Nach Anschlag in Mali: Verwundete werden ausgeflogen – Zweites Flugzeug unterwegs (Update)
Nach dem Selbstmordanschlag in Mali, bei dem zwölf deutsche und ein belgischer Soldat verwundet wurden, hat die Bundeswehr damit begonnen, die Verwundeten auszufliegen. Eine erste Maschine startete am (heutigen) Samstagmorgen in Gao; ein zweites Flugzeug zur medizinischen Evakuierung wurde in die Region entsandt.
Nach Angaben des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr startete am Samstagmorgen ein A400M der Luftwaffe, mit dem unter anderem die drei bei dem Angriff schwer verwundeten Soldaten ausgeflogen wurden. Die für die medizinische Betreuung von Patienten ausgerüstete Maschine war in der Nacht von Deutschland nach Mali verlegt worden.
Ein zweites Flugzeug, ein Airbus A310 der Luftwaffe ebenfalls mit der Ausstattung als fliegende Intensivstation, startete am Samstagmorgen. Die Bundeswehr wollte den Einsatz der zweiten Maschine zunächst nicht bestätigen; auf den öffentlich verfügbaren Transponder-Webseiten waren allerdings sowohl der A400M, Rufzeichen GAFMED1 (GAF steht für German Air Force) und der A310 mit dem Rufzeichen GAFMED5 zu sehen (s. Screenshot oben).
Am (gestrigen) Freitag waren erstmals deutsche Soldaten im Blauhelm-Einsatz der Vereinten Nationen in Mali verwundet worden, drei von ihnen schwer. Der Anschlag eines Selbstmordattentäters mit einer Autobombe traf nördlich von Gao einen Bundeswehrkonvoi, der malische Einheiten begleitete. Die Verwundeten wurden in Rettungsstationen der deutschen, französischen und chinesischen Streitkräfte in Gao behandelt, ein Soldat musste nach Angaben von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer notoperiert werden, ehe er ausgeflogen werden konnte.
Nach Angaben der Vereinten Nationen begleiteten die Blauhelme eine Einheit der malischen Armee auf dem Weg nach Kidal. Die temporäre Basis, in der die Deutschen angegriffen wurden, war nach einem Anschlag auf die Malier am Vortag eingerichtet worden:
La base temp. de la Force MINUSMA, cible d’une attaque terroriste par véhicule suicide ce matin, avait été établie pr sécuriser le passage de la 3e compagnie du Bataillon de l’armée malienne reconstituée en route pr #Kidal et qui avait fait l’objet hier d’une attaque par un #EEI. pic.twitter.com/EC69jlMi76
— MINUSMA (@UN_MINUSMA) June 25, 2021
Die Lage in der Region, in der immer wieder Truppen sowohl der UN-Mission als auch der französisch geführten Anti-Terror-Operation Barkhane von islamistischen Terroristen angegriffen werden, hatte ein Journalist des französischen Senders France24 am Vortag so erläutert:
A car-bomb #attack in northern #Mali 🇲🇱 has wounded 15 UN peacekeepers, in the latest attack in the war-torn #Sahel state.
The attack came days after a car bomb targeted a French reconnaissance patrol.@SimNasr explains the context of these events ⤵️ pic.twitter.com/sA0MOrUtTL
— FRANCE 24 English (@France24_en) June 25, 2021
Update: Der A400M mit Verwundeten an Bord landete am Samstag um 14.37 Uhr auf dem Flughafen Köln/Bonn.
Update 2: Am Abend landete auch die zweite Maschine mit Verwundeten in Deutschland. Der A310 war nach Niamey in Niger geflogen, wo die Bundeswehr einen Lufttransportstützpunkt betreibt, und brachte die Verwundeten nach Stuttgart.
(Grafiken: Screenshots von ADSBExchange)
Ich wünsche den verwundeten Soldaten, ihren Angehörigen sowie den Soldatinnen und Soldaten vor Ort in Mali viel Kraft, Zuversicht und Mut; den Verwundeten zudem beste Genesung, wohlwissend, dass dies für die schwer Verwundeten und deren Angehörige ein langer und harter Weg werden wird.
Der Anschlag auf die Blauhelme / unsere Streitkräfte zeigt, wie nötig und gefährlich deren Auftrag in Mali ist. Unser Parlament hat sie, in unserem Wählerauftrag, auf diese Mission geschickt und wir schulden ihnen Unterstützung, Respekt und angemessene Ausrüstung. Ich bin gespannt, ob und wie das Thema der Auslandseinsätze in den kommenden Wochen öffentlich diskutiert wird und hoffe, dass wir als Gesellschaft einen angemessenen Weg finden, unseren Streitkräften Respekt zu zollen und unseren internationalen Verpflichtungen nachzukommen.
Dank an T.W., dass Sie in diesem Bolg so kenntnis- und faktenreich informieren; auch und gerade bei so einem bewegenden Thema.
Zunächst möchte ich allen Betroffenen und Angehörigen mein Mitgefühl bekunden.
Ich wünsche allen eine bestmögliche und schnelle Genesung.
Der von euch erbrachte Einsatz ist nicht vergessen!
Danke @Memoria für den Hinweis auf den Beitrag von France24.
Die Theorie, ist hoch interessant.
Falls dem wirklich so wäre, dass von gegnerischer Seite versucht wird Einfluss auf die Politik in Deutschland zu nehmen, könnte man von einer Art hybrider Kriegsführung sprechen.
Andererseits könnte ich mir auch vorstellen, dass dieser Anschlag Auswirkungen auf die deutsche Debatte um bewaffnete Drohnen haben könnte.
Durch diese sehr deutliche Demonstration wird manch einem (zukünftigen) Abgeordneten vielleicht klar, wie reell die Bedrohungslage für deutsche Soldaten im Ausland ist und welchen Beitrag zum Schutz bewaffnete Drohnen leisten könnten.
@CallSignRomeo:
Ich bin mir bei der Verbindung mit der Bundestagswahl nicht so sicher.
Da werden auch manchmal in der Analyse zu weit auseinanderliegen Puzzlesteine kombiniert.
Interessanter fand ich die Erwähnung einer neuen Weisung der JNIM-Führung alle Europäer anzugreifen, da man so hofft nach der Ankündigung der Beendigung von Barkhane alle Europäer los zu werden.
Das funktioniert übrigens nicht erst seit dem neuen Modewort hybride Kriegsführung so, sondern ist das Grundprinzip aller Kleinkriege seit vielen Jahrzehnten (Indochina, Algerien, Vietnam, etc.).
@Dante:
aus 2018 – https://www.bundeswehr.de/de/organisation/luftwaffe/aktuelles/der-a400m-als-fliegende-intensivstation-47736
„Nach dieser ersten MedEvacMedical Evacuation-Ausstattung des A400M sollen später insgesamt vier sogenannte Sätze von Patiententransporteinheiten (PTE) zur Verfügung stehen. Von dem elfköpfigen medizinischen Team an Bord können derzeit zwei Intensivpatienten (Intensive Care), zwei Patienten der Kategorie Intermediate Care und weitere zwei der Stufe Low Care betreut werden.“
Neben den reinen eingerüsteten PTE-Rüstsätzen ist es auch eine Frage an Bedarf an medizinischem Bereuungspersonal je nach schwere der Verwundungen.
@Dante:
Solche Fragen, die man ja als latente Kritik verstehen könnte, sind m.E. mindestens unnütz, eher kontraproduktiv.
Es wird einen Grund haben, das EinsFüKdoBw und die Sanität werden sich das schon überlegt haben.
Das kann gehen von so banalen Aspekten, dass die betroffenen Kameraden (Patienten) z.B. von links zugänglich sein sollen und deswegen die Plätze mit Zugang von rechts wegfallen, bis zu dem (vermutlich wahrscheinlichem) Aspekt, dass die 3 Schwerverwundeten schnell raus nach DEU sollen und ihre Versorgung bei einem Flug mit 3 „PAX“ besser ist als wenn die (ja nicht beliebig aufstockbare) MedCrew sich um 9 andere kümmern muss.
Vielleicht sollen die 9 anderen aus medizinischer Indikation heraus erst noch im EinsLand „vorbehandelt“ werden. Ich weiß es nicht, aber Sie wissen es auch nicht. Sollten dann Ihrer Meinung nach die anderen 3 warten? Oder sollte die „Vorbehandlung“ entfallen wegen der „Danteschen Flugoptimierung“?
Lassen Sie die (aus meiner Sicht Kameraden) entscheiden, die a) zuständig sind und b) das auch können.
@T.W.
Im Zusammenhang mit dem Einsatz habe ich in einem Telepolisartikel gelesen, dass „der deutsche Beitrag“ sich „durch die zunehmende Einbindung privater Unternehmen – von der Kantine über die medizinische Versorgung bis zum Betrieb der Aufklärungsdrohnen und der medizinischen Evakuierung – deutlich stärker erhöht, als in den offiziellen Mandatsobergrenzen abgebildet“ wird. Die kürzliche Ankündigung von AKK hinsicht der Verlegung von Bundeswehrhubschraubern für MEDEVAC soll damit zusammenhängen, dass das Privatunternehmen, welches dazu den Auftrag hatte, dies offenbar nicht leisten kann.
Nun würde es mich ja nicht überraschen, wenn in deutschen Kasernen ein Dienstleiter das Essen kocht. Die Wäsche wurde auch zu meiner Zeit bei Y-Tours von einem Dienstleister gewaschen. Aber mali ist ein Krisengebiet und da würde ich schon erwarten, das Einsatzaufgaben wie das Operieren der Drohnen von Angehörigen der Bundeswehr erledigt werden. Und wozu hat die Bundeswehr ihre Sanitätsbatallione, wenn sie offenbar in Gao nicht mal eine SanZentrum betreiben kann? Von einem Feldlazarett ganz zu schweigen.
Es würde mich doch mal sehr interessieren, was die Bundeswehr in Mali vor diese Dienstleistungen so an Geld ausgibt.
„Falls dem wirklich so wäre, dass von gegnerischer Seite versucht wird Einfluss auf die Politik in Deutschland zu nehmen…“
Wie bereits hier erwähnt gab es zahlreiche derartige Anschläge in den letzten Tagen.
https://twitter.com/ag_anara
https://twitter.com/menastream?lang=de
Die Bundeswehr scheint daher nicht das alleinige oder primäre Ziel gewesen zu sein.
Mir stellt sich die Lage vielmehr so dar, dass die Bundeswehr im vorliegenden Fall mit ihren hervorragenden Aufklärungsmitteln sowie der besseren Kampfausstattung (Fennek, Dingo, Boxer,…) einen Begleitschutz für die Malische Armee durchgeführt hat, mit dem Ziel, genau so einen Anschlag zu verhindern oder abzuwehren. Dass man bei so einem Begleitschutz dann selbst zum Opfer eines solchen Anschlags wurde und dabei eine derart hohe Zahl an Opfern verzeichnen muss deutet eher darauf hin, dass hier etwas auf der TAKTISCHEN Ebene gewaltig schief gelaufen ist.
@ huber Wie ich bereits sagte. Ich weiß nicht wie wie so ein medevac a400m aufgebaut ist. Siehe Fux oben sind 4stk geplant mit je Betten für 2 intensiv und 4 etwas leichtere Fälle plus 11 Personal pro fliegenes Krankenhaus a400m. Sehe ich dass richtig? Plus seperat den a310 der grade in Mali gelandet hätte sollen sein. @ Fux würde es heißen dass geplant ist demnächtst quasi 4 medevec a400m in Vollaustattung bereit zu halten?
@Sindbad
Ich schätze mal, dass die Vielfallt der verschiedenen Missionen ist, die auch die UN Mission zum Ziel macht. Die Aufständischen Tuareg, Al Quaida und JNIM kämpfen gegen die (Militär-) Regierung und ihr Militär in Mali. Die Bundeswehr bildet dieses Militär aus. Also ist die Bundeswehr ein Ziel. Dieselben Organisation werden von der französischen Anti-Terroroperation bekämpft. Also ist auch die französische Armee ein Ziel. Von deutschen Soldaten gesammelte Aufklärungsdaten dienen auch der französischen Armee für ihre Operationen. Auch das macht die Bundeswehr zum Ziel.
Das eingie deutsche Soldaten im Rahmen der UN Mission Minusma eine ganz andere Aufgabe haben, das sie ja nur die Einheimischen vor den Aufständischen schützen sollen, das sind Feinheiten, für die es den Aufständischen einfach an Verständnis mangelt. Ironie aus.
@Sindbad:
In Mali sind keine Boxer im Einsatz.
Die Bedrohungslage würde das nicht erst seit gestern nahe legen. Es gab auch schon entsprechende Forderungen aus mehreren Kontingente.
Aber anscheinend ist das aus welchem Grund auch immer nicht erfolgt.
Deswegen werden Boxer-Besatzungen für den Einsatz auf Fuchs umgeschult.
Wenn sowas schon die langjährigen Probleme sind, was will man dann da noch erwarten.
Sindbad 1++
Als gestern diese traurige Nachricht kam habe ich noch die Familie beruhigt, es kann nicht sein dass ein einzelner Attentäter so viele deutsche Soldaten auf einmal trifft.
Zwischenzeitlich bin ich auch ratlos wie das passieren konnte…
Allen Kameraden im Einsatz wünsche ich alles gute und den Verwundeten schnelle und vollständige Genesung!
Deutschland hat keine nationale Sicherheitsstrategie.
Unser Land beginnt Einsätze und ist nach einiger Zeit überrascht, was daraus wird.
Künftige Herausforderungen werden nicht frühzeitig erkannt und in zu treffende Entscheidungen einbezogen.
Trendanalysen, Horizon Scanning, quantitative und qualitativen Szenariomethoden und andere partizipativen Formate, all das sind Begriffe aus dem Fundus unserer modernen Führungsakadiemie.
Theoretisch bestens aufgestellt, doch Einsätze laufen regelmäßig aus dem Ruder. Immer Überraschungen. Strategische Eventualfallplanungen in Deutschland? Wohl eher nicht. Siehe dazu die dünnen Statements der Politik zu Mali.
@ Huber
„Lassen Sie die (aus meiner Sicht Kameraden) entscheiden, die a) zuständig sind und b) das auch können.“
Vollste Zustimmung
@Schlammstapfer
Auch bereits in Afghanistan übernahm der zivile Dienstleister die technisch-logistische Betreuung und Bereitstellung der Drohne bis zum Start und wieder ab der Landung.
Die operationelle Führung des unbemannten Lfz im Flug und die Bedienung der Sensorik sowie die Auswertung der Aufklärungsergebnisse im Einsatz fand und findet natürlich durch Bundeswehr-Personal statt.
Also nicht alles was verkürzt in einem Medienportal verbreitet wird, entspricht auch der sachgerechten Realität und Darstellung.
Auch sollte es in einem multinationalen Einsatz selbstverständlich sein, dass nicht jeder alles selbst mitbringt, sondern man sich gegenseitig auf die Beistellungen aller Partner abstürzt. Sei es nun Sanität, Logistik, Schutz, Aufklärung, Verpflegung, Betreuung, Transport, Kommunikation, Unterkunft, oder was auch immer für die Gesamtmission benötigt wird. Dafür gibt es Truppenstellerkonferenzen bzw. im internationalen Umfeld Force Generation Conferences. Und ob dieser Beitrag dann zwingend militärisch oder über einen zivilen Dienstleister durch das jeweilige Land bereitgestellt wird/ werden kann, wird dort ebenfalls untereinander abgestimmt und akzeptiert.
Es ist ja nicht nur in Deutschland so, dass es für Einsätze von Streitkräften oft politische Vorgaben oder personelle/ materielle Beschränkungen zu Art, Umfang der spezifischen Fähigkeiten von militärischen Beiträgen gibt. Dann muss der bestehende Bedarf eben anderweitig per Scheckbuch oder Dienstleister gedeckt werden.
@Sindbad: es gibt keine Boxer der Bw in Mali. Die Bw setzt in Mali auf den schlechter gepanzerte n Fuchs im Vergleich zum Boxer. Da die Bw die malischen Streitkräfte schützen sollte und dann selbst getroffen wurde, ist sicher kein taktische Glanzleistung. Die BW sollte die Ursachen schleunigst abstellen bzw aufklären, statt so zu tun, als hätte die zivile Rettungskette sich bewährt.
[Nein, wir diskutieren hier nicht Äpfel und Birnen gemischt und nennen das Obstsalat. Die Aufklärung des Vorfalls ist dringend nötig, aber so zu tun, als sei der SVBIED in das temporäre Camp gefahren, weil zivile Hubschrauber MedEvac machen, ist doch arg weit hergeholt. Wir vermischen das bitte in dieser Diskussion nicht. T.W.]
@Sindbad: „Dass man bei so einem Begleitschutz dann selbst zum Opfer eines solchen Anschlags wurde und dabei eine derart hohe Zahl an Opfern verzeichnen muss deutet eher darauf hin, dass hier etwas auf der TAKTISCHEN Ebene gewaltig schief gelaufen ist.“
Ohne genauere Informationen über die Geschehnisse und taktische Lage sowie Kenntnis über die taktische Aufstellung vor dem Anschlag, sind Ihre Folgerungen erstens unsachlich und zweitens vermessen. Ich bitte um Zurückhaltung und sachliche Kritik ohne Spekulationen und „Vorverurteilungen“. Ich bin mir sicher, dass die Kräfte vor Ort sowie das EinsFüKdo den Anschlag vollumfänglich untersuchen und auswerten lassen.
In einem Bürgerkriegsland mit erheblicher terroristischer Bedrohungslage sind Angriffe und Anschläge auf die UN inkl. DEU Soldatinnen unvermeidbar.
Hinsichtlich der sanitätsdienstlichen Rettungskette sei darauf hingewiesen, dass es zunächst auch die Verantwortung der MINUSMA ist, für ihre unterstellten Kräfte die Rettungskette inkl. luftbeweglicher Evakuierung sicher zu stellen. Das „DEU System“ hat nach ersten Erkenntnissen funktioniert und die Unterstützung durch die FRA und CHN Role 2 ist seit langem abgestimmt. Zusätzlich wird im Lufttransportstützpunkt in NIAMEY im NIGER eine sog. DSC (Damage Surgical Unit) durch DEU betrieben. Hierhin wurde aller Informationen nach die restlichen DEU Verwundeten von GAO geflogen, wo sie sanitätsfachlich versorgt werden können, bis der zweite A400M eintrifft. Die Übergabe der Patienten an den strategischen Verwundetentransport in NIAMEY spart Flugzeit und entlastet die Role 2 in GAO.
Nichts desto trotz ist es notwendig, über die Einbindung ziviler Unternehmen in die Rettungskette (wie derzeit in GAO) zu diskutieren. Entscheidende Kernfähigkeiten der Streitkräfte müssen durch das Militär zwingend selbstständig erbracht werden können! Daher auch die Absicht , wieder eigene DEU militärische Hubschrauber nach GAO zu verlegen.
Das Problem ist, dass die Politiker sich nicht dafür interessieren, welches Ziel man mit dem Einsatz verfolgt.
Folgen tut man nur den anderen Nationen, um denen einen Gefallen zu tun.
Im Falle der UN ist es genau so.
Zusätzlich akzeptiert man die Vorgaben derer, auch wenn dies Nachteile für die Bundeswehr hat.
(Verbot Fesselballon zur Aufklärung).
Daher wird es niemals eine Analyse und Aufarbeitung, geschweige denn Änderungen geben.
Deutschland von sich allein aus würde die Einsätze ganz anders durchziehen, wenn überhaupt.
Ich wunsche den Soldaten eine schnelle Genesung und an ihre Familien viel kraft in dieser schwere Zeit.
Also ich weiss nicht ob die anderen aktiven Kameraden hier meinen deprimierenden Eindruck teilen, aber momentan scheint sich die ganze Misere der Bundeswehreinsätze in kürzester Zeit vor unseren Augen abzuspielen:
In AFG zieht man nach satten 20 Jahren hochaufwendigem Einsatz mit 50+ Gefallenen ab und bringt die Memorabilien nach Potsdam, während die Taliban alle Gebiete übernehmen, in denen die Bw präsent war. Der GI lässt noch mal zum letzten Hurra in MeS antreten und man muss noch schnell Gesetze ändern, damit lokales Hilfspersonal mit ausgeflogen werden kann. Im Bundestag segnet man parallel dazu jeden noch so fragwürdigen Dauereinsatz parteipolitisch ab, ohne nach dem Sinn oder Unsinn zu fragen. Der GI trägt in Österreich – voller Inbrunst – über die neuen operativen und strategischen Zentren der Bw vor und in Mali fliegt uns in einem völlig konzeptionslosen Einsatz (MINUSMA) gerade das nächste Engagement um die Ohren.
Ich sehe schon wie in den 30er Jahren dann die Erinnerungssteine aus Gao in den Wald der Erinnerung geschleppt werden, malischen Hilfskräften noch schnell VISA für Deutschland überreicht werden, während die Dschihadisten ihre Flagge in Gao hissen.
Strategie?!
@Sindbad: „Dass man bei so einem Begleitschutz dann selbst zum Opfer eines solchen Anschlags wurde und dabei eine derart hohe Zahl an Opfern verzeichnen muss deutet eher darauf hin, dass hier etwas auf der TAKTISCHEN Ebene gewaltig schief gelaufen ist.“
Malische Einheiten waren Teil des Konvois, will nicht zu schwarz malen aber Afghanistan hat auch gezeigt wozu vermeitlich Verbündete in der Lage sind.
Ob nun Boxer oder Fuchs dürfte auch egal gewesen sein, ich denke es wird in Masse Soldaten außerhalb der Fahrzeuge getroffen haben. 06:30… quasi beim Frühstück.
Wenn der Anschlag wirklich per Kfz von Außen erfolgte, dann waren die Soldaten entweder nicht auf Zack auf Posten oder es war einfach zu wenig kinetische Energie was man dem Fhz unbekannter Größe entgegen warf.
@Nurso: Können Sie mir erläutern, warum ein „Auge Saurons“ dort nicht genehm ist?
Eine gesellschaftliche und politische Diskussion würde ich vor dem Hintergrund der Bluttat in Würzburg nicht erwarten. Man kann schon „froh“ sein, wenn man jetzt noch eine Meldung in der Tagesschau wert ist.
[Gab div. Medienberichte dazu, einfach mal in die Suchmaschine der Wahl eingeben. T.W.]
@Dante
Eine sog. intensivmediznische Patiententransporteinheit muss man sich als kompaktes, bewegliches und in geeigneten Fahrzeugen und Flugzeugen verlegungsfähiges Intensivbehandlungsbett vorstellen, in welches neben der Liegefläche des Patienten entsprechene Überwachungs- und Behandlungsgeräte einschließlich der Strom- und Gasversorgung integriert sind. Davon sind insgesamt vier Stück für den Typ A 400M vorgesehen.
Pro einzelnem A 400M können maximal zwei Einheiten im vollen intensivmedizinischen Überwachungs- und Behandlungsbetrieb genutzt werden, wobei letztendlich das verfügbare Personal ausschlaggebend ist. Sofern alle vier Einheiten betriebsbereit sind und das erforderliche Personal verfügbar ist, können somit zwei A 400M insgesamt vier Intensivpatienten der höchsten Versorgungsstufe transportieren (plus die erwähnte Anzahl von Patienten der niedrigeren Versorgungsstufen).
Dass Bedenkliche ist finde ich, dass den Angreifern bewusst werden wird mit welchen geringem Anstatz welche Wirkung erzielt werden kann. Und ich denke schon dass es da Leute gibt die sich dass sehr genau anschauen.
[Jetzt reihe ich mich mal in den Chor derjenigen ein, die vor Spekulationen auf Basis fehlender Information warnen. Sie kennen den Ansatz, Sie kennen die Wirkung? (Unter welchen Umständen die Verwundeten getroffen wurden, ob geschützt oder nicht, wissen Sie vermutlich bislang genau so wenig wie ich.) T.W.]
@Tw Andersrum wird der Schuh draus. Wer auch immer dass veranlasst hat verkauft es seinen Leuten als Märtyrertat gegen einen übermächtigen ungläubigen Feind. Egal unter welchen Unständen.
Wass passiert denn wenn eine Gruppe malischer Soldaten verwundet wird und intensivmedizinischer Betreuung bedarf. Werden die auch ausgeflogen ? Dass erinnert mich an Orwell mit der Animal Farm. Sarc off
Thomas C. sagt:
26.06.2021 um 20:36 Uhr
….Ohne genauere Informationen über die Geschehnisse…
Ich darf meine Überlegungen präzisieren.
Was wissen wir? – Der Anschlag erfolgte auf einen RON (Remain-over-night). Das Bw-Kontingent leistete Begleitschutz für eine malische Einheit. Der Anschlag erfolgte um ca. 06:30 Uhr Ortszeit. Die Bilanz ist 13 Verletzte, davon mehrere Schwerverletzte.
Folgende Fragen stelle ich mir hierbei:
1) Selbstverständlich kann ich in Mali auf einer belebten Strasse jederzeit Ziel eines Sprengstoffanschlags werden, aber bei einem RON? – Wäre es nicht genau die Kunst des taktischen Führers vor Ort gewesen, einen Platz auszuwählen, der sowohl 360 Grad Sichtfeld als auch ausreichende Beobachtungsreichweite bietet, damit potentielle Angreifer (auf- und abgesessen) frühzeitig erkannt werden? Das wüstenartige Gelände in Nord-Mali ist hierzu doch als sehr günstig zu bewerten. – Die Aufklärungstruppe der Bw in Mali verfügt auch über hervorragende technische Aufklärungsmittel, die – entsprechend professionell taktisch eingesetzt! – es einem potentiellen Angreifer nahezu unmöglich machen sollten, sich unerkannt an einen RON anzunähern.
2) Das Bw-Kontingent war extra zum Begleitschutz abgestellt und sollte daher auf diesen Auftrag hin optimiert gewesen sein. Das bedeutet: geschützte Kfz und entsprechende Aufklärungsmittel sowie Kampfkraft/ Bewaffnung.
3) Wieso kann um 06:30 Uhr ein Anschlag auf den RON erfolgen? – Um diese Zeit sollte der Konvoi (der Lage entsprechend!) längst wieder ‚rollen‘.
4) Wieso gab es soviele Opfer unter den Bw-Soldaten? – Das Bw-Kontingent war ja extra zum Schutz abgestellt und sollte daher über ausreichend Panzerschutz für alle Soldaten verfügt haben und im übrigen ist Auflockerung immer noch ein Einsatzgrundsatz.
Es handelt sich also um keine ‚Spekulationen‘ sondern um klare taktische Überlegungen.
Im übrigen wird hier viel zum Thema ‚Rettungskette‘ geschrieben. Das verstehe ich nicht. Die Rettungskette scheint doch (gottseidank!) tadellos funktioniert zu haben, egal ob nun zivil oder militärisch sichergestellt.
@Stöber: Ganz einfach. Ein Politiker macht keine Fehler. Wird falsch zitiert, Zitat ist aus dem Zusammenhang gerissen, falsch verstanden…
Und man hat immer nur Erfolge.
In Afghanistan gibt es blühende Landschaften, Demokratie, Frauenrechte (die Taliban Gendern jetzt), Umweltschutz …denn der Wähler, der kritische Experte (Soldat, Fachnournalist) muss ja überzeugt werden.
Und andere „Augen Saurons“ geblendet werden.
Da kommt kein Auftrag zur Analyse.
Denn sonst käme ja heraus, daß die Versprechen eher an Verblendung scheitern. Wenn jemand kritisiert, wird er:
a) versetzt, entlassen…
b) daran erinnert, dass man Frankreich nicht allein lassen kann
c) es eine tolle UN-Mission ist. Und wo UN drauf steht, ist alles richtig, friedlich, demokratisch. Selbst die Grünen lieben UN-Truppen.
d) das wir effektiv die Terroristen bekämpfen.
Erinnern Sie sich noch an die Diskussion über die Unterstützung Kuwaits und anderer arabischer Staaten vor dem Golfkrieg?
Frei nach dem Motto :“Klar ist Saddam ein Despot, aber wie sieht es mit den anderen aus? Demokratie = 0. Rechtsstaat = 0…und solche Länder militärisch unterstützen?
30 Jahre nach dem Golfkrieg hat sich da ja viel geändert. Im Gegenzug zur Befreiung von Hussein haben die Golfstaaten Ihre Versprechen gehalten, und all die westlichen Werte eingeführt.
Würden Sie persönlich ein Auge Saurons auf Ihre Worte und Taten blicken lassen?
Wirklich?
Glauben Sie an den Kassensturz nach der Wahl?
Da kommt dann erst heraus, dass das BMF falsch gezählt hat und man bei der Truppe sparen muß?
Was Ihre Wahrnehmung der Öffentlichkeit angeht :
56% der Deutschen ist für mehr Auslandseinsätze.
Bei den unter 30-Jährigen 67%,bei den ü60-jährigen 30%. Politik uninteresse Jugend?
Und der Anschlag in Mali war Top-Thema in den Nachrichten.
Soviel zu „keinen interessiert die Bundeswehr“.
Was ‚Sindbad‘ etwas weiter oben schreibt, entspricht ziemlich genau den Fragen, die ich an BMVg/Bundeswehr habe (na ja, etwas ziviler formuliert vielleicht). Jedenfalls sind das genau die Punkte, zu denen Klärung nötig ist – und nicht nur intern, sondern so weit wie möglich auch für die Öffentlichkeit, gerade angesichts einer absehbaren Debatte „raus da sofort“. Ich bin gespannt, was wir erfahren werden.
Das politische Berlin ist überrascht. Politiker verharren mit dem Aneinanderreihen von z.T. erschreckenden Allgemeinplätzen.
Unwissenheit kommt hinzu. Versprechungen und Ankündigungen sind viel zu rasch bei der Hand.
Im BMVg versucht man sich gerade zu ordnen, um den Anfragensturm zu überstehen. Doch Insider berichten, das belastbare Grundlagen zur Zukunftsanlasyse als auch den strategischen Grundlagen beider Mali Einsätze fehlen. Man hat wirkungsvolle Analysen und Modelle, letztlich echte Handlungsoptionen für die militärische Führung und politische Leitung nicht griffbereit.
Also nicht nur Allgemeinplätze, wie z.B. zur Bereitstellung von Redetexten zur Mandatsverlängerung im Bundestag.
Strategiefindung und -umsetzung liegt im BMVg im Argen, besonders in der Abteilung, welche sich „Strategie und Einsatz“ nennt.
Zukunftsanalyse der Bundeswehr ist ihr Instrument für vorausschauende Fähigkeitsplanung
Auch die Bundeswehr im Einsatz braucht, wie wir sehen, vergleichbare Instrumente. Mögliche Entwicklungsszenarien bewahren vor srategischen und operativen Überraschungen.
Strategieentwicklung für Einsätze/Einstzgebiete ist eine Kernaufgabe von Beginn an!
Wenn klar ist, wo das Ziel ist, lässt sich der Weg definieren. Kräfte und Mittel können verlässlich geplant werden
Eine solche Zielbildung und Überprüfung unterstützt und verbessert die Qualität der Entscheidungsvorbereitung(- findung), auch oder gerade in Krisen.
Im Einzelnen geschieht dies durch das Gewinnen bzw. Sammeln, Analysieren, Strukturieren sowie durch das Darstellen der benötigten Informationen.
Für Mali wären dies u.a. eine „Chancen-Risiken-Analyse“, „Stärken-Schwächen-Analyse“ etc.
Stünden also alle Dimensionen einer wirklich analytischen Strategie, hätte man eine nutzbare Roadmap aufstellen können/müssen. Diese definiert ja Reihenfolgen und auch zu ereichenden Zwischenziele für eine Prüfung oder eben auch Kontrolle!
Ein solch strategisches „Einsatz Controlling“ koordiniert also so die strategische Planung und Überprüfung/Kontrolle mit einer funktionierenden strategischen Informationsversorgung.
„Einsatz Controlling“ hat also griffbereit die Fähigkeit die militärische Führung und politische Leitung in Krisen Handlungsoptionen bereit zu stellen
Und nicht zuletzt: manchmal ändert sich die Welt (was jetzt nicht wirklich neu ist) – es ist daher gut, die eigene Strategie regelmäßig anzupassen, ohne wilde Sprünge zu machen: es muss definierte Rhythmen zur Überprüfung der Strategie geben, um so sicher zu stellen, dass die Bundeswehr im Einsatz auch neue Herausforderungen meistern kann. Dies alles im Sinne der hier im Blog ja schon viel beschworenen Agilität!…..
Doch nun gibt es im BMVg wieder mal das, was Insider „operative Hektik“ nennen, andere „anlassbezogene Aktivität, andere „aufgeregter Hühnerhaufen“.
So wie ich es gehört habe, hatte der Konvoi zur Übernachtung eine Art Wagenburg gebildet, dort ist der Attentäter rein gefahren.
Kann mir jemand was zum Unterschied der MedEvacs auf Basis A310 und A400m sagen? Sind die quasi identisch oder ist ein System technisch überlegen?
@ dieandereMeinung (27.06.2021 9:36 Uhr)
1+
Dieaktuelle Lage in Mali zeugt von verschiedenen, unterschiedlich gelagerten und miteinander verwobenen Konflikten, die in einer tiefen Krise des Staates begründet.
Überraschend konnte das für die Planer im BMVg doch nicht sein!
Die Bundesregierung, die militärische und entwicklungspolitische Missionen in Mali auf den Weg gebracht hat, hat Frankreich die Federführung überlassen. Aus strategischen Festlegungen und Planungen hielt sie sich weitgehend heraus, das holt sie jetzt ein.
Gleicher Fehler wie in Afghanistan – Solidarität ist notwendig, reicht aber als alleiniges Argument nicht aus.
Kampf gegen Terror allein als Überschrift – auch nicht!
Das ist keine strategische Orientierung!
Grundlage eines strategischen Planungs- und Kontrollprozesses für eine deutsche Sahel-Strategie sind konkrete nationale strategische Ziele. Aus der nationalen strategischen Analyse ergeben sich mehrere für die Umsetzung deutscher Interessen geeignet erscheinende Strategiealternativen. Ihr Beitrag zur Zielerreichung sollte deshalb möglichst umfassend bewertet werden. Dazu gehört dann auch die Abstimmung mit den europäischen Partnern. Danach lassen sich gemeinsam diejenigen Alternativen auswählen, die am besten zur Zielerreichung geeignet sind.
Bundeswehr, teuer aber fast nichts funktioniert. Man könnte fast froh sein, dass sich die Öffentlichkeit so wenig für die Bundeswehr interessiert.
Ständig klagt die Bundeswehr über zu wenig Geld. Die Bundeswehr richte die Streitkräfte gerade neu aus, was sie auch effizienter machen solle.
Also immer neue Losungen: „Konzentration, Flexibilität, Effizienz“. So viele Worte, so wenig Ergebnisse.
Man hat sich ja schon daran gewöhnt, dass die Bundeswehr mit so viel Geld eine so unzureichende Einsatzbereitschaft zustande bringt.
Sieh dazu die gestrige MSC Debate „Deutschlands Rolle in der Welt – das Triell | Baerbock. Laschet. Scholz.“, -> Frage von General Petraeus (…eine vergleichsweise geringe Einsatzfähigkeit der Bundeswehr) und die dürftigen Antworten aller Kandidaten für das Kanzleramt.
Nun kommt also noch eine Konzept- und Strategielosigkeit für Einsätze der Bundeswehr hinzu.
Mir war das so nicht klar. Was für ein riesiger, überteuerter Apparat, mit Akademie, Universitäten und diversen (großen) Kommandos. Ein ständig wachsendes BMVg.
Generale und vglb. zivile Dienstposten – zahlreich. Immer gleich hoch, bei sinkendem Personal.
Warum kommt denn da in allen Bereichen so wenig Substanz zustande?
Eine solche Konzept- und Strategielosigkeit, egal ob Einsatzbereitschaft oder Einsätze ist doch nicht hinnehmbar.
Ein Sturm der Entrüstung müsste sich erheben, ob solcher Misstände.
Unwirksam, nicht leistungsfähig; unwirtschaftlich. Wollen wir mit einer solchen Bundeswehr tatsächlich mehr Einsätze bestreiten, wie Laschet es fordert? Wollen wir unsere Anstrengungen in Mali tatsächlich erhöhen, wie einige Politiker fordern?
[Ihr Kommentar war aber ganz, ganz hart an der Grenze zum whataboutism – mit dem eigentlichen Vorfall hat das alles nur am Rande zu tun. Nein, es gab nicht einen Angriff, weil es Bundeswehr-Universitäten gibt. Auf diesem Niveau bitte hier nicht. T.W.]
@
Sindbad sagt:
26.06.2021 um 17:25 Uhr
“
Dass man bei so einem Begleitschutz dann selbst zum Opfer eines solchen Anschlags wurde und dabei eine derart hohe Zahl an Opfern verzeichnen muss deutet eher darauf hin, dass hier etwas auf der TAKTISCHEN Ebene gewaltig schief gelaufen ist.
“
Das war auch mein erster Gedanke – denn obwohl ein Großteil der Fakten nicht bekannt sind, ist genau dieser Rückschluss naheliegend:
In einem zivilen Kfz im Gelände können Sie vielleicht max. 1000kg Sprengstoff in einer einigermaßen angriffstauglichen Geschwindigkeit transportieren, vermutlich eher deutlich weniger und aufgrund der Mittel der Aufständischen von wohl eher bescheidenerer Qualität. Da kann sich doch jeder Einheitsführer hier ausmalen wie dicht der an die Wagenburg gekommen sein muss um noch so einen Schaden anzurichten. Und das ist doch mit Sicherheit die Frage, die sich hier fast jeder stellt.
Anders sieht es aus, wenn man gerade im Aufbruch befindlich war und wieder auf eine Straße gefahren ist, wo besagtes Fahrzeug dann z.B. Gegenverkehr war oder mit einer Reifenpanne am Rand stand. Das würde aber schon den bisher bekannten Darstellungen wiedersprechen und wäre auch wesentlich weniger gut zu verhindern gewesen.
Ich war mal Soldat, bin jedoch keiner mehr und kann daher zwar einerseits die Forderungen nach Änderungen des Einsatzes oder Änderung von Strategien und den Wunsch nach 100-prozentiger Sicherheit usw nachvollziehen, aber das ist doch sehr arg unrealistisch – und das sollte jedem klar sein.
Da es sich um einen UN-Einsatz handelt werden die Strategien und die Aufgaben von (weit) oben kommen. Die Einheiten der Bundeswehr sind von der Bundesrepublik bereitgestellte Werkzeuge, die unser Staat den UN angedient hat (weil wir diesen Einsatz toll und notwendig finden) und über die die UN letztlich verfügen – auch wenn das vielleicht sehr vereinfacht dargestellt ist. So sollte es doch ziemlich jedem klar sein, dass weder AKK noch überhaupt Deutschland allein was daran ändert. Das Einzige was wir als Bundesrepublik allein machen könnten ist unsere Kontingente abmelden und zum Vertragsablauf raus ziehen. Das ist halt eine politische Entscheidung der Bundesrepublik ggü den UN.
Der realisitsche deutsche, militärische Einflussbereich ist doch dann genau tatsächlich nur bei der Durchführung von Aufträgen selbst und damit weit unterhalb der Frage welche Strategie das Ganze hat und haben müsste. Es wird rein deutsch entschieden welcher Zug zur Sicherung mitfährt, es wird rein bei uns entschieden wie die Wagenburg gebaut und gesichert wird und wo sie bezogen wird – womit wir genau beim Thema oben sind.
Die Tatsache, dass Deutsche die Mali zu begleiten hatten, kommt doch von viel weiter oben und ist für den Teileinheitsführer unabänderbar. Und auch wenn das für viele Soldaten (zumindest dem Tenor hier nach zu urteilen) unbefriedigend klingen mag, sind auch die deutschen Einheiten nur „Werkzeuge“ und es ist völlig klar, dass das bei entsprechender Gegenwehr nicht immer folgenlos abgehen kann und wird. Der Verlust von Soldaten bei militärischen Operationen ist normal und keine Ausnahme und das liegt in der Natur der Sache. Das es dabei eine bisweilen deutlich postive Rate im Vergleich zum Gegner gibt ist ja dann oft eine Frage von Ausrüstung und Ausbildung. Es mag ja empatielos klingen, aber das ist der Job als Soldat sich mit seinem Leben kämpfend für einen Befehl/Willen von höherer Stelle rein zu werfen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Offiziere hier im Blog so ausgebildet worden sind, das es logisch und unausweichlich ist immer mit allen unbeschädigt daraus hervor zu gehen! Wenn man deswegen also jedes mal gleich den ganzen (UN-)Einsatz in Frage stellen oder abbrechen würde (wie das hier ja stellenweise fast reflexartig gefordert wird), dann wäre uns in der Vergangenheit aber so einiges erspart geblieben. Auch Deutschland vorzuwerfen man habe keine Strategie für Mali greift doch viel zu kurz. Die Strategie auf die es ankommt ist doch eine der UN. Wir schliessen uns da ’nur‘ an oder lassen es.
Woran es nun ganz genau lag, dass es zu so einem Erfolg der Aufständischen kommen konnte, ist hier nun mal die spannenste Frage und so spekulativ sie auch derzeit noch ist, ist diese ja auch mit ziemlicher Sicherheit wirklich nur in unserem eigenen Einflussbereich zu verorten. War es eine zu zaghafte Abwehr wegen zu streng ausgelegter ROE? War es ein schlafender Alarmposten? Hat die Ausrüstung versagt? War es eine schlechte Standortwahl des Einheitsführers? So oder so muss und wird man Lehren daraus ziehen (und wenn es nur die Feststellung ist, das frühere Erkenntnisse und Ausbildungen nicht berücksichtigt wurden oder das etwas einfach dumm gelaufen ist oder das der Gegner einfach cleverer war) und trotzdem wird sich so etwas wieder ereignen, da es immer auch schlechte Befehle, schlechte Einheitsführer, schlechtes Einzelverhalten, nachteilige ROE geben kann und wird.
Und so gerne ich sehe, wie der Hausherr dran bleibt das heraus zu bekommen, nehme ich auch an, das man die Details unter Verschluss halten wird, wenn es denn irgend geht.
Zum Vorfall.
Da es sich hier um ein OSINT Medium handelt sollten aktive Soldaten TOZZ Grundsätzlich kennen und beachten, ist schwierig…. besonders wenn das auf strategischer Ebene schon nicht mal funktioniert.
Dennoch dient AG auch um sich auszutauschen und zu informieren, was auch in diesem Zusammenhang wieder gut funktioniert. Danke T.W für die schnelle und umfassenden Darstellung.
– Quelle-Kameraden im Einsatz –
DEU Teile waren zum Anschlagszeitpunkt statisch und hatten eine PatrolBase (Wagenburg) gebildet. Dies ist ein Standard Prozedere welches auf der Taktischen Ebene im Rahmen jeder EinsVorAusb Betrachtung erfährt und ausgebildet wird.
Eig.Tle hatten somit eine 360Grad Sicherung und unter Ausnutzung und zuvor erfolgter Geländeauswertung Schwerpunkte in der Sicherung definiert.
Beim Vorfall kam ein SVBIED (Fahrzeug mit Sprengsatz) zum Einsatz.
Das SVBIED durchbrach mit hoher Geschwindigkeit die eigene Sicherung und gelang so in den Nahbereich der DEU Teile. Danach erfolgte die Umsetzung des SVBIED.
Der Durchbruch durch die eigene Sicherung wurde erkannt und es konnten sich abgesessene Teile noch in Deckung (hinter KFZ) bewegen. Das bekämpfen.
Für alle hat es nicht scheinbar nicht gereicht .
Es grenzt an ein Wunder das nicht mehr Verletzte oder gar Gefallene zu beklagen sind.
Das ist sicherlich auch dem Verhalten der eig.Tle zuzurechnen.
Dennoch, es gilt – man war nicht dabei, den Taktischen Ansatz zu bewerten verbietet sich!!
Meiner Meinung nach ist mit solchen CATK jederzeit zu rechnen, das gehört im Einsatz dazu, besonders für Patrouillen und Teile die außerhalb der Lager eingesetzt sind.
Betroffenheit und Sorge um die Verletzten Kammeraden ist selbstverständlich, alles in Frage zu stellen (KFZ Auswahl, Ausrüstung,Kräfte,Auftrag) oder gar eine Ableitung dahingehend zu treffen das es zu gefährlich sei im AOO finde ich bedenklich.
Allen aktiven die zu solch einer Bewertung kommen spreche ich schlichtweg das Mindset und die Einstellung zum Soldatenberuf ab.
Die BW als Armee im Einsatz erfüllt Aufträge die eine hohe Intensität mit sich bringt.
Dabei können im MDCOA auch eigene Teile getroffen werden. Dennoch gilt es den Auftrag ,,als Soldat‘‘ nicht in Frage zu stellen.
LL/LI im Nachgang zu erstellen und daraus Ableitung zu treffen ist selbstverständlich. Das wir nicht immer alles bekommen was eigentlich benötigt wird ist auch nicht neu.
Allen die nach Boxer rufen sage ich, es geht auch ohne…. Und ein TPZ A7 bietet aufgesessen genug Schutz.
Es gibt immer Lücken, diese zu schließen ist Aufgabe der Takt.Führer. Im vorliegenden Fall hat der FD seine Hausaufgaben gemacht und zur günstigsten Gelegenheit angesetzt.
Da hätte keine Bewaffnete ISR oder gar ein Boxer etwas genutzt.
Dennoch Teile ich die Forderungen nach erhöhter Durchsetzungsfähigkeit, aber bevor wir damit anfangen gilt es unser Verständnis und Mindset zu schärfen.
[Danke – allerdings: Ich würde darum bitten, dass Sie das Abkürzungsverzeichnis nachliefern… Ist ja eben kein Rundschreiben der Truppeninformation hier, und etliche Abkürzungen dürften den meisten schlicht nicht bekannt sein. T.W.]
Wesentlich ist
TOZZ: Truppenbezeichnungen-Orts-Zahlen-Zeitangaben.sind zu verschleiern.
Aber, wie richtig bemerkt, die Strategische Ebene liefert zu oft Beispiel falsch.
Ich kenne zwar die Ausrüstung der Kameraden vor Ort in Mali nicht aber wenn ich das hier so alles lese frage ich mich ob die Kameraden vor Ort wirklich die beste mögliche Ausrüstung haben. Warum z. B. waren oder sind keine Boxer vor Ort die stärker gepanzert und besser bewaffnet sind. Warum wird so ein Konvoi nicht aus der Luft von einer Drohne abgesichert. Wo waren die nötigen Wachposten und wie waren die bewaffnet . Eine Menge Fragen die hoffentlich sehr schnell aufgearbeitet werden und das jetzt reagiert wird und der Schutz der Soldaten verbessert wird. Vor allem aber wünsche ich den Verwundeten und allen Angehörigen jetzt erstmal alles Gute und hoffe das die Verwundeten sehr schnell wieder gesund werden und auch im Nachgang die beste mögliche Betreuung bekommen. Nur das beste ist gerade gut genug.
Seit dem Ende des Kalten Krieges vor 30 Jahren wurde bei der Bundeswehr reformiert und gespart. Jetzt fordern bestimmte Kreise immer weiter eine Erhöhung der Militärausgaben, doch unter Politikern herrscht keine Einheit in Bezug auf die deutsche, schon gar nicht europäische Verteidigungspolitik.
Man liest und hört sogar, es sollen also weitere Auslandseinsätze auf die Bundeswehr zukommen, doch den Einsatz in Mali bekommt man nicht bewältigt.
Deutschlands Motive für die militärische Präsenz in dieser entlegenen Subsahara Region lauten: Beistand gegen djihadistischen Terror und Eindämmung der Migration über das Mittelmeer. Mali und Niger sind Durchgangsstationen. Dort, im frankophonen Afrika, fühlt sich die ehemalige Kolonialmacht Frankreich besonders in der Verantwortung. Deutschland hat den französischen Freunden nach den Anschlägen von Paris 2015 umfassende Unterstützung zugesichert, auch militärische.
Die Angst vor einem zweiten Afghanistan lässt sich aber nun spürbar greifen. Die Europäer und ihre Verbündeten wollten in Mali einen Konflikt militärisch lösen und erlebten stattdessen, wie die Zahl der Anschläge steigt. Die UN aber auch Europa ist gescheitert. Seit Jahren sind tausende internationale Soldaten im Land, um Mali zu stabilisieren und die politische Krise zu beenden. Stattdessen nahm die Zahl bewaffneter Gruppen weiter zu, immer mehr Zivilisten wurden getötet, und die Islamisten vergrößerten ihren Einflussbereich.
Ich bin überzeugt, dass die mit dem Einsatz in Afghanistan und Mali sichtbar werdenden Probleme der Bundeswehr im Kern auf das Scheitern der zahlreichen Reformen zurückzuführen sind.
Viele der hier zu lesenden kritische Beschriebungen entsprechen schon dem tatsächlichen Zustand der Bundeswehr. Aber man muss sich fragen: Wie konnte es dazu kommen? Wir haben ja einen Verteidigungshaushalt in den vergangenen Jahren gehabt, der es möglich gemacht hätte, eine Armee in einem einsatzbereiten Zustand zu haben – auch kleinere Länder sind mit kleineren Militärausgaben dazu in der Lage.
Passen also einige zu hörenden Pläne der Politik, die Bundeswehr demnächst in weitere(!) Auslandseinsätze zu schicken, überhaupt mit den militärischen und logistischen Fähigkeiten der Truppe zusammen?
@Fritz:
„Eig.Tle hatten somit eine 360Grad Sicherung und unter Ausnutzung und zuvor erfolgter Geländeauswertung Schwerpunkte in der Sicherung definiert.“
Danke für die Schilderung.
Es bleibt damit aber weiterhin unklar, warum sich der Wagen mit wohl höher Geschwindigkeit an die Wagenburg annähern konnte.
Entweder er hat sich zuvor kooperativ verhalten oder es gab sonstige Unsicherheiten (Anwendung ROE, Escalation of Force, etc).
Da solche Vorgänge in dem Raum keine Seltenheit sind, stellt sich auch die Frage, ob es bei der Durchsetzungsfähigkeit Optimierungsbedarf gibt.
Die Erfahrung in Afghanistan hat aber oftmals gezeigt, dass weniger die Ausrüstung das Kernproblem war, sondern die Einsatzvorbereitung (wie schon angesprochen das „mindset“) und die Führung vor Ort (Fehlinterpretation von ROE, Absicherungsdenken, etc).
Danach ist man natürlich immer schlauer und vor Ort muss in wenigen Sekunden entschieden werden.
Notwendig wäre ein konstruktiver Lernprozess, der aber bisher das obige Kernproblem gern ausgeblendet hat.
Ausbildung, Führung und Material sollte man sich im Zusammenwirken anschauen.
Ich hab nur keine Hoffnung (mehr), dass dies ehrlich passiert, da es für zu viele Leute zu unangenehm ist.
Nur weil es mir gerade auf- und einfällt: Es ist ein wenig problematisch, dass BMVg oder Bundeswehr bislang nichts zum Anschlag selbst sagen. Als Beispiel, wie es schon mal besser ging, hier der Blick auf eine Pressekonferenz des damaligen Verteidigungsministers und des damaligen Befehlshabers Einsatzführungskommando nach einem Vorfall in Afghanistan 2010:
https://augengeradeaus.net/2010/10/rc-n-watch-durch-die-dingo-tur/
Fritz sagt:
27.06.2021 um 11:20 Uhr
„…Eig.Tle hatten …eine 360Grad Sicherung ….Der Durchbruch durch die eigene Sicherung wurde erkannt …“
Sie werfen mit ihrer Darstellung mehr Fragen auf als sie beantworten.
Wenn man eine 360 Grad Sicherung hatte und das VBIED aufgeklärt hatte, dann kann man doch nicht mit 13 Verletzten aus der Sache rausgehen! – Ihre Darstellung impliziert ja dass die beteiligten Bw-Soldaten weder in Deckung, noch aufgelockert waren. Und wenn das VBIED so spät erkannt wurde dass man nicht mehr adäquat reagieren konnte, ja dann kann die 360 Grad Sicherung nicht so zweckmäßig gewesen sein, wie sie es hier darstellen.
Wie gesagt, ich war nicht dabei, aber ich habe Fragen. Nach ihrer Schilderung mehr als zuvor.
P.S. Ihre Verwendung von Militär-Denglisch und Insider-Abkürzungen ist mir v.a. in Fällen bekannt, wenn man bestimmte Sachverhalte NICHT exakt aufklären will.
@ T.Wiegold 27.06.2021 um 12:22 Uhr
Da stellt sich nicht nur Frage, ob die Bundeswehr bzw. das BMVg ein Kommunikationsproblem hat, es also ein rein ‚kommunikativer‘ Fehler ist.
Einige Foristen haben schon ausführlich beschrieben, dass diese Sprachlosigkeit tiefer liegende Ursachen/Gründe hat.
Ich höre mehrfach von seit Tagen anhaltenden, teilweise chaotischen Zuständen im EinsFüKdo als auch im BMVg.
Schweigen ist nicht die beste Lösung, sondern (noch) die einzige.
Spricht für sich, allein DAS ist eine Botschaft.
@all, insbesondere T.W. + dieandereMeinung
Es ist so traurig, dass immer etwas passieren muss, um Fehler innerhalb der Bundeswehr zu entdecken, mehr noch, um diese abzustellen.
Die Geschichte der Bundeswehr zeigt dies, ob Abstürze von Flugzeugen oder Hubschraubern oder eben auch Gefallenen und/oder Verwundeten im Einsatz, Ja leider muss immer erst was passieren, das habe ich nun seit dem Vorfall in Mail erneut verstanden.
Ich erwarte nun eher verschleiernde, vollmundige Ankündigungen, z.B. „alles zu tun, um den Schutz unserer Soldaten zu verbessern“, „bestmögliche Ausrüstung“.
Im teilweise bürokratischem, ich würde sagen, auch behäbigem Alltag von „mal mitplotten“ und ppt Folie für Routinebriefings zu erstellen, z.B. in Kommandos oder dem BMVg selbst,, ging die Realität ja offensichtlich unter.
Man darf es ja in der Bundeswehr nicht so sagen, auch im Einsatz selbst schleichen sich Bürokratie, Formalismus u.ä. ein.
Taktisches Verständnis der Truppe vor Ort ist leider oft genug auch nicht auf dem erforderlichen Niveau. Man gibt das natürlich nie (nicht) zu, doch unbekannt ist es nicht. Mit Erfolgsmeldungen kann man halt besser umgehen. Geschönt oder nicht, wer weiß das schon. Doch in der Krise zeigt sich Stärke und Haltung.
So kommen viele Dinge zusammen.
Tja Fehlerkultur im BMVg, wie 2017 angestoßen, war wohl nur Nebelschießen.
Fritz sagt:
27.06.2021 um 11:20 Uhr
Ich habe oben angesprochen, dass mich die Darstellung von Fritz mit mehr Fragen zurücklässt als ich bereits vorher hatte. Hier sind sie:
Fritz schreibt: „DEU Teile waren zum Anschlagszeitpunkt statisch…“
Frage: Warum waren sie um 06:30 Uhr denn noch ’statisch‘ und nicht bereits wieder auf dem Marsch?! – Es handelte sich doch um eine gefährliche (‚hochintensive‘) Mission in einem anschlagsgefährdeten Gebiet und nicht um einen Ausflug.
Fritz schreibt: „….hatten eine PatrolBase (Wagenburg) gebildet. Dies ist ein Standard Prozedere welches auf der Taktischen Ebene im Rahmen jeder EinsVorAusb Betrachtung erfährt und ausgebildet wird.“
Frage/Kommentar: Eine ‚Wagenburg‘ ist mir aus den Indianerfilmen meiner Kindheit bekannt und eine ‚Patrol-Base‘ kann alles und nichts sein. Vermutlich meinen sie eine ‚Rundumsicherung‘, aber dann sagen sie das doch einfach auch, dann wissen wir Profis was sie meinen. – Selbiges gilt für den Ausdruck ‚Standard-Prozedere‘. Also wenn wir den Ausdruck ‚Prozedere‘ früher verwendet haben, dann meinten wir damit etwas, was nervt und was nicht richtig klappt. Sie meinen damit wohl eher ein ‚Standard-Verfahren‘. Bitte hinterlassen sie in ihrem nächsten Kommentar daher einen Hinweis wo wir die entsprechende Vorschrift ‚Die Wagenburg‘ finden können. Diese Vorschrift muss ja existieren, denn sie wird ja ihrer Aussage nach im Rahmen der EinsVorAusb ‚betrachtet‘.
Fritz schreibt: „Eig.Tle hatten somit eine 360Grad Sicherung und unter Ausnutzung und zuvor erfolgter Geländeauswertung Schwerpunkte in der Sicherung definiert.“
Frage/Kommentar: Der Schwerpunkt der Sicherung kann ja nur das Leib und Leben der eigenen sowie der malischen Soldaten gewesen sein – da brauche ich keine ‚Geländeauswertung‘ dazu. Eine ‚360 Grad Sicherung‘ soll ihrer Aussage nach hierzu sichergestellt worden sein. Das würde dann also bedeuten, dass rundherum um die Truppe – mit überlappenden Beobachtungsbereichen ! – Soldaten zum Zeitpunkt des Anschlags im Beobachtungsauftrag waren, mit klarer Befehlslage, was bei entsprechenden Vorkommnissen (Tiere, Personen, Kfz nähern sich etc. ) dann genau zu tun ist. – Hm…?! – Dann lesen wir mal weiter….
Fritz schreibt: „Das SVBIED …. gelang so in den Nahbereich der DEU Teile. …Der Durchbruch durch die eigene Sicherung wurde erkannt und es konnten sich abgesessene Teile noch in Deckung (hinter KFZ) bewegen. … Für alle hat es … scheinbar nicht gereicht.“
Frage: Passt irgendwie nicht zur vorhergehenden Aussage, es hätte eine Rundumsicherung bestanden. Sorry. Wenn man sich genau vor dem ‚most-dangerous Course-of-Action‘ (ich kann auch Denglisch!) also nicht geschützt hat, dann war die ‚Rundumsicherung‘ (beinhaltet: Geländeerkundung, Kfz-Aufstellung/Ausnutzung Panzerschutz, eingeteilte Beobachtungsbereiche, Alarmierungsverfahren, Feuerregelung, befohlenes Platz & Verhalten der Soldaten, befohlene Ruheplätze, befohlener Abmarschzeitpunkt,…) mit Verlaub gesagt nicht besonders zweckmäßig!
Fritz schreibt: „Es grenzt an ein Wunder das nicht mehr Verletzte oder gar Gefallene zu beklagen sind.
Das ist sicherlich auch dem Verhalten der eig.Tle zuzurechnen. Dennoch, es gilt – man war nicht dabei, den Taktischen Ansatz zu bewerten verbietet sich!!“
Frage: Ich bewerte den Taktischen Ansatz doch gar nicht. ich stelle nur Fragen. Allerdings bewerten sie SELBST den Taktischen Ansatz, wenn sie zur Schlussfolgerung kommen, dass er so gut war, dass er Schlimmeres verhinderte.
Fritz schreibt: „…alles in Frage zu stellen …. finde ich bedenklich….“
Frage: Wieso sollte man nicht alles in Frage stellen dürfen? – Beim KSK wird beispielsweise nach jedem Einsatz sofort eine Einsatznachbesprechung durchgeführt, mit genau dem Ziel: Lücken und Fehler in der Ausbildung zu identifizieren und abzustellen. Wir wollen doch alle sicherlich nicht, dass die nächste MINUSMA-Patrouille auch wieder zum Opfer eines Anschlags wird, nur weil die EinsVorbAusb oder die ZDv ‚Wagenburg‘ unzweckmäßig waren.
Dass sie mir dann deshalb den richtigen ‚Mindset‘ und Einstellung zu meinem Beruf absprechen wollen, lasse ich hier lieber mal unkommentiert….
MkG
@ Fritz
„Das SVBIED durchbrach mit hoher Geschwindigkeit die eigene Sicherung und gelang so in den Nahbereich der DEU Teile. Danach erfolgte die Umsetzung des SVBIED.“
ich denke genaus hier setzt das Erstaunen Vieler an.
Wie kann sich ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit nähern obwohl Umgebung aufgeklärt, Land vermutlich platt ist und Sicherung durch eigene KRäfte besteht?
– Ab wann war für eigene Kräfte Feindabsicht absehbar?
– Warum war diese Absicht für eigene Kräfte offensichtlich erst zu spät absehbar?
– Wurde eine Bekämpfung des Angreifers noch unternommen? Falls ja mit welchen Mitteln und warum waren sie nicht ausreichend um Gegner zu neutralisieren? Falls nein. Warum nicht?
Last but not least:
– gab es Einschränkungen der ROE die eine adaäquate/frühzeitigere Reaktion verhindert haben könnten? Falls Falls ja, ändert sich an Selbigen nun etwas?
Das wären Fragen die man dem EinSFüKo bei einer PK mal stellen sollte
@all
Ich bin für eine auch kontroverse Debatte, möchte aber höchst vorsorglich darum bitten, dass es nicht in persönliche Auseinandersetzungen hineinrutscht. Eine gewisse Gereiztheit zeichnet sich schon ab…
Abseits der taktischen Debatte hier mal ein Link zu einem aktuellen Artikel, der ein Licht wirft auf das ‚Big Picture‘ vor dem der MINUSMA Einsatz sich abspielt.
Instability in the Sahel: how a jihadi gold rush is fuelling violence in Africa
https://www.ft.com/content/8ff4c2ca-7ac3-4f3b-96ba-6fb74bbb60d5?sharetype=blocked
“There is a big danger because these terrorists’ goal is to be able to manoeuvre from the coastal states to the Sahara,” a region bigger than western Europe, says Zéphirin Diabré, federal minister of reconciliation.
If the Sahel collapses, there will be “a domino effect of insecurity, wholesale violence [and a] breakdown of borders as internally displaced persons spread across the Sahel, first into ‘safer’ countries within the region and then across to Europe,…..”
Denke es wäre dringend Handlungsbedarf geboten um die bislang ziellosen Einsätze in der Region (MINUSMA EUTM Mali, BARKHANE, TAKUBA, Gazelle,…) zusammenzuführen. Die EU (mit FRA und DEU Führungsrolle) wäre hier m.E. in der Pflicht einen strategischen großen Wurf zu entwickeln. Der Rückzug aus AFG sollte ja Kapazitäten freimachen.
Tipp: Der GI kann hier ja gleich mal seine neuen deutschen operativen und strategischen Think Tanks bemühen, auf die er in Österreich diese Woche so stolz war….
Die Familie hat sich zwischenzeitlich aus dem Thema Mali ausgeklinkt.
Ist auch gut so.
Dank an @Fritz, @wacaffe und @Sindbad ! Trotzdem!
Ich wüßte nicht wie ich erklären könnte dass es eines „Wunders“ bedarf um Tote und noch mehr Verwundete im Einsatz nicht erleiden zu müssen.
Ich wüßte auch nicht wie ich erklären könnte dass der Angreifer mit hoher Geschwindigkeit die eigene Sicherung durchbrach, was ja impliziert dass er vorher nicht wahrgenommen wurde?!
Hoffentlich alles nur ein Problem mit der Kommunikation des Angriffs,
ansonsten…
@wacaffe
„„Das SVBIED durchbrach mit hoher Geschwindigkeit die eigene Sicherung und gelang so in den Nahbereich der DEU Teile. Danach erfolgte die Umsetzung des SVBIED.“
ich denke genaus hier setzt das Erstaunen Vieler an.“
Das glaube ich auch. Der Grund ist aber wohl vor allem dass den meisten solch eine Situation völlig fremd ist und nicht in der Lage sind sich wirklich vorzustellen was da eigentlich passiert. Alleine schon die Vielzahl an möglichen Bruchstellen die zu einem schlechteren Ergebnis führen können ist so groß dass keine es ohne weiter Information bewerten kann auch wenn wir das alle gerne würden. Natürlich kann der Fhr unzweckmäßige Regelungen für die Feuereröffnung gegeben haben. Genauso kann es aber auch sein das da ein Soldat in einem Einsatz ist wo es über Jahre kaum zum Schusswaffengebrauch kam, jetzt aber ein Fharzeug von vielen auf einmal in Richtung der deutschen dreht, was wohl nicht das erste mal sein wird weil manchmal nehmen ja auch Leute vor Ort Verbindung mit der Bw oder den malischen Kräften auf. Und wenn dann irgendwann der Gedanke kommt dass da was nicht stimmt steht da nun ein Soldat der darüber nachdenkt ob er jetzt gerade zum ersten mal in seinem Leben auf einen Menschen schießt in einem Einsatz wo dies überaus ungewöhnlich ist und hat gleichzeitig immer im Hinterkopf, dass er wenn er einen Fehler macht möglicherweise juristisch belangt wird oder er unschuldige Menschen erschießt. Und für all das hat er Sekunden Zeit zwischen dem Moment wo das Fz auf die deutschen Kräfte eindreht bis eine Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit in Wirkweite ist. Und auch das richten und schießen bis Wirkung im Ziel ist dauert einen Moment wenn man nicht gerade mit SPz vor Ort ist.
@Sindbad
„Der Schwerpunkt der Sicherung kann ja nur das Leib und Leben der eigenen sowie der malischen Soldaten gewesen sein – da brauche ich keine ‚Geländeauswertung‘ dazu.“
Da verwechseln Sie deutlich den Schwerpunkt (SP) der immer zu setzen ist mit dem Wozu am Ende des Entschlusses. Der SP der Sicherung ergibt sich aus der Beurteilung des Geländes, hier besonders die günstigsten Angriffsmöglichkeiten Feind, und wird durch eine dichtere Überwachung so wie die Wirkbereiche der schweren Waffen gebildet.
„Bitte hinterlassen sie in ihrem nächsten Kommentar daher einen Hinweis wo wir die entsprechende Vorschrift ‚Die Wagenburg‘ finden können. Diese Vorschrift muss ja existieren, denn sie wird ja ihrer Aussage nach im Rahmen der EinsVorAusb ‚betrachtet‘.“
Dann sollten wir vielleicht einfach alle Einsätze Einstellen bis die Vorschriftenlandschaft aufgeholt und alles antizipiert hat….
Und wie war das mit die Vorschriften geben Grundsätze die der Fhr Lage und Auftragsangepasst umsetzt und keine exakten Handlungsanweisungen.
„Sorry. Wenn man sich genau vor dem ‚most-dangerous Course-of-Action‘ (ich kann auch Denglisch!) also nicht geschützt hat, dann war die ‚Rundumsicherung‘ (beinhaltet: Geländeerkundung, Kfz-Aufstellung/Ausnutzung Panzerschutz, eingeteilte Beobachtungsbereiche, Alarmierungsverfahren, Feuerregelung, befohlenes Platz & Verhalten der Soldaten, befohlene Ruheplätze, befohlener Abmarschzeitpunkt,…) mit Verlaub gesagt nicht besonders zweckmäßig!“
Sie geben ja selbst schon die Antwort auf diese Aussage: Ruheplätze. 1/3 Sichert, 1/3 Arbeitet, 1/3 Ruht. Jeder der der Gefechtsdienst kennt weiß geruht wird wann immer möglich nicht im Gefechtsfahrzeug, da dies die Kampfkraft nicht in dem Maße erhalten kann wie abseits der Fz. Dafür hat man ja die Sicherung. Das gilt eben für Einsätze mit der grundsätzlich niedrigen Bedrohung, wie für LV/Bv wo jeder Zeit der massive Feuerschlag der roten Artillerie droht.
@elokoka45a:
Es muß erst was passieren, bevor was passiert ist auch mein Fazit letzten 20 Jahre.
Wenn dann was passiert wird konzeptlos Hektik verbreitet und irgendwas Symbolisches aus der Schublade geholt.
Aktuell sind bewaffnete Drohnen ganz weit oben auf der Liste.
Gegen diese spricht nichts als weiteres Mittel, aber Diskussionen um Material verstellen den Blick auf das wirkliche Problem: Die konsequente Ausrichtung auf eine realitätsnahe Einsatzbereitschaft in einem solchen Umfeld schon in Ausbildung und Übung.
Gleichzeitig ist ja viel von Kriegstauglichkeit die Rede.
Notwendig wäre ein wirklicher mentaler Wandel, beginnend im BMVg und in den Kommandos und Ämtern und wohl mittlerweile auch in der Truppe.
Bedenkenträgerei und Bürokratie schaden mehr als, bspw. nun auch von der SZ geforderte, fehlende bewaffnete Drohnen.
Es wäre ja schon interessant ob das Gebiet von einer Heron überwacht wurde….
chris sagt:
27.06.2021 um 16:06 Uhr
„Dann sollten wir vielleicht einfach alle Einsätze Einstellen bis die Vorschriftenlandschaft aufgeholt und alles antizipiert hat….Und wie war das mit die Vorschriften geben Grundsätze die der Fhr Lage und Auftragsangepasst umsetzt und keine exakten Handlungsanweisungen.“
Also um etwas genaueres Studium dessen, was geschrieben wird darf ich doch bitten, denn sonst drehen wir uns im Kreis. Mein Statement bezieht sich doch klar auf ein angebliches „…Standard Prozedere welches auf der Taktischen Ebene im Rahmen jeder EinsVorAusb Betrachtung erfährt und ausgebildet wird“ (Zitat von Fritz)
Hierauf bezieht sich also meine konkrete Frage: Was wird da konkret ausgebildet?
Aber es ist ja vermutlich – leider – genau so wie sie es implizieren: anstatt fundierten Anweisungen für die Ausbildung wie wir sie früher mal hatten (Bsp. ‚Die PzGrenGrp mit dem SPz Marder‘) spielt sich die Ausbildung heute im Dunstkreis von ‚EinsVorbAusb‘ ab, zumeist eben ohne fundierte Grundlagen. Und da wird dann eben ausgebildet was der Hauptgefreite Dosenkohl in Afghanistan auch schon jahrelang falsch gemacht hat.
Posse am Rande: hatte vor kurzem ein Gespräch mit einem älteren Kameraden bei eFP in Litauen: als man das Ktgt nach Litauen zur LV/BV geschickt hat, da musste das Ktgt doch glatt zur Vorbereitung die gleiche Standard-Vorausbildung durchlaufen wie unsere Peacekeeper im Hotel in Zypern bei UNIFIL.
Grotesk!