MAD ermittelt gegen Reichsbürger in Materialprüfstelle in Ulm (Nachtrag mit Korrektur)

Fürs Archiv: Der Militärische Abschirmdienst (MAD) hat zivile Mitarbeiter der Bundeswehr im Visier, die der so genannten Reichsbürgerszene angehören sollen. Mehreren Mitarbeitern der regionalen Materialprüfstelle in Ulm, die zum Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) gehört, wurde im Zuge dieser Ermittlungen der Zutritt zur Dienststelle untersagt. Acht Angehörige des Amtes wurden vom Abschirmdienst befragt.

Aus der Mitteilung des Verteidigungsministeriums vom (heutigen) Dienstag:

Der Militärische Abschirmdienst (MAD) ermittelt aufgrund interner Hinweise seit Ende 2019 gegen mehrere Verdachtspersonen in einer Regionalstelle der Abteilung Zentrum für technisches Qualitätsmanagement BAAINBw in Ulm. Von dem Verdacht der Bestrebung im Phänomenbereich „Reichsbürger und Selbstverwalter“ ist neben mehreren zivilen Mitarbeitern auch die Leitung der Regionalstelle betroffen. Im Zuge der Ermittlungen hat der MAD heute acht Verdachtspersonen befragt. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Als Sofortmaßnahme wurde gegen die Hauptverdächtigen ein Zutrittsverbot zu Liegenschaften ausgesprochen.

Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte dazu, Verfassungsfeinden lassen wir nicht den kleinsten Raum in der Bundeswehr. Es sei ermutigend, dass die wesentlichen Hinweise erneut aus internen Quellen kommen.

Die Dienststelle in Ulm trägt die offizielle Bezeichnung ZtQ (Zentrum für technisches Qualitätsmanagement) 4.8/Güteprüfstelle der Bundeswehr. Von dem akuellen Vorgehen des MAD sind nach Angaben des Ministeriums ausschließlich Zivilisten betroffen.

Nach einem Bericht der Bild-Zeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) sollen die mutmaßlichen Reichsbürger in der Bundeswehr-Dienststelle auch Kontakte zu Gesinnungsgenossen in anderen Behörden haben. Dabei würden vor allem Verbindungen zum Bundesnachrichtendienst geprüft.

Die Reichsbürgerbewegung, im offiziellen Sprachgebrauch der Behörden Reichsbürger und Selbstverwalter, bestreitet im Kern die Existenz der Bundesrepublik Deutschland als legitimer und souveräner Staat. Damit verbunden ist meist die Ablehnung der Demokratie und Bezugspunkte zum Rechtsextremismus.

Nachtrag 2. Dezember, mit Korrektur: Das Verteidigungsministerium bestätigte am Dienstag, dass sich ein ziviler Mitarbeiter der Dienststelle das Leben genommen habe. Ob es sich um einen derjenigen handelt, gegen die der MAD ermittelt, wollte ein Sprecher nicht sagen. Nach einem Bericht des SWR soll es sich um den Hauptverdächtigen gehandelt haben:

Aus Sicherheitskreisen wurde bestätigt, dass sich der Mann am Mittwochvormittag in der Nähe seines Wohnorts in Bayern mit einer Schusswaffe verletzt habe und vor einem Krankenhaus verstorben sei. Die Polizei hat inzwischen einen Todesfall in Krumbach bestätigt.

(Korrektur angesichts eines Missverständnisses – der BMVg-Sprecher hatte keine Angabe dazu gemacht, ob es sich bei dem Toten um einen der Verdächtigen handelt.)

(Je nach Entwicklung wird das ggf. ein neuer Thread)