Kampf um neue Bundeswehr-Beschaffungen: Ministerium will dem Parlament nicht finanzierte Projekte vorlegen
Das Verteidigungsministerium will dem Haushaltsausschuss des Bundestages zahlreiche Rüstungsprojekte zur Billigung vorlegen, auch wenn deren Finanzierung noch offen ist. In einer aktuellen Liste des Wehrressorts mit den geplanten so genannten 25-Millionen-Vorlagen heißt es, die fehlende Finanzierung sei vor allem durch den bislang geplanten Rückgang des Verteidigungshaushalts nach 2022 bedingt.
Anfang des Jahres hatte das Verteidigungsministerium den Abgeordneten von Verteidigungs- und Haushaltsausschuss bereits eine lange Liste mit den geplanten Vorhaben übergeben (alle Projekte mit einem Volumen von mehr als 25 Millionen Euro müssen vom Parlament gesondert gebilligt werden). Auch in dieser Liste vom Februar waren bereits zahlreiche Beschaffungspläne mit der Bemerkung versehen deren Finanzierung zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesichert ist.
Neu scheint allerdings, dass das Ministerium die Vorlagen zu Projekten auch dann an den Haushaltsausschuss weiterleiten will,wenn die Finanzierungsgrundlage fehlt. In der aktualisierten Liste, die das Ressort Ende vergangener Woche dem Parlament zuschickte, sind für zahlreiche Vorhaben die Sitzungswochen genannt, zu denen die Vorlage in den Ausschuss kommen soll. Während bei finanziell abgesicherten Beschaffungen die genaue Kapitelnummer aus dem Haushaltsplan genannt ist, steht dort bei den anderen lediglich Bundeshaushalt.
Sofern die Finanzierung der nachfolgend genannten Beschaffungsvorhaben aus dem Einzelplan 14 nicht gesichert ist, ist dies in der Tabelle mit dem Hinweis „Bundeshaushalt gekennzeichnet. Die Finanzierungsprobleme ergeben sich insbesondere aus dem im Eckwertebeschluss vorgesehenen starken Rückgang der Haushaltsmittel nach dem Jahr 2022, heißt es im Vortext zur Liste.
Die Projekte, die entsprechend gekennzeichnet sind:
• Ein weiterer Anlauf für ein fliegendes Aufklärungssystem zur Signalerfassung (SIGINT): Für PEGASUS, (PErsistent German Airborne SUrveillance System – Dauerhaftes deutsches luftgestütztes Überwachungssystem), sollen die Parlamentarier im 2. Quartal Entwicklungskosten freigeben. Der Versuch, nach dem gescheiterten EuroHawk-Projekt und der aufgegebenen Planung, Triton-Drohnen aus den USA dafür zu beschaffen, ist allerdings mit Problemen behaftet: Für die Integration des Aufklärungssystems in die bereits gebilligten Global6000-Flugzeuge fehlt die Finanzierung.
• Ersatzzbeschaffung für Mehrzweck- und Erprobungsboote der Wehrtechnischen Dienststelle 71
• Beschaffung der neuen Seefernaufklärer Boeing P-8 Poseidon (Foto oben) als Nachfolger der betagten und weitgehend nicht mehr einsatzbereiten P-3C Orion
• Entwicklung Transportpanzer Boxer für Joint Fire Support Teams
• Zubehör für Sturmgewehre (Laserlichtmodule und Visiere)
• Future Combat Air System (FCAS), das Gemeinschaftsprojekt mit Frankreich und Spanien
• Main Ground Combat System (MGCS), Gemeinschaftsprojekt mit Frankreich
• modulare und luftverlastbare Flugsicherungsanlage
• Hughes Air Defense Radar Nachfolgesystem – vier stationäre weitreichende Radare zur Luftraumüberwachung in Deutschland
• verlegefähige Luftbild-Auswertestationen für Tornado und Eurofighter
• U-Boot Klasse 212CD – ein Gemeinschaftsprojekt mit Norwegen
• Betriebsstoffversorger der Marine, als Ersatz für die sehr alten und nicht mehr betriebssicheren Tanker
• neue Festrumpfschlauchboote
• drei neue Flottendienstboote als Ersatz für Oste, Oker und Alster
Ein wenig überraschend scheint, dass das Verteidigungsministerium damit auch die bislang als gesichert geltenden multinationalen Projekte infrage stellt – und auch im Haushalt offensichtlich sichere Vorhaben doch nicht so sicher sind. Denn das Eckwertepapier des Bundesfinanzministers,, auf das sich das Wehrressort beruft, enthält eine Übersicht über die Fähigkeiten, die aus Sicht der Bundesregierung als verabredet gelten und damit auf der Finanzierungsliste stehen:
Dies gilt insbesondere für Vorhaben im Rahmen der deutsch-französischen und deutsch-norwegischen Rüstungskooperationen, die Schließung der Fähigkeitslücke zur luftgestützten, signalerfassenden Aufklärung (PEGASUS), die Nachfolge des Kampfflugzeugs TORNADO, den Ersatz der veralteten Flottendienstboote, die Beschaffung von Luftfahrzeugen zur U-Boot-Abwehr sowie eines Taktischen Luftverteidigungssystems. Die Umsetzung eines Teils dieser Vorhaben wird mit den Eckwerten bereits ermöglicht.
Mal sehen, wie dieses Delta aufgelöst wird.
(Archivbild Oktober 2012: A P-8A Poseidon assigned to Patrol Squadron (VP) 30 flies over the aircraft carrier USS Harry S. Truman – U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 2nd Class Mike DiMestico)
Für den Laien, der keine Ahnung von Haushaltstiteln und ähnlichem hat: Welche konkreten Auswirkungen ergäben sich denn aus der Vorlage solcher Projekte ohne Finanzierungsgrundlage?
STH und F/A-18 und E/A-18 Superhornet/Growler?
Ne Frage zum Hughes Air Defense Radar: Die jetzigen vier Standorte sind ja alle an der Westgrenze. Reichweite 450km laut Wikipedia, also nicht viel Sicht nach Osten.
Kommen die Nachfolger woanders hin? Oder bleiben die alten Geräte in Betrieb und vier neue an die Ostgrenze?
Sind da überhaupt noch „finanziell abgesicherte“ Projekte vorhanden?? Sieht mir ja fast nach einer ziemlich erschöpfenden Liste an gefährdeten Projekten aus…
vllt haben sich hier einige Projekte verschoben…
von bisher nicht gesichert, nach gesichert,
dafür einige andere jetzt auf der obigen Liste?
umpriorisiert nach unterschiedlichen Kriterien wie:
geringeres Risiko bei Umsetzung,
schnell verfügbar,
wichtig für VJTF2023
geringeres finanzielles Risiko?
geringerer finanzieller Gesamtaufwand?
sicher Arbeitsplätze im Inland?
letztendlich wäre es gut beide Listen zu sehen…
mir fehlen Dinge wie
STH (sollte ja zeitnahe passieren)
Ersatz Tornado (kommt erst mit der neuen Regierung)
Schwerer Waffenträger auf Basis Boxer
weitere H145M LUH
3. Los k130
uvm.
Sehr cool, jetzt kommt der Ball endlich ins Feld wo er hingehört!
Da müssen die Haushälter mal Stellung beziehen und Verantwortung übernehmen. Entweder lassen sie die 25-Mio Vorlagen durchgehen und dann müssen sie halt auch in den nächsten Jahren dafür Sorge tragen, dass die Haushaltsansätze dem Rechnung tragen oder sie beginnen zu priorisieren und stellen Vorgänge zurück, damit ist dann aber auch endlich klar, wer maßgeblich an der Ausrüstungsmisere der Bw Verantwortung trägt.
Habe ich schon mal gesagt, dass ich unsere aktuelle IBuK mag?! :)
Interessant. Macht das Parlament das so mit?
Koffer sagt am 10.05.2021 um 15:09 Uhr
„….Habe ich schon mal gesagt, dass ich unsere aktuelle IBuK mag?! :)“
Brauchen sie nicht, denn ihre Argumentationslinien in fast allen Themenbereichen wirken, als wären diese aus dem Hause „AKK“ selbst. :)
Ich finde das einen sehr interessanten Ansatz. Wenn das Finanzministerium regelmäßig über die mittelfristige Finanzplanung die Verpflichtungsermächtigungen wegkegelt und damit eine vernünftige und belastbare Beschaffungsplanung unmöglich macht, dann legt man dem Parlament eben die eigene Planung ohne gesicherte Finanzierung vor.
Dabei stellt sich die Frage wie sich das Finanzministerium dazu verhält, denn nach meiner Kenntnis gehen die 25-Mio Vorlagen vom BMVg über das Finanzministerium an den Haushaltsausschuss.
Sollten die ganzen Vorlagen dann tatsächlich dort ankommen, können ja die Parlamentarier zeigen, wie ernst sie es mit der Ausstattung der Bundeswehr meinen. Dann ist wenigstens nicht immer das BAAINBw und die deutsche Industrie an den Ausrüstungsmängeln schuld.
Ich bezweifle aber, dass sich die Parlamentarier diesen Schuh anziehen lassen. Dazu hat die Bundeswehr 1. schlicht zu wenig Unterstützung bei den Parlamentariern und 2. die Bevölkerung zu wenig Interesse an diesem Wahlkampfthema.
@Koffer
+1
@Koffer
Zustimmung.
Ich finde dieses Vorgehen auch clever.
Im Vergleich zur Liste aus dem Februar sieht man ja, das alles was man „jetzt“ (also Dinge die bis ca. 2026 auf dem Hof seien müssen) braucht und schuldet priorisiert hat. Bei ein paar Projekten wird man politisch einlenken. Andere Projekt sind zwar bitter, aber eben nicht „überdringlich“.
Im Rahmen LV/BV wären die Radare schon wichtig. Auch die JFS Fähigkeiten.
Hinzugekommen sind „Festrumpfschlauchboote“ (für über 25Mio.). Ist so jetzt schwierig zu bewerten was dahinter steckt (oder welche TSK) und welche Fähigkeit das betrifft. Aber wenn das Planungsamt so etwas zu einer 25Mio Vorlage macht, kann es nicht unwichtig sein…
Das 3. Korvettenlos kann auf die Schlachtbank – braucht keiner und kann man weder Betreiben noch finanzieren. Die Tanker finde ich da schlimmer, aber da muss man sich auch fragen warum man so etwas nicht multinational betreibt…
@Koffer sagt: 10.05.2021 um 15:09 Uhr
„Da müssen die Haushälter mal Stellung beziehen und Verantwortung übernehmen.“
Als Stimmungsbild wäre das toll. Allerdings, wie bindend sind diese Entscheidungen, wenn es im September einen Regierungswechsel gibt und die neue Regierung diese evt. einkassiert?
„Habe ich schon mal gesagt, dass ich unsere aktuelle IBuK mag?! :)“
Naja, so ungefähr 25 mal :-).
Die „fetten“ Jahre sind vorbei.
Es rächt sich aktuell schon und wird zum großen Problem werden, dass sich die Bundeswehr eine aufgeblähte Verwaltung leistet.
Die enormen Personalkosten fressen die Modernisierung der Bundeswehr auf.
@Koffer:
Der Ball liegt schon die ganze Zeit im richtigen Spielfeld – das ist sogar im GG verankert. ;-) „Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. Ihre zahlenmäßige Stärke und die Grundzüge ihrer Organisation müssen sich aus dem Haushaltsplan ergeben.“ (Art 87a)
Ich würde Ihre Aussage daher gern abändern zu „Da müssen die Abgeordneten mal Stellung beziehen und Verantwortung übernehmen.“ Priorisieren sollte m.E. definitiv der Verteidigungsausschuss, die Haushälter haben von der militärischen Wichtigkeit (vermutlich) keine Ahnung, es würde also auf ein First-In-First-Out hinauslaufen.
@Obibiber und Koffer:
Diese Vorgehensweise ist zumindest ziemlich ungewöhnlich, da das BMVg offenbar hofft durch diese Vorlagen ausserplanmäßige Ausgaben im Milliardenbereich tätigen zu können.
Dabei müsste erstmal das BMF überzeugt werden und eine Gegenfinanzierung organisieren. Danach müssten die Vorhaben noch in den Bundestag.
Offenbar will man im BMVg davon ablenken, dass Haushaltsplanungen eben nicht in erster Linie vom BMF und dem Bundestag gemacht werden, sondern von den Koalitionsspitzen.
Dort konnte die Kanzlerin weder von vdL noch von AKK davon überzeugt werden, dass hier mehr Geld notwendig ist.
Der Kanzlerin war der Frieden in der Koalition wichtiger und damit kam das „Fahren auf Sicht“.
Dieses wiederum endet nun – wenig überraschend – in der Sackgasse oder sogar komplett auf der Mauer.
Öffentlich mag es dabei im Wahlkampf Beifall geben, aber für die Sache ist es wahrscheinlich kaum hilfreich.
@bgoldy2 sagt: 10.05.2021 um 15:24 Uhr
„Brauchen sie nicht, denn ihre Argumentationslinien in fast allen Themenbereichen wirken, als wären diese aus dem Hause „AKK“ selbst. :)“
???
Tradition, Auslegung der Inneren Führung, Personalstruktur (inkl. Altersstrukturen und Wasserkopf), Ausbildung Führer- und Unterführernachwuchs, Beschaffung, soll ich noch ein paar andere Bereich aufzählen, in denen ich nun aber mal 0,0 auf Linie des BMVg liege?!
@SB63:
Genau der Weg geht über das BMF und es geht weiterhin um Verpflichtungsermächtigungen.
Diese bzw. deren Mangel sind übrigens Ergebnis der auch von AKK propagierten Schwarzen Null bzw. Schuldenbremse.
Wie die Verpflichtungsermächtigungen verteilt werden entscheidet auch nicht das BMF, sondern der Koalitionsausschuss über die Entscheidungen zu Haushalt und Finanzplan.
Der Bundestag kann gemäß Bundeshaushaltsordnung übrigens keine Mehrausgaben oberhalb des Regierungsentwurfes zum Haushalt beschließen. Im laufenden Haushaltsjahr ist das sowieso nicht möglich, außer es sind andere Vorhaben nicht kassenwirksam geworden.
Das BMVg hätte spätestens bei den parlamentarischen Beratungen zum Haushalt 2021 für mehr Verpflichtungsermächtigungen werben müssen. Dies ist nicht erfolgt.
Nun beginnt einfach ein unwürdiges Schmierentheater zwischen Union und SPD.
So wird man keine wirklichen Erfolge für die Bundeswehr erzielen. Das scheint auch gar nicht der echte Beweggrund zu sein, es sollen nur die Probleme an anderer Stelle abgewälzt werden.
Das alles sind aber wohl zu viele Fakten für Wahlkampfzeiten.
@bgoldy2:
Der Tritt vor den „Koffer“ war gut!
Man darf AKK ja gerne mögen, aber messen muss man sie an ihren Leistungen als Ministerin. Also ich sehe nichts, was sie zur Aufrechterhaltung (geschweige denn Steigerung) der Leistungsbereitschaft der Bundeswehr bewirkt hätte bzw. noch bis zur nächsten Legislaturperiode erreichen könnte.
Selbst nachdem sie das leidige Parteiamt los war, ist sie als IBuK nicht wirklich durchgestartet. Und glaubwürdig fand ich auch nicht, dass sie über die Munitionsamnestie beim KSK angeblich nicht informiert war, bevor die Sache öffentlich hochkochte. Falls sie doch ahnungslos war, zeigt das, dass nicht sie die Bw führt, sondern dass ihre militärischen Spitzendienstgrade sie (an der Nase herum) führen.
[Nee, diese Debatte nicht. Und schon gar nicht als Begründung für komische OTs. Es geht in diesem Thread nicht rpt nicht um AKK an und für sich und was man von ihr hält und was sie sonst noch so macht. Danke. T.W.]
@Jas: Die Schlauchboote sind Ersatz für die KSM.
Das Problem des „Fahrens auf Sicht“ der gesamten (!) Koalition ist ja auch nicht kurzfristig aufgetreten:
https://augengeradeaus.net/2019/10/dokumentation-akk-und-die-zwei-prozent/#comment-321777
Eigentlich sind die notwendigen Randbedingungen spätestens seit 2017 bekannt:
https://augengeradeaus.net/2017/04/langfrist-planung-bundeswehr-mit-mehr-faehigkeiten-zur-buendnisverteidigung/
Seitdem gab es aber vorallem Symboldebatten in der Koalition (2%, bewaffnete Drohnen, Diskussionen um viele Einsätze, etc.).
„Fahren auf Sicht“ war dabei das gemeinsame Grundprinzip.
Diese Strategie des Aussitzens kommt eben irgendwann an ihre Grenzen. An dem Punkt sind wir nun. Dabei ist natürlich nun vorallem eines wichtig:
Die Verantwortung möglichst bei anderen ansiedeln.
@sakrileg: Ich versuche mich mal an einer Einordnung und hoffe darauf, dass die anderen Haushalts- bzw. Beschaffungsexperten hier mich ggf. korrigieren oder ergänzen.
Das die „Finanzierung noch offen / nicht gesichert ist“ bedeutet, dass diese Vorhaben nicht im Bundeshaushalt unter mil. Beschaffungen abgebildet sind. Sie sind also nicht im Teil 1 der geheimen Erläuterungen enthalten. Dazu zitiere ich user Ölfuß aus 2014 (https://augengeradeaus.net/2014/10/seit-2009-drei-milliarden-euro-weniger-fuer-ruestung-ausgegeben-als-geplant/):
„Es gibt zu den Beschaffungstiteln des EPl.14 die Geheimen Erläuterungen, in denen die Projekte stehen, die beschafft werden sollen. Geheim sind sie deshalb, da man nicht jeden mitteilen will, was beschafft werden soll. Die Geheimen Erläuterungen teilen sich auf in Teil 1 und Teil 2. Teil 1 umfasst die im Haushalt veranschlagte Summe mit Projekten, die in dem Jahr beschafft werden sollen. Teil 2 umfasst die sogenannten Austauschvorhaben, die zum Zuge kommen, wenn ein Projekt aus Teil 1 nicht beschaffungsreif wird, bzw. Gelder im Haushaltsjahr freifallen. Der Teil 2 ist der Höhe nach vom BMF begrenzt und natürlich sollten da primär kleine Projekte drin sein, da man Brocken aufgrund ihrer langfristigen Bindung und dem Bedarf an Verpflichtungsermächtigen eh nicht zum „Fliegen“ bekommt. In der Regel finden sich da aber auch große Projekte wieder, um ihre Bedeutsamkeit zu dokumentieren und immerhin die Aussage treffen zu können, sie wären im Haushalt. Die bereits angesprochenen Verpflichtungsermächtigen, also die Möglichkeit Verträge zu schließen, die Auswirkungen auf zukünftige Haushaltsjahre haben, sind ebenfalls in einer abfallenden Linie durch den BMF begrenzt.“
Das normale Prozedere bei Projekten über 25mio EUR ist, dass die Projekte in den Haushalt kommen (= Billigung des Haushaltsgesetzes durch das Parlament), aber vor Vertragsschluss der Haushaltsausschuss diese Projekte nochmals billigen muss (vgl. Krause 2012, S.53, Fußnote 83).
Um Ihre Frage nach den konkreten Auswirkungen zu beantworten: Meiner Meinung nach hat das BMVg jetzt einfach Zeit gespart und will sich die Billigung zum Vertragsschluss vorab einholen. An sich spielt es auch keine große Rolle, ob ich erst das Geld besorge (=Projekte in den Haushalt bringe) und mir dann die Genehmigung zum Kauf hole (= Billigung durch Haushaltsausschuss) oder umgekehrt. Ich vermute auch, dass hier das BMF zumindest laut den geltenden Verordnungen bzw. Regelungen nicht vorab gefragt werden muss (über Jahre eingespielte Gewohnheiten mal außen vor). Aber wie gesagt, das ist Spekulation und ob es wirklich keine große Rolle spielt, ist ebenfalls nur meine Meinung.
Hat das Ihre Frage einigermaßen beantwortet?
@Stöber:
Im östlichen Bereich stehen bereits 8 modernere Phased Array Radargeräte vom Typ RRP-117
(Remote Radar Post), welche jetzt etwa 20 Jahre alt sind.
Der mittlere Gürtel, der Luftverteidigungsradarstellungen, welcher bis dato mit der ältesten Radargeräte-Generation MPR (Medium Power Radar) ausgestattet war, wurde in den letzten Jahren auf 6 hochmoderne GM 406F (Groundmaster 406 fixed) umgerüstet. Zusätzlich betreibt die Luftwaffe noch 2 verlegefähige Selex Radarsysteme RAT 31 DL/M.
Desweiteren fließen durch den MilRadNet-Verbund auch die Radardaten der Großraumradargeräte der zivilen Flugsicherung mit in die Luftlagebilderstellung mit ein.
Die Umrüstung der HADR ist quasi der Abschluss der sukzessiven Modernisierungsmaßnahmen von Ost nach West.
@Sir Prise:
Die Reihenfolge ist grundsätzlich sehr klar.
Das BMVg bzw. der nachgeordnete Bereich verhandelt nach (!) der gesicherten Finanzierung (Teil I oder Teil II mit Finanzierungszusage) einen unterschriftsreifen Vertrag (Endverhandlung).
Danach (!) wird eine 25-Mio.-Vorlage vorbereitet.
So ist auch intern geregelt.
Auszug aus dem CPM (ZDv A-1500/3):
„238. Unter Berücksichtigung der einschlägigen Beschlusslage zur Vorlagepflicht an den
Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages (HHA) (im Wesentlichen zu Verträgen, deren
Auftragswert 25 Mio. € übersteigt), ist der nach dem Vertragsmanagementhandbuch erstellte und
endverhandelte Vertragsentwurf vor Unterzeichnung dem HHA zur Zustimmung vorzulegen
(25 Mio. €-Vorlage).“
Sich einfach mal eine grobe Finanzierung über eine 25.-Mio-Vorlage zu holen funktioniert normalerweise nicht.
Deswegen ist es besonders interessant, dass ein so hochpolitisches Thema wie FCAS nicht finanziert ist.
Damit wird klar, dass seitens des BMVg versucht wird das BMF zu erpressen.
Das BMF quittiert solche Versuche zumeist ziemlich souverän und schiebt die Folgekosten in den Folgejahren (Verpflichtungsermächtigungen) in den jeweiligen Einzelplan.
Das bedeutet der Bumerang dieser Aktionen kommen erst in den Haushalten 2022ff auf. Aber das ist ja dann mach der Wahl.
Hmm,
Wo ist der Nachfolger für den Tornado und die CH-53 genannt?
Und wo der H145M LUH, der ab 2025/2026 zulaufen soll…?
Und was sollen wir mit 2 U-Booten einer neuen Klasse, wenn wir eigentlich 8 bräuchten…? Die anderen 6 Boote sind nicht mehr die Jüngsten…
Vielen Dank @Fux!
@Memoria sagt: 10.05.2021 um 18:15 Uhr
„Das BMVg hätte spätestens bei den parlamentarischen Beratungen zum Haushalt 2021 für mehr Verpflichtungsermächtigungen werben müssen. Dies ist nicht erfolgt.
Nun beginnt einfach ein unwürdiges Schmierentheater zwischen Union und SPD.“
Ich denke Sie hängen hier zu sehr am theoretischen Prozess und vernachlässigen die politische Praxis.
Natürlich haben Sie recht, dass formal gesehen, das Handeln des BMVg jetzt zu spät ist, das hätte man alles schon im Herbst letzten Jahres, spätestens aber im Frühjahr aufsatteln können.
Das hat man ja auch versucht. Aber Sie wissen doch, und haben es auch selbst ja konstatiert, dass das aus politischen Gründen in der Koalition nicht durchgekommen ist.
Jetzt geht es darum öffentlichkeitswirksam deutlich zu machen, dass dieser Schlamassel nicht Schuld der Bundeswehr und nicht des BMVg ist.
Das dabei AKK elegant auch noch die SPD (die sich ja schon seit einiger Zeit mit erheblichen Teilen, inkl. des Fraktionsvorsitzenden, auf Quasi-Opposition min. aber Wahlkampfkurs befindet), damit öffentlich an den Pranger stellt ist ein gelungener Beifang.
Natürlich wird das nicht zu einem sofortigen Erfolg führen, aber so funktioniert Politik nun einmal und es bleibt die Hoffnung, dass damit soviel Wind aufgewirbelt wird, dass bei der nächsten Aufstellung HH (nach der Wahl) vielleicht wenigstens ein bisschen mehr Offenheit für die Belange der Bw besteht.
Und, aber ich gebe zu, dass ist jetzt sehr viel Hoffnung, vielleicht kommen ja sogar noch dieses Jahr ein paar 25 Mio Vorlagen durch, die ansonsten aus vorauseilendem Gehorsam gar nicht vorgelegt worden wären.
Möglicherweise ist alles viel einfacher: Das BMVg ist nun in der Sommerpause und während des Wahlkampfes kurzfristig handlungsfähig was Verträge anbelangt und kann auf Entwicklungen reagieren.
@Koffer:
„Natürlich haben Sie recht, dass formal gesehen, das Handeln des BMVg jetzt zu spät ist, das hätte man alles schon im Herbst letzten Jahres, spätestens aber im Frühjahr aufsatteln können.
Das hat man ja auch versucht. Aber Sie wissen doch, und haben es auch selbst ja konstatiert, dass das aus politischen Gründen in der Koalition nicht durchgekommen ist.“
Ich habe leider den Eindruck, dass damals nicht wirklich entschlossen gekämpft wurde. Von der Union insgesamt. Eine abfallende Finanzlinie hätte die Union verhindern können, wenn es vom Kanzleramt, dem BMVg und der Fraktionsspitze wirklich gewollt gewesen wäre. Einen entsprechenden Koalitionskrach habe zumindest ich nicht vernommen.
Deswegen ist es dann aus meiner Sicht auch recht billig nun anderswo Verbesserungen einzufordern, wenn man sie zur richtigen Zeit nicht mit wirklicher Vehemenz organisiert und vorgetragen hat.
Aber natürlich stirbt die Hoffnung zuletzt.
Jedoch ist die Hoffnung oftmals ein sehr schlechter Ratgeber.
@sakrileg
Da passiert einfach nichts. Kein Geld (also Kapitel/Titel nicht hinterlegt) führt dazu, dass nichts ausgegeben werden kann. Verschieben aus anderen Kap/Tit ist laut Haushaltsrecht (zumindest bei derartigen Dingen) nicht möglich.
Und Verträge können erst geschlossen werden, wenn Geld hinterlegt ist.
Also absoluter Stillstand des Projektes.
Im Grunde ist es ganz einfach: Die im März im Bundeskabinett beschlossene Finanzplanung für den Einzelplan 14 sieht nach einem Anstieg für 2022 ein Absinken in den Folgejahren vor. In Verbindung mit den steigenden Betriebsausgaben führt das dazu, dass ein Teil der bisher finanzierbaren Projekte nun nicht mehr finanzierbar ist. Neue Großprojekte sind unter diesen Bedingungen natürlich erst recht kaum noch möglich. Man kann davon ausgehen, dass die 25-Mio.€-Projekte auch in 2023 und 2024 Haushaltsmittel brauchen. Diese Planmittel erhält das BMVg gemäß Entscheidung der Bundesregierung jedoch nicht auskömmlich. Insofern muss das BMVg handeln und hat dies offenbar auch. M.E. ist das auch kein „Trick“, sondern einfache Mathematik.
Jetzt liegt es an der Politik entweder dem Bekenntnis zugunsten der Großprojekte Taten folgen zu lassen und die dafür notwendigen, zusätzlichen Finanzmittel auch bereitzustellen oder aber „die Reißleine zu ziehen“ und sich in der Konsequenz der beabsichtigten Reduktion des Verteidigungsetats jetzt auch öffentlich von der Weiterverfolgung einer Reihe „millionenschwerer“, neuer, konkreter Vorhaben zu verabschieden. Es wäre unlauter, wenn die Bundesregierung einerseits starke Kürzungen im Bereich der Rüstungsinvestitionen ab 2023 beschießt und andererseits an allen Großvorhaben als Auflage für das BMVg festhält. Das das rechnerisch nicht geht, ist offensichtlich.
Werter Herr Wiegold,
Ihren „Anschiss“ habe ich zwar erwartet, lasse mir den aber als „mündiger“ Staatsbürger (ehemals fast 40 Jahre in Uniform!) nicht unwidersprochen gefallen.
Wenn Sie anderen schon OT Lobhudeleien auf unsere IBuK durchgehen „ungestraft“ lassen, dann haben Sie kein Recht, meine persönliche Meinung zu solch einem Kommentar herabzuwürdigen. Zumal ich diese sachlich begründe und nicht gefühlsmäßig.
Als finanziell unabhängiger Pensionär genieße ich den unschätzbaren Luxus, auch in Zeiten des „cancel culture“ meine Meinung ohne Schwurbelei sagen zu können. Zensur oder öffentliche Herabwürdigung halte ich nur dann für berechtigt, wenn ich objektiv gegen die Netiquette verstoßen würde.
[Mir ist schon klar, dass jeder meiner Versuche, die Debatte von Off-Topic Themen wieder auf den Kern zurückzuführen, irgendwo jemandem aufstößt, damit muss ich leben. Was ich allerdings nicht hinnehme: die Versuche, für eine geordnete Debatte zu sorgen, in die Nähe von „Cancel Culture“, „Zensur“ oder „öffentliche Herabwürdigung“ zu rücken. Wer glaubt, ihm dürfe niemand widersprechen, ist ziemlich im Irrtum. T.W.]
@Koffer’s Optimismus kann ich schon verstehen. Indem es die offenen Projekte wieder unter die Finanzierungsdusche stellt, schafft sich das Ministerium Spielraum, eigene Prioritäten zu setzen, anstatt das Parlament entscheiden und eigenen, mitunter sachfremden Erwägungen den Vorzug geben zu lassen.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Finanzierung der Streitkräfte dringend umgestaltet werden muss. Langfristige Projekte müssen Finanzierungssicherheit erhalten. Dies würde auch dem Steuerzahler zugutekommen, weil verhindert wird, dass per Salamitaktik immer neuer Finanzierungsbedarf entsteht.
Zumindest aber sollte die Parlamentsbeteiligung so reformiert werden, dass Gelder stets projektgebunden freigegeben werden. Wenn die Legislative der Exekutive grundsätzlich nicht die Fähigkeit zutraut, ohne Korruption oder Verschwendung zu haushalten, kann sie den Laden auch gleich selber schmeißen.
Es ist jedenfalls nicht ersichtlich, warum Anschaffungen, die zur sicheren oder effektiven Nutzung bereits bewilligten Geräts erforderlich sind, ebenfalls zu billigen sind (z.B. Optiken für Handfeuerwaffen oder Radargeräte für Schiffe).
@Memoria sagt: 10.05.2021 um 22:06 Uhr
„Ich habe leider den Eindruck, dass damals nicht wirklich entschlossen gekämpft wurde. Von der Union insgesamt. Eine abfallende Finanzlinie hätte die Union verhindern können, wenn es vom Kanzleramt, dem BMVg und der Fraktionsspitze wirklich gewollt gewesen wäre. Einen entsprechenden Koalitionskrach habe zumindest ich nicht vernommen.“
Das ist genau auch meine Wahrnehmung, aber es ändert nichts an meiner Aussage. Denn das die BK die Bw nachrangig priorisiert und für uns niemals einen Koalitionskrach riskieren würde ist doch bekannt.
Deswegen ist es doch gerade jetzt klug das deutlich zu machen und dem BMF und dem HHA den Ball zuzuspielen, da gehört er doch auch hin. Es ist ja nicht so, als hätte das BMVg, der GI, die Insp und auch die BM nicht mehrfach (!) öffentlich und mit klaren Worten deutlich gemacht wo die Reise hingeht, wenn nicht endlich der Haushalt mit den Planungen in Übereinstimmung gebracht wird.
@muck sagt: 11.05.2021 um 7:35 Uhr
„Wenn die Legislative der Exekutive grundsätzlich nicht die Fähigkeit zutraut, ohne Korruption oder Verschwendung zu haushalten, kann sie den Laden auch gleich selber schmeißen.“
Man sollte vielleicht präzisieren „die Legislative dem BMVg nicht die Fähigkeit zutraut…“, denn die 25-Mio Vorlagen sind ja eine Beschränkung, die man nur für die Bw erfunden hat. Bundespolizei und andere sind davon nicht betroffen (zumindest soweit ich weiß).
Die Vorlage von Projekten in Ausschüssen des Parlamentes, obwohl eine Finanzierung in Abstimmung mit dem zuständigen BMF, also innerhalb der Regierung (noch) nicht erreicht wurde, durchbricht das Prinzip der Gewaltenteilung.
Es ist die Pflicht der Regierung einen mehrheitsfähigen Haushalt (HH) im Parlament vorzulegen, d.h. sich auf einen HH Entwurf zu einigen.
Ein HH Entwurf ist in Zahlen geronnene Politik . Dazu gibt es eingespielte Verfahren und zur Not kann der Kanzler, die Kanzlerin von ihrer Richtlininienkompetenz Gebrauch machen und Minister entlassen.
Es ist das gute Recht des Parlamentes einen HH abzuändern oder zu verwerfen. Aber das Parlament sollte sich hüten in die Rolle der Fachministerien zu schlüpfen. Dazu fehlt der Sachverstand, sonst wären die vielen Referate in den BM überflüssig. Das 2. Los Korvetten sollte Warnung genug sein.
Es ist also kein „Heldenstück“ einen nicht abgestimmten Plan vorzulegen, sondern Eingeständnis der Unfähigkeit sachlich begründete Prioritäten durchzusetzen, also eher eine Bankrotterklärung.
@ Koffer sagt: 10.05.2021 um 15:09 Uhr
Ihren Optimismus in Ehren, das aktuelle Vorgehen sehe ich aber eher kontraproduktiv:
1. Jetzt besteht die Möglichkeit, dass Großprojekte nicht in Priorisierung der BMVg-Führung finanziert werden, sondern in Priorisierung nach Wahlkreisen wichtiger Abgeordneter. Das kann ja nicht Sinn der Sache sein.
2. Sollten jetzt einzelne Großprojekte verabschiedet werden, kommt es zu dem, was AKK immer vermeiden wollte: In den Folgejahren fehlt es absehbar an Geld für viele kleine Beschaffungsvorhaben sowie für den Betrieb der schönen, neuen Hochglanzprodukte.
Denn warum sollte eine zukünftige Koalition, die kaum so Bundeswehr-freundlich aufgestellt sein dürfte wie die derzeitige, den Vtdg-HH über die Finanzplanung hinaus aufblasen?
Ich frage mich, ob das Manöver einer Sondersituation geschuldet ist, die aus zwei Elementen besteht:
1) FCAS (und zu geringerem Umfang MGCS und U212CD) muss JETZT entschieden werden, wenn man nicht riesigen Trouble mit Frankreich riskieren und DAS zentrale Europäische Rüstungprojekt Projekt evtl beerdigen will. Das will Merkel nicht, das wollen FRA und ESP nicht, das will Biden nicht und auch die EU wäre sauer.
Also internationaler Druck von allen Seiten, mehr Geld per Nachtragshaushalt in die Hand zu nehmen. Den kann auch die SPD nicht so leicht vom Tisch wischen.
2) Die verbesserten Konjunkturprognosen, die vor drei Wochen das voraussichtkliche Wirtschaftswachstum für 2021 von 3% auf 3,5% angehoben haben. Und
für 2022 wird mit einem Anstieg von 3,6 Prozent gerechnet. „Spätestens 2022 werden wir unsere alte Stärke wieder erreicht haben“, sagte Altmaier. „Unsere Wirtschaft ist stark, robust und startklar für den Neustart.“ Im vergangenen Jahr war sie wegen der Corona-Krise um 4,9 Prozent eingebrochen.“
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/konjunktur-deutschland-altmaier-101.html
Das gibt erheblichen finanziellen Spielraum für einen solchen Nachtragshaushalt, der ja gleichzeitig als weitere Konjunkturspritze wirkt. Die Gewerkschaften wird das freuen – also noch mehr Druck auf die SPD, diesmal von innen.
Naja. Dass Geld wächst ja nicht auf den Bäumen. Wie wird denn entschieden wass wichtig und Sinnvoll ist und was eher vertagt wird? Wird das ausgelost? Ist ernst gemeit. Bei der Liste wäre man bei ca 20 mrd € bis 2030 zusätzlich zum sonstigen.
@Sir Prise:
„Hat das Ihre Frage einigermaßen beantwortet?“
Auf jeden Fall. Vielen Dank für die ausführliche Erläuterung.
Man wird also letztendlich den Rotstift ansetzen müssen. Vielleicht ja eher an den Kosten anstatt am Umfang?
Während Neuseeland für 172m lange Versorger (HMNZS Aotearoa) mit Eisklasse 6, CIWS und Heli Deck 300Mio € gezahlt hat um ihre Tanker zu ersetzen, planen wir mit mittlerwile 425Mio € pro Betriebsstofftanker. Nur um sie zwanghaft in Deutschland zu bauen.
Dabeiwären nur geringe Anpassungen nötig.
Beispiele weiterer geeigneter reinen Tanker gäbe es genug.
Wie ich gerade andernorts gelesen habe:
Das norwegische Verteidigungsministerium teilte am 23. März mit, dass das dt u norwegische VtgMin mit TKMS eine Vereinbarung ua zum Bau des U212CD getroffen hätten.
… Vertrag erst dann finalisiert werden kann, wenn er den Bundestag passiert hat. Die parlamentarische Behandlung soll, wegen der Bundestagswahl in diesem Jahr, noch vor der parlamenttarischen Sommerpause erfolgen. Die letzte Sitzungswoche endet am 25. Juni 2021. Im Verteidigungshaushalt sind für die beiden für Deutschland bestimmten Boote 5,5 Milliarden Euro eingeplant.
Mehr Details hier:
https://www.bundeswehr-journal.de/2021/deutsch-norwegisches-uboot-projekt-u212-cd-kommt-voran/
@ „Ein wenig überraschend scheint, dass das Verteidigungsministerium damit auch die bislang als gesichert geltenden multinationalen Projekte infrage stellt – und auch im Haushalt offensichtlich sichere Vorhaben doch nicht so sicher sind.“
Dann kann man das ganze Prozedere nutzen um nach MAWS endlich auch DEU/FR FCAS und MGCS zu beerdigen. Nicht zu fassen ist dieses Schmierentheater bzgl. der Wissensrechte auf FR- Seite. Das viele Geld kann sowohl für die Bundeswehr als auch für die deutsche Industrie wesentlich besser ausgegeben werden. Bessere Partner findet man auch. Zwischen den Ministerien scheint auch das Tischtuch zerschnitten.
@Karl Mohr sagt: 11.05.2021 um 9:49 Uhr
„Es ist also kein „Heldenstück“ einen nicht abgestimmten Plan vorzulegen, sondern Eingeständnis der Unfähigkeit sachlich begründete Prioritäten durchzusetzen, also eher eine Bankrotterklärung.“
Naja Bankrotterklärung ist ja schon ein bisschen dramatisch. Es ist halt Politik in einem Wahlkampfjahr bei knappen Kassen ;)
Aber Sie haben natürlich Recht, in einer perfekten Welt sollte das so nicht laufen. Aber wir leben halt nicht in einer perfekten Welt und das das BMVg deutlich macht, dass dieser Schlamassel nicht durch die Bw zu verantworten ist, kann ich nur begrüßen. Wir ziehen uns viel zu häufig die Schuld für BKAmt, BMF und AA und HHA an.
Sollen die jetzt doch mal selbst rechtfertigen, warum wir so knapp gehalten werden, aber gleichzeitig niemand bereit ist den anderen logischen Schritt, nämlich der Rücknahme der Zusagen an die NATO einzugehen…
@K.B. sagt: 11.05.2021 um 11:01 Uhr
„1. Jetzt besteht die Möglichkeit, dass Großprojekte nicht in Priorisierung der BMVg-Führung finanziert werden, sondern in Priorisierung nach Wahlkreisen wichtiger Abgeordneter. Das kann ja nicht Sinn der Sache sein.“
Das passiert doch jetzt auch schon. Aber bisher hinter verschlossenen Türen, jetzt müssen die Abgeordneten (oder zumindest das BMF, einer von beiden) wenigstens öffentlich die Verantwortung dafür übernehmen, was sie sowieso schon immer gemacht haben, aber wofür bisher WIR die Prügel bezogen haben ;)
@Positroll sagt: 11.05.2021 um 12:16 Uhr
„2) Die verbesserten Konjunkturprognosen, die vor drei Wochen das voraussichtkliche Wirtschaftswachstum für 2021 von 3% auf 3,5% angehoben haben. […] Das gibt erheblichen finanziellen Spielraum für einen solchen Nachtragshaushalt, der ja gleichzeitig als weitere Konjunkturspritze wirkt.“
Hm, das wäre in der Tat erfreulich.
Sieht mir ein Stück weit nach Positionierung für den Wahlkampf aus. Flapsig gesagt: „Wenn die SPD so tun kann, als wolle sie keine bewaffnete Drohne ohne erneute vorherige Debatte, dann kann die CDU/CSU auch so tun, als wolle sie Rüstungsbeschaffung durchsetzen.“
Ok. Wobei das vielleicht ein Bißchen sehr gemein ist. Immerhin zeigt man hier den Willen, Auch solche Projekte in den parlamentarischen Prozeß zu geben und so das Parlament die Entscheidungen treffen zu lassen, was priorisiert werden soll. Denn letztlich kann so m.E. auch die ehrliche Debatte geführt werden, was unsere Parlamentarier sich an Fähigkeiten der Streitkräfte materiell leisten wollen und vor allem, wer wie darüber abstimmt.
Um es mit Birne zu sagen: „Entscheidend ist, was hinten rauskommt!“
Warum schaut man nicht einfach mal, wieviel Geld man tatsächlich ausgeben möchte, und richtet seine Sicherheitspolitik und Streitkräfte danach aus? Das würde vieles ganz einfach machen. Und ehrlich gegenüber den Alliierten wäre es auch.
Ein Teil der Probleme sind doch hausgemacht im BMVg. Ein paar der Vorhaben waren ja bis vor kurzem noch finanziert. Einige der Vorlagen sollten ja noch letztes Jahr ins Parlament bspw. alles rund ums Sturmgewehr. Hätte man schon damals die drei Vorlagen unabhängig voneinander ins Parlament gebracht, hätte man jetzt zwei „Probleme“ weniger.
Und hätte für die alten oder neuen zukünftigen Gewehre moderne Zielmittel „auf Lager“.
https://soldat-und-technik.de/2021/05/bewaffnung/26923/system-sturmgewehr-bundeswehr-finanzierung-fuer-optik-und-optronik-nicht-gesichert/
Was war noch mal die Hauptaufgabe des Staates?
@Metallkopf sagt: 11.05.2021 um 16:42 Uhr
„[…] so das Parlament die Entscheidungen treffen zu lassen, was priorisiert werden soll. Denn letztlich kann so m.E. auch die ehrliche Debatte geführt werden, was unsere Parlamentarier sich an Fähigkeiten der Streitkräfte materiell leisten wollen und vor allem, wer wie darüber abstimmt.“
und
@Koffer sagt: 11.05.2021 um 16:28 Uhr
„Das passiert doch jetzt auch schon. Aber bisher hinter verschlossenen Türen, jetzt müssen die Abgeordneten (oder zumindest das BMF, einer von beiden) wenigstens öffentlich die Verantwortung dafür übernehmen, was sie sowieso schon immer gemacht haben, aber wofür bisher WIR die Prügel bezogen haben ;)“
Der nicht-öffentlich tagende Haushaltsausschuss ist aber sicher nicht der richtige Rahmen für eine derartige Diskussion.
Es gab genug Lesungen für den Bundeshaushalt 2021, auch der Einzelplan 14 wurde dabei gewürdigt. In aller Öffentlichkeit wurde der Finanzrahmen durch die Legislative beschlossen. Auf dieser Basis erwarte ich eigentlich von der Exekutive die bestmögliche Struktur festzulegen. Da kann ich Trevor Faith nur zustimmen.
Für mich rangiert das Vorgehen des BMVg irgendwo zwischen Offenbarungseid und pampigem Kleinkind…
@K.B. sagt: 11.05.2021 um 20:18 Uhr
„Auf dieser Basis erwarte ich eigentlich von der Exekutive die bestmögliche Struktur festzulegen.“
Ja, so sollte es ein.
Aber wir leben halt in der realen Welt und da ist es nun einmal so, dass man auf der politischen Ebene nicht immer das bekommt was man gerne hätte, sondern das beste aus der schlechten Lage machen muss.
„Für mich rangiert das Vorgehen des BMVg irgendwo zwischen Offenbarungseid und pampigem Kleinkind…“
Die Lösung wäre demnach, also jetzt lieber (wieder einmal) die Klappe halten und die Prügel für die Versäumnisse des BKAmt und des BT kassieren.
Was mir einfällt…
War nicht die Idee, die Beschaffung der F/A-18F als Träger der unpopulären amerikanischen Atomwaffen noch vor der kommenden Bundestagswahl durchzubringen, weil man sie danach eigentlich abhaken kann…?
Das dürfte langsam eng werden.
Mir soll es Recht sein, wenn am Ende 45 Growler auf dem Hof stehen, aber Andere sehen das nicht so…
@Der Realist „Das dürfte langsam eng werden.“
Das passt in der Tat wie Faust auf’s Auge ;) Ich sag mal so…nicht alles was nicht passt, kann mal eben so passende gemacht werden. Offensichtlich bestehen da Probleme mit der „Garage“.