Rüstungsindustrie weltweit steigerte im Pandemie-Jahr Verkäufe trotz schrumpfender Weltwirtschaft
Obwohl die Weltwirtschaft in der Coronavirus-Pandemie im vergangenen Jahr insgesamt schrumpfte, sind die Umsätze der 100 größten Rüstungsunternehmen 2020 weltweit gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich der Verkauf von Rüstungsgütern und dazu gehörenden Dienstleistungen um 1,3 Prozent auf 531 Milliarden US-Dollar, wie das schwedische Friedensforschungsinstitut SIPRI berichtete.
Nach einer von SIPRI am (heutigen) Montag veröffentlichten Übersicht profitierten die 100 weltgrößten Rüstungsunternehmen von steigenden Verteidigungsausgaben zahlreicher Nationen, unabhängig von der Pandemie und ihren wirtschaftlichen Folgen wie einem Lockdown in vielen Ländern. Allerdings hätten sich die Einschränkungen durch das Virus teilweise dennoch ausgewirkt: So habe das französische Unternehmen Thales einen Rückgang seiner Verkäufe um 5,8 Prozent verzeichnet, teilweise ausgelöst durch Beschränkungen im Frühjahr 2020.
Die unterschiedlichen Auswirkungen zeigten sich auch in Deutschland: Der größte deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall, auf der Liste der weltweit größten Rüstungsunternehmen auf dem 27. Platz (nach Platz 32 im Vorjahr), verzeichnete eine Verkaufssteigerung um 5,2 Prozent. Dafür waren nach Angaben von SIPRI vor allem gepanzerte Gefechts- und Transportfahrzeuge verantwortlich. Die Firma Hensoldt, Lieferant von Elektronik für Rüstungszwecke, habe ihren Umsatz sogar um 7,9 Prozent steigern können. Die beiden anderen deutschen Unternehmen in der Top-100-Liste, der U-Boot-Bauer Thyssen Krupp und der Panzerhersteller Krauss-Maffei Wegmann, hätten dagegen Einbußen von 3,7 bzw. 7,5 Prozent verzeichnet.
Unverändert sind Unternehmen aus den USA die größten Lieferanten von Rüstungstechnik, Waffen und Dienstleistungen. Ihr Anteil an den Gesamtverkäufen der 100 weltweit größten Unternehmen beträgt nach den Angaben des Friedensforschungsinstituts 54 Prozent. An zweiter Stelle, mit einem Anteil von 13 Prozent, liegen inzwischen Rüstungslieferanten aus China vor denen aus Großbritannien.
Russische Unternehmen verzeichneten dagegen laut SIPRI das dritte Jahr in Folge zurückgehende Verkäufe und haben nun noch einen Anteil von fünf Prozent am Geschäft der weltgrößten Produzenten. Neben ausgelaufenen Bschaffungsprogrammen und Lieferverzögerungen durch die Pandemie seien dafür Konversionsbemühungen von Unternehmen verantwortlich, die den Anteil ihrer zivilen Produkte erhöhen wollten.
Die Pressemitteilung von SIPRI (auf Deutsch) hier; das Fact Sheet hier.
(Foto: Der Schützenpanzer Lynx KF41 von Rheinmetall, wie er den australischen Streitkräften angeboten wird – Foto Rheinmetall)
Ich sehe nicht, warum das verwunderlich wäre. Erstens fügt sich diese Zahl nur in einen vorhandenen Trend, motiviert durch eine zunehmend unsichere Welt, die in der Pandemie nicht sicherer wurde.
Zweitens beruhen alle Verträge, die voriges Jahr zwischen Regierungen und Industrie geschlossen wurden, auf lange vorher geführten Verhandlungen, deren Aufgabe aus wirtschaftlichen Gründen durchaus auch politische und sogar finanzielle Argumente entgegenstanden (z.B. Vertragsstrafen, Entwicklungskosten etc.)
Drittens sind in den meisten Staaten hohe Rüstungsausgaben auch in Rezessionszeiten populär oder zumindest politisch unproblematisch. Das reicht von außenpolitisch zum Investieren verdammten Staaten wie den USA, über Staaten mit einem schlagenden Feindbild wie Griechenland, bis hin zu Regimes, die militärisches Imponiergehabe in Zustimmungswerte ummünzen können.
Herr Wiegold! Wissen Sie ob bei den 1,3% Steigerung bereits die Inflation bereinigt wurde? Wenn nein, könnte das die Steigerung relativieren.
Manches boomt offenbar immer.
Das hat auch Spotify erkannt.
Wie das Handelsblatt kürzlich mitteilte, will der Schwede Daniel Ek 100 Millionen Euro in die Münchner Deeptech-Firma Helsing stecken, die erst vor knapp einem Jahr gegründet wurde.
Helsing will Künstliche Intelligenz einsetzen, um die Feindaufklärung zu verbessern und eine Software zu entwickeln, die Muster hinter den Daten aus Kameras, Wärmebildern und anderen Sensoren erkennt.
(taz)
Wen wundert das? Krieg geht immer und lenkt auch gut von innenpolitischen Konflikten ab ( oder diese werden mittlerweile mit Waffen ausgetragen).
Was mich an den Zahlen von SIPRI immer gestört hat, dass ist die Fokussierung auf die Rüstungsausgaben. Gezählt wird unterschiedslos, alles was Staaten über die Rüstungsetats anschaffen. Der Haken daran, ist die fehlende Gewichtung hinsichtlech des Bedrohungspotentials für den Frieden. Wenn ein Staat der sich in einem Konflikt befindet auf einemal hundertausend Dollar für Sturmgewehre und Munition ausgibt, wird das für den Frieden größere Auswirkungen haben, als wenn ein Staat ohne Konflikt Millionen von Dollar ausgibt, um das Sanitätswesen zu modernisieren oder die eigene Luftraumüberwachung auszubauen.
Auch Währungsunterschiede werden zu wenig berücksichtigt. Chinesische Panzer sind viel preiswerter als französische Panzer. Die chinesische Regierung kauft also die selbe Zahl an Panzern zu einem deutlich geringeren Preis ein als die französiche Regierung.
Aus den Äpfel mit Birnen Vergleichen die SIPRI da betreibt kann doch niemand wirklich was anfangen.