AKK-Antwort auf Brandbrief von Abgeordneten: Für manche Rüstungsprojekte fehlt halt langfristig das Geld
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat nach Kritik aus der eigenen Koalition das Vorgehen verteidigt, bereits im Verteidigungshaushalt für dieses Jahr eingestellte Rüstungsbeschaffungen wieder zur Disposition zu stellen. Bei der Finanzplanung für größere Vorhaben müsse auch berücksichtigt werden, ob nicht nur in diesem und im kommenden Jahr, sondern auch in den Folgejahren das nötige Geld zur Verfügung stehe, schrieb die Ministerin zwei Haushalts- und zwei Verteidigungspolitiker:innen aus Union und SPD. Diese Position, betonte Kramp-Karrenbauer, sei mit dem Bundesfinanzministerium abgestimmt.
Vor einer Woche hatten sich die haushalts- und verteidigungspolitischen Sprecher von Union und SPD die Planung die Ministerin für die Bundeswehrbeschaffungen noch in diesem Jahr gewandt. Vor allem die Vorhaben zur Disposition zu stellen, die bereits im Haushalt 2021 festgelegt seien, müsse Kramp-Karrenbauer erläutern, forderten die CDU-Abgeordneten Eckhardt Rehberg (Haushalt) und Henning Otte (Verteidigung) und die SPD-Parlamentarier Dennis Rohde (Haushalt) und Siemtje Möller (Verteidigung). Ultimativ verlangten sie von der Ministerin eine detaillierte Erklärung bis zum (gestrigen) 28. Mai.
Die Antwort Kramp-Karrenbauers schickte das Ministerium am späten gestrigen Freitagabend ab; aus dem Schreiben:
Für Ihr gemeinsames Schreiben vom 21. Mai 2021 bedanke ich mich. Ich danke Ihnen besonders für Ihre Unterstützung der Bundeswehr im Parlament. Die bestmögliche Ausstattung unserer Soldatinnen und Soldaten ist unser gemeinsames Anliegen.
Ich habe im Verteidigungsausschuss, im Haushaltsausschuss und öffentlich deutlich gemacht, dass für mich das Prinzip gilt, dass kleine und mittlere Projekte, die häufig direkt der Truppe zugutekommen, im Haushalt nicht durch Großprojekte verdrängt werden dürfen. Dieser Fehler der Vergangenheit darf sich im Interesse der Soldatinnen und Soldaten nicht wiederholen. Ich bin froh, dass diese Position durch die Abgeordneten im Verteidigungsausschuss und im Haushaltsausschuss Zustimmung erfahren hat.
Bereits zu Beginn des Jahres 2021 zeigte das BMVg dem Parlament auf, welche
25 Mio. Euro-Vorlagen in dieser Legislaturperiode möglicherweise noch beraten werden können, abhängig von den jeweiligen Verhandlungsständen der Projekte.
Meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es gelungen, zu einer Vielzahl an auch hochkomplexen und internationalen Vorhaben unterschriftsreife Verträge zu verhandeln und die erforderlichen Beiträge zu den 25 Mio. Euro-Vorlagen zu fertigen.
Natürlich bemisst sich die Finanzierbarkeit überjähriger Vorhaben aus dem laufenden Haushalt zunächst nach ihrer Veranschlagung im Haushalt 2021 und im Finanzplan bis 2024. Im Sinne verantwortlicher und nachhaltiger Politik und unter Wahrung des Prinzips, kleine und mittlere Projekte nicht einfach zu verdrängen, sind aber auch der Regierungsentwurf des Haushalts 2022 und der Finanzplan bis 2025 zu berücksichtigen. Der Eckwertebeschluss der Bundesregierung vom 24. März 2021 hat hierfür die maßgeblichen Rahmenbedingungen gesetzt. Für den Verteidigungshaushalt folgte daraus, neben einer Plafondsteigerung im Jahr 2022, im Finanzplan bis 2025 im Wesentlichen nur eine Fortschreibung des aktuellen Plafonds. Die für das BMVg aktuell absehbaren Konsequenzen, auf bereits im laufenden Haushalt veranschlagte Vorhaben, möchte ich Ihnen nachstehend im Einzelnen darlegen.
Der Verteidigungshaushalt steigt gemäß Eckwertebeschluss der Bundesregierung vom 24. März 2021 von 46,9 Mrd. Euro im laufenden Jahr auf 49,3 Mrd. Euro im Jahr 2022. Anschließend reduziert er sich von 46,3 Mrd. Euro im Jahr 2023 auf 46,2 Mrd. Euro im Jahr 2024 und auf nur noch 45,7 Mrd. Euro im Jahr 2025. (…)
Die Betriebsausgaben (Personal, Versorgung, Materialerhaltung, Betreiberverträge, Militärische Anlagen etc.) steigen u. a. inflationsbedingt regelmäßig (Ist-Mittelwert 2014 bis 2020: rd. 1,4 Mrd. Euro p. a.). … Wenn sich die steigenden Kosten für Personal, Versorgung, Materialerhalt, Betreiberverträge, Militärische Anlagen etc. nicht in einem entsprechend steigenden Plafond widerspiegeln, verbleiben nur zwei Möglichkeiten des Handelns: Entweder wären diese Mittel zu kürzen – mit unmittelbaren Folgen für die Truppe – oder die disponiblen Ausgaben wären zu reduzieren. Dies sind im Wesentlichen die rüstungsinvestiven Ausgaben. Dazu zählen aus hiesiger Sicht, neben dem Kapitel 1404, nahezu das vollständige Kapitel 1405 sowie einzelne Titel des Kapitels 1401.
Im laufenden Haushalt liegen die ausplanbaren rüstungsinvestiven Ausgaben bei
10,3 Mrd. Euro. Laut aktueller Haushaltsanmeldung steigt dieser Wert im Haushalt 2022 auf ausplanbare 10,8 Mrd. Euro. Sie sinken dann auf Basis der bisher erfolgten Anmeldung des BMVg auf 6,6 Mrd. Euro im Jahr 2025 (-4,2 Mrd. Euro im Vergleich zum Jahr 2022). In der Bundesregierung besteht Einigkeit darüber, dass es bestimmte Großvorhaben gibt, die von einer besonderen Bedeutung sind.
Laut Eckwertebeschluss handelt es sich dabei um folgende Vorhaben: „Dies gilt insbesondere für Vorhaben im Rahmen der deutsch-französischen und deutsch-norwegischen Rüstungskooperationen, die Schließung der Fähigkeitslücke zur luftgestützten, signalerfassenden Aufklärung (PEGASUS), die Nachfolge des Kampfflugzeugs TORNADO, den Ersatz der veralteten Flottendienstboote, die Beschaffung von Luftfahrzeugen zur U-Boot-Abwehr sowie eines Taktischen Luftverteidigungssystems.“
Wir führen derzeit mit dem BMF konstruktive Gespräche. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit dem Regierungsentwurf zum Haushalt 2022 und dem neuen Finanzplan den Weg für die im Eckwertebeschluss genannten Rüstungsvorhaben gemeinsam mit dem BMF freimachen können.
Für die anderen Rüstungsinvestitionen wurde durch das BMVg, in Abstimmung mit der militärischen Führung, nachdem zunächst die im Eckwertebeschluss 2022 aufgeführten Vorhaben, als im Einzelplan 14 nicht finanziell hinterlegt, „vor die Klammer“ gezogen wurden, folgendes Priorisierungsrational angewandt:
a) maximal mögliche Aufrechterhaltung der mit dem Haushalt 2021 beabsichtigten Vorhaben,
b) Fähigkeitserhalt vor Fähigkeitsaufwuchs, Modernisierung und Neumaßnahmen,
c) klein- und mittelvolumige Vorhaben (< 25 Mio. Euro) vor Großvorhaben,
d) Digitalisierung sowie Führung und Unterstützung vor Wirkung und Aufklärung,
e) Beschaffung vor Entwicklung.
Die Abbildung der steigenden Betriebsausgaben gewährleistet grundsätzlich hinreichende Dotierungen der betroffenen Titel in den Bereichen Personal und Versorgung, Materialerhaltung, Administrative IT, Bekleidung, internationale Einsätze, Betreiberlösungen und Infrastruktur. Aber auch hier ist bereits ein Realisieren aller angestrebten Ziele, z. B. bei der Infrastruktur oder der Digitalisierung, aus Plafondgründen nicht möglich.
Das angewandte Priorisierungsrational stellt aus Sicht des BMVg, unter den gegebenen negativen Rahmenbedingungen, diejenige Handlungsalternative mit dem bestmöglichen Ergebnis für den Weg zur Erreichung der nationalen Ambition dar.
Der in der Truppe dabei erreichbare flächendeckend spürbare Nutzen klein- und mittelvolumiger Vorhaben, u. a. des Fähigkeitserhalts, wurde dabei höher gewertet als die Umsetzung einzelner Großvorhaben. (…)
Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass alle, sich aus dem Fähigkeitsprofil der Bundeswehr ableitenden Projekte, notwendig sind und dass es wünschenswert wäre, alle diese Projekte umzusetzen. Wenn sich das aber erkennbar in den Finanzlinien nicht abbildet, muss das BMVg eine Priorisierung auf der Grundlage sorgfältiger Abwägungen vornehmen. In vielen Beratungen der letzten Monate habe ich immer wieder darauf hingewiesen, dass dies eine schwierige Situation wird, in der die Bundesregierung ihre entsprechende Verantwortung wahrnimmt.
Dieses Schreiben ist mit dem Bundesministerium der Finanzen abgestimmt.
Ob sich die Parlamentarier damit zufriedengeben werden, bleibt abzuwarten – insbesondere, ob sie von dem den Brief beigefügten Anlagen, in denen unter anderem einzelne Projekte und deren Finanzierung oder auch die Verschiebung der Finanzmittel in andere Vorhaben erläutert werden, überzeugt werden.
Nicht zuletzt werden sie die Antwort Kramp-Karrenbauers vor dem Hintergrund sehen, dass im vergangenen Jahr mehrere Großvorhaben angestoßen wurden, die auf Jahre Haushaltsmittel binden – also eigentlich genau das passiert ist, was die Ministerin jetzt als Grund dafür heranzieht, bestimmte Projekte nicht weiter zu verfolgen. Zugleich setzt sich aber mit den vom Bundeskabinett insgesamt festgezurrten Projekten dieser Trend prinzipiell fort.
Vor allem aber kommen Ministerium und Bundeswehr aus der Falle der steigenden Betriebskosten nicht heraus: Die bewegen sich, so ist aus einer der Anlagen zum Schreiben ersichtlich, auch mit den jetzt gültigen Haushalts-Eckwerten trotz fallender Finanzlinie insgesamt mit steigender Tendenz auf die 40 Milliarden Euro pro Jahr zu.
Eine Detailbetrachtung der 15 Vorhaben, für die laut Ministerium die Finanzierung nicht gesichert ist, an dieser Stelle erst einmal nicht – obwohl da auch ein genauerer Blick lohnt: So ist zum Beispiel inzwischen das Entwicklungsprojekt Joint Fire Support Team auf dem Transportpanzer Boxer gesichert, weil durch eine Umpriorisierung innerhalb des Einzelplans 14 dafür Geld frei wurde. Allerdings ging nach Informationen von Augen geradeaus! diese Umpriorisierung zu Lasten eines bereits weitgehend fertigen Munitionsprojekts, der Suchzündermunition Artillerie (SMArt) – nicht direkt verständlich angesichts des erklärten Grundsatzes Beschaffung vor Entwicklung und der immer wieder beklagten Defizite bei der Munition.
(Wird ggf. ergänzt)
(Archvbild: Eine Global6000 der Luftwaffe, noch auf dem Berliner Flughafen Tegel – Flugzeuge dieses Typs sind für das neue Aufklärungssystem PEGASUS vorgesehen; bislang ist allerdings nur die Finanzierung der Flugzeuge und nicht die des Gesamtsystems gesichert)
Kleiner Hinweis: Nein, bitte keine Kommentarschau, wie AKK in div. Medien abschneidet. Wenn der European-Herausgeber sie als Rockstar und künftige NATO-Generalsekretärin sieht, ist das seine Sache, und dann kommen andere Medien und beurteilen sie deutlich härter und wir machen hier das Ranking je nach Kommentarlage? Bitte nicht. Ist übrigens auch nicht Thema dieses Threads.
Aktuell gibt es auf Soldat und Technik ein Artikel bzgl „Zwischenschritt 2 Division 2027“
mit dem Fokus darauf was für Material denn noch für die Kampftruppen fehlen würde…
u.a.
weitere 72 Puma S1 (kws Maßnahme) um somit insgesamt 266 kriegstaugliche Pumas zu haben
für die mittleren Kräfte 43 schwere waffenträger auf Boxer Basis
JFST auf Boxer Basis
das ist aktuell alles noch nicht haushaltstechnisch hinterlegt…
müsste aber auch zeitnahe beauftragt werden wenn man ab 2026 darauf zurückgreifen will…
ich schätze alleine die Kosten hierfür auf 1-1,5Mrd €
aber es gibt ja auch noch genug andere Baustellen…wobei die Baustellen beim Heer vermutlich die günstigsten sind 😜
@obibiber 05.06.2021 um 14:05 Uhr
Wie Sie richtig sagen ist noch nicht einmal die Kampftruppe für den „Zwischenschritt 2 Division 2027“ gerüstet. Hinzu kommen Kampfunterstützung, Einsatzunterstützung (z.B. Log und San) und Führungsunterstützung.
Das ist dann nur die (verglichen mit z.B. US nicht einmal besonders starke) Heeresdivision. Die weiteren Ebenen der Einsatz- und Führungsunterstützung werden stets totgeschwiegen und eine streitkräftegemeinsame Perspektive hat sowieso niemand in Berlin.
Fazit: Das Zwischenziel 1 wird mit Mühe und Not (Substitution, Minderausstattung, flexibles Materialmanagement) erreicht, das Zwischenziel 2 never ever, und über das was jenseits 2031 mal geplant war fantasieren noch nicht einmal mehr die Traumtänzer in Heeresuniform, die es mal erfunden haben.
@Sailor 1995
Immerhin soll das Heer ein LCC stellen können! Wegen „Rahmennation“ und „Anlehnungspartner“, und so.
@obiber:
Die im obigen Brief erwähnte Planungssystematik legt nahe, dass diese Themen nicht wichtig sind.
Mit der absehbaren Finanzierung der prominenten Vorhaben aus dem Verteidigungshaushalt ist eh endgültig kein Geld mehr da – bis zum Ende des Jahrzehntes.
Damit rücken „kriegstaugliche“ Großverbände der gesamten Dimension Land (mit vielen Kleinprojekten, die angeblich so wichtig sind!) in weite Ferne.
Damit ist eine Vielzahl von NATO-Verpflichtungen nicht mehr zu erfüllen.
Wen stört es?
@Sailor 1995 sagt: 05.06.2021 um 16:35 Uhr
„und über das was jenseits 2031 mal geplant war fantasieren noch nicht einmal mehr die Traumtänzer in Heeresuniform, die es mal erfunden haben.“
Warum dieser ätzende Ton?
Die Planung war doch solide unter der durch die Politik vorgegebenen Annahme, dass der Verteidigungshaushalt kontinuierlich Richtung 2% steigen würde. Hätten jetzt die Kameraden in der Planung rufen sollen „Lüge!“ und den Planungsauftrag verweigern sollen?!?!
@Sailor 1995
Im Fähigkeitsprofil ist für das Heer festgelegt
ZS 1 VJTF Umsetzungsphase bis 2023
ZS2 Division 2027, Vollausstattung
ZS 3 jenseits 2027 die volle Wiederbefähigung zu LV/BV gesamtes Heer.
Schon im bekannten Hardthöhenkurier (5/20) hat InspH dazu kräftige Kriterien formuliert, u.a.:
– weg von der „Einsatzlogistik“ hin zur „Kriegslogistik“. Dies bedeutet von hinten nach vorn abnehmende industrielle Unterstützung.
– Operative Feststellung (Prüffrage): die Division 2027 (+ VJTF, + LCC/Korps) ist der bündnispolitische Lackmusstest für Deutschland.
Wir sind auf gutem Weg. Mit weiterhin verlässlicher finanzpolitischer Alimentierung wird das Heer Erfolg haben.
https://www.hardthoehenkurier.de/hhkemags/hhkfreemags/2020-05/index_30.html#page=20
[Was soll dieses nicht gekennzeichnete Zitat? Der letzte Satz stammmt vom Inspekteur Heer aus der verlinkten Zeitschrift, vielleicht können Sie sich einfach mal die Mühe machen, Quellen auch zu kennzeichnen? T.W.]
@Koffer:
„Die Planung war doch solide unter der durch die Politik vorgegebenen Annahme, dass der Verteidigungshaushalt kontinuierlich Richtung 2% steigen würde. “
Zunächst mal stellt sich da die Frage wer „die Politik“ ist. Die Bundesregierung hatte zwar dem (interpretationsbedürftigen) 2%-Ziel zugestimmt, jedoch die Finanzlinie nicht entsprechend angepasst.
Stattdessen hat die Bundesregierung dann später das 1,5% Ziel für 2024 verkündet, auch danach gab es in der Finanzplanung nur ein Fahren auf Sicht.
Das BMVg wiederum plante dann intern mit der Vorgabe, dass der Einzelplan 14 in absoluten Zahlen bis 2024 auf knapp 60 Mrd. anwächst. Diese Annahme wurde mit der Finanzplanung bis 2024 ebenfalls im letzten Jahr schon hinfällig.
Nun wo das Kind in den Brunnen gefallen ist, schreit „die Politik“ im BMVg auf.
Was fehlt ist ein Plan B entlang der offiziellen und bekannten Finanzlinie – nicht erst seit den Eckwerten in diesem Jahr.
Mit den absehbaren Entscheidungen zu FCAS u.ä. implodiert die überoptimische Planung endgültig.
Letzte Hoffnung ist ein angepasster Finanzplan im Regierungsentwurf zum Haushalt. Aber auch das ist erneut Prinzip Hoffnung.
Die Verantwortung dafür tragen sicher keine Heeresplaner.
Sondern die Leitung des BMVg, die das Wissen der verschiedenen Abteilungen nicht zu einem Lagebild verbunden hat und entsprechende Vorgaben gemacht hat.
Die Aktionen der Ministerin in Richtung Bundestag waren ja bisher auch wenig erfolgreich.
Solide Planung sieht anders aus.
@KPK:
Da die Finanzierung weder auskömmlich noch verlässlich ist, ist die Division 2027 bereits jetzt Makulatur.
Soviel zum Lakmustest.
Das Heer wird nicht voran kommen, sondern – wenn überhaupt – auf der Stelle treten. In Teilen sogar weiter zurückfallen.
Auch nur eine „kriegstaugliche“ Division ist bei unveränderten Rahmenbedingungen bis zum Ende des Jahrzehntes völlig unrealistisch.
@Koffer
@KPK
2% war von Anfang an eine politische Zahl. Dies als Annahme für Streitkräfteplanung/Fähigkeitsprofil zu nehmen war naiv oder unseriös.
Und das fortgesetzte Ignorieren der Streitkräftegemeinsamkeit durch die militärische Führung und der Bundeswehrgemeinsamkeit durch die militärische und die zivile Führung zeugt nicht von ausgeprägter Verantwortung für das Ganze vor den Teilen.
Ja, mich stört dabei vor allem die Konzentration auf das „Weltklasseheer“. Was sollen wir mit einer Division und nichts dahinter?
Zur Kriegslogistik: vielleicht sollten Sie mal einen Faktencheck zum Umfang der Heereslogistik und der streitkräftegemeinsamen SKB-Logistik machen.
Und warum schauen alle immer nur auf die mobile Logistik und nicht auf das komplette Paket von Kampf-, Einsatz- und Führungsunterstützung, für das noch nicht einmal planerisch Vorsorge für 2027 getroffen wurde?
Wie ich bereits sagte, schon die VJTF Brigade 2023 mit Vollausstattung auf dem Hof ist gescheitert, die Vollausstattung der Division 2027 (auch ohne Unterstützung) nicht alimentierbar, die selbstgesetzte NATO-Verpflichtung nur noch auf dem Papier erfüllbar.
@T.W.
Ich habe doch wohl deutlich den Hinweis auf InspH und Hardthöhenkurier herausgestellt.
[Was an dem Hinweis, dass das Zitat nicht als solches gekennzeichnet und zugeordnet war, ist nicht verständlich? T.W.]
Fast jedem Abiturienten ist klar:
In Europa kann es wieder Kriege geben.
Das hat sich seit 2014(!) auch schon im Heer rumgesprochen.
Das einzige,was angepasst wurde, ist die Sprache, Kriegslogistik, Kriegstauglichkeit, das Wort Krieg war in den letzten Jahren eine Lieblingsvokabel der InspH. Doch Worte allein helfen nicht!
Doch war ist, das Deutsche Heer ist das viele Geld nicht wert
Mehr oder weniger kriegsbereit? Eher weniger.
Wer eher verwaltet, kümmert sich nicht um Innovation. Wer dem BMVg hilft Parteipolitik zu betreiben, polarisiert statt dass Kompromisse erarbeitet werden. Wer Mikromanagement betreibt, erkennt die Zusammenhänge nicht.
Notwendig sind jedoch nur jene Kräfte, die Einsatzbereitschaft produzieren können. Das ist hartnäckige Arbeit, und würde privates Kapital dabei verwendet, bestes Unternehmertum. Das gilt auch für die Armee, denn schon Clausewitz verwendete in seinen Ausführungen über den Krieg oft den Begriff „Unternehmen“.
Das alles weiß man auch in Russland und/oder China! Wollten wir nicht abschrecken?
Analysen zeigen, es wird mindestens fünf – 10 Jahre dauern, bis die notwendige Reform des Heeres verwirklicht werden kann. Was gegenwärtig geschehe, lautet die bittere Erkenntnis der Experten, sei reine Improvisation.
Ein gut ausgebildeter Soldat ist viel mehr wert als modernste Waffen, stimmt. Doch selbst bei der Ausbildung hapert es seit Jahren. An modern Waffen in erforderlicher Zahl sowieso!
In den Dienststellen weiß fast jeder um den Zustand des Heeres, doch man verschönert die Welt nach oben hin, immer noch oder besser, nun wieder. Den Erfolge für die Frau AKK müssen her. Wenn man allerdings nur die offiziellen BW Publikationen zur Hand nimmt, ist man von der realen Welt abgenabelt. Wenn man dies dann auch noch glaubt, dann Gute Nacht Heer!
@Memoria sagt: 06.06.2021 um 9:17 Uhr und @Sailor 1995 sagt: 06.06.2021 um 9:51 Uhr
Ich bin immer wieder erstaunt, wiesehr hier im Blog in theoretischen Welten gelebt wird.
Wenn die Abteilung Plg allen Ernstes eine am politisch erklärten 2% Ziel vorbei laufenden Planung gemacht hätte, wäre das sofort als Illoyalität ggü. der BM und der BK bewertet worden und durch Presse und Opposition ausgeschlachtet worden.
Darüber hinaus hätte eine solche „Palastrevolution“ auch vermutlich nur wenige Tage überlebt.
@Koffer:
Die 2% waren nie planungsleitend, sondern nährungsweise 1,5% in absoluten Zahlen.
Siehe auch:
https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/verteidigungsetat-2021-reichen-der-bundeswehr-13-milliarden-euro-mehr
Eine alleinige (!) Planung fernab der Finanzplanung des Bundes ist auch nicht gerade seriös. In früheren Zeiten orientierte sich die Planung an der Finanzplanung mit einem „Aufschlag“ von ca. 10%.
Soviel vielleicht zu den theoretischen Welten. Das BMVg hat über Jahre aufgrund unrealistischer Eckwerte geplant.
Allgemein ist Eventuallfallplanung ja eh ministeriell außer Mode gekommen – aus Angst vor wem auch immer.
Es war mal das Selbstverständnis guter Stabsarbeit verschiedene Handlungsmöglichkeiten zu durchdenken.
Mittlerweile kann das der Apparat gar nicht mehr wirklich (politisch nicht gewollt, die Presse, die Opposition).
Früher gab es dafür als Gegengewicht dafür den Planungsstab.
Genau dieser gab den Impuls für die Transformation der Bundeswehr unter BM Struck. Den von dort kam die Information, dass die gesamte Bundeswehrplanung unrealistisch ist.
Aber wir werden ja bald sehen wohin dieser nun verfolgte Weg der überoptimistischen Planung führt.
@Koffer
Das braucht Sie nicht zu erstaunen. Es gibt noch immer (einige wenige) Mitarbeitende der Bundeswehr, die Opportunismus und Karriere um jeden Preis nicht mit ihrem beruflichen Selbstverständnis vereinbaren können.
Dass diese Menschen nicht in führender Position im Ministerium sitzen brauchen Sie mir nicht zu sagen. Die Auswahlkriterien der UvdL sind wohlbekannt.
Was die Akteure und das 2% Ziel anbelangt greifen Sie allerdings ein wenig zu kurz. Allen war klar, und das wurde auch publiziert und die Opposition und die Presse haben das weidlich ausgewalzt, dass die 2% nicht erreichbar sind. Es war also gar nicht erforderlich die Fähigkeitslatte so hoch zu legen.
Die Abteilung Planung war zwar federführend, die anderen ministeriellen Abteilungen und die Leitungsbüros waren im Prozess durchgehend beteiligt, wenn nicht gar Treiber (siehe z.B. Abt Pol zu NATO-Verpflichtungen).
Im Gegensatz dazu haben zumindest die Unterstützungsbereiche San, SKB und CIR von vornherein und immer wieder auf die Nichtfinanzierbarkeit des Fähigkeitsprofils nach ZS 1 hingewiesen.
@ Memoria sagt: 06.06.2021 um 14:23 Uhr
„Früher gab es dafür als Gegengewicht dafür den Planungsstab.“
LOL, und Sie glauben allen Ernstes, das der Planungsstab eine Eventualfallplanung im Gegensatz zum erklärten politischen Willen aufgestellt hätte? Ich bitte Sie, das ist doch äußerst unrealistisch. Gerade weil der Planungsstab ja so eng an der Leitung war.
@Sailor 1995 sagt: 06.06.2021 um 14:48 Uhr
„Das braucht Sie nicht zu erstaunen. Es gibt noch immer (einige wenige) Mitarbeitende der Bundeswehr, die Opportunismus und Karriere um jeden Preis nicht mit ihrem beruflichen Selbstverständnis vereinbaren können.“
Und schon wieder dieser ätzende Ton. Ich kann dem nichts abgewinnen. Ich halte das für unkameradschaftlich. Sorry, aber solche persönlich-unsachlichen Töne gegen die Kameraden in der Abteilung Plg sind doch vollkommen deplaziert in einem Fachblog. Wir sind hier doch nicht in einer Facebook-Shitstorm-Blase.
@Koffer:
Der Planungsstab unter Borkenhagen hat für Struck fortlaufend politischen Anspruch und Wirklichkeit abgeglichen.
Die Transformation war auch nicht gewollt, sondern sachlich-haushalterisch notwendig – mit allen Folgen. Ob sie es glauben oder nicht.
Der erklärte politische Wille an dem sich ein Ressort bei Ausgaben zu orientieren hat ist übrigens grundsätzlich der FinPlan.
Das BMVg leitete seinen Bedarf übrigens auch nicht aus 2% ab, sondern den Einmeldungen in den NDPP.
Da ist ihre Argumentation schon etwas bemüht die Vorgehensweise zu rechtfertigen.
Wir werden uns da aber nicht einig werden.
Es lässt aber erneut erkennen wie man im BMVg glaubt erfolgreich zu sein.
@Memoria sagt: 06.06.2021 um 18:04 Uhr
„Der erklärte politische Wille an dem sich ein Ressort bei Ausgaben zu orientieren hat ist übrigens grundsätzlich der FinPlan.“
Das ist doch Rabulistik. Sie argumentieren wieder einmal formal.
Und da stimme ich Ihnen absolut zu. Nichts was Sie sagen ist falsch.
Es ist halt nur nicht realistisch. Wenn die BK und die BM (wieder einmal) öffentlich erklären, dass die Bundesrepublik beabsichtigt ihre Verpflichtungen ggü. der NATO und der EU einzuhalten und kontinuierlich Schritte in Richtung der zugesagten 2% zu gehen, dann glaube Sie doch nicht allen Ernstes, dass es durch die Leitung akzeptiert werden würde, wenn der militärische Teil des BMVg anders plant?!?!
Zumindest unter der letzten Ministerin halte ich das für absolut weltfremd. Die aktuelle BM in Kombination mit dem aktuellen GI sind da vielleicht (vielleicht!) etwas souveräner, aber das ist Wasser unter der Brücke in der Vergangenheit war es auf jeden Fall abwegig.
Also bringt es auch nichts auf der Basis einer solchen Theorie Vorwürfe zu erheben.
Man sollte mEn lieber in der (politischen) Realität leben und argumentieren und gleichzeitig daran arbeiten diese für die Zukunft für unsere Streitkräfte besser zu gestalten.
Und genau daran arbeitet ja AKK offensichtlich mit ihrem derzeitigen Vorgehen. Vielleicht nicht so verhaftet in Theorie und Prinzipien wie Sie sich das gerne wünschen würden, aber dafür wenigstens öffentlich und beharrlich. Hoffentlich auch wenigstens ein bisschen erfolgreich. Mal sehen.
@Koffer:
„Hoffentlich auch wenigstens ein bisschen erfolgreich. Mal sehen“.
Da sind wir uns einig – bald werden wir sehen, ob der unkonventionelle Weg erfolgreich war.
Der Bundeswehr wäre es zu wünschen.
Die Ausführungen von Koffer sind wieder herzallerliebst.
Wenn die Politik irgendeinen völlig weltfremden Blödsinn erzählt und diverse extrem teure Rüstungsprojekte im europäischen Rahmen anstoßt, hat das BMVg gefälligst mitzuklatschen und niemand hat einen Plan B zu erarbeiten.
Wenn irgendwo zwischen den Wolkenschlössern die 2% herumgeistern, dann sind die als Planungsgrundlage zu nehmen.
Mal im Ernst, als hätte irgendein Minister wütend auf die 2% verwiesen und darauf bestanden damit zu planen.
Und als wenn es sinnvoll gewesen wäre keine Priorisierung zu haben um mit weniger auszukommen.
Dieser Mist geht ja auch munter so weiter.
Neue Projekte sind öfter mal ein Problem. So mancher erinnert sich, dass es wohl Auskunftsersuchen an die USA zum Kampfhubschrauber AH-64 Apache gab.
Aber das hier aus dem November ist natürlich auch wieder goldig gewesen:
ESUT – Entwicklung der nächsten Hubschrauber-Generation gestartet
„Fünf NATO-Staaten wollen gemeinsam die nächste Generation von mittleren Mehrzweckhubschraubern entwickeln. Frankreich, Deutschland, Griechenland, Italien und Großbritannien unterzeichneten am 19. November 2020 eine entsprechende Absichtserklärung. Das Projekt gehört zu den sogenannten High Visibility Projects (HVP) der NATO. Für Deutschland unterzeichnete die Bundesministerin der Verteidigung Annegret Kramp-Karrenbauer die Absichtserklärung.“
AKK meint es fehlt überall Geld aber neue Projekte anstoßen geht immer. Toll ist auch das Leuchtturmprojekt bei der Nato jetzt „High Visibility Project“ kurz HVP heißt.
Von der Nutzungsdauerverlängerung des Wiesel 1 und dessen ablöse reden wir besser auch nicht. Die ausgewählten Industriepartner sind teils völlig kompetenz- und talentfrei, in dem was sie tun sollen und der Generalunternehmer hat noch nie an Kettenfahrzeugen gearbeitet.
Dabei ist doch klar, wenn wir keine neuen Hubschrauber bekommen, ist der Wiesel völlig unnütz. Warum also den günstigen Wiesel zu Mondpreisen aufrüsten, beim Nachfolger enorme Risiken bei den Unternehmen eingehen, wenn noch nicht mal die Grundvoraussetzung für den Betrieb, nämlich neue Helikopter, als gesichert gelten?
@SvD
Ich sehe den STH auch mit immer mehr Fragezeichen. Man hat das Gefühl, dass andere Projekte priorisiert werden, was bei einem Ersatz der CH-53 2025 nicht sein dürfte.
Mein Tipp geht aktuell dahin, dass man eine möglichste geringe Anzahl von Chinook und weitere NH90 kaufen wird.
Die vielleicht 20 Chinook werden dann zusammen mit einem NATO-Partner betrieben.
Das Projekt ist kostenseitig völlig aus dem Ruder gelaufen.
@SvD sagt: 08.06.2021 um 11:17 Uhr
„Wenn die Politik irgendeinen völlig weltfremden Blödsinn erzählt und diverse extrem teure Rüstungsprojekte im europäischen Rahmen anstoßt, hat das BMVg gefälligst mitzuklatschen“
????
Das habe ich doch gar nicht geschrieben. Lesen Sie bitte was ich geschrieben habe.
„und niemand hat einen Plan B zu erarbeiten.“
Das wiederum habe ich geschrieben. Zwar nicht weil ich es unbedingt gut finde, aber im Rahmen des Primats der Politik wäre es halt nun einmal schwierig, wenn ein Teil des BMVg an der erklärten politischen Position von BK und BM vorbei planen würde. Das wäre vermutlich sowohl der Öffentlichkeit, als auch dem Parlament ggü. nur schwer verkaufbar.
Wie ich schrieb, vielleicht unter der aktuellen BM eher, die hier ja wesentlich souveräner auftritt, aber unter vdL kann ich mir in keinem Universum vorstellen, dass das gelaufen wäre.
„Das wäre vermutlich sowohl der Öffentlichkeit, als auch dem Parlament ggü. nur schwer verkaufbar.“
Klar wäre so ein Plan B verkaufbar.
Wenn der Minister völligen Blödsinn erzählt ist eine Korrektur aus dem Ministerium nicht unüblich. Zumindest auf Presse- und Parlamentsanfragen muss man ja irgendwie reagieren.
Es muss aber auch niemand wissen das es einen Plan B gibt. Intern kann man weiter nach Priorisierung arbeiten und was dann später hinten rüber fällt, fällt halt rüber.
Die NATO fordert ein „Alignment“ bei der Entwicklung der aktuell drei 6th Generation Fighter, die in Planung sind:
https://www.defensenews.com/global/europe/2021/06/10/top-nato-general-urges-alignment-between-us-and-european-sixth-gen-fighter-plans/
Interessant hier die Aussage, dass Europs sich zwei ähnliche Projekte nicht leisten kann…
Vielleicht wacht man ja innerhalb der NATO auf, legt Tempest und FCAS zusammen und spart so 20 bis 30 Prozent der Gesamtkosten, die man dann für andere dringende Projekte verwenden kann.
@SvD sagt: 10.06.2021 um 10:22 Uhr
„Klar wäre so ein Plan B verkaufbar.
Wenn der Minister völligen Blödsinn erzählt ist eine Korrektur aus dem Ministerium nicht unüblich. Zumindest auf Presse- und Parlamentsanfragen muss man ja irgendwie reagieren.
Es muss aber auch niemand wissen das es einen Plan B gibt. Intern kann man weiter nach Priorisierung arbeiten und was dann später hinten rüber fällt, fällt halt rüber.“
Sorry, aber das ist doch weltfremd.
Solche Planungen lassen sich nur mit größtem Aufwand vertraulich halten und wenn ein Vorgang mit ganz kleinem Kreis und nur papierhaft „Hand-zu-Hand“ bearbeitet wird, dann fehlt meistens der notwendige Sachverstand der Fachleute und des nachgeordneten Bereichs. Und in dem Moment, wo man den Kreis erweitert finden solche Papiere den Weg an die Presse und/oder ins Parlament.
Und dann lautet die Frage: Frau AKK folgen Sie nicht mehr der durch die BReg unter Beteiligung des AA und mit ausdrücklicher Billigung der BK vorgegebenen Linie?
Antwort: doch natürlich
Folgefrage: warum plant dann ihr Haus an denen von Ihnen mitgetragenen Grundzügen der BReg vorbei? Haben Sie Ihr Haus etwa nicht im Griff??
Antwort: es ist lediglich eine Reserveplanung für den Fall der Fälle
Folgefrage: Sie gehen also davon aus, dass die durch die BK vorgegebene Linie sich möglicherweise nicht realisieren wird? Werfen Sie der BK Unehrlichkeit vor?
Antwort: wir wollen nur auf alles vorbereitet sein.
Folgefrage: haben Sie dies auch ggü. der NATO und der EU angezeigt, die Möglichkeit, dass DEU seine Zusagen nicht erfüllen wird
…
…
…
Bei AKK, könnte ich mir das vielleicht sogar unter Umständen vorstellen, die ist ja durchaus souverän in solchen Fragen, wie wir bereits mehrfach bei Fragen wie Bewaffnung von Drohnen oder Rüstungsvorhaben gesehen haben. Aber auch bei AKK halte ich das nicht für wahrscheinlich.
Und bei vdL wäre das vollkommen abwegig gewesen. Da wären solche Planungen niemals akzeptiert worden.
Das können Sie jetzt vielleicht aus puristischer Sicht kritisieren, aber es ist nun einmal die politische Realität.
Daran könnte man nur etwas ändern, wenn man höheren Beamten und Generalen mehr Unabhängigkeit von der Politik gewähren würde (gibt da ja z.B. in AUT oder in GBR entsprechende Modelle von rechtlich abgesicherter Unabhängigkeit, bei gleichzeitig natürlich unverändert gegebenem Primat der Politik). Aber ich sehe keine solchen Bestrebungen in DEU, die einzigen, die da überhaupt jemals etwas öffentlich gefordert haben, war die AfD und bei deren Anträgen ist es ja häufig eher Provokation, als ernst gemeinter Politikansatz…
@Der Realist
Ich glaube nicht das sich durch ein so großes Projekt deutliche Einsparpotenziale ergeben. Ich sehe da eher das NH90 Problem. Jeder bringt Anforderungen ein, die werden dann politisch als MUSS durchgesetzt und das Projekt wird zum scheitern verdammt. Die Schlammschlacht um Arbeitsanteile wäre auch episch.
@Koffer
„Weltfremd“ ist nur Ihre Einstellung zum Planungsprozess. Diese Prozesse, die ja gerne mal 5 bis 10 Jahre laufen, MÜSSEN auch einen bescheuerten Minister überleben, vielleicht auch 2 oder 3.
Die meisten Minister sind eh nicht qualifiziert, ihr Mikromanagement ist peinlich und gefährlich.
Ihr fiktives Gespräch aus der Bundespressekonferenz macht deutlich, wie unfähig viele Menschen sind einfach mal kontra zu geben. Das Leben ist keine Planwirtschaft. Man kann nicht alles vorhersehen, daher muss man einen Plan B haben. Wenn man keinen hat, wird man von der Presse dafür auch angegriffen.
Man kann das auch bei der Coronapandemie sehen. Die Politik knickt vor dem laut pöbelnden Teil der Presse oft ein, nur wozu? Man verschafft sich nur ganz kurz Ruhe, dann wird man eh wieder sinnlos angegriffen, also kann man das auch durchstehen.
@ SvD
Tempest und FCAS kosten zusammen über 200 Milliarden Euro für Entwicklung (doppelt) und Betrieb (schwierig, da unterschiedliche Systeme)
Und es zeigt leider, dass Europa sich bei diesen Leuchtturm-Projekten nicht einig ist, was politisch problematisch ist.
@Der Realist
Sie vergessen wo diese Gelder ausgegeben werden. Bei einer Zusammenlegung der Projekte würden sich die Arbeitsanteile mindestens halbieren. Es geht also deutlich mehr Geld ins Ausland UND es kommt deutlich weniger Geld zurück ins eigene Land.
Da so viele Köche ja auch bekanntermaßen den Brei verderben, könnte es dadurch zu Kostensteigerungen kommen. Am Ende ist das Gerät vielleicht genau so untauglich wie der NH90.
Immer wieder das gleiche zu tun und ein anderes Ergebnis zu erwarten, ist die Definition von Wahnsinn.
https://www.navalnews.com/naval-news/2021/06/boeing-announces-partners-for-potential-german-p-8a-poseidon-fleet-support/
Boeing sammelt schon einmal deutsche Partner und hat nun auch ein offizielles Computerbild der P-8A in Marinefarben veröffentlicht.
Jetzt fehlen nur die 1,4 Milliarden Euro oder vermutlich etwas mehr… ;-)