Frankreich will Mission Barkhane im Sahel beenden – Auswirkungen noch offen

Dem internationalen Militäreinsatz in Mali und in der Sahel-Zone, dessen verschiedene Missionen von Befriedung des Landes bis zur Terrorismusbekämpfung unterschiedliche Aufgaben haben, steht eine grundlegende Veränderung bevor: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte an, sein Land werde die Anti-Terror-Mission Barkhane in der Region beenden. Frankreich werde sich aber in anderen Missionen weiter engagieren.

Details nannte der französische Staatschef bei einer Pressekonferenz am (heutigen) Donnerstag noch nicht, machte aber seine Absicht deutlich, den Einsatz der rund 5.100 französischen Soldaten in der Sahel-Zone deutlich zu verringern. Aus der Meldung von Reuters:

President Emmanuel Macron said on Thursday France’s operation battling Islamist militants in the Sahel region of West Africa would come to an end with troops now operating as part of broader international efforts in the region. (…)
Macron said details of the changes would be finalised by the end of June after consultations with the United States, European states involved in the region and the five Sahel countries – Mali, Niger, Chad, Burkina Faso and Mauritania. (…)
„Our desired objective is to reduce our bases, to reduce the external operations.“

Geplant scheint unter anderem,  eine französische Beteiligung an der Spezialkräfte Mission Takuba aufrecht zu erhalten, in der mehrere europäische Staaten beteiligt sind und die ebenfalls auf die Bekämpfung islamistischer Terroristen ausgerichtet ist. (Deutschland unterstützt diese Mission politisch, beteiligt sich daran aber nicht mit Soldaten.)

Das Ende von Barkhane dürfte zu einem großen Teil innenpolitisch motiviert sein: 55 französische Soldaten sind in dieser Mission bisher gefallen, und der politische Widerstand in Frankreich gegen diesen Einsatz wächst. Allerdings gehört Frankreich auch zu den schärfsten Kritikern des erneuten Militärputsches in Mali vor zwei Wochen und hatte deshalb die Zusammenarbeit von Barkhane mit den malischen Streitkräften vorerst ausgesetzt.

Barkhane ist formal nur eine von mehreren internationalen militärischen Missionen in der Sahel-Region. Größter militärischer Akteur ist der UN-Einsatz MINUSMA, an dem auch die Bundeswehr beteiligt ist. Darüber hinaus gibt es eine – offensichtlich nach wie vor nicht besonders schlagkräftige – gemeinsame Truppe der so genannten G5-Sahel-Staaten Mali, Burkina Faso, Niger, Mauretanien und Tschad, die europäische Trainingsmission EUTM Mali (ebenfalls mit deutschen Soldaten) und die erwähnte Task Force Takuba. Und natürlich die malischen Streitkräfte sowie die Streitkräfte der anderen G5-Sahel-Staaten.

Allerdings: Die französische Mission ist einer der wesentlichen militärischen Akteure in der Region, und ein Ende von Barkhane wird Auswirkungen auch auf die anderen Einsätze haben. Ohne Barkhane würde sich die Sicherheitslage kurzfristig verschlechtern. … Barkhane hält den Deckel drauf, sagte der Kommandeur des deutschen EUTM-Kontingents, der Gebirgsjäger-Oberstleutnant Martin Sonnenberger, Anfang Mai bei einem Video-Briefing für Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und die Abgeordneten des Verteidigungsausschusses.

Entscheidend wird also sein, wie Frankreich nach dem angekündigten Auslaufen von Barkhane sein weiteres Engagement in Mali und im Sahel gestaltet. Macron sprach von einer grundlegenden Änderung. Details will der französische Präsident Ende Juni festlegen – nach Gesprächen mit den USA (auf deren stärkeres Engagement er offensichtlich hofft), den Europäern und den Staaten der G5-Sahel.

Ein Hintergrundpapier der französischen Streikräfte zu Barkhane – auf Englisch – gibt es hier.

(Archivbild Mai 2021: Französische Soldaten in der Operation Barkhane – Französisches Verteidigungsministerium)