Bundeswehr-Personalplanung: (noch) mehr Soldaten gesucht?

Die Bundeswehr soll möglicherweise noch stärker wachsen als bislang geplant: Das Verteidigungsministerium untersucht derzeit, ob es weiterhin bei der geplanten Verstärkung auf 203.000 Dienstposten für Soldatinnen und Soldaten (einschließlich Reservistenstellen) bleiben soll. Allerdings hat die Truppe derzeit um die 184.000 aktive Soldatinnen und Soldaten und verzeichnet keinen wirklichen Zuwachs.

In seinem am vergangenen Freitag veröffentlichten Sachstandsbericht zur Bestandsaufnahme der Bundeswehr hatte das Verteidigungsministerium angekündigt, die Zahl der Stellen für Reservedienst Leistende von bislang 4.500 auf 7.500 aufzustocken. Daraus folgt die Frage, was das denn nun für den Gesamtumfang der Bundeswehr bedeutet.

Die im Dezember 2020 beschlossene – und unverändert gültige – mittelfristige Personalplanung der Bundeswehr sieht vor, dass die Truppe bis 2027 dann 203.000 Soldatinnen und Soldaten umfassen soll, davon rund 186.300 Soldat*innen auf Zeit (SaZ) und Berufssoldat*innen, bis zu 12.500 Freiwillig Wehrdienst Leistende und 4.500 Reservistenstellen. Die angekündigte Erhöhung der Reservistenstellen um 3.000 muss damit also entweder zu einer Erhöhung des geplanten Gesamtumfangs führen – oder zu einer Verringerung der geplanten Zahl aktiver Soldatinnen und Soldaten.

Meine entsprechende Frage an das Verteidigungsministerium, was davon denn geplant sei, führte zu einer, nun, etwas kryptischen Antwort:

Im Rahmen der laufenden kritischen Bestandsaufnahme werden gleichwohl ergebnisoffen und planungskategorieübergreifend weitere Untersuchungen zur personellen Obergrenze für militärisches und ziviles Personal geführt. Die Erhöhung des Umfangs von Stellen für die Reserve bis 2027 auf 7.500 Stellen und deren dauerhafte Verstetigung auf diesem Niveau wurde als dringender Handlungsbedarf entschieden.

Das klingt eher danach, dass die 3.000 jetzt vorgesehenen neuen Stellen für Reservedienst Leistende oben drauf kommen – und damit ein Gesamtumfang der Bundeswehr von mehr Soldatinnen und Soldaten als die bislang geplanten 203.000 angestrebt wird.

Damit wird die Frage noch drängender, wie die angestrebte Vergrößerung erreicht werden soll. Nach den jüngsten veröffentlichten Zahlen für den April dieses Jahres – die Zahlen für Mai lagen auch am (heutigen) 12. Juli noch nicht vor – hat die Bundeswehr knapp 183.500 aktive Soldatinnen und Soldaten, davon knapp 174.000 Zeit- und Berufssoldat*innen.

Diese Gesamtzahl ist nicht nur seit einiger Zeit ziemlich unverändert, auch die interne Struktur hat sich verschoben: Die Zahl der Zeitsoldat*innen sank, die Zahl der Berufssoldat*innen stieg. Kein wirklicher Hinweis darauf, dass es der Truppe gelingt, Männer und Frauen neu für den Dienst zu werben.

(Foto: Vorführung eines Roboterhunds beim Stab Test- und Versuchsverband Digitalisierung Landbasierter Operationen in Munster am 11. Juli 2022 – Carl Schulze/Bundeswehr)