Personalstärke April 2022: Knapp über 183.000, Rekord-Tief an Zeitsoldaten
Die Gesamtzahl der aktiven Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr ist im April 2022 im Vergleich zu den Vormonaten weitgehend konstant geblieben. Zunehmend zeigt sich aber eine Verschiebung in der Struktur: die Zahl der Zeitsoldat*innen war mit 117.944 die niedrigste seit der erstmaligen Ausweisung nach Statusgruppen im Oktober 2018. Zugleich stieg die Zahl der Berufssoldatinnen kontinuierlich an. Die Zahl der Freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL) stieg auf den höchsten Stand seit Mai 2017.
Angesichts dieser Entwicklung diesmal zuerst die (von einem Leser, vielen Dank!) regelmäßig aktualisierte Tabelle mit den Zahlen zur Personalstärke:
Die Statistik für April 2022, Anfang Juni wie üblich unter dem immer gleichen Link eingestellt:
Insgesamt leisten 183.427 Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst bei der Bundeswehr
Bundesministerium der Verteidigung 1.104
unmittelbar nachgeordnete Dienststellen 3.331
Streitkräftebasis 27.836
Zentraler Sanitätsdienst 19.777
Heer 63.132
Luftwaffe 27.220
Marine 15.988
Cyber- und Informationsraum 14.276
Bereich Infrastruktur, Umweltschutz, Dienstleistungen 952
Bereich Ausrüstung, Informationstechnik, Nutzung 1.802
Bereich Personal 8.009
davon bis zu 5.400 Studierende an Bundeswehr-Universitäten
Berufssoldaten 55.797
Soldaten auf Zeit 117.944
Freiwillig Wehrdienstleistende 9.342
Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz 344
Die Zahl der Frauen in den Streitkräften:
23.786 Soldatinnen sind aktuell bei der Bundeswehr; rund 13 Prozent (beträgt der) Anteil der Soldatinnen bei der Bundeswehr
Heer 4.688
Luftwaffe 2.509
Marine 1.690
Streitkräftebasis 3.232
Sanitätsdienst 8.131
Cyber- und Informationsraum 1.432
Ministerium und andere Bereiche 2.104
Laufbahngruppe/Laufbahnen (auch Anwärterinnen)
Offizierinnen 6.394
Unteroffizierinnen mit Portepee 8.100
Unteroffizierinnen ohne Portepee 3.567
Mannschaften 5.725
Status
Berufssoldatin 4.446
Zeitsoldatin 17.510
Freiwillig Wehrdienstleistende 1.772
Freiwillig Wehrdienstleistende Heimatschutz 58
Die gesonderte Statistik zu den Zivilbeschäftigten:
Beschäftigt sind 81.062 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie verteilen sich wie folgt:
Bundesministerium der Verteidigung: 1.715
Bundeswehrverwaltung, Rechtspflege, Militärseelsorge und weitere, dem zivilen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 56.368
Streitkräfte und dem militärischen Bereich zuzurechnende Dienststellen: 22.979
Von den 81.062 Zivilbeschäftigten sind 31.165 weiblich. Das entspricht rund 38 Prozent.
(Alle Angaben Stichtag 30. April 2022)
Die Einsatzzahlen, Stand 30. Mai 2022 (mit der leichten Unschärfe, dass die nicht mandatierte Marinemission in der Ägäis nicht Teil der mandatierten NATO-Mission Sea Guardian ist; die jeweiligen Einheiten werden lediglich auch Sea Guardian assigniert):
Einsatz | Einsatzgebiet | Stärke | davon Frauen | davon Reservisten | davon FWDLFreiwillig Wehrdienst Leistende |
---|---|---|---|---|---|
KFORKosovo Force | Kosovo | 93 | 15 | 9 | 0 |
UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan | Südsudan | 15 | 2 | 0 | 0 |
UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon | Libanon | 59 | 6 | 5 | 0 |
EUTMEuropean Union Training Mission Mali | Mali | 294 | 17 | 22 | 0 |
MINUSMAMultidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali | Mali | 1.164 | 93 | 54 | 0 |
Sea Guardian | Mittelmeer | 196 | 18 | 5 | 15 |
EUNAVOR MEDMediterranean Irini | Mittelmeer | 16 | 1 | 0 | 0 |
CDCounter Daesh/CBICapacity Building Iraq/NMI NATO Mission Iraq | Syrien/Irak | 306 | 31 | 26 | 0 |
MINURSOThe United Nations Mission for the Referendum in Western Sahara | Westsahara | 3 |
Weitere Missionen (Stand: 3. Juni)
Mission | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
eFPenhanced Forward Presence | Litauen | 1.036 |
eVAenhanced Vigilance Activities BG SVK | Slowakei | 283 |
NATO-Unterstützung Ägais (Teil von Sea Guardian) | Mittelmeer | 171 |
Unterstützungsleistungen (nicht in der Gesamtstärke enthalten)
Unterstützungsleistung | Einsatzgebiet | Stärke |
---|---|---|
STRATAIRMEDEVACStrategic Air Medical Evacuation | Deutschland | 51 |
Der Service von Augen geradeaus!, die Vergleichszahlen (die der Zivilbeschäftigten ab Mai 2019; Freiwillig Wehrdienst Leistende im Heimatschutz ab April 2021), überwiegend ohne die nicht regelmäßig eingestellten Einsatzzahlen:
März 2022
Februar 2022
Januar 2022
Dezember 2021
November 2021
Oktober 2021
September 2021
August 2021
Juli 2021
Juni 2021
Mai 2021
April 2021
März 2021
Februar 2021
Januar 2021
Dezember 2020
November 2020
Oktober 2020
September 2020
August 2020
Juli 2020
Juni 2020
Mai 2020
April 2020
März 2020
Februar 2020
Januar 2020
Dezember 2019
November 2019
Oktober 2019
September 2019
August 2019
Juli 2019
Juni 2019
Mai 2019
April 2019
März 2019
Februar 2019
Januar 2019
Dezember 2018
November 2018
Oktober 2018
September 2018
August 2018
Juli 2018
Juni 2018
Mai 2018
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Januar 2013 bis Dezember 2015
(Foto: Sicherungsposten der Panzergrenadiere bei der NATO-Battlegroup in Litauen während der Übung Iron Wolf im Mai 2022)
Auf dem Weg zur „größten Armee Europas“? (Scholz) Oder meinte er die kampfstärkste – dann muss aber wirklich aufgerüstet werden …
In beiden Fällen muss deutlich mehr Geld in die Hand genommen werden. Wo auch immer 20-30.000 weitere Soldat:innen herkommen sollten: die Personalkosten sind ja bereits der größte Posten im Verteidigungshaushalt.
Ich habe noch 20 Monate Restdienstzeit, welche ich als LFzEloOffz im BAAINBw absitzen „darf“.
Anschließend werde ich ein Masterstudium im Bereich IT abschließen.
Wenn die Personalführung mal proaktiv auf mich zugehen würde, um mich für eine Weiterverpflichtung i.V. mit einem Personalbindungszuschlag zu gewinnen, würde ich dies nicht ablehnen. Aber scheinbar hat es das BAPersBw nicht nötig….. Ebenso möchte die zuständige Abteilung für den Binnenmarkt innerhalb des BAPersBw nicht auf individuelle Wünsche der Aspiranten eingehen, daher würde ich mich über die Bundeswehr nicht akademisch Weiterqualifizieren können wenn keine explizite dienstliche Notwendigkeit vorliegt. …na dann viel Glück @Bundeswehr
In der Gesamtstärke von 183.427 Soldaten ist ein Schreibfehler. Da ist eine 7 zuviel drin.
Mehr FWDL ist positiv, obwohl wir noch weit weg sind von 12.500; Sollstärke. Aber wenn die Zahl der Berufssoldaten immer mehr steigt zu Lasten der Zeitsoldaten, dann überaltert die BW.
[Danke für den Hinweis, ist korrigiert. T.W.]
.
Die Überschrift könnte auch lauten “ Im Westen nichts Neues“.
Der Trend der letzten Jahre zu mehr Berufssoldaten wird unbeirrt fortgesetzt. Sind eigentlich tarnfarbene Rollatoren im Sondervermögen berücksichtigt?/sarc
Es ist in den nächsten Jahren damit zu rechnen, das die Altersruhegrenze insgesamt hochgesetzt wird. Vielleicht sollte man beim „Nachfolger Marder“ darauf achten, das dieser einen seniorengerechteten, etwas höheren Ausstieg hat.
Mich würde vielmehr interessieren, ob sich der Ukraine-Krieg auf die Bewerberzahlen bei den Karrierecentern auswirkt. Das gäbe auch ein Stimmungsbild der Gesellschaft ab, wie bedrohlich die derzeitige Lage in der Bevölkerung empfunden wird oder wie hoch die Verteidigungsbereitschaft wirklich ist, jenseits aller Lippenbekenntnisse.
DAS ist jetzt mal eine bedrohliche Meldung!
Nicht die Tatsache, dass die Zahlen konstant sind, das ist im II. Quartal nichts unübliches, der jährliche Sprung kommt immer erst im III. Quartal.
Aber das die Zahl der SaZ im Vergleich zu den BS weiter sinkt. Das befördert den Wasserkopf, die Überalterung und Einsatzuntauglichkeit :(
TRENNUNG
@Soldat im BAAIN sagt: 04.06.2022 um 8:10 Uhr
„Ich habe noch 20 Monate Restdienstzeit, welche ich als LFzEloOffz im BAAINBw absitzen „darf“.
Anschließend werde ich ein Masterstudium im Bereich IT abschließen.
Wenn die Personalführung mal proaktiv auf mich zugehen würde, um mich für eine Weiterverpflichtung i.V. mit einem Personalbindungszuschlag zu gewinnen, würde ich dies nicht ablehnen.“
Das wird wohl eher nicht passieren. Offiziere haben wir genug. Wenn Sie Ihr Masterstudium abgeschlossen hätten UND dienstliche Erfahrung in spezifischen Mangelbereichen hätten (LfzEloOffz kann Mangel sein, muss es aber nicht), dann wäre das vielleicht etwas anderes, aber so wird sich wohl niemand bei Ihnen melden.
@Closius sagt: 04.06.2022 um 9:09 Uhr
„Mehr FWDL ist positiv, obwohl wir noch weit weg sind von 12.500; Sollstärke.“
Keine Ahnung wie häufig ich das schon hier geschrieben habe, aber 12,5k ist NICHT die Sollstärke.
Die Sollstärke ergibt sich ausschließlich aus den FWDL fix und nicht aus den zusätzlichen FWDL flex. Die flex sind nur eine politische Zahl und nicht hinterlegt, keine DP, keine Ausrüstung, keine Infrastruktur, keine Aufgaben.
Der einzige dienstliche Grund wenn die überhaupt mal nützlich sind, ist wenn wir einen temporären Überfluss an FWDL fix und SaZ Landsern haben und als Rekrutierungsbasis weil sich ein paar davon auch als SaZ bewerben.
Aber wenn die Zahl der Berufssoldaten immer mehr steigt zu Lasten der Zeitsoldaten, dann überaltert die BW.
@Closius sagt: 04.06.2022 um 9:09 Uhr
„Mehr FWDL ist positiv, obwohl wir noch weit weg sind von 12.500; Sollstärke.“
Keine Ahnung wie häufig ich das schon hier geschrieben habe, aber 12,5k ist NICHT die Sollstärke.
Die Sollstärke ergibt sich ausschließlich aus den FWDL fix und nicht aus den zusätzlichen FWDL flex. Die flex sind nur eine politische Zahl und nicht hinterlegt, keine DP, keine Ausrüstung, keine Infrastruktur, keine Aufgaben.
Der einzige dienstliche Grund wenn die überhaupt mal nützlich sind, ist wenn wir einen temporären Überfluss an FWDL fix und SaZ Landsern haben und als Rekrutierungsbasis weil sich ein paar davon auch als SaZ bewerben.
„Aber wenn die Zahl der Berufssoldaten immer mehr steigt zu Lasten der Zeitsoldaten, dann überaltert die BW.“
Da wiederum bin ich bei Ihnen. Ganz, ganz unschöne Entwicklung :(
Unter der Gefahr kollektives Augenverdrehen zu verursachen:
Eine allgemeine Dienstpflicht ist m. E. nach eine mögliche Lösung. Die Nachteile sind mir bewusst – ich habe in den 90ern gedient – jedoch überwiegen die Vorteile:
1. Es entsteht ein Pool möglicher Bewerber insbesondere für SaZ, auch im Rahmen der Berufsausbildung und Studium. Wie attraktiv man das gestaltet liegt dann in der Hand der Bw.
2. Förderung der gesellschaftlichen Kohäsion (mein Bild der Gesellschaft hat sich während meiner Dienstzeit gebildet, davon profitiere ich noch heute) und Aufweitung der in der Bw dienenden gesellschaftlichen Schichten – nicht zuletzt auch Aufweitung der politischen Einstellungen.
3. Die Bw wird wieder fester Bestandteil der Gesellschaft und nicht ein „outlier“. Es macht z. B. einen Unterschied, ob der Enkel eines Wählers über Materialmängel berichtet, oder der Wähler darüber nebenbei einen Bericht im Fernsehen sieht.
4. Die Vorteile z. B. im sozialen (Stichtwort: Pflegekräfte) oder Umweltbereich sind ebenfalls stichhaltig.
[Ja, das ist eine reale Gefahr: Bitte nicht in diesem Thread eine Debatte über Dienstpflicht etc. lostreten. Zumal das weit über die Frage der Personalsituation der Bundeswehr hinausgeht. Danke. T.W.]
Gibt es eigentlich im Rahmen der „Zeitenwende“ eigentlich Pläne (oder zumindest Überlegungen) die Aufwuchsfähigkeit der Bundeswehr zu stärken? Dauerhaft mehr aktive Soldaten wird ja sehr kostspielig werden. Norwegen z.B. unterhält ja nur 20.000 Soldaten dauerhaft, hat aber viel eitergehende Aufwuchsmöglichkeiten über Reservisten, als es hier der Fall ist.
Und damit meine ich nicht, einfach nur im Rahmen der bestehenden Vorgehensweise Reservistenwesen die Anzahl der Reservisten zu erhöhen, sondern die Reservistentätigkeit deutlich zu intensivieren (zb 4 Wochen verbindliche Übungen im Jahr für zB eine HighReadinesStrengtheningReserve) oder so etwas in der Art. Die Akzeptanz der zivilen Arbeitgeber, die dann entsprechend auf ihre Leute verzichten müssten, wäre mE aktuell definitv weitgehend gegeben.
@ Soldat im BAAIN
Wenn Sie möchten nehmen Sie einfach über Herrn Wiegold Kontakt zu mir auf.
Wenn es der Hausherr erlaubt eine Replike zum Thema Dienstpflicht weil das was ich erwidern möchte tatsächlich etwas mit der Personalsituation der Bw zu tun hat.
@Eskadron sagt: 04.06.2022 um 11:34 Uhr
„Eine allgemeine Dienstpflicht ist m. E. nach eine mögliche Lösung.“
Es gibt gute Gründe für (und gegen) eine allgemeine Dienstpflicht, aber für die AKTUELLE Personalstruktur der Streitkräfte (ca. 200k) und die AKTUELLEN Zusagen an die NATO (3 Div langfristig) ist das KEINE Lösung.
Um Soldaten nach deutschem Maßstab einsatztauglich zu bekommen benötigen wir 12-18 Monate (je nach TrGtg und Aufgabe). So lange kann eine Dienstpflicht nicht dauern ohne die Bundeswehr auf geschätzt über 300.000 (mit nur Männern) bzw. über 450.000 (mit Frauen) zu bringen. Und um so eine so große Armee auszurüsten haben wir schlicht kein Geld (da sprechen wir dann wieder über die 3% BIP die DEU im Kalten Krieg ausgeben musste).
Also: es gibt Argumente für und gegen eine Dienstpflicht, aber die Nachwuchslage bei aktueller Aufgabenzuweisung (!) ist das keine Lösung.
Wir benötigen mir SaZ4-12 bei den Landsern und 12-25 bei den UoP und UmP NICHT mehr Wehrpflichtige mit 6-10 Monaten!!
Bitte Argumente und Themenfelder nicht mit einander vermischen.
[Nun gut. Habe das zugelassen, um damit das Thema hier endgültig abzuschließen. T.W.]
@Stoerfang sagt: 04.06.2022 um 11:50 Uhr
„Gibt es eigentlich im Rahmen der „Zeitenwende“ eigentlich Pläne (oder zumindest Überlegungen) die Aufwuchsfähigkeit der Bundeswehr zu stärken?“
Hat nichts mit Zeitenwende zu tun, aber durch die Grundbeorderung wurden schon in den letzten Jahren erste Schritte unternommen und auch bereits vor der Zeitenwende wurde über zusätzliche Verstärkungskräfte nachgedacht und wird auch noch über zusätzliche Sicherungskräfte nachgedacht.
Ob das reicht, sei jetzt mal dahin gestellt, aber erst mal müssen wir das zum laufen bekommen, bevor wir wider Traumwelten errichten.
„sondern die Reservistentätigkeit deutlich zu intensivieren (zb 4 Wochen verbindliche Übungen im Jahr für zB eine HighReadinesStrengtheningReserve) oder so etwas in der Art. Die Akzeptanz der zivilen Arbeitgeber, die dann entsprechend auf ihre Leute verzichten müssten, wäre mE aktuell definitv weitgehend gegeben.“
Für so etwas müsste man über Gesetzänderungen nachdenken und das sehe ich weder mit der FDP noch mit der SPD derzeit.
HighReadinesStrengtheningReserve ??
Die Bereitschaft der wenigsten zivilen Arbeitgeber dürfte eine Modell „vier Wochen im Jahr – ein langes Wochenende im Monat“ mitmachen. Ist sogar im ÖD zu sehen. Das Land Rheinland-Pfalz billigt in den meisten Ressorts grundsätzlich nur DREI Tage im Jahr zu solchen Zwecken, mehr muss eigentlich als Ausnahme von der nächst höheren Verwaltungsebene genehmigt werden. Es gibt sehr bundeswehraffine Unternehmen, aber das ist mBn nicht die Regel. Auch Teilzeitmodelle zwischen Bundeswehr und zivilem ÖD sind in Deutschland derzeit nicht vorstellbar…
@Pio-Fritz u.a.
Es gibt zum Stimmungsbild in der Bevölkerung eine Umfrage des SWInstBw, allerdings Stand 2021 (jetzt ausgewertet veröffentlicht):
https://opus4.kobv.de/opus4-zmsbw/frontdoor/index/index/docId/521
(PDF Volltext als Download)
Im aktuellen Loyal war zu lesen, daß die Bereitschaft, Deutschland zu verteidigen, eher gering sei (die Aussage findet sich auch in der Untersuchung, ich habe die Stelle noch nicht gefunden).
Und motivierte Wiedereinsteller werden nicht genommen
Lächerlich
@Soldat im BAAIN
Da wäre wohl ein Kontakt zu Ihrem BFD-Berater sinnvoll gewesen. Ich kenne etliche Offz mit BA Abschluss, die ihren Master als gefördertes Fernstudium während der Dienstzeit erworben haben. Könnte bei ihrer Restdienstzeit zumindest angefördert werden.
Da habe ich zum Glück andere Erfahrungen gemacht. Ich bin der Meinung, dass durch die aktuellen Entwicklungen auf Seiten viele Arbeitgeber ebenfalls ein Umdenken eingesetzt hat und viele bereit sind „ihren“ Teil zur kollektiven Sicherheit beizutragen. Auf ca. 10% Arbeitszeit von einigen wenigen Angestellten verzichten zu müssen (es wuerde ja reichen, wenn dies zB für 20-30.000) bundesweit gelten würde, ist mE bedingt durch die aktuellen Entwicklungen durchaus realistisch!
@Koffer:
Danke für die aufschlussreiche Erwiderung. Mein Gedanke war jedoch nicht das Ersetzen von SaZ durch Freiwillige, sondern als Sekundäreffekt die Bereitstellung eines erweiterten Pools (in Anzahl und in Form von Personenkreisen, die man sonst nicht so einfach erreicht) aus dem man dann SaZ effektiver rekrutieren könnte. Sie haben jedoch mit den 3% BIP ein äußerst schlagendes Argument.
Im 2+4 Vertrag wurde uns eine Truppenstärke von 370.000 zugestanden.
Aktuell können wir knapp 183.000 dazu bewegen ein Dienstverhältnis zu unterschreiben.
Viel mehr wird es nicht werden ob man es in absehbarer Zeit schafft die 185T oder gar 200T zu knacken und auch zu halten sei dahingestellt.
Man sollte langsam erkennen daß wir auch beim Personal eine Zeitenwende benötigen.
Es reichen 185T aktive Soldaten*innen dicke um den Verfassungsauftrag zu erfüllen.
Dann bleibt ein Delta von bis zu 185T Reservedienstposten um immernoch den 2+4 Vertrag zu erfüllen, das wäre eine Aufwuchsfähigkeit von 100% im V-Fall.
Allein die 6 jährige GBO der ausscheidenden SaZ/BS hat ein Potential von 90.000 Reservisten.
Wir müssen uns nur ehrlich machen. Besser die Struktur auf 185T aktive ausrichten und eine STARKE RESERVE aufbauen als weiter diesen 20.000+x Dienstposten nach jagen die man nie wird besetzen können.
Dann stellt man halt Divisionen auf mit 2 aktiven Brigaden & 1 nicht aktiven auf.
Der Feind wird ehr nicht in Schleswig-Holstein landen sondern viel mehr in Gotland. Panzerspitzen werden nicht bei Fulda durchbrechen sondern ehr bei Sulwalki. Wir werden keine Luftkämpfe über Kassel haben sondern über Helsenki und Tallin.
Wir brauchen eine Bundeswehr die in Tagen und wenigen Wochen einsatzbereit im Baltikum oder Ostpolen stehten kann und keine die 50km von der Kaserne ihren Bereitstellungsraum für den V-Fall vorbereitet und erkundet hat.
Motivierte Profis braucht man jetzt besser etwas weniger davon als den letzten verfüttern, alten dampfplauderer zu beschäftigen… für den/die Soldat sein deshalb passiert ist weil das örtliche Ordnungsamt die Bewerbung abgelehnt hat.
Wenn ich mir den Zustand der russischen Streitkräfte ansehe und sehe wie sie seit 100 Tagen dermaßen schlecht performen, dann mache ich mir keine Angst.
In einem Konflikt mit der NATO wären die russischen Frontflieger in 48h nur noch Altmetall. Die Baltische Flotte würde kaum aus ihren Häfen raus kommen. Die Logistiknoten der Russen wären auch flott unbrauchbar, zumal das russische Heer eindrucksvoll demonstriert hat das es sich nicht weiter als max. 45km von der nächsten Bahnverladestelle entfernen kann. Wie gut das wir in Europa keine Breitspur bei der Bahn haben ; )
@Marcus sagt: 04.06.2022 um 14:26 Uhr
Diese Wiedereinsteller-Kiste ist ein schwieriges Ding. Bei absoluten Mangelverwendungen im technischen/IT- Bereich klar, gerne. Auch lebensältere Kameraden. Aber ansonsten für die aktive Truppe nur mit Altersgrenze unter 40 Jahre.
Ich habe da schon Leute kennengelernt, da kommt man zu dem Schluss „lieber Lücken statt Krücken „.
@Küstengang01
Ich habe den Eindruck der Umgang mit OTl Biefang hat der Möglichkeit das Rekrutierungspotential zu erweitern nicht geholfen.
Dem Ansehen der BW auch nicht unbedingt
@Stoerfang
Aufwuchsfähigkeit der Bundeswehr stärken:
Wehrmotivation > Dienstmotivation > Kampfmotivation > Kriegsmotivation > Kriegsfähigkeit stellen zu betrachtende Begriffe in aufsteigender Ordnung dar.
Soldaten sind, geht man beim Berufverständnis auf den Wesenskern, immer potentielle Kämpfer im Krieg. Daraus folgt eine andere Motivation an Bewerber, auch für die Legitimation aus staatlicher und gesellschaftlicher Sicht, denn in sonstigen Berufen.
Wie beantwortet sich der Freiwillige und der FWDL die Frage „wofür diene ich“, wie ordnet die deutsche Gesellschaft dies ein?
Die Antwort kann vom Frieden her gedacht werden, was sicherlich zum Konzept der Inneren Führung ausgezeichnet passt.
Ebenso kann (muss?) vom Krieg her gedacht werden.
Aus beiden anscheinenden Kontrapunkten muss auf das Ziel des Einsatzes von Truppe geschlossen werden, Kriegstauglichkeit schafft Abschreckung und erhält Frieden.
Der/die junge Dienstwillige muss sich entscheiden und sich aber nichts vormachen, am Begriff „Krieg“ kommt niemand vorbei.
Auf den Punkt gebracht bei Heinz Karst, BtlKdr in der WH, BrigGen in der Bw und zeitweilig Weggefährte von Baudissin in 1957:
Der Aufbau der Bw lohnt wenig, wenn Sie (BMVg, [BArch-MA Bw 2, 17812]) nicht den Willen haben, jede einzelne Division so zu disziplinieren und auszubilden, dass sie es mit drei sibirischen Garde-Schützendivisionen aufnehmen können. (S. Neitzel, Deutsche Krieger)
Unbedingt zeigt sich hier zwar eine heute eher befremdliche Sprache, mit Blick auf #UKR-RUS-War, können wir dennoch feststellen, die Erwartung trifft zu.
Zu @Stoerfang zurück, das Geld hat nicht die schließliche Motivation bei der Einstellung inne. Der Wille zum Dienen muss erreicht werden, das weitere folgt in der Regel.
Hängt sicherlich mit der Impfpflicht für Soldaten und dem Konflikt in der Ukraine zusammen, dass sich immer weniger Mensch beim Bund melden.
Ich denke, wir werden an einer Wehrpflicht nicht drumrumkommen, wenn die Truppenstärke signifikant steigen oder gehalten werden soll.
In unabsehbarer Zeit, wird man und muss man wieder über die Einführung der Wehrpflicht diskutieren. Vielleicht auch in einer etwas veränderten bzw. zeitgerechten und modernen Form.
[Ach, und ich dachte schon, die Hardcore-Corona-Leugner hätten auf Putin-Troll umgeschult… Wie auch immer: die „Impfflicht für Soldaten“ gibt’s seit ziemlich langer Zeit, und ich wüsste nicht, dass das Thema in den vergangenen zwei Jahrzehnten sich auf die Bewerberzahl ausgewirkt hätte. Also lassen wir das hier. T.W.]
@Marcus sagt: 04.06.2022 um 14:26 Uhr
„Und motivierte Wiedereinsteller werden nicht genommen“
Sorry, aber das ist einfach Unfug. Natürlich werden motivierte Wiedereinsteller genommen. In erheblichem Umfang! Aber Motivation alleine reicht nicht. Es muss Motivation UND Qualifikation UND Eignung sein! Wir haben einen Bedarf und jeder der diesen Bedarf decken kann wird eingestellt. Aber nicht jeder der gerne eingestellt werden würde erfüllt auch unseren Bedarf. So einfach ist das.
@Pio-Fritz sagt: 04.06.2022 um 15:44 Uhr
„Aber ansonsten für die aktive Truppe nur mit Altersgrenze unter 40 Jahre.“
Das sehe ich nicht ganz so streng. Man kann auch einen Spezialisten für 4 oder 6 Jahre jenseits der 40 Wiedereinstellen. Wenn er die körperlichen und soldatischen Voraussetzungen erfüllt. Im richtigen Dienstgrad ist (45jährige Landser braucht wirklich niemand) UND ihm klar ist, dass er keine Chance auf BS hat.
„Ich habe da schon Leute kennengelernt, da kommt man zu dem Schluss „lieber Lücken statt Krücken“
Zustimmung. Wir sind tatsächlich in vielen Fällen zu großzügig geworden, wir müssen wir genauer hinschauen!
Ernsthaft, dieser Spezialist wäre dann Mitte 40, wenn er die Streitkräfte wieder verlässt – welche Aussichten hätte er dann auf dem Arbeitsmarkt und was macht die Bundeswehr, um zu unterstützen (und jetzt bitte kein BFD anführen…)
Ich würde meinen: Nur die BS-Aussicht ist wohl etwas, womit man diese Dienstposten befüllen könnte. Eingestellt wird man zumeist aber nur als SaZ, soweit ich das mitbekommen habe – welcher gut qualifizierte Spezialist lässt sich in diesem Alter noch auf das Karotte-Angel-Spiel ein („Sie wollen doch BS werden, na da müssen Sie aber jetzt…“)?
@all
Ich hätt‘ schon die Bitte, diese Debatte jetzt nicht über… sagen wir mal nicht so ganz fokussierte Themen aus dem Lot zu bringen. Danke.
Bei der Ratlosigkeit ob der sich schleichend verschlechternden Personalsituation fehlt mir eine Erwähnung des „Bundesamtes für Personalmanagement der Bw“ (BAPersBw). Dieses trägt aber offensichtlich zentrale Verantwortung in einer zentralisierten Personalwirtschaft.
Es ist doch interessant, dass das „Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr“ (BAAINBw) ständig in den kausalen Zusammenhang mit dem schlechten Rüstungsstand gebracht wird, viel seltener aber das BAPersBw wenn es um Personal geht.
Ich weiß, in der Vergangenheit war dies sicher hier auch Thema, auch unter Frau Dr. von der Leyen wurde dem BAPersBw in der „Trendwende Personal“ viel Beachtung geschenkt, aber: Was ist denn wirklich passiert seitdem?
Die entsprechende Website spricht jedenfalls noch in den damals blumigen Worten eines „atmenden Personalkörpers“ und sie strotzt vor ziviler Beratungsleistung.
https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/modernisierung-bundeswehr/trendwende-personal
Hierzu drei Beobachtungen:
1.
In diesem Thread beschreibt „Soldat im BAAIN“, dass er/sie gerne weiter Teil dieses „atmenden Personalkörpers“ sein würde, wenn das Angebot nur stimmen würde. Er/sie nennt neben Geld auch Qualifikationen als Anreiz.
Eigentlich ein Selbstläufer, sollte man meinen, wenn man an die vielen leeren Dienstposten in eben jener Behörde denkt. Trotzdem, so beschreibt es „Koffer“, sei da nichts zu machen, Offiziere gebe es ja genug und da werde keiner auf den Soldaten zugehen.
Stattdessen bietet „MrDiversity“ hier im Thread die Verbindungsaufnahme an um dem „Soldat im BAAIN“ ein Türchen ins Zivile zu öffnen (evtl.)?
2.
Bleiben wir beim „atmenden Personalkörper“: Der Begriff ist euphemistisch und falsch. Er beschreibt einen stetigen konsumtiven Austausch durch die Umwandlung von Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid.
Genauso kann es nicht weitergehen in Zeiten von mangelndem Nachwuchs in einer alternden Gesellschaft. Die Vorstellung, ausgediente und verschlissene Soldaten nach Belieben ausatmen zu können und dafür jederzeit aus einem unerschöpflichen Reservoir frische Rekruten einatmen zu können, ist offensichtlich nicht mehr zeitgemäß. Die Zahlen belegen es.
3.
Ich habe den „atmenden Personalkörper“ der Bw als eher hyperventilierend erlebt: Hektisch werden eratische Zuckungen durchgeführt beim Einatmen während das Ausatmen künstlich erschwert wird- bzw. die Verwendung der Soldaten erfolgt ineffizient.
Bei einem Menschen würden man dann von einer Übersäuerung des Organismus sprechen – eine lebensbedrohliche Entwicklung.
Beispiele gibt es viele:
-Die Dienstgradinflation,
-wilde Werdegangskonzepte mit Aufbausackgassen (Stichwort „BGM-Koordinator“),
-endlose Verlängerungen des SaZ ohne echte Perspektive oder Ansprüche,
-niedrigste Ansprüche bei FWDL Neueinstellungen, welche dann nur sehr schwer wieder entlassen werden können bei Nichteignung,
-fantastische Personalbindungszuschläge,
-eine kognitive Dissonanz zwischen Öffentlichkeitsarbeit (Youtube-Filmchen) und Truppenrealität (Leere Hallen statt KSK-Kampfpilot),
usw.
Stets Ad-hoc-Lösungen zu Lasten von einer echten Personalstrategie oder einem Paradigmenwechsel im Umgang mit Menschen und „Bestandskunden“.
Es ist absurd:
Ein Fall ist mir bekannt, in welchen ein besonders leistungsfähiger Unteroffizier seinen Personalbindungszuschlag sogar hätte, gemäß Personalführer, zurückzahlen sollen nachdem er innerhalb seiner Verwendungsreihe zum Feldwebel befördert wurde- und damit die Meisterebene erreicht hatte.
(Das Ganze endete vor Gericht und die Bundesrepublik hat verloren.)
Zusammenfassend zu Beispiel 1-3:
Die Membrane dieses „atmenden Personalkörpers“ wirken auf mich starr und wenig durchlässig. Ein gesunder und vor allem effizienter Austausch findet, meiner Erfahrung nach, nicht ausreichend statt. Das Problem muss maßgeblich mit dem BAPersBw verknüpft sein, alles andere ist nicht logisch.
Meine Empfehlung:
Man sollte es mal mit einem dezentralen Binnenarbeitsmarkt versuchen: Statt eines BAPersBw, in welchem anonyme Personalführer hunderte Karrieren als Kollektivschicksal in Excellisten verwalten, sollte es den Soldaten ermöglicht werden sich direkt auf Dienstposten zu bewerben. Es würden damit neue Anreize geschaffen werden für alle beteiligten und größere Übereinstimmungen zwischen Bedarf und Eignung erzeugt werden können.
Eine gesunde Binnenkonkurrenz statt bürokratischer Verantwortungsdiffusion.
In Anbetracht der Zahlen welche Hr Wiegold zu diesem Thema seit Jahren so toll veröffentlicht:
Was haben wir zu verlieren?
Wie hoch ist denn das Durchschnittsalter oder ist das Verschlusssache?
(und wie hat sich dieses Durchschnittsalter in den letzten fünf Jahren entwickelt)
Mein persönlicher Eindruck ist, es wird jeder BS und viele verlängern ihre Dienstzeit vor Pensionierung bzw machen ausgedehnte Wehrübungen.
@ Koffer
Schön, dass Sie wieder da sind. Gerade bei diesem Thema.
Es ist aktuell schon kaum noch möglich, die eigenen Ambitionen bzgl. der Personalstärke zu erreichen. In bestimmten Bereichen findet faktisch keine Personalauswahl statt. Mit fast verzweifelten Versuchen wird Geld in den Personalkörper gepumpt.
Beförderungen kann man sich nur durch die Selbstentleibung entziehen. Jeder, der seinen Namen ohne Fehler schreiben kann, erhält eine Zulage…..
Gerade im Personalgespräch wurden und werden so viele Fehler gemacht.
@Voodoo sagt: 04.06.2022 um 20:08 Uhr
„Ernsthaft, dieser Spezialist wäre dann Mitte 40, wenn er die Streitkräfte wieder verlässt – welche Aussichten hätte er dann auf dem Arbeitsmarkt und was macht die Bundeswehr, um zu unterstützen (und jetzt bitte kein BFD anführen…)“
Ja, und? Wenn er die Möglichkeit hat in der Bw für ein paar Jahre zu dienen und mehr und/oder stabiler zu verdienen als auf dem zivilen Markt, warum sollte er (oder sie) das nicht mit nutzen für sich selbst tun wollen?
Wir müssen uns mal bitte von der Vorstellung lösen, dass die Bw ein Sozialunternehmen ist.
Wir haben einen personellen Bedarf zur Erfüllung unserer Verfassungsauftrags und der muss gedeckt werden.
Die einzige Frage, die ich mir stelle, ist der Betreffende einsatzfähig als Soldat in seiner Tätigkeit. Wenn ja: einstellen. Wenn nein: nicht einstellen. So einfach ist das. Viele über 40jährige Wiedereinsteller erfüllen diese Auflage nicht mehr oder das Alter passt nicht zum Dienstgrad. Aber bei diejenigen die beides erfüllen, warum sollten wir die abweisen?
Das ist jetzt keine Lösung für 10.000 neue Soldaten. Aber vielleicht für ein paar wenige, aber dringend benötigte.
@Hetfield sagt: 04.06.2022 um 20:15 Uhr
„Trotzdem, so beschreibt es „Koffer“, sei da nichts zu machen, Offiziere gebe es ja genug und da werde keiner auf den Soldaten zugehen.“
Doch wir gehen auf die Soldaten zu die wir BRAUCHEN. Aber nicht jeder der sich das irgendwie wünscht ist für uns von BEDARF.
@ Koffer
Ich glaube, wir reden aneinander vorbei – mir ging es um die Attraktivität, nach denen sich ein Spezialist mit gesuchter Verwendung für eine (Wieder-)Einstellung als SaZ entscheiden könnte. Die ist derzeit, so höre ich aus Gesprächen, aber quasi nicht existent (und nur die Aussicht auf BS könnte das nach heutigen Maßstäben ändern). Was ich aber eigentlich mit meinem Beitrag meinte, ist ein Aufbrechen der gewohnten Strukturen und Reflexe, so dass der o.a. Fall auch eintreten könnte und beide Seiten davon profitieren, siehe @Hetfield. Und nur so könnte man die durch @TW geschilderte Schieflage wieder in den Griff bekommen, scheint mir.
Das Konstrukt BAPersBw ist mit Verlaub eine Zumutung, von den Untiefen des gesamten Personalwesens mal ganz zu schweigen. Es müsste dringend alles auf den Prüfstand, aber ich befürchte das „Pers“ mittlerweile ein sich selbst reproduzierendes Ungeheuer geworden ist, dass den Status quo mit Zähnen und Klauen verteidigen würde; Frösche und Teich und so…
@BAPersBw
Ich persönlich weiß nicht wie sich der Aufwuchs des Personalkörpers verbessert werden soll wenn das
BAPers hinsichtlich SollOrg Planung, Lehrgangsverfügbarkeit, Anerkennung von Zivilbefähigung weiterhin so realitätsfern und unflexibel zeigt wie in der Vergangenheit.
Als beorderte Reservist ist es fast unmöglich sich in der Bundeswehr zu entwickeln wenn man nicht gerade als „Dauer-Reservedienstleistender“ das ist demotivierend und auch nicht zielführend für die Truppe.
Ich warte seit Jahren auf eine Dienstpostenausbildung und werde deswegen auch nicht befördert.
Man braucht schon eine ganz schön hohe Eigenmotivation damit man weitermacht.
Und es liegt nicht an der Flexibilität der eigenen Person beziehungsweise Unterstützung durch den Dienststellenleiter.
Leider bin ich eher nicht der Einzelfall sondern die Regel.
Diese Diskussion wird nach meinem Eindruck von der Ebene von vermutlich etlichen langedienten Offizieren geführt. M.E, gibt es bei der Bw jedoch genug Tätigkeiten. in der auch lebensältere Menschen tätig sein können ( ….im Extremfall eventuell sogar sein sollten; – Sie haben richtig gelesen,) Damit ist natürlich nicht ein Einsatz als Panzergrenadier oder Jäger im Häuserkampf gemeint. Aber glauben Sie mir, es kann Freude machen und funktionieren in bestimmten Situationen auch noch mit 58 Jahren jungen Gefreiten etwas zu vermitteln und dabei sogar ernst genommen zu werden. Dies als „Opa“ Stuffz und nebenbei auch mit einem abgeschlossenem Studium in der Tasche, (Pflegewissenschaften, was ich den Kameraden nicht auf die Nase band.) Jedenfalls hat der eine oder andere junge Soldat (m/w) eventuell verstanden, daß es gelegentlich besser ist sich nicht nur auf z. B. auf Reinigungsfirmen zu verlassen, sondern wenn nötig und erkannt auch mal selber in Aktion zu treten. ( Eine kleine Teilretrospektive zu meiner Coronazeit)
Seit Jahren (Trendwende Personal) redet man sich im BMVg die Lage schön. Eine echte Diskussion im politischen Bereich, wie bzw. ob man die Sollstärke von ca. 200T (oder mehr?) erreichen wird, gibt es nicht, auch nicht im Zusammenhang mit der „Zeitenwende“.
Dazu verdrängt man den Fakt, dass die Demografie den Aufwuchs der Streitkräfte bei gleichzeitigem Fachkräftemangel in der Wirtschaft und allgemeinem Personalmangel im Öffentlichen Dienst, bei Feuerwehr und Polizei sowie im Gesundheitsbereich einfach nicht hergibt. Und „Zuwanderung“ in nationale Streitkräfte kann auch nicht die Lösung sein.
Von daher ist „das Glas weiterhin halbleer“ und alle Personalziele über 185T sind reine Hirngespinste.
@Koffer
„Doch wir gehen auf die Soldaten zu die wir BRAUCHEN. Aber nicht jeder der sich das irgendwie wünscht ist für uns von BEDARF.“
Gegenwärtig schafft der BEDARF die EIGNUNG und nicht das Zugehen oder die gezielte Auswahl.
Es ist natürlich polemisch gemeint, aber so denken viele: Dies schafft „Volkssturmphänomene“.
Zudem: Ungeeignetes Personal auf Schlüsseldienstposten richtet langfristige Schäden und Kollateralschäden an.
Ich denke hier zB an zur Menschenführung gänzlich ungeeignete Fachleute, welche aufgrund ihrer Fachkenntnisse geworben/gehalten wurden, aber zum Karriereaufbau dann in Disziplinarverwendungen (auch im Einsatz) jämmerlich versagen.
So etwas hat Folgen für das System.
Nein, primär sollte die Eignung entscheiden, nicht der Bedarf. Wenn dann eine kleinere, aber funktionalere Truppe herauskommt, ist der Schaden zumindest begrenzt worden.
Und Eignung lässt sich gut über Direktbewerbung ermitteln, nicht über Excelkästchen in Köln.
@Voodoo sagt: 04.06.2022 um 22:48 Uhr
„Ich glaube, wir reden aneinander vorbei – mir ging es um die Attraktivität, nach denen sich ein Spezialist mit gesuchter Verwendung für eine (Wieder-)Einstellung als SaZ entscheiden könnte.“
Ich glaube ich verstehe Sie jetzt etwas besser, aber wir liegen, so denke ich, nicht umfassend bei einander. Ich höre bei Ihnen die alte Vorstellung einer geordneten, sequenziellen Arbeitswelt sowohl im zivilen wie im militärischen durchschimmern. Der zivile Arbeitsmarkt ist aber nicht so und in diesem Fall können wir davon profitieren. Und im Ergebnis auch der betreffende Kamerad.
Es sind zwei Dinge denkbar bei den wir Wiedereinsteller gut gebrauchen können. Jemand auf seiner alten Verwendungen mit nur ein paar Jahren Unterbrechung für ein paar weitere (also z.B. der SaZ 12 Fw oder SaZ 13 Offz), der rausgegangen ist, weil er zwar auf seinem DP gut war, aber nicht das notwendige BS Potential hatte. Wenn der dann nach bis zu fünf Jahre Auszeit (Zeit jetzt nur ein Anhalt, er muss halt nach nur kurzer Einarbeitungszeit wieder 100% bringen können) wieder zurückkommt und dann sagen wir mal für 5 weitere Jahre des gleiche (oder vergleichbares) macht, dann bringt er uns etwas, weil wir seinen „regulären“ Nachfolger dann in Ruhe heranführen können. Diese Fälle sind meistens unter 40. Aber dadurch, dass wir zunehmen auch ältere Ersteinsteller übernehmen, wird sich das auch hin und wieder verschieben. Vor allem bei Spezialisten im Bereich der Technik oder MilNw oder so kann das, wenn sich das bearbeitete Gerät oder die angewandten Verfahren nicht geändert haben, auch heute schon auf über 40jährige eignen.
Der zweite Fall ist derjenige SaZ 12 Fw oder SaZ 13, der rausgegangen ist und sich in einem anderen Fachfeld qualifiziert hat und z.B. wegen einer wirtschaftlichen Flaute in seinem neuen Beruf temporär keinen attraktiven Arbeitsplatz findet. Wenn wir an seiner neuen Qualifikation bedarf haben, warum sollten wir ihm nicht zu seinem und unserem Nutzen für ein paar Jahre einstellen? Im Zivilleben wir ja auch häufig der Arbeitsgeber mehrfach während eines Berufslebens gewechselt, dann taucht in seinem CV halt zukünftig zweimal Bundeswehr auf, einmal von 20 bis 30 und einem von 40 bis 45. Ja und?
„Die ist derzeit, so höre ich aus Gesprächen, aber quasi nicht existent (und nur die Aussicht auf BS könnte das nach heutigen Maßstäben ändern).“
Und hier bin ich beinhart. Nur in absoluten Ausnahmefällen wird so jemand BS werden. In beiden Fällen. Wir haben ihn nach reiflicher Überlegung nicht übernommen als er in seinem ersten Durchgang bei uns war, selbst wenn er ein Spätenzünder sein sollte, ist er jetzt die alt und bringt uns als BS nichts mehr. Es mag Spezialfälle geben, aber wir müssen den Widereinstellern deutlich machen, dass DAS nicht ihre Motivation sein darf, sondern lediglich, dass wir ein paar (zusätzliche) Jahre von gegenseitigem Nutzen sind und dann Schluss ist.
„Das Konstrukt BAPersBw ist mit Verlaub eine Zumutung, von den Untiefen des gesamten Personalwesens mal ganz zu schweigen. Es müsste dringend alles auf den Prüfstand, aber ich befürchte das „Pers“ mittlerweile ein sich selbst reproduzierendes Ungeheuer geworden ist“
Da bin ich bei Ihnen! Unerträglich :( Diese Monsterbehörde von in der Zwischenzeit fast 4.000 Mitarbeitern ist unflexibel und denkt wenig im Sinne der Truppe, sondern nur im Sinne eigener Absicherung und eigener Vorstellung. Die TSK/OrgBer werden nicht gehört. Man weiß es in Köln einfach besser. Das mag auch ein bisschen an der aktuellen Führung liegen, aber ich denke eher, dass es systemimmanent ist.
@ Voodoo
Volle Zustimmung.
Wenn ich Probleme mit dem BAPersBw habe, dann löse ich das immer sofort mit Dienstaufsichtsbeschwerden an die Präsidentin. Kein Witz.
Es bringt überhaupt nichts, sich mit den Perlentauchern auf der Arbeitsebene herumzuärgern. Die Leitungsebene soll wissen, was da für ein Unfug teilweise betrieben wird.
Zum BAPersBw. Im Allgemeinen eine Monsterbehörde, die keine Personalentwicklung leistet und mit den Dienststellen „Schwarzer Peter“ oder „Beamtenmikado“ spielt. Ich selbst erlebe es – trotz Verbesserungen – monatlich, dass irgendetwas in der Personalführung bei einem meiner Leute nicht klappt. Leider sagt dann oft die S1 Schiene, „Damit haben wir nichts zu tun“. Hier hilft nur, wenn wieder mehr Kompetenzen nach unten verlagert werden. Die gesamte Buchung der allermeisten Pflichtlehrgänge könnte z.B. digital alleine zwischen Truppe und Ausbildungseinrichtung erfolgen. BAPersBw verbucht dann nur noch in die Akte und plant die Ressourcen. ABER: zur Ehrenrettung der Kameradinnen und Kameraden im BAPersBw: es gibt auch dort (einzelne) gute Leute, die ihr Bestes geben, wenn man mit einem guten Vorhaben ankommt. Gerade erlebt.
@LuckySailor sagt: 05.06.2022 um 6:29 Uhr
„Von daher ist „das Glas weiterhin halbleer“ und alle Personalziele über 185T sind reine Hirngespinste.“
Ich bin bereit zu wetten, dass wir mit der Jahressprung 2024 über die 185k hinausgehen werden (dieses Jahr dürften wir es vermutlich noch nicht schaffen oder zumindest nur monatsweise), aber dieses und nächstes Jahr zusammen dürfte reichen.
Aber wie ich nicht müde werde zu betonen, nicht die Zahl ist das Problem, sondern die Altersstruktur, Kopflastigkeit und mangelnde Einsatztauglichkeit.
@MR sagt: 05.06.2022 um 0:11 Uhr
„Ich persönlich weiß nicht wie sich der Aufwuchs des Personalkörpers verbessert werden soll wenn das
BAPers hinsichtlich SollOrg Planung, Lehrgangsverfügbarkeit, Anerkennung von Zivilbefähigung weiterhin so realitätsfern und unflexibel zeigt wie in der Vergangenheit.
Als beorderte Reservist ist es fast unmöglich sich in der Bundeswehr zu entwickeln“
Sorry, aber beorderte Reservisten sind auch nicht dazu gedacht den Aufwuchs des Personalkörpers zu verbessern, sondern ausschließlich um die aktive Truppe zu unterstützen. Das wünschen sich viele Reservisten vielleicht anders, aber es is nun einmal so.
Mit der GBO und den neuen Verstärkungs- und Sicherungskräften wird sich das mittel- und langfristig in bestimmten Bereichen ändern, aber vermutlich nicht so wie Sie sich das wünschen.
@Hetfield sagt: 05.06.2022 um 8:03 Uhr
„Nein, primär sollte die Eignung entscheiden, nicht der Bedarf. Wenn dann eine kleinere, aber funktionalere Truppe herauskommt, ist der Schaden zumindest begrenzt worden.“
Da kommen wir nicht zusammen. Die oberste Prämisse muss für Streitkräfte der Bedarf sein. Die Eignung ist hier nur Mittel zum Zweck. Wenn jemand nicht geeignet ist, dann deckt er natürlich auch nicht den Bedarf, aber eine eingeschränkte Eignung kann natürlich sehr wohl einen Bedarf decken.
Klein aber fein und mit absolutem Eignungsanspruch funktioniert vielleicht für Spezialkräfte, aber für eine Armee einer Mittelmacht wie DEU, sind Zahlen fast genauso wichtig wie einzelne Spezialisten.
@MR sagt: 05.06.2022 um 0:11 Uhr
„Ich warte seit Jahren auf eine Dienstpostenausbildung und werde deswegen auch nicht befördert.“
Ich habe das anders erlebt und habe tlw. den Lehrgangszeitraum in Absprache mit meinem Personaler bei BAPersBw selber abgestimmt, damit es passt. Und bisher habe ich alle Lehrgänge bekommen, die notwendig waren und sogar etwas mehr. Und schaffe es arbeitsbedingt auch nicht, mehr als drei-vier Wochen im Jahr zu üben.
Ich habe aber auch Kameraden erlebt, die die gleiche Story wie Sie erzählen. Und oftmals, wenn man nachgehakt hat, waren die benötigten Lehrgänge relativ exotisch und wurden selten angeboten (1-2 Durchgänge im Jahr) mit eingeschränkter Anzahl an Lehrgangsplätzen. Und die Aktiven haben natürlich Vorrang.
Da bleibt Ihnen nur die etwas härtere Gangart. Der Vorteil als Reservist ist ja, das man nicht dort bleiben muss, wo man gerade ist. Der Bedarf ist groß und das Feld ist weit. Schlussendlich hindert Sie keiner daran, zu Ihrem Dienststellenleiter zu gehen, und diesem mitteilen, das man jetzt lange genug auf (Be-) Förderung gewartet hat und wenn es in den nächsten sechs Monaten nicht vorwärts geht, dann ist man weg. Das teilen Sie auch der nächsthöheren Führungsebene mit und schauen sich gleichzeitig um.
Klingt nach Erpressung? Ich nenne das Wahrung der eigenen Interessen. Jede Dienststelle ist froh, wenn man kommt und den liegengebliebenen Kram aufarbeitet oder ähnliches. Dann ist man als Reservist super. Allerdings steht man am Ende der Nahrungskette, wenn es um Förderung und Lehrgänge geht. Dann ist man „nur“ Reservist.
Als Aktiver konnte ich mir das nicht vorstellen, aber als Reservist seit mittlerweile 24 Jahren hat man manchen Stiefel mitgemacht und geht anders an die Sache heran. Und machen Sie sich nichts daraus, wenn einer Ihrer Vorgesetzten das „sehr forsch“ oder „unangemessen“ findet, mit seinen Empfindungen muss er/sie schon selber klarkommen.
@ Koffer sagt:
Sorry, aber beorderte Reservisten sind auch nicht dazu gedacht den Aufwuchs des Personalkörpers zu verbessern, sondern ausschließlich um die aktive Truppe zu unterstützen. Das wünschen sich viele Reservisten vielleicht anders, aber es is nun einmal so.
>>> Sorry Koffer, aber gerade da liegt doch ein Denkfehler der letzten Jahr(zehnte): für aktive Kommandeure zählt nur, was beim Morgenantreten auf dem Hof steht. Israel, die nordischen und baltischen Länder und auch die Ukraine zeigen doch, dass in modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften ohne Reserve keine zahlenmäßig nennenswerte Truppe abgebildet werden kann. Ich habe es mehrfach erlebt und beobachtet, dass im aktiven Offizierkorps die Denke vorherrscht, dass grundsätzlich der aktive Offizier der leistungsfähigere Offizier sei. Manchmal ist die Bw hier elitärer als die wilhelminische Armee. Nach dreißig Jahren bin ich mehr denn je überzeugt, dass der Status sehr wenig über Begabung, Fähigkeit zur Menschenführung und Grundverständnis für Organisation, Taktik und Operationsführung aussagt. Ein einsatz-, ja kampffähiger Personalkörper muss im Ganzen aus allen Statusgruppen gedacht werden. Wenn ich mal den ganz großen historischen Vergleich aufmache: In 160 Jahren dt. Militärgeschichte ist die Bundeswehr, die NVA mal ausgeklammert, die Armee mit der (zum Glück!) geringsten Kampferfahrung im „großen Krieg“. Gleichzeitig ist sie aber spätestens seit 1990 die Armee, die am allerwenigsten auf funktionierende Reserve und statusunabhängige Bindung von Talenten setzt. Da wären wir bei Themen wie dienstposten-/beorderungsunabhängiger „Inübunghaltung“ und „Führerreserve“ für die Ebene KpChef/BtlKdr, also keine alten Männer, sondern ca. 30-45 Jahre alt. Und auch die vollen Zahlen an Kämpfern, Kampfunterstützern, etc. zwischen 20 und 30 Jahren wird es ohne eine gute Reserve einfach nicht geben. Da reicht ein Blick auf die DEMOGRAPHIE.
Hm, 4.000 Personaler im BAPersBw.
Das sind bei einer Gesamtstärke von 183.000 knapp 47 Soldaten pro Kopf. Dazu noch die S 1/G1 Abteilungen auf den verschiedenen Ebenen.
Wieviel hatten denn die damaligen Stammdienststellen an Personal für die 450.000 Mann Armee mit den riesigen Personalbewegungen des kalten Krieges ?
Ich weiß der Vergleich hinkt ein bisschen, aber das kommt mir schon sehr überdimensioniert vor was wir uns da heute leisten.
Ich bin letztes Jahr nach 15 Jahren ausgeschieden – und zwar nicht, weil der BS nicht möglich war, weil der Beruf keinen Spaß gemacht hätte oder weil die Bezahlung nicht gereicht hätte, sondern einfach nur, weil ich keinen Zwang zur Karriere mehr wollte.
Es ist für junge Menschen nicht mehr attraktiv, alle 3 Jahre vom Panzergrenadierbataillon Pusemuckel zur Brigade Kleinkleckersdorf, dann nach Köln, Flensburg, Dresden und dann wieder nach Pusemuckel versetzt zu werden.
Das Problem sind (yeah, Pauschalismus) viele ältere Offiziere, für die „das halt schon immer so“ war. Nur, dass sie ihre 50 Versetzungen zu einer Zeit mitgemacht haben, in der in Steinwurfweite mehrere Bataillone, Brigaden und ein Divisionsstab verortet waren, zwischen denen sie fleißig hin und her versetzt wurden und trotzdem jeden Abend bei der (selbstverständlich nicht arbeitenden) Frau sein konnten.
Die bereits aufgebrachte Idee, die Stellenbesetzung so wie JEDE ANDERE BEHÖRDE zu regeln, nämlich durch Bewerbungsverfahren, Ausschreibungen und nur im alleräußersten Notfall durch zwangsweises Versetzen, könnte den Dienst enorm in der Attraktivität steigen lassen.
Dazu müsste man das Rad nicht einmal neu erfinden, sondern nur alte Zöpfe abschneiden und sich von lieb gewonnenen Vereinfachungen trennen. Das Ergebnis wäre ein motivierterer Personalkörper, weniger Peter-Prinzip und mit Sicherheit auch weniger Fluktuation (zumindest bei Portepees und Offizieren).
Ein Landesbeamter.
@ ThoDan
Welcher „Umgang“ mit Frau Oberstlt i.G. Biefang? Wer die Hitze fürchtet, sollte das Feuer meiden.
Sie hat einen Verweis erhalten – die niedrigste Stufe einer einfachen Disziplinarmaßnahme. Sie hätte es akzeptieren können, niemand hätte etwas davon mitbekommen. Wollte sie aber nicht, hat sich beschwert und öffentlichkeitswirksam letztinstanzlich verloren. Ich habe bislang noch keinen Kameraden getroffen, der am Urteil Anstoß genommen hat. Das politische Gegeifer aus bestimmten Ecken war zu erwarten, darf hier aber keine Rolle spielen, denn es wird hoffentlich auch künftig so sein, dass man bei Soldaten im Allgemeinen und bei Generalstabsoffizieren im Besonderen ein entsprechendes außerdienstliches Verhalten erwarten darf.
[Hm, ja, war zu erwarten, dass diese Debatte losbricht… Ich würde einfach darum bitten, diesen OT damit in diesem Thread als abgeschlossen zu betrachten und an dieser Stelle nicht weiter fortzusetzen. T.W.]
@Windlicht sagt: 05.06.2022 um 18:03 Uhr
„>> Sorry Koffer, aber gerade da liegt doch ein Denkfehler der letzten Jahr(zehnte): für aktive Kommandeure zählt nur, was beim Morgenantreten auf dem Hof steht. Israel, die nordischen und baltischen Länder und auch die Ukraine zeigen doch, dass in modernen Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften ohne Reserve keine zahlenmäßig nennenswerte Truppe abgebildet werden kann.“
Sie verwechseln hier unterschiedliche Systeme. Wenn wir wieder eine der Bevölkerungszahl Deutschlands entsprechenden Massenarmee auf Wehrpflichtigensystem mit große Mob-Beorderungskapazität aufbauen wollten, DANN wäre ich bei Ihnen. Aber weder möchte das die Politik noch stellt sie uns das Geld für eine solche Armee von 350k+ zur Verfügung.
Wir haben eine Struktur, die derzeit auf die Aktiven ausgerichtet ist. Die Reserve hat hier eine genau beschriebene und spezifische Rolle. Ob sich das einige anders wünschen oder nicht spielt hier jetzt erstmal keine Rolle.
Das mag sich aufgrund der Grundbeorderung und der neuen Verstärkungskräfte und der ins Auge gefassten Sicherungskräfte mittel- und langfristig möglicherweise ändern. Aber derzeit ist das nicht so. Reserve hat derzeit nichts mit Aufwuchs des Personalkörpers zu tun.
„Ich habe es mehrfach erlebt und beobachtet, dass im aktiven Offizierkorps die Denke vorherrscht, dass grundsätzlich der aktive Offizier der leistungsfähigere Offizier sei.“
Stimm Ihnen zu. Dieses Denken herrscht vor. Und ich sehe es im Durchschnitt auch so. Und ganz ehrlich. Alles andere wäre auch seltsam…
Aber jetzt gleiten wir wirklich in OT über Reserve ab, das hat mit der Personalstärke der Bw nun reichlich wenig zu tun ;)
@Koffer
„Da kommen wir nicht zusammen. Die oberste Prämisse muss für Streitkräfte der Bedarf sein. Die Eignung ist hier nur Mittel zum Zweck. Wenn jemand nicht geeignet ist, dann deckt er natürlich auch nicht den Bedarf, aber eine eingeschränkte Eignung kann natürlich sehr wohl einen Bedarf decken.“
Wir müssen da auch nicht gleich zusammenkommen, jedoch denke ich dass Bedarf und Eignung zielführend in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen können. Zielführend heißt hier im Sinne des Art 87a GG – also Streitkraft zur Verteidigung.
Wie wir am Bsp UKR/RUS aktuell sehen: Mit reiner Bedarfsdeckung gewinnt man ebensowenig Kriege wie mit dem Hyperfokus auf Spezialisten.
Hier sind wir, denke ich, uns jedenfalls einig.
Danke für die gesunde Auseinandersetzung, Kamerad Koffer.
@Paul sagt: 05.06.2022 um 19:06 Uhr
Dafür hat man doch die Stellenbündelung erfunden, damit diese häufige Versetzerei ein Ende hat. Wenn ich Ihren Post so lese, hat das nicht funktioniert. Dann hat das nur bewirkt, daß manche Dienstgrade inflationär geworden sind ( OSG, HF, SF, H, M).
Als Z12 bin ich (entlassen 1998) übrigens viermal versetzt worden, Lehrgänge und Abordnungen nicht mitgezählt. Für mich war das ok.