Ukraine/Russland – Sammler 27. Februar 2022
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine geht in den vierten Tag. Überraschend für viele im Westen ist, dass die russischen Truppen ganz offensichtlich bislang nicht so weit vorangekommen sind wie vermutet/erwartet wurde. Der Sammler für den heutigen Sonntag, 27. Februar 2022:
• Die Übersicht aus dem Pentagon, zwar vom gestrigen Samstag, doch diese Zusammenfassung eines namentlich nicht genannten Offiziellen hilft ein wenig bei der Nachverfolgung:
So we continue to observe this invasion along those same three main axes that we talked about, south to north, north central to south, north east to south. We also continue to see indications of viable Ukrainian resistance. We continue to believe, based on what we have observed that this resistance is greater than what the Russians expected and we have indications that the Russians are increasingly frustrated by their lack of momentum over the last 24 hours particularly in the north parts of Ukraine.
They have – we did observe the amphibious assault from the Sea of Azov to the west of Mariupol. Those forces put ashore do continue to advance as we said some were splitting – they were splitting more towards the north east. And of course the Russians are continuing to try to advance on Kherson.
As of this morning we have no indication still that the Russian military has taken control over any cities. As of this morning we still believe that Russia has yet to achieve air superiority. Ukrainian air defenses including aircraft do continue to be operable and continue to engage and deny access to Russian aircraft in places over the country.
And then over the last 24 hours or so we have continued to observe Russian missile launches. As of this morning when we – now that we’re speaking now, we’ve seen more than 250 launches. The majority of them continue to be of short-range ballistic missile types. That’s the – the majority of those are SRBM.
I would also say that despite Russian claims to the contrary, we continue to see civilian infrastructure and residential areas impacted and damaged by these missile strikes. Again we’re not able to tell you whether those locations were intentionally targeted but there’s no doubt in our mind that civilian infrastructure and residential areas are being hit as a result of these barrages.
Lastly, we do – have seen reports overnight and this morning of some internet outages in Ukraine but it’s intermittent and in general and you guys and your reporters probably can speak to this as well as I can, in general the internet is still generally available and accessible. But there have been intermittent outages.
• Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht im 12-Stunden-Abstand ein Intelligence Update der Entwicklung in der Ukraine. Auch das lässt sich natürlich nicht verifizieren, hilft aber vielleicht bei der Einordnung:
Latest Defence Intelligence update on Ukraine pic.twitter.com/xEssfe1crQ
— Ministry of Defence 🇬🇧 (@DefenceHQ) February 27, 2022
(An der Stelle hätte ich auch gerne was vom russischen Verteidigungsministerium eingebunden – allerdings: deren Webseite mil.ru ist (zumindest für mich) derzeit nicht erreichbar. Bereits am Samstagabend hatte es Hinweise darauf gegeben, dass der Zugang zu zahlreichen offiziellen russischen Regierungs-Webseiten nicht möglich ist.
• Die nach wie vor zahlreich auf sozialen Medien auftauchenden Bilder und Videos von gestoppten, zerstörten russischen Fahrzeugen und Kolonnen werfen mindestens zwei Fragen auf, auf die es bislang keine Antwort gibt: Haben die russischen Streitkräfte den Widerstand der Ukraine unterschätzt und deshalb nicht ihr bestes Material, zum Beispiel neuere Panzermodelle, in ihre Angriffssäulen eingebracht? Und, auch das zunehmend wichtig: Die Ukraine hat im weltweiten Informationskrieg einen deutlichen Vorsprung – während sozusagen jeder gestoppte russische Geländewagen sofort auf Facebook, Twitter und anderen Plattformen auftaucht, gibt es international von russischer Seite – mit Ausnahme der Staatsmedien fürs Inland – offensichtlich noch nicht mal Versuche, eine eigene Sichtweise zu verbreiten.
• Ein Update der russischen Streitkräfte, veröffentlicht auf der Facebook-Seite des russischen Verteidigungsministeriums, als Video und mit einer englischen Übersetzung:
«The grouping of troops of the Lugansk People’s Republic, with fire support of the Armed Forces of the Russian Federation, has advanced up to 56 kilometers and is rapidly developing the offensive.
The units of the armed forces of the Donetsk People’s Republic advanced another 3 kilometers in the direction of Petrovskoe and completes the defeat of the reserves of the Vostok operational-tactical group. Control was taken over Anadol and Andreevka settlements.
In Severodonetsk, Luhansk region, nationalists, acting as barrage detachments, under the threat of execution of commanders, are trying to stop the retreating units of the Armed Forces of Ukraine and force them to continue resistance. Nationalist detachments killed 4 officers of the Armed Forces of Ukraine.
Refugees arrive from the territories of the Luhansk People’s Republic occupied by the Armed Forces of Ukraine. Currently, more than 300 families have arrived in Lugansk, who are receiving all the necessary assistance.
In Mariupol, assault detachments of the Right Sector that arrived from Lviv region are terrorizing civilians. Nationalists place armored vehicles and artillery in residential areas, using the local population as a human shield.
The units of the Armed Forces of Ukraine, desperate to hold back the offensive of the group of troops of the Russian Armed Forces, began the massive use of ammunition filled with phosphorus in Kiev suburbs near the Gostomel airfield.
They use 122 mm shells for D-30 howitzers and rockets for BM-21 Grad systems, still of Soviet production.
The use of these munitions is prohibited by the third protocol of the 1980 UN Inhumane Weapons Convention».
• Hinweis: Ich würde gerne das Original der Putin-Ansage zur erhöhten Bereitschaft der (auch) Atomstreitkräfte hier einbinden; allerdings ist die Kreml-Webseite für mich (und wohl auch für andere) derzeit nicht erreichbar.
(Weiter nach Entwicklung)
Ist Syrien 2.0 eine realistische Perspektive, wenn man die gegenwärtige Strategie des Westens hinter den Waffenlieferungen formulieren will? Wenn der Westen jetzt weiter Waffen liefert, kann es ja nur den Sinn haben, „den Preis für die russischen Streitkräfte“ hochzuschrauben. Aber diesen „erhöhten Preis“ (welch kaltherzige Begriffswahl!) zahlen die Zivilgesellschaft und die zivilen Infrastrukturen in der Ukraine dann auch – das ist ja symmetrisch.
Oder ist das zum jetzigen Zeitpunkt übertrieben?
Vergleiche mit Syrien sind mEn kaum zu ziehen. Wir haben ein Land, das geschlossen gegen einen Angreifer zusammensteht. Das von der UN-Charta garantierte Recht auf Selbstverteidigung greift glasklar. Wenn also westliche Staaten die legitime Regierung in Kiew unterstützen, damit die russischen Verluste immer höher werden, dann ist dies im Gegensatz zu Syrien eine politische und militärische Strategie, den Angreifer mit einer gewissen Aussicht auf Erfolg zu einer grundlegenden Änderung seiner Strategie zu zwingen. In Syrien gab/gibt es ja praktisch keinen demokratisch legitimierten Akteur, der Teil einer westlichen Wertegemeinschaft sein könnte. So seltsam es vielleicht klingt: Bei einer aktuell wesentlich bedrohlicheren Lage, scheinen die Handlungsoptionen des Westens heute doch besser/eindeutiger, als im Syrienkonflikt.
Zu den Quellen, den aktuellen Verlauf zu verfolgen:
Ich folge den zwei Darstellungen des Institute for the Study of War (ISW), täglich je
# ein „Ukraine Conflict Update“; sowie
# ein „Russian Offensive Campaign Assessment“
Daraus die folgende strategische Einschätzung:
„Russian forces from Crimea have changed their primary axes of advance from a presumed drive toward Odesa to focus on pushing north toward Zaporizhie and the southeastern bend of the Dnipro River and east along the Azov Sea coast toward Mariupol. These advances risk cutting off the large concentrations of Ukrainian forces still defending the former line of contact between unoccupied Ukraine and occupied Donbas. UKRAINIAN LEADERS MAY SOON FACE THE PAINFUL DECISION OF ORDERING THE WITHDRAWAL OF THOSE FORCES AND THE CEDING OF MORE OF EASTERN UKRAINE OR ALLOWING MUCH OF UKRAINE’S UNCOMMITTED CONVENTIONAL COMBAT POWER TO BE ENCIRCLED AND DESTROYED. There are no indications as yet of whether the Ukrainian government is considering this decision point.“
Frage mich wie gut die russische Logistik aufgestellt ist. Gibt ja bereits Meldungen bzw. Gerüchte über Treibstoffprobleme und geplünderte Nahrungsmittel. Die bereits prekäre Unterbringung bei der „Übung“ wird jetzt im Feld auch nicht besser werden…
Ein Hinweis an @werner69: Sie scheinen dem Irrtum zu unterliegen, dass so ziemlich jeder Kommentar hier auch Ihrer Gegenrede bedarf. Dem ist nicht so.
„The Battle for Hearts and Minds“ und „Information“ waren schon immer eine wichtige Währungen im Krieg.
Voraussetzung für Erfolg waren aus russischer Sicht initiale Luftschläge und absolute Lufthoheit, die den vorrückenden Bodentruppen jederzeit unterstützende Angriffe ermöglichen sollte. Doch nun sieht man sich Gegenschlägen von Armee und Bevölkerung ausgesetzt, die sich innerhalb der ihres Landes geschickt bewegen, das Gelände durch Ortskenntnis zu ihrem Vorteil ausnutzen und es auch medial in Szene setzen. (Social media)
Die Art und Weise, wie aber aktuell die ‚rein militärische’ Auseinandersetzungen geführt werden, ist nicht allein entscheident. Vernetzung und Digitalisierung sind es, die die Auswirkungen des ‚eigentlichen‘ Gefechtes verschärfen und die Zivilbevölkerung in einem bislang unerwarteten Maße in den „Kampf der Narrative“ ziehen beziehungsweise sie selbst zum ‚Ziel‘ machen. Glaubwürdigkeit war im Kampf um die Herzen und Köpfe der Menschen in einem Krieg schon immer der wichtigste strategische Vorteil. Wobei es nicht nur um die Bevölkerung im Kriegsgebiet der Ukraine selbst geht. Auch weltweit.
Dass dies kein neuer Gedanke ist zeigt der antike chinesische Militärstratege und Philosoph Sun Tzu, der in seinem Werk „Die Kunst des Krieges“ schrieb: „Die größte Leistung besteht
darin, den Widerstand des Feindes ohne Kampf zu brechen“
In sozialen Medien wird gerade der moderne Krieg geführt. Diesen hat Russland bereits nach wenigen Tagen völlig verloren.
Russische Generale haben offenbar wichtige Lehren aus Afghanistan, Syrien oder Irak nicht beachtet.
Wer Hearts and Minds der Bevölkerung gewinnt, hat den Krieg gewonnen. Das mag kurz- und mittelfristig auch mal anders aussehen, doch langfristig stimmt dies in der Regel.
„Winning hearts and minds“, „the Battle for Hearts and Minds“ – offfenbar hat das in Russland niemand beachtet.
Was das neuste Material angeht frage ich mich:
Werden diese Einheiten für den Schlag an anderer Stelle bereit gehalten? Oder ist es die Sorge das wie im Jomkippurkrieg der T72, es in westliche Hände fällt?
Die Ukrainische Armee zeigt sich wehrhaft. Bedenkt man das sich die Ukraine seid der Annexion der Krim auf weitere Schritte Russlands vorbereitet, so zeigt sich das die Hausaufgaben gemacht wurden… zumindest bis Dato.
Dennoch wird der Angriff RUS ,,NOCH ‘’ unter Wahrung des größtmöglichen Schutzes von Infrastruktur und Zivil Bevölkerung geführt.
Sollten die RUS Kräfte nicht wie geplant vorankommen wird Putin sicherlich den Druck erhöhen.
Das wiederum könnte die Wahl der Mittel und die Intensität ändern, es bleibt zu hoffen das der Druck auf Putin auch durch das Russische Volk wächst und dieser Wahnsinn endet.
Wie war das jetzt mit dem Einflugverbot für russiche Airlines in die EU? Gerade jetzt ist eine Airoflot Maschine auf dem Weg von Moskau nach Berlin über der Ostsee (flightradar24).
Das Invasionsszenario, das von den USA usw. in den letzten Monaten in den Raum gestellt wurde, ging ja immer davon aus, dass man größere Teile des Landes besetzen will. Wenn das Ziel aber tatsächlich in einer Demilitarisierung und dem anschließenden Aufzwingen eines neutralen Status besteht, dann scheint mir dieses langsame Vorankommen durchaus Sinn zu ergeben. Man lässt zu, dass sich die ukrainischen Kräfte in die Städte zurückziehen und dort auf die Angreifer warten. Aber da muss man eigentlich nicht rein. Das schafft Bewegungsfreiheit im Inland und man wartet ab, dass Kiew langsam, ohne größere Luftunterstützung „schonend“ eingenommen werden kann. Etwas intensiver sind die Kämpfe in der Ostukraine, wo man die beiden Donbass-Oblaste vollständig erobern will, um Fakten für die Verhandlungen zu schaffen. Die Stimmung ist natürlich ein wichtiger Faktor, aber der Fall von Kiew hätte eine enorm demoralisierende Wirkung und ist nehme ich an nur eine Frage der Zeit. Anstatt von Fortschrittberichten hat man dann „Landmarken-Erfolge“ wie die Übernahme von Tschernobyl oder die Sprengung dieses Damms, der den Frischwasserzufluss zur Krim eingeschränkt hat.
Bevor es heute angesichts Entwicklungen für die Bw untergeht:
Gem. Drehbuch findet heute in BLR ein Referendum statt, aus dem der „Volkswille“ manifestiert, dass
– Lukashenko bis 2035+ regieren darf,
– russ. SK dauerhaft in BLR stationiert werden können und
– BLR unter den nuklearen Schutzschirm RUS tritt.
Das wird weitreichende Auswirkungen haben.
Ob BLR auch um Aufnahme in die RF bitten wird, werden wir sehen. Es passt aber zu der territorialen Anpassung, die gerade versucht wird.
RUS wird nun gestattet, zusätzliche (takt.) Atomwaffen an die Grenze zu NATO- Bündnisgebiet heranzuziehen. Das bedroht Ost-/Mittel- und Südosteuropa zusätzlich zu dem bereits vorhandenen Potential in Kaliningrad.
Die dauerhafte Stationierung von La-/LuSK eröffnet nicht nur Optionen mit Blick auf die UKR, sondern sie zielt mutmasslich darauf ab, eine Landverbindung in den Oblast Kaliningrad herzustellen, durch Suwalki.
Sollte diese meine BdL zutreffen, bedeutet das eine Bedrohungseskalation ggü. NATO, Balten und Polen.
Daher ist russ. Einwirken auf BLR sorgfältig zu beobachten.
Putin wird das in seiner Sicht der Dinge zu erklären wissen, warum die Russen in Kaliningrad ( gem. einem weiteren Kapitel im Script) geschützt werden müssen.
Vielleicht sollte Lukashenko und seinem Volk angezeigt werden, dass die Sanktionen gg. RUS auch gg. sie angesetzt werden können.
Ökonom schrieb: „Wenn der Westen jetzt weiter Waffen liefert, kann es ja nur den Sinn haben, „den Preis für die russischen Streitkräfte“ hochzuschrauben. “
Ja. Du siehst das aber von der falschen Richtung. Die grundsätzliche Entscheidung, nämlich zu kämpfen und sich nicht zu unterwerfen, wird in der Ukraine von den dortigen Politikern und der Bevölkerung getroffen. Damit ist die Frage, sollen wir als westliche Staaten diese Entscheidung unterstützen. Ich persönlich meine ja.
Es ist für mich klar, dass bei einem Kampf in dicht besiedelten Gebieten es zu hohen zivilen Verlusten kommen kann und wahrscheinlich wird. Die ukrainische Regierung kann nur zwischen Pest und Cholera wählen, Städte sind das einzige Gefechtsfeld, auf dem die russischen Truppen massive Nachteile haben.
@Ökonom
Eine russische Niederlage in der Ukraine ist notwendig, um die akut gewordene russische Bedrohung Mittel- und Osteuropas einzudämmen. Daraus ergibt sich die strategische Notwendigkeit der indirekten militärischen Unterstützung der Ukraine, ggf. auch nach einem möglichen Sturz der gegenwärtigen Regierung. Wenn im Rahmen dieses Konflikts ukrainische Zivilisten zu schaden kommen, trägt Russland als Angreifer die alleinige Verantwortung dafür.
Ich hoffe sehr, dass die internationale Gemeinschaft ihre Kommunikation schnell ändern wird:
1.) Es wird mit dem Russland unter Putin keine Zusammenarbeit mehr geben.
2.) Putin und Lawrov müssen sich in Den Haag verantworten.
3.) Russland hat für sämtliche Schäden in der Ukraine aufzukommen.
4.) Die westliche Welt richtet sich nicht gegen das russische Volk.
5.) Alle innerrussischen Bemühungen zur Absetzung von Putin werden unterstützt.
Der Westen sollte eine Millionenprämie für die Tötung oder Festnahme von Putin aussetzen.
Lasst uns (die EU, die NATO, ….) eklig werden! Zu lange haben wir es Putin zu leicht gemacht.
[Ich bitte dringend darum, bei solchen „Wunschzetteln“ jetzt nicht in merkwürdige Muster zu verfallen. Danke. T.W.]
@tm:
Die NOTAM gilt doch erst ab heute 15:00 Uhr.
@ T.W.
Meine Äußerung hat überhaupt nichts mit Wunschdenken zu denken.
Die russische Bevölkerung will den Krieg überhaupt nicht. Das ist das „window of opportunity“. Militärisch wird Russland auf kurz oder lang siegen oder die Ukraine in die Steinzeit bomben.
Nach der von Russland mitverschuldeten humanitären Katastrophe in Syrien bekommen wir die nächste Katastrophe, die uns in Deutschland Milliarden kosten wird.
Die Stärke Russlands resultiert aus der multidimensionalen Schwäche des Westens. Leider.
Aus unbestätigter, aber zuverlässiger UKR Quelle:
„1. Aktuell Beschuss mit FK im nordwestlichen Bezirk Wolhyn aus BLR. Ob dies russ. oder blr Kr tun- weiss ich nicht.
2. Für morgen plane BLR eine ggf. zwei LL mit ca. 5000 Mann im Raum Kiew bzw. Shitomir durchzuführen. Den LL sollen ebenfalls FK- Beschuss vorangehen.“
Falls zutreffend zeigt es auf die sich abzeichnende strat. Partner-(Komplizen-)schaft zwischen RUS u BLR. Siehe dazu meinen Beitrag oben.
Für die UKR bedeutet ein Ag ivo Shitomir eine weitere Zersplitterung ihrer Kr und Res. In Kiew könnte es zu einer Entscheidung beitragen.
Für mich ist ziemlich verwunderlich, wie blauäugig man anscheinend auf russischer Seite an die Invasion herangetreten ist. Laut ukrainischer Informationen hatte man ja offensichtlich geplant Kiew mit „nur“ 5000 Fallschirmjägern einzunehmen. Nun bin ich kein Experte für Häuserkampf, aber laut John Spencer, Chair of Urban Warfare in West Point, braucht man im Häuserkampf eine Überlegenheit von 5:1. In der russischen Armee scheint man völlig überfordert davon zu sein, dass sich quasi die gesamte Ukraine geschlossen erhoben hat.
Das war ein geplanter Blitzkrieg, der spektakulär in die Hose gegangen ist Die russische Armee hat ihre zahlenmäßige Überlegenheit nicht ausspielen können und sieht jetzt einem blutigen Partisankrieg entgegen, selbst wenn sie eine offizielle Kapitulation erzwingen sollte. Es kann nie Teil eines Angriffsplans sein, dass jetzt zehntausende unregistrierte Kämpfer im Land unterwegs sind. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Ukraine (immer noch!) große Arsenale an sowjetischer Kriegstechnik besitzt und auch eine Industrie diese Technik zu reparieren und weiterzuverkaufen. Sprich: Es gibt eine industrielle Basis auch für längerfristige Kampagnen (man vergleiche mal wie der IS es geschafft hat in kurzer Zeit Fabriken zum Bau von IEDs und Raketen zu konstruieren).
Außerdem hat die ukrainische Armee mindestens zwei Luftschläge durch türkische Drohnen verkündet, es steht also zu vermuten, dass zumindest ein paar dieser Waffensysteme nicht am Boden zerstört wurden. Das ist wichtig, weil sich in Syrien, Lybien und Berg-Karabach gezeigt hat, dass auch modernste russische Luftabwehrsysteme keine Chance gegen diese Drohnen haben. In Berg-Karabach haben Drohnen gezielt russisch-produzierte AA-Systeme, z.T. unterstützt durch electronical warfare systeme, gejagt und ausgeschaltet. Ebenfalls zu beachten ist, dass beide von der Ukraine bestätigten Drohnenangriffe NICHT gegen Panzerverbände, sondern gegen logistische Strukturen hinter der Front durchgeführt wurden. Einmal wurde (laut Ukraine) ein Zug mit Treibstoff getroffen und einmal ein Konvoi von LkWs, was zu zahlreichen Folgeexplosionen führte, ich tippe also auf irgendeine Art Munition.
All das führt mich zu dem Schluss, dass dieser Konflikt noch lange weitergehen kann, gerade solange die Ukraine weiterhin zumindest teilweise die Luftherrschaft halten kann. Alle Operationen des russischen Militärs in den letzten Jahren waren keinesfalls mit einem großen, konventionellen Krieg zu vergleichen, den sie jetzt führen müssen. Wohlgemerkt ein Krieg, bei dem die Angreifer den Verteidigern inzwischen rein zahlenmäßig inzwischen deutlich unterlegen sein dürften.
Russland will zwar ohne Vorbedingungen verhandeln, aber hat sein Atomwaffenarsenal auf höchste Alarmstufe gesetzt.
https://liveuamap.com/
P.S: Die Quellen hinter den Meldungen sind Telegramaccounts von lokalen RUS Nachrichtenagenturen. RT hört sich ähnlich an.
[Gibt’s auch richtig als Quelle von AP:
T.W.]
Ja, die russischen Streitkräfte tun sich schwer. Man muss es wirklich sagen, in der Offensive sind die Russen einfach schlecht. Der Angriff widerspricht eigentlich auch allen Instinkten der Russen, deren Vorgehen im Kriegsfalle immer ist, den Gegner tief in ihr riesiges Reich zu locken, weit weg von seinen Kraftquellen, ihn seine Nachschubwege überdehnen zu lassen, ihm dann das Genick zu brechen und aus dem Land zu treiben.
Die Russen werden diesen Krieg verlieren. Ich bin mal gespannt, wie diese krachende Niederlage sich auf Putin auswirken wird. Ob ihn das selbe Schicksal ereilen wird, wie seinerzeit Ceaușescu? Und wer wir nach ihm kommen?
@Marisol: Das wäre eine ziemlich katastrophale Strategie ehrlich gesagt. Nicht nur ist in den Städten die Industrien notwendig um Krieg zu führen, eine einfache Umgehung feindlicher Festungen macht den Angreifer enorm verwundbar. Solange man nicht gleichzeitig genügend Kräfte aufbietet um die umgangene Stadt effektiv abzuschneiden (was bei den heutigen Städten extrem schwierig ist, man überschlage einfach mal wie viele Straßen aus einer 100.000 Einwohnerstadt hinausführen), bettelt man ja geradezu darum, dass die umgangene Garnison ihrerseits in die Offensive geht und anfängt Einheiten hinter der Frontlinie zu attackieren. Das sind ja wesentlich „kleinere“ Schlachten als die Kesselschlachten des 2. WK. Wenn man „nur“ 150.000 Soldaten zur Verfügung hat, dann ist man gar nicht fähig jede ukrainische Großstadt vernünftig zu umzingeln und abzuschneiden.
Es ist für mich wesentlich logischer, dass die russische Armee eigentlich gar keine richtige Ahnung vom Häuserkampf hat. Wer außer den Israelis und den Amerikanern hat denn in den letzten Jahren große Schlachten in Städten geführt? Jeder Tag Verzögerung bedeutet, dass mehr und mehr Kriegsmaterial an die Ukraine geliefert werden kann, während die ukrainische Streitkräfte durch zahlreiche, hochmotivierte Freiwillige verstärkt werden. Außerdem zeigen die Belagerungen der letzten Jahren und Jahrzehnte, von Sarajevo über Falludscha bis zu Mossul, dass eine langsame, „behutsame“ Eroberung Monate dauern kann und einen extrem hohen Blutzoll fordert, selbst wenn man die totale Lufthoheit hat.
Im Augenblick fliegt eine UKR An124 von Oslo ins Baltikum (www.globe.adsbexchange.com). Die Filterfunktion stuft den Flug als militärisch ein. Ich hatte schon in einem anderen Kommentar nach der aktuellen Lage der sechs SALIS – An124 aus Leipzig gefragt. Da steckte ja neben den UKR auch ein RUS Partner mit drin (Volga-Dnepr-Airlines) Der Haushaltsausschuss des BT hatte ja am 23.6.2021 die Mittel für den DEU Anteil bis 2026 bewilligt. Macht der UKR Partner einfach alleine weiter? Wir hätten hier eine Unterstützung der NATO durch die UKR!
[SALIS ist schon seit ein paar Jahren nur noch ukrainisch besetzt. T.W.]
@TW: danke für den Hinweis zu SALIS, ist in vielen Dokumenten/Internetquellen scheinbar noch nicht geändert bzw. erwähnt worden.
Ich teile die Begeisterung über die momentane Entwicklung nicht. Die Lage ist doch eher so, dass die Russen versucht haben unter Vermeidung von zivilen Opfern einen schnellen Sieg mit relativ geringen Mitteln zu erreichen. Jetzt davon auszugehen, dass die Russen in der Defensive seien , sehe ich überhaupt nicht. Ich sehe im Moment nur vorrückende russische Truppen und eben keinerlei „Siege“ der Ukrainer. Sie mögen hart kämpfen, es ändert aber nichts am russischen Vormarsch. Berdjansk scheint jetzt auch unter Druck oder gefallen zu sein, bald stehen die russischen Truppen komplett am Dnepr und werden sich konsolidieren können.
15:00 ab Eindhoven/NLD mit insgesamt 3 C-17 vom SAC:
50 Panzerfaust 3 + 400 Gefechtsköpfe, 100 Scharfschützengewehre + 30.000 Schuss Munition und 200 Stinger-Flugabwehrraketen sind auf dem Weg in die Ukraine.
An Bord befinden sich auch zwei Suchroboter zur (See-)Minensuche.
Zielort ist nicht genannt.
@Aradir:
> Das wäre eine ziemlich katastrophale Strategie ehrlich gesagt. Nicht nur ist in den Städten die Industrien notwendig um Krieg zu führen, eine einfache Umgehung feindlicher Festungen macht den Angreifer enorm verwundbar.
Also ihre Strategie muss denke in jedem Fall auf Schnelligkeit ausgelegt sein. Es kann hier nicht um ein langes Engagement gehen. Die russische Bevölkerung ist in keiner Weise durch die Regierung auf diesen Krieg vorbereitet worden. Die Stabilität des Landes ruht im Moment allein auf dem Repressionsregime und, da wo es vorhanden ist, dem Vertrauen in Wladimir Putin. Die Auswirkungen der wirtschaftlichen Gegenmaßnahmen kommen als nächstes rein.
Der Vorbehalt meiner Einschätzung ist, dass die benannten Kriegsziele tatsächlich verfolgt werden, dass es nicht doch um eine Besatzung geht (was im Gegensatz zu dem Angriff, der zwar möglich, aber vielen als unwahrscheinlich galt, überwiegend für Russland als nicht sinnvoll leistbar eingeschätzt wird). Trifft der Vorbehalt zu, hat Russland einen entscheidenden Verhandlungspfand: Es kann der ukrainischen Seite das geben, was sie am meisten wollen, nämlich den schnellen Abzug der russischen Truppen.
Insofern genügt es ein gewisses Truppenkontingent an den wichtigen Bevölkerungszentren zurückzulassen, die nur kleine Gefechte eingehen, um die ukrainischen Kräfte erstmal dort zu binden. Da sich denke rumgesprochen hat, dass die Russen in den Städten nur langsam vorwärtskommen, wird der Instinkt sowieso sein dort zu bleiben. Auf einem kurzen Zeithorizont wird es dann vermutlich keine Gegenoffensive geben. Vorallem wenn die militärische Führung ausgeschaltet werden konnte oder die Kommunikation auf anderem Wege gestört. Dann müssen sie genug „Fortschritt“ im Land machen, um so viel Druck auf die ukrainische Seite aufzubauen, dass man die eigentlichen Kröten schluckt. Es muss natürlich über diese Zeit die Logistik sehr gut funktionieren, denn die städtische Infrastruktur kann man dann nur im Randbereich nutzen.
@all
Hinweis: Oben als Update ein Statement der russischen Streitkräfte von heute Nachmittag.
Türkische Meerengen:
@MASAOMORITR
„Wir kamen zu dem Schluss, dass sich die Situation in der Ukraine in einen großen Krieg entwickelt hat. Wir werden die Montreux-Bestimmungen transparent anwenden“.
— Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu.
Was auch immer das bedeutet, Durchfahrtsperre für Kriegführende mit Vorankündigung?
Auf jeden Fall ist einiges von RUS Eskadra „eingeschlossen“, bzw von Tartus logistisch abgeschnitten.
Was mir immer wieder bei den Video-Berichten aus der Ukraine auffällt, und beim Lesen der Nachricht über das Vordringen russischer gepanzerter Geländewagen durch den Kopf ging – man sieht kaum Straßensperren bzw. Barrikaden. Weiß nicht, ob das spezielle Gründe hat, aber ich finde es etwas komisch.
@T.Wiegold
Die Verwendung von Phosphorbomben wurde der Ukraine auch 2014 vorgeworfen, hat sich das damals als wahr herausgestellt?
Zum Nuklearen seitens Putin:
Wer am 4. Kriegstag und westlichen Sanktionen mit ’nuklear“ kommt, muss deutlich unter Druck stehen oder zieht eine Maskirovkakarte..
Ich denke, wenn wir über deutlich mehr zivile Opfer und gezielte Zerstörung kritischer Infrastruktur hören, ist das ein schlechteres Zeichen.
Mit der Abschreckung poltern, soll vermutlich die NATO auf Distanz halten. Die Versuchung ist in den NATO-Ländern glaube ich gerade groß, die Grenzen dessen, was als Einmischung beantwortet würde, soweit wie möglich auszureizen.
Putin holt den dicken Knüppel raus. Die sogenannten „strategischen Kräfte“ beinhalten auch konventionelle Waffen. Hyperschallraketen, Marschflugkörper etc. Zudem beginnt die Seeseitige Invasion bei Mariupol. (Liveuamap).
Zudem will die EU nun endlich Sputnik und RT verbieten (ntv). Feindpresse wir also abgestellt. Wird auch Zeit, wer weiß was die RUS embedded Journalists (Die gab es ja in SYR zu Haus) die Tage vorbereitet haben. (Hakenkreuze auf geworfenes UKR Wehmaterial gemalt, Swastika-Nazibinden an gefallenen UKR Verteidigern angebracht?, fillthegap)
@KPK 27.02.2022 um 17:39 Uhr
“Zum Nuklearen seitens Putin:
Wer am 4. Kriegstag und westlichen Sanktionen mit ’nuklear“ kommt, muss deutlich unter Druck stehen oder zieht eine Maskirovkakarte..”
Sehe ich auch so. Die Massnahmen des Westens gestern und heute kamen ja als Stakkato. Was das für RUS, die OpFü, die Ökonomie und Gesellschaft bedeutet können die noch gar nicht vollständig erfasst haben geschweige denn, das richtige Gegengift dafür schon gefunden zu haben.
Der psychologische Druck auf Putin, aber auch auf Shoigu und Gerrasimow muss enorm sein, gerade weil es nicht gut läuft.
Unterhalb der nuklearen Schwelle – was ist denn da noch vorhanden und möglich? – Nicht viel.
Das CPX- Script wird am 5., 6. Tag auch immer dünner….
Wenn aber die emotionalen Kräfte Putin übermannen, Verzweiflung, Wut, Zorn und Perspektivlosigkeit sein Handeln dominieren, wäre er nicht der erste, der im Untergang das Treppenaufgang zu Walhall erblickt.
Nicht gut.
@T.W bei N-TV
Militärexperte im Interview
„Putin scheint bereit für den großen Knüppel“
27.02.2022, 17:10 Uhr
P.S: Wie wäre es, wenn sich @T.W als „Journalist zu SiPo Fragen“ betiteln lassen würde. Ich meine nur, bei all den Experten wäre dann Qualität direkt erkennbar.
[Das liegt leider nicht in meiner Macht, sondern in der Hoheit der jeweiligen Redaktion… T.W.]
@TW: Ja leider, und Zeitenwende wohlwahr. Erinnern sie sich wie sie mir und @Klabautermann Lack verpasst hatten, als wir bei aller Parodie Sputnik und RT, samt Asiatimes und SANA als Feindpresse tituliert hatten?
Bilder sagen manchmal mehr als tausend Worte?
Putin auf „Tuchfühlung“ mit seinen obersten Militärsbefehlshabern.
https://twitter.com/maxseddon/status/1497975090251808777/photo/1
Vielleicht wird es ja doch was.
Bisher habe ich viel älteres russisches Equipment aus den 70er Jahren in der Ukraine gesehen. Absicht oder was steckt dahinter?
ich komme nicht umhin, den Überfall der russischen Truppen auf die Ukraine mit dem Überfall der „Koalition der Willigen“ auf den Irak zu vergleichen. Während die USA und ihre Verbündeten massiv mit ihrer Luftwaffe und Raketenangriffen den Einmarsch vorbereitet hatten scheinen sich die Russen damit sehr zurückzuhalten. Zumindest deutet bislang nichts darauhin, dass Kiev ähnlich massiv beschossen und bombardiert wird, wie einst Bagdad. Mit dem Verweis einiger Foristen auf fehlende Luftüberlegenheit der russischen Streitkräfte bin ich nicht einverstanden. Die ukrainische Luftwaffe kriegt doch keine 70 Abfangjäger zusammen (alles Modelle aus der Sowjetzeit). Die Luftabwehr der Ukraine mit S-300 ist natürlich ernst zu nehmen. Allerdings ist das eine russische Entwicklung und man sollte meinen, dass die Russen die Schwächen dieses Systems kennen.
Auffallend ist auch der völlige Mangel an Aktivität der ukrainischen Marine. Man sollte erwarten, dass bei einem Angriff der russischen Schwarzmeerflotte auf Odessa, die ukrainische Marine zumindest versuchen sollte, Widerstand zu leisten.
Verglichen mit dem Angriff der Koalition der Willigen auf den Irak, wirkt der Angriff auf die Ukraine wie eine Low-Budget Produktion.
Nicht das ich mich darüber beschweren würde. Der Angriff der Koalition der Willigen hat damals rund 100000 zivile Opfer gekostet. Und davon war jeder einzelne einer zuviel.
@ AoR
Zitat:“Zudem will die EU nun endlich Sputnik und RT verbieten (ntv). Feindpresse wir also abgestellt.“
Meinen Sie denn, dass unsere Presse in irgend einer Art und Weise glaubwürdiger wäre.
Ich glaube das schon lange nicht mehr. Die Wahrheit ist in jedem Krieg / Konflikt das erste Opfer. Unsere Presse hat uns jedenfalls in keinem der Konflikte der vergangenen Jahrzehnte reinen Wein eingeschenkt. Da sitzen einfach zu viele „überzeugte Transatlantiker“ in den Redaktionen. Was die Berichterstattung in den Medien anbetrifft, so empfehle ich das Konzept des „konfuzianischen Richters“. Ein konfuzianischer Richter geht grundsätzlich davon aus, dass alle Zeugen lügen und dass es sein Job ist, die Wahrheit zu finden.
Sachkompetenz zu militärischen Fragen sucht man in unseren Medienhäusern ohnehin meist vergebens.
@ Kurpälzer:
Zitat:“Der Angriff widerspricht eigentlich auch allen Instinkten der Russen, deren Vorgehen im Kriegsfalle immer ist, den Gegner tief in ihr riesiges Reich zu locken,…“
Da mag zu Zeiten Napoleons gegolten haben. Seit dem zweiten Weltkrieg und den Verwüstungen in Russland lautet die Doktrin: „Niemals wieder einen Krieg auf eigenem Territorium zu führen.“
@Marisol: Stimme absolut zu, dass die russische Strategie am liebsten einen „Blitzkrieg“ mit möglichst minimaler Dauer und involvierten Soldaten gesehen hätte. Aber der Krux an dieser Strategie ist ja, dass man auch tatsächlich irgendwelche wichtigen Ziele besetzen/erobern muss. Bisher gab es viele Indizien, dass es ähnlich wie in Georgien ein schneller, überwältigender Schlag werden sollte, der aber zurückgeschlagen wurde. Wenn es tatsächlich nur um eine Umgehung der Städte und Besetzung weiter Landstriche ging, warum haben sich dann kleinere russische Kontingente seit vier Tagen in Kämpfe in den Außenbezirken ebenjener Städte verwickeln lassen? Vor allem weil diese Kämpfe alle auf ziemlich peinliche Weise verloren wurden. Das waren ja keine professionell ausgeführten Störangriffe, sondern relativ schlampig durchgeführte Versuche sehr wichtige strategische Ziele zu erobern, wie eben einen Flughafen kurz vor Kiew.
Alle Indizien deuten für mich auf eine „Winterkrieg 2.0“-Situation hin, wo sich der massiv überlegende Angreifer extrem selbstsicher gefühlt hat und dann erstmal vom wesentlich höher motivierten Verteidiger gestoppt wurde. Denn wenn man die Ukraine als Gegner tatsächlich so ernst genommen hätte, dass man eben die Großstädte erstmal umgeht, dann hätte man doch wohl auch inzwischen die Städte tatsächlich abgeschnitten bzw. tatsächlich weiter Landstriche besetzen können. Wie du richtig anmerkst: Das Ziel musste ein schneller Sieg gewesen sein. Nur erzielt man den in der Regel nicht mit der Besetzung irgendwelcher Dörfer, sondern mit der Eroberung der Hauptstadt. Von daher steht für mich außer Frage, dass die Angriffe auf Kiew und andere Großstädte schlecht geplant und durchgeführt, aber todernst gemeint waren. Man opfert in der Regel nicht freiwillig hunderte Panzerfahrzeuge in Angriffen auf Städten, wenn man die gar nicht einnehmen will.
@Schlammstampfer: Sie haben offensichtlich noch nie eine Redaktion von innen gesehen, sonst würden sie so einen Schmarrn nicht schreiben. Wundert mich, dass TW nicht schon in eckigen Klamern kommentiert hat…
[Manche Dinge entlarven sich selbst, auch ohne dass ich was dazu sage… T.W.]
@Schlammstapfer sagt: 27.02.2022 um 21:53 Uhr
„Zitat:“Zudem will die EU nun endlich Sputnik und RT verbieten (ntv). Feindpresse wir also abgestellt.“
Meinen Sie denn, dass unsere Presse in irgend einer Art und Weise glaubwürdiger wäre.“
Äh ja?!
Auch ich ärgere mich ja manchmal über Süddeutsche und Spiegel (von der BLÖD ganz zu schweigen), aber jetzt mal ehrlich, Sie versuchen jetzt nicht die bewusste Propaganda und Manipulation der Wahrheit in Putins Diensten mit deutschem Journalismus gleichzusetzen? Da fäll mir glatt die Kinnlade runter.
@Schlammstapfer: >Mit dem Verweis einiger Foristen auf fehlende Luftüberlegenheit der russischen Streitkräfte bin ich nicht einverstanden. Die ukrainische Luftwaffe kriegt doch keine 70 Abfangjäger zusammen (alles Modelle aus der Sowjetzeit). Die Luftabwehr der Ukraine mit S-300 ist natürlich ernst zu nehmen. Allerdings ist das eine russische Entwicklung und man sollte meinen, dass die Russen die Schwächen dieses Systems kennen.
Na ja, es könnte ja auch sein, dass die Russen die Ukrainer weniger ernst genommen haben, als die Amerikaner Saddam Hussein. Indiz dafür wäre, dass die Amis damals knapp doppelt so viel Personal mobilisiert haben und außerdem auch das bessere Material hatten, gerade was Luftwaffe und -abwehr anging. Außerdem hatten die Amerikaner bereits sehr viel Erfahrung mit Luftkampagnen sammeln können, während die Russen in den letzten Jahren vornehmlich wehrlose Zivilisten bombardiert haben. Zu guter Letzt ist es ja auch nicht damit getan die Schwächen eines AA-Systems zu kennen, man muss es auch finden und sicher zerstört haben. Wenn man außerdem davon ausgeht, dass der Feind eh nach ein paar Salven die weiße Fahne schwenkt, dann macht man sich u.U. vielleicht nicht so viele Gedanken wie man einen Angriff führt.
Aber vor allem ist das Problem, dass die offizielle russische Linie ist, dass der Krieg nur gegen ein paar wenige Neo-nazis in der ukrainischen Regierung geführt wird. Das würde sich ein bisschen beißen mit dem massiven Bombardments aller möglichen wichtigen Ziele.
Es gibt auch Abweichungen der Putin‘schen Linie bei russischen Offiziellen..
Ausschnitt aus der heutigen UN-Sitzung, als der UKR Vertreter dies dem RUS Vertreter mit auf den Weg gibt…
https://youtu.be/RbIrkc5GIEs?t=3805
Folgender Artikel wurde gestern von Ria Novosti, Sputnik-News und evtl. weiteren russischen Medien veröffentlicht, darin geht es um die Schaffung eines Grossrusslands das Russland, die Ukraine und Weißrussland umfassen soll um die „natürliche und historische“ Ordnung wiederherzustellen und die Welt müsse akzeptieren, dass Kiew nunmal russisch sei. Sofern der Artikel autorisiert wurde – soweit ich sehe ist es so – zeigt das ein vollkommen anders Bild. Es geht offenbar darum im Februar 2022 Großrussland wieder zu errichten. Das klingt etwas pathetisch, aber lest selbst (der text lässt sich gut mit deepl Übersetzen) https://uz.sputniknews.ru/20220226/nastuplenie-rossii-i-novogo-mira-22994815.html – falls kein Zugang mehr zu Sputnik: https://t.co/888Jw5hgxh
Es ist mehr oder weniger schockierend, wie ein Regime im Jahre 2022 eine derartige Kontrolle über Informationen und den Zugang zu diesen haben kann.
Das Putin schlichtweg das Programm „1939“ so durchzieht und, bis jetzt, in der Bevölkerung auf so wenig Gegenwehr stößt, ist hoffentlich auch mit Blick auf China ein Weckruf. Die dortigen Machthaber dürften in einer vergleichbaren Situation noch leichteres Spiel haben.
Habe mir gestern eine Stunde lang russische Staatsmedien „zugemutet“. Bilder von ukrainischen Opas und Omas, die freudestrahlend den Russen in die Hände fallen, ein paar brennende Bauernhäuser in den abtrünnigen Gebieten (natürlich von den bösen, ukrainischen Nazis angegriffen), Flaggenwechsel nach „Befreiung“ ….
Dürfte interessant sein, was mit den Angestellten der Staatsmedien nach einem Machtwechsel in Moskau geschieht. Die Ausrede, dass sie nur über die Informationen verfügen, die ihnen die Regierung zur Verfügung stellt, haben sie im Gegensatz zu ihren geschichtlichen Vorgängern nicht.
Jetzt stellt sich die Frage, ob den ersten Angehörigen der Generalität ein bestimmtes Körperteil auf Grundeis geht. Selbst wenn die regulären, ukrainischen Streitkräfte noch heute kapitulieren sollten – alleine wenn man sieht, wie groß der Bevölkerungsanteil ist, der sich bewaffnet und zum Widerstand bereit ist, wie stellt man sich in Moskau da eine Besatzung vor?
Das dürfte schon jetzt eine 6-stellige Zahl von potenziellen Selbstmordattentätern sein, die dazu bereit ist, sich in die Luft zu jagen, solange sie noch einige Russen mitnehmen können. IEDs, täglich Angriffe auf russische Truppen landesweit und natürlich die zugehörigen Särge, die zurück nach Hause kommen. Das alles durch einen Gegner, der mit der Technik vieler russischer Waffensysteme vertraut ist. So sieht die Zukunft nach einem „heldenhaften“ Sieg für Mütterchen Russland aus.
Die Propaganda dürfte es, schon jetzt, immer schwerer haben. Wenn da die russischen Wehrpflichtigen nach Kampfhandlungen sehen, dass der Gegner auch aus Zivilisten besteht, die sich bewaffnet haben, kann man seitens Moskau sagen was man will, die Nummer „ihr kämpft gegen böse Nazis, die ihr Volk unterdrücken“ zieht da nicht mehr. Selbst wenn ich, der mit Abstand dümmste Soldat in der Geschichte Russlands wäre – in dem Moment in dem man mir eine weiße Katze in die Hand drückt und sagt „Jetzt grins mal schön und halt das Kätzchen in die Kamera“, würde mir doch der Gedanke kommen, dass da irgendwas nicht stimmt.
Schlammstampfer
„Da mag zu Zeiten Napoleons gegolten haben. Seit dem zweiten Weltkrieg und den Verwüstungen in Russland lautet die Doktrin: „Niemals wieder einen Krieg auf eigenem Territorium zu führen.“
Das ist zwar richtig, bedeutet aber nicht, dass sie offensive Kriegführung gegen einen noch nicht geschlagenen oder noch nicht sehr geschwächten Gegner mittlerweile besser beherrschen. Diese russische Ungeschicklichkeit ist offensichtlich nach wie vor massiv vorhanden. Gesellt sich dann zu chronischem militärischen Unvermögen auch noch die Unfähigkeit ein funktionierendes Staatswesen aufzubauen, mit einem selbstbewussten Bürgertum und starken Eliten, die es vermögen der Bevölkerung langfristige Entwicklungsperspektiven zu bieten, ist die Katastrophe perfekt. Denn in einem dysfunktionalen Staatswesen entwickelt sich nur eine Low-Budget Wirtschaft, aus der sich wiederum nur Low-Budget Steuereinnahmen generieren lassen, die dann auch nur den Aufbau eines Low-Budget Militärs erlauben.
Kleiner Nachtrag zu meinem vorigen Kommentar:
Hoffe, man versteht jetzt, dass Information in der Tat eine Waffe ist und man dann auch dazu in der Lage sein sollte, diese Waffe einzusetzen.
Meine mich zu entsinnen, dass die USAF da ein Programm hatte, mit dem Ziel Großraumflugzeuge zu fliegenden Internet-Providern umzufunktionieren. Wäre doch was für den, laut BR, Hochtechnologie-Standort Deutschland. Wäre ein solches Programm zu Ende geführt worden, könnte man jetzt zumindest in Teilen Russlands der Propaganda des Kreml effektiv gegensteuern.