Fürs Archiv: Lambrecht zu Tornado-Nachfolge
Zu den Entscheidungen, die der neuen Bundesregierung in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik in nächster Zeit bevorstehen, gehört die Auswahl eines Nachfolgesystems für den betagten Kampfjet Tornado – einschließlich der damit verbundenen Aussagen zur so genannten nuklearen Teilhabe. Deshalb ist die erste Äußerung der neuen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht dazu interessant, die davor warnt, die seit Januar 2019 von ihrem Ressort untersuchte Entscheidung übers Knie zu brechen und Präferenz für eine europäische Lösung, also den Eurofighter, erkennen ließ.
Lambrecht äußerte sich am (gestrigen) Donnerstag bei ihrem ersten Truppenbesuch bei der Luftwaffe auf dem Fliegerhorst Laage bei Rostock zu diesem Thema:
Zum zeitlichen Ablauf fürs Archiv:
• Im Januar 2019 entschied die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die Tornado-Flotte der Luftwaffe solle durch Kampfjets des europäischen Typs Eurofighter oder des US-Typs F/A-18 sowie deren Variante Growler für die elektronische Kampfführung ersetzt werden.
• Im Februar 2019 bestätigte das Verteidigungsministerium das auch öffentlich:
Das Nutzungsdauerende des Kampfflugzeuges Tornado und die damit zusammenhängenden Betrachtungen geeigneter Nachfolgemuster zur Übernahme der Aufgaben und Rollen des Kampfflugzeuges Tornado werden aktuell untersucht.
Wesentliche Kriterien bei der Betrachtung sind die Harmonisierung zum binationalen Zukunftsprojekt Next Generation Weapon System/Future Combat Air System, der mögliche Einführungszeitpunkt eines Nachfolgers sowie der bruchfreie Fähigkeitserhalt einschließlich der Sonderrolle nuklearer Teilhabe. Vor diesem Hintergrund wurde am 31. Januar 2019 entschieden, die beiden Waffensysteme Eurofighter und F/A-18 im Weiteren als Lösungsoptionen zu untersuchen.
• Im September 2019 gab von der Leyens Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer das Ziel aus, die Entscheidung möglichst im Jahr 2020 zu fassen.
• Im Januar 2020 sagte Kramp-Karrenbauer im Bundestag:
Es ist vollkommen klar, dass der Tornado mit all seinen Rollen in die Jahre gekommen ist und dass er ersetzt werden muss. Die Debatte darüber werden wir in den nächsten Monaten zu führen haben. Deutschland befindet sich unter dem Schutz des amerikanischen Nuklearschirms. Das ist eine der Grundkonstanten unserer Sicherheitspolitik, und an der hält das Verteidigungsministerium auch fest. (…)
Das ist eine Debatte, die wir zuerst innerhalb der Koalition führen. Das wird in den nächsten Wochen und Monaten der Fall sein.
• Im April 2020 erörterten Kramp-Karrenbauer und der damalige US-Verteidigungsminister Mark Esper das Thema; eine Entscheidung war aus deutscher Sicht nicht gefallen.
Zuvor hatte das Ministerium eine zunächst geplante öffentliche Information über die Beschaffung der Tornado-Nachfolger kurzfristig abgesagt. Offensichtlich war darüber mit den Sozialdemokraten, damals in einer Koalition mit der Union, kein Konsens erzielt worden. Vor allem der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, hatte sich bislang wiederholt gegen die Beschaffung neuer Kampfjets ausgesprochen, die für den Einsatz als Träger von US-Atomwaffen genutzt werden könnten.
• Im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP hatten die Ampel-Regierungspartner festgelegt:
Wir werden zu Beginn der 20. Legislaturperiode ein Nachfolgesystem für das Kampfflugzeug Tornado beschaffen. Den Beschaffungs- und Zertifizierungsprozess mit Blick auf die nukleare Teilhabe Deutschlands werden wir sachlich und gewissenhaft begleiten.
• Die Aussagen Lambrechts am 16. Dezember 2021:
Wir brauchen jetzt zügig auch eine Entscheidung über die Nachfolge. Ich habe mir vorgenommen, da mich umfassend informieren zu lassen, denn es ist keine Entscheidung, die man mal übers Knie bricht und in der ersten Woche seiner Aufgabe trifft. Ich kann Ihnen aber sagen, dass ich natürliche auch insbesondere eine Präferenz habe, ob wir eine europäische Lösung anstreben können, ob das umsetzbar ist. Das spielt für mich auch eine Rolle. Aber ich lasse mir alle Optionen vorlegen.
(Foto: Lambrecht im Eurofighter-Flugsimulator bei ihrem Truppenbesuch beim Taktischen Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ in Laage am 16. Dezember 2021 – Jane Schmidt/Bundeswehr)
Es könnte also eine Frage des Einflusses der Berater sein.
Falls IBUK wirklich offen ist und eine NATO-basierte atomare Verteidigung bejaht, dürfte die europäische Variante keine allzu großen Chancen haben.
Vor dem Hintergrund der angeblich nicht mehr geplanten Kompatibilität zw. F18 und B61 blieben F15 & F35 als „kurzfristigste“ Lösungen.
Ob der Herr Mützenich sich damals nicht verkalkuliert hat!?
Was ist denn eigentlich mit, nennen wir sie mal unkonventionelle Lösungsansätze…
1. Doch ein Update des Tornados mit ASSTA 5 bis ca. 2035 für ECR und der neueren B-61 12, den EF bis dahin ala F-15 Eagle als ECR und für B-61 ab Nutzung ca 2035 weiterentwickeln / zertifizieren und eine entsprechende Anzahl neu kaufen. Zu schluckenden Kröten, viel Geld für Tornado als einzig nutzende Nation, EF für USA zur Zertifizierung offenlegen und bis dahin Nutzung eines alten Musters. Aber Fähigkeiten im EF ausbauen und Invest in Airbus und gleichzeitig die nukleare Teilhabe mit dem EF bis ca. 2050 abgeräumt.
2. Wie Spanien auf die 35 B abzielen um damit die nukleare Teilhabe in kleinen Stückzahlen abzuräumen und es damit auch Frankreich verkaufen zu können (um mit der B auch FCAS nicht zu gefährden, weil ja besondere STOL Variante) als B Variante mit Blick auf Fähigkeitserweiterung (ggf. Trägereinsatz oder Nutzung ohne hinreichende Landebahn bzw. in Frontnähe). Dennoch aber den Eurofighter als ECR Version und Multirole weiter entwickeln und eine entsprechende zusätzliche Anzahl beschaffen.
3. Oder auch wieder in den Eurofighter investieren als ECR Variante und Multirole, allerdings ohne Zertifizierung für die B 61. Stattdessen versuchen mit Dänemark eine Vereinbarung hinzubekommen, wonach die nukleare Teilhabe über deren F-35 irgendwie abgesichert werden kann (vielleicht auch dass Dänemark wenige F-35 durch Finanzierung mehr kauft und an D least, diese dann auch in Dänemark stationiert sind) die Lagerung der Bomben aber weiterhin in Deutschland erfolgt.
So kann man das heikle Eisen der nuklearen Teilhabe natürlich auch umgehen: Man wählt ein Flugzeug als Waffenträger aus, das nach US-Ansicht in frühestens fünf bis acht Jahren zertifiziert werden kann, schon ist man für das Ergebnis nicht mehr verantwortlich, vor allem, falls damit technische oder diplomatische Probleme einhergehen. Den Falken signalisiert man Engagement, ohne doch die Tauben zu verschrecken. Auf die Gefahr hin, arrogant zu erscheinen: Ich schrieb in diesem Forum schon vor Jahren, dass es wahrscheinlich so käme.
Das ganze Spiel geht also wieder von vorne los und wahrscheinlich lassen die Lobbyisten bei AB noch vor dem Heiligen Abend die Korken knallen… Man kann nur noch mit dem Kopf schütteln, ich wünsche den verantwortlichen Köpfen bei der Luftwaffe viel Kraft und innere Gelassenheit.
Mindestens für die Rolle der Nuklearen Teilhabe dürfte die F-35 die mit Abstand beste Option sein. Wäre auch ansonsten nicht verkehrt, das derzeit leistungsstärkste Flugzeug zu kaufen, das in immer mehr Partnernationen geflogen wird.
Eine „europäische Lösung“ würde
für die F-35A sprechen. Das Muster wird von anderen europäischen Staaten genutzt und soll für Atomwaffen zertifiziert werden.
Die Spanier phasen ihre F-18 ja aus.
Wenn man schaut was die Bundeswehr in der Vergangenheit so gekauft hat, müsste es die F35 werden. Da würde man (wie immer) am wenigsten Flugzeug fürs Geld bekommen.
Man hat sich doch nicht ohne Grund für die SuperHornet
vor-entschieden.
Wenn sie eine europäische Lösung will, muss sie mit den Franzosen über das Thema nukleare Teilhabe sprechen. Das französische Angebot in der Richtung hat Deutschland -wenn ich mich recht entsinne- schon zweimal nicht betrachtet.
Ansonsten führt alles andere, als die bisher vorgemerkte F-18 /Eurofighter-Kombi-Lösung zu weiterem zeitlichen Verzug.
Irgendwie kommen mir Parallelen zur damaligen Ehrenrunde von Rühe beim EFA/Jäger 90 hin zum EF2000 in den Sinn, die außer Zeit, Nachsteuerungen und Geld auch nichts gebracht hat.
„Zeit zu kosten, Geld zu kosten und Nachsteuerungen“
war gemeint….
@ Stefan
Das scheint so ohne Weiteres nicht mehr zu stimmen, denn zumindest für die Finnen war die F-35 letztlich das wirtschaftlichste Angebotspaket – übrigens auch vor dem EF.
@Singulativ sagt: 17.12.2021 um 18:45 Uhr
„Eine „europäische Lösung“ würde für die F-35A sprechen. Das Muster wird von anderen europäischen Staaten genutzt und soll für Atomwaffen zertifiziert werden.“
Nein. „Europäische Lösung“ ist eine Chiffre für ein Airbus Produkt aka EF.
@Stefan
Und hier zur Pflege persönlichen Unverständnisses die ungeheuerliche Liste der armen Irren mit der Entscheidung „Viel Geld für nichts“ in den Varianten a, b, c.
Hier die Staaten, die von Fliegerei und Kampfflugzeugen rein gar nichts verstehen, mit zugehöriger Beschaffungsquote.
USA 2.456
Japan 147
Italien 90
Australien 72
Finnland 64
Südkorea 60
Norwegen 52
Israel 50
VAE 50
UK 48
NLD 46
Schweiz 36
Belgien 34
Polen 32
Dänemark 27
Griechenland 6
Singapur 4
Stefan
Um das Backend zum Betrieb des Fliegers kümmert sich dann die BWI 😇 Im Ernst: die logistischen Herausforderungen und die Abhängigkeit von den USA beim Betrieb halte ich für KO-Kriterien. Zudem: welche anderen Rollen außer Nuklearwaffenträger könnte die F-35 im Zusammenspiel mit dem EF durchführen bzw. hätte die Bw hierfür Einsatzgrundsätze? Können ggf. andere Wirkmittel eingerüstet werden (z.B. TAURUS)?
Und zum Einsatz von Freifallbomben (ggf. mit KWS) ist die F-35 nun doch „zu schade“.
Wieso lese ich eigentlich immer Spanien? Die nehmen an der nuklearen Teilhabe gar nicht teil.
Wer sagt eigentlich, dass die F-35 das beste Muster für die Aufgabe ist?
Die Luftwaffe hat die Stealth-Eigenschaft als nicht wesentlich angesehen.
Wie hieß es doch die Tage?
Keine wichtige europäische Entscheidung ohne Absprache mit Frankreich…
Es könnte spannend werden.
Für die F-35 steht augenscheinlich in den nächsten Jahren ein großangelegte Triebwerksupdate ins Haus:
https://www.airforcemag.com/congress-wants-aetp-engines-to-be-installed-in-all-f-35as-starting-in-2027/
„The present F135 engines are experiencing several challenges, including a scarcity of engines, overheating and breakage of turbine blades, and earlier than projected service requirements.“
https://eurasiantimes.com/f-35-stealth-fighter-jets-to-be-propelled-by-new-powerful-engines/
Boeing ging vor vier Wochen noch von einem im Januar folgenden „letter of request“ aus: https://www.janes.com/defence-news/defence/latest/berlin-security-conference-2021-germany-likely-to-issue-letter-of-request-for-super-hornet-growler-in-january
Ganz unkonventionell könnte man auch übergangsweise auf die Rafale BF3 gehen^^
Soweit ich informiert bin, tragen die die FRA A-Waffen…
Ob das dann wie mit den C-130 läuft, man Lfz leased oder sogar welche kauft, bis der EF zertifiziert ist oder man diesen auslässt und direkt auf FCAS geht bleibt abzuwarten.
DIe europäische Lösung wäre somit die Rafale BF3 , …
Nukleare Teilhabe basiert darauf, die USA im Konfliktfall mit im Boot zu haben. Alles alleine Europäische widerspricht diesem, unseren elementaren Interesse. Gerade, wo Russland so ein unsicherer Kantonist wird.
Es ist okay, FCAS zu entwickeln, wobei das noch sehr unscharf ist und teuer klingt. Aber in Ordnung, machen wir es eben. Unser Geld, unsere Jobs. Freundschaft mit Frankreich.
Ich bin trotzdem jetzt erst mal für den Kauf von F-35 und dann können wir in Ruhe FCAS entwickeln. Dauert bestimmt länger…Und jetzt noch eine F-18 für den jüngsten Tag kaufen? Nicht wirklich glaubwürdig.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) Israel-75 Vorläufig… Frohe Weihnachten an alle!
Hallo zusammen,
am 26.11.2021 (13:06) habe ich folgende Theorie geäußert:
https://augengeradeaus.net/2021/11/ampel-koalition-ein-spd-ibuk-ja-zu-bewaffneten-drohnen-und-manches-interpretationsabhaengig-zusammenfassung/comment-page-1/#comments
Die Luftwaffe möchte die F18 Super Hornet erwerben, um ihre nukleare Teilhabe in der NATO zu erfüllen.
Leider haben bis heute die US-Behörden noch keine Qualifizierungskampagne für das Flugzeug angekündigt, so dass die neue B61-12 vom F/A 18 nicht benutzt werden. Da der Kauf der F/A 18 erst nach 2022/23 verschoben wurden, könnte es folgende bedeuten.
1. Entweder wird ein anderes bereit zertifizierten Flugzeug gekauft (F15, F16 oder F35). Da die F15 und F16 bereits für die B61-12 qualifiziert waren (oder fast durch waren) als die deutsche Regierung sich damals für den F18 entschieden hat, liegt den Verdacht nah, das der F35 vielleicht doch die neue Wahl für der Luftwaffe sein könnte, denn am sonst hätte man logischerweise gleich den F15 oder F16 auswählen können.
2. Oder man bleibt bei der F18 wissen, dass er nie die B61-12 tragen wird. Für politische Parteien, die traditionell gegen Atomwaffen sind, wäre dies eine sehr komfortable Position, da die deutsche Regierung somit offiziell für die nukleare Teilhabe der NATO stehen kann, dies aber von den Amerikanern abgelehnt wird, weil sie die neue Bombe nicht mitnehmen können.
Ich selber gab natürlich zu, dass bis zu der Einführung der B61-12 als Standard nuklear Bomb in der NATO noch einiges passieren kann.
Herr Wiegold meinte (am 26.11.2021 14:04): „Ihre Aussage geht von der Annahme aus, dass die F/A-18, weil derzeit nicht zertifiziert, auch in Zukunft nicht zertifiziert wird. Wenn sich diese Annahme so bestätigt, können wir ja wieder drüber reden.“
Nun hat der Strategic Security Blog der Federation of American Scientists bekannt gemacht, dass die National Nuclear Security Administration (NNSA) die F/A-18F Super Hornet aus dem Programm für die Atombombe B61-12 gestrichen hat. In eine frühere Fact Sheet Version der B61-12 (Nov 2021) war der F/A-18 als Kampfjet angekündigt. In Dezember 2021 war er aber plötzlich verschwunden.
https://fas.org/blogs/security/2021/12/fa-18_removed-from-fact-sheet/
Die NNSA meinte, dass es ein Fehler war und die F/A-18 hätte nicht in der Fact Sheet sein dürfen. Der US Defense Department hat sich auch geäußert: „there is not a requirement for the F/A-18F to be certified to carry the B61-12.” Da es noch keine offizielle Nachfrage der deutsche Regierung für den F/A-18 gibt, stimmt es auch. Dennoch hätte man nicht den F/A-18 aus der Unterlagen löschen müssen, besonders wenn Deutschland Interesse an dem Flugzeug gezeigt hat…
Das der Eurofighter für die B61-12 zertifiziert wird, glaube ich kaum. Viel mehr denke ich, dass die Amerikaner den F35 an der deutsche Regierung erzwingen wollen, um den FCAS zu torpedieren. Denn wenn Deutschland sich für den F35 entschiedet wird es kein FCAS mehr geben. Das MAWS Projekt lässt grüßen…
Ich finde, dass meine Theorie immer mehr Form annimmt. Es bleibt spannend 😉
[Ich gebe zu, ich hatte gehofft, dass die – gezielte? irrtümliche? – Desinformation mit dem Fact Sheet der Federation of American Scientists hier nicht stattfindet. Da das Thema nun doch kommt, empfehle ich, den oben verlinkten Text auch bis zum Schluss zu lesen. Da steht dann
The F/A-18F has been removed from the fact sheet for now, but if Germany submits a formal request to buy the aircraft, NNSA will have to update the fact sheet once again.
Das heißt noch nicht, dass eine solche Zertifizierung tatsächlich stattfindet. Aber der Versuch, diese Zusammenstellung als Beleg dafür heranzuziehen, dass sie eben nicht stattfindet, ist schon… sagen wir nicht so richtig seriös. T.W.]
Bislang endete noch jede sog. europäische Lösung, also die Durchführung mehrstaatlicher militärischer Beschaffungsprojekte im finanziellen Desaster, egal ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft, man sehe sich diesbezüglich nur den Beschaffungsvorgang A 400M an. Allein der Gedanke, das man wiederum Airbus bedienen möchte, treibt dem bangen Steuerzahler die Schweißperlen auf der Stirn und löst blankes Entsetzen aus, Die Firma steht für Termin- und Kostenüberschreitungen und funktionale Mängel in der Verantwortung, was aber vom öffentlichen Auftraggeber stets mit dem weiteren Öffnen der Schatulle belohnt wird (insofern haben jüngst z.B. die Schweiz, Finnland und Australien vernünftige Entscheidungen getroffen). Vor dem Hintergrund der amerikanischen Rüstungspolitik ist es zudem illusorisch, an eine einschlägige Zertifizierung des EF auch nur zu denken. Wenn man darüber hinaus die zahlreichen Großbaustellen im Beschaffungswesen (Schwerer Transporthubschrauber, Spz Puma, FCAS, MCGS, Fregatten, U-Boote usw.) berücksichtigt, wird in Zukunft das Geld sehr knapp.
Allerdings lässt die eher verschwurbelte und etwas naive Einlassung der Frau Minister (eine Mitsprache bei einer nuklearen Abrüstung eingeräumt zu bekommen, weil man eine Handvoll befähigter Jagdbomber besitzt, kann man nicht ernsthaft fordern) zum Thema NT darauf schließen, dass man sich dieser auf kaltem Wege entledigen möchte. Am einfachsten ginge das über die mittelfristige Beschaffung des EF, dessen Zertifizierung man in der nächsten Lesgislaturperiode zum großen Bedauern aller scheitern ließe.
Immerhin spricht für die Frau Minister, dass sie sich das Ganze erst mal anschauen wird, aber egal, was heraus kommt, es wird auf jeden Fall sehr teuer.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt:
17.12.2021 um 20:24 Uhr
Ja in der Tat wundert es, dass so viele Nationen sich für die F35 entschieden haben, obwohl es wie u. a.
@ Brainstormer sagt:
17.12.2021 um 21:45 Uhr erhebliche Probleme im täglichen Betrieb zu geben scheint, die zu enormen Folgekosten (und auch Ausfällen im täglichen Flugbetrieb und damit geringen Klarstandsraten) führen (werden).
Anders als @ Eddi sagt:
17.12.2021 um 18:07 Uhr halte ich bei F35 Kauf durch DEU eine Kooperation mit der vliegbasis Volkel (NLD) und/oder Kleine-Brogel (BEL) sinnvoll, zumal der Fliegerhorst Büchel quasi „um die Ecke“ liegt.
Ich bin gespannt, welchen Nachfolger CAN für ihre F18C/D auswählt.
Sollte DEU die F18E/F für die nukleare Teilhabe auswählen, wären wir mittel- bis langfristig der einzige Betreiber in Europa. Ob das sinnvoll ist?
Ich habe es hier schon öfters geschrieben: Es geht zunächst um den Ersatz des Tornado als konventionellen Jagdbomber, Aufklärer und ECR-Flieger.
Der Eurofighter kann leichte Jagdbomberaufgaben (Close Air Support) und die Aufklärer-Rolle mit dem ARP-POD übernehmen. Letzteres ist schon bedingt möglich. Als schwerer Bomber taugt er nicht. Die Rolle zur Nuklearen Teilhabe wird er niemals übernehmen. Weder aus technischer Sicht, noch aus Sicht der US-Zertifizierung. Insbesondere die technische Seite wird in der Diskussion immer missachtet. Hardware und Software Umbauten des EF sind eine riesige, sehr langfristige Aufgabe. Dann nur National für Deutschland. Nicht bezahlbar.
Warum hat sich das BMVG sinnvollerweise für die F/A-18F als Twinseater (kein Trainer) Bomber entschieden? Pilot und WSO, zwei Triebwerke, Block3 mit modernster Avionik, moderne als EF, hohe konventionelle Waffenlast, Zertifizierung für B61-12 möglich und keines falls gestrichen und auch ganz entscheidend in der Version EA-18 Growler mit dingenden in der NATO erforderlichen ECR-SEAD Möglichkeiten. Ausgelegt für 10000 FH (!) Zudem kann die E/A-18F als BackUp Jäger verwendet werden, falls die EF-Flotte aus technischen Gründen gegroundet ist.
Das ganze Paket ist einsatzerprobt mit hoher Einsatzbereitschaft zu haben. Günstiger als alle anderen (Nicht-Alternativen) ist es auch noch.
Ich glaube nicht das die neue politische Leitung des BMVG diese eigene Entscheidung kippen wird. Es wäre ein harter Rückschlag für die Glaubwürdigkeit Deutschlands und der Luftwaffe innerhalb der NATO.
Im Übrigen hat Airbus mit dem EF Ersatz der Tranche 1 und möglicherweise weiteren 45 Lfz EF, als Tornado Teilersatz die Auftragsbücher völlig überfüllt. Wann sollen diese Flieger denn fertig produziert und einsatzbereit sein? Die Produktion der bisherigen 140 EF haben fast 17 Jahre gedauert (!)
Ist es nicht noch zu früh, aus den Aussagen der neuen Verteidigungsministerin eine Strategie für zukünftige Beschaffungen abzulesen, wenn das Gesamtbild noch unklar ist, wie sich die neue Regierung gegenüber dem Gesamtkomplex Rüstung überhaupt verhält?
Erst gestern konnte man in der Berliner Publikation „Der Tagesspiegel“, in einem Beitrag über Frau Baerbock nachlesen, dass man Rüstungsexporte an Drittländer außerhalb der NATO als sehr kritisch ansehe. Restriktive Waffenexporte sollen auch für Rüstungsvorhaben mit anderen EU- Staaten gelten.
Da Frankreich ihren Rafale Flieger an Ägypten, oder eben die Vereinigten Arabischen Emirate verkauft hat, könnten hier bei der weiteren Entwicklung des FCAS Probleme entstehen, da Frankreich sicherlich auch in Zukunft kaum auf Rüstungsverkäufe mit Ländern außerhalb des Verteidigungsbündnisses verzichten wird. Dies gilt auch für den neuen Panzer, sofern die Entwicklung überhaupt noch Bestand hat.
Wenn der neue Flieger in Zusammenarbeit mit den Franzosen und Spanien scheitert, sollte man zur F35 greifen, man löst die Frage der nuklearen Teilhabe, und erwirbt zeitgleich einen modernen Flieger, der aufgrund seiner scheinbaren Überlegenheit beim „Situationsbewusstsein“, eine ideale Ergänzung zum agilen Eurofighter darstellt.
Beide Flugzeugtypen sind dann auch bei den meisten Verbündeten in Europa mitsamt der komplexen Infrastruktur vorhanden, dies sollte sich positiv auf die Ersatzteilversorgung etc. auswirken.
Ich denke, zum Ende des ersten Quartals 2022 werden wir ein viel besseres Bild über die Strategien und Absichten der Regierung haben, bis dahin fließt aber noch ein wenig Wasser die Spree hinunter.
@Couch Potatoe
Die US Navy beschafft aktuell 78 F18 Block III mit 10.000 Stunden Zellenlebensdauer…
https://www.defensenews.com/naval/2021/09/27/boeing-delivers-first-block-iii-super-hornets-to-the-us-navy/
es gilt wie immer den passenden Kompromiss für alle Seiten zu finden…
und da müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden…
-steigende Bedrohung durch Russland
-Relevanz der NT bzgl Mitspracherecht in der NATO
-Restlaufzeit des Tornados bis maximal 2030
-Entwicklung des FCAS
-Sicherung europäischen KnowHows und Verbleib von Geldern in der eigenen Wirtschaft
-möglich geringes Risiko weil genug Problemprojekte innerhalb der Bundeswehr
-geringe Mittel im EPL14 …größerer Nachholbedarf beim Heer statt Luftwaffe …also sollte das Ganze auch noch am besten maximal einen einstelligen Milliardenbetrag kosten…
– der Nachfolger sollte ab Zulauf für 30 Jahre eingesetzt werden können
– Problem einer zu einheitlichen Kampfflugzeugflotte innerhalb der NATO bei reinem Fokus auf f35
-usw
aufgrund dieser Faktoren hat man nicht so viele Handlungsmöglichkeiten …
meiner Meinung nach wäre folgendes Szenario am besten:
man beschafft
24 x F35 A oder B für die NT und betreibt diese mit Partnerländern zusammen die auch an der NT beteiligt sind… kosten hierfür 2-3 Mrd €
-> Vorteil wäre dass die f35 Zukunftssicher ist und direkt für NT taugt…die kleine Flotte reicht für NT und kann ggf auch als normaler Jagdbomber eingesetzt werden
40-50 weitere Eurofighter Tranche 4/5 ECR
Kosten 5 Mrd für die Flugzeuge + 2 Mrd für ECR Entwicklung (diese kann aber auch gleich für FCAS genutzt werden)
-> der Eurofighter wird als zweites großes Muster in Europa neben der f35 etabliert…Fokus Luftüberlegenheit (mit AESA Radar und Meteor steht man da nicht so schlecht da) und ECR (Alleinstellungsmerkmal in der NATO) als Nebenrolle wird mit Brimstone (auch auf der f35 nutzbar) auch CAS möglich sein …
das wäre für mich der beste mix wenn man die Voraussetzungen von oben berücksichtigt…
@ Peter Eberl sagt:
18.12.2021 um 0:57 Uhr
Schauen Sie sich mal an, was man in USA von den Beschaffungsprojekten dort der letzten Zeit so hielt. Spoiler: Nicht wirklich besser.
Dass Tornado, EF, A400M zB als Aushängeschilder europäischer Projekte kompletter Mist und haltlos überteuert wären ist auch kein Allgemeingut. Selbst deutliche nominelle Mehrkosten ggü. US-Importen wären übrigens volkswirtschaftlich sinnvoll, wenn Wertschöpfung, Löhne, Steuern zu wesentlich höheren Teilen in DEU bzw. EUR bleiben und hier durchgeführte Forschung und Entwicklung zum Kompetenzaufbau und -erhalt hier führen.
Hallo zusammen,
@ Herr Wiegold: das „The F/A-18F has been removed from the fact sheet for now, but if Germany submits a formal request to buy the aircraft, NNSA will have to update the fact sheet once again.” Ist eine Annahme von Herr Hans Kristensen vom Strategic Security Blog. Ich selbst schließe nicht aus, dass es sich noch ändern kann, glaube aber immer weniger daran. Besonders wenn man sieht, das die US Behörden selbst sagen: „there is not a requirement for the F/A-18F to be certified to carry the B61-12.” Und die NNSA aussagt, dass die Erwähnung der F/A-18 in der Unterlagen ein Fehler war. Da es bekannt ist, dass DEU den F/A-18 für die B61-12 Bombe in Erwägung zieht, hätte man zumindest die übliche Vorschichtsformulierungen benutzen können. Dies geschah nicht. Ich sehe auch nicht wieso die US Behörden eine Zertifizierung der F/A-18 nur für DEU durchführen sollten. DEU wäre zu jetzigen Stand der einziger Nutzer. Bei eine Eurofighter Lösung sehe ich es genauso. Dazu kommt noch, dass die USA klar Formuliert haben, dass die amerikanischen Jets/Lösungen Vorrang haben und somit eine Zertifizierung bis 2030 (Ablösung der Tornados) sehr wahrscheinlich gar nicht drin wäre. Wenn Sie Informationen besitzen die das Gegenteil zeigt immer gern.
Nein, viel mehr stellt sich die Frage welche Kampfjet DEU jetzt für die B61-12 nutzen wird. Die Luftwaffe hat eine Präferenz für den F35, aber Frau Merkel hatte es vom Tisch genommen, um das FCAS nicht zu gefährden. Bin mir nicht sicher, ob die neue Regierung der selbe Meinung ist. Falls den F35 doch in DEU landet, würde es Frankreich als ein Vertrauensbruch sehen und die Befürworter eines allein Gangs Frankreichs in Sache FCAS in den Karten spielen. Man hat ja gesehen was mit MAWS passiert ist.
Wenn die neue Regierung also den FCAS nicht gefährden will und die Theorie, dass der F/A-18 und den Eurofighter nicht zertifiziert wird, dann bleibt nur den F15 oder F16. Persönlich finde ich den F15 als einer der besten Kampfjet was je gebaut wurde.
Mal sehen was jetzt kommen wird.
Hallo zusammen,
Ich wundere mich wieso man 30 Kampfjets für die deutsche Nuklear Teilhaben der NATO bestellen will, wissen dass es nur 15 Bomben in DEU stationiert sind. Dass man mehr als 15 braucht, ist mir klar. Man hätte allerdings nur 20 oder maximal 25 kaufen können (Natürlich muss man dafür sorgen, dass sie einsatzbereit bleiben) . Die 45 F/A-18 (30 F/A-18 F und 15 F/A-18 Growler) die Deutschland eventuell kaufen wurde, wurde ca 8 Mds € kosten. Da die 8 Mds € viel mehr als nur den reinen Kaufpreis des Kampfjets beinhaltet wäre es realistisch zu sagen, dass man trotzdem pro Kampfjet 90 bis 100 Mio Euro sparen könnte… Für eine Regierung die die Nuklear Teilhabe nicht begrüßt, könnte man hier Mitteln für andere Ausgaben sparen.
Ausserdem wieso 15 F/A-18 Growler (ein Kampfflugzeug zur elektronischen Kampfführung) kaufen wenn man auch den Eurofighter weiterentwickeln könnten. Schließlich wird der Eurofighter noch bis mindestens 2050 beider Bundeswehr in Einsatz bleiben und es würde Arbeitsplätze und Know-How in diesem Bereich sichern. Dies Überrascht mich besonders da es auch ein super Verkaufsargument für den Eurofighter wäre…
Naja, noch wurde nichts unterschrieben.
Die F-18F/G brächte der Luftwaffe aus dem Stand Fähigkeiten, die der Eurofighter derzeit nicht hat, darunter Buddy/Buddy-Betankungsfähigkeit, Verschuss von verschiedenen Seezielflugkörpern, SIGINT, SEAD.
Zur Zertifizierung der B61: Beteiligt an der B61-Modernisierung ist Boeing.. Hersteller der F-18F ist..Boeing. Es scheint mir kompliziertere Ausgangslagen zu geben,
„Ich sehe auch nicht wieso die US Behörden eine Zertifizierung der F/A-18 nur für DEU durchführen sollten.“
Wenn Deutschland F-18 kauft und die USA nach dem Deal/Kauf den Flieger nicht zertifizieren lassen, dann ist die NT in Deutschland Geschichte und die Lagerung von Atomwaffen in Deutschland hat keinen Grund mehr. Die bekannten Anti-Wortführer und Parteien werden dann ordentlich die Werbetrommel für einen Abzug dieser Waffen rühren und die Gesellschaft wird dem höchstwahrscheinlich zustimmen.
Werden wir mal sehen, wie wichtig die USA diesen Sachverhalt finden.
Man kann das nicht oft genug sagen:
Die USA haben ein viel größeres Interesse daran, dass Deutschland und die anderen Staaten die NT behalten.
Denn das beinhaltet eben auch eine Lagerung von Atomwaffen.
Sind die Atomwaffen einmal weg, werden sie höchstwahrscheinlich nie wieder hier gelagert werden, einfach weil die Gesellschaft (verbunden mit der Politik durch Wahlen) dem nicht mehr zustimmen wird.
Es sein denn natürlich wir haben wieder einen Konfrontation wie zur Zeit der Einführung der NT. Das ist aber in dem Ausmaß, selbst mit der aktuellen Ukrainekrise, nicht einmal im Ansatz zu erwarten.
So wie in Deutschland kein einziges Atomkraftwerk mehr gebaut wird, wenn das letzte abgeschaltet wurde und ein paar Jahre vergangen sind.
Das ist eine ganz natürliche psychologische Sache. Der Grund für eine Stationierung/Umkehr muss viel stärker sein als der Grund für den Abzug/Abkehr.
„Viel mehr denke ich, dass die Amerikaner den F35 an der deutsche Regierung erzwingen wollen, um den FCAS zu torpedieren. Denn wenn Deutschland sich für den F35 entschiedet wird es kein FCAS mehr geben.“
+1
Tut mir leid, aber das Todeslied auf FCAS beim Kauf von F35, finde ich immer noch total unrealistisch. Als ob Europa auf die Entwicklung eines eigenen NGF verzichten würde! Während schon eine Reihe anderer Länder aus nationalen Mittel Stealth-Fighter entwickeln. Und die F35 hat nicht die Flugeigenschaften einer F22. Im Gegenteil: ich denke es wäre von Vorteil, wenn Deutschland und Spanien jeweils ein Geschwader F35 betreiben würden, um die Erkenntnisse aus Nutzersicht auch beim FCAS einzubringen.
Hallo nachhaltig,
Wenn DEU den F35 kauft, wird sich Frankreich ein anderen Partner suchen. Liegt also bei DEU.
Die Entscheidung zugunsten F/A-18 Super Hornet Block III bzw. EA-18G Growler wird letztendlich aus diversen Gründen alternativlos für die Mehrzweckkampfflugzeuge-Philosophie der Luftwaffe zu sein.
1. Zwei Triebwerke für bestmögliche Flugsicherheit in allen Höhenbereichen.
2. Pilot plus WSO für die gewohnte Aufgabenteilung in komplexen Einsatzszenarien.
3. Bewaffnungsmöglichkeit mit dem Taurus Marschflugkörper analog MRCA Tornado und zukünftig Eurofighter.
4. Zertifizierung für Atomwaffen im Rahmen der nuklearen Teilhabe ist möglich.
5. Luftbetankung über das Sonde-/Fangtrichterverfahren analog MRCA Tornado bzw. Eurofighter.
6. Politisch neutral zur Entwicklung des FCAS.
Keines der anderen möglichen Kandidaten (F-35, F-15 oder auch Eurofighter) kann in diesen Bereichen zu 100% punkten. Damit ist rein logisch betrachtet eine Entscheidung schon getroffen.
Die Belgier verwenden aktuell F-16 und wollen zum Zweck der nuklearen Teilhabe auf die F-35 umsteigen. Gleiches gilt für die Holländer und die Italiener. Die Italiener benutzen ja ausser der F-16 auch die Tornado. Da stellt sich für mich die Frage, warum man in der Bundeswehr einen Sonderweg geht, anstatt sich mit den Partnern zusammen zu setzen?
Würde es nicht deutlich Kosten sparen, wenn man für die paar Bomben eine entsprechende Anzahl von Fluzeugen hätte, für die man dann ein gemeinsames Logistikzentrum für Wartung und Ersatzteilbeschaffung betreibt?
@ Jean-Pierre
Welchen (europäischen) Partner wird sich Frankreich dann für FCAS suchen (können)? Großbritannien? Italien? Polen? Niederlande? Belgien? Dänemark? Norwegen (die Liste könnte man noch nahezu beliebig fortführen)?
Bliebe womöglich noch Spanien, aber da dürfte bekannt sein, dass dies kein adäquater Ersatz für Deutschland wäre.
Ansonsten:
Es ergibt an sich überhaupt keinen vernünftigen Grund, für die Nukleare Teilhabe auf ein anderes Muster als die F-35 zu setzen, wenn nahezu alle Länder um Deutschland herum ebenjene beschaffen. Selbst der albern-infantile Hinderungsgrund namens „Aber Donald Trump ist in den USA Präsident, den würden wir dann ja unterstützen“ ist ja mittlerweile entfallen.
Wer da im Jahr des Heils 2021 immer noch mit dem Starfighter-Trauma und dem einen Triebwerk kommt, puh…
Auf der anderen Seite: Geschichte wiederholt sich offenbar dann doch ganz gerne:
1973 wurde die McDonnell-Douglas F-4F Phantom II als „Übergangslösung“ beschafft und stellte das bisher einzige wirkliche Mehrzweck-Kampfflugzeug dar, das die Luftwaffe je hatte, obschon seinerzeit schon deutlich modernere Muster in den Startlöchern standen.
Man darf annehmen, eine „Übergangslösung“ Boeing E/F/A-18F/G (welche ganz ganz ursprünglich auf der McDonnell-Douglas (!) F/A-18 basiert) würde sich ebenso lange halten wie ihre berühmte Vorgängerin – und sie wäre ebenso wieder das einzige wirkliche Mehrzweckkampfflugzeug im Inventar der Luftwaffe ;-).
Unser Interesse ist ein glaubwürdig einsetzbarer Atombomber für die NT. Das auch bei den NATO-Nachbarn eingeführte Muster liegt dafür nahe. Ein -pardon- non-all-aspect-stealthy Auslaufmodell eher nicht.
FCAS ist was anderes. Ein Bekenntnis zur industriellen Kooperation mit Frankreich. Ist in Ordnung, aber darf nicht unsere anderen Beschaffungen beeinträchtigen. Es ist für uns vordringlich, dass wir die US-Waffen weiter haben und abwerfen können, damit die Amerikaner bei uns involviert bleiben. Das ist Frankreich egal, uns nicht. Frankreich braucht uns als Co-Finanzier, die werden die F-35 schon akzeptieren.
Alle EU-Nuke-Fantasien als NT-Ersatz sind nicht glaubwürdig und schaden uns. Wir brauchen die USA in Europa weiter mit im Boot. Auch mit NT.
Es bleiben wenige Alternativen, oder?
F-15EX, F-18F, F-35. Oder gibt es vielleicht noch eine…?
EF wird niemals für die NT zugelassen.
Ich frage mich, warum wir nicht die EA-18G für die NT zulassen?
Diese Rolle zu integrieren, sollte kein Problem sein und man hätte eine einheitliche Flotte.
Alternativ könnte ich mir die F-35C vorstellen, da sie aufgrund des großen Flügels eher als Tornado-Ersatz als Jagdbomber passt, als die A-Version.
@ Jean-Pierre
Bezüglich EA-18: Es wurden im Vergleich alle Optionen geprüft und man kam im Verteidigungsministerium zum Ergebnis, dass die GROWLER…
a) quasi marktverfügbar und ausgereift sind und
b) eine noch zu entwickelnde Lösung auf Basis EF (sehr!) teuer und auf absehbare Zeit nicht verfügbar sein wird.
Airbus hatte seinerzeit zwar extreme L0bbyarbeit geleistet, blieb aber offenbar wenig überzeugend dabei. Nicht vergessen, eine EA-18 ist zweisitzig und am EF wollte man, da gewohnt einistzig, mit einem Pod arbeiten, wenn ich recht erinnere – das wäre dann wohl wieder eine Insellösung mit ungewissem Ausgang.
Davon haben wir in Deutschalnd aber genug warnende Beispiele, bei denen man die Goldrandlösung angestrebt hat, egal wie teuer diese letztlich waren: NH90, TIGER und PUMA lassen grüßen, um nur ein paar zu benennen. So etwas kann man sich schlicht auf Dauer nicht mehr erlauben, was hoffentlich auch in der neuen Bundesregierung klar ist.
Und wie bereits geschrieben wurde, ob FRA nun aus FCAS aussteigt, falls man sich in DEU für eine überschaubare Anzahl F-35 interessieren würde, sei dahingestellt; falls doch – nun, dann müsste man ehrlich fragen, warum Paris so säuerlich reagiert. Etwa weil man Berlin nicht zwecks eigenen Vorteil um den Finger wickeln konnte? Und wer will sich FRA bei der Entwicklung eines neuen Flugzeuges denn anschließen, etwa Lichtenstein? Alle wichtigen Player sind anderweitig orientiert (europäisch z.B. in TEMPEST).
@Schlammstapfer:
– Italien und Niederlande sind Level-2 Partner im Programm und haben sich schon vor vielen Jahren Jahren mit finanzieller Beteiligung am Programm für diesen Weg entschieden.
Italien ist Teil der weltweiten Produktion von F-35-Komponenten.
Beides somit keine klassischen Exportkunden.
– In Belgien hat Boeing am Wettbewerb um die F-16-Nacholge die Teilnahme abgesagt https://archive.ph/20171219164401/https://www.flightglobal.com/news/articles/boeing-pulls-out-of-belgian-fighter-competition-436354/ andere US-Flugzeuge mit B61-Möglichkeit neben der F-35
waren nicht Teil der belgischen „request for proposals“.
@Jean-Pierre: Ich rede hier von einer Staffel. Der NGF-Bedarf liegt ja mindestens auf dem Niveau der EF-Zahlen.
@all Aber abgesehen von der NT wäre es denn überhaupt mittelfristig möglich den EF für ECR zu befähigen? Ist das geplant?
In einem online einsehbaren Beitrag der „Europäische Sicherheit und Technik“ vom 28.10.2021 ist die Frage des „Warum keine F-35“ erläutert, auf Grundlage dieser kleinen Anfrage der FDAp vom September:
https://dserver.bundestag.de/btd/19/326/1932618.pdf
Es wird im Forum ja immer das Argument FCAS bzgl. der F35 gebracht. Zu FCAS muss man aktuell sagen, dass es immer noch keinen Industrievertrag gibt und jetzt kommt die Wahl in Frankreich. Offensichtlich haben der französische Egoismus, und die unterschiedlichen Anforderungen (Flugzeugträger etc.) das verhindert. Meiner Meinung nach wird FCAS nichts werden – ähnlich wie MAWS und MGCS (wie man hört).
Möglicherweise werden daher wegen NT die Karten neu gemischt und die F-35 evtl. gemeinsam betrieben mit NL wieder ein Thema.
Technisch ist die NT- Einrüstung in EF kein Problem. Airbus hat hier auch Erfahrung, da man die verschiedenen B61- Versionen über die Jahre immer wieder auf Tornado gebracht hat. Das Problem ist ausschließlich, dass man sich bei der Zertifizierung in die Reihe stellen und warten muss, bis man dran ist.
Bzgl. der anderen Tornado- Rollen: Natürlich kann der EF alle Tornado- Rollen übernehmen. Nur die Tiefflugfähigkeit ist nicht in dem Maß gegeben, aber das gilt auch für die F-18. Z.T. sind die entsprechenden Waffen auch schon integriert, werden demnächst integriert oder können integriert werden. Das bzgl. der deutschen Waffen einiges fehlt, liegt nur an den in der Vergangenheit fehlenden Mitteln in DEU. Bei der RAF sieht das anders aus – Storm Shadow ist integriert, Taurus nicht, Paveway 4 ist integriert, die GBU54 nicht, usw.
Die deutsche Industrie ist durchaus in der Lage die notwendigen Weiterentwicklungen durchzuführen- bei Tornado konnte sie es auch. Das Eurofighter- Programm ist heute an dem Punkt wie damals Tornado als die Weiterentwicklung national fortgesetzt worden ist. Das ist sowohl eine Chance für die deutsche Industrie wie auch der Luftwaffe. Man muss nur aufhören hier europäischen Pseudoidealismus zu propagieren. Dafür würde eine Beschaffung in den USA auch nicht passen.
Alles was hier diskutiert wird, taugt meiner Ansicht nach nur für Beschaffung in den 20iger Jahren. Die entscheidende Frage ist evtl., was ist Anfang der 30iger bedrohungsgerecht – alle auf dem Tisch liegenden Lösungen sind es nicht – Eurofighter und F/A18 sind aus der 4. Generation, die F35 ist auf die Strike- Rolle limitiert.
@Landmatrose3000
Zur A 400M nur nebenbei: das Projekt wurde um rund 40% teurer als der veranschlagte Festpreis und zudem wiesen Produktion und Endmontage gravierende Mängel auf, welche die Verfügbarkeit der Flugzeuge erheblich einschränkte und noch einschränkt, das kostet Geld.
Zum Thema: auch in der Beschaffung von Wehrtechnik sollten die Grundsätze staatlichen Wirtschaftens gelten, und zwar die Beachtung von Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit.
Betrachtet man in dieser Hinsicht Airbus und den EF, hier als ECR-Variante, so kann man nicht davon sprechen. Kaum war die Auswahl des EA-18 als Tornadonachfolger bekannt gegeben, zauberte Airbus eine Art Faltprospekt aus dem Hut, in dem ein quasi vollentwickelter ECR-EF samt zugehörigen Eloka-Unterflügelbehältern vorgestellt wurde, man hat also flugs ein paar Bildchen zum Thema „Integrierte Luftverteidigung“ gemalt und die Firma Hensoldt steuerte dazu eine Grafik des „entwickelten“ (!) Behälters (der neuerdings Kalaetron heißt) mit der Anmutung eines Transistorradios bei. Das Ganze soll ab 2026 ein wenig und ab 2029 vollständig einsatzklar sein. Mit anderen Worten: Airbus hat derzeit nichts in Händen, es müsste eine langwierige und kostspielige Entwicklung erfolgen, welche aufgrund der bisherigen Erfahrung den Kostenrahmen sprengen und nicht zum genannten Zeitpunkt abgeschlossen sein würde.
Angesichts des maroden Zustandes der Tornado-Flotte muss die Luftwaffe zudem davon ausgehen, dass der einsatzfähige Bestand bis 2030 aus einer einstelligen Zahl von Fluggeräten besteht.
Will man aber ernsthaft das Thema LV/BV angehen, so muss das Ziel einsatzklare Verbände, die sobald wie mögliche verfügbar sind, heißen, gerade auch vor dem Hintergrund der unfreundlichen politischen Entwicklung in Osteuropa.
Was wiederum bedeutet, dass man – gerade vor dem Hintergrund der Finanzen – von der Stange kaufen muss, in diesem Fall eben den EA 18G (hinsichtlich der nuklearen Teilhabe wird sich die Luftwaffe, wie hier im Forum mehrfach erwähnt, mit dem Thema F 35 nochmals vernünftig auseinandersetzen müssen).
Im Prinzip haben Sie Recht, wenn Sie fordern, die Wertschöpfung im Lande zu behalten. Allerdings handelt es sich bei vom Steuerzahler zu begleichenden Kostenüberschreitungen aufgrund von Fehlkalkulationen, Vertragsänderungen, Dysfunktionalität und Terminüberschreitungen um Kostenfaktoren, die eher nicht unter den Begriff Wertschöpfung fallen und mit einem wirtschaftlichen Gebaren nichts zu tun haben.
Nachdem sich für die F-35 ein stärkeres Triebwerk in der Entwicklung befindet
https://www.flugrevue.de/flugzeugbau/adaptive-cycle-engine-xa100-testphase-1-abgeschlossen/
erschließt sich mir nicht, weshalb die Luftwaffe nun noch auf die alte Version mit P&W F135 umschwenken soll.
Stattdessen sollte m.E., die neue F-15EX (Fly-by-wire-Steuerung, AESA-Radar) in die Überlegungen einbezogen werden, bzw. wenn es ein zweisitziger schwerer Jabo sein soll, die F-15QA, auf der die F-15EX basiert.
@ Brainstormer
Der Bundestag schreibt:
„Diese umfassten den europäischen Eurofighter und die
US-amerikanischen McDonnell Douglas F-15, Boing F-18 und Lockheed
Martin F 35“
Inhaltliche Fehler und falsche Schreibweisen…Da darf man die Kompetenz durchaus in Frage stellen:
Verschiedene Hersteller der F-15 und F-18…??
Boeing ohne „e“…
F-15 und F-18 mit und F-35 ohne Bindestrich…
Oh Gott…
@ Peter Eberl: Sehr schöner Kommentar. Neben den ganzen realistischen Einschätzungen ist mein Favorit:
„…mit der Anmutung eines Transistorradios…“. 😁
@ Brainstormer (18.12.2021 um 21:23 Uhr):
Zustimmung. Meines Erachtens beantwortet der Artikel „Tornado-Nachfolge: Bundesregierung nimmt Stellung zu Beschaffungskriterien“ in der ESUT vom 28.10.2021 alle Fragen zum Thema Tornado-Nachfolge.
Ab 2030 müssen drei wesentliche Aufgaben/ Rollen des Tornados und wesentliche Fähigkeiten der Bundeswehr durch ein anderes Luftfahrzeug als Nachfolger übernommen werden:
1. Elektronischer Kampf bzw. Unterdrückung/ Zerstörung gegnerischer Luftverteidung
2. Nukleare Teilhabe (NT)
3. Luft/ Boden
Nur 1. ermöglicht in einem Konfliktfall den Einsatz eigener Luftfahrzeuge trotz moderner Luftverteidigungsmittel des Gegners. Ohne 1. wäre hierbei die Durchsetzungs- und Überlebensfähigkeit von eigenen Luftfahrzeugen (Jagdbomber, Abfangjäger usw.) wohl gleich null. Diese Fähigkeit erscheint mir in Europa ohnehin nur gering ausgeprägt und somit wäre ein Fähigkeitsverlust wohl fatal für Europa und die NATO.
Für die Nachfolge des Tornados in dieser Aufgabe ist mir nur ein einziges, spezialisiertes, durchsetzungsfähiges und marktverfügbares Luftfahrzeug in der westlichen Welt bekannt: Die EA18G Growler. Und die wird auf den US Flugzeugträgern wohl noch sehr lange fliegen.
Ein Eurofighter für diese Aufgabe existiert nur als Entwurf in Fachmagazinen und dieser ist gewiss nicht bis 2030 verfügbar. Für eine spätere Ablösung der EA18G wäre eine europäische Entwicklung auf Basis dieses Entwurfs jedoch durchaus interessant.
Mit der Begründung für 1. steht neben dem Eurofighter der zweite Luftfahrzeugtyp für Deutschland doch bereits fest: Die EA18G / F/A-18F.
Meines Erachtens hat sich die neue Bundesregierung bereits für die Fortführung der NT ausgesprochen und dies begründet.
Sollte EA18G / F/A-18F ausgewählt werden, dann wird die NT mit Gewissheit eine wesentliche Vertragsbedingung (Pflicht) sein und somit in gegenseitigem Interesse berücksichtigt sein. Alles andere macht keinen Sinn.
Die Aufgabe Aufklärung kann der Eurofighter ja bereits. Und die Aufgabe Luft/ Boden kann der Eurofighter anteilig auch bereits.
=> Somit erscheinen auch mir die im Artikel als Tornado-Nachfolge genannten 40 Eurofighter (Luft/ Boden), 15 EA18G (Elektronischer Kampf) und 30 F/A18F (NT und Luft/ Boden) immer noch am plausibelsten.
Der Stealth-Vorteil der F35 wird gewiss mit stetiger Weiterentwicklung der Radar-Technik dahinschmelzen. Und neben Eurofighter und EA18G erscheint mir ein dritter Luftfahrzeugtyp (zB F35) als weitere kostenintensive Kleinstflotte überflüssig und vermeidbar.
Ich verstehe den Einwand nicht, dass ein F-35-Kauf Deutschlands die Entwicklung von FCAS oder den Beschaffungsbedarf dafür beeinträchtigen würde? FCAS muss eigentlich bereits ein NGAD-Gegenentwurf sein, also schon eine Generation weiter, wenn man guckt, was die USA machen. Da fliegt ja angeblich schon ein Prototyp von.
Von daher, eher F-35 als F/A-18 kaufen, bevor man aus der Zeit fällt.