Volle Zustimmung, vor allem zu Ihrem letzten Absatz. Im Laufe meiner nun mehr als 33 Jahre als aktiver Offizier bzw. Reserveoffizier durfte ich, ob als,Lehrgangsteilnehmer in Paris, ob im Einsatz in einem multinationalen Headquarter oder in einer Verwendung an einer Botschaft, zahlreiche Offizierskameraden vor allem aus Frankreich, dem UK, den USA und aus Spanien kennenlernen. Die meisten aus regelrechten Offiziersfamilien und mit einem reflektierten Bild vom Beruf. Der eben nicht so ist, wie „jeder andere“ Der ein breitgespanntes Feld an Aufgaben und Verantwortung bietet. Und dafür viel persönliche Zurücknahme und physische wie psychische Disziplin verlangt.
Und genau das wurde in den letzten Jahren etwas verschwommen in den Hintergrund gestellt. Die Bundeswehr sollte stattdessen der „beste Arbeitgeber“ werden etc.. Mit Kühlschrank und Fernseher auf Stube, Und der Kita vor der Dienststelle.
Aber kaum einer wagte es, mal die Frage zu stellen, ob wir mit „Kita“ eigentlich den Nachwuchs bekommen, den „wir“ (aus meiner schlichten Heeresperspektive) tatsächlich brauchen? Nämlich am Ende des Tages Kämpfer, keine Nine to Five-White Collar Worker.
Perspektivisch werden die Personalumfänge m.E. nur mit dem Wiedervollzug der Wehrpflicht und einer erneuten Reform aller Laufbahnen zu erreichen sein. Denn wenn wir von LV/BV sprechen, müssen wir irgendwann einmal auch über die Wiederauferstehung der TerrH sprechen.
@Küstengang01 sagt: 02.09.2022 um 3:39 Uhr
„Nagut der große Juli Sprung der sich dann im Laufe des Jahres stabilisiert ist dann wohl dieses Jahr ausgefallen.“
Nein, er ist nur geringer als die letzten Jahr. Üblicherweise lag er bei 1.500 in guten Jahren etwas höher. Dieses Jahr liegt er bei knapp über 1.000 was keine (!) gute Zahl ist.
Es bestätigt die problematische Entwicklung seit Beginn Covid.
Wenn die Nachwuchsgewinnung in den nächsten Monaten nicht wieder Fahrt aufnehmen kann, dann sind die avisierten Zahlen nicht mehr nur zeitlich verzögert, sondern vermutlich nicht mehr zu erreichen.
Nun muss man natürlich sagen, dass die Testkapazitäten und die GA-Kapazitäten erst im letzten Quartal freigegeben wurden. D.h. durch den Rekrutierungszyklus sind die Zahlen erst zum 01.07.23 wieder vollkommen aussagekräftig (so lange braucht es bis sich das einmal „durchgeschleift“ hat), aber es ist in der Tat besorgniserregend…
@Florian Staudte sagt: 02.09.2022 um 7:54 Uhr
„So oder so ähnlich wird es uns „Koffer“ wieder verkaufen. Ich bin schon ganz aufgeregt und freue mich auf sein Statement.“
Gähn. Machen Sie sich einfach mal die „Mühe“ und lesen Sie was ich in den letzten Jahren tatsächlich zu diesem Thema geschrieben habe…
@politisch inkorrekt sagt: 02.09.2022 um 10:52 Uhr
„Natürlich gibt es mehr als die genannten MdH und das ständige Rufen nach Pflichtdiensten ist schlicht unrealistisch.“
Ich stimme zu. Ich sehe derzeit keinerlei politische Realisierbarkeit der Aktivierung der Wehrpflicht.
Wenn wir personell wieder Fahrt aufnehmen wollen, dann geht das derzeit nur mit anderen Ansätzen. Und beim besten Willen, wir haben eine MENGE Dinge, die wir in der Personalstruktur und Personalwerbung und Personalförderung besser machen könnten!
@Matthias Limapunkt sagt: 03.09.2022 um 13:26 Uhr
„Und genau das wurde in den letzten Jahren etwas verschwommen in den Hintergrund gestellt. Die Bundeswehr sollte stattdessen der „beste Arbeitgeber“ werden etc.. Mit Kühlschrank und Fernseher auf Stube, Und der Kita vor der Dienststelle.
Aber kaum einer wagte es, mal die Frage zu stellen, ob wir mit „Kita“ eigentlich den Nachwuchs bekommen, den „wir“ (aus meiner schlichten Heeresperspektive) tatsächlich brauchen? Nämlich am Ende des Tages Kämpfer, keine Nine to Five-White Collar Worker.“
Ich stimme Ihnen noch nicht einmal ansatzweise bei dieser Herleitung zu!
Mit Spiegel und Kühlschrank haben wir in der Tat nicht nur Ressourcen verschwendet, sondern auch falsche Signale gesetzt (das war so unglaublich peinlich, brrrrr). Aber Kita??? Natürlich müssen wir unseren Soldaten ermöglichen auch ein Familienleben zu haben. Ganz im Gegenteil, gerade WEIL Soldaten 24/7 im Dienst sind, müssen wir sie maximal bei genau solchen Dingen unterstützen. Die Zeiten wo unsere Soldaten alles Männer waren und die Kinder von der zuhausbleibenden Ehefrau versorgt wurden sind (glücklicherweise!) lange vorbei. Aufwachen!
@Koffer sagt:
03.09.2022 um 16:37 Uhr
….D.h. durch den Rekrutierungszyklus sind die Zahlen erst zum 01.07.23 wieder vollkommen aussagekräftig (so lange braucht es bis sich das einmal „durchgeschleift“ hat), aber es ist in der Tat besorgniserregend…
Neee, auch 23/24/25…… wird’s nicht besser. Wir gucken uns das Spielchen doch schon seit Jahren an. In der Wirtschaft gibt’s mittlerweile auch keine Leute mehr. Polizei, Feuerwehr, Zoll welche ja in etwa die selbe Zielgruppe ansprechen haben auch Probleme ihre Dienstposten zu besetzen obwohl sie den besseren Deal anbieten.
In meiner Branche „Seefahrt“ geht die Bundespolizei sogar soweit, Seeleute für ihre Einsatzschiffe direkt anzuwerben und mit 6 Monaten Ausbildung im technischen Dienst an Bord zu stecken. Da rennt man dann nach 6 Monaten nicht mit A4 OGfr. umher sondern A8 POM.
Und bunte Diagramme haben noch keinen Krieg gewonnen, angeblich war ja 1944 das Jahr mit der höchsten Rüstungsproduktion in Nazi-Deutschland. Trotzdem war der Krieg im Jahr darauf Verloren.
Schauen wir doch einmal gen Osten und betrachten den Zustand der russischen Armee. Wer ist denn vorm 24./II als Zeitsoldat geblieben nach dem Wehrdienst? Wie sah es mit dem tatsächlichen Einsatzwert dieses Personalkörpers aus?
Die Antwort dürfte dem Brandstifter Putin nicht gefallen, es waren die Jenigen die nur des Geldes blieben oder in Ermangelung von beruflichen Alternativen. Und der Einsatzwert ist gelinde gesagt unterirdisch, wenn man bedenkt das im Februar jeder Analyst auf das Grab seiner Urgroßmutter geschworen hätte, dass die Uraine binnen Wochen geschlagen wird.
Schlimm ist nur das wir genau solch eine Invalide Armee ohne tatsächlichen Einsatzwert züchten die nur am roten Teppich bei Staatsbesuchen gut dasteht.
Und wenn die Pensionswelle der Babyboomer richtig rollt, dann wird es ganz ganz eng mit Nachwuchs.
Aber wie sie richtig bemerkt haben…. Es ist in der Tat besorgniserregend.
Leute, „Kita“ gehört mittlerweile fest zum Bestandteil von „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ – wer sich darüber lustig macht, der hat nicht mitbekommen, wie sehr sich der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren verändert hat.
Viel eher sehe ich hausgemachte Probleme: Werbung und Alltag liegen Lichtjahre auseinander und noch immer gelingt es insbesondere im Bereich der Mannschaften nicht, einen attraktiven Dienst zu gestalten, um weiteren Nachwuchs zu generieren. Wer beispielsweise mit Kämpfern wirbt und dann kein Großgerät hat, an dem die jungen Soldaten ausgebildet werden kann, der brauch sich letztlich nicht wundern, wenn der Frust sich über soziale Netzwerke Bahnen bricht und potentielle Interessenten abschreckt.
Zusammengefasst: Gammeldienst, keine oder wenig Ausrüstung, unklare Aufträge, bisweilen zweifelhaft motivierte direkte Vorgesetzte und zuletzt der Endgegner BAPers (für alle, die denn die Karrierecenter besiegen konnten…) – wen wundern die Zahlen eigentlich ernsthaft?!
@Küstengang01 sagt: 03.09.2022 um 22:52 Uhr
„Neee, auch 23/24/25…… wird’s nicht besser. Wir gucken uns das Spielchen doch schon seit Jahren an.“
Ich würde mir wirklich wünschen, dass meine Kommentare auch gelesen statt nur beantwortet werden.
1. Wir haben drei vollkommen unterschiedliche Zeitabschnitte!
– 2015 bis 2019 –> Trendwende Personal
– 2020 bis einschliesslich 1. und 2. Quartal 2022 –> Covid19
– seit III/22 bis X? –> aktuelle Entwicklung
Wenn Sie sich die Mühe machen die unterschiedlichen tatsächlichen Zahlen zu betrachten und was ich dazu jeweils geschrieben habe, dann dürften Sie erkennen, dass nicht das gleiche zu allen drei Zeiträumen geschrieben habe.
Darüber hinaus erlaube ich mir jeden Kommentator der für alle drei Zeiträume die gleichen „Rezepte“ hatte und hat mit großer Skepsis zu begegnen. Wer unterschiedliche Probleme immer wieder mit den gleichen Antworten versucht zu kommentieren dürfte eher an der Verlautbarung seiner eigenen Meinung, denn an der tatsächlichen Problemlösung orientiert sein.
„Aber wie sie richtig bemerkt haben…. Es ist in der Tat besorgniserregend.“
In dieser Bewertung des aktuellen Zeitraums sind wir allerdings einig.
@Voodoo sagt: 03.09.2022 um 23:13 Uhr
„Leute, „Kita“ gehört mittlerweile fest zum Bestandteil von „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ – wer sich darüber lustig macht, der hat nicht mitbekommen, wie sehr sich der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren verändert hat.“
100% Zustimmung.
Und noch darüber hinaus! Wenn wir a) motivierten und qualifizierten Nachwuchs bekommen wollen und diese Soldaten auch über längere Zeit binden wollen und b) ernsthaft vorhaben unsere Soldaten (so wie früher und mEn für unseren Beruf notwendig) flexibel und deutlich über 0730-1600 pro Tag hinaus im Dienst halten zu wollen (Nachtausbildung, mehrtägige Übungen, etc.), dann ist es nicht nur eine Frage der gesellschaftlichen Attraktivität, sondern vielmehr auch eine Frage des gesunden Egoismus.
Denn wenn wir nicht Kita, Schule/Nachhilfe (und wenn es nach mir geht auch wieder von Familienwohnungen) für die Soldaten und deren Familien bereit stellen, dann können wir es schlicht nicht mehr verlangen.
Es ist etwas anderes von einem 19jährigen Wehrpflichtigen zu verlangen auch kurzfristig in eine Nachtausbildung zu gehen oder länger Dienst zu schieben oder von einem/r 25 oder 30jährigen Vater/Mutter der/die Verantwortung für die Kinder hat, ggf. sogar alleinerziehend!
Diejenigen, die immer nach der Wehr- oder einer Dienstpflicht rufen sind sich aber schon im Klaren, daß dabei etwas Voraussetzung wäre, vor dem die deutsche Politik die Perlonhöschen seit mehr als 30 Jahren bis zum Bund voll hat, ja? Nämlich eine grundsätzliche Debatte ohne vorgefertigtes Endergebnis und ohne „rhetorische Nebelkerzen“. Und selbst dann dürfte die Frage enorme Sprengkraft haben – wohl v.a. weil hier „Boomer“ vs „Youngster“ (die, die es nicht mehr betrifft vs die, die es beträfe) hier das Motto der Debatte wäre. Und am Ende muß (und dürfte) dann wohl kaum das herauskommen, was die Wortführer der Wehrpflicht hier im Sinne haben.
@ Koffer
Sie können gerne gähnen. Überhaupt kein Problem.
Die Probleme hat nur die Bundeswehr. Welchen Sinn hat die gegenwärtige Struktur, wenn es mehr als unwahrscheinlich ist, dass diese personell nicht unterlegt werden kann?
Warum nehmen Sie die Realität nicht wahr? Es wird nicht mehr besser.
@Koffer sagt:
03.09.2022 um 23:37 Uhr
…Wir haben drei vollkommen unterschiedliche Zeitabschnitte!
– 2015 bis 2019 –> Trendwende Personal
– 2020 bis einschliesslich 1. und 2. Quartal 2022 –> Covid19
– seit III/22 bis X? –> aktuelle Entwicklung…
Es ist doch immer irgend eine Lage die man meistern muss. Das geht doch keinem Unternehmer oder irgendeinem Personaler in einer Behörde anders. Ich habe halt irgendwie den dumpfen Eindruck das im Personalamt aber auch sehr gerne auf diese und jene „äußeren Umstände“ verwiesen wird um den eigen Arsch an der Wand zu haben und eben nicht Klartext zu sprechen gegenüber der politischen Führung.
Ein bisschen so wie im Osten, wo der Plan immer übererfüllt wurde…. es aber trotzdem nicht genug Ware in den Schaufenstern gab.
An die grundlegenden Probleme will doch keiner ran. Das ist unangenehm und bestimmt nicht förderlich für die eigene Karriere.
Ich als Steuerzahler wundere mich das die Bundeswehr die höchsten Etats ihrer Geschichte hat und trotzdem in fast jedem Bereich auf dem Zahnfleisch geht. Da hab ich Verständnis für Leute die sich den täglichen Einkauf nicht mehr leisten können und sich fragen wozu brauche wir diese Gurkentruppe. Die reiche Schweiz macht ihre Landesverteidigung mit einem Zehntel der Mittel. Das kleine Israel (was bis heute in der bloßen Exestens bedroht ist) mit einem Fünftel der Mittel die die Bundeswehr bekommt.
Trotzdem schafft man es nicht die einfachste Aufgabe einer Armee zu erfüllen… Genug Soldaten auf den Hof zu stellen. Ob die Panzer dann fahren oder die Flugzeuge auch Fliegen ist ja dann eine andere Frage aber noch nicht Mal das Personal zu bekommen obwohl man Gehälter zahlt die nicht unbedingt schlecht sind… kann nur daran liegen das man mittlerweile einen Ruf hat der auf dem selben Niveau wie „Robbenjäger“ oder „Walfänger“ liegt.
@Küstengang01 sagt: 04.09.2022 um 11:43 Uhr
„Genug Soldaten auf den Hof zu stellen. Ob die Panzer dann fahren oder die Flugzeuge auch Fliegen ist ja dann eine andere Frage…“
Das sehe ich anders. Hätten Sie Lust, bei einer Firma anzufangen, die angeblich ein tolles Produkt herstellt, aber weder Produktionsmittel noch Material dafür hat? Also ich nicht, da kann die Bezahlung noch so toll sein.
Die Bundeswehr erinnert momentan an die VEB der DDR. Wenn nichts tun war, weil keine Rohstoffe etc da waren, dann wurde eben Karten gespielt oder sonstwas gemacht.
Und bei der Bundeswehr darf man dann obendrein noch in den Auslandseinsatz, bei dem man nichts machen darf (z.B. Mali).
Das ist alles kontraproduktiv ohne Ende für die Personalgewinnung.
@Pio-Fritz sagt:
04.09.2022 um 13:50 Uhr
…Das sehe ich anders. Hätten Sie Lust, bei einer Firma anzufangen, die angeblich ein tolles Produkt herstellt, aber weder Produktionsmittel noch Material dafür hat? Also ich nicht, da kann die Bezahlung noch so toll sein…
Erstmal muss man alle Dienstposten besetzten, sprich das Personal auf den Hof stellen. Bekomme ich das nicht nutzen mir 10.000 Panzer nix wenn ich keinen hab der die fahren kann/darf.
Dann gucke ich das die nicht nur tollen Formaldienst können sondern auch die benötigte Ausrüstung am Mann/Frau haben.
Und dann sollte natürlich auch noch der Panzer funktionieren und das Schiff zur See fahren können.
Die Reichswehr hat ja auch mit Panzeratrappen aus Stoff und Pappe ihre Ausbildung betrieben… aber da war kein einziger Dienstposten unbesetzt.
@Pio-Fritz
Das schlimme an der Bundeswehr ist aber, dass man eben nicht Karten spielen darf.
Alle müssen dann täglich ganz wichtige Exceltabellen ausfüllen und Power-Point-Folien erstellen und wehe man hält einen Termin nicht ein. Auch wenn bei diesem Termin absehbar wieder nichts wichtiges bei rumkommt, wie die letzten 20 male.
Wenn man an der Situation selbst was ändern will, legen einem andere Bereiche (z. B. Personaler oder Vorgesetzte) Knüppel zwischen die Beine.
Das ist das Problem und nicht nur die ausbleibenden Produktionsmittel.
Nicht jeder Soldat ist ein Panzerfahrer, aber jeder Soldat hat 100 Aufgaben in seinem Bereich und könnte ohne Probleme, wenn er mal Zeit hat, ein paar dieser Aufgaben erledigen. Diese Aufgaben sind die letzten Jahre und Monate wegen der „Unwichtigkeit“ liegengeblieben, Tabellen und Laber-Konferenzen waren wichtiger.
Selbst wenn man dann nichts zu tun hätte, für Sport oder einen freiwillen AMILA Marsch ist dann von oben auch keine Freigabe zu bekommen.
Man muss ja vor Ort sein, wenn was wichtiges passiert. Was aber die letzten Jahre und Monate nie der Fall war! (selbst im Zeitalter von Mobiltelefonen ist diese Situation auch händelbar)
Sowas schafft Unzufriedenheit. Es ist ein verkrustetes System mit vielen Problemen, nicht nur kaputte Panzer oder fehlendes Gerät.
@Florian Staudte sagt: 04.09.2022 um 10:47 Uhr
„Warum nehmen Sie die Realität nicht wahr? Es wird nicht mehr besser.“
a) Wenn Sie tatsächlich mal unvoreingenommen lesen würden, was ich schreibe, könnten Sie erkennen, dass ich erhebliche Zweifel an der aktuellen Struktur habe!
b) Als jemand der vom Fach ist liegt mir einfach mehr an sachlichen und differenzierten Austausch als an der mannigfachen Wiederholung simplifizierender, verzerrender, emotionaler und pauschalisierender Aussagen nach dem Motto „damals als die Gummistiefel noch aus Holz waren hatten wir die Wehrpflicht und alles war besser“ oder „die Jugend von heute ist so verweichlicht und unser militärischer Nachwuchs kann gar nichts“.
Nicht dass die letzten beiden Punkte von Ihnen kämen, aber bei Sie sind einfach nicht bereit die Zahlen so zu nehmen wie sie tatsächlich sind. Sie haben Ihren Prognose über die Zahlen irgendwann vor ein paar Jahren fixiert und sind seit dem einfach nicht bereit auf die tatsächlichen Entwicklungen (zum guten, wie bis 2019 oder zum deutlich schlechten wie 2020/2021 oder zum unerfreulichen wie aktuell) zu reagieren.
Ich habe wieder und wieder versucht durch verweis auf die tatsächlichen Zahlen ein bisschen Realität einzubringen. Und zwar NICHT mit der Aussage: „alles ist gut“, denn das ist noch nicht einmal ansatzweise mein Punkt (ganz im Gegenteil), aber durch den Versuch differenzierte Analyse der Zahlen vorzunehmen und über die wirklich wichtigen Punkte zu sprechen.
Aber das einzige was ich von Ihnen als Reaktion bekomme ist üblicherweise persönliche Attacke.
Vielleicht sollten wir beide einfach die Kommunikation einstellen?
Mich ermüdet es und den Rest der Leser vermutlich auch.
@Küstengang01 sagt: 04.09.2022 um 11:43 Uhr
„Ich habe halt irgendwie den dumpfen Eindruck das im Personalamt aber auch sehr gerne auf diese und jene „äußeren Umstände“ verwiesen wird um den eigen Arsch an der Wand zu haben und eben nicht Klartext zu sprechen gegenüber der politischen Führung.
Ein bisschen so wie im Osten, wo der Plan immer übererfüllt wurde…. es aber trotzdem nicht genug Ware in den Schaufenstern gab.“
Zustimmung! Nach meiner Wahrnehmung für das Heer sind die Lösungen die derzeit in Köln erarbeitet werden sind mehr an der reinen Quotenerfüllung orientiert als am tatsächlichen Bedarf der Streitkräfte. Einige der „Lösungen“ wirken sich mEn sogar direkt kontraproduktiv aus. Die Überalterung der Streitkräfte wird nicht nur hingenommen, nein sie wird sogar vorangetrieben. Die Flexibilität der Chefs und Kommandeure wird eingeschränkt. Die Bürokratie überbordet. Personalführung wird „justitiabel“ aber nicht zielführend betrieben.
„Ich als Steuerzahler wundere mich das die Bundeswehr die höchsten Etats ihrer Geschichte hat und trotzdem in fast jedem Bereich auf dem Zahnfleisch geht.“
Naja, dass wieder sehe ich anders. Es ist doch klar warum. Nach jahrelanger dramatischer Unterfinanzierung benötigen wir vermutlich eine Dekade um die Probleme der Vergangenheit bewältigt zu haben. Rüstung dauert 3-5 Jahre für normale Projekte (Großprojekte länger) und Personalstrukturen brauchen noch viel länger bis sich Sünden hier „ausgewachsen“ haben…
@Küstengang01 sagt: 04.09.2022 um 16:40 Uhr
„Die Reichswehr hat ja auch mit Panzeratrappen aus Stoff und Pappe ihre Ausbildung betrieben… aber da war kein einziger Dienstposten unbesetzt.“
Ich liege hier zwischen Ihnen und @Pio-Fritz. Einerseits zeigen Sie mit Verweis auf die Reichswehr berechtigterweise auf, dass man auch ohne gute Ausrüstung und in einem schwierigen Umfeld eine gute Armee aufstellen kann. Aber andererseits konnte die Reichswehr sich wenigstens auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Derzeit werden der Truppe (wo es überhaupt noch Truppe ist und nicht Wasserkopf in höheren Stäben, Ämtern und Kommandobehörden) so viele Auflagen gemacht, dass auch Ausbildung ohne Material eine Herausforderung ist…
Nein, eben nicht! Beides muss mindestens Hand in Hand gehen, gerne ist aber zuerst ausreichend Material auf dem Hof. Fragen Sie mal bei den neu aufgestellten Panzerbataillonen nach, wie da in den letzten zwei, drei Jahren die Stimmung in den Kampfkompanien war. Mindestens von einem Bataillon weiß ich, dass man dort fast zwei Generationen von Richt-/Ladeschützen verbrannt hat, weil kein bzw. dann nicht genug Großgerät verfügbar. Und über Gefechtsstandfahrzeuge und -material schweigen wir uns an dieser Stelle lieber aus…
Ich befürchte, dass wir das mittlerweile auf fast alle Bereiche der Bundeswehr, abseits der Panzerei, ausweiten können. Daher bleibe ich dabei: So ködert man keinen guten Nachwuchs, sondern vergrault ihn!
@ Koffer
So lange wie ich Angehöriger der Bundeswehr bin werde ich meinen Kommentar abgeben. Das wird Sie garantiert nicht ermüden. Im Übrigen bin ich weit davon entfernt, Sie persönlich anzugreifen.
Mein zentraler Punkt ist doch:
Das Delta zwischen 203k und aktuell 183k bleibt doch leider mehr oder weniger stabil. Ich habe größte Zweifel, ob die deutsche Gesellschaft überhaupt unter den aktuellen Bedingungen 203k Soldatinnen und Soldaten generieren kann.
Aus meiner persönlichen Sicht sind 203k unrealistisch. Vorschlag: 180k festschreiben, Performance insgesamt verbessern und ggf. ein gesundes Wachstum bei Verfügbarkeit von Geld und Personal anvisieren.
So wird es kommen. Versprochen!
@Florian Staudte sagt: 04.09.2022 um 20:32 Uhr
„So lange wie ich Angehöriger der Bundeswehr bin werde ich meinen Kommentar abgeben.“
Und erneut haben Sie meinen Kommentar nicht (richtig) gelesen. Ich habe nicht von Ihnen verlangt nicht zu kommentieren, sondern lediglich vorgeschlagen, dass wir unser monatliches Zwiegespräch mit persönlichen Angriffen und immer wiederkehrenden, gleichen Argumenten beenden.
„Das wird Sie garantiert nicht ermüden. Im Übrigen bin ich weit davon entfernt, Sie persönlich anzugreifen.“
Beides ist unzutreffend. Wobei Sie gerne auch den begriff „ermüdet“ mit „persönlich angegriffen und genervt“ ersetzen können.
Ich für meinen Teil werde jetzt das Zwiegespräch beenden. Zumindest für diesen Monat. Vielleicht kommt ja im nächsten Monat ein neues Argument weswegen es sich lohnen würde (erstmalig?!) in einen echten Dialog zu treten? Mal sehen…
Man könnte mit Mitteln aus dem Einzelplan 14 die, wie die Pandemie gezeigt hat, schwach aufgestellten Gesundheitsämter aufwachsen lassen, wenn man dort eine Art Musterung sowie Wehr-/Zivildienstberatung durchführen würde. Dabei könnte man auch gleich die Bereitschaft zu Knochenmark- / Organspende abfragen und ohnehin anstehende arbeitsmedizinische Untersuchungen sowie eine Impfberatung durchführen.
Die Kommunen wären entlastet, die Gesundheitsämter gestärkt und nach einer Beratung würden sich sicherlich zahlreiche junge Bürger zum Dienst entscheiden, oder sich zumindest erfassen lassen.
Grundsätzlich gibt es auch im Baltikum und in Skandinavien betrachtenswerte Modelle.
[Danke, und spätestens bei „ohnehin anstehende arbeitsmedizinische Untersuchungen sowie eine Impfberatung“ sind wir beim OT, den wir jetzt nicht weiter auswalzen. T.W.]
Mich würde zusätzlich zu den reinen Zahlen an aktiven und hinzugewonnen Soldaten der drei Laufbahngruppen noch interessieren, wie alt diese sind.
Ich habe das Gefühl, dass es Bereiche gibt, wo kaum noch ein Soldat unter 30 in der Einheit ist. Vielleicht mal ein Oberleutnant U30 oder ein junger Feldwebel/Oberfeldwebel, Sonst gibt es „nur“ Mannschaften ab Stabsgefreiter aufwärts und bis zu 40 Jahre alt. Dazu Hauptfeldwebel und höher im selben Altersband. Ich habe in einer Einheit, in der früher der Einsatzoffizier ein Hauptmann war, plötzlich drei bis vier Hauptleute.
Die Frage ist ja, wie viele der älteren Damen und Herren sind wirklich auslandsverwendungsfähig. Wie motiviert ist ein 40 jähriger Oberstabsgefreiter nach 12+ Dienstjahren, mit dem Wissen, er ist ja SaZ 25, den wirft schon keiner raus.
Es wird Zeit, dass das Gehalt endlich vom Dienstgrad abgekoppelt wird. Zudem sollte es nur Verlängerungen von max. 4 Jahren geben. Danach muss extern ein Sporttest und eine Eignung nachgewiesen werden, bevor weiter verpflichtet wird. Dafür gibt es für jeden 4 Jahres Turn dann 1,5 Übergangsgebührnisse. Die 100 Milliarden hätten zu 60 % für die aktuellen Lücken beim Material (Munition, Ersatzteile & wirklich dringende Ersatzbeschaffung) und zu 40% für Personalkosten genutzt werden sollen.
Zudem wäre es sinnvoll, Kasernen endlich einmal in die Nähe von größeren Orten zu bauen bzw. eine gute Verkehrsanbindung (Gleis & Straße) dorthin zu gewährleisten. In ganz Deutschland gibt es seit Jahren eine Flucht vom Land in die Stadt. Nur die Bundeswehr denkt, es ist eine super Idee, Truppenschulen und Kasernen irgendwo im Nirgendwo aufzubauen. Damit wird sich die Masse aber nicht ködern lassen.
Wie mir scheint, sollte die Bundeswehr ganz massiv in autonome Systeme investieren.
Das sind aber alles schon bekannte Probleme.
Es werden/wurden weniger geboren – daher auch die notwendige Personalzuführung aus anderen Bereichen.
Bereich 1: Frauen
Folge: Attraktivität für Frauen muss erhöht werden (Kita, Vereinbarkeit Familie/Beruf)
Bereich 2: Ältere Jahrgänge im Vergleich zu früheren Zeiten (entweder gleich ältere Bewerber einstellen oder aktive Soldaten verlängern)
Folge: Anforderungen müssen gesenkt werden
Das alles ist kein hausgemachtes Problem, denn für die Demografie kann die Bundeswehr nichts.
Sie kann aber etwas für die illusorischen Ziele, an die man sich klammert (und auch einige Kommentare haben die Realität noch nicht verinnerlicht).
Ein Aufwuchs ist unmöglich, sogar ein Ziel von ungefähr 185.000 Soldaten ist nicht erreichbar.
Die Mittel der Personalzuführung sind ausgeschöpft und trotzdem steigt die Soldatenzahl nicht stark an.
Der kleine Anstieg die letzten Jahre ist ausschließlich durch die Erhöhung des Altersbandes und zu einem kleinen Teil aus der zusätzlichen Rekrutierung von Frauen erreicht worden.
Das kann man aber nicht einfach fortschreiben – da ist bald Ende Gelände!
Im Gegenteil, das Pendel schwingt bei dem höheren Altersband irgendwann mit voller Wucht zurück und die Entlassungen pro Jahr werden dann richtig groß werden.
Wenn man also irgendwann ein Ziel von xxx Tausend Soldaten erreicht hat, wird in den darauf folgenden Jahren das Halten dieser Zahl viel schwieriger werden, als die momentane Steigerung dieser Zahl.
Viel Spaß dann beim Besetzen von Dienstposten. Deshalb ist ein Ausbau von Kasernen auch teilweise unlogisch. Wenn die fertig gebaut sind, schwingt das Pendel schon zurück.
Zahlen:
2022 – 13,0 % Frauenanteil
2021 – 12,8 % Frauenanteil
2020 – 12,4 % Frauenanteil
2019 – 12,2 % Frauenanteil
2018 – 12,0 % Frauenanteil
2017 – 11,6 % Frauenanteil
2016 – 11,1 % Frauenanteil
@ Tom Cruise
Ich begrüße es außerordentlich, dass Sie die Realität beschreiben. Eine rosarote Brille hilft wirklich niemandem.
Das BMVg kann die Demografie nicht ändern. Es kann und muss aber die Folgen der Demografie darstellen, um dann daraus die Personalstärke der Bundeswehr abzuleiten.
Alles andere wäre doch grotesk.
@Tom Cruise sagt: 05.09.2022 um 14:41 Uhr
„Der kleine Anstieg die letzten Jahre ist ausschließlich durch die Erhöhung des Altersbandes und zu einem kleinen Teil aus der zusätzlichen Rekrutierung von Frauen erreicht worden.“
Da fällt mir glatt die Kinnlade runter bei dieser Aussage.
Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben, gibt es seit 2001 Frauen bei der Bundeswehr in allen Laufbahnen, Teilstreitkräften und Truppengattungen.
Kein Wunder, dass die Zahlen auf dem relativ niedrigen Niveau verharren, wenn da solche Macho-Chauvi-Sprüche wie von Ihnen rausgehauen werden. Ihre Aussage heißt doch nichts anderes, als „In der großen Not haben wir versucht, die Lücken mit Frauen zu füllen. Aber selbst das hat nicht geklappt.“
Die derzeitige Performance der RUS Streitkräfte offenbart so einige der Problemfelder moderner „Vertragsarmeen“ und vieles ist meiner Ansicht nach 1:1 auf die Bundeswehr übertragbar. Will sagen: Bei all dem bedauernswerten Versagen an der Spitze und im Mittelbau der Bundeswehr, es ist nicht allein ein nationales Phänomen.
Die diversen Analysen zur RUS Armeestruktur sind natürlich alle etwas eingefärbt vom gegenwärtigen Informationskrieg, aber o.g. Phänomene wie z.B.: Demographie, Motivaitonsprobleme, Hierarchiepyramiden welche auf dem Kopf stehen, zerrüttete und demoralisierte Mischverbände…da sollte Deutschland nun wirklich nicht spöttisch mit dem Finger auf die russische Armee zeigen. Oder die US – Armee, welche auch unter vergleichbaren Phänomenen leidet.
Eine gute Quelle wäre hierzu: Näbig, Roger im Interview mit Puchow, Ruslan: „Russischer Verteidigungsexperte Ruslan Puchow im Interview zum Ukraine-Krieg: Ungleicher Kampf der Gladiatoren?“
Quelle:
https://konflikteundsicherheit.wordpress.com/2022/08/14/russischer-verteidigungsexperte-ruslan-puchow-im-interview-zum-ukraine-krieg-ungleicher-kampf-der-gladiatoren/
Was bleibt ist die Anerkenntnis, dass es für postindustrielle Wirtschaftnationen, welche bereits die Blüte ihrer Positiventwicklung in früheren Generationen abgeschöpft haben (geografisches Europa in 2 Weltkriegen), schlicht nicht möglich sein wird an Armeemodellen festzuhalten, welche sie auch weiterhin zu Großkriegen befähigen könnten
Zum Glück!, möchte ich hinzufügen.
Zum strukturellem Siechtum der Bundeswehr wiederhole ich meine Lösungsansätze:
Im Frieden hilft nur noch die demütige Auflösung und Neuaufstellung, im Krieg die rasche Niederlage mit anschließender Neuaufstellung.
„Kein Wunder, dass die Zahlen auf dem relativ niedrigen Niveau verharren, wenn da solche Macho-Chauvi-Sprüche wie von Ihnen rausgehauen werden.“
Vielleicht haben Sie es nicht mitbekommen, aber in den letzten knapp 10 Jahren gab es ein größeres Augenmerk auf den Frauenanteil und wie man ihn in der Bundeswehr erhöhen kann. (Beispiele sind ja die Kita, Schwangerschaftsuniform, Werbung mit Kameradinnen)
Natürlich kann man sich dem verschließen und die Realität ausblenden, aber auch in anderen ähnlichen Organisationen wurde dies so getan.
Bei der Polizei beispielsweise ist der Frauenanteil insgesamt auch stark angestiegen in den letzten 15-20 Jahren.
Natürlich meine ich damit nicht, dass nun die Frauen die Lücke schließen müssen.
Aber ohne das Augenmerk auf mehr weibliche Bewerber in den letzen 10 Jahren hätte die Bundeswehr insgesamt noch schlechtere Personalzahlen.
Von Jahr zu Jahr werden es mehr Frauen in der Bundeswehr und das ist eine erfreuliche Entwicklung. Aber auch hier wird man die Zahlen nicht bis in die Ewigkeit fortschreiben können. Das bedeutet dann auch, dass Frauen irgendwann keinen zusätzlichen (!) Aufwuchs darstellen. Noch tun sie das ja, wenn auch „nur“ ein paar hundert Soldatinnen pro Jahr zusätzlich.
2022 +300
2021 +500
2020 +650
2019 +750
2018 +900
2017 +1000
Wie man sehen kann ist die Steigerung jedes Jahr kleiner, also bald stagniert dann die Anzahl an Frauen in der Bundeswehr.