Bundeswehr-Evakuierungsmission für Afghanistan begonnen (Updates)
Die Bundeswehr hat ihre Evakuierungsmission für Afghanistan begonnen. Am (heutigen) Montagmorgen startete um 06.30 Uhr die erste Maschine, ein Militärtransporter A400M, vom Fliegerhorst Wunstorf in Richtung Kabul. Weitere Maschinen sollen folgen.
Mit der Mission sollen Botschaftsangehörige, weitere deutsche Staatsbürger und auch afghanische Ortskräfte ausgeflogen werden. Die Transportmaschinen werden von Fallschirmjägern begleitet, die am Boden sichern sollen. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte am Sonntag angekündigt, dass die Flugzeuge ihre Passagiere in ein Nachbarland bringen sollen, von wo der Weiterflug mit zivilen Maschinen geplant ist – voraussichtlich dürfte das Usbekistan sein.
Unterdessen gibt es aus Kabul Hinweise auf chaotische Szenen am Flughafen, wo Afghanen verzweifelt versuchen, nach der Machtübernahme durch die Taliban einen Platz in einem Flugzeug zur Ausreise zu bekommen. Dabei sollen US-Soldaten, die einen Teil des Flughafens für Militärmaschinen sichern, Warnschüsse abgegeben haben.
Update: Zusätzlich zu geschützten A400M-Tansportern startete vom Flughafen Köln/Bonn ein Airbus A310, der Material und weitere Unterstützungskräfte voraussichtlich nach Usbekistan bringen soll:
Update: Gegen 09.30 startete ein zweiter A400M in Wunstorf.
Update: Gegen 10.00 Uhr startete der dritte A400M.
Unterdessen gibt es immer mehr Hinweise auf chaotische Szenen am Flughafen in Kabul – zum Teil, so scheint es, können Militärmaschinen praktisch nicht starten, weil eine verzweifelte Menschenmenge die Startbahn blockiert:
It is chaos at Kabul airport. Planes are taking off and landing and people are running across the runway. pic.twitter.com/kKrg667AQB
— Sowaibah Hanifie (@SowaibahH) August 16, 2021
Update: Vor der Bundespressekonferenz sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes, angesichts der Lage auf dem Flughafen von Kabul seien derzeit keine Landungen oder Starts dort möglich.
Was das für die Bundeswehr-Transportmaschinen bedeutet, die derzeit auf dem Weg sind, ist noch unklar.
Das Audio der Aussage von Außenamtssprecher Christopher Burger:
Und die komplette Bundespressekonferenz mit sehr viel zu Afghanistan:
Update: Am Nachmittag teilte das Verteidigungsministerium mit, eine weitere Militärmaschine ist zur Evakuierung gestartet. Dabei handelt es sich vermutlich um den A310-Transporter, der sich zum Zeitpunkt des BMVg-Tweets bereits fast über dem Schwarzen Meer befand:
Update vom Kollegen Gebauer vom Spiegel:
Update zur #Bundeswehr Evakuierungsmission: Der erste von zwei A400M ist in Baku vollgetankt gestartet und nimmt Kurs auf #Kabul. Flugfeld ist angeblich geräumt. Flieger soll sonst so lange kreisen, bis man Landegenehmigung bekommt, A400M hält das mehrere Std durch #kabulairport
— Matthias Gebauer (@gebauerspon) August 16, 2021
Die Maschine startete um 14.49 Uhr MESZ in Baku – hat aber inzwischen offensichtlich ihren Transponder abgeschaltet.
Update: Bundeskanzlerin Angela Merkel gab am Abend ein Statement zur Entwicklung in Afghanistan ab – und zur aktuellen Evakuierungsmission sagte sie um kurz nach 19.00 Uhr, noch sei keine Bundeswehrmaschine in Kabul gelandet: Wir hoffen, dass unser A400M bald landen kann. Für den kommenden Mittwoch kündigte sie einen Kabinettsbeschluss über ein Bundestagsmandat für diesen – dann wohl noch laufenden – Einsatz an. Über die Ortskräfte der Bundeswehr hinaus werde es zum Beispiel über die afghanischen Mitarbeiter von Entwicklungshilfe und -organisationen gehen.
Langfristig wichtiger allerdings: Der Afghanistan-Einsatz der vergangenen 20 Jahre, das machte die Kanzlerin deutlich, sei über das Ziel der Terrorbekämpfung hinaus gescheitert. In ihrer sehr zurückhaltenden Diktion: Alles was sich daran angeschlossen hat ist nicht so geglückt wie vorgestellt.
Das Statement und einige Fragen und Antworten anschließend zum Nachhören:
Update – Stand kurz vor 20 Uhr: Nach Angaben der Bundeswehr wurde ein A400M, der zuvor über Kabul auf eine Landemöglichkeit gewartet hatte, zum Auftanken nach Taschkent in Usbekistan abgezogen. Eine zweite Maschine wartete in der Region auf die Möglichkeit, den Flughafen von Kabul anzufliegen.
Das – vorerst letzte? – Update für heute: Ein A400M der Luftwaffe ist am späten Abend deutscher Zeit – und kurz nach Mitternacht in Afghanistan – auf dem Flughafen von Kabul gelandet. Meine Informationen decken sich da mit den Meldungen von dpa und Spiegel; offiziell will die Bundeswehr das allerdings aus Gründen der operativen Sicherheit nicht bestätigen. Zuvor war die Maschine lange über Kabul gekreist, weil die Landebahn nicht frei war.
Das letzte Update in diesem Thread: Der A400M ist wieder von Kabul gestartet, dazu gibt es einen neuen Eintrag – bitte ggf. die Debatte dort fortsetzen.
(Grafik: Screenshots von ADSBexchange.com)
Ich kann mir nicht erklären wie jemand, der dafür verantwortlich ist, es sich schönreden möchte, dass die erste deutsche Maschine zu einem Zeitpunkt landet, in der Kabul bereits unter Kontrolle der Taliban ist und man für die Sicherheit der Evakuierung allein von der Gnade der Taliban abhängig ist. Der Maschinen könnten beschossen werden oder die Landebahn. Um ehrlich zu sein – jetzt da noch Bundeswehrsoldaten hinzuschicken halte ich für unverantwortlich. Die hätten spätestens Freitag fliegen müssen, aber da waren die Herren Beamten schon im Wochenende? (Bin selbst einer)
In Saigong mussten die letzten Marines auch arme Teufel von den Kufen der Huyes treten um abheben zu können. Mal gucken wann die Amis ihre Helis sprengen um noch etwas Platz in den Transportern frei zu machen.
Warum schaltet man bei einer Militärmaschine die in einen. Einsatz geht nicht diesen Transponder aus? – dadurch kann sich jeder Gegner über OSINT auf die genaue Ankunft einstellen.
Gedankenlosigkeit oder StratCom?
[Hat ein bisschen was mit Flugsicherheit im dicht genutzten Flugraum über Europa zu tun – und hier ist noch kein Einsatzgebiet. So zu tun, als wären potenzielle Gegner vor Ort auf diese Information angewiesen, ist ein bisschen… realitätsfremd. T.W.]
Mindestens 1 Woche zu spät.
@Nold, Freitag war aber noch nicht absehbar das die Taliban schon am Wochenende kampflos in Kabul einziehen können.
Ich denke die Helis der Amis werden zurückgelassen oder gesprengt. Wie sollen die da rauskommen?
Übrigens, einer der CH-46, der in Kabul für das State Department (die haben eine eigene Hubschrauberstaffel!) im Einsatz ist (die Marines haben sie ja 2010 ausgemustert) war nachweislich an Bord der USS Hancock 1975 an der Operation „Frequent Wind“ in Saigon beteiligt.
AFGHANISTAN
vielleicht haben die westlichen Militärs einfach das falsche Geschlecht militärisch ausgebildet. Die Mäner haben nicht so viel in einer muslimischen Theokratie zu verlieren – Die FRAUEN dagegen ALLES.
UND-> obwohl man 20 Jahre dort war, hat man nicht verstanden, wie diese Kultur tickt. Und dabei hätte man einfach nur 200 Jahre zurück in unsere eigene Kultur schauen müssen.
Ich muss leider ebenfalls sagen, mir ist die ganze Vorgehensweise absolut unbegreiflich.
Auch ich kann mich von den Nachrichten kaum lösen, ich bin entsetzt über die Stümperei unserer politischen Führung.
Nach nunmehr drei Tagen verlegt eine einzige Maschine nach Kabul. Dessen Ankunft ist für jeden digital halbwegs fitten Menschen auf dem Planeten leicht vorherzusehen.
Was wäre es für ein Desaster, wenn diese Maschine nun vom Himmel geholt würde!?
Während dessen schwafelt die Verteidigungsministerin im Radio von einer Drehscheibe in einem Drittland, um so aus Kabul „shutteln“ zu können.
Weshalb wird über einen laufenden, so brisanten Einsatz überhaupt gesprochen?
Wo bleibt eine Stellungnahme unserer Kanzlerin?
Was ist mit den Ortskräften aus den drei Bundeswehrstandorten Kunduz, Feysabad und Mazar? Sind die alle sich in Kabul angekommen?
Das Ende dieses Einsatzes, ich war 2009 selbst vor Ort, ist eine schallende Ohrfeige für den Westen. Ich schäme mich für unsere Regierung und für alle Verantwortlichen, so auch für unsere Generalität.
Ich bete für unsere ehemaligen Dolmetscher und Helfer, deren Familien und insbesondere für die armen Teufel, die jetzt noch verspätet da unten reingeschickt werden. Kommt heile zurück!
@ Flo. Spätestens seit der Übernahme von Kunduz hätte man sowas ahnen können. Ich denke der Drops ist auch politisch noch lange nicht gelutscht.
Ein zweiter A400M (54+28) ist wohl gerade in Wunstorf auf der Rollbahn.
@Ilga
„Die Mäner haben nicht so viel in einer muslimischen Theokratie zu verlieren – Die FRAUEN dagegen ALLES. UND-> obwohl man 20 Jahre dort war, hat man nicht verstanden, wie diese Kultur tickt.“
Zum Missverständnis der Kulturen Afghanistans gehört auch die Annahme, dass Frauen irgendwie außerhalb dieser Kultur stünden und quasi von Natur aus pro-westlich eingestellt seien. Ich habe persönlich eine Reihe von Projekten erlebt, die aus diesem Grund gescheitert sind. Eines als anekdotisches Beispiel: Man wollte Studentinnen für Stipendien in westlichen Staaten gewinnen, damit diese als Multiplikatorinnen westlicher Werte zurückkehren. Leider wollten die Studentinnen nicht. Auf Nachfrage erklären sie, dass sie Angst davor hätten, so freizügig leben zu müssen wie die Frauen in den westlichen Filmen, die sie gesehen haben. Ein anderes Beispiel: Man arrangierte Treffen zwischen weiblichen Soldatinnen der Bundeswehr und Afghaninnen, die letzteren zeigen sollten, wie wunderbar frei Frauen im Westen leben. Das ging schief, weil die Afghaninnen ehrliches Mitleid gegenüber den meist kinderlosen Soldatinnen zeigten.
Ich kenn mich nicht mit Luftverkehr aus, aber ich habe mal das Tool genutzt, dass Sie im Artikel erwähnt haben und da ist zu erkennen, dass vor 5min die GAF304 in Wunstorf gestartet ist. Scheint der andern A400M zu folgen.
@ t.w.
Der zweite Flug (a310) scheint abgedreht und wieder in Wunstorf gelandet zu sein.
Wenn das jetzt wegen technischer Probleme war wäre das die endgültige Blamage dieses Staates.
Waren nicht auch ursprünglich vier maschinen angedacht? Und 200 Sicherungskräfte statt 60?
Bitte um Aufklärung
[Abwarten. Bislang sind zwei A400M gestartet, und der A310 macht offensichtlich eine Zwischenlandung in Wunstorf… könnte was mit Material zu tun haben. T.W.]
@Senfzwelch, wenn es die Taliban darauf anlegen würden die Abreise der westlichen Kräfte zu stören, dann brauchen die keine Ankunftszeit des ersten Fliegers von uns.
Dann stellen die sich in die Einflugschneise und holen einfach die nächsten Maschinen die kommen vom Himmel. Da ist es dann auch egal ob die Kennzeichnungen die Maschine nun als zugehörig zu D,F,GB,USA oder sonst wen ausweist.
@Dante, ja das es mit der Kampfmoral der Afghanen nicht gut aussieht war absehbar. Allerdings hatte man wohl die Hoffnung das es da einen Zusammenhang zur Entfernung zur Hauptstadt gibt und dort es mehr Gegenwehr geben würde.
1. Es ist für alle westlichen Akteure überraschend, wie schnell, weil kampflos, die Taliban Afghanistan übernehmen können. Da muss es im Vorfeld Absprachen zwischen Taliban und ANA gegeben haben. Offenbar ist der Großteil der Bevölkerung damit einverstanden.
Man könnte fast meinen, der jeweils zuständige ANA-Kommandeur hat mit dem Schlüssel seiner Stadt auf dem Samtkissen an der Einfallstraße des Ortes gewartet, sobald das erste Taliban-Moped am Horizont aufgetaucht ist. Zusätzlich wurde für ortsfremde Taliban noch der Weg nach Kabul ausgeschildert./sarc
2. Für alle, die jetzt einen Einsatz der Bundeswehr über die Evac-Op hinaus fordern. Wofür noch das Leben deutscher Soldaten riskieren, wenn die Errungenschaften der letzten 20 Jahre zwar von allen gerne in Anspruch genommen werden, die einheimische Bevölkerung aber nicht bereit ist, dafür zu kämpfen. Das wäre eine reine Zeit- und Materialverschwendung ohne nachhaltigen Effekt.
3. Man sollte bei allen berichten Einheimischer, inkl. ehemaliger Ortskräfte, deren Positionen nicht ungefiltert übernehmen. Da ist dann auch immer ein gewisses Maß orientalischer Dramatik und Übertreibung enthalten.
Ich bestreite gar nicht, das vor allem die ehemaligen Ortskräfte (nicht nur Bw), die bereits in Kabul sind, in Gefahr sind. Man sollte diese auch gleich mit evakuieren. Das muss aber in klar abgesteckten Grenzen bleiben, ansonsten endet das im Chaos.
Flug GAF304 (A400M Kennung 54+28) vorhin in Wunstorf gestartet.
Meiner Meinung nach vor allem ein Versagen der Dienste. Man hat die Taliban unterschätzt aber vor allem die Fähigkeiten und die Loyalität der afghanischen Armee völlig überschätzt. Der US-Abzug ist natürlich auch kein Ruhmesblatt, um es vorsichtig zu formulieren, scheint nicht besonders gut mit Verbündeten koordiniert worden zu sein. Alles quasi überstürzt abzuziehen hat vermutlich ebenfalls eine psychologisch verheerende Wirkung auf die Ortskräfte gehabt. Mit ein Hauptproblem dürfte wohl die Multi-ethnische Zusammensetzung (dort gab es ja keine wirkliche Aussöhnung / Integration der verschiedenen Volksgruppen) der nur auf dem Papier regierungstreuen Truppen gewesen sein.
Die Gefahr eines Bürgerkriegs oder Kriegshandlungen der Taliban ist IHMO überschätzt. Die Taliban wollen in Ruhe ihre Macht festigen. Zeit um alte Rechnungen zu begleichen ist dann immer noch. Sie werden die Ausländer abziehen lassen und ihren Gottesstaat errichten. Um das korrupte Regime ist es nicht schade. Die USA haben ihrem moralischen Anspruch wie so oft nur vorgeschoben, um mit der Regierung und mit Warlords je nach Gelegenheit zusammen zu arbeiten. Bitter für alle, die in diesen überflüssigen Krieg hineingezogen wurden und jetzt vor einem Scherbenhaufen stehen.
Man muss sich nur noch mal das Bild von George Bush anschauen, wie er auf dem Flugzeugträger “mission accomplished” verkündete. Dabei war es nur der Auftakt zum Vietnam 2.0.
War „mission accomplished“ auf dem Flugzeugträger nicht Irak (statt Afghanistan)?
kann ja heiter werden: militärische taxiways mittlerweile von zivilisten gestürmt. Wildes gerenne unter bereits rollender c17. mit turboprops der a400m wären da einige schon einen kopf kürzer. unter diesen umständn wird das eine sehr schwierige operation. Wie soll man bswp. unter diesen umständen afghanen mit berechtigung von den Anderen unterscheiden? insbesondere wenn identität erst in deutschland festgetstellt werden soll? dann fliegt noch diesen bildern da halb afghanistan mit
apache räumt runway
https://twitter.com/SowaibahH/status/1427165408931446787
https://twitter.com/SowaibahH/status/1427165588560912392
https://twitter.com/bobstar_m/status/1427173395045617665
@hb315 sagt: 16.08.2021 um 9:51 Uhr
„Man muss sich nur noch mal das Bild von George Bush anschauen, wie er auf dem Flugzeugträger “mission accomplished” verkündete. Dabei war es nur der Auftakt zum Vietnam 2.0.“
Da hatten die USA ihr Ziel, Osama bin Laden zu töten, auch erreicht. Das wäre (mal wieder) ein guter Zeitpunkt gewesen, den Einsatz insgesamt zu beenden. Statt dessen hat man sich noch weitere 10 Jahre ohne vernünftige politische Zielsetzung und Unterstützung weitergequält.
Im Prinzip hat man (die Politik) das auch erkannt, deswegen wurde die robuste Mission ISAF 2013 auch beendet. Da man (insbesondere die USA) sich aber ein Scheitern beim nation building nicht eingestehen wollte, hat man RS als vehikel installiert. Das Ergebnis sehen wir jetzt.
[Ich glaube, mit Bush, bin Laden, Obama usw. kommt jetzt in den verschiedenen Themen und Zeitabläufen einiges durcheinander … T.W.]
Spannend wird jetzt die praktische Umsetzung der Evakuierung werden wenn auf dem Flughafen Chaos herrscht und tausende Leute wirr auf den Landebahnen rumlaufen. Die Talib werden nicht stören. Die sind froh wenn die Ausländer raus sind. Die nächsten paar Stunden werden aber noch kritisch. Wurde sowas schon mal bei der BW geübt mit tausenden Komparsen die kein Wort verstehen oder die nicht wissen dass so ein Flugzeug auch Platz zum starten un landen braucht? Oder dass man nicht zu nahte an sich schnell rotierend grosse Dinge rangehen sollte?
@hb315
Man muss sich nur noch mal das Bild von George Bush anschauen, wie er auf dem Flugzeugträger “mission accomplished” verkündete. Dabei war es nur der Auftakt zum Vietnam 2.0
Bei der von Ihnen beschriebenen Situation ging es um den Irakkrieg! Bei aller berechtigten Kritik an den letzten US Administration, waren AfG und Irak Kriege doch sehr unterschiedlich bezüglich. Motivation, Juristischer Grundlage und internationaler Unterstützung.
Die Herausforderung für die Evak-Sicherungstruppe werden nicht die Taliban sein, sondern die inzwischen am Kabuler Flughafen versammelte verzweifelte Menschenmasse die alle noch einen Platz auf einem Flugzeug bekommen wollen.
Werden unsere Sicherungskräfte im Zweifel auf heranstürmende Zivilisten schießen?! – Ich denke die BW kann hier nur auf die derzeit noch am Flughafen stationierten US-Marines hoffen, dass die das im Griff haben, sonst braucht die BW-Maschine lieber gar nicht erst zu landen.
Bin geschockt und sprachlos von unserem Dienstherrn und dessen Vorgehensweise! Und es werden wieder keine Köpfe rollen!
Aber wie sagte Frau AKK zu unseren Soldatinnen/Soldaten: Viel Glück…
ECFR zu Chinas Interessen in Afghanistan. Sollte man vor dem Hintergrund lesen, dass die Überreste der Republik AFG in Tadschikistan unter russischem Schutz versammelt sind. Bedeutet der Shanghai Kooperationsrat hält, eingedenk der Mitglieder Pakistan und Iran, alle Fäden in der Hand.
Und Erdogan sucht ja auch Finanziers für sein 10 Mrd. $ Infrastrukturprojekt am Bosporus, welches an einer Kreuzung der Seidenstraße zur See und am Land liegt.
After the withdrawal: China’s interests in Afghanistan
ECFR’s Janka Oertel and Andrew Small discuss China’s attitude towards the NATO withdrawal from Afghanistan
https://ecfr.eu/article/after-the-withdrawal-chinas-interests-in-afghanistan/
Pakistan vermittelt zwischen der türkischen Regierung und der Talibanführung und macht die Taliban Salonfähig. Ziel der Türkei ist der Objektschutz des Flughafens, wo übrigens im militärischen Teil mittlerweile die westlichen Botschaften residieren.
https://www.al-monitor.com/originals/2021/08/turkey-still-lead-us-surges-troops-back-kabul-airport-evacuation
Auf Twitter sieht man, wie Afghanen sich am Fahrwerksschacht einer vorbeirollenden C-17 festhalten. Ich frage mich langsam, ob das eine gute Entscheidung war, unsere Fallis in diesen Hexenkessel zu schicken.
[Die Videos dazu:
T.W.]
Hauptsache alle kommen nach der erforderlichen Quarantäne getestet, gesund ohne Covid und weiteren terroristischen Absichten an ihr Ziel.
[Nein, auf diesem Niveau findet hier die Debatte nicht statt. T.W.]
@POO Wie schon von T.W. angemerkt hat das viel mit Flugsicherheit zu tun. Die Flugzeuge bewegen sich im zivilen Luftraum zusammen mit vielen anderen Flugzeugen und müssen sich an die dort geltenden Regeln halten. Ohne Transponder würden z.B. die TCAS-Systeme (zur Verhinderung von Kollisionen in der Luft) von in der Nähe befindlichen Flugzeugen nicht reagieren können und die Flugkontrolle am Boden würden auch keine Warnungen abgeben können. Zudem werden die Lufträume vieler Staaten durchflogen – die sicherlich not amused wären, was dann möglicherweise „Besuch“ für unsere Flugzeuge zur Folge hätte….
Im übrigen kann man im Luftraum über Kabul genügend Flugbewegungen mit eingeschaltetem Transponder beobachten. Gerade eben ist eine 777 der Turkish Airlines in Kabul gestartet, mit eingeschaltetem Transponder und live zu beobachten. Die 777 entspricht ungefähr einer A350, was im übrigen die Frage aufwirft, warum man nicht auch von hier aus schon längst mit einem Verkehrsflugzeug (zivil oder A350 Luftwaffe) hingeflogen ist, ohne den großen Aufwand zu treiben.
Davor war lange Zeit eine ca. 150 km südlich von Kabul (und dort gestartete) endlos in sehr niedriger Höhe kreisende HC-130J Combat King II zu beobachten. Ein Flugzeug speziell für recovery operations. Selbst bei dieser Operation war der Transponder lange Zeit eingeschaltet. Mittlerweile allerdings nicht mehr.
Vielleicht ist eine der nächsten Meldungen, dass die „Soldaten“ der ANA um Aufnahme in Deutschland bitten, weil sie von der Bundeswehr ausgebildet wurden und daher nun um Schutz vor den Taliban in Deutschland ersuchen.
Wenn die aktuellen Meldungen nicht so traurig wären, könnte ich über die „Soldaten“ der ANA nur noch lachen. Ich habe dieses Verhalten bei meinem Einsatz 2007 nicht für möglich gehalten.
@JCR „Ich denke die Helis der Amis werden zurückgelassen oder gesprengt. Wie sollen die da rauskommen?“
Vlt. einfach wegfliegen?
Back to the future:
https://i.imgur.com/NtKKQfU.jpeg
https://twitter.com/whatismoo/status/1426939056970244103/photo/1
Afghanistans Einwohnerzahl: It’s not the Taliban, stupid!
1979: 8 Million –> 2001: 21 Million –> 2021: 39 Million –> 2040: 60 Million (Projektion)
Wie wird sich der Sieg der Taliban auf die Bacha Bazi Tradition und den globalen Markt für Heroin auswirken?
Unglaublich, was hier möglichwerweise für ein Horrorfilm für die beteiligten Kräfte und deren Angehörigen seitens unserer Regierung gestartet ist. Absolut zu spät ist dieses nun eine Panikreaktion, um die Glaubwürdigkeit der Regierung versuchen zu wahren.
Wenn dieser Einsatz nun völlig aus dem Ruder läuft, wird es damit abgetan, wir haben es jedenfalls versucht…
Ich falte die Hände für unsere Soldatinnen und Soldaten, die hier nun hiervon betroffen sind.:(
@ JCR Dass ist was ich oben meinte. Die A400m kommt runter, bleibt stehen und die Klappe geht auf. Und 5000 Afg wollen rein. Tränengas? Blendganaten? Gummigeschosse? Gegen Zivilisten? Dass wurde so glaube ich noch nicht geübt.
Das sind verstörende Videos.
Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, um so zu sterben.
Als Familienvater für mich nahezu unerträglich anzusehen.
@
JCR sagt:
16.08.2021 um 11:18 Uhr
“
Auf Twitter sieht man, wie Afghanen sich am Fahrwerksschacht einer vorbeirollenden C-17 festhalten. Ich frage mich langsam, ob das eine gute Entscheidung war, unsere Fallis in diesen Hexenkessel zu schicken.“
Schicken ist das Eine, aber sie sind ja noch nicht da. Man kann auch in Usbekistan (oder wo auch immer) stehen bleiben…
Die stets zuversichtlichen Politiker konnten nach Jahrzehnten eines fortgesetzen Belügens der eigene Bevölkerung nicht merh vernebeln das sich in Afganistan in einer (asymetrischen) Kriegssituation befinden. Nur für was für Erreichte“ Ziele sind bisher 57 Soldaten im Parlamentsuauftrag eigentlich gestorben? Im Rahmen vieler Mandatsverlängerungen wurden viele Gelegenheiten (aus Sicht einzelner Abgeordneter) ausgelassen, so das der parteipolitische Mainstream, wie leider so oft, in den Hinterzimmern derjenigen vorformuliert wurde, den sonst zu anderen gesellschaftlichen Grundsatzrhemen auch nicht viel mehr einfällt.
Hauptsache Teilhabe an der (Regierungs-)Macht, im Sinne übewiegend nur eigener Interessen (?); anstelle immer seltener mit klar postulierten, im Detail debattierten und permanent verfolgter Positionen. Weiterhin nur ein „man könnte“, „man sollte“ oder „man müsste“ nur in derTagenschau?
Für eine taktische Pattsituation (unter Kriegsgesichtspunkten) im Land hätten vielleicht einige stark befestigte Stützpunkte (mit nachhaltigen Gegenschlagsfähigkeiten) gereicht, Damit das Generationenprojekt deutlich gefestigter Strukturen (auch wenn das noch lange keine demokratischen Strukturen bedeutet) „unter westlicher Aufsicht“ eine Chance hätte.
In Afganistan als größter Produzent von Rohopium (mit exorbitanten Gewinnmargen schon vor Ort), mit patriachalichen Strukturen weitab unserem Geselschaftsveständnis, werden sich ohne persönliche Perspektive hundertausende als Flüchtlinge auf den Weg machen (weil es im Land nichts erreicht wird, oder überwiegend auch nicht ernsthaft versucht wird), weil im Westen selbst bei einem Leben auf der Straße für jeden viel mehr „erreichbar“ ist, als in kargen Wüstenregionen oder Slum-Vierteln.
Spätestens hie stellt sich der Kostenvergleich zwischen dadurch ausufenden Sozialaufwendungen (zumeist von den Kommunen zu schultern) und einer abgespekten, aber immer noch präventiv im oben beschriebenen Sinn wirksamen Militärmission (Bundesaufwand) vor Ort.
Von einem dümmlich, arroganten Heiko Maas (Anzug) und einer Kaffetante AKK können längerfristige Überlegungen nicht erwartet werden, welche schon von einem (mehr als nur wahrscheinlichen, irgendwann drohenden) Evakuierungeseinsatz unter Kriegsbedingungen völlig überfordert sind.
In ein paar Wochen/Monate darf ein weiteres Regierungsversagen der Laienspielschar in Berlin erwartet werden, wenn zusätzliche Flüchlinge auch aus den benachbarten Länden rund um Afganistan vor bundesdeutschen Grenzübergängen stehen.
Der bundesdeutsche Michel lügt sich (mit Hilfe deutsche Medien mit Doku-Soap-Verhalten) in die eigene Tasche, das robuste Mandate zum präventiven Schutz unserer Gesellschaft nicht ohne punktuelles Leid und Tragödien zu erreichen wäre. Eine wehrhafte Demokatie mit legitim mandatierten „Befriedungsaufgaben“ ist kein bewaffnetes THW, sondern eine fortwährende Militäroperation die viel Geld erfordert und Tote, Verletze sowie traumatisierte Soldaten nach sich zieht.
Traurig, aber auch interessant finde ich die oftmals genannten Vergleiche zu Saigon. Es gibt heute weit bessere Informationsmöglichkeiten als vor 50 Jahren und dennoch wurde der Westen überrascht ….
Ein Unterschied fällt aber bei Durchsicht der Bilder auf: in Vietnam sind auf den Bildern oft Männer, Frauen und Kinder zu sehen – hier offenbar mehrheitlich junge Männer – lediglich in einer Einstellung sind überhaupt Frauen zu erkennen – ist das Zufall der geschossenen Bilder?
Dies ist bereits mehreren aufgefallen und Thema bei mehreren Tweets.
Desaströs, man bekommt als Bürger Angst wenn „Profis“ so daneben liegen, nicht nur in Deutschland, auch in den USA. Der freie Westen blamiert sich bis auf die Knochen – und die Chinesen werden mit Cleverness das afghanische Chaos sicherlich für sich zu nutzen wissen….
Das Kommando Spezailkräfte stand schon am Samstag angeblich in Wunstorf mit den Fallschrimjägern bereit – es wurde offenkundig bis zum Schluß gezögert und gezaudert in Berlin – ich bin einfach nur noch fassungslos….
@JCR sagt: 16.08.2021 um 11:18 Uhr
„Auf Twitter sieht man, wie Afghanen sich am Fahrwerksschacht einer vorbeirollenden C-17 festhalten. Ich frage mich langsam, ob das eine gute Entscheidung war, unsere Fallis in diesen Hexenkessel zu schicken.“
Niemanden zu schicken wäre auch keine gute Entscheidung. Die Zahl der deutschen Staatsbürger ist ja überschaubar, Insofern steht DEU besser da als mach anderer Staat.
Aus meiner Sicht scheint sich in unseren Leitmedien momentan eine Art Manie zu entwickeln, den Rückzug der US-Truppen, und den damit verbundenen Abzug der Bundeswehr als Niederlage zu deklarieren.
Das Ziel Al Qaida zu verdrängen, und an der weiteren Machtausübung zu hindern wurde erreicht.
Falsch eingeschätzt hat der Westen die Distanz westlichen Werten gegenüber, hier wurden vermutlich die entscheidenden Fehler gemacht, hat die mangelnde Affinität der Afghanen zum Demokratiebegriff nicht entsprechend eingeordnet.
Auch sehe ich ein Versagen unserer Regierung nicht unbedingt, niemand konnte das überaus rasche Vordringen der Taliban richtig einschätzen, insbesondere nicht die bedingungslose Kapitulation der Hauptstadt, nach der Flucht der Regierung.
Ich denke. man hat sich schon unmittelbar nach Bekanntwerden des US- Abzuges mit den Taliban geeinigt. Warlords, Provinzfürsten, Imane, und Stammesführer, vielleicht auch Pakistan, haben über das weitere Vorgehen einen Lösungsansatz gefunden.
Daher finde ich es persönlich wenig klärend, jetzt mit eindeutigen Schuldzuweisungen zu kommen, während die Aktion der Ausschiffung auf Hochtouren läuft.
Letztendlich bleibt zu hoffen, dass alles halbwegs glimpflich verläuft, und Afghanistan einen eigenen, scheinbar gewollten, Weg aus der Misere findet, vielleicht auch mit der Hilfe neuer Player, die momentan gerade versuchen, die Bühne zu betreten.
Nicht traurig sein wegen des abrupt beendeten Afghanistan-Einsatzes!
In Mali können wir jetzt nahtlos weitermachen. Alles wird gut!
Wie ich es im anderen Faden orakelt habe, die Bilder für den absoluten Propagandaerfolg der Taliban werden heute geliefert.
Traurig, vorhersehbar und vermutlich unabwendbar. Und von all den gut bezahlten Beratern, Experten und Politikern Achselzucken, bedröppelte Gesichter und Ratlosigkeit.
Und dann wähnt man sich in Berlin und Potsdam in der Lage China oder Russland herauszufordern und bestehen zu können…lächerlich.
Apache Kampfhubschrauber fliegen im Tiefstflug über das Rollfeld um die Menschenmenge zu „ordnen“ – Man fragt sich, gibt es keine verantwortungsbewußte Soldaten/Polizisten, die mit S-Draht eine Absperrung aufziehen können?
Wie kann man überhaupt auf die Idee kommen, zuerst das Militär und dann erst alle Botschafter und Orstkräfte samt Familien anzuziehen ?
Endlich gehört jemand mit militärischer Führungserfahrung im Einsatz auf den Ministerposten.
Sind die BW Maschienen schon gelandet bzw. wann werden sie das ungefähr?
[Noch nicht, und mal sehen, wann das überhaupt möglich ist… T.W.]
Stimme den kritischen Stimmen zu, man hat hier alles falsch gemacht von deutscher Seite. Anstatt das Ganze vor Wochen durchzuziehen wie von allen möglichen Seiten gefordert, muss man es jetzt im völligen Chaos machen von hunderten Smartphone-Kameras. Wenn sich unter den zivil gekleideten Personen am Flughafen in relevanten Zahlen Verbündete befinden, die jetzt abgewehrt und vertrieben werden und nicht mit ausgeflogen, ist nicht nur die militärische, sondern auch die politische und die moralische Niederlage perfekt. Im worst case gibt’s in absehbarer Zeit Videos von deutschen Fallschirmjägern, die ihre ehemligen Verbündeten von den rettenden Maschinen vertreiben. Das birgt das Potential langfristigen politischen Schadens was das Ansehen des Westens angeht weit über Afghanistan hinaus. Entsprechende Dienststellen und Medien werden die jetzt entstehenden Bildern bis ins letzte propagandistisch ausschlachten um den Schaden am Ansehen des „Westens“ so groß wie möglich zu machen. Hier ist absolut alles falsch gelaufen.
Auf einem anderen Video sieht man die Leute da runterfallen, aus 2-300 Metern Höhe……
Das ist wie in dem Film Stalingrad.
@AoR
Es dürfte die Sieger in Afghanistan amüsieren, wenn ihnen aus dem Land der Verlierer mangelnde Salonfähigkeit bescheinigt wird. Nichts vermittelt Salonfähigkeit schließlich so sehr wie die Tatsache, dass jemand den Salon stürmt, die Gäste vertreibt und auf dem Sitz des Gastgebers Platz nimmt.
Deutschland hat bzgl. Afghanistan zwei wesentliche Sicherheitsinteressen, nämlich die Unterbindung von internationalem Terrorismus und von irregulärer Migration. Wenn die Taliban sich diesbezüglich kooperativ verhalten, wird man mit ihnen zusammenarbeiten und ihre Kooperation belohnen, solange sie anhält. Vernünftige Alternativen dazu gibt es seit gestern nicht mehr.
Was da grade passiert ist gleichermaßen bitter wie es vorhersehbar war.
Die afghanische Armee hat es, ebenso wie den afghanischen Staat immer nur in unserer westlichen Vorstellung gegeben. Die Loyalität der afghanischen Soldaten lag und liegt in den seltensten Fällen in Kabul. Sie ist ehr lokal verankert, bei Clan, Region und/oder lokalem Führer. Sobald letzterer sagt „du kämpfst nicht gegen die Taliban“ kommt der betreffende Soldat nicht zum Dienst.
Unsere Idee moderner Staatlichkeit und modernen Staatsbürgertums hat dort nicht funktioniert. Das war abzusehen und den meisten die selbst vor Ort waren wurde das am Verhalten der staatlichen afghanischen Kräfte schnell klar. Leider wurde dies in den politischen Kreisen des Westens nie verstanden.
ZDF meldet erste deutsche Botschaftsmitarbeiter wurden mit US-Maschinen nach Katar geflogen.
[Das war heute Nacht schon. Und eine Bitte: Nicht die URL dieses Beitrags als URL in die Kommentardaten posten… (machen gerade mehrere). T.W.]