AKK-Antwort auf Brandbrief von Abgeordneten: Für manche Rüstungsprojekte fehlt halt langfristig das Geld
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat nach Kritik aus der eigenen Koalition das Vorgehen verteidigt, bereits im Verteidigungshaushalt für dieses Jahr eingestellte Rüstungsbeschaffungen wieder zur Disposition zu stellen. Bei der Finanzplanung für größere Vorhaben müsse auch berücksichtigt werden, ob nicht nur in diesem und im kommenden Jahr, sondern auch in den Folgejahren das nötige Geld zur Verfügung stehe, schrieb die Ministerin zwei Haushalts- und zwei Verteidigungspolitiker:innen aus Union und SPD. Diese Position, betonte Kramp-Karrenbauer, sei mit dem Bundesfinanzministerium abgestimmt.
Vor einer Woche hatten sich die haushalts- und verteidigungspolitischen Sprecher von Union und SPD die Planung die Ministerin für die Bundeswehrbeschaffungen noch in diesem Jahr gewandt. Vor allem die Vorhaben zur Disposition zu stellen, die bereits im Haushalt 2021 festgelegt seien, müsse Kramp-Karrenbauer erläutern, forderten die CDU-Abgeordneten Eckhardt Rehberg (Haushalt) und Henning Otte (Verteidigung) und die SPD-Parlamentarier Dennis Rohde (Haushalt) und Siemtje Möller (Verteidigung). Ultimativ verlangten sie von der Ministerin eine detaillierte Erklärung bis zum (gestrigen) 28. Mai.
Die Antwort Kramp-Karrenbauers schickte das Ministerium am späten gestrigen Freitagabend ab; aus dem Schreiben:
Für Ihr gemeinsames Schreiben vom 21. Mai 2021 bedanke ich mich. Ich danke Ihnen besonders für Ihre Unterstützung der Bundeswehr im Parlament. Die bestmögliche Ausstattung unserer Soldatinnen und Soldaten ist unser gemeinsames Anliegen.
Ich habe im Verteidigungsausschuss, im Haushaltsausschuss und öffentlich deutlich gemacht, dass für mich das Prinzip gilt, dass kleine und mittlere Projekte, die häufig direkt der Truppe zugutekommen, im Haushalt nicht durch Großprojekte verdrängt werden dürfen. Dieser Fehler der Vergangenheit darf sich im Interesse der Soldatinnen und Soldaten nicht wiederholen. Ich bin froh, dass diese Position durch die Abgeordneten im Verteidigungsausschuss und im Haushaltsausschuss Zustimmung erfahren hat.
Bereits zu Beginn des Jahres 2021 zeigte das BMVg dem Parlament auf, welche
25 Mio. Euro-Vorlagen in dieser Legislaturperiode möglicherweise noch beraten werden können, abhängig von den jeweiligen Verhandlungsständen der Projekte.
Meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es gelungen, zu einer Vielzahl an auch hochkomplexen und internationalen Vorhaben unterschriftsreife Verträge zu verhandeln und die erforderlichen Beiträge zu den 25 Mio. Euro-Vorlagen zu fertigen.
Natürlich bemisst sich die Finanzierbarkeit überjähriger Vorhaben aus dem laufenden Haushalt zunächst nach ihrer Veranschlagung im Haushalt 2021 und im Finanzplan bis 2024. Im Sinne verantwortlicher und nachhaltiger Politik und unter Wahrung des Prinzips, kleine und mittlere Projekte nicht einfach zu verdrängen, sind aber auch der Regierungsentwurf des Haushalts 2022 und der Finanzplan bis 2025 zu berücksichtigen. Der Eckwertebeschluss der Bundesregierung vom 24. März 2021 hat hierfür die maßgeblichen Rahmenbedingungen gesetzt. Für den Verteidigungshaushalt folgte daraus, neben einer Plafondsteigerung im Jahr 2022, im Finanzplan bis 2025 im Wesentlichen nur eine Fortschreibung des aktuellen Plafonds. Die für das BMVg aktuell absehbaren Konsequenzen, auf bereits im laufenden Haushalt veranschlagte Vorhaben, möchte ich Ihnen nachstehend im Einzelnen darlegen.
Der Verteidigungshaushalt steigt gemäß Eckwertebeschluss der Bundesregierung vom 24. März 2021 von 46,9 Mrd. Euro im laufenden Jahr auf 49,3 Mrd. Euro im Jahr 2022. Anschließend reduziert er sich von 46,3 Mrd. Euro im Jahr 2023 auf 46,2 Mrd. Euro im Jahr 2024 und auf nur noch 45,7 Mrd. Euro im Jahr 2025. (…)
Die Betriebsausgaben (Personal, Versorgung, Materialerhaltung, Betreiberverträge, Militärische Anlagen etc.) steigen u. a. inflationsbedingt regelmäßig (Ist-Mittelwert 2014 bis 2020: rd. 1,4 Mrd. Euro p. a.). … Wenn sich die steigenden Kosten für Personal, Versorgung, Materialerhalt, Betreiberverträge, Militärische Anlagen etc. nicht in einem entsprechend steigenden Plafond widerspiegeln, verbleiben nur zwei Möglichkeiten des Handelns: Entweder wären diese Mittel zu kürzen – mit unmittelbaren Folgen für die Truppe – oder die disponiblen Ausgaben wären zu reduzieren. Dies sind im Wesentlichen die rüstungsinvestiven Ausgaben. Dazu zählen aus hiesiger Sicht, neben dem Kapitel 1404, nahezu das vollständige Kapitel 1405 sowie einzelne Titel des Kapitels 1401.
Im laufenden Haushalt liegen die ausplanbaren rüstungsinvestiven Ausgaben bei
10,3 Mrd. Euro. Laut aktueller Haushaltsanmeldung steigt dieser Wert im Haushalt 2022 auf ausplanbare 10,8 Mrd. Euro. Sie sinken dann auf Basis der bisher erfolgten Anmeldung des BMVg auf 6,6 Mrd. Euro im Jahr 2025 (-4,2 Mrd. Euro im Vergleich zum Jahr 2022). In der Bundesregierung besteht Einigkeit darüber, dass es bestimmte Großvorhaben gibt, die von einer besonderen Bedeutung sind.
Laut Eckwertebeschluss handelt es sich dabei um folgende Vorhaben: „Dies gilt insbesondere für Vorhaben im Rahmen der deutsch-französischen und deutsch-norwegischen Rüstungskooperationen, die Schließung der Fähigkeitslücke zur luftgestützten, signalerfassenden Aufklärung (PEGASUS), die Nachfolge des Kampfflugzeugs TORNADO, den Ersatz der veralteten Flottendienstboote, die Beschaffung von Luftfahrzeugen zur U-Boot-Abwehr sowie eines Taktischen Luftverteidigungssystems.“
Wir führen derzeit mit dem BMF konstruktive Gespräche. Ich bin zuversichtlich, dass wir mit dem Regierungsentwurf zum Haushalt 2022 und dem neuen Finanzplan den Weg für die im Eckwertebeschluss genannten Rüstungsvorhaben gemeinsam mit dem BMF freimachen können.
Für die anderen Rüstungsinvestitionen wurde durch das BMVg, in Abstimmung mit der militärischen Führung, nachdem zunächst die im Eckwertebeschluss 2022 aufgeführten Vorhaben, als im Einzelplan 14 nicht finanziell hinterlegt, „vor die Klammer“ gezogen wurden, folgendes Priorisierungsrational angewandt:
a) maximal mögliche Aufrechterhaltung der mit dem Haushalt 2021 beabsichtigten Vorhaben,
b) Fähigkeitserhalt vor Fähigkeitsaufwuchs, Modernisierung und Neumaßnahmen,
c) klein- und mittelvolumige Vorhaben (< 25 Mio. Euro) vor Großvorhaben,
d) Digitalisierung sowie Führung und Unterstützung vor Wirkung und Aufklärung,
e) Beschaffung vor Entwicklung.
Die Abbildung der steigenden Betriebsausgaben gewährleistet grundsätzlich hinreichende Dotierungen der betroffenen Titel in den Bereichen Personal und Versorgung, Materialerhaltung, Administrative IT, Bekleidung, internationale Einsätze, Betreiberlösungen und Infrastruktur. Aber auch hier ist bereits ein Realisieren aller angestrebten Ziele, z. B. bei der Infrastruktur oder der Digitalisierung, aus Plafondgründen nicht möglich.
Das angewandte Priorisierungsrational stellt aus Sicht des BMVg, unter den gegebenen negativen Rahmenbedingungen, diejenige Handlungsalternative mit dem bestmöglichen Ergebnis für den Weg zur Erreichung der nationalen Ambition dar.
Der in der Truppe dabei erreichbare flächendeckend spürbare Nutzen klein- und mittelvolumiger Vorhaben, u. a. des Fähigkeitserhalts, wurde dabei höher gewertet als die Umsetzung einzelner Großvorhaben. (…)
Es besteht überhaupt kein Zweifel daran, dass alle, sich aus dem Fähigkeitsprofil der Bundeswehr ableitenden Projekte, notwendig sind und dass es wünschenswert wäre, alle diese Projekte umzusetzen. Wenn sich das aber erkennbar in den Finanzlinien nicht abbildet, muss das BMVg eine Priorisierung auf der Grundlage sorgfältiger Abwägungen vornehmen. In vielen Beratungen der letzten Monate habe ich immer wieder darauf hingewiesen, dass dies eine schwierige Situation wird, in der die Bundesregierung ihre entsprechende Verantwortung wahrnimmt.
Dieses Schreiben ist mit dem Bundesministerium der Finanzen abgestimmt.
Ob sich die Parlamentarier damit zufriedengeben werden, bleibt abzuwarten – insbesondere, ob sie von dem den Brief beigefügten Anlagen, in denen unter anderem einzelne Projekte und deren Finanzierung oder auch die Verschiebung der Finanzmittel in andere Vorhaben erläutert werden, überzeugt werden.
Nicht zuletzt werden sie die Antwort Kramp-Karrenbauers vor dem Hintergrund sehen, dass im vergangenen Jahr mehrere Großvorhaben angestoßen wurden, die auf Jahre Haushaltsmittel binden – also eigentlich genau das passiert ist, was die Ministerin jetzt als Grund dafür heranzieht, bestimmte Projekte nicht weiter zu verfolgen. Zugleich setzt sich aber mit den vom Bundeskabinett insgesamt festgezurrten Projekten dieser Trend prinzipiell fort.
Vor allem aber kommen Ministerium und Bundeswehr aus der Falle der steigenden Betriebskosten nicht heraus: Die bewegen sich, so ist aus einer der Anlagen zum Schreiben ersichtlich, auch mit den jetzt gültigen Haushalts-Eckwerten trotz fallender Finanzlinie insgesamt mit steigender Tendenz auf die 40 Milliarden Euro pro Jahr zu.
Eine Detailbetrachtung der 15 Vorhaben, für die laut Ministerium die Finanzierung nicht gesichert ist, an dieser Stelle erst einmal nicht – obwohl da auch ein genauerer Blick lohnt: So ist zum Beispiel inzwischen das Entwicklungsprojekt Joint Fire Support Team auf dem Transportpanzer Boxer gesichert, weil durch eine Umpriorisierung innerhalb des Einzelplans 14 dafür Geld frei wurde. Allerdings ging nach Informationen von Augen geradeaus! diese Umpriorisierung zu Lasten eines bereits weitgehend fertigen Munitionsprojekts, der Suchzündermunition Artillerie (SMArt) – nicht direkt verständlich angesichts des erklärten Grundsatzes Beschaffung vor Entwicklung und der immer wieder beklagten Defizite bei der Munition.
(Wird ggf. ergänzt)
(Archvbild: Eine Global6000 der Luftwaffe, noch auf dem Berliner Flughafen Tegel – Flugzeuge dieses Typs sind für das neue Aufklärungssystem PEGASUS vorgesehen; bislang ist allerdings nur die Finanzierung der Flugzeuge und nicht die des Gesamtsystems gesichert)
„Natürlich bemisst sich die Finanzierbarkeit überjähriger Vorhaben aus dem laufenden Haushalt zunächst nach ihrer Veranschlagung im Haushalt 2021 und im Finanzplan bis 2024. Im Sinne verantwortlicher und nachhaltiger Politik und unter Wahrung des Prinzips, kleine und mittlere Projekte nicht einfach zu verdrängen, sind aber auch der Regierungsentwurf des Haushalts 2022 und der Finanzplan bis 2025 zu berücksichtigen.“
Und wo ist da im Vergleich zu letztem Jahr die wesentliche Lageänderung?
Der Unterschied in 2024 liegt bei 100 Mio. €.
Und wer ist politisch verantwortlich für die „negativen Rahmenbedingungen“?
Was will die Bundesregierung damit sagen?
Dass zu wenig Geld für zuviel Ideen da ist?
War da nicht mal was mit Trendwenden?
Verzockt!
Fünfzehn Jahre Verteidigungsminister gestellt und völlig planerisch abgehoben. Wenn sie in der eigenen Partei bis zum Kanzleramt nicht den gewünschten Support bekommen und vor allem viele viele Milliarden op top, dann können sie halt nicht immer neue Beschaffungsprojekte mit multinationaler Symbolik verkünden und abschließen.
Schon mehrere Jahre wurde nur das jeweils kommende Jahr gut finanziert, aber wer will solchen Supertalenten wie VdL oder AKK einen finanziellen Freibrief ausstellen? Fragt sich auch, wer den Planern um General Badia mal klarmacht, dass sie völlig versagt haben und alles in ihren Tabellen reines Wunschdenken ist.
Verantwortlich bleibt die Amtsinhaberin, denn unter ihrer Führung wurde eine ellenlange Beschaffungsliste an die Ausschüsse gegeben. Die mit der Realität nichts zu tun hat. Und nun wundern sich alle. Das liegt nicht am bösen Finanzminister, die Leitung BMVg hat sich komplett verzockt.
@Schwermetaller sagt: 29.05.2021 um 17:19 Uhr
„Das liegt nicht am bösen Finanzminister, die Leitung BMVg hat sich komplett verzockt.“
Es ist wirklich interessant, aber ich komme bei genau der gleichen Grundlage zu einer 180° entgegen gesetzte Bewertung. Wobei mEn nicht nur das BMF schuld ist, sondern im gleichen Maße das BKAmt, dass dem BMF hier freie Hand gelassen hat, bzw. vermutlich sogar die Eckdaten vorgegeben hat.
Und ich bin froh, dass endlich mal ein IBuK die Karten auf den Tisch legt und es mal öffentlich anspricht, statt es wieder bis nach der Wahl laufen zu lassen.
Das wäre nämlich der politisch „kluge“ Weg gewesen. Denn entweder ist AKK danach nicht mehr Minister und hätte sagen können nach mir die Sinnflut oder sie bleibt Minister und hätte dann aber die „geänderten Rahmenbedingungen durch die neue Koalition“ als Ausrede gehabt.
Kudos!
Wenn ich es der Fachpresse richtig entnommen habe ist zwar das JFST Boxer jetzt anscheinend gesichert, jedoch wurde das JFST abgesessen auf 2023 verschoben. Damit liegt die wirkliche Beübung dieser Teile weiterhin auf Eis und eins unser wirkungsvollsten Mittel krebst weiter vor sich hin.
Ein JTAC ohne Funkgerät.
@ Max Chavez
Das hat etwas vom Henne/Ei-Problem. Was nutzt einem das beste Funkgerät, wenn ich kein Fahrzeug habe, in das ich es verbauen kann. Und was nutzt mir ein Fahrzeug ohne Funkgerät. Aus dem Bauch heraus sage ich auch, erst das Fahrzeug, dann den Rest.
Im Allgemeinen verstehe ich die Entscheidung, den Boxer für das JFST zu nutzen, nur begrenzt. Wenn eine verstärkte Panzerkompanie mit Leopard und Marder bzw. Puma angreift und da zuckelt ein einzelner Boxer mit ganz vielen Antennen und anderem Klimmbimm lang, dann fällt die Wahl doch einfach, auf wen man sich im Feuerkampf konzentriert.
Tja, die Geister der Vergangenheit kommen wieder hervor. 15 Jahre Verteidigungsminister aus den Reihen der Union haben die Bundeswehr materiell und personell die Einsatzfähigkeit gekostet. Dee amtierenden Ministerin ist kein Vorwurf zu machen, sie versucht nur den Deckel auf der dampfenden Kacke zu halten, die ihre Vorgänger ihr hinterlassen haben. Sorry für den sehr plastischen Ausdruck. Versaut haben es zu Guttenberg und de Maiziére.
Man macht sich beim lesen ja schon Gedanken, wo man noch sparen könnte. Wenn die Bw schon Miete für ihre Liegenschaften zahlt, dann sollte man die Truppe so stationieren, das man mit einem Minimum an Standorten auskommt, also keine Kleinstandorte mehr und somit auch kein Missbrauch der Bw als Wirtschaftsfördermaßnahme für strukturschwache Regionen.
Und berechnet die Flugbereitschaft eigentlich ihre Flüge für andere Ministerien inkl. Bundeskanzleramt weiter? Wenn nicht, sollte man dringend darüber nachdenken.
Nebenbei: Warum soll eigentlich die Funktion der JFST in den gepanzerten Möbelwagen GTK Boxer integriert werden, tut es das Aufklärungsfahrzeug Fennek nicht mehr? Darf man danach mit einem Feldküchen-Boxer rechnen? Wer kennt sich aus?
Ich fürchte wenn die Flugbereitschaft dafür Geld will, wird man feststellen dee private Sektor kann es günstiger……
[Das Fass machen wir hier bitte nicht auf, diese Diskussionen drehen sich endlos im Kreis… Schon vor 20 Jahren kam diese Frage auf, und vermutlich ist es günstiger, aber die/der Fachminister:in, egal welches Ressort und welche Partei, will doch nicht auf die Möglichkeit verzichten, mit Hoheitsrechten ganz andere Regelungen in Anspruch nehmen zu können, und sei es nach der Nachtsitzung in Brüssel. Hier bringt uns das nicht weiter. T.W.]
@Koffer 29.05.2021 um 17:29 Uhr
&
@Pio-Fritz 29.05.2021 um 21:45 Uhr,
bei Ihnen beiden zeigt sich in den Ausfuehrungen, bewusst oder unbewusst gewaehlt, ein vormodernes Politikverstaendnis, deshalb sei zur Auffrischung wiederholt:
– Nein, die Gewaltenteilung im politischen System der Bundesrepublik ist nicht zwischen Regierung und Parlament, sondern faktisch zwischen Regierungsmehrheit und Opposition. Diese Regierungsmehrheit manifestiert sich in einer durch eine oder mehrere als Fraktionen im Palament vertretenden Parteien gebildete Ueberzahl an Mandaten. Was in einer realistischen Repraesentationssystematik heisst: Entscheidungen werden in, von und zwischen Parteien, getroffen. Sie koennen sich ja bei Gelegenheit nochmal vergegenwaertigen, was so alles intern und zwischen den Koalitionspartnern der aktuellen Regierung passiert, bis eine Entscheidung ausgehandelt und dann ggf. in einen formalen Kabinettsbeschluss gegossen wird. Deswegen ist es ja auch so abseitig, was AKK hier tut, schizophren gar. Null konstruktiv, rein symbolisch, ueberhaupt nicht an der Realisierung der vermeintlichen Zielsetzung interessiert. Alle, die als Vollbuergerinnen und Vollbuerger ein bisschen orientiert sind, wie unser Staat funktioniert, muessen sich bei so einem lauwarmen, aus meiner Sicht vollkommen unnoetigen Semi-Populismus-Versuch vor der BT-Wahl SEHR wundern, was die vormalige Unionsvorsitzende mit Erfahrung als MP Saarland da abliefert.
– Nein, der/die IBuK fuehrt mit dem BMVg+Sk keinen unabhangigen Kleinstaat nach eigenem Gutduenken, auch wenn es Chargen gab, die so taten, als wie so; ob ein Baron zu G. oder ein Hugenotten-Spross, alle fuehren aus, was in die jeweiligen Koalitionsvertraege aus den Parteiprogrammen hineindestilliert wurde, mal handwerklich schlechter (v&zG), mal besser (dM); es werden auch nicht einseitig irgendwelche Dienste fuer die gesamte BReg, oder gar der Parlamentsvorbehalt, einfach so mal gekuendigt. Wenn Sie Verantwortliche suchen, suchen Sie in den jeweiligen Parteien. Woraus bestehen diese? Aus Buergerinnen und Buergern, die sich an der politischen Willensbildung beteiligen, indem sie an der Erstellung von, wie man heute gerne sagt, politischen „Angeboten“, die dann zur Wahl stehen, mitarbeiten. Hier gilt wie ueberall: BS in, BS out. Wenn Sie sich also wundern, dass Ihre Weisheiten bisher nicht oder nur unzureichend in Politik gegossen wird, koennte es daran liegen, dass Sie diese nicht an der richtigen Stelle einspeisen?
@ Koffer
Ich finde es schon beachtlich, wie Sie regelmäßig die Fahne für das BMVg hochhalten.
Zum Thema:
Als Angehöriger der Bundeswehr und in der Beschaffung tätiger Beamter kann ich nur feststellen, dass die Bundeswehr keinesfalls zu wenig Geld hat. Wir sparen uns in einigen Bereichen in Grund und Boden und in anderen wird das Geld ohne Sinn und Verstand ausgegeben.
Als Bundesfinanzminister würde ich der Bundeswehr sogar deutlich weniger Geld zur Verfügung stellen. Den aufgeblähten Personalkörper (mil/ziv) sehe ich mittlerweile als das Hauptproblem an.
@Peter Eberl
Neue Feldküche für VJTF 2023, erstes Los mit 40 EA. Kein Boxer.
Das Gebirgsjägerbataillons 233 aus Mittenwald nutzte/erprobte mit bei der Kälteerprobung in Nord-Norwegen.
[Drei kurze Anmerkungen:
1. Nein, nur weil jemand ironisch fragt, ob demnächst der Feldküchen-Boxer kommt, machen wir diesen Thread nicht zur Debatte über die Feldküche im Wandel der Zeiten.
2. Wenn schon erklärt werden muss, dass es neue Feldküchen gibt und die im Kältetest waren, dann bitte auch die Originalquelle
https://www.bundeswehr.de/de/organisation/ausruestung-baainbw/aktuelles/mobile-feldkueche-schafft-auch-am-polarkreis-heisse-mahlzeiten-5022130; deshalb Link oben gelöscht.
3. Das Thema Feldküche ist in diesem Thread durch.
T.W.]
@Koffer 17:29
+1
Ich wundere mich nur, dass das Schreiben mit dem Finanzministerium abgestimmt sein soll. Denn eigentlich gibt es ja keine Kritik am Parlament (der gültige HH und die gültige. mittelfristige Finanzplanung sind erträglich). Das Problem ist der durch das Finanzministerium erstellte und durch die Regierung gebilligt HH-Entwurf und die dazugehörige mittelfristige Finanzplanung. Das Parlament kann maximal dafür kritisiert werden, diese Regierung gewählt zu haben. Und dass das Finanzministerium zustimmt, dass der HH-Entwurf des Finanzministeriums kritisiert wird ist auch etwas seltsam.
Zwei Fragen bewegen mich derzeit :
Zum einen : Warum kürzt man nicht die Anzahl an Flottendienstbooten auf zwei, und Tanker auf 1?
Bei anderem Großgerät wie dem SPz Puma verfährt man ja ähnlich.
Zweitens: Wo bleibt die angekündigte Reduzierung der Fähigkeiten?
Sie werden zwar nicht weiter anwachsen, aber auch nicht sinken.
Um Druck zu machen, wäre das doch eine Möglichkeit.
@J10 sagt: 30.05.2021 um 9:57 Uhr
„@Koffer 29.05.2021 um 17:29 Uhr
[…]
bei Ihnen beiden zeigt sich in den Ausfuehrungen, bewusst oder unbewusst gewaehlt, ein vormodernes Politikverstaendnis, deshalb sei zur Auffrischung wiederholt:“
LOL, da formuliert jemand aber mit der spitzen Feder. Ich gehe jetzt mal auf die Provokation nicht ein und antworte nur kurz inhaltlich:
„Nein, die Gewaltenteilung im politischen System der Bundesrepublik ist nicht zwischen Regierung und Parlament, sondern faktisch zwischen Regierungsmehrheit und Opposition.“
Das kann man politik- und rechtswissenschaftlich durchaus als These vertreten, aber ich würde es keinesfalls als herrschende Meinung akzeptieren.
Ich für meinen Teil würde es zumindest nicht in dieser Form mittragen.
„Deswegen ist es ja auch so abseitig, was AKK hier tut, schizophren gar. Null konstruktiv, rein symbolisch, ueberhaupt nicht an der Realisierung der vermeintlichen Zielsetzung interessiert.“
Das wiederum ist mir zu formalistisch-idealistisch.
Politik ist das Durchsetzen von eigenen Punkten. Da muss man manchmal auch mit harten Bandagen spielen. Das machen alle anderen Spieler im Politikbetrieb auch.
@Florian Staudte sagt: 30.05.2021 um 10:04 Uhr
„Ich finde es schon beachtlich, wie Sie regelmäßig die Fahne für das BMVg hochhalten.“
LOL, haben Sie mal meine Kommentare auch wahrgenommen? Kommt doch total auf das Thema an.
Aber, es ist natürlich viel einfach mich persönlich anzugreifen, als sich mit dem Thema auseinander zusetzen…
„Als Angehöriger der Bundeswehr und in der Beschaffung tätiger Beamter kann ich nur feststellen, dass die Bundeswehr keinesfalls zu wenig Geld hat. Wir sparen uns in einigen Bereichen in Grund und Boden und in anderen wird das Geld ohne Sinn und Verstand ausgegeben.“
Natürlich haben wir insgesamt zu wenig Geld, viel zu wenig Geld, für eine Armee unserer Größe und mit unserem LoA. Natürlich verschwenden wir auch Geld, aber das ändert ja nichts an der Gesamtschau.
@SB63 sagt: 30.05.2021 um 11:56 Uhr
„Ich wundere mich nur, dass das Schreiben mit dem Finanzministerium abgestimmt sein soll.“
Das hat mich auch gewundert. Da würde ich tatsächlich gerne die erste Fassung und die MZ-Bemerkungen lesen ;)
„Denn eigentlich gibt es ja keine Kritik am Parlament (der gültige HH und die gültige. mittelfristige Finanzplanung sind erträglich).“
Ich sehe hier zwei Kritikpunkte
– die mittelfristige Finanzplanung (die Kritik geht gegen BMF und BKAmt)
– der politische Druck zu Großvorhaben zu Lasten vordringlicher Klein- und Mittelvorhaben die direkt der Truppe zu Gute kommen würde (diese Kritik geht gegen das Parlament)
@Koffer:
Es bleibt aber für mich weiterhin die Frage warum die Konsequenzen der Unterfinanzierung erst jetzt konkret diskutiert werden.
Die Finanzlinie hat sich seit letztem Jahr nicht erheblich verschlechtert:
https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/verteidigungsetat-2021-reichen-der-bundeswehr-13-milliarden-euro-mehr
Die Ministerin hätte – mit etwas Aussicht auf Erfolg – im letzten Jahr so deutlich auftreten müssen.
Damals wurde aber noch suggeriert dass alle großen Vorhaben (inkl. TLVS) finanzierbar sind.
Das BMF hat mit dem Schreiben offensichtlich kein Problem, da es eben die Konsequenzen aus der Finanzlinie erläutert.
Man sollte dabei auch an die Position der Ministerin zur schwarzen Null erinnert werden. Die Finanzlinie ist die konkrete Konsequenz aus Schwarze Null und anderer politischer Prioritäten der Großen Koalition.
Von der ominösen Finanzierung von Projekten aus dem EPl. 60 ist gar keine Rede mehr.
Die Antwort belegt vorallem, dass das BMVg über Jahre hinweg unrealistisch geplant hat.
Nun versucht man kurz vor dem Spielzeitende einen Schuldigen -ausserhalb des eigenen Hauses.
Die Ministerin ersetzt planerisch das Chaos durch den Irrtum.
Oder was glauben sie kann nun noch erreicht werden?
Auch für Koalitionsverhandlungen ist das Thema nun nicht besser vorbereitet – und die Ministerin ist erheblich geschwächt.
Tolle Leistung.
@J10 sagt: 30.05.2021 um 9:57 Uhr
Möchten Sie jetzt Applaus für Ihre „Weisheiten“? In diesem Blog dürfen Sie voraussetzen, das die Kommentatoren die Grundzüge der FDGO und ihre Funktionsweise, Gewaltenteilung etc. kennen.
Und was irgendwelche Parteien, die die Regierungsmehrheit im Bundestag stellen und somit auch die Bundesregierung, in irgendwelchen Fraktions-, Kabinetts- oder sonstigen Hinterzimmersitzungen aushäkeln, ist mir herzlich egal. Für mich zählt das Ergebnis.
Und das ist der Auftrag der Wähler an die Legislative, nämlich den Bundesbürgern ihre Grundrechte und die Demokratie zu garantieren, eben die FDGO, um es mal verkürzt darzustellen. Dazu gehört u.a. auch die territoriale Unversehrtheit der Bundesrepublik Deutschland etc.pp.. Dafür stellt die Regierung Streitkräfte zur Verteidigung auf (§87aGG). Umfang und Stärke ergeben sich aus dem Haushalt.
Das heißt aber auch, ihr Umfang muss so groß sein und die Einsatzfähigkeit so gut, das die zuvor beschriebenen Aufträge erfüllt werden können. Also LV/BV und weitere Verpflichtungen im Rahmen des GG. Und das ist seit mindestens 10 Jahren nur sehr eingeschränkt der Fall.
Von daher ist es nur folgerichtig, das öffentlich der Finger in die Wunde gelegt wird. Obwohl die Diskussion abseits von Fachforen sich sehr im Rahmen hält, um nicht zu sagen, nicht stattfindet. Die Streitkräfte sind nicht in der Lage, im Falle eines Falles komplett zu mobilisieren, es ist schlicht nicht genug Ausstattung da. Und da reden wir noch nicht einmal von Reservisten, sondern von den Aktiven. Selbst die deutschen Anteile der VJTF-Brigade können nur mit Schwierigkeiten voll ausgestattet werden. Bei dem Gedanken an eine zweite, gleichzeitig einsatzbereite deutsche Brigade bekommt die Generalität vielleicht feuchte Höschen, mehr aber nicht. Weil die Bw es nicht leisten kann.
Was AKK jetzt macht ist die klassische Flucht nach vorne, fast schon eine Verzweifelungstat. Man kann der politischen und militärischen Führung seit 2005 nur Totalversagen in puncto Einsatzfähigkeit der Bundeswehr bescheinigen.
Und trotzdem gehen wir alle im September wieder zur Bundestagswahl und wählen das kleinste aller Übel, alleine schon, um die radikalen rechten und linken Kräfte einzuhegen. Und es wird sich nichts Wesentliches in der Sicherheitspolitik tun und die Situation der Bundeswehr wird auch nicht besser werden.
@ Koffer
Meine Aussage war kein Angriff. Warum auch? Es geht hier um einen Austausch von Meinungen.
Zweifellos ist es für das BMVg nicht leicht, die verschiedenen Interessen und die politische Einflussnahme unter einen Hut zu bringen.
Mir persönlich sind aber zu viele Probleme hausgemacht. Und noch einmal: unsinnige bzw. fragwürdige Rüstungsprojekte muss man sich leisten können.
@Schwermetaller, 29.05.2021 um 17:19 Uhr
On point! Weg mit der teuren Symbolpolitik und bitte realistisch planen und kaufen.
Ich konfiguriere und bestelle mir privat auch keinen Bugatti plus eine Yacht plus einen Privatjet. Jeweils als Sonderanfertigung und finanziert über viele, viele Jahre, und ohne Service, aber mit vielen Hardware- Nachforderungen, versteht sich. Stattdessen fahre ich einen Kombi, und der ist bereits abbezahlt, fliege „Linie“ und verzichte auf ein Boot. Und warum mache ich das? Weil mein Einkommen real und begrenzt ist. Wenn ich anfange mehr auszugeben als ich einnehme, ruft mich meine Bank an. Ganz anders die „planerische“ Situation im BMVg und in den nachgeordneten Ressourcenämtern: hier wird so getan als spielte Geld keine Rolle. Alle FFF stehen für sehr teure Sonderanfertigungen. Ich kann mich noch gut erinnern, dass es bei der Gründung des PlgABw 2012 hieß, man wolle jetzt realistisch planen und wegkommen von der sog. „Überplanung“. Das ging ja mal gründlich daneben! Und nie waren die Luftschlösser größer und teurer als heute. Kein Wunder – der Chefplaner im BMVg ist ein Pilot, der immer noch von der F35 träumt, und diese wie auch FCAS nicht privat bezahlen muss. An der Stelle: wenn FCAS ohne einen eigenen Haushalt kommt, na dann gute Nacht, lieb Bw! Von FCAS war im „Bühler-Papier“ 2019 nicht die Rede. Dieses Papier wäre aber die Geschäftsgrundlage für das BMVg und durch das PlgABw umzusetzen. Das waren noch Zeiten 2014, als sich GM Leidenberger aus Köpenick gemeldet hat via SZ…
@Memoria sagt:
„Es bleibt aber für mich weiterhin die Frage warum die Konsequenzen der Unterfinanzierung erst jetzt konkret diskutiert werden.“
Es ist ja nicht so, als wäre es bisher noch nicht diskutiert worden. Es führte halt bisher nur nicht zu den aus unserer Sicht logischen und notwendigen Ergebnissen.
Und auch diesmal wird es wohl nicht zu einer Revolution kommen, aber vielleicht zu ein bisschen Evolution. Steter Tropfen höhlt den Stein ;)
„Auch für Koalitionsverhandlungen ist das Thema nun nicht besser vorbereitet – und die Ministerin ist erheblich geschwächt.“
Da wäre ich mir nicht so sicher. Sie hat sich sicherlich einige Gegner gemacht, aber andererseits hat sie (erneut) den Finger in die Wunde gelegt. Das muss nicht zum Schaden für den Verhandlungsführer für das Dossier sein…
@Florian Staudte sagt: 30.05.2021 um 17:33 Uhr
„Meine Aussage war kein Angriff. Warum auch? Es geht hier um einen Austausch von Meinungen.“
Warum haben Sie dann eine argument ad hominem verwendet? Wenn es um die Fakten geht, dann kann es Ihnen doch egal sein, ob ich (selten oder manchmal oder sogar immer) die Position BMVg vertrete…
„Mir persönlich sind aber zu viele Probleme hausgemacht. Und noch einmal: unsinnige bzw. fragwürdige Rüstungsprojekte muss man sich leisten können.“
In der Tat. Deswegen ja auch die Kritik von AKK am HHA. Damit zukünftig mehr der viel zu knappen HHM an die richtige Stelle kommen.
@Koffer:
„Es führte halt bisher nur nicht zu den aus unserer Sicht logischen und notwendigen Ergebnissen.“
Wer ist dabei unsere Sicht? Das BMVg?
Und weiterhin ist die Behauptung des BMVg es sei nun mit den neuen Eckwerten alles grundlegend anders rein faktisch nicht nachvollziehbar. Das ist doch der Kern der Debatte.
Ihr Glaube, dass es nun eine bessere Verhandlungsposition in Koalitionsverhandlungen gibt teile ich weiterhin nicht.
Da bin ich in der Bewertung bei @J10.
So funktioniert Politik schlichtweg nicht.
Die Ministerin ist eine „lame duck“.
Wir werden es ja bald alle erleben – nach der nächsten Wahl.
@all: Ich finde es völlig normal, dass die Verteidigungsministerin den Eckwerte-Beschluss der Bundesregierung bis 2025 als Basis für die Planung nimmt und optimistischere Ansätze zurecht stutzt. Basisbetrieb sichern und hohle Strukturen auffüllen als Priorität – was ist falsch daran? Ich sehe das eigentliche Problem darin, dass man dem Tanker Bundeswehr nur Budget auf Jahresscheiben (okay – mit einem gewissen Volumen Ermächtigungen darüber hinaus) bewilligt und nicht für mindestens 5 Jahre echte Planungssicherheit schafft. Das politische Spiel der stagnierenden oder sinkenden Budgets in 2,3 oder 4 Jahren, was dann doch in den letzten fünf Jahren jedes Jahr mit kontinuierlich aufgestockt wurde, ist ebenso schädlich. Andererseits sind 1.4 Mrd. € Inflation pro Jahr bei den Betriebskosten auch ein wenig hoch, oder nicht? Welcher Prozentsatz an Inflation ist das denn?
Letztendlich ist doch eigentlich klar, wie man als Verteidigungsministerin vorgehen muss. Anhand des in Aussicht gestellten Budgets gemäß den vorgegebenen Prioritäten ermitteln, was von dem definierten Fähigkeitsprofil wie angegangen werden kann und dies planen und umsetzen. Und die finanzielle Lücke mit Inhalten zum Fähigkeitsprofil aufzeigen und in die Entscheidungsprozess zu den Haushalten einbringen.
Ich sehe, dass AKK doch weitestgehend dieser Vorgehensweise folgt.
Die Frage, die kaum ein Politiker stellt:
Warum reicht das Geld nicht?
Nicht, weil es so viele Projekte sind.
Sondern weil Jahrzehntelang geschoben und ausgesessen wurde, bis man heute die Situation hat, dass sehr viele teure Dinge gleichzeitig ersetzt werden müssen.
Von den Projekten des Heeres habe ich wenig Ahnung, darum beschränke ich mich hierauf:
-Nachfolger von Orion, Tornado, CH-53, der Tankerflugzeuge, sowie SIGINT
-Flottendienstboote, Fregatten, U-Boote, Minenjagdboote und Tanker für die Marine.
-Helikopter für alle Streitkräfte
Alles teuer und mehr oder weniger gleichzeitig, was dazu führt, dass in der Zukunft auch der Ersatz des neuen Materials wieder zeitgleich anfällt…
@Nachhaltig sagt: 30.05.2021 um 22:13 Uhr
Hier mal etwas Nachhilfe in Prozentrechnen. Der Verteidigungshaushalt 2021 beträgt 46,93 Mrd Euro, die vom BMVg angegeben Inflation 1,4 Mrd Euro. Wenn man jetzt 1,4 durch 46,93 teilt und das Ergebnis mit 100 multipliziert, dann kommt man auf 2,99%.
So abwegig ist das gar nicht. Das entspricht der prognostizierten Inflation in Deutschland für 2021.
Vielleicht (wahrscheinlich) bin ich naiv, aber im Finanzbereich nennt man das „Fristenkongruenz“ – d.h. eine Finanzierung muß über die Projektlaufzeit gesichert sein, zumindest die Anschaffung (Entwicklung und Zulauf).
Ich kann doch kein Projekt, bei dem ich z.B. 10 Jahre gebunden bin, neu aushandeln und auf jährlicher Basis finanzieren. Allerdings ist dabei auch die Industrie gefragt die Preise (außer bei kostenerhöhenden Änderungen des Lastenheftes) konstant zu halten, wobei ein Inflationsausgleich im Angebot i.d.R. eh vorgesehen ist.
Bei allem Verständnis für eine Entscheidungsfindung in der Politik:
Nenne sie mir einen Bereich der Bundeswehr der so auskömmlich finanziert ist, dass im Sinne der Auftragstaktik Kräfte und Mittel für den erteilten Auftrag ausreichen!
Ich behaupte, es gibt sehr wenige bis keinen, leider auch nicht für die VJTF-Brigade.
Gleichzeitig leisten wir uns als Organisation veraltete Schießgrundlagen wie eine Soll/Org, bei der viele Indianer die Dotierung der Häuptlinge bestimmen…genauso wie möglichst internationale Rüstungsprojekte, deren Machbarkeit und Auswirkungen auf die Bundeswehr und deren Finanzen im politischen Raum keinen interessieren…oder eine „Verteilung“ von Rüstungsprojekten und Stationierungsentscheidungen nach Wahlkreisen….
Alle diese Unwuchten führen zusammen mit der Verschleppung von Erneuerung der Ausrüstung und den Umsetzungsdefiziten aus längst vergangenen Strukturen direkt zu der heutigen Misere. „Der Truppe“ ist es völlig egal ob der Verteidigungsminister braun, blau, rot oder grün ist, Hauptsache der Soldat bekommt alles Notwendige um kämpfen und ganz wichtig(!) gewinnen zu können. Es ist aus meiner Sicht ein Verdienst von AKK, zumindest versucht zu haben, die öffentliche Diskussion loszustreten. Ob es aber zielführend ist, dieses kranke System Planung und Beschaffung weiter mit Geld zu füllen ohne die dringend notwendige Reform der Beschaffung bei gleichzeitigem Abschneiden der alten Zöpfe wie 25 Mio Vorlagen und ähnlicher „Auflagen“ durchzuführen, bezweifle ich ernsthaft. Die Betreibergesellschaften machen die Bundeswehr jedenfalls nicht wirtschaftlicher, das sollte auch der verbohrteste Haushaltspolitiker mittlerweile begriffen haben. Es bleibt also nur, bei Betriebsausgaben, sprich Personal zu sparen. Daher warte ich auf das nächste Personalstärkegesetz einer neuen Regierung….ich bin gespannt.
@der Realist:
ja… das Problem ist dass viel auf einmal anfällt weil in den letzten 20 Jahren einfach viel geschoben worden ist…
aber aufgeschoben ist halt nicht aufgehoben :-P
außerdem liefen einige Projekte aus dem Ruder (weniger Leistung zu höheren Preisen) die die letzten und nächsten Jahren noch stark nachwirken und ungeplante Kosten verursachen (NH90, Eurofighter, A400M, Puma, F125,…) oder verursacht haben.
außerdem sind dann noch Projekte wie die gebrauchten Orion zu nennen… die jetzt 10 Jahre vor Plan ersetzt werden müssen…
Außerdem stehen 2 europäische Großprojekte in der Pipeline, die gefühlt 80% der Mittel in den nächsten 15-20 Jahren binden werden.
Und die steigenden Ausgaben für den Grundbetrieb (Instandhaltung, Pensionen, Personalkosten,…)
die nötigen Investitionen wurden quasi nur in die Zukunft geschoben… genauso wie die Schulden die aktuell gemacht werden (3oo Mrd € Corona) auch die zukünftigen Generationen bezahlen dürfen…
aus dem Teufelskreis kommt man nur raus wenn man einfach mal 10 Jahre lang Vollgas gibt und zusätzliche Mittel bewilligt um den Investitionsstau aufzuholen… gleichzeitig müssen die laufenden Betriebskosten stabil gehalten werden!
oder man muss sich halt von Fähigkeiten verabschieden und die Bundeswehr weiter verkleinern… dummerweise ist beides nicht gewollt und beides nicht möglich!
letztendlich wird man viele Stellschrauben drehen müssen:
+Grundbetriebskosten stabilisieren!
+stabile Steigerung der Beschaffungsausgaben in den nächsten 5 Jahren (Haushalt 2022 + Steigerung um 2-3 Mrd € pro Jahr in den darauffolgenden 5 Jahren)
+keine Goldrandlösungen mehr!
+wenn was funktioniert sollte davon mehr Masse beschafft werden (H145M, Boxer)
+Priorisierung der Großprojekte UND kleinere bis mittlere Projekte die schnell helfen und geringe Risiken haben sollten höchste Prio haben.
+Die Entwicklungskosten für die beiden Großprojekte FCAS und MGCS sollten größtenteils aus anderen Haushalten bezahlt werden. Beschaffungskosten dann wieder im EPL14
@Nurso: Ein Versuch deine erste Frage zu beantworten. Das könnte ein Argument sein warum man nicht weniger Einheiten bestellt.
Eine Kürzung des Loses beim Tanker von 2 auf 1 würde dazu führen, dass praktisch kein Tanker zur Verfügung steht oder es zumindest große Teile des Jahres gibt (so er denn dann vollständige Einsatzbereitschaft erreicht hat) in denen kein Tanker zur Verfügung steht, da der Tanker zur Instandsetzung im Dock liegt. Gerade bei Versorgungseinheiten zu sparen wäre m.E. das falsche Ende, denn erst die befähigen doch die Kampfeinheiten zu einem ausdauernden Einsatz. Dann vllt. lieber 4 kleinere Tanker?
Beim Flottendienstboot greift wahrscheinlich der gleiche Mechanismus und hinzu kommt, dass auf den Einheiten denke ich mal mehr Ausbildung vonnöten ist als auf dem Tanker.
Und der Preis wird sich bei Einsparen einer Einheit m.E. nur unwesentlich reduzieren, da die Entwicklung der Einheit bezahlt werden muss, egal ob am Ende zwei oder eine gebaut wird.
@ chips
„Und der Preis wird sich bei Einsparen einer Einheit m.E. nur unwesentlich reduzieren, da die Entwicklung der Einheit bezahlt werden muss, egal ob am Ende zwei oder eine gebaut wird.“
DAS ist unser Hauptproblem.
Wir, und auch alle anderen europäischen Staaten, gönnen uns Parallelentwicklungen mit gleichem Technologiestand für dieselbe Aufgabe in verschwindend niedriger Stückzahl.
Das führt dann eben dazu, dass bei 5 fast identischen Fregattenklassen mit am Ende weniger als 30 Einheiten in ganz Europa die fünffachen Entwicklungskosten pro Einheit anfallen… (exemplarisch, es sind sogar noch mehr fast identische Schiffsklassen…)
Der Nutzen ist am Ende für die jeweiligen Streitkräfte weniger als bei einer Einheitslösung, da Interoperabilität und Verfügbarkeit sinkt. Der Staat gibt zuviel aus. Allein die am Bau beteiligten Firmen profitieren.
Zwei Tanker sind wieder ein gutes Beispiel für sinnlos investiertes Geld…
@Thomas Melber sagt: 31.05.2021 um 9:33 Uhr
„Vielleicht (wahrscheinlich) bin ich naiv, aber im Finanzbereich nennt man das „Fristenkongruenz“ – d.h. eine Finanzierung muß über die Projektlaufzeit gesichert sein, zumindest die Anschaffung (Entwicklung und Zulauf).
Ich kann doch kein Projekt, bei dem ich z.B. 10 Jahre gebunden bin, neu aushandeln und auf jährlicher Basis finanzieren.“
Sie denken viel zu marktwirtschaftlich. Haushaltsrecht bezieht sich immer auf das jeweilige Fiskaljahr, Planungen über mehrere Jahre hinweg kennt es nicht. Also können Sie jetzt keine Mittel für 2023 fest einplanen und zusagen. Es war doch schon eine sensationelle Neuerung, dass die Bw die Investitionsmittel, die sie nicht planmäßig verbrauchen kann in das nächste Jahr übertragen kann.
@Der Realist sagt: 31.05.2021 um 13:20 Uhr
„Wir, und auch alle anderen europäischen Staaten, gönnen uns Parallelentwicklungen mit gleichem Technologiestand für dieselbe Aufgabe in verschwindend niedriger Stückzahl.“
Dafür hat man ja eigentlich PESCO aus der Taufe gehoben. Nur gegen den nationalen Protektionismus kommt auch das nicht an. Schauen Sie sich einfach den letzten Thread zu FCAS an und die Reaktionen z.B. der Franzosen. Dann wissen Sie, das sich an Ihrem berechtigten Kritikpunkt nichts ändern wird.
@Nachhaltig:
„Ich finde es völlig normal, dass die Verteidigungsministerin den Eckwerte-Beschluss der Bundesregierung bis 2025 als Basis für die Planung nimmt und optimistischere Ansätze zurecht stutzt. Basisbetrieb sichern und hohle Strukturen auffüllen als Priorität – was ist falsch daran?“
Daran ist gar nichts falsch, es war nur über Jahre das BMVg das eben nicht nach diesen Realitäten geplant hat.
Mit den neuen Eckwerten entsteht gar keine neue Lage (siehe oben der Vergleich mit dem Vorjahr).
Es wird nun so getan als wäre die Grundlage der Planung nun vollkommen neu, weil man wohl geglaubt hat das Geld werde schon irgendwie woanders her kommen (EPl. 60). Dieser Wunschtraum ist nicht eingetreten und nun versucht man vom eigenen Planungsdebakel abzulenken.
Mit absurden Konsequenzen wie Artilleriebeobachter oder Artilleriemunition.
Es wurde eben bisher nicht deutlich genug kommuniziert, dass nicht alles finanzierbar ist. Stattdessen glaubte man es gebe durch die Erwähnung von Einzelprojekten im Haushaltsgesetz und in den Eckwerten „irgendwie“ mehr Geld.
Fazit: Das Richtige wurde zu spät und auch noch sehr ungeschickt gemacht (siehe Briefwechsel). So organisiert man keine politischen Mehrheiten.
@memoria
Ich finde es dennoch wichtig, daß einmal deutlich darauf hingewiesen wird, daß die Bw in ihrer Lieferantenauswahl nicht frei ist sondern eben auch hohe Mehrkosten durch von Parlamentariern gewollte Wirtschaftsförderung entstehen.
Davon ab: kann es sein, daß sowohl FCAS als auch MGCS für Frankreich eigentlich nicht finanzierbar sind? Wobei MGCS vielleicht sogar noch bessere Exportchancen hat, FCAS ist „im Vollausbau“ (loyal wingman, u.a.) für viele mögliche Nutzer einfach zu teuer.
@Pio-Fritz:
„Haushaltsrecht bezieht sich immer auf das jeweilige Fiskaljahr, Planungen über mehrere Jahre hinweg kennt es nicht. Also können Sie jetzt keine Mittel für 2023 fest einplanen und zusagen.“
Das stimmt in der Absolutheit nicht.
Das Haushaltsrecht kennt genau dafür Verpflichtungsermächtigungen (VE).
Projekte bekommen diese VE für Folgejahre zugewiesen um dann entsprechend das Projekt mit Jahresscheiben realisieren zu können.
Die VE fliessen auch als fester Bestandteil in die Finanzplanung ein.
Daher ist es auch nicht so überraschend wie vom BMVg suggeriert, dass weniger Vorhaben ins Geld kommen als gedacht.
Auch die Behauptungen des BMVg man müsse bei sinkender Finanzlinie in laufende Verträge eingreifen ist da ein etwas merkwürdiges Argument.
Problematisch wird es nur dann wenn der geplante Vertragsschluss sich um ein Jahr oder mehr verzögert, da die VE dann neu beantragt werden müssen. Bei einem guten Zusammenspiel innerhalb der Koalition ist aber auch das kein Problem.
Hier liegt für mich der einzige denkbare Vorteil eines Planungsgesetzes. Da es VE über einen längeren Zeitraum festlegen kann.
Jedoch lenkt alldas vom wirklichen Problem ab:
Die Finanzplanung und die Bundeswehrplanung driften seit Jahren immer weiter auseinander.
Da hilft noch so viel Haushalts-Technokratie nicht, da die Decke einfach zu klein ist.
@Thomas Melber: Die Kosten des Gesamtsystem FCAS werden auf 300 Mrd € geschätzt, das sechsfache des Verteidigungshaushaltes von Deutschland.
Machbar wäre das, aber die Franzosen wären dann extrem verschuldet (derzeit schon 115% des BIP).
Zum Vergleich : Corona kostete 2020 ca 275 Mrd € in Deutschland. Dadurch stieg die Schuldenquote um 10% auf 70% des BIP.
Das wird auch für D, F, ESP kaum tragbar.
Zur Frage Tanker und Flottendienstboote: Die Marine von heute ist die kleinste die es jemals gab, und sie noch weiter zu schrumpfen wäre genau die falsche Richtung mit Blick auf die Aufgaben. Hinzu kommt, dass es wirklich wichtig ist beim Personal Kontinuität zu erhalten, und das funktioniert nur mit einer 1:1 Ersetzung. Sonst steht man ganz schnell ohne seetaugliche und –willige Besatzungen da und muss wie NL oder Portugal Schiffe bzw. Boote ungenutzt an die Pier legen, wo sie nicht besser werden.
Bei den Tankern sollte man aber noch einmal in sich gehen und schwer überlegen, ob Kauf auf dem zivilen Markt + Umbau nicht besser wäre. Die vorliegenden Angebote der zwei deutschen Werften liegen bei grob 300 und 400+ Mio Euro pro Stück! Für die Flottendienstboote kommt ein solches Vorgehen natürlich nicht in Frage.
@ Pio-Fritz
Die ganze Herangehensweise in der Beschaffung muss geändert werden, wenn man nicht alle paar Jahre wieder geballt sehr viele Systeme gleichzeitig ersetzen möchte.
Man muss nur den Prozess der kontinuierlichen Ein- und Ausflottung aus der zivilen Luftfahrt übernehmen.
Dort wird permanent in neue Flugzeuge einer Flotte investiert, teilweise 15 Jahre oder länger, um das Durchschnittsalter und die Kosten niedrig zu halten.
Am Ende ersetzen die neuesten Maschinen die ältesten einer Flotte. Ein Prozess, der die Verfügbarkeit hoch hält. Ein gutes Beispiel dafür ist die klassische A320-Flotte der Lufthansa, die mittlerweile fast komplett getauscht wurde, ohne sie durch ein Nachfolgemuster abzulösen.
Nur in der Bundeswehr beschafft man hohe Stückzahlen in kurzer Zeit und hat dadurch relativ schnell eine im Durchschnitt alte Flotte.
@Ottone sagt: 31.05.2021 um 19:44 Uhr
„Zur Frage Tanker und Flottendienstboote: Die Marine von heute ist die kleinste die es jemals gab, und sie noch weiter zu schrumpfen wäre genau die falsche Richtung mit Blick auf die Aufgaben.“
Alternative: man schrumpft die Aufgaben der Marine im gleichen Maße. Dann ist eben nichts mehr mit Indo-Pazifik, Horn von Afrika und Mittelmeer nur noch im Rahmen SNMG. Aufgaben und zur Verfügung stehende Fähigkeiten driften doch heute schon auseinander.
@Koffer 30.05.2021 um 12:48 Uhr:
„Das kann man politik- und rechtswissenschaftlich durchaus als These vertreten, aber ich würde es keinesfalls als herrschende Meinung akzeptieren.
Ich für meinen Teil würde es zumindest nicht in dieser Form mittragen.“
Welche Meinung „herrscht“ denn wo & wie? Ist auch nicht relevant, denn dieses Bild „Ihre Meinung, meine Meinung = Beide gleich!“ ist schief. Da gibt es auch nichts mitzutragen, oder eben nicht mitzutragen, wenn es um politische Realitaeten geht, die dazu noch in Deutschland seit 1848 selbst-evident und demokratisch richtig zu einem parlamentarischen System gehoeren.
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Pio-Fritz 30.05.2021 um 17:33 Uhr:
„Und was irgendwelche Parteien, die die Regierungsmehrheit im Bundestag stellen und somit auch die Bundesregierung, in irgendwelchen Fraktions-, Kabinetts- oder sonstigen Hinterzimmersitzungen aushäkeln, ist mir herzlich egal. Für mich zählt das Ergebnis.
Und das ist der Auftrag der Wähler an die Legislative, nämlich den Bundesbürgern ihre Grundrechte und die Demokratie zu garantieren, eben die FDGO, um es mal verkürzt darzustellen.“
Hurra. Eindeutiger haetten Sie Ihre Verachtung gegenueber dem politischen Willensbildungsprozess in Deutschland nicht zum Ausdruck bringen koennen. Ahnungsfrei und selbstbewusst in die Tastatur gehackt. Aufmuepfiger Untertanengeist ist’s, was ich weiterhin durchaus als „vormodern“ empfinde. Aber besser laut und falsch als sachte, aber richtig. Und dann noch schnell einen pseudo-objektiven General-Auftrag von „den“ Waehlern hinterher schieben. Ich bin maessig beeindruckt.
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Aber AKK kann froh sein, dass sie wenigtens mit Ihnen beiden zufriedene Fahrgaeste auf ihrer politischen Geisterfahrt (Gottseidank allegorisch ein Uhr morgens auf einem noch nicht freigegebenen Autobahn-Neubauabschnitt) mitnehmen darf.
@J10 sagt: 01.06.2021 um 9:14 Uhr
Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was Sie mir sagen wollen. Und ob Sie überhaupt etwas Aussagen wollen und wenn ja, was.
@J10 sagt: 01.06.2021 um 9:14 Uhr
[Koffer]„Das kann man politik- und rechtswissenschaftlich durchaus als These vertreten, aber ich würde es keinesfalls als herrschende Meinung akzeptieren.
Ich für meinen Teil würde es zumindest nicht in dieser Form mittragen.“
[J10]“Welche Meinung „herrscht“ denn wo & wie?“
Mit herrschende Meinung, wird in der Rechtswissenschaft (teilweise auch in anderen Geisteswissenschaften) die in der Fachliteratur und Wissenschaft überwiegend vertretene Position in einer auslegungsbedürftigen Fragestellung bezeichnet.
Mit meiner Formulierung habe ich also (etwas hochgestochener, aber im Kern eindeutig) gesagt, dass das was Sie vertreten nicht eine interessante und mögliche Auslegung ist, dass sie aber nicht von der Mehrheit der Fachleute geteilt wird. Und das darüber hinaus ich mich in der von Ihnen gewählten, konkreten Form Ihrer Position auch nicht anschließen kann.
„Da gibt es auch nichts mitzutragen, oder eben nicht mitzutragen, wenn es um politische Realitaeten geht, die dazu noch in Deutschland seit 1848 selbst-evident und demokratisch richtig zu einem parlamentarischen System gehoeren.“
Sorry, aber das wird jetzt lustig. Sie legen eine bestimmte rechts- und politikwissenschaftliche Fragestellung aus. Auf eine Art und Weise, die zwar ohne Frage interessant und bedenkenswert, aber dennoch eher „ungewöhnlich“ ist und jetzt behaupten Sie, dass ihr Auslegung sozusagen alternativlos richtig sei? Das ist nicht mein Verständnis eines Diskurses.
„Aber AKK kann froh sein, dass sie wenigtens mit Ihnen beiden zufriedene Fahrgaeste auf ihrer politischen Geisterfahrt (Gottseidank allegorisch ein Uhr morgens auf einem noch nicht freigegebenen Autobahn-Neubauabschnitt) mitnehmen darf.“
Warum werden Sie denn jetzt so persönlich?
Ich kann ja verstehen, dass Sie Ihre These gerne vertreten möchten, aber wir können uns doch austauschen ohne uns gleich anzugiften, oder?
Streiche: nicht eine interessante und mögliche Auslegung ist
Setze: eine interessante und mögliche Auslegung ist
@Der Realist:
Das stimmt nicht so ganz. Zwar wurde z.B. die RF 4E (88) innerhalb von zwei, die F 4F (175) innerhalb von vier Jahren und der Tornado (357) innerhalb von elf Jahren eingeführt, was immerhin rund 30 bis 40 Exemplare pro Jahr ergibt (man kann es heute kaum glauben, in der Tat war die Luftwaffe mal so stark, plus Alphajet). Der Eurofighter hingegen tröpfelte mit rund 142 Exemplaren über einen Zeitraum von rund 15 Jahren in die Verbände, was knapp zehn Stück pro Jahr ergibt.
Zudem war die Lw mit der Beschaffung der F4 und des Tornado zweigleisig und zeitversetzt unterwegs, so dass man über zwanzig Jahre einen kontinuierlichen Zulauf hatte.
Das hätte man auch weiter so gehandhabt. Die Ablösung der F4 zog sich aber aufgrund der damaligen, in erster Linie politischen, finanziell motivierten Interventionen (Jäger 90, Eurofighter light, Reduktion der Stückzahl von 180 auf 140 usw.) im Verein mit den bekannten Verzögerungen der Entwicklung schlussendlich über mehr als ein Dutzend Jahre hin.
An einen Nachfolger für den Tornado war ebenfalls aus finanziellen Gründen nicht zu denken, was zu den diversen Streckungsprogrammen, betreffend die Nutzungsdauer, geführt hat.
Auch im Heer und in der Marine gibt es genug analoge Beispiele, so dass die Bundeswehr jetzt mit diesen Altlasten kumulativ belastet ist, welche die Politik zu verantworten hat.
Im Übrigen hinkt der Vergleich mit einer Fluggesellschaft auch deshalb, weil sich die zivile Luftfahrt in erster Linie am Kostendruck orientiert und vor allem ihre Flugzeuge völlig anders finanziert.
Leute, in Teilen wird die Debatte inzwischen ein bisschen abseitig. Grundlegende Diskussionen über rechtsphilosophische Fragen bitte woanders.
@ Peter Eberl
Sie sagen, man kann den Beschaffungsprozess einer Airline nicht mit der Bundeswehr vergleichen.
Doch.
Denn genau so machen es beispielsweise die Briten oder Niederländer bei der Chinook oder die USA bei der F-16. Es wird kontinuierlich nachproduziert.
Beim EF ist man diesen Weg bei uns schon gegangen, aber es war kein ausgereiftes Produkt, weswegen man nie einen guten Klarstand erreichen konnte.
Den Tornado-Ersatz haben wir aus politischen Gründen verpennt. Geld war immer genug da. Die beiden anderen (nicht wirklich reichen) Partner haben sich mit Entwicklung und Produktion bei der F-35 als Ersatz angehängt.
@Hans Dampf
Deswegen heißt es ja abgesessen 😅 da brauche ich gar kein Fahrzeug und darf alles in meinem großen Rucksack tragen.
@ der Realist, das die Bw es genauso nicht macht mit ihren strukturrelevanten Waffensystemen ist einzig in der völligen Unterfinanzierung der letzten 30 Jahre begründet….
@Hans Dampf ;29.05.2021-19:10 Uhr
@Peter Eberl; 30.05.2021-0:13 Uhr
Vollkommen richtig bemerkt und kommentiert. Es liegt wohl eher daran, das der ein oder andere ein „besonderes Alleinstellungsmerkmal“ benötigt.
Gleiche Frage könnte man auch, mit Bezug auf einen anderen Faden, dem CIR stellen. Wenn Boxer, Eagle, Dingo und co., dann bitte aber in die Fernmeldetruppe der Divisionen und Brigaden. CIR, sehe ich da eher nicht angesiedelt…mit Ausnahme der „klassischen“ ELOKA.
@ Grashüpfer
Unterfinanziert mit Sicherheit.
Aber ständiges Reparieren ist nicht günstiger, als regelmäßiger Ersatz…
@Der Realist:
Nur der Ordnung halber: Nachdem der Zulauf des EF aus finanziellen Gründen gedrosselt und die Beschaffung der 3. Tranche gekürzt wurde (ursprünglich waren insgesamt sogar 250 Exemplare für die Lw geplant!), kann man nicht annehmen, dass für den Ersatz des Tornado „immer genug Geld“ zur Verfügung gestanden hätte. Das Gegenteil war der Fall, wie man auch unschwer an der eher stiefmütterlich behandelten Kampfwerterhaltung bzw. -steigerung des Tornado über die Jahre ablesen kann.
@obibiber
„aus dem Teufelskreis kommt man nur raus wenn man einfach mal 10 Jahre lang Vollgas gibt und zusätzliche Mittel bewilligt um den Investitionsstau aufzuholen… gleichzeitig müssen die laufenden Betriebskosten stabil gehalten werden!
oder man muss sich halt von Fähigkeiten verabschieden und die Bundeswehr weiter verkleinern… dummerweise ist beides nicht gewollt und beides nicht möglich!“
Man wird Punkt 2 sehen ab der Bundestagswahl.
Egal wie viele hier jetzt glauben, dass es nicht gewollt ist oder nicht möglich.
Die notwendigen Mittel werden nicht da sein und schon gar nicht die Mittel für den Investitionsstau und deshalb wird es eine kleinere Bundeswehr geben.
Genau um solche grundlegenden Themen geht es auch IMMER, wenn es um den Parteivorstand/Präsidium etc. bei den Parteien geht.
Herr Norbert Röttgen steht für ein „böses Russland“ und ein Hochhalten des „wachsamen Auges gegenüber Russland“ und dafür benötigt man auch eine gute und große Armee (und natürlich ein gut ausgestattetes Verteidigungsbündnis). Der wurde aber krachend nicht gewählt als Parteivorsitzender. Auch Nord Stream 2 wurde trotz aller, fast schon nicht für möglich gehaltenen, Gegenwehr weitergebaut.
Man wird also in Verbindung mit einem Koalitionspartner (egal ob SPD oder Grüne) keine große Gegenwehr mehr aufbauen können, wenn es um die Frage einer kleineren und besser ausstattungsfähigen Bundeswehr geht. Die Gründe dagegen haben nicht genügend Fürsprecher oder nicht an den entscheidenden Stellen.
Die angesprochenen 15 Jahre CDU/CSU Verteidigungsministerium zeigen das doch eindeutig:
Mit Bundeswehr kann man keine Wahlen gewinnen und deshalb will auch niemand damit Wahlen gewinnen. Deshalb wird NIEMAND in der aktuellen Lage eine Lanze brechen für den Haushalt der Bundeswehr.
(Einschub: AKK macht es ja auch nicht wirklich, denn dann würde sie ganz andere Geschütze auffahren. Aber auch sie will noch nach der Wahl eine Arbeit haben, sei es nun ihre kleine Hoffnung auf Verteidigungsministerin oder eben in einer Parteinahen Stiftung oder ähliches. Wenn man es sich verscherzt mit der Parteiführung macht man sich keine Freunde. Erst Recht nicht vor einer Wahl.)
Man wird entweder weitere Jahre auf Sicht fahren und so herumeiern und weiterhin seine Rüstungsfirmen im Wahlkreis/Bundesland versorgen. DAS wäre aber noch fataler.
ODER man wird sich beugen und die Armee verkleinern. Am Ende wird man dann so tun, als wäre der/die Koalitionspartner dafür verantwortlich und man hatte ja alles dagegen getan, aber man musste leider bei dieser schwierigen Entscheidung mitgehen.
Denn es gibt auch in vielen anderen Bereichen in der BRD einen Investitionsstau und da steht die Bundeswehr auch nur auf einer ganz langen Liste.
@ Peter Erbel
Das lag aber auch an der geänderten Bedrohungslage.
Wir hatten keinen Bedarf mehr für 250 EF, sondern für 200 Flugzeuge, bestehend aus EF und Tornado, jeweils optimiert auf ihr Einsatzprofil.
Dass der EF den Tornado nicht komplett ersetzen kann, wusste man schon damals.
Und jetzt bleibt eben nur die Kauflösung.