Bisherige Bundeswehrdisziplinaranwältin wird neue MAD-Chefin (Ergänzung)

Die derzeitige Bundeswehrdisziplinaranwältin beim Bundesverwaltungsgericht, Martina Rosenberg, soll neue Präsidentin des Militärischen Abschirmdienstes werden. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer benannte die Juristin als Nachfolgerin des gefeuerten Geheimdienst-Chefs Christof Gramm und damit als erste Frau an der Spitze eines deutschen Nachrichtendienstes.

Aus der Mitteilung des Ministeriums vom (heutigen) Mitwoch:

Die Bundesministerin der Verteidigung hatte Ende September 2020 entschieden, den bisherigen Präsidenten des BAMAD, Dr. Christoph Gramm, von seiner Aufgabe zu entbinden und den Bundespräsidenten zu bitten ihn in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. Der Antrag ist in der Zwischenzeit beim Bundespräsidenten gestellt.
Zur Nachfolgeregelung wurden in den vergangenen Tagen intensive Gespräche mit geeigneten Persönlichkeiten geführt. Nach Abschluss dieser Gespräche gab Bundesministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bekannt, dass sie beabsichtigt, Martina Rosenberg, die jetzige Bundeswehrdisziplinaranwältin am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, an die Spitze des Bundesamtes für den Militärischen Abschirmdienst zu berufen.
Frau Rosenberg ist als Fachvorgesetze aller Wehrdisziplinaranwaltschaften der Bundeswehr bisher bereits in einer Schlüsselrolle innerhalb des Wirkverbunds zur Bekämpfung von Rechtsextremismus in den Streitkräften tätig. Sie soll mit ihren umfangreichen Erfahrungen und Kenntnissen insbesondere auch dazu beitragen, dass die durch das BAMAD gesicherten Erkenntnisse die Grundlage für klare juristische und disziplinare Konsequenzen bilden.

Die 49 Jahre alte künftige Chefin des Bundesamtes für den Militärischen Abschirmdienst hatte in der Bundeswehrverwaltung seit 2000 zunächst als Rechtsberaterin, später unter anderem als Referatsleiterin in der Personalabteilung des Ministeriums und zuletzt als Leiterin des Parlaments- und Kabinettsreferats gearbeitet, ehe sie im Mai 2018 zur Bundeswehr-Disziplinaranwältin ernannt und im August jenes Jahres offiziell ins Amt eingeführt wurde.

Kramp-Karrenbauer erklärte dazu:

Ich freue mich, dass wir mit Frau Rosenberg wieder eine fachlich sehr versierte, kommunikative und durchsetzungsstarke Behördenleiterin gefunden haben. Ich habe Frau Rosenberg gebeten, nach ihrem Amtsantritt und Gesprächen vor Ort gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein eigenes Programm zur weiteren Modernisierung des BAMAD und zur Stärkung des Kampfs gegen Rechtsextremismus in der Bundeswehr vorzulegen.

Die Ablösung des bisherigen MAD-Präsidenten Gramm hatte die Ministerin Ende September offiziell damit begründet, dass die jetzt anstehende weitere Umsetzung der Reformen und der Modernisierung des BAMAD einen neuen Abschnitt markiert, der zusätzliche Anstrengungen und Dynamik erfordert. Dieser neue Abschnitt soll auch personell sichtbar gemacht werden. Allerdings wurde Gramm intern auch angelastet, dass es in dem Nachrichtendienst unter seiner Führung Probleme bei der Bekämpfung von Rechtsextremismus in der Bundeswehr gegeben habe – bis hin zu Informationslecks, bei denen Ermittlungsergebnisse weitergegeben wurden.

Andererseits hatte der bisherige MAD-Chef im Juni erstmals öffentlich davon gesprochen, dass es in der Truppe rechtsextreme Netzwerke gebe – eine Aussage, die aus dem Nachrichtendienst wie aus dem Ministerium zuvor so nicht zu hören war. Ausschlaggebend für Kramp-Karrenbauers Entscheidung war möglicherweise der Umgang Gramms mit Informationen zu einem mutmaßlichen Rechtsextremisten, über den der MAD Informationen gesammelt hatte, angeblich aber nicht umfänglich weitergegeben haben soll.

(Ergänzung:  Ehe es hier eine nicht so hilfreiche Debatte über die Frage gibt, ob Rosenbergs bisheriges Amt als Bundeswehr-Disziplinaranwältin oder Bundes-Wehrdisziplinaranwältin bezeichnet werden kann, wechsele ich wieder auf die offizielle Schreibweise Bundeswehrdisziplinaranwältin. Die Angabe zum Alter der neuen MAD-Chefin habe ich oben eingefügt.  Und: Die Schreibweise des Vornamens des bisherigen MAD-Chefs ist nach Angaben seines Amtes Christof.)

(Archivbild: Rosenberg mit BMVg-Staatssekretär Gerd Hoofe bei der offiziellen Amtseinführung als Bundeswehrdisziplinaranwältin am 2. August 2018 im Bundesverwaltungsgericht – Cornelia Riedel/Bundeswehr)