KSK-Kommandeur droht Verfahren vor Truppendienstgericht – und: es gab keine „Amnestie-Boxen“
Nach der umstrittenen Sammelaktion von Munition beim Kommando Spezialkräfte (KSK) droht dem Kommandeur der Einheit ein Verfahren vor dem Truppendienstgericht. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer kündigte nach einer Sitzung des Bundestags-Verteidigungsausschusses an, nach rechtlicher Bewertung werde sie über die Einleitung eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens entscheiden. Die Ministerin, Generalinspekteur Eberhard Zorn und Heeresinspekteur Alfons Mais hatten zuvor den Abgeordneten die bisherigen Erkenntnisse zum Umgang mit Munition in der Eliteeinheit erläutert.
Vor dem Ausschuss nahmen Kramp-Karrenbauer und die beiden Generale am (heutigen) Mittwoch zu dem Bericht der der Task Force Munition und sicherheitsempfindliches Gerät des Heeres Stellung, den die Abgeordneten am Vortag erhalten hatten. Daraus geht unter anderem hervor, dass im KSK über Jahre gegen die Vorschriften zum Umgang mit Munition verstoßen wurde – vor dem Ausschuss sprach Heeresinspekteur Mais sogar davon, dass der Verband schon seit 2011 bei der Materialbewirtschaftung das Schlusslicht im Heer gewesen sei.
In ihrem Statement nach der Sitzung ging die Ministerin vor allem auf ein mögliches gerichtliches Disziplinarverfahren gegen den KSK-Kommandeur, Brigadegeneral Markus Kreitmayr, ein: Dessen direkter Vorgesetzter, der Kommandeur der Division Schnelle Kräfte, Generalmajor Andreas Hannemann, hatte in dieser Woche das Verfahren wegen der von Kreitmayr befohlenen Munition-Sammelaktion im vergangenen Jahr an das Ministerium abgegeben – seine disziplinaren Möglichkeiten seien ausgeschöpft. Damit liegt es bei der Ministerin, die über die Einleitung gerichtlicher Disziplinarverfahren gegen Generale entscheidet. Die Ministerin im O-Ton:
Dabei spielt sicherlich auch das Motiv Kreitmayrs für die Sammelaktion eine Rolle, mit der er die anonyme Rückgabe von Munition in der Einheit ermöglicht hatte: Als Grund, sagte die Ministerin vor dem Ausschuss, habe er die Munitions-Inventur des KSK im Dezember 2019 genannt. Nach dem Bericht der Heeres-Arbeitsgruppe war das die erste vorschriftenkonforme Inventur seit Jahren – und ergab einen massiven Fehlbestand an Munition, der über Jahre nicht verzeichnet worden war. Der KSK-Kommandeur habe nach jahrelanger Misswirtschaft vor allem sicherstellen wollen, dass diese fehlende Munition auch wieder aufgefunden würde, sagte Kramp-Karrenbauer den Abgeordneten.
Die Ministerin räumte vor dem Ausschuss ein, dass der Eliteverband einen vollkommen inakzeptablen Umgang mit Munition gepflegt habe und Schlamperei, Disziplinlosigkeit und systematische Missachtung von Regeln Teil der Kultur in der Einheit geworden seien. Wo immer möglich müssten die Verantwortlichen ermittelt und disziplinar verfolgt werden.
Kramp-Karrenbauer wie auch der Generalinspekteur betonten vor dem Ausschuss, bei allen Ermittlungen im KSK hätten die Vorwürfe rechtsextremistischer Umtriebe und die Sicherstellung noch fehlender Munition im Vordergrund gestanden; die erst vor kurzem durch das Gerichtsverfahren gegen einen Kommandofeldwebel und darauf folgende Medienberichte bekannt gewordene Aktion zur Einsammlung fehlender Munition habe zunächst nicht im Vordergrund gestanden. Zorn räumte ein, rückblickend wäre es sinnvoller gewesen, die Erkenntnisse des Heeres zum Umgang mit Munition und die Sammelaktion eher auch dem Parlament mitzuteilen.
Der Generalinspekteur kündigte zugleich an, die Entwicklungen im KSK vor der Amtsübernahme des jetztigen Kommandeurs im Juni 2018 gezielt aufzuklären, die zu den inzwischen offenkundigen Fehlverhalten geführt hätten. Dabei gehe es um die Führungsebenen zwischen KSK und Ministerium. (Am Rande: Eine dieser Führungsebenen ist die Division Schnelle Kräfte, deren Kommandeur Zorn selbst in den Jahren 2014 bis 2015 war – allerdings nannte der General im Ausschus insbesondere die Jahre 2017 bis 2019 für eine genauere Betrachtung der Führungsorganisation und der Verantwortung für die Bereiche Logistik und Innere Führung.)
Heeresinspekteur Mais räumte vor den Abgeordneten eine Fehl-Wahrnehmung aus, die sich in den vergangenen Wochen, aus welchem Grund auch immer, auch in der Öffentlichkeit festgesetzt hat: Die rechtlich zweifelhafte Sammelaktion von Munition sei nicht mit Amnestie-Boxen oder anderen Aufnahmebehältern gelaufen.
Tatsächlich habe es zunächst eine Sammlung in den Einheiten gegeben und danach eine geschlossene Abgabe bei der Fachgruppe Munition des KSK – allerdings, und daran entzünden sich die Vorwürfe gegen den Kommandeur, ohne namentliche Erfassung der Soldaten, die Munition abgaben. Kreitmayr habe zwar gewusst, dass er damit seine Dienstpflichten verletze, sagte Mais. Dem Kommandeur sei es aber in erster Linie um die Gefahrenabwehr gegangen, als er seinen Untergebenen die anonyme Munitionsrückgabe ermöglichte – aus der Befürchtung, diese Munition könnte in falsche Hände gelangen.
Der Opposition im Bundestag reichten die Aussagen von Ministerin und Generalinspekteur im Ausschuss nicht – vor allem, weil nicht wirklich klar ist, wann Kramp-Karrenbauer selbst von der Munitions-Sammelaktion wusste. Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie Agnes Strack-Zimmermann brachte das auf den Punkt:
Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer hat im Verteidigungsausschuss erneut die Chance verpasst, die Karten auf den Tisch zu legen. Die Verantwortlichen für die schlimmen Entwicklungen beim KSK sind anscheinend seit Jahren bekannt. Der Bericht ‚Aktion Fund Munition‘ hat mit Sicherheit auch die Ministerin erreicht, bevor die Presse darüber berichtet hat. Offensichtlich sollten die Vorgänge übersehen werden. Es drängt sich die Frage auf, was Generalinspekteur Zorn als ehemaliger Kommandeur der Division Schnelle Kräfte und der ehemalige Inspekteur des Heeres General Vollmer wirklich wussten. Es ist nicht nachvollziehbar, warum Kramp-Karrenbauer nicht tätig geworden ist und sowohl Öffentlichkeit als auch Parlament nicht informiert wurden. Das System KSK muss dringend geändert und von oben nach unten aufgeräumt werden. Die Probleme sind auf die Führung zurückzuführen und haben die ganzen Skandale erst möglich gemacht. Wir brauchen dringend Aufklärung und Transparenz. Kramp-Karrenbauer hat diese heute nicht geliefert. Daher fordert die FDP-Fraktion eine Sondersitzung des Verteidigungsausschusses.
(Wird ggf. ergänzt)
Wenn der Kommandeur des KSK disziplinar belangt wird, dann sollte der GI gleich seinen Hut nehmen. Er hatte den desolaten Zustand im KSK bzgl. der Munitionsbewirtschaftung als DivKdr mit zu verantworten.
Verantwortung ist unteilbar! Pflicht zur Dienstaufsicht!!!
„Dem Kommandeur sei es aber in erster Linie um die Gefahrenabwehr gegangen“
Ja Herrschaftszeiten, da hat der Mann offenbar nicht mehr allzuviel Vertrauen in seine Männer (und ggf Frauen).
Straffrei abgeben oder illegal verkaufen – das klingt wie ein Deal mit der Mafia.
Das kann man nicht mehr schön reden, selbst das Schönsaufen stößt an Grenzen…
Es spielt schon eine Rolle, ob Gefechtsmunition oder Manövermunition ( “ Platzpatronen“) vermisst wird. Laut Spiegel war nur ein kleiner Teil der zurückgegebenen Munition Gefechtsmunition.
“ In den nächsten Wochen wurden daraufhin mehr als 46.000 »Munitionsartikel« abgegeben, 90 Prozent davon Manöver- und Übungsmunition, zehn Prozent Gefechtsmunition“
( Spiegel, 3.3.21 “ Vorgesetzte stoppten Munitionsamnestie“)
Interessant. War mir gar nicht bewusst, dass ab A16 aufwärts, der/die IBUK Einleitungsbehörde ist (§94 WDO). Bleibt zu hoffen, dass der/die IBUK nach der Einleitung sich wieder zurücknimmt und die Gerichte walten lässt, ohne mit Meinungsäußerungen und Erwartungshaltungen zu glänzen.
Wie der Hausherr schon feststellte war General Zorn 2014-2015 der Kommandeur der DSK, der ja sicherlich viel getan hat um den Verband, der gemäß Inspekteur Heer „schon seit 2011 bei der Materialbewirtschaftung das Schlusslicht im Heer gewesen sei“ nach vorn zu bringen.
Kdr DSK 2011-2014 war übrigens General Vollmer, der dann von 2015-2020 Inspekteur Heer war. Sein Chef des Stabes war dort 2014-2018 Generalleutnant Mais (sic!).
Und im Zeitraum im Fokus der weiteren Untersuchungen 2017-2019 war Generalleutnant Marlow Kdr DSK.
Das alles sagt Wikipedia (daher wohl auch geringe Abweichungen der Jahreszahlen). Die Dienstgrade habe ich auf den heutigen Stand gebracht.
Und jetzt sorgen die wichtigsten der genannten Personen für lückenlose Aufklärung?
Da bin ich wirklich mal gespannt!
Jetzt ergibt der letztjährige Brandbrief Ende Mai von General Kreitmayr für mich einen Sinn.
Vorher März-Mai Munition eingesammelt.
Da dürfte ihm klar gewesen sein, was das für ihn bedeutet.
„Das System muss dringend geändert werden und von oben nach unten aufgeräumt werden“, so Strack-Zimmermann (FDP).
Mir ist schon klar, dass Parteipolitik im Blog keine Rolle spielt.
Inhaltlich finde ich diese Aussage trotzdem super. Das Ganze mal von oben aufräumen und nicht, wie so oft, unten anfangen.
Ich bin gespannt, was man in der Bundeswehr von heute unter Aufräumen versteht. Wenn ich den Brief des Inspekteurs lese, habe ich Zweifel an seiner Fähigkeit zum Aufräumen. Wer solche langatmigen Briefe, mit einer löchrigen, sich zum Teil widersprechenden Argumentation schreibt, hinterlässt in der Öffentlichkeit eine fatalen Eindruck. Wie hier angemerkt es ist nicht der Bericht, sondern ein einleitender Brief. Selbst mit Humor kann man das Grauen nicht verbessern. Dieser Brief hat allerdings schon fast Potential für eine Satireshow. Was so der Inspekteur des Heeres an den Generalinspekteur schreibt. Man kennt sich, hat moderne Kommunikationsmittel, könnte sich persönlich treffen. Diejenigen, welche Bürokratie beklagen, schreiben so etwas. Früher gab es kurze Transportnotizen. Jetzt schreibt man seitenlange Briefe, sticht die auch noch durch. Dies wohl in der Erwartung von Lob der Presse.
Nun können also einige Generale Antwort stehen, beim Aufräumen helfen.
Es ist völlig richtig, dass die mehrfach erwähnten Mängel in Aufstellung und Konzeption lange, sehr lange bekannt waren. Da ging es nicht nur um Fahrzeuge, Fallschirme und Waffen. Da ging es schon darum, dass mit völlig ungeeignete Binnenstrukturen, auch im Unterstützungsbereich, eine Aufgabenerfüllung sehr schwierig war.
Ich habe auch die hier bereits erwähnten 4 und 3 Sterne Generale vor Augen, welche auf ihrem erfolgreichen Weg Kommandeure der DSO bzw. DSK waren. Da kann man ganz sicher die Frage stellen, welche Rolle sie beim Thema KSK gespielt haben.
Das vielbescholtene KSK hat oft genug auf Missstände hingewiesen und wurde kalt zurück in die Reihe gestellt.
Im Grunde haben sich die Divisionskommandeure nie wirklich aus ihrer Panzergrenadier-, Artillerie- und Panzerprägung lösen können. Kommandeure haben oft die Neigung, sich den Dingen zu widmen, welche sie verstehen und zu denen sie eine Affinität haben. Bei den genannten DSO und DSK Kommandeuren war das offenbar weder das Thema Spezialkräfte, noch Logistik.
Manche Offiziere des KSK, welche Veränderungsmöglichkeiten vortrugen wurden wie Bittsteller abgefrühstückt. Die schon wieder, war eine kaum verborgene Haltung. Man wollte das KSK gern im Heer haben, doch wirkliche Leidenschaft bestand nicht. Zum Tag der Bundeswehr, da schmückte man sich schon mal mit dem KSK. Das war es dann.
Das allein ist allerdings keine Argumentation. Es läßt sich doch sicher herausfinden, wer, wie oft vor Ort war. Sicher auch, was danach bewirkt, veranlasst wurde. Es gibt bestimmt genügend Unterlagen im Heer zu diversen Besprechungen mit dem und über das KSK.
Das Aufräumen betrifft allerdings nicht mehr nur die Divisionskommandeure, da mag auch das Kommando Heer gern Fragen beantworten. Der Inspekteur möchte ja durchgreifen, am besten er fängt in seinem Hause an.
Es gibt einige Kommentatoren, welche nun schon fast Mitleid mit dem Kommandeur KSK haben. Dieser war Chef des Stabes des KSK, Referatsleiter im BMVg, um danach Chef des Stabes in der dem KSK vorgesetzten DSK zu werden. Somit ist vorauszusetzen, dass nicht mangelndes Fachwissen zu seiner Entscheidung führte.
Der Hinweis zur Gefahrenabwehr sollte wohl erklären, doch das ist sein nächster Bolzen. Was muß man sich denn nun vom KSK vorstellen, wenn zur Gefahrenabwehr wissentlich gegen Recht und Gesetz verstoßen wurde. Was denkt man nun über das KSK? Das war ein Bärendienst und trägt ganz sicher dazu bei, die Auflösefraktion zu stärken.
Eigentlich hilft jetzt nur noch eins…. an einem Montag Morgen alle Soldaten zum Dienst nach Calw befehlen um einer Ansprache des GI zu lauschen…..
Dann die Kaserne von einem Feldjägerreginent umstellen lassen, alle Soldaten werden dann vom GI für 5 Tage vergattert mit Ausgangssperre…. in der Zeit wird jeder Vernommen und jeder der auch nur zu Munition möglicherweise Zugang gehabt haben könnte, bei dem rückt die Bundesanwaltschaft Zuhause ein und dreht die eigenen Vier Wände auf links…. dann würde man Gewissheit bekommen was der IST ZUSTAND ist.
Die Vorgänge beim KSK in der Vergangenheit bedürfen auf alle Fälle einer intensiven Betrachtung; diese findet ja nun, leider mit politischer Aufgeregtheit aller Parteien statt. Aber wird nicht auch hier wieder nur versucht, ein Bauernopfer zu finden und von eigenem Versagen abzulenken?
Zum Thema: Im Frühjahr 2020 befiehlt der Kdr KSK eine Maßnahme. Ob Mun-Abgabe, Amnestie-Boxen, vorschriftswidrig; erst mal egal. DivKdr stoppt das ganze; sieht aber keinen weiteren Handlungsbedarf. InspH und GI wissen auch davon; ebenfalls kein Handlungsbedarf. Das ganze wird mit (aktuell) hanebüchenen Ausreden nicht mal der Ministerin gemeldet, obwohl das KSK im Schwerpunkt des öffentlichen Interesses steht. Dann macht ein OStFW in einem Verfahren die Maßnahme publik und die Lawine kommt ins Rollen. Und jetzt, da es für die Ministerin, 2 Vier-Sterner (GI und ehem. InspH; beide ehem. Kdr DSO), 2 Drei-Sterner (InspH und Kdr D/NL Corps, ehem. Kdr DSK) eng wird, kommt der Kdr DSK im März 2021 (nach FAST EINEM JAHR ohne Ermittlungen) auf die Idee, das ganze über die IBUK ans Truppendienstgericht abzugeben … 🤔
Ein „Geschmäckle“ hat das schon. Auch der Kdr DSK würde sich gegen einen dritten Stern in Zukunft wohl nicht wehren …
@Küstenjung01. Gute Idee. Aber warum muss das der Generalinspekteur machen. Wofür gibt es da noch eine Hierarchie. Über dem Kdr KSK und dem GenInsp stehen DivKdr, Kdr Eins und InspH. Fachlich, wie zum Beispiel im Bereich Logistik sind es, wenn man die Bearbeiter und internen Stabsgliederungen mitbetrachtet wesentlich mehr Fachleute und Entscheider, um fachliche und truppendienstliche Dienstaufsicht zu führen, sowie ein klarer Lagebild zu halten. Problem ist, dass keiner oberhalb KSK sich der bestehenden Probleme angekommen hat. Man hat laufen lassen. Im Guten wie im Schlechten. In der aktuellen Krise wurden Sonderstäbe auf Ebene DSK und KdoH (TFMSG) gebildet, abgekoppelt von den normalen Führungstrukturen, die Entscheidern mit ihren Rechtsberatern und anderen Beratern kein klares Lagebild verschafft haben. KSK war Chefsache im Ministerium beim GenInsp, aber das normale Leben ging ja auch weiter. Für mich hat die Bürokratie und Hierarchie Diffusion auf dem Dienstweg eine gezielte Reform behindert, verlangsamt und vor allem dazu geführt, dass nicht ordentlich zu Fortschritten kommuniziert wurde, weil diese Fachfunktion „Kommunikation“ im BMVg gebündelt wurde. Und dort war alles, bis auf die Berichte, reaktiv. Ein Kommunikationsvakuum, dass durch Skandale, Durchstechen, politische Oppositiionsmeinungen (FDP/Die Linke/Grüne/AFD) gefüllt wurde. Eine begleitende Kommunikation, gesteuert, des BMVg unterblieb, Man nahm grundsätzlich zaghaft und auf Nachfrage Stellung. Einordnung, Erklärung, Historie und klare Sachstände wurden durch die Presse in die Öffentlichkeit getragen, aber kaum, wenn nicht gar nicht, wahrhaftig, authentisch und glaubwürdig. Damit hat man sich selbst angreifbar gemacht und überließ allen anderen die Deutungshoheit über das KSK, anstatt selbst über das KSK zu berichten; und zwar so, dass hier glaubwürdig und transparent Informationen von verschiedenen Ebenen im Rahmen der jeweiligen Zuständigkeiten gegeben hätten werden können. In erster Linie ist dies ein Versagen der Krisenkommunikation, denn die Situation im KSK war ja ohnehin öffentlich als reformbedürftig bekannt- da hätte klar sein müssen, spätestens seit dem 13.05.20, dass wenn man alles auf Links dreht auch U-Boote der Vergangenheit „auftauchen“ worden und neben der lückenlosen Aufklärung die Erklärung und Einordnung eine wesentliche, wenn nicht entscheidende Rolle spielen würde. Über eine Sonderorganisation Kommunikation (PIZ KSK) hat wohl keine nachgedacht- im Nachgang wäre dies wohl klug gewesen.
Die vorherige Verteidigungsministerin hat ja leider rein versehentlich ihr Diensthandy gelöscht. Die wird man nicht mehr fragen können. Hat eigentlich schon jemand die amtierende Verteidigungsministerin belehrt, daß das Löschen auch von elektronischer Dienstkommunikation unzulässig ist? Nur so für alle Fälle?
…
Ansonsten gern noch mal:
Je länger man den Zuständen im KSK zuschaut, desto stärker wird die Einsicht, daß das KSK als Ganzes irreparabel ist und nur noch eine komplette Zerschlagung hilft. Einschließlich des Verbotes für alle Berufssoldaten des KSK, jemals wieder eine Dienststellung in oder über Spezialkräften der Bundeswehr einzunehmen.
Ich stelle hiermit meinen Vorschlag der Regierung und Bundestag gratis und zur freien Nutzung zur Verfügung.
@O.Punkt sagt: 03.03.2021 um 16:40 Uhr
„Interessant. War mir gar nicht bewusst, dass ab A16 aufwärts, der/die IBUK Einleitungsbehörde ist (§94 WDO). Bleibt zu hoffen, dass der/die IBUK nach der Einleitung sich wieder zurücknimmt und die Gerichte walten lässt, ohne mit Meinungsäußerungen und Erwartungshaltungen zu glänzen.“
Liegt das vielleicht daran, dass die PersFü von A16 aufwärts bei P liegt?
„vor dem Ausschuss sprach Heeresinspekteur Mais sogar davon, dass der Verband schon seit 2011 bei der Materialbewirtschaftung das Schlusslicht im Heer gewesen sei.“
Ich frage mich, wo dann die Dienstaufsicht der vorgesetzten Dienststelle von 2011 bis 2020 war? Im Urlaub? Und jetzt wird der Kommandeur das Bauernopfer?
Schön wäre auch eine differenziertere Berichterstattung, bei dem die abgegebene Manövermunition für Handwaffen komplett ausgeblendet wird um sich mal auf das wesentliche zu konzentrieren. Da für Manövermuntion kein Einzelnachweis der Schützen beim Schießen geführt wird, lässt sich hier sowieso nichts rekonstruieren.
Auch hier @all
Da bleiben wir alle doch mal ganz gelassen und schauen, was bei der Sache so herauskommt. Wie ich schon mal zum Thema Kunduz ausführte, entscheiden nach wie vor über Schuld und Unschuld in unserem Rechtsstaat die unabhängigen Gerichte.
Diese Entscheidung obliegt nicht Kommissionen oder aufgeregten Kommentatoren, was ich außerordentlich begrüße.
Also zurücklehnen, das Urteil der letzten Instanz abwarten und dann über andere richten.
„ Die rechtlich zweifelhafte Sammelaktion von Munition sei nicht mit Amnestie-Boxen oder anderen Aufnahmebehältern gelaufen. Tatsächlich habe es zunächst eine Sammlung in den Einheiten gegeben und danach eine geschlossene Abgabe bei der Fachgruppe Munition des KSK – allerdings, und daran entzünden sich die Vorwürfe gegen den Kommandeur, ohne namentliche Erfassung der Soldaten, die Munition abgaben…“
Das kann ja nur bedeuten, dass
a) entweder die Einheiten Amnestie-Boxen oder gleichwertiges aufgestellt haben, dann gab es also doch diese „Boxen“ im KSK, und Mais bringt es fertig sich in einem Satz deutlichst zu widersprechen, oder
b) In den Einheiten bekannt war, wer was unanonymisiert zur Sammlung abgibt (und die betreffenden Personen wahrscheinlich auch heute noch Rest-Erinnerungsvermögen haben), und es der Kdr und alle anderen massgeblich Beteiligten es bis dato schlicht nicht wissen wollten.
Himmel! Es ist bald nicht mehr zum Aushalten. Die Verdreherei wird immer wilder, und die beteiligte Generalität verstärkt gerade mit jeder Äusserung die Wahrnehmung, dass der Fisch vom Kopf her stinkt.
Zur Rolle des hier und in den Medien angesprochenen General Vollmer. Dieser, der sonst immer auf länger andauernde Stehzeiten von Chefs und Kommandeuren achtete, holte sich als Inspekteur Heer, als sein Chef des Stabes nach Afghanistan gefördert wurde, den knapp 1 Jahr als Kommandeur KSK tätigen General Sollfrank, seinen Vertrauten aus gemeinsamer DSO Zeit,in das Kommando Heer als Chef des Stabes. Ob Sollfrank das FGG 4, dabei auch Munitionsbewirtschaftung im Griff hatte, weiß ich nicht. Doch Sollfrank war im Kommando sehr beliebt und hat sich tief und mit Herzblut eingearbeitet. Das wurde auch aus dem KSK an General Vollmer kommuniziert. Doch das war ihm egal, er kannte Sollfrank und wollte genau ihn. Die damalige Ministerin traf abschließend die Entscheidung. Im Heer gab es ganz sicher auch andere geeignete Kandidaten für den Dienstposten Chef des Stabes. Vollmer wird sagen, er habe nur das Beste für das Heer gewollt. Für das KSK war es überhaupt nicht optimal. Anstatt nun einen erfahrenen Brigadekommandeur dorthin zu versetzten (auch Sollfrank war vorher Brigadekommandeur) hat man das Kommando auf einen recht jungen Oberst im Modus Frühstförderung übertragen. Es hätte gut gehen können, doch es ging nicht gut. Wie Kreitmayr in der Führung des Kommandos unterstützt wurde, lesen wir heute. Kaum. Seine Divisionskommandeure hatte andere Schwerpunkte.
P.S.:
so sieht dass aus, wenn global gedacht wird:
https://home.army.mil/rheinland-pfalz/index.php/download_file/586/629
„2. PURPOSE: The A&E Amnesty Program is intended to ensure maximum recovery of
military ammunition and explosive items outside the supply system. It is not intended to
circumvent normal turn-in procedures. The A&E Amnesty Program provides an
opportunity for individuals to return found, stolen, or misplaced without fear of
prosecution.
4. POLICY:
a. A&E outside the supply system must be recovered and controlled. Ammunition
may be turned-in at amnesty collection points by individuals on a no-questions basis
without fear of reprisal or prosecution from leadership.“
@ Blinkert
Ich möchte dazu ergänzen.
An Skandalen mangelte es dem KSK nicht. 2003 wurde nach einem solchen geklotzt und nicht gekleckert. General Carl-Hubertus von Butler wurde Nachfolger des Generals Reinhard Günzel, welcher im Zusammenhang mit der Antisemitismus-Affäre um den CDU-Abgeordneten Martin Hohmann von Verteidigungsminister Peter Struck entlassen worden war. Von Butler war damals, nach seiner Verwendung als Brigadekommandeur, Stabsabteilungsleiter im Führungsstab des Heeres. Er ging als Kommandeur KSK also auf seine dritte Verwendung als Brigadegeneral. Er ist trotzdem etwas geworden. Am 16. März 2009 übernahm Butler das Heeresführungskommando. Möglicherweise kann das ja Orientierung sein. Man kann es sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen, aus dem BMVg in die Truppe ohne Förderung und Beförderung. Das wird bestimmt als ehrenrührig empfunden.
Ich meine, nicht immer die vermeintlich besten Generale in das BMVg, auch in der Truppe gibt es wichtige Dienstposten. Mit Blick auf die Effekte der medialen Durchdringung von Einsätzen entwickelte Charles Krulak, ein General der US-Marineinfanterie, die Idee des „strategischen Gefreiten“. Mit Blick auf das heutige bekanntgewordene schwache Führungsleistung von Generälen kann einem der Gedanke eines „strategischen Generals“ kommen. 2003 hatte man das offenbar besser im Blick.
In Kenntnis des ein oder anderen Soldaten in führender Position und mit dem Wissen, dass sie in vorherigen Verwendungen äußerst wissbegierig waren (ich erspare mir den belegten Begriff „Ameisentätowierer“), kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass niemand von den Vorgängen/Zuständen wusste.
Wenn man dann nochmal schaut, wer mit wem an welchen Stellen zusammen gedient hat, ggf. Vorgänger/Nachfolger war und wer wann wo auf einem Dienstposten saß, wo man hätte etwas mitbekommen müssen…spannende Sache.
Am Ende alles nur eine Vermutung von mir, aber spannend finde ich es allemal.
Wobei zum Schluss diese vermeintlich spannende Story wohl eher langweilig abebbt.
AKK wird hoffentlich wissen, dass es FÜR SIE SELBER hier eine MIL Ebene und eine POL Ebene gibt: Her head is now at stake as well ! M.S.
https://augengeradeaus.net/2020/05/nach-rechtsextremismus-faellen-im-ksk-strukturanalyse-der-eliteeinheit-geplant/
Auch die Ministerin und der GI haben schlicht und ergreifend versagt. Warum? Die Ministerin hatte im Mai 2020 eine so genannte „Arbeitsgruppe“ zur Aufarbeitung der Vorfälle im KSK eingesetzt, siehe Link oben.
Bestandteil der „Arbeitsgruppe“ waren der GI, der InspH und der Kdr KSK. Das ist ja keine „Arbeitsgruppe“ gewesen, sondern es waren die unterschiedlichen Disziplinarebenen vom Kdr KSK zum GI. Wie soll man denn als Kdr KSK „unbefangen“ aufklären können, wenn es um die Aufklärung der Dienstvergehen des eigenen Verbandes/Aufgabenbereichs geht?
Die Ministerin und der GI haben bereits damals eine geradezu katastrophale Führungsqualität bewiesen und die üblichen Regeln des Disziplinarrechts schlicht mißachtet. Warum eigentlich? Es hätte doch so einfach sein können. Sie hätten keine „Arbeitsgruppe“ einsetzen müssen, sondern schlicht und ergreifend die erhobenen Vorwürfe durch die zuständigen Disziplinarvorgesetzten ermitteln lassen müssen und sich dann berichten lassen. Das wäre sehr einfach, sehr stringend und sehr vorschriftenkonform gewesen. Aber man wollte ja lieber publikums- und medienwirksam eine „hochrangige Arbeitsgruppe“ etablieren, das hört sich irgendwie besser an als einfach nur das zu machen was geboten ist, den zuständigen Vorgesetzten ermitteln zu lassen. Ein klassisches Versagen der Leitung. „Der Fisch stinkt…“
Pete sagt: 04.03.2021 um 0:46 Uhr
Ja. Wie man macht, macht mans natürlich wieder mal falsch.
Sie sehen doch (s.o.), wie sich der zuständige Disziplinarvorgesetzte in dieser Sache verhalten hat und nun selbst Gegenstand disziplinarer Ermittlungen geworden ist.
An den Berichten der TF und dem Brief des Insp H und den Vorlagen des GI an die BM´ìn sehen Sie, dass auch berichtet wird (wie Sie das fordern).
Insgesamt ist mit TF und Arbeitsgruppe dann wohl auch wesentlich mehr gemacht worden als geboten gewesen wäre (wie Sie das ausdrücken).
Ja, es scheint, als wären auch auf dieser Ebene Dinge nicht berichtet worden (siehe GI). Aber von einer katastrophalen Führungsqualität oder einem klassischen Versagen der Leitung würde ich hier nicht reden.
Die Kommentare zu der Verantwortung der verschiedenen Generale und deren unterschiedliche Auffassungen zu Amnesty Boxes habe ich gelesen. Allerdings sollte jeder, der in SHILO war, diese Boxen kennen. Sie haben auf jeden Fall dazu beigetragen, den Flug heimwärts für alle sicherer zu machen…egal wie die rechtliche Bewertung der Zulässigkeit oder der Verantwortung nun ausgeht. Sollte das nicht das übergeordnete Ziel sein?
Zu den Ergebnissen der „Arbeitsgruppe“:
Hat sich jemand mal die Mühe gemacht, die Abläufe bei Munitionsausgabe und Rücknahme im KSK zu beleuchten? Gleichzeitig das dafür erforderliche, ausgebildete Personal betrachtet? Ausbildungshöhe, Stehzeit, in ausreichender Zahl für den zu erfüllenden Auftrag vorhanden? Möglicherweise sind ja nach Soll/Org Pers alle Dienstposten besetzt, aber können die auch leisten was man von ihnen fordert?
Ich kann mir vorstellen, dass gerade dort hohe und höchste Ansprüche bei der Bereitstellung von Munition in einer eher auf „Kämpfen“ optimierten Struktur auf wenig Verständnis für Materialbewirtschaftung trifft. Nicht umsonst ja die Wertung in 2011 „das schlechteste Ergebnis im Heer“…Solange „grün“ gemeldet wird und das scheint ja so gewesen zu sein bei diversen Übergaben, hat sich vermutlich keiner näher für das mit Zettelwirtschaft und hohem Aufwand erreichte Ergebnis interessiert. Man vergleiche den Stand der „Digitalisierung“ dort mit dem aktuellen Beispeil der Gesundheitsämter. Damit war die Überraschung aus meiner Sicht vorprogrammiert.
Ich fasse zusammen…
Laut Aussage Mais wird das KSK seit Jahren systematisch in Einsatz und Ausbildung auf Verschleiß gefahren und personell verheizt und ist strukturell und personell seit Jahren nicht einmal dem administrativen Grundbetrieb gewachsen.
Laut Aussage Mais sind mindestens seit 2011 eklatante Mängel beim KSK in der Materialbewirtschaftung offen sichtlich und bekannt (aktenkundig).
Laut Aussage Mais rechtfertigt Kreitmayr seine eigenmächtige Munitionssammelaktion maßgeblich mit der Sorge, entwendete Munitionsartikel und Sprengmittel (immerhin 62kg hochbrisanter military grade Sprengstoff – wer mal ein Lehrsprengen mitgemacht hat, weiß, was das bedeutet) könnten von KSK-Angehörigen in die falschen Hände weitergeleitet werden.
Laut Aussage der Ministerin ist das KSK kulturell gekennzeichnet durch systematische Missachtung von Regeln sowie durch Schlamperei und Disziplinlosigkeit.
All dies scheint mir soweit als offizielle Faktenlage „Stand heute“ festzustehen.
Daraus ergibt sich für mich als Folgerung…
Dass der interne Kenntnisstand der bundeswehrinternen Untersuchung im Oktober 2020 dem Parlament im offiziellen Zwischenbericht bewusst verschwiegen wurde, ist eine Ungeheuerlichkeit und einer Demokratie unwürdig. Daraus müssten dringendst Konsequenzen gezogen werden.
Der zeitliche Ablauf wirft auch ein neues Licht darauf, dass Kreitmayr ausgerechnet am 18. Mai 2020 mit seinem Brandbrief an die KSK-Angehörigen an die Öffentlichkeit ging – womöglich war ihm nach der Verhaftung von Philipp Sch. am 13. Mai 2020 klar geworden, dass nach den zahlreichen Rechtsextremismusvorfällen nun auch die ungeheuren Munitionsmissstände des KSK wohl bald ans Licht kommen würden.
Sowohl der amtierende InspH als auch der amtierende GenInsp haben aufgrund ihrer engen Laufbahnverbundenheit mit bzw. ihrer jeweiligen persönlichen Involviertheit in verantwortlichen Führungspositionen in der DSK im relevanten Zeitraum einen offenkundigen Interessenskonflikt (um nicht von Befangenheit zu reden) – es wäre daher nicht nachvollziehbar, dass die bisherige Aufklärung maßgeblich von ihnen geleitet wurde. Es braucht dringend eine externe, unabhängige Untersuchungsinstanz.
Die Aussage von Mais, Kreitmayr „sei es aber in erster Linie um die Gefahrenabwehr gegangen, als er seinen Untergebenen die anonyme Munitionsrückgabe ermöglichte – aus der Befürchtung, diese Munition könnte in falsche Hände gelangen“, lässt den Schluss zu, dass Kreitmayr die begründete Sorge hatte, dass von KSK-Angehörigen mutmaßlich entwendete Mun-Artikel/Sprengmittel zu illegalen Zwecken an mutmaßliche rechtsradikale Terrorzellen und/oder gewaltbereite Neonazis weitergereicht werden könnten; darauf deutet rückblickend und mit heutigem Wissen gelesen wohl auch der Brandbrief Kreitmayrs vom 18. Mai 2020 „zwischen den Zeilen“ hin.
Aus all dem ziehe ich persönlich den Schluss…
Das KSK ist der „Staat im Staate“ geworden, den man aus den allerbesten Gründen mit InFü immer vermeiden wollte. Leider: Kompletter FAIL! Das KSK kann meines Erachtens somit nicht mehr in Gänze unverändert in der heutigen Form weiterbestehen.
Die höchste Ebene der Uniformträger hat sich bis auf die Knochen blamiert – erstens, weil man den angesichts der zur Verfügung gestellten Ressourcen absurden Anforderungsdruck aus der politischen Ebene viel zu lange stillschweigend oder gar kopfnickend nach unten weitergegeben hat, buchstäblich „ohne Rücksicht auf Verluste“. Viel zu wenige hatten hier den Mut, nach oben hin Klartext zu reden, Missstände nicht schönzumelden – und bei denjenigen, die sich diesbezüglich auszeichneten und somit ihrer Verantwortung gerecht wurden, wurde allzu oft das EDEKA-Prinzip statuiert. Gefordert und gefördert wurden in der Tendenz über lange Jahre ganz offenkundig eher bequeme Ja-Sager statt kritischer Köpfe. Das rächt sich jetzt.
Zweitens wegen eines zumindest bislang katastrophalen Krisenmanagements nach Vogel-Strauß-Art, in dem unangenehme interne Befunde so lang wie möglich unter der Decke gehalten werden und nur das zugegeben wurde, was andere bereits geleakt oder offenbart haben. Auch hier zeigt sich eine ungute Mischung aus Scheuklappenmentalität und falsch verstandenem Korpsgeist nicht nur im Ministerium, die beredtes Zeugnis darüber ablegt, wie tief sich hier Missstände eingefressen haben, die mit der fdGO schwerlich in Einklang zu bringen sind.
Wenn es noch eines weiteren Belegs bedurft hätte, wie sehr die Bundeswehr dysfunktional geworden ist und wie stark ihre Fähigkeiten (neben zahlreichen anderen *sarc*) zu effektiver Führung, Administration und Dienstaufsicht erodiert sind – voilà.
Ich verfolge AG und den wackeren TW seit Focus-Zeiten und kommentiere hier zum ersten Mal – aber es ist einfach nur noch furchtbar und das musste ich jetzt mal loswerden. Ich habe in unserer Armee treu gedient und fühle mich ihr weiterhin verbunden, aber das darf einfach nicht mehr so weitergehen.
Der Internetauftritt des Bundeswehrverbandes „Der General, die Leidenschaft und die schwierige Lage“
führte am 03.03.21 aus:
„Somit würde der Brigadegeneral, dem niemand, der ihn kennt, absprechen würde, dass er seine Einheit in Ordnung bringen wollte, zur tragischen Figur in einem politischen Spiel werden. Einem Spiel, in dem zu viele Akteure keinen Schimmer davon haben, was es heißt, Soldat mit Leidenschaft zu sein oder im KSK jederzeit einsatzbereit, um die Drecksarbeit zu erledigen, die sonst niemand machen will.“
Das fasst zusammen, was auch hier einige Blogger zur Verteidigung des KSK anführten.
Diese von dem Verband als geschickte Kommunikation betrachtete Bewertung drückt genau ein populistisches Denken aus, welches Öl in das Feuer schüttet.
Drecksarbeit also, Arbeit die sonst niemand machen will. Diese Mischung aus Selbstmitleid und überzogenen Ansprüchen spiegelt genau das Problem im KSK. Dem Volke auf’s Maul geschaut.
Ich sage, wenn man so denkt unterstützt dies „eine Kultur der Schlamperei, Disziplinlosigkeit sowie der systematischen Missachtung von Regeln“, ist ja auch irgendwie Drecksarbeit.
Zur tragischen Figur in einem politischen Spiel. Ich habe zu meiner aktiven Zeit noch die HDv 100/100 und 100/200 als Bibel kennengelernt. In letzterer wurde damals in der Nr. 1001 Führung wie folgt definiert: „Führung ist ein Prozess steuernden Einwirkens auf das Verhalten von Menschen, um ein Ziel zu erreichen. Sie umfasst den zielgerichteten Einsatz von Kräften und Mitteln sowie Information nach Raum und Zeit.“
„Merkmale militärischer Führung“, wird dann ausgeführt, „sind die Einheit der Führung, die Wechselwirkung von Befehl und Gehorsam sowie das Führen mit Auftrag, die unteilbare, persönliche Verantwortung militärischer Führer und die Durchsetzung ihres Willens. Militärische Führung zeigt sich u.a. dadurch, dass allen Soldatinnen und Soldaten jederzeit bewusst ist, welchen Beitrag sie zur Erfüllung des Auftrags zu leisten haben.“
Persönliche Verantwortung und nicht tragische Figur!
Das ist der Maßstab daran wird gemessen. In guten und in schlechten Zeiten.
„KSK-Kommandeur Markus Kreitmayr ist ein Offizier, der bisher ohne Fehl und Tadel gedient hat“. So, nun lieber Verband und einige Blogger, hört auf Selbstverständlichkeiten für einen Offizier nun als Schutzbehauptungen für K. anzuführen.
„ohne Fehl und Tadel“, das ist auch der Maßstab für einen Automechaniker und einen Betriebsleiter. Das sagte schon mein Grundschullehrer.
Jetzt hat K. allerdings eine gravierende Fehlentscheidung getroffen. Ist so. Bleibt so. Die larmoyante Art, in der mancher nun andere für sein Scheitern in bestimmten Bereichen verantwortlich macht, machts nicht besser.
Das die anderen Generale um ihn herum wohl zum Teil versagt haben macht es auch nicht besser. Larmoyanz hilft nicht. Aufräumen hilft. Von oben nach unten. Dazu sollte sich der Bundeswehrverband mal äußern. Doch da kam nichts, hier im Blog schon.
[Den DBwV kann man natürlich hier verlinken – der genannte Text:
https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/der-general-die-leidenschaft-und-die-schwierige-lage
T.W.]
Wie hoch die Sch***e im KSK schon steht, lässt sich wohl sehr gut an folgenden Punkten ablesen:
1. AKK nennt bei den niederen Chargen immer den Dienstgrad – bei Brig.Gen Kreitmayr nennt sie konsequent die Funktion. – Der (politisch) Schuldige ist also gefunden.
2. Die „Amnestie-Boxen“, die in der ersten Linie der Verteidigung erst marginalisiert wurden, hat es jetzt (natürlich) nicht gegeben
3. Der GenInsp., der von 2014/2015 selbst KDr. KSK war, soll jetzt die Vorgänge aufklären, bei denen der Heeresinspekteur davon ausgeht, dass die Schlamperei schon 2011 begonnen hat
Der Gen. Insp. soll also seinen eigenen Augias-Stall ausfegen…..wer soll das denn glauben?!
4. Brig Gen. Kreitmayr hält seine eigenen Leute also für eine „Gefahr für die Gesellschaft“, denn sonst hätte er ja die „Gefahrenabwehr“ und die Sorge, dass die Munition in falsche (!) Hände gerät, in den Vordergrund gestellt.
Wie passt das mit der Aussage zusammen, dass es sich um Schwarzbestände gehandelt hat, die Übungsvorhaben sicherstellen sollte?! Wäre die Mun dann nicht von den Leuten verschossen worden, für die sie eh bestimmt war?!
Das stinkt alles derart zum Himmel, dass ein KSK in jetztiger Form gar nicht mehr bestehen kann!
@wetzelsgruen sagt: 04.03.2021 um 10:00 Uhr
Die Boxen in Shilo hatten einen ganz anderen Charakter als die Sammelaktion jetzt. In Shilo wurde zeitnah zum Schießen gesammelt, in Calw war die Munition über längere Zeiträume absichtlich gehortet worden.
Auch Ihre Anmerkungen zu den Abläufen, Personal etc. sind alle richtig. Aber dafür gibt es eben Vorgesetzte, Kommandeure, Überprüfungen etc. pp. Die werden dafür bezahlt, das die dafür sorgen, das der Laden läuft, Wenn immer alles als „grün“ gemeldet wird, dann funktioniert das natürlich nicht. Das kann aber keine hinreichende Begründung und schon gar keine Entschuldigung für solche Missstände sein.
Und es ist genau diese „Grünmelderei“, die der Bundeswehr jede Menge Probleme beschert, weil diese so lange versteckt werden, bis es nicht mehr geht. Und meistens liegt das Kind dann so tief im Brunnen, wir sehen es doch gerade beim KSK. Ein Paradebeispiel.
Natürlich nur ausgedacht. Weil…..
Gestriger Auftrag an die politisch- strategische Kommunikation des BMVg.
Jetzt mal Ruhe einziehen lassen. Die ganze Sache ist noch viel zu frisch. Wir sollten erst mal Gras darüber wachsen lassen und das Thema dann später vielleicht noch einmal aufgreifen.
Warten wir erst einmal, bis sich die politische und mediale Aufregung gelegt hat. Denen geht bald der Atem aus. Spätestens wenn andere Themen die politische Agenda dominieren.
Bis dahin lancieren wir good news. Das hilft schon.
Es ist bemerkenswert, dass der amtierende Kdr des KSK für das beseitigen der Missstände seiner Vorgänger belangt werden soll. Besonders interessant ist, dass sein Vorgänger GM Sollfrank als CdS Kdo H eigentlich die Missstände hätte kennen müssen. Hier schließt sich für mich der Kreis. Wir sehen ehemalige Kommandeure des KSK die ihre Versäumnisse unter den Tisch kehren wollen und jetzt einen „der Ihren“ opfern wollen um selbst auf der Karriereleiter weiter nach oben zu klettern. Konsequent wäre, wenn die Ministerin alle noch aktiven ehemaligen Kommandeure des KSK und der DSO inkl. der CdS aus dem Dienstverhältnis entfernen würde (sind ja alle B besoldet). So lange diejenigen die Licht ins dunkle bringen sollen sich selbst in Gefahr bringen könnten wird sich nichts grundlegend verändern.
Ich bin überzeugt, dass es ein bis zwei „Bauernopfer“ geben wird und Kommandeure unter deren Führung diese Vorgänge passierten, z. B. GM Sollfrank, weiter gefördert werden. Als Ergebnis werden wir in ein paar Jahren wieder ähnliche Probleme sehen.
Die Thematik personelle und materielle Ausstattung wird ebenfalls seit langem thematisiert. Besonders bei der materiellen Ausstattung zeigt sich das konsequente Versagen des Heeres. Es gibt ein AHEntwg und das KdoH. Beide haben Verantwortung für die materielle Ausstattung und Fähigkeitsentwicklung. Das Ergebnis ist erschreckend. Obwohl der Rüstungsprozess bekannt ist kommt es regelmäßig vor, dass man vom Nutzungsdauerende verschiedener Artikel (Fallschirme, Wolf LL) etc. quasi überrascht wird. Hier ist der zweite Kahlschlag anzusetzen. Konzeptionäre und Fähigkeitsmanager (AHEntwg) sollten konsequenterweise abgeschafft werden. Die Realität zeigt, dass wir „Wasserköpfe“ haben die sich permanent selbst beschäftigen ohne nennenswerten Fortschritt.
In personeller Sicht zeigt sich wieder einmal, dass die Kampftruppe noch immer geprägt ist von einem Geist großer Generäle der Vergangenheit. Absoluter Schwerpunkt auf Kampf ohne Rücksicht auf Logistik, Führungsunterstützung und den verwaltungsrechlichen Auflagen die es in Friedenszeiten gibt. Werbeplakate für Kommandofeldwebel gibt es in jeder Kaserne. Für Fachkräft der FGG 4 und 6 nicht. Wahrscheinlich liegt das daran, dass diese FGG für die Kämpfer nicht wichtig oder zu komplex sind. Das Ergebnis kann beim KSK festgestellt werden.
Zusammengefasst präsentieren die Vorfälle des KSK medienwirksam das Versagen hochrangiger Offiziere die sich gegenseitig schützen und die Strukturen erhalten um ihre eigene Karriere weiter auszubauen. Ich bezweifle, dass die Ministerin gegen diesen Sumpf ausreichend vorgehen kann.
@Bow
General Zorn war nicht Kdr des KSK, sondern der DSK. Dezenter Unterschied ;-)
Noch zwei kleine Nachträge…
1.)
Mit Genugtuung meine ich aus einer überwiegenden Mehrzahl der Kommentare herauszulesen, dass es jetzt nur noch um die Frage gehen kann, ob es mit einer kompletten Reorganisation und personellen Neubesetzung der Führungspositionen im KSK getan sein kann, oder ob Auflösung plus nachfolgend Neuaufstellung sein muss.
2.) @Gandalf
Aus meiner Sicht werden Kreitmayr keineswegs Versäumnisse seiner Amtsvorgänger angelastet. Vielmehr wird ihm angelastet, zumindest bis zur Inventur 2019 hinsichtlich MatBew keine hinreichende Dienstaufsicht ausgeführt zu haben, die er schon allein aus Sorgfaltspflicht von Anfang an (also seit 2018) hätte sicherstellen müssen (Vgl. Schlamperei schon bei der Verbandsübergabe im Zuge des Kommandowechsels); außerdem wird ihm angelastet, als Konsequenz der im Dezember 2019 entdeckten Missstände eigenmächtig eine Munitionssammelaktion anberaumt zu haben, die in keiner DV vorgesehen ist, die möglicherweise gegen geltendes Recht verstößt und die zumindest eine krasse Kompetenzüberschreitung darstellt.
Beim Thema KSK steht nun endlich einmal die militärische Führungselite als Ganzes im Visier. Vorgänger, Nachfolger, Generalstabslehrgangkamaderie uvm.
Wir sehen beim Thema KSK eine entscheidende, lange nicht öffentlich bekannte Schwäche der Bundeswehr:
Defizite im Führungs- und Kontrollsystem der Bundeswehr, Mängel in Führungshaltung und –verhalten von Führungskräften, gegenseitige Begünstigung und Förderung (man kennt sich, man ist General, man „tut“ sich nichts) uvm.
Im zivilen Bereich nennen wir dies Gesetzmäßigkeiten und Merkmale, die eine Organisation in den Untergang führen.
Schwere Geschütze? Ich bin auf Argumente gespannt, welche mir aufzeigen, dass ich im Fehlermodus bin. Fehlerkultur nannte das Frau vdL, um sich dann mit Blick auf ihr Trümmerfeld aus dem Staub zu machen.
Glaubt jemand an Aufklärung, gar Aufräumen? Frag nicht die Frösche, wenn Du den Teich trockenlegen willst. AKK, Zorn und Kreitmayr, die selbsternannten Aufklärer und Reformer im und für das KSK.. Was ist mit eigenen Versäumnissen? Was ist mit VdL aber auch Vollmer, Marlow, Hannemann, Sollfrank, Baehr, Feldmann und vielen anderen? Was ist mit den Zuständigen im BMVg? Leider gibt das Wiki nicht so her. Ein einziger Sumpf, könnte man schlussfolgern. Wer erklärt mir, dass dies kein Sumpf ist?
67. OAJ sagt: 04.03.2021 um 11:48 Uhr
„Vielmehr wird ihm angelastet, zumindest bis zur Inventur 2019 hinsichtlich MatBew keine hinreichende Dienstaufsicht ausgeführt zu haben […]“
Das kann ich mir nicht vorstellen. Er hat Ende Juni 2018 übernommen und hat bis April 2019 das logistische Schlüsselpersonal austauschen lassen. Das ist schon nen deutlicher Hinweis darauf, das er Dienstaufsicht geführt hat. Und bei einem solchen Personalaustausch müssen ja auch deutliche Ablagen und Misstände zuvor sichtbar geworden sein. Offenbar hat ihm das neue logistische Schlüsselpersonal ja dann auch bei dieser Inventur Ende 2019 mal einen vorschriftenkonformen Sachstand erarbeitet.
Ja, dann sind ihm Fehler passiert, für die er sich jetzt wohl verantworten muss. Aber er scheint der erste in der Reihe der Kdre zu sein, der wohl genauer hinguckt und das Hingucken dann auch Konsequenzen zeitigt.
@all: Ich möchte mich hier mal beim Hausherrn und den Kommentatoren in diesem Beitrag bedanken. Eine äußerst spannende Lektüre ist das hier geworden, die man jeder Führungskraft der Bundeswehr mal unters Kopfkissen legen sollte. Ich finde es bezeichnend, dass die gewöhnlich gut informierten Kreise hier nur darüber streiten, ob Amnestieboxen gut oder schlecht sind und ob man das KSK auflösen oder reformieren sollte, jedoch einhellig Führungskultur, Fehlerkultur und Filz bis in die höchsten Verantwortungsbereiche als Grundübel der Misere herausgearbeitet haben. Wenn ich gerade ein Papier namens „Bundeswehr der Zukunft“ zu schreiben hätte und gewillt wäre zu handeln, wüsste ich jetzt, wo ich ansetzen muss.
@PIO-Fritz:
„In Shilo wurde zeitnah zum Schießen gesammelt“ naja, dem folge ich nur begrenzt, aber ich teile ihre Ansicht grundsätzlich.
Aber bei einer Verantwortung von Kommandeuren für Personal wage ich stark zu bezweifeln, dass diese Einfluß auf die Anzahl und Dotierung ausgebrachter Dienstposten in diesem Bereich haben. Das würde nicht nur meiner Erfahrung widersprechen, sondern auch der unsäglichen zentralisierten Planwirtschaft, deren Leistungsfähigkeit zum Beispiel bei Beschaffungen immer wieder sichtbar wird…vom „Führen mit Auftrag“ haben wir uns meiner Meinung nach bereits weit entfernt, da hilft auch „grünmelden“ nicht mehr.
„Mais unterstrich, dass dabei der Aufklärungs- und Ermittlungsschwerpunkt eindeutig auf der fehlenden Munition lag, die ein Risiko darstellte. Die überzählige Munition, die derzeit im Fokus der Debatte steht, sei hingegen sichergestellt gewesen und stellte damit kein Risiko mehr dar, auch wenn diese nicht konform mit den Vorschriften eingesammelt worden war.“ (Quelle bmvg.de „Min´ìn informiert Vtg-Ausschuss zum KSK“)
Ich kann diesee Sätze nicht schlüssig und sinnvoll auflösen.
2019 gibt es eine Inventur. Man stellt offenbar ein Fehl zum Soll fest. Sonst hätte es ja keine Suche und Rückgabeaktion gegeben. Die zum Vorschein gekommene Munition ist jetzt offenbar die Munition, die mit „überzählig“ bezeichnet wird. Ich bildete mir bisher ein, diese Munition aus der Sammelaktion würde irgendwie das Fehl zum Soll abdecken (also die fehlende Munition sein) und darüberhinaus kam noch mehr zum Vorschein als eigentlich vermisst wurde (das wäre überzählige Munition).
Jetzt kann man doch nicht beigehen und so tun als wärend das zwei verschiedene Paar Schuhe.
Oder ist das so zu verstehen. dass nur Munition abgegeben wurde, die niemand vermisst und nirgendwo gefehlt hat. Also nur überzählige Munition und dann fehlt jetzt noch die eigentlich gesuchte Munition. Man hat also was bekommen, was man nicht gesucht hat? Und das angesprochene Risiko besteht somit immer noch (siehe OStFw Sch.)?
Dann kann man doch nicht in einem Absatz erst von einem Risko sprechen und dann ein „anderes“ Risiko wegreden. Und da ja in der Masse MAN- und Üb-Mun abgegeben wurde, ist davon auszugehen, dass in irgendwelchen Gärten, Wälder und Kellern die wirklich gefährlichen Sachen noch versteckt liegen?
Da ist mir ja der Verdacht, das dies eine relativierende Verschleierungstaktik ist, fast noch lieber.
Bei aller Kritik am Kdr hinsichtlich der Amnesty – Boxen ist jedoch ein Punkt hinsichtlich der Frage des Fortbestands des KSK viel entscheidender: Ist ein Sinneswandel bei den Soldaten des KSK überhalb noch möglich? Das falsche elitäre Denken, mangelnde Dienstaufsicht beim unterstellten Führungspersonal (s. rechtsextreme Einstellung bei einem Kompaniechefs im Range eines Oberstleutnants) und die mangelnde Haltung hinsichtlich der Einhaltung von einfachsten Vorschriften im Umgang mit Munition und Material hat das KSK nun in diese Lage gebracht. Und selbst wenn ein Kdr jetzt abgelöst wird, bleibt der Personalkern der Gleiche. Wie soll ein neuer Kdr so einen Verband wieder in allen Punkten geraderücken, wenn er bei jedem seiner Soldaten und seinem unterstellten Führungspersonal Angst haben muss, dass es diesen an der korrekten Einstellung fehlt oder diese vielleicht selbst noch eine Leiche im Keller haben. Diese dort vorherrschende Mauer des Schweigens ist nicht mehr zu Fall zu bringen. Von daher bleibt nur ein harter Schritt und somit leider logische Konsequenz eines vollständigen Neuanfangs im Form einer Auflösung.
Ich habe inzwischen den Eindruck, dass die von der „AG KSK“ verfolgte Strategie der “ Veränderungen im Kleinen“ um im Grossen noch einmal davon zu kommen, nicht (mehr) aufgeht.
Sollte lediglich BG Kreitmayr belangt und aus der Funktion herausgelöst werden, wäre dies eine Bestätigung dessen wonach es seit vielen Jahren ein systemisches Versagen gibt.
Einige Kommentare weisen da ja schon in die richtige Richtung.-)
Tatsächlich hat das KSK seit Aufstellung vor 25 Jahren eine Erblast in der MatBewirtschaftung zu tragen. Vor wenigen Monaten mussten durch diesen Kdr Vorfälle abgearbeitet werden, die zu Vermögensschäden in Millionenhöhe geführt haben und durch eine jahrelange Schlamperei und Nichtbeachtung zahlreicher Vorschriften und eigentlich Selbstverständlichem verursacht wurden.
Die inzwischen im KSK kultivierte Nachlässigkeit im Umgang mit Mun, Mat, aber auch mit Fragen der Erziehung, innerer und äusserer Disziplin und Erscheinung haben zu dieser Serie von Skandalen und Defiziten geführt. Dies fliegt dem Kdo, den fachlichen und truppendienstlichen Strängen nun um die Ohren.
Aus meiner damaligen wie heutigen Beobachtung waren die Einflüsse, die aus der Auflösung der LLBrig 25 in die Neuaufstellung KSK bedeutsam wurden, nicht alle positiv geschweige denn jemals aufgearbeitet. Dies betrifft die MatBewirtschaftung ( u.a. Stichwort AK`s aus Ex- NVA Beständen) und fragwürdige Einstellungen zu Tradition, Ethos und Selbstverständnis.
Die Personalgewinnung und – Bewirtschaftung ist also zu hinterfragen. Die schliesst den Nachwuchs mit ein, der über die KdoFwAnwärterAusbildung entweder in das KSK oder aber in die EGB- Kp´n der FschJg einfliesst: Sie haben in ihrer 3-jährigen Ausbildung wenig Kontakte, schon gar keine Verantwortung und Prägung in der sog. „Green Army“ erfahren. Prägend wird also die erste Zeit im Kdo sein, dem Ziel von langer Ausbildung und erheblichem persönlichem Investment, wo sie eben erleben, dass Fragen von Vollzähligkeit und SASPF nicht von Shootern, Troopern und Operators beantwortet werden müssen. Diese Prägung verselbständigt sich also.
Das teilweise sehr schlechte Auftreten und Erscheinungsbild von KSK- Angehörigen im In- wie im Ausland ist auch ein Ausdruck der gelebten, geförderten und bewussten Distanzierung von mil Vorschriften, Selbstverständlichkeiten und Grundlagen. OPSEC wurde zum Fetisch und Kult erhoben- nur wer alles wissen darf, ist ernstzunehmen.
Es fällt mir schwer zu sagen, aber ich habe mich manchmal für das bewusst disziplinlose, provokante Auftreten von Angehörigen des Kdo´s geschämt. Und nie habe ich richtige Ansätze bemerkt, dagegen erzieherisch einzuwirken. Im Gegenteil: Einige avancierten.
Dies über 25 Jahre geduldet und teilweise gefördert zu haben, ist in meinen Augen systematisches Wegsehen und verselbständigtes Leben in der gehätschelten Nische.
Sollte das KSK aufgelöst werden, ist es eine Schande für die gesamten SK, weil darin manifestiert sich eine Entwicklung, die auch andernorts erkennbar ist. Wider besseren Wissens werden Erosionen hingenommen, die sich aus einer Vielzahl von Entwicklungen zusammensetzen, die in ihrer Summe den SK von innen und aussen das Rückenmark zersetzen. Für Schadenfreude ist also kein Platz!
Die derzeit umfassenden Schwierigkeiten des KSK stehen in vielen Bereichen für das, was inzwischen in den SK nicht mehr oder nur mangelhaft funktioniert.
Ohne in OT zu entgleiten, ist die Frage zentral, wieviel „Zivilsein“, „Anpassung an die zivile Arbeitswelt“ die SK vertragen bzw. wieviel „Erziehung“ und „Heranführung an militärische Präge- und Erlebniswelt“ sie benötigen. Wir nennen das also Innere Führung.
Das schliesst die aktuelle und grundsätzliche Führungsverantwortung unserer Generalität umfänglich mit ein.
Unfassbar, welche Klärgrube sich da öffnet. Das KSK ist demzufolge gar nicht die Ursache. Das KSK ist bloß ein sehr unappetitliches Symptom!
Es sieht mir ganz danach aus, als ob durch die stringente Kontinuität der hier implizierten Personen in ihren jeweils vorigen Verwendungen die Aufklärung wohl besser in die Hände eines der Org-Bereiche zu legen wäre, in denen Heeresuniformträger nicht in nennenswerter Stärke vorkommen.
@ Eric Hagen sagt:
04.03.2021 um 14:42 Uhr
Klingt für mich allles schlüssig, was sie sagen, bis auf: „ist die Frage zentral, wieviel „Zivilsein“, „Anpassung an die zivile Arbeitswelt“ die SK vertragen“.
Denn die aktuell beim KSK aufgezeigte Nachlässigkeit gegenüber gültigen Vorgaben kann man sich in der zivilen Arbeitswelt so in der Regel nicht erlauben. Ausser, man hat einen schlechten Vorgesetzten, der seinen Job nicht macht, oder man ist ein „Rainmaker“, der so viel Gewinn bringt, dass ihm fast alles verziehen wird.
@Eric Hagen:
+1
Schlechte Führung lähmt. Die Führung im Heer ist nach Bekanntwerden der Berichte zum KSK offenbar noch schlechter als bisher bekannt.
Während im ‚grünen’ Heer die Verhältnisse bei Material, Ausbildung und Motivation schon desaströser sind als für hohe Einsatzbereitschaft zulässig, kann es ja beim KSK wohl eher nicht an mangelndem Material liegen.
Doch nun sagt InspH, dass die Vorkommnisse erheblichen Einfluß auf die Einsatzbereitschaft des KSK haben werden.
Dort wurde offenbar schlecht geführt, Vorkommnisse wurde zugelassen. Durch welche Ebenen und Verantwortlichen kann man hier im Blog nachlesen.
Beim Heer kann man bei bundeswehr.de nachlesen:
„Doch was beinhaltet gutes Führen genau? Wie kann ich als Vorgesetzter ein Vorbild sein? Grundsätzliche Fragen, die sich in der heutigen Zeit viele junge Vorgesetzte der Bundeswehr stellen.“
Diese Fragen sollten sich nun die verantwortlichen Generale selbst stellen.
Es gibt eine Veröffentlichung des KdoH „Gutes Führen im Heer – Sozialromantik, hohe Kunst oder tägliches Ringen?“
Es gab und gibt Feldwebelbücher und Leutnantsbücher.
So etwas schriebt man für die jungen Vorgesetzten.
Wer überprüft Führungsleistung von Generalen? Wer hat den bei den Kdr’n KSK, der DSO/DSK hingeschaut?
Der ebenfalls betroffene General Vollmer betonte 2017 die Wichtigkeit der Dienstaufsicht. „In Zeiten von SAZV Soldatenarbeitszeitverordnung, Bürokratie und angespannter Personallage sind viele Vorgesetzte an ihren Schreibtisch gebunden. Doch wir sollten das nicht als Ausrede nehmen – wir brauchen Freiräume. Vorgesetzte müssen ihre Untergebenen kennen, der Alltag ist zu oft von Abwesenheit geprägt.“ Das Heer habe deswegen die Offensive „Gutes Führen“ aufgelegt, um bewährten Grundlagen neuen Schwung zu verleihen. Leitsatz sei dabei „Pass auf deinen Kameraden auf“.
„Gutes Führen“ also! Das war richtig und doch galt es wohl nicht so für einige Herren Generale.
Man erinnert sich, „Gutes Führen“ folgte aufgeregtem Aktionismus, politisch getrieben, nach abscheulichen Vorkommnissen.
Aktionismus vorbei? Gute Führung vorbei?
Mit Bezug auf die offengelegten Fehler, kommt der Erkenntnis wieder besonderes Gewicht zu, dass Führung eine wichtige Rolle zu, lebenslagen- und situationsspezifische Lösungen zur zu entwickeln und im täglichen Führungsalltag auch umzusetzen. Nicht glänzen! Führen! Gilt für das gesamte Heer, das KSK etc.
Im BMVg gibt es Fähigkeitscontrolling. Im KdoH auch. Ich schlage für die Betroffenen ein Controlling für Generale vor: Führung zwischen Anspruch und Wirklichkeit, dabei „Pass auf deinen Kameraden auf“. Messen kann man „Gutes Führen“ mit unterschiedlichen Verfahren, allerdings nicht mit „Hochloben“ und „Gefälligkeitsbeurteilung“.
Dialog: „Warum machen das die betroffenen Generale?“ „Ja, weil sie es können“
Damit ist gemeint, dass die frühzeitige Personalauswahl, das „auf’s das Gleis setzte“ meist so prima funktioniert, dass für die Betroffenen nur noch die letzte Beurteilung als Oberst (meist im BMVg) von Interesse ist. Wie es als General weitergeht, dass bestimmen andere Konstellationen. Das ist oft die Leistung, das Erreichen der Ziele, aber nicht immer. Meist läuft das ja auch, wenn man sein Truppenkommando ohne „Dellen“ übersteht. Mancher hat das schon als Btlkdr gelernt.
Der Kdr KSK hat nun eine „Delle“, wenn er Glück hat danken ihm diejenigen, für die er wohl gleich mit den Kopf hinhielt, dies mit einer würdigen weiteren Karriere.
Was verbindet KSK und verantwortliche Generäle?
Das Denken in Eliten.
Elitetruppe steht im Einklang mit der militärischen Führungselite. „Alles Exzellente ist ebenso mühselig wie selten!“
Mühselig ist wohl verloren gegangen.
Wir brauchen Menschen, die über eigenes Karrieredenken hinaus Verantwortung für etwas Größeres übernehmen. Ist wohl auch verloren gegangen.
@67. OAJ
Sie haben mit Ihren Ausführungen der eigenmächtigen und eventuell auch gegen Dienstvorschriften und geltendes Recht verstoßenden Sammelaktion von Munition doch völlig Recht; aber wie von mir gestern schon angemerkt: Wieso kommt der DivKdr nach einem Jahr ohne Ermittlungen, obwohl InspH und GI von der Aktion wussten, gerade jetzt (wo die Schlinge um den Hals von Ministerin, ehemaligen Kdr der DSO/KSK und/sowie 3Sterne- und 4 Sternegeneralen liegt) zu dem Entschluss, das Ganze über die IBUK ans Truppendienstgericht abzugeben …???
Unabhängig von den Vorgängen im KSK. Die Kommandeure der DSO/DSK haben im Bereich Dienstaufsicht versagt. Ist auch nicht verwunderlich, wenn das BMVG den Posten an Generalstäbler der Grenadier-, Artillerie-, Panzer-, und Aufklärungstruppe vergibt, die vor der nächsten Stufe auf der Karriereleiter eine Verwendung als DivKdr brauchen. Ok; 2 haben kurz ein FschJgBtl und 2 andere ebenso kurz eine LLBrig geführt; leider aber kein Herz und Verständnis für Spezialkräfte. KSK für Geiselbefreiung und Freifallspringen beim Tag der der offenen Tür sieht gut aus und macht was her; ansonsten bitte kein Stress, was mich am weiteren Fortkommen hindert …
Traurig, dass 20 Jahre nach dem ersten Kdr der DSO (FschJg) nun wieder ein FschJg als Kdr der DSK den Stab über den Kdr KSK brechen muss …
@ Eric Hagen
Ich sehe heute bei Reservedienstleistungen bei der aktiven Truppe Sachen, für die wäre ich in den 90igern geföhnt worden. Als die Jungfeldwebel anfingen, sich über Sonnenbrillenmarken statt über Waffen zu unterhalten, war es vorbei für mich. Wenn man(frau) eine Armee zu einer Firma macht und die Politik die Hauptaufgabe des Staates aus den Augen verliert, kommt so etwas halt raus.
@ Metallkopf
Den Gedanken hatte ich auch schon. Zu viele mit der Untersuchung der Vorgänge Betrauten sind doch befangen. Bei der Polizei übernimmt ja auch eine andere Dienststelle die Ermittlungen, wenn eine Dienststelle in irgendeiner Art und Weise von etwas betroffen ist und ermittelt werden muss.
Navy and Air Force to the front.
@Metallkopf sagt: 04.03.2021 um 15:18 Uhr
„Unfassbar, welche Klärgrube sich da öffnet. Das KSK ist demzufolge gar nicht die Ursache. Das KSK ist bloß ein sehr unappetitliches Symptom!
Es sieht mir ganz danach aus, als ob durch die stringente Kontinuität der hier implizierten Personen in ihren jeweils vorigen Verwendungen die Aufklärung wohl besser in die Hände eines der Org-Bereiche zu legen wäre, in denen Heeresuniformträger nicht in nennenswerter Stärke vorkommen.“
Na, wenn wir jetzt schon auf diesem Niveau angekommen sind…
@Dirk Wege
Und was sagt uns das, war das Föhnen zu Recht oder Unrecht geschehen oder hätte der Föhnende im Zivilleben mit juristischen Folgen rechnen dürfen?
Eric Hagen sagt: 04.03.2021 um 14:42 Uhr
So ist es. Und warum? Weil ich glaube, dass wir seit Jahren, sei es durch Nachwuchsprobleme, sei es durch Attraktivitätsprogramme, zu einer Kultur gefunden haben, die zunehmend den Dilettantismus professionalisiert.
Das soll nicht heißen, dass es beim KSK nur Dilettanten gäbe. Im Gegenteil. Aber wenn ich bedenke, was ich für Reaktionen ernte, wenn ich zum Thema z.B. SASPF vor dem jungen Nachwuchs einer Dienstgradgruppe (StOffz) spreche, dann wird dort in der Regel pikiert die Nase gerümpft, oftmals garniert mit der schon in den dienstlichen Anfangstagen verinnerlichten Binse: „Logistik passiert!“ (Basta)
Es ist ja nicht so, dass die zivile Welt dafür keine Lösungen hat. Mein Favorit ist das Prozessdenken, aber das haben in der Bw nur die wenigsten überhaupt verstanden. Warum Favorit? Weil im Prozessdenken eigentlich jeder verstehen muss, dass er ein wichtiges Rädchen im Gesamtmechanismus ist, dass sich unentwegt vernünftig drehen muss, weil sonst dieses große Räderwerk nicht gut ineinander greift. Ich muss also in die Rädchen links und rechts hineingreifen und irgendwo wissen, warum auch die sich drehen. Ich kann es mir da nicht erlauben mit karrierefördernden Aktionen aus der Reihe zu tanzen. Was nicht heißen soll, dass man das Gesamtwerk Bw nicht in seinem Lauf optimieren könnte. So denkt aber keiner, der gerne PPT-Folien .mit höllandischen Gliederungsbildern betrachtet und sich überlegt, wie er in dieser Hierarchie schnellstmöglich die nächste Ebene erklimmen kann. Oder jemand der eben besagte Binsen kloppt, weil ihm links und rechts egal ist. Hauptsache läuft. Der findet auch dann auch, dass man logistische Probleme am besten anonym löst, vielleicht mit so Abgabeboxen. Passiert halt.
Und genau das fällt uns auf die Füße: dass man viel Zeit darauf verschwenden muss, Leuten die Grundsätze der Routine zu erklären und begreiflich zu machen, die diese immer wieder in Frage stellen (SASPF = dieses „System“ = unnötiger langweiliger Ballast). So kommt man auch nicht dazu, sich den eigentlichen Probleme zu widmen. Amen.
@ Koffer
Zitat: „Na, wenn wir jetzt schon auf diesem Niveau angekommen sind…“
Es ist doch ganz offensichtlich, dass die Vorgesetzten von BG Kreitmayr die Vorgänge um die anonyme Munitionsabgabe fast 1 Jahr verschleiert haben, die Ministerin und damit die Politik und die Öffentlichkeit durch Weglassen dieses Details getäuscht haben, nicht im Traum daran gedacht haben den Kdr KSK zu den Vorgängen zu vernehmen (Ereignis Frühjahr 2020 vor Mai, Vernehmung Ende Feb. 2021) und wenn durch den öffentlichen Gerichtsprozess gegen den OStFw Philip Sch. die Tatsache nicht an das Licht der Öffentlichkeit gezerrt worden wäre, dann hätten sie (die höhere Heeresgeneralität inkl GI) es weiter der Öffentlichkeit veheimlicht.
Und vermutlich wäre ihnen dann so ein intelligenter Satz wie dem damaligen Innenminister und früheren Verteidigungsminister TdM eingefallen „Die Wahrheit würde sie beunruhigen“.
q.e.d.
@Georg sagt: 04.03.2021 um 20:10 Uhr
Wir können über Inhalte dann sprechen, wenn dieser Sh*tstorm aufhört und alle ihre Tonlage mal wieder ein bisschen runterfahren.
Ich hatte schon vor Tagen an anderer Stelle zu mehr Sachlichkeit und Warten auf Fakten gemahnt.
In der Zwischenzeit habe sich zahlreiche der obskuren Theorien als falsch herausgestellt.
Neue Vorwürfe (und Fakten) sind ans Licht gekommen.
Aber statt jetzt mal einen Schritt zurück zu tun und durchzuatmen wird die Diskussion nur noch schriller.