Trotz low ops: Reden wir über die Bundeswehr in Afghanistan (m. Video)

Low ops auf Augen geradeaus! ist ja (noch) nicht richtig Urlaub, deshalb mache ich etwas, was wichtig ist: Am (morgigen) Sonntag spreche ich im ARD-Presseclub über den Bundeswehreinsatz über Afghanistan, die Bundeswehr in diesem Einsatz – und die Folgen, die das für die deutschen Streitkräfte auch in anderen Missionen hat.

In der Sendung sind die Kolleg:innen Sandra Petersmann, Julia Weigelt und Hasnain Kazim dabei. Und zur Einstimmung auf das Gespräch habe ich mir noch ein paar wesentliche Papiere und Veröffentlichungen der vergangenen, man muss schon sagen Jahrzehnte angeschaut.

Wer auch nachlesen mag:

Das Bundestagsmandat, mit dem im Dezember 2001 die Beteiligung der Bundeswehr an der International Security Assistance Force (ISAF) auf den Weg gebracht wurde:
Antrag der Bundesregierung: Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an dem Einsatz einer Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan auf Grundlage der Resolutionen 1386 (2001), 1383 (2001) und 1378 (2001) des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen

Die damalige Abstimmung im Bundestagsprotokoll:
Plenarprotokoll Deutscher Bundestag 14/210 vom 22.12.2001
• Debatte Afghanistan-Einsatz ab S. 20831
• Namentliche Abstimmung S. 20850
https://dipbt.bundestag.de/doc/btp/14/14210.pdf

Mein Rückblick zum zehnjährigen Bestehen dieses Mandats:
Heute vor zehn Jahren: Der Bundestag beschließt das ISAF-Mandat

Eine Zwischenbilanz des Einsatzes im Jahr 2014 vom damaligen Sonderbeauftragten der Bundesregierung für Afghanistan und Pakistan, Michael Koch – als Anhang zum so genannten
Fortschrittsbericht Afghanistan 2014
(interessanterweise, damals wie heute, keine gemeinsame Bewertung der Bundesregierung)

Und (m)eine Übersicht über den Einsatz seit der Zusage der uneingeschränkten Solidarität im Jahr 2001 bis zum Jahr 2015, als ISAF durch die Nachfolgemission Resolute Support abgelöst wurde, bei der Bundeszentrale für politische Bildung.

Eine Gesamtbilanz dieses nun abgeschlossenen Einsatzes steht noch aus. Dazu wird auch eine Bewertung dessen gehören, was in Afghanistan erreicht wurde – dass die Bundeswehr, ein wenig davon unabhängig, darauf schauen wird, wie diese fast 20 Jahre die Streitkräfte verändert haben, wird sicherlich auch dazu gehören. Einen Aufschlag hat der inzwischen aus dem Amt geschiedene  Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium Peter Tauber bereits im März gemacht, als der Abzug bereits absehbar war:
Ein Zeichen der Erinnerung setzen – Sollte die Bundeswehr eine Kaserne nach ihrem bisher wichtigsten Einsatz benennen?

Nachtrag: Eine sehr wichtige Stimme bei der Bewertung dieses Einsatzes ist der frühere Grünen-Bundestagsabgeordnete Winfried Nachtwei, einer der engagiertesten und kundigsten Kenner dieser Mission. Seine Bilanz in einem Interview der taz klingt gar nicht gut:

Ex-Grünen-MdB über Afghanistan-Abzug: „Man nennt das Niederlage“

Und abschließend: das Video der Debatte im ARD-Presseclub:

(Foto oben: Bundeswehrsoldaten in Kabul, Februar 2002; Foto unten: Marder-Schützenpanzer im Camp Marmal in Mazar-e Sharif, Mai 2010 – Photo by Petty Officer 2nd Class Daniel Stevenson
ISAF Regional Command North)