Neue Geländefahrzeuge fürs KSK – wie bei den U.S. Marines (Nachtrag: Kosten)
Die Spezialkräfte der Bundeswehr bekommen ein neues Geländefahrzeug: Für die Truppe werden zunächst 65 so genannte leichte luftlandefähige Utility Terrain Vehicle (LL UTV) beschafft. Die Fahrzeuge der US-Firma Polaris sind bereits bei den U.S. Marines im Einsatz.
Nach Angaben des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) wurde ein Beschaffungsvertrag mit der deutschen Firma Rainer Diederich GmbH geschlossen, die in Deutschland das Vertriebsrecht für die Geländefahrzeug von Polaris hat. Als erste Tranche sei der Bau von 65 Fahrzeugen in Auftrag gegeben worden, die im kommenden Jahr ausgeliefert werden könnten. Insgesamt ermögliche der Vertrag die Beschaffung von 148 dieser Geländefahrzeuge.
Das LL UTV beruht auf dem Modell MRZR von Polaris, das in der militarisierten Diesel-Version bereits seit Jahren vom Marine Corps genutzt wird. Die US-Streitkräfte hatten das Fahrzeug außerdem mit zahlreichen Verbesserungen und Upgrades versehen. Nach Angaben des BAAINBw erwirbt die deutsche Firma die Fahrzeuge direkt bei Polaris und baut sie für die Bundeswehr um.
Der Preis für das erste Paket von 65 Fahrzeugen beträgt 11,3 Millionen Euro. Darin sind unter anderem Ersatzteile und Schulungen enthalten. Nach einem Bericht des Fachmagazins Europäische Sicherheit und Technik (ES&T) vom Juli dieses Jahres soll außerdem ein Nebelwerfersystem eingerüstet werden.
Interessant ist der Preis, den die Bundeswehr zahlt – nach dem ES&T-Bericht planen die US-Streitkräfte die Beschaffung einer Weiterentwicklung des Fahrzeugs zum Preis von 97 Millionen US-Dollar für 814 Fahrzeuge. Die zivile Variante, dann allerdings mit Benzinmotor und ohne die militärische Aufrüstung, wird für 27.000 Euro in Deutschland angeboten.
Nachtrag: Das BAAINBw hat auf Nachfrage die Kosten für die Fahrzeuge erläutert:
Das Grundfahrzeug in diesem Projekt ist bereits gehärtet und dementsprechend fast doppelt so teuer. [gemeint ist: wie die zivile Version. T.W.]
Die Bw kauft bereits die verbesserte Variante des Fahrzeugs; das heißt, das Grundfahrzeug ist bereits mit folgenden Verbesserungen oder Modifikationen dieser ausgestattet:
• High Clearance Control Arms
• Floorboard Protection
• Environmental Protection Cover
• „Tireballs“
• Road March Kit: comprising turn signals, a horn, and a rearview mirror — Die deutsche Version bekommt eine wesentlich umfangreichere Anpassung an die Forderungen der StVZO damit das Auto auch eine entsprechende Zulassung erhält, die Voraussetzung zur Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr ist (unter anderem ist ein Einbau einer Feststellbremse in das Fahrzeug dazu notwendig).
Die Einmalkosten wie
• Entwicklung (Reifen, Notlaufelemente, Einbausätze)
• Zulassung (Beleuchtungssystem, Feststellbremse)
• Ausbildung
• Dokumentation
• Sonderwerkzeugsätze
erzeugen zudem einen höheren Systempreis.
(Archivbild: U.S. Marines with 2nd Battalion, 7th Marines, assigned to the Special Purpose Marine Air-Ground Task Force – Crisis Response – Central Command (SPMAGTF-CR-CC) 19.2, drive a Utility Task Vehicle (UTV) during a tactical vehicle driving course in Kuwait, Dec. 21, 2019 – U.S. Marine Corps photo by Sgt. Branden J. Bourque)
Also knappe 174.000€ pro Fahrzeug. Schneidige Preisdifferenz zur knapp 100.000€-Version der Amerikaner (von der zivilen zu schweigen).
Ein Vertrag mit der Bundesrepublik Deutschland scheint eine Lizenz zum Gelddrucken zu sein… Mir fehlt aber immer die richtige Idee, um auch einen dicken Schluck aus der Pulle nehmen zu können.
Aber hoffentlich fährt es, hat keine Kinderkrankheiten mehr und darf von der Truppe instandgehalten werden. Der Hinweis auf das Ersatzteilpaket lässt Gutes hoffen.
Die Amis haben 814 Fahrzeuge geordert, wir 65. Natürlich gibts da einen Preisunterschied pro Stück. Seh ich nicht als verwerflich an.
@Paul:
Wie so oft bei diesen Diskussionen wird ausgeblendet, dass die Rechnung „Gesamtkosten/ Anzahl Fahrzeuge = Fahrzeugpreis“ wesentliche Elemente ignoriert. Insbesondere die Einmalkosten (Anpassentwicklungen (z. B. hier die Nebelmittelwurfanlage), Einhaltung ziviler Normen, IETD, Schulungen, Ersatzteile, Durchführung der Nachweisführung, etc) sind hierbei wesentlich.
Leider spielen diese Fakten in der Debatte um Beschaffungen politisch und medial nie eine Rolle.
Deutlich einfacher ist es da, sich über hohe Kosten zu empören.
Es lohnt sich auch da ein genauerer Blick auf ein wirkliches Projekt.
Denke auch dass man sich dem Preis der Amis annähern würde wenn man ein 2. oder 3. los mit ein paar hundert Fahrzeugen abnehmen würde…
aber alles in allem… top Fahrzeug und gut dass es kommt…
denke unterm Strich ein paar hundert wären aber schon nett 😊
gibt ja auch ein paar Varianten
@Paul
Aber hoffentlich fährt es, hat keine Kinderkrankheiten mehr …“
Das ist erneut so eine Stereotyp behaftete Frage im Stil „Es muss doch irgendwas zu mäkeln geben“.
Erstaunlich bei obiger Aussage „bereits seit Jahren vom Marine Corps genutzt“, in Vorgängerversion, also jetzt weiter entwickelt, verbessert.
Womöglich erhält das Kommando eines der besten je im Einsatz, aka Kampf, erprobten und bewährten Fahrzeuge.
Ich mach mal eine Milchmädchenrechnung auf:
Das Fahrzeug kostet den amerikanischen Steuerzahler 100.000€, die Firma macht damit 10% Gewinn vor Steuern (Annahme), also Kosten pro Fahrzeug (Material, Entwicklung, Normierung): 90.000€.
Nehme ich noch ein Ersatzteilpaket von 40.000€ (27.000€ für das Basisfahrzeug, 13.000€ für Zusatzgedöns) dazu, bin ich bei 130.000€
Da bleiben also für deutsche Normierung, Anmeldung, Schulungen, Nachweisführung und die Nebelmittelwurfanlage noch ein Schnitt von 45.000€ pro Fahrzeug.
Das erscheint erheblich zu viel für ein ausentwickeltes Fahrzeug (abgesehen von der NMWA und evtl. Anpassungen an die StVZO, wobei fraglich sein dürfte, ob diese Fahrzeuge außerhalb des Einsatzes oder Privatgelände des Bundes betrieben werden sollen und dürfen).
Andererseits bestimmen Angebot und Nachfrage eben den Preis – wenn es kein günstigeres & besseres Angebot gab, dann wird das schon zutreffen. 11,3 Mio€ sind für unseren Verteidigungshaushalt auch eine eher übersichtliche Summe.
Dem häufig geäußerten Anspruch, keine (DEU) Goldrandlösungen mehr zu suchen, sondern stur COTS zu kaufen, wird das Projekt damit aber nur eingeschränkt gerecht.
Anscheinend hat man dieses Mal aber wenigstens auf die Vergabe der Wartung verzichtet und diese in Bw-Hand gelassen. Das wäre schon mal ein gigantischer Fortschritt zu vielen „Vor-AKK-Projekten“.
Mich würde, grade vor dem Hintergrund der hier behaupteten nicht unerheblichen Preisdifferenz, ja interessieren, ob eine Beschaffung der Fahrzeuge selbst durch BAAINBw über das FMS-Verfahren erwogen wurde bzw. falls ja, weshalb dieser Beschaffungskanal verworfen wurde. Hierüber hätte man sich ja die günstigeren Konditionen der US-Regierung sichern können. Zumal wenn es sich bei der Beschaffung des USMC offenbar auch noch um eine weiterentwickelte Version des Fahrzeugs handelt.
Third-Party-Transfer oder TAA sind m.E. doch, wenn man kundeneigene Nachrüstungen durch ein deutsches Unternehmen durchführen lassen will, so oder so nötig, sodass das vermutlich nicht das Problem sein dürfte?!
[Hm, ich stoße mich etwas an dem Begriff der „hier behaupteten nicht unerheblichen Preisdifferenz“. Ich habe die Kosten aufgelistet, die aus offenen Quellen ersichtlich sind, und das auch belegt. Ich kann bislang nicht sagen, woher diese Unterschiede stammen, nur dass sie vorhanden sind. T.W.]
Wozu braucht denn bitte das winzige KSK gleich 65 Stück davon. Von allem hat die BW zu wenig, aber da wird plötzlich so viel bestellt. Wenn das KSK mal in den Einsatz geht dann doch eh immer nur in kleinen Gruppen mit dann vielleicht 4 Fahrzeugen. Dann braucht man all in all mit Reserve vielleicht 20 Stück in Deutschland, weil die normale Infanterie bekommt ja hoffentlich vernünftige Fahrzeuge wie den Boxer.
@Dergrätscher ca. 280 KSK-Soldaten/4 Sitzplätze macht 70. Man hat also noch nicht mal für jeden einen Sitzplatz. Und die werden vermutlich, welche fürs Training, Transportbereite, in Mali/Afhganistan bereitstehende haben wollen.
Nachdem diese Beschaffung jetzt klar ist, kann man das ja mal auf die Anzahl der benötigten Ch47 oder CH53K-Flüge umrechnen. Zwei gehen jeweils locker rein .- aber beim Ch53K auch ein dritter? Schließlich verstehe ich das Einsatzszenario für diesen Fahrzeugtyp ja wohl vorwiegend aus einem Lufttransport heraus. Ansonsten stehen ja noch andere Fahrzeuge zur Verfügung. Wo steht eigentlich, dass diese Fahrzeuge nur fürs KSK vorgesehen sind und nicht für diverse Fallschirmjäger-Einheiten?
@ Paul
Mit Limitierung auf 6 km/h dürfen die auch auf die Straße.
65 bzw bis zu 148 Personen-Riesen-Quads? Woto bruukt wi dat denn?
Gab es nicht gerade erst 80 Serval-Nachfolger?
Naja, jedenfalls Glückwunsch ans Quad-Center Diederich für den Auftrag.
Wollte schreiben „ 65 bzw bis zu 148 4-Personen-Riesen-Quads“…
Ich habe die Calwer Projekte nicht so genau verfolgt wie jene der Regulären, darum sei mir die ahnungslose Frage gestattet: Dieser kleine Strandbuggy ist nicht der Serval-Ersatz, oder?
@Paul
2 mal +1
Geld spielt keine Rolle! 😉
@ Dergrätscher
Nicht täuschen lassen von der Überschrift des Artikels.
Das KSK ist wie so oft der Innovationsmotor im Bereich der Spezialkräfte BW.
Die Stückzahlen sind nicht ausschließlich für das Kommando, die Kampfschwimmer werden ebenfalls berücksichtigt… und profitieren zumeist vom Angriffsschwung aus Calw.
Dennoch, dieses Projekt hat gemessen am Fahrzeug und der Komplexität dessen sehr lange gedauert. Ein weiteres Beispiel wie lange Prozesse im BAAINBw dauern.
„leichtes luftlandefähiges Utility Terrain Vehicle“? Ouhauerha, was für ein denglisches Kauderwelsch.
Früher hatten wir ja den Faun Kraftkarren, der verschwand dann, bis dann diese Allrad-Golfplatzautos aufgetaucht sind und das Rad noch einmal erfunden haben um im Prinzip dieselbe Aufgabe zu efüllen.
@Paul
„Ich mach mal eine Milchmädchenrechnung auf:
Das Fahrzeug kostet den amerikanischen Steuerzahler 100.000€, die Firma macht damit 10% Gewinn vor Steuern (Annahme), also Kosten pro Fahrzeug (Material, Entwicklung, Normierung): 90.000€.
Nehme ich noch ein Ersatzteilpaket von 40.000€ (27.000€ für das Basisfahrzeug, 13.000€ für Zusatzgedöns) dazu, bin ich bei 130.000€“
Nach Ihrer Milchmädchenrechnung bleiben noch 2,8 Mio übrig für die Erstellung von:
Umweltverträglichkeitsanalyse
Gefährdungsbeurteilung
Intstandhaltungskonzept
Lebenzyklusmanagementkonzept
sämtlicher IETDen/PME Anweisungen
Schulungskonzept (inkl. Materialien)
Plus Schulungen
Alles in allem die Herstellung der Versorgungs- und Einsatzreife.
Alles gängige Leistungen die bei der Neueinführung von Gerät mittlerweile regelmäßig durch den Lieferanten mit zu liefern sind. Aus Erfahrung in anderen Projekten sind hier 2,8 Mio nicht überteuert.
Aber wie von Memoria schon gesagt, das sind die unsexy Themen. Die werden ausgeblendet.
das KSK darf testen… und die Fallschirmjäger freuen sich vllt dann auch bald drüber ;-) … da machen dann schon ein paar hundert Fahrzeuge Sinn… Vorteil: bei den Kosten braucht es nichtmal eine 25Mio € Vorlage :-P
@Nachhaltig sagt: 30.11.2020 um 23:41 Uhr
„Wo steht eigentlich, dass diese Fahrzeuge nur fürs KSK vorgesehen sind und nicht für diverse Fallschirmjäger-Einheiten?“
Das erste Los nur für SpezKr = KSK und KSM, beim zweiten Los wären dann auch Spezialisierte Kräfte mit dabei. Steht hier: https://soldat-und-technik.de/2020/11/mobilitaet/24721/spezialkraefte-der-bundeswehr-erhalten-polaris-mrzr-d4/
@Sommerbiwak
„Ouhauerha, was für ein denglisches Kauderwelsch.“
— In der Tat. Es entbehrt nicht einer gewissen Komik, wie ausgerechnet in der bürokratischen Institution Bundeswehr solche Bräuche Einzug gehalten haben. Vorne pflegt man „Corporate Speech“, aber hinten heißt es wieder: Falle, klapp, für Nagetier, grau.
@Sanderson
FMS geht nicht da Polaris nicht an die BW direkt liefern darf/kann da sie damit gegen den Vertrag (alleiniges Vertriebsrecht) mit Diederrich verstoßen würde.
Bekommt das neue Gefährt dann auch einen Tiernamen, so wie die anderen Heeres-Fahrzeuge.
„Koyote“ würde doch passen – ein flinkes, amerikanisches Jagdtier.
@Memoria
Danke für die Übersicht!
—–
Also kann man damit rechnen das Fallschirmjäger. luftbewegliche Verbände u. Ä. auch damit ausgerüstet werden ?
Transportfähigkeit im Hubschrauber ist ja schön und gut. Funktioniert aber nicht ohne Hubschrauber…..sarc off
@Quattromaniac
Rennkuckucke
@all
Erläuterungen des BAAINBw zu den Kosten der Fahrzeuge oben im Nachtrag.
@Sommerbiwak aufgreifend:
Der MRZR performt aber auch besser als der Kraka (19 kw/26 PS).
Ne kleine Gen-Sequenz vom Mungo steckt wohl auch drin. Ist ja kein Quad.
@Paul
„Schneidige Preisdifferenz zur knapp 100.000€-Version der Amerikaner“
Ihr Milchmädchenrechnung ist gleich vom Ansatz an Käse weil die USA bissl was >119.000 pro Fahrzeug zahlen.
Mal eben 20% in die eigene Tasche gelogen – na wenn’s der Argumentation dienlich ist… /s
@JD
„@Dergrätscher ca. 280 KSK-Soldaten/4 Sitzplätze macht 70. Man hat also noch nicht mal für jeden einen Sitzplatz. Und die werden vermutlich, welche fürs Training, Transportbereite, in Mali/Afhganistan bereitstehende haben wollen.“
Ein völlig ungeschütztes Fahrzeug kann nur ein schnelle Zwischenlösung sein bis das richtige Equipment vor Ort ist. In Gegenden wo mit improvisierten Sprengkörpern zu rechen ist umso mehr. Insofern bin ich über die Menge an Gerät auch erstaunt.
Bemerkung am Rande: Fahrzeuge darf man 24h/Tag nutzen, Soldaten nicht. :P
@Dante sagt: 01.12.2020 um 14:05 Uhr
„Transportfähigkeit im Hubschrauber ist ja schön und gut. Funktioniert aber nicht ohne Hubschrauber…..sarc off“
Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es zum Lachen ;)
@T.Wiegold sagt: 01.12.2020 um 14:46 Uhr
„Erläuterungen des BAAINBw zu den Kosten der Fahrzeuge oben im Nachtrag.“
Danke für den Nachtrag.
Trennung
@alle
Wieder mal zeigt sich, dass das BAAINBw doch nicht alles schlecht macht und das ein voreiliger Verriss der Kameraden und Kollegen dort ohne Sachkenntnis über den konkreten Vorgang vielleicht nicht immer zielführend ist.
@muck sagt: 01.12.2020 um 1:21 Uhr
„Ich habe die Calwer Projekte nicht so genau verfolgt wie jene der Regulären, darum sei mir die ahnungslose Frage gestattet: Dieser kleine Strandbuggy ist nicht der Serval-Ersatz, oder?“
Das interessiert mich in der Tat auch.
Wenn ja, dann nur mit der bei den USA derzeit in der Entwicklung befindlichen zusätzlichen Waffenstationen, denn der Serval hat ja Aufnahmen u.a. für 12,7…
@all
Thema Preis
USA: 97 Millionen US-Dollar geteilt durch 814 = 119.000 US-Dollar = circa 100.000 Euro
BRD: circa 173.000 Euro
https://www.marines.mil/News/News-Display/Article/2037310/marine-corps-utility-task-vehicles-receiving-multiple-upgrades/
Die USA haben eine Weiterentwicklung bestellt und siehe da:
„These changes include high clearance control arms, new run-flat tires, floorboard protection, a road march kit, a clutch improvement kit and an environmental protection cover.“
Kommt einem doch bekannt vor oder?
Natürlich ist die Stückzahl schon ein Preismacher und im Exportgeschäft will man auch bisschen mehr verdienen. Das ist auch alles okay.
Trotzdem finde ich 50 % mehr schon eine Hausnummer (Zulassungskosten schon abgezogen).
Ob das BAAINBw sich da nicht ein wenig über den Tisch ziehen lassen hat, sollen andere beurteilen – aber in der Preisverhandlung ist noch Ausbaupotential.
@Koffer und @Muck
Falls Sie es noch nicht gelesen haben? Hier zwei ergänzende Hinweise:
https://soldat-und-technik.de/2020/04/allgemein/20016/mobilitaet-fuer-spezialkraefte-der-bundeswehr-stand-der-ausschreibungen/
https://soldat-und-technik.de/2020/03/allgemein/19364/bundeswehr-beschafft-20-mm-maschinenkanonen-fuer-leichte-landplattform/
@Tom Cruise:
Die Entwicklungskosten zur Erlangung der Zulassung haben sie wie abgezogen?
Die fortlaufende Unterstellung (basierend auf sehr einfachen Berechnungen) das BAAINBw würde sich über den Tisch ziehen lassen finde ich ermüdend.
Ich gehe dabei auch davon aus, dass sie bei ihrer Beurteilung auch das Preisrecht im Blick haben und mit den einschlägigen Vorschriften (VO PR 30/53) vertraut sind?
Bei genauerem Hinsehen ist es eben oft anders als vorschnell angenommen.
Aber wenn sie in der Branche so enorme Renditen vermuten, dann betätigen sie sich doch in der Branche.
@ Koffer sagt: 01.12.2020 um 15:41 Uhr
„ Das interessiert mich in der Tat auch.
Wenn ja, dann nur mit der bei den USA derzeit in der Entwicklung befindlichen zusätzlichen Waffenstationen, denn der Serval hat ja Aufnahmen u.a. für 12,7…“
Nein, das hier ist nicht der Nachfolger des AGF. Dieser heißt AGF2 und UFK, mehr dazu und der Punkt „ Neue Fahrzeugfamilie für die Spezialkräfte“ hier: https://soldat-und-technik.de/2020/08/bewaffnung/23269/infanteristische-25-mio-vorlagen-im-zweiten-halbjahr-2020/
Trennung: Was die ganzen Rechenkünstler hier vergessen, die Bundeswehr kauft das Fahrzeug nicht nackt und ohne zu Wissen was Rheinmetall bspw. für ein Rosy System aufs Preisschild schreibt und was die Integration kostet sind die Berechnungen wertlos. Dazu wird bspw. Vergessen dass beim Import von Fahrzeugen in die EU 10% Zoll erhoben wird.
Dennoch. Es ist ein besserer Strandbuggy. Für 170 T! € kriegt man ein gutes Eigenheim. Oder einen A8 oder einen 911 oder einen Actros lkw indem die gleichwertige Ingenieurskunst drin steckt. Ich halte es für überzogen.
Leute, ich finde es zunehmend ermüdend, dass einige glauben, sie könnten hier das Leserforum von ES&T aufmachen. Geht bei denen debattieren, wenn euch das so wichtig ist.
@TW: „hier behaupteten nicht unerheblichen Preisdifferenz“ bezog sich keineswegs auf Ihre Ausführungen im Artikel – ich bitte das Missverständnis zu entschuldigen, sondern auf die Beiträge der Vorposter, insbesondere den Beitrag #1, denn wie ich vermutete und nun ja geklärt ist, ergeben sich die höheren Kosten jedenfalls zum Teil aus der Umlage von Einmalkosten für zusätzliche Lieferungen und Leistungen im Vergleich zu dem Beschaffungsprojekt der US-Reigerung, sodass hier also nur bedingt davon gesprochen werden kann, dass der Bund einen höheren Preis zahlt als die US-Regierung. Beide Beschaffungsprojekte sind – auch unabhängig von der Stückzahl – nicht vollständig vergleichbar.
@ex_inst: Danke für den Hinweis. Allerdings könnte man m.E. nun darüber streiten, ob dieser Aspekt tatsächlich einschlägig ist, denn im Falle von FMS würde Polaris grade nicht unmittelbar an die Bw liefern bzw. wäre auch nicht Vertragspartner der Bw. Je nach Ausgestaltung hätte es Polaris dabei u.U. auch gar nicht in der Hand, in welches Land bzw. an welche FMS-Kundennation die Fahrzeuge letztendlich geliefert werden. Aber da ich den Vertrag zwischen Polaris und Diederich nicht kenne, vermag ich die Frage nicht weitergehend beurteilen zu können.
@Wa-Ge sagt: 01.12.2020 um 18:57 Uhr
@Koffer sagt: 01.12.2020 um 15:41 Uhr
„Nein, das hier ist nicht der Nachfolger des AGF. Dieser heißt AGF2 und UFK“
Danke.
„Trennung: Was die ganzen Rechenkünstler hier vergessen, die Bundeswehr kauft das Fahrzeug nicht nackt und ohne zu Wissen was Rheinmetall bspw. für ein Rosy System aufs Preisschild schreibt und was die Integration kostet sind die Berechnungen wertlos.“
+1
Nach dem aktuellsten frei zugänglichen Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 2018 hat die Rainer Diederich GmbH ein Umsatz von $2 MM mit 8 Mitarbeitern. Ich würde sagen, die haben einfach ein bisschen Glück und einen ausgezeichneten Vertrag mit Polaris gehabt . Die Deutsche Firma wird tatsächlich nur der „Mittelmann“ sein, alle Leistungen werden höchstwahrscheinlich von Polaris gem. den Vorgaben der Ausschreibung erbracht – nur wie die Wartung / Instandsetzung gem. Anforderungen erfüllt werden kann ist mir nicht so ganz klar.
Wenn man den Verlauf der Ausschreibung hier https://ted.europa.eu/udl?uri=TED:NOTICE:498083-2019:TEXT:DE:HTML&tabId=4 verfolgt wird doch so einiges klarer:
„Der Bewerber kann sich zum Nachweis seiner Leistungsfähigkeit der Fähigkeiten anderer Unternehmen (Dritter/Nachunternehmen/konzernverbundener Unternehmen) bedienen, ungeachtet des rechtlichen Charakters der zwischen ihm und diesem Unternehmen bestehenden Verbindungen. Zum Nachweise der Eignung hat der Bewerber diese Dritten in seinem Teilnahmeantrag zu benennen und die in Ziff. III 2. dieser Bekanntmachung genannten Angaben/ Erklärungen/Nachweise auch für diesen Dritten in dem Umfang vorzulegen, in dem er sich auf dessen Fähigkeiten beruft. Mit dem Teilnahmeantrag ist der Nachweis zu erbringen, dass ihm dieser Dritte mit den erforderlichen Mitteln für das Erbringen der Leistungen (z. B. durch eine Verpflichtungserklärung) zur Verfügung steht. Angaben und Formalitäten, die erforderlich sind, um die Einhaltung der Auflagen zu überprüfen: Mit dem Teilnahmeantrag sind nachfolgende Unterlagen einzureichen:
1. Nachweis über die Befähigung des Unternehmens zur Fertigung von mindestens 40 UTVs pro Jahr. Der Nachweis kann durch eine Eigenerklärung erbracht werden, die eine Beschreibung der Fertigungskapazitäten nach Art und Umfang sowie der Maßnahmen zur Gewährleistung der Qualität des Unternehmens enthält.
2. Nachweis über die Zertifizierung als Polaris Polaris Industries Inc. -Vertragshändler oder als Polaris Polaris Industries Inc. -Vertragswerkstatt. Der Nachweis ist durch Bestätigung der Fa. Polaris Polaris Industries Inc. zu erbringen.
3. Nachweis über die Zertifizierung des Bieters nach ISO 9001 oder gleichwertig.
4. Nachweis über die Lieferung von mindestens einem vergleichbaren Fahrzeug an Polizeikräfte oder Armeen innerhalb der letzten 5 Jahre. Der Nachweis ist durch schriftliche Bestätigung des Auftraggebers zu erbringen.
5. Nachweis über die Beschäftigung von mindestens 5 Mechatronikern, die zu Instandsetzungsarbeiten an Polaris Industries Inc.-Fahrzeugen qualifiziert sind. Der Nachweis kann durch schriftliche Eigenerklärung geführt werden.
6. Nachweis über mindestens einen eigenen Standort/ Niederlassung mit Kundendienst mit der Fähigkeit, die Hauptbaugruppen prüfen und instandsetzen zu können (IHS Instandhaltungsstufe 4 (IHS4)). Der Nachweis kann durch schriftliche Eigenerklärung geführt werden.
7. Nachweis über das Bestehen eines mobilen Kundendienstes mit der Fähigkeit, Wartung und Instandhaltung von Fahrzeugen inklusive der Fähigkeit zur Durchführung von schwierigen Reparatur- und Fertigungsmaßnahmen wie den Tausch aller Hauptbaugruppen (Instandhaltungsstufe 3 (IHS 3)) auf Anforderung am Standort des Fahrzeuges. Der Nachweis kann durch schriftliche Eigenerklärung erbracht werden.
[…]
„USA: 97 Millionen US-Dollar geteilt durch 814 = 119.000 US-Dollar = circa 100.000 Euro“
Dämlicher Fehler! Hiermit förmliche Entschuldigung an Paul.
@Scharlatan
Also werden es zwei Fahrzeuge, danke für die Links.
Mal ein Ansatz zur Einschätzung der Kosten. Die Bundeswehr hat 2013 als erster Kunde das ROSY System bestellt für 8,5 MioEUR.
Zitat Presseportal „Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat Rheinmetall damit beauftragt, Geräte- und Einbausätze zur Ausstattung von 500 Fahrzeugen und Waffenstationen dieses fortschrittlichen Nebelschutzsystems zu liefern. Weiterhin erfolgt eine Initialbeschaffung von mehr als 50.000 Stück der zugehörigen 40mm-Nebelmunition. Die erste Beauftragung für ROSY_L (Rapid Obscurant System Land) hat ein Gesamtvolumen von rund 8,5 MioEUR.“
Das würde pro System über den Daumen 17.000€ bedeuten
Na dann bin ich ja mal gespannt, ob und wo diese Fahrzeuge untergestellt werden ? Sind genügend Hallen zur Verfügung oder stehen sie draussen und gammeln dann irgendwann vor sich hin?
Wunderlich ist es,dass diese als Cabrio hierzulande eingekauft wurden. Bei schlechtem ( absolut miesen ) Wetter sehe ich diese Fahrzeuge eher als Nachteil , wenn sie keine nachträglich einzurüstendes mobiles Dach haben ….
Eine durchaus positive Entwicklung für die Abrundung der Fähigkeiten unserer Streitkräfte, wenn auch die abgefragten Zusatzleistungen immer mehr verwundert.
Auch die häufuge Verwendung von nicht allgemein bekannten Abkürzungen hier in den Kommentaren verwundert und macht das Lesen schwerer.
Bitte was ist IETDen/PME?
Leider half Rante Gugel nicht weiter
[Genau das ist leider das Problem: Die überschäumende Verwendung sehr spezieller Abkürzungen hat wieder deutlich zugenommen. Nein, hier ist weder das Rundschreiben der Truppeninformation, Technischer Dienst, noch das Handbuch für Raumkadetten. Also die x-te dringende Bitte, daran zu denken, dass die anderen Leser*innen zufällig nicht das gleiche Fachgebiet haben. T.W.]
IETD = Interaktive Elektronische Technische Dokumentation
PME = Planmäßige Materialerhaltung
Interessant finde ich, das DoD hat für das Marine Corps einen $2.5 Million Contract, für 144 Polaris MRZR-D-Geländefahrzeuge abgeschlossen hat.
http://www.defensetech.org/2016/11/23/marine-grunts-will-start-getting-atvs-january/
http://www.bunnyworkshop.com.hk/news/2017/02/15/polaris-mrzr-d-atvs-are-on-their-way-to-u-s-marine-infantry/
https://en.wikipedia.org/wiki/Polaris_RZR
Wir hingegen bezahlen 11,3 Millionen Euro für 65 Fahrzeugen Polaris MRZR-D-Geländefahrzeuge. ? !
Der einzige Unterschied ist das wir die weiterentwickelte Version gewählt haben, die zur Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr erlaubt. Da es jetzt unter anderen einen Blinker, Hupe, Rückspiegel und ein Witterungsschutz gibt. Der Haupt unterschied ist aber das für den Unterbodenschutz ein anders Material gewählt wurde, weil Äste, Büsche und Steine den Unterboden aufgerissen haben.
Was die Beschaffung eines Weiterentwickelten Fahrzeugs ( 814 Einheiten ) angeht, handelt es sich vermutlich um eine ganz andere Fahrzeugfamilie.
Meine Vermutung ist das es sich um eine Varianten des Ground Mobility Vehicle (GMV) wie z.B. des Flyers 72 ITV handelt.
https://en.wikipedia.org/wiki/General_Dynamics_Flyer
https://soldat-und-technik.de/2020/08/mobilitaet/23523/ussocom-bestellt-zusaetzliche-gmv-1-1/
Für unsere Streitkräfte wäre dieses Fahrzeug die richtige Wahl gewesen.
oder um das
Joint Light Tactical Vehicle ( JLTV )
https://en.wikipedia.org/wiki/Joint_Light_Tactical_Vehicle
Schlussanmerkung
Was soll eigentlich die Bezeichnung LL UTV ? Eine luftlande Fähigkeit ist schließlich mit den vorgesehenen LUH SOF ( BK-117D-2 ) nicht gegeben.
Bei PME gibt’s noch Alternativen: „Professional Military Education“, als NATO driven activity im Rahmen von Cyber, was hier natürlich nicht passt. (Gefunden Bw.de/Suche).
Wie auch immer, nicht wenige Abbreviations/Acronyms gehören erklärt, in bewährter Manier mit (…) Ergänzung.
@Milliway
Luftlandefähigkeit besteht aus mehr, als nur mit dem Heli einzuschweben.
Und da hat die Luftwaffe ausreichend Mittel parat (A400m und bald C-130J)
Außerdem… bisher fliegen die CH-53 ja!
So macht es z.B. die Air Force:
[Nein,ich habe keine Lust, durch die Verlinkung auf eine Fotoagentur, deren Geschäftsgebahren bei auch nur vermuteten Copyright-Verletzungen ich nicht kenne, mir hier Ärger reinzuholen. Diese Agentur vermarktet viele Fotos der US-Streitkräfte, die frei unter Public Domain verfügbar sind. Und siehe da, dort findet man das Foto auch, ganz legal frei verwendbar:
https://www.dvidshub.net/image/2644610/exercise-anakonda-2016-torun-air-drop
T.W.]
Gefahr aus dem Himmel: braucht man zur Landesverteidigung Luftlandefähigkeit?