Zu teuer: Verteidigungsministerium stoppt Vergabeverfahren für neuen schweren Transporthubschrauber (Neufassung)
Eines der großen Rüstungsprojekte der Bundeswehr ist vorerst gestoppt: Das Verteidigungsministerium hat das Vergabeverfahren für den künftigen schweren Transporthubschrauber (STH) der Bundeswehr abgebrochen, der die alternde Flotte der Helikopter vom Typ CH-53G in seinen verschiedenen Varianten ersetzen sollte. Die vorliegenden Angebote seien unwirtschaftlich, auf Deutsch: zu teuer. Die Auswahlentscheidung, als Ersatz die beiden US-Modelle CH53K und CH-47F Chinook zu untersuchen, gilt allerdings vorerst weiter.
Der Abbruch kam nicht ganz so überraschend (insofern lag ich mit der ersten schnellen Meldung nicht richtig): Schon im vergangene Woche vom Bundeskabinett beschlossenen Entwurf des Verteidigungshaushaltes 2021 fehlten die Verpflichtungsermächtigungen für dieses Projekt. Den tatsächlichen Abbruch machte das Ministerium am (heutigen) Dienstag bekannt:
Hiermit informieren wir Sie darüber, dass das Vergabeverfahren im Projekt „Schwerer Transporthubschrauber (STH)“ aufgehoben wurde.
Im Rahmen der laufenden Vergabe wurde erkannt, dass eine Realisierung des Projektes im geplanten Finanzrahmen bei gleichzeitiger Erfüllung aller Forderungen unwahrscheinlich ist. Die Vergabestelle des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr hat die vorliegenden Angebote als unwirtschaftlich bewertet und aus diesem Grund das Vergabeverfahren aufgehoben.
Die nunmehr erforderliche Neubetrachtung des Projektes wird Auswirkungen auf den bisherigen Zeitplan haben. Ein Vertragsschluss in 2021 unter den derzeitigen Rahmenbedingungen kann somit nicht erreicht werden.
Ziel bleibt weiterhin, das bisherige Muster CH-53G zeitgerecht zu ersetzen.
Ergänzend heißt es in einem Schreiben des Parlamentarischen Staatssekretärs Peter Tauber an den Verteidigungsausschuss des Bundestages:
Die Realisierung des Projekts STH hat für die Bundeswehr nach wie vor eine sehr hohe Priorität, da sowohl die Fähigkeit zum Lufttransport für die Mobilität und Reaktionsfähigkeit* von Streitkräften wie auch für Hilfs- und Unterstützungsleistungen von herausragender Bedeutung ist. (…)
Ziel bleibt weiterhin, einen bruchfreien Fähigkeitsübergang sicherzustellen. Über das weitere Vorgehen wird das BMVg bis Ende 2020 entscheiden.
Das Vergabeverfahren war, schon mit Verzögerung, im Februar vergangenen Jahres begonnen worden. Bereits im Dezember 2017 hatte der damalige Generalinspekteur Volker Wieker entschieden, dass die beiden US-Helikoptermodelle zur Auswahl stehen. Folgerichtig hatten sich Sikorsky und Boeing offiziell um die Lieferung des neuen Hubschraubers beworben.
In Wiekers Auswahlentscheidung war festgelegt worden, dass mindestens 45 und bis zu 60 Hubschrauber eines marktverfügbaren Modells beschafft werden sollen. Damit wurde festgeschrieben, dass praktisch nur zwei US-Modelle infrage kommen: Die neueste Variante des Hubschraubers CH-47 Chinook (charakteristisch mit den zwei Rotoren) der Firma Boeing oder die neuere und bislang nur beim U.S. Marine Corps eingeführte CH-53K der Firma Sikorsky, die inzwischen zum US-Rüstungsgiganten Lockheed Martin gehört.
Diese Auswahlentscheidung, sagt das Ministerium, gilt auch erst mal weiter. Die Überlegungen richten sich jetzt auf die Kosten: Der Haushaltsausschuss des Bundesstages hatte für die neuen Hubschrauber bis zum Jahr 2031 Verpflichtungsermächtigungen von insgesamt gut 5,6 Milliarden Euro eingeplant. Dieser Kostenrahmen, so heißt es, sei in den Angeboten der beiden US-Firmen weit überschritten worden.
Das Hauptproblem scheint darin zu liegen, dass der in der Auswahlentscheidung genannte Begriff marktverfügbar recht dehnbar ist: Der bedeutet nämlich keineswegs, dass entweder der CH-53K oder der Chinook off the shelf gekauft werden. Zum einen hat die Bundeswehr, durchaus üblich, bestimmte Anforderungen, die von denen der US-Streitkräfte abweichen.
Zum anderen aber, und das könnte in diesem Fall eine entscheidende Rolle für die Kosten gespielt haben, soll bei der Beschaffung der neuen Helikopter die deutsche Industrie eine wesentliche Rolle bekommen. Zwar sollen die Maschinen nicht, wie das bislang genutzte Modell, in Deutschland in Lizenz gebaut werden, sondern aus den USA geliefert werden. Dennoch ist bislang geplant, das deutsche Unternehmen zum Zug kommen – und das hat der Haushaltsausschuss im November vergangenen Jahres auch in einem so genannten Maßgabebeschluss festgeschrieben:
Der Haushaltsausschuss fordert die Bundesregierung auf, in den Vertragsverhandlungen beim Projekt „Schwerer Transporthubschrauber“ darauf hinzuwirken,
1. dass die Handlungsfähigkeit und die sicherheitspolitische Souveränität Deutschlands insbesondere im Konflikt- oder Krisenfall jederzeit gewährleistet sind.
2. dass Deutschland die Rechte am geistigen Eigentum des Hubschraubers in dem Umfang erhält, dass Betrieb, Wartung, Instandhaltung sowie Anpass- und Weiterentwicklung unabhängig vom Hersteller des Hubschraubers möglich sind, wenn der Hersteller dazu selbst nicht bereit oder in der Lage ist.
3. dass die Wartung, Instandhaltung sowie die Anpass- und Weiterentwicklung der Hubschrauber (Gesamtsystem, insbesondere Hauptkomponenten) in Deutschland stattfinden.
4. dass während der Nutzungs- und Betreuungsphase ein vollständiger und ein teilweiser Wechsel der systembetreuenden Firmen möglich ist, soweit dies mit Blick auf Ziffer 1 erforderlich ist.
Der Haushaltsausschuss fordert die Bundesregierung auf, vor der Aufforderung zum „best and final offer“ den Haushaltsausschuss über die angebotenen Modelle für Betrieb, Wartung, Instandhaltung sowie Anpass- und Weiterentwicklung zu unterrichten.
Die Übertragung von geistigem Eigentum ist immer, nicht nur bei militärischer Hardware, eine teure Sache – und die Überlassung der Anpass- und Weiterentwicklung an deutsche Unternehmen dürften sich sowohl Sikorsky als auch Boeing ebenfalls gut bezahlen lassen.
Jetzt bleibt es spannend abzuwarten, wie die von Tauber angekündigte Entscheidung bis Ende dieses Jahres aussieht; viel Zeit ist ja nicht mehr. Und Alternativen zu den beiden US-Helikoptern gibt es in der westlichen Welt nicht. Wie dringend der Ersatz der Jahrzehnte alten CH-53G ist, wurde in diesem Jahr schonein paar Mal deutlich: Mehrfach meldete die Luftwaffe so genannte Sicherheitslandungen der betagten Maschinen.
Der Oppositions-Haushälter (und Verteidigungspolitiker) Tobias Lindner von den Grünen meldete sich nach der Entscheidung als erster zu Wort – mit Kritik an der Ministeriumsspitze und Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, die allerdings das Vergabeverfahren von ihrer Vorgängerin geerbt hatte:
Das Ende für den Schweren Transporthubschrauber ist ein bitteres Zeichen für die Truppe. Wie die Soldatinnen und Soldaten ihre Aufgaben ohne neue Hubschrauber erfüllen sollen ist unklar. Wir müssen damit rechnen, dass sich der Klarstand bei den Transporthubschraubern künftig weiter verschlechtern wird. Der Weiterbetrieb von überalterten Systemen ist zeitaufwändig und sehr teuer. Das Ministerium ist völlig blauäugig an das Beschaffungsvorhaben herangegangen. Kramp-Karrenbauer hat keinen Plan B, eine neue Ausschreibung alleine löst keine Probleme.
*Aufgrund eines Übertragungsfehlers stand hier zunächst Redaktionsfähigkeit; ich bitte den Fehler zu entschuldigen.
(Archivbild: The CH-53K King Stallion flies a test flight in West Palm Beach, Fla. on March 22, 2017 – U.S. Marine Corps photo by Lance Cpl. Molly Hampton)
Eine Übergangslösung per Leasing von baugleichen Hubschraubern, wie sie vom US Marina Corps oder der US Army genutzt werden (samt Training der Piloten dort), sollte gerade aufgrund dieser neuen Erläuterung zur geforderten Übertragung von geistigem Eigentum und der Beteiligung von deutschen Firmen dann doch kostengünstiger realisierbar sein.
Ich glaube dass es das war. Gibt keinen Nachfolger. Aber warum nicht auf superpuma umsteigen? Besser als nichts.
Im Prinzip kommen nach wie vor nur CH53 und CH47 in Frage. Sind die einzigen verfügbaren Modelle im Westen, wie TW schon schreibt.
Nun muss man eben sehen, welche Anforderungen man zurück schraubt.
An eine Neuentwicklung von Airbus kann und WILL ich nicht glauben. Das dauert zu lange, und wird die Preise von CH53 und CH47 auch deutlich überschreiten, und man sieht ja bei anderen Projekten, wie dann die Verfügbarkeit aussehen wird bzw. könnte.
Mir tun die Soldaten leid, die nach wie vor mit Hubschraubern aus den 70ern rumeiern müssen.
Bei den Forderungen wundert mich die Kostensteigerung nicht.
Liefert die Hubschrauber mit allen Rechten…
Wie sieht es denn mit einer geteilten Flotte aus? 40 ch 53k und halbe halbe mit Frankreich?
@Dante waren doch eh nur 45 CH53K geplant?
Der H225M würde mir noch einfallen. Aber der Unterschied zum NH90 ist da von der Nutzlast wohl eher gering. Da könnte man wohl genauso gut mehr NH90 nehmen.
Heftig.
Aber nicht unerwartet.
Ich habe nie verstanden, warum man diese Helikopter nicht multinational beschafft und betreibt.
Das muss doch keine rein deutsche Flotte sein. Wir sprechen hier ja nicht von Kampfflugzeugen.
Und falls es am Ende keine finanzierbare Lösung gibt, muss man seine Verfahren ändern, damit man keinen STH braucht, sondern sein Equipment so anpasst, dass der NH90 und vielleicht noch der AW101 reichen.
@Dante, 29.09.2020 um 13:48 Uhr
Super Puma ist deutlich kleiner als die in Frage gekommenen Muster und auch kleiner als die aktuelle CH-53. Also, keine Alternative!
Ich persönlich denke dass das Projekt gestorben ist. Sollte es tatsächchlich jemals einen HTH habe ich mich halt geirrt.
Ich denke nicht, dass eine Goldrandlösung den Kauf gestoppt hat, sondern eine realistische Betrachtung der Life Cycle Costs.
Um mal ein Teilsystem, die Triebwerke, herauszunehmen und zu betrachten. Bei dem Betrachtungszeitraum von 40 Jahren Betriebsdauer ist an der Instandsetzung und Wartung der Triebwerke mindestens das 2 – 3fache als an der Herstellung der Triebwerke verdient. Dies gilt allgemein für jedes Flugzeugtriebwerk. Wartung und Instandsetzung kann man natürlich nur machen, wenn man den vollen Zugang zu den technischen Unterlagen, Konstruktionspläne usw des Herstellers hat.
Bei einem militärischen Waffensystem spielt die Weiterentwicklung in der Nutzungsphase eine große Rolle, weil sich erstens die Technik weiterentwickelt (siehe CH53 GA mit vollständiger Digitalisierung der Bordelektronik inklusive eines digitalen 4 Achsenautopiloten) und zweitens sich die militärischen Anforderungen ändern (siehe CH 53 GS mit Sandfiltern und Kurzwellenkommunikationsausstattung, während des Jugoslawieneinsatzes und des Irakeinsatzes der CH53 (weiß für die UNO) wurde Amateurfunkgeräte im 80 m Band an Bord genutzt, weil keine long-range Kommunikationseinrichtung im CH-53 vorhanden war).
Diese Weiterentwicklung eines Waffensystems geht also nur mit a) den vollen Zugang zu den Konstruktionsunterlagen und b) der praktischer Erfahrung mit dem Waffensystem industrieseitig durch regelmäßige Wartung und Instandsetzungsmaßnahmen.
Also de fakto wären bei einer Life-Cycle-Cost Rechnung mindestens 2/3 der Gesamtbeschaffungssumme in Deutschland verblieben und nur geschätzt 1 /3 der Kosten für die Herstellung der Hubschrauber angefallen.
Weil das natürlich beide Hubschrauberhersteller wissen, wollten sie von dem 2/3 Kuchen der Lebenszeitkosten für das Waffensystem möglichst viel abhaben, und haben deshalb die Kosten für den Transfer der Konstruktions- und Wartungsunterlagen möglicherweise so hoch angesetzt.
Die Leasing Option ist gar nicht so abwegig.
Frankreich plant möglicherweise CH47F zu Leasen – ob dann eine gemischte Staffel ähnlich der C130 Staffel kommt oder eine gemischte Staffel mit den NLD, die ebenfalls die CH47 nutzen und derzeit modernisieren, wird die Zukunft zeigen.
Wichtig bei Allem wäre nur dass möglichst ohne große zeitliche Verluste ein Nachfolgemuster für die betagten CH53 kommt!
Das Problem sind doch die Forderungen 1. und 2. des Haushaltsausschusses. Man versetze sich in die Lage der beiden US-Firmen. Diese dürfen 45 – 60 Hubschrauber liefern mit entsprechenden Service- und Ersatzteilpaketen. Soweit so gut. Zusätzlich noch alle Konstruktionspläne etc. pp.. Das war es dann. Außer vielleicht ein paar Ersatzteilen gibt es kein Folgegeschäft. Wartung, Instandhaltung sowie Weiterentwicklung finden dann in Deutschland statt.
Das geistige Eigentum der Firmen ist dann offengelegt und geteilt, und das kostet entsprechend. genauso wie die bundeswehrspezifischen Anforderungen, über die könnte man auch noch mal nachdenken.
Als Hubschrauberlaie frage ich mich gerade, wo denn die Anpassungs- und Weiterentwicklungen bei einem STH stattfinden? Vielleicht in irgendwelchen Abwehrmaßnahmen? Macht das unbedingt Sinn?
Wenn die Dinger nicht so teuer sind, muss man sie nicht so lange fliegen und kann eher neue STH beschaffen, vielleicht schon mal nach zwanzig anstatt nach fünfzig Jahren. Und die gebrauchten Maschinen weiterverkaufen, die jetzigen taugen nur noch für die Schrottpresse.
Ich hoffe jetzt ja, dass es ein Tipp- oder Übertragungsfehler war. Oder steht im Statement vom hochgelobten Tauber wirklich: „Die Realisierung des Projekts STH hat für die Bundeswehr nach wie vor eine sehr hohe Priorität, da sowohl die Fähigkeit zum Lufttransport für die Mobilität und Redaktionsfähigkeit von Streitkräften ..“ Es scheint mir tatsächlich um „RedaKtionsfähigkeit“ statt „Reaktionsfähigkeit“ zu gehen… Die Truppe benötigt jedenfalls brauchbares Material
[Ups. Übertragungsfehler. Danke für den Hinweis, wird korrigiert. T.W.]
@Der Realist
Da das Material aber quasi dauernd in (Kampf-) Einsätzen und Ausbildung gebunden ist (im Gegensatz zu SALIS) macht ein uneingeschränkter nationaler Zugriff auf die Ressource durchaus Sinn.
Wie jetzt, Herr Lindner sitzt doch höchstselbst im Haushaltsauschuss. Dieser hat Wünsche formuliert, denen das BMVG/Baainbw versucht hat in der Vergabe nachzukommen und die vermutlich zu nicht unerheblichem Teil zu diesem „Erfolg“ geführt haben und jetzt war die Verteidigungsministerin
in den Augen von Herr Lindner schuld?
Das ist schon eine ganz schön gewagte Sichtweise der Dinge…
Aber gut, auf eine faktenbasierte und sachbezogene Herangehensweise kommt es bei der Verantwortung für Steuergelder ja auch nicht an.
[Wie oben geschrieben: Oppositionspolitiker. Ihm eine Mehrheitsentscheidung der Koalitionsvertreter im Ausschuss vorzuwerfen, ist schon eine schon ganz schön gewagte Sichtweise der Dinge… T.W.]
Moin,
da hätte man ca. 2015 lieber Airbus Helicopters zusammen am besten mit einem weiteren europäischen Partner (Augusta Westland) einen rein europäischen STH entwickeln und 2025 in Dienst stellen lassen sollen….der Wille war wohl seitens Airbus irgendwie mal durchaus vorhanden.
Die zu geringe Gesamt Stückzahl und Exportfähigkeit und der Glaube an „einfache“ Verfügbarkeit gängiger Modelle haben das aber wohl mit verhindert.
Airbus Helicopters ist immerhin nicht für allzu große Entwicklungs- und Lieferschwierigkeiten bekannt.
EC-135 , EC-145 sowie dieverse französische Super Puma etc, laufen in der Regel nach Plan.
Alles nun zu spät…!?
Tja, da MUSS dann wohl SCHNELL mehr Geld für das Maaximumpaket inkl. allen Rechten her ….
oder die deutsche Rettungs -und logistische Luftnahunterstützung ist in 5 Jahren nicht mehr vorhanden…was bedeutet :
Die dutsche Bündnisfähgkeit wäre de facto dann ncht mehr vorhanden !
Somit: NULL Auslandsmisisonen, NULL NATO Fähigkeiten (von den mIni Kram mal abgesehen, das es eh nur noch gibt), NULL Vertrauen in Deutschland von gut-konservativen NATO Staaten wie Polen oder Ungarn…von den von RUS bedrohten Balten Bündnispartnern oder den USA ganz zu schweigen….
Also letzte Chance für Airbus !?
Und zwischenzeitlich :
CH-47 o.ä. von USA leasen und mit F und NDL z.B. gemeinsam betreiben.
Der_Picard
@TW: Ich habe keine Zugriff auf das Abstimmverhalten von Herr L. im Ausschuss, verstehe die Ausschüsse aber als beschlussvorbereitend für das Parlament. Ein rein „kongruentes“ Abbilden der Mehrheitsverteilung/politischen Stoßrichtung im Parlament in der persönlichen regelmäßigen Ausschussarbeit, würde die Ausschussarbeit an sich sinnentleeren. Wir sind im übrigen hoffentlich einer Meinung, dass die Forderungen des HH-Ausschusses nicht der Feder der Verteidigungsministerin entspringen und der Adressat des Kollegen L. daher der falsche ist?
[Bei Letzterem widerspreche ich Ihnen nicht. Aber entgegen Ihrer Ansicht entspricht die Mehrheitsverteilung in den Ausschüssen recht exakt den Mehrheitsverhältnissen im Bundestag insgesamt. T.W.]
@TW: Das in den Ausschüssen das gleiche Mehrheitsverhältnis herrscht ist mir durchaus klar ;-) Ich beziehe mich auf die tägliche Arbeit im Ausschuss, die ohne Mehrheits-Verhältnis-Scheuklappen des einzelnen Mitglieds in meinen Augen nicht funktionieren kann. Will sagen, einer guten Idee eines „Grünen“, wird im Ausschuss bei der Erarbeitung der Vorlage für das Parlament, der „Gelbe“ zustimmen. Sonst brauche ich keinen Ausschuss, wenn ich das „Gehacke im Großen“ nur auf 1:1 kleiner Bühne weiterführe.
Wie machen es denn andere Nationen: Die Niederländer fliegen die Ch47. Warum müssen wir wieder die Goldrandlösung beschaffen? Ein Hubschrauber, der ordentlich ausgeschrieben (z.B. mit einer funktionierenden Selbstschutzausstattung) beschafft wird, muss, außer turnusmäßig gewartet, nicht mehr nachgebbessert werden. Der sollte funktionieren und muss nicht noch in eine Einsatzprüfung…
Arme Truppe, die weiter auf dem Zahnfleich gehen muss.
Man sollte sich jetzt seitens der Politik und der Bw schleunigst zusammensetzen und den Forderungskatalog überarbeiten – schließlich war der offensichtlich eines der Hauptprobleme, weswegen nun die Reißleine gezogen wurde. Denn wenn wir ein drigendes Handlungsfeld haben, in welchem uns die Zeit wegläuft und es uns daher bald „um die Ohren fliegt“, dann sind es die (fehlenden) Hubschrauber!
„Ohne Hub kein schraub“
Im Ernst, die Kommentare der Bündnispartner möchte ich gerne hören. Diese dürften eher mitleidig klingen.
Relevant wäre die Frage, wann genau der Exit beschlossen wurde und welche Ideen seitdem! im Raume stehen.
Grundsätzlich ist es richtig, ein Projekt „zeitgerecht“ zu Grabe zu tragen, wenn die Projektbedingungen nicht oder nur schwer erfüllbar sind.
In Auszügen hatte ich Gelegenheit, das Anforderungsprofil im „Original“ (Erstentwurf) in Auszügen zu lesen-und später dann das, was wirklich „gefordert“ wurde…..
Mein Eindruck war, dass hier bevorzugt ein Modell „beschrieben“ wurde (Erstentwurf), und später (durch zahlreiche Anforderungen anderer Bedarfsträger) doch wieder mal die „Eierlegende Wollmilchsau“ mit Goldrand bestellt werden sollte (die es nun mal-gerade in der Klasse-nicht gibt).
Der Bedarf für einen Transporthubschrauber oberhalb des NH90 besteht nach wie vor-umso dringender, je mehr CH53 „in Rente“ geschickt werden, bzw. je mehr Auslandseinsätze anstehen (bereits heute greift die Bundeswehr ja auf zivile Betreiber zurück-eine Praxis, die ich persönlich für falsch halte).
Bleibt spannend zu beobachten, wann und wie die nächste Offensive starten wird….
Muss der ch 53 halt noch paar Jahre überbrücken. Kein Ding.
Erstflug war 1972, vom ersten Baumuster meines Wissens.
20 Jahre Afghanistan aufm Buckel, das Waffensystem taugt was!
Einfach jetzt das auszusetzen, ist das politische Desaster schlechthin!
Die Hubschraubergilde:
Wie kann denn eine Alternative aussehen, anderer Anbieter? Wer?
Abgespeckte Anforderungen?
Zeitrahmen: ab wann spätestens wird CH-53 zum Instandsetzungs-€-Grab ohne wirkliche ad hoc Verfügbarkeit?
Vielleicht doch eine Gelegenheit die Entwicklung für den Future Transport Helicopter von Airbus wieder aufzunehmen ggf. auch mit einem amerikanischen Partner:
Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Future_Transport_Helicopter
Siehe: https://www.flightglobal.com/ila-eurocopter-reveals-chinook-style-heavy-transport-helicopter-design/93974.article
@Brainstormer:
Sie waren offenkundig noch nie bei einer Ausschusssitzung (gleich, ob Bundes- oder Landtag) dabei, oder? Und ja, viele davon sind durchaus öffentlich. Aber selbst bei regulär nichtöffentlich tagenden Ausschüssen findet in den Ausschüssen bei Abstimmungen grundsätzlich dasselbe Zeremoniell statt, wie im Plenum. Davon können Sie sich durchaus selbst als Bürger überzeugen.
Davon abgesehen, Ihr Einwand widerlegt nicht die Anmerkung von Herrn Wiegold; dass nämlich die Tatsache, dass ein Ausschuss gewisse Dinge formuliert hat, keineswegs automatisch bedingt, dass ein Oppositionspolitiker dem wohl zugestimmt haben wird. Überdies scheinen Sie überhaupt nicht zu wissen, von wem Sie eigentlich reden. Dr. Tobias Lindner (um den geht’s hier nämlich) ist bei Bündnis 90/Die Grünen. Sie haben den offenbar mit Christian Lindner von der FDP verwechselt. Der sitzt aber weder im Verteidigungs- noch im Haushaltsausschuss, im Gegensatz zu dem zuvorgenannten, der in beiden sitzt.
Ich verstehs nicht. Man quetscht doch schon das letzte aus CH53 und Tornado, Sea-King etc. und dann ist das neue System in letzter Minute kurz vorm grounding der alten zu teuer? Immer dieses wunderliche der Herrschaften der Beschaffung. „Oh ein neuer MTH ist soo teuer? Das hätte ich jetzt nicht gedacht…“
Ich verstehe da was nicht. Sorry für die naive Frage, aber vielleicht kann mir das jemand erklären:
Die US Army hat jüngst 9 weiter MH-47G Block II bestellt für 224 mio €. Mithin also gut 25 Mio pro Lfz. Das waren Modelle für SOF, also hochgerüstet, ich gehe mal davon aus, daß ein Direktkauf pro Lfz für D nicht teurer sein kann.
Wenn wir da jetzt 60 bestllen würden, wären das 1,5 Mrd. Ohne Wartung klar und ohne Zugang zur technische Doku. ABer kann das wirklich nochmal mehr als 5 Mrd ausmachen – zumal da ja noch nicht mal alle Kosten für Nachrüstungen neuer Technologie drin sind. Wäre es da nicht billiger, lieber alle 10 Jahre 60 neue zu kaufen??????
Vielleicht ja eine Changse das Verfahren über die OCCAR neu auszurollen… evtl. Partnernationen mit ins Boot zu holen und auch eine Flotte für den Europäischen Katschutz (Löschhubschrauber) beschaffen um so eine Stückzahl zu beschaffen und zu betreiben die den Hersteller zu einem *Guten Angebot* inspiriert.
Also mir drängt sich auf, daß dem Airbus Konzern politisch/wirtschaftlich unter Vorschub von Corona unter die Arme gegriffen werden soll …
Unsere Eurofighter hängen den Briten erheblichst hinterher, Tiger liegt am Boden und der NH90 hat weder vernünftige Anlage im Bereich EloKa noch die seit über 10 Jahren angekündigte funktionierende Schutzausstattung für Flüge über See …
Wer hier behauptet das Airbus ein verlässlicher Partner ist mit Verweis auf EC145 und dergleichen hat keinen Sinn für die Realität und die Umstände in der Branche !
Ich bleibe dabei, es ist eine verklausulierte Subvention … man könnte auch im Übrigen bei der Neuentwicklung den Typ begleiten und einsatzprüfen im laufenden Prozeß z.B. wie bei der CH53K in den USA … spart Zeit und Nerven, setzt aber einen schnell und innovativ arbeitenden Konzern voraus den wir bei Sikorsky haben und eben nicht bei Airbus …
„Wenn wir unser Gerät ohne ‚rote Schleifchen‘ bestellen, also entweder ‚von der Stange‘ oder in der Konfiguration, wie sie andere Nato-Partner abnehmen, dann erhalten wir unser Material schneller und günstiger.“ Dafür gibt es die NSN – Klassifikation für NATO – Produkte. Wenn das benötigte Material aber den „Personenbeförderungsrichtlinien“ oder der „Druckgeräteverordnung“ etc. entsprechen muss, oder Ausschreibungsverfahren für Materialwerte von EUR 666,- aufgemacht werden, laufen Beschaffungsvorgänge wie bekannt. ☹️
Dass die Rahmenbedingungen mit geistigem Eigentum usw so weitreichend waren war mir nicht bewusst…aber auch klar dass das kostet…auch prinzipiell vom Ansatz her gut dass wenn die Muster schon im Ausland gekauft und gefertigt werden….dass man bei der Wartung und Weiterentwicklung Geld verdienen will
Nun gibt es mehrere Möglichkeiten…
1) man reduziert die Anforderungen (legt mehr Wartung in die Hand der Hersteller oder verzichtet auf Teile der Instandhaltung)
2) man kürzt die Stückzahlen…
3) man erhöht die Summe
4) man least ein überbrückungsmuster und lässt Airbus Neu entwickeln
5) man versucht Druck aufzubauen und hofft dass die Hersteller ihr Angebot nochmal nachbessern
6) man verzichtet auf einen STH und beschafft mehr MTH
generell denke ich dass ein sth wichtig und unverzichtbar ist…
daher hoffe ich auf ggf eine europäische Leasing Lösung mit Frankreich und den Niederlanden…
‚2. dass Deutschland die Rechte am geistigen Eigentum des Hubschraubers in dem Umfang erhält, dass Betrieb, Wartung, Instandhaltung sowie Anpass- und Weiterentwicklung unabhängig vom Hersteller des Hubschraubers möglich sind, wenn der Hersteller dazu selbst nicht bereit oder in der Lage ist.‘
Halte ich für angemessen und ist also keine seltene Forderung. Man muss nicht immer Twitter so bedingungslos glauben wenn einige Pappenheimer meinen ohne Grundlage irgendwelche Gründe zu erfinden. Es ist nun keine Ausnahmeerscheinung wenn das Verteidigungsministerium mal einfach nein sagt – siehe MKS 180 oder das neue Sturmgewehr.
@ Thomas Melber
Man könnte es doch ähnlich wie beim Tankergeschwader lösen, dass jedes Land bestimmte Kontigente bezahlt und bekommt.
Es wurde gerade der 9. Tanker bestellt. Das Konzept scheint also aufzugehen.
Es ist zum davonlaufen… gibt’s eigentlich noch positives aus dem Bereich Rüstung zu melden?
Aus meiner Ameisenperspektive stelle ich mal wieder fest das egal was es aktuell ist, nichts haut zeitgerecht hin oder Mängel werden erst garnicht/früh genug erkannt.
Seit letzter Woche hat die Truppe nichtmal mehr genug Fallschirm (Gleitfallschirme TW09) und muss auch hier bereits mieten weil Nutzungsdauer abgelaufen und kein Nachfolger eingeführt….
Im Einsatz fliegen wir ja auch schon zu 80% mit Mi8 und Mi17 die samt Crew angemietet werden..
Warum also nicht gleich auch diese Fähigkeit outsourcen?
Mich wundert es nicht mehr das uns die Piloten davon laufen, Motivation geht anders.
Tja, marktverfügbarer Produkte mit eigenen Normen (Zulassung) und Rechteabtretungen zu kombinieren ist auf jeden Fall schwierig und teuer.
Das Vergabeverfahren nun formal bei den beginnenden Haushaltsberatungen zu stoppen ist auch recht kurzsichtig.
Vor der Wahl wird das nichts mehr.
Bei der Einführung der CH-53 (inkl. Lizenzfertigung) ging das noch.
Seither hat sich wohl viel verändert, aber sicherlich haben alle prozesskonform gehandelt.
Das scheint ja mittlerweile das Wichtigste zu sein. Auch wenn im Ergebnis ein neuer Hubschrauber in weite Ferne rückt.
Die MTH-/STH-Flotte wäre eines der letzten Juwele der Bundeswehr im internationalen Vergleich.
Aber so verstolpert man sich immer weiter – ob man etwas in Berlin, Bonn und Koblenz daraus lernt?
Bei AMARG stehen noch 37 CH-53D, denen fehlen aber die die speziellen deutschen Umbauten und weiteren Anpassungen der „G“ Variante, die sich ja über 50 Jahre aufsummiert haben.
Eingelagert wurden diese in 3 Zeiträumen: 1993, 2004 und 2011/2012.
Wie viele Teile aus diesen Hubschraubern schon rausgerupft wurden ist auch nicht so leicht zu sagen.
Die US Marines fliegen dieses Modell schon seit 8 Jahren nicht mehr. Die nutzen den Nachfolger CH-53E, der nun durch den CH-53K ersetzt werden soll.
Sonst stehen da in der Wüste nur noch Relikte wie die Ch-46E, eine Flotte von 80 Museumsfliegern…
@Thomas Melber + @Der_Picard
Es wird mit Sicherheit kein Airbus Hubschrauber beschafft, denn dieser existiert nicht mal in der Theorie. Man wollte vor 8 Jahren mal was mit Boeing machen und da endet die Geschichte.
@Stoerfang
„Ich vermute, es gibt keine Möglichkeit die neue CH-53K als Ersatz eines bestehenden Muster CH-53G zu beurteilen und damit eine potentielle Vergabe ohne Ausschreibung zu starten?“
Dafür sind die Unterschiede viel zu groß. Zwischen dem CH-53G und dem CH-53K liegt noch der CH-53E.
Bei dem Preisproblem hilft das halt auch nicht.
#Leasen
Ja wo kommen die Hubschrauber dann her? So lange keine Hubschrauber zu viel im Bestand der US Streitkräfte sind, müsste man eine neue Flotte bauen. Da bei AMARG keine CH-53E oder CH-47 stehen, wird das wohl nix. Die CH-53E hat schon länger Probleme mit der Logistikkette, das würde nicht mal unbedingt helfen.
Es stimmt mich traurig. Aber.
Das System CH53 ist dringend erneuerungsbedürftig, das ist uns allen klar. Nun kommt endlich Licht ans Ende des Tunnels – Nachfolge wird geregelt. Natürlich bald und diesmal kein Neu-Entwicklungsdesaster – wir kaufen natürlich was marktverfügbares. Genau. Der LUH H-145M zeigt gerade sehr deutlich, dass so eine Lösung schnell, unkompliziert und mit außergewöhnlichem Wirkungsgrad und Erfolg für die Truppe umgesetzt werden kann. Eine Erfolgsgeschichte. Problem: meiner bescheidenen Meinung nach kann AHD hervorragend kleine Hubschrauber bauen. Haben jedoch in der ganz großen Klasse keinerlei Erfahrung ( 30-40 Tonnen, nur mal die Kraftübertragung und Hauptgetriebe entwickeln als Stichwort, für die Zweifler). Man erinnere sich an die Entwicklungsdauer des NH 90. Jetzt möchte man doch so gerne als eine der wenigen Nationen in Europa mit dem großen Hubschrauber überall mitmischen (vgl. Einsätze CH53 seit 1991 durchgängig, zahlenmäßige Verfügbarkeit der großen Hubschrauber der europäischen Nationen und deren Möglichkeit sie in den Einsatz bringen zu wollen/können). Das Lastenheft ist voll.
Jetzt möchte man gerne mit dem STH auf der Welle weiter reiten und stellt überraschend fest, dass große umfassende Forderungen auf einmal auch umfassend Geld kosten (vgl. Komplett-Rundum-Sorglospaket mit erheblicher Beteiligung deutscher Industrie).
Dumm nur, dass man sich sowohl in der technischen wie auch in der personellen Planung, insbesondere was die Regeneration von Personal angeht, auf die Beschaffung STH 2024 verlassen hat. Oder mit freien Worten: „Der neue Hubi muss kommen – ehrlich, ohne Quatsch!“
Wir werden in den kommenden Monaten erfahren, wie stark uns diese (nun zeitlich unbestimmt ungültige) Annahme fordern wird.
Vielleicht sind die beiden Helikopter auch nicht mehr ganz zeitgemäß.
Die US Army konzentriert sich anscheinend auf die Zukunft mit deutlich schnelleren Mustern.
Vielleicht sollten wir in eine Flotte von 30 Ospreys und die Aufstockung der NH90-Flotte investieren?
Der Osprey ist natürlich kleiner, als die CH53K, aber könnte aufgrund seiner Geschwindigkeit interessant sein.
Der Ausgang war zu erwarten, dafür sprachen mehrere Punkte:
1. Corona – Hashaltsmittel werden in Post Corona Zeiten sehr begehrt werden und wenn mehrere Projekte auf der Kippe stehen, dann werden die Parlamentarier immer heimische Projekte bevorzugen (egal wie die Priorität in der Truppe ist). Bspw. Euro-Male, neue Eurofighter oder TLVS
2. Nach dem U.S. Gebahren rund um Nordstream 2 war kaum zu erwarten, dass Deutschland in solch einem Umfeld bereitwillig Milliarden in die USA überweisen würde .
3. Wirtschaftspolitik – Airbus lobbiert ja seit Wochen, um Boeing jeglichen Umsatz zu verwehren. Da die zivile Sparte von Boeing am Boden liegt, will man jegliche mögliche Quersubvention aus dem Defence Bereich verhindern. So wird man vielleicht auch die Konkurrenz auf dem Weltmarkt los.
Hat jemand einen Überblick, was unsere EU/NATO-Nachbarn (NL,F,IT,PL,ES,…) in dem Bereich anschaffen (wollen)? Ist das Problem auch ein deutscher Alleingang?
Interessant. Zu teure „Indikative Angebote“ stoppen also die Beschaffung. Ist klar… Auch wenn die tatsächlichen Kosten einer CH-53K noch nicht existieren, beweist das so erhebliche „Überschießen“ angesichts des öffentlich bekannten Budgets, dass beim Bund was im Argen liegt, nicht bei den Bietern!
Jeder weiß, dass indikative Angebote nichtssagend sind. Und wie entstehen im Wettbewerb extrem hohe Preise? Für Fachleute leicht zu erahnende „Unschärfen“ (aka Mehrkosten) in den Angebotsunterlagen, die insbesondere aus Standardvertragsfloskeln des Bundes und Risikozuschlägen der Firmen für das „unbekannte Terrain BAAINBw/Bundeswehr“ resultieren dürften. Ja, für Nichtfachleute nur eine Behauptung. Aber: Siehe Schlusssatz.
Eine Berücksichtigung des oben zitierten Maßgabebeschlusses und damit etwaige Mehrkosten durch Lizenzgebühren oder geforderte deutsche Industriebeteiligungen können alleine schon mit Blick auf die zeitliche Abfolge nicht zu den Mehrkosten geführt haben.
Beide Bieter haben bekannterweise einen hohen Druck, ihre Produkte zu verkaufen. Gerade in einer Wettbewerbssituation kann es ihnen nicht gelegen sein, selbigen mit überzogenen Forderungen zu „killen“. Der Auftragswert ist für ein einzelnes Hubschrauberprojekt riesig. Ich sehe den wahren Grund für den Rückzieher darin, dass das Budget im Rahmen der (fraglos für sich notwendigen) Priorisierung der Gelder in der derzeitigen Situation gestrichen wurde. Die inländische Wertschöpfung (Invest) gemessen am Auftragsvolumen ist doch eher gering. Da kauft man lieber bei den deutschen Werften oder dem Haus- und Hoflieferanten für (zuweilen zumindest um jeden Preis ein bisschen) fliegendes Gerät. Wichtigkeit des Lufttransportes hin oder her.
Ob sich das die „ausgebooteten“ Firmen so ohne weiteres bieten lassen? Sicher haben die ein paar Dollar in die Akquise investiert. Und mindestens einer bleibt (unverschuldet, weil ja nicht unterlegen) auf seinen Kosten sitzen. Und dem potenziell entgangenen Gewinn? Wenn das mal nicht übel endet…
Zitat Twitter: General Eberhard Zorn @BundeswehrGI
Sep 24 [20]
„Schreiben Sie nicht, dass Dinge „beherrschbar“ sind, „auf der Zeitachse lösbar“ oder „alternativlos“. Schreiben Sie auf, was ist – mit Schönfärberei helfen Sie niemandem weiter. Seien Sie wahrhaftig, mit klarer Diktion und Sprache!“ #LGAN /TeamGI @FueAkBwHH
Lieber Herr Zorn, liebe Politiker, forscht doch mal wirklich nach, nicht bloß „auf dem Dienstweg“ melden lassen!
Die Nachjustierung der Rüstungsorganisation erzeugt nur homöopathische Wirkung. Ein offenes Geheimnis unter allen Fachleuten (nicht denen, deren Fachwissen sich auf das „Pfründesichern“ einer bremsenden bequemen Minderheit beschränkt).
Das geht so auch nochmal schief! Ausbaden müssen es die Menschen, die als Soldaten für unsere Politik (unser Land!) den Kopf hinhalten müssen. Welch‘ moralische Abgründe im Apparat.
„Sicherheitshalber“ noch ein freundlicher Wink an den Hausherrn: Der „Drehflügler“ bleibt inhaltlich ein Straßenfeger!
@Martin Schröder
NLD nutzte bis 2015 11 CH47 D und 6 CH47 F (2 gingen verloren) und beschaffte seitdem insgesamt 20 CH-47F MYII CAAS, dabei nachgerüstete ex F-Versionen.
Abweichungen von der U.S. Standardversion sind ein VHF-Radio sowie eine verstärkte Sitzkonfiguration. Die FLIR-Nachrüstung ist beabsichtigt.
Das Beschaffungsprogramm ist damit abgeschlossen.
Die NL und ES modernisieren gerade ihre CH-47 Flotte von der Delta auf die Foxtrott-Baureihe und bei der letzten NL-Bestellung bekommt die KLu auch keine Extrawürstchen mehr wie bei den ersten sechs Foxtrotts. Da ein Teil der NL-Landstreitkräfte eng mit dem Heer verzahnt und teilweise in Bergen-Hohne stationiert ist, macht eine Kooperation mit der KLu durchaus Sinn, die 298. Sqn fliegt ja heute schon regelmäßig bei Manövern über dem deutschen Himmel.
Die anderen oben angefragten Nationen nutzen demgegenüber auch Flächenflugzeuge wie die C295 und C-27J und haben mit Ausnahme von IT keine eigenen STHs. FR stützt sich in Mali auf UK „Chinooks“ und hat mittelfristig auch Interesse an einem Lückenfüller zwischen den outre-rhin als „Casas“ bezeichneten CN235 und „Atlas“ Fixed Wing-Transportern (über den limitierten Einsatz der „Super Herc“ gemeinsam mit der Lw hinaus).
@Metallkopf: Sie dürfen unbesorgt sein. Sie sollten sich vom Grün-Gelb Beispiel nicht fehlleiten lassen. Braun-blau wäre auch möglich oder wegen mir rosa-gepunktet, tut im gewählten Beispiel nichts hinsichtlich der Aussage.. Aber wenn Sie regelmäßiger Gast vor Ort sind, können Sie uns gerne erhellen wie der Kollege L. im Haushaltsausschuss sich angesichts der genannten Anforderungen des HH-Ausschusses an BMVg/Baainbw positioniert hat oder werfen hoch, wo konkret diese mit der Grünen Positionierung kollidieren. So könnten Sie dann herleiten, dass L. Womöglich tatsächlich sinnhaft und nachvollziehbar dagegen gestimmt hat oder wenigstens haben KÖNNTE. Dann sind wir wieder bei der interessanten Seite des Themas und können die persönlichen Anwürfe hintenanstellen.
[Wieder einmal gilt: Ich bin gerne beim Austausch der Mailadressen behilflich, wenn die Herren die Debatte über die Frage, warum ein Oppositionsabgeordneter eine andere Meinung hat als die Ausschussmehrheit, unbedingt fortsetzen wollten. Für die übrigen hat das wenig Unterhaltungswert. T.W.]
Nachdem sich beide Konzepte grundlegend voneinander unterscheiden – ein Hauptrotor / Tandemrotor – welcher Lösung wollte man denn den Vorzug geben? Oder spielte das keine Rolle?
Klar ist natürlich, daß die Festlegung auf ein Konzept dann auch nur zu einem Anbieter führt.
Wenn ein OEM >50Mrd€ anbietet für Invest und Betrieb über 40 Jahre dann ist das zu viel. Wenn davon 10Mrd für Beschaffung und Fähigkeitsaufwuchs veranschlagt, bedeutet das 1Mrd für Betrieb pro Jahr angesetzt werden. Entschuldigung, meinen das die OEM ernst? Mir kommt es so vor, als ob hier abkassiert werden soll. Ich mag Industriebashing eigentlich nicht so gerne, aber strategische Herangehensweisen sehen m.E. anders aus. Hier trägt die Industrie das Projekt ganz alleine in eigener Verantwortung zu Grabe.
Da braucht mir auch keiner zu erklären so teuer sind Nutzungsrechte halt. Hinzukommt dass es OEM gibt die mit industriellen Leadpartnern antreten, die über keinerlei Erfahrung im Betrieb und der technisch logistischen Betreuung größerer Hubschrauberflotten habe , soll dann die Bw die Lernkurve der Rheinmetall zahlen? Ist das die Vorstellung der Industrie?
@Red Five
„… teilweise in Bergen-Hohne stationiert …“ ist durchaus ein wenig übertrieben.
Konkret ist in Lohheide/TrÜbPl Bergen-Hohne die 4./PzBtl 414 als einziger NLD Heerestruppenteil und Teil des DEU/NLD PzBtl 414 stationiert.
„Da ein Teil der NL-Landstreitkräfte eng mit dem Heer verzahnt …“ – Sie meinten Teil der NLD- Luftstreitkräfte mit dem Heer verzahnt …?
Der Flugplatz Gilze-Rijen erfüllt eine Schlüsselrolle für das Defensie Helicopter Commando und bildet DEN zentralen Flugplatz für alle Hubschrauberkräfte der Klu = Koninklijke Luchtmacht.
Eine tatsächliche tagtägliche enge Verzahnung besteht mit der „11 Luchtmobiele Brigade“ in Schaarsbergen/Arnhem.
Um den betagten mittleren Transporthubschrauber (MTH) vom Typ CH-53 zu ersetzen und den in nunmehr 48 Jahren auch selbstverständlich gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden, wird von der Bw ein schwerer Transporthubschrauber (STH) gefordert. Ein STH für Luftbeweglichkeit von Streitkräften gehört selbst bei vielen (wirtschaftlich) kleineren NATO-Partnern (Großbritannien, Niederlande, Spanien, Italien, Griechenland, Türkei, Kanada) und auch bei dem einen größeren (USA) zur selbstverständlichen Grundausstattung.
Zu den in der Auswahlentscheidung für einen STH festgelegten Mustern CH-47F und CH-53K (King Stallion) gibt es keine westliche Alternative! Und selbst bei diesen beiden Mustern muss man abstufen. Der CH-47F bietet mehr Kooperationsmöglichleiten mit o.g. NATO-Partnern. Den CH-53K nutzt absehbar nur das U.S. Marine Corps, ist aber nennenswert leistungsfähiger. Um Missverständnisse zu vermeiden, der CH53K (STH) ist eine wesentlich leistungsfähigere und vollkommene Neuentwicklung und hat abgesehen von Aussehen und Bezeichnung keine Gemeinsamkeiten mit dem betagten CH53 (MTH) der Bw.
Alternative Muster: Die exakten Bw-Anforderungen an den STH sind mir nicht bekannt. Wie bereits beim betagten CH-53 ist der Transport von aktuellen Fahrzeugen der Fallschirmjäger (z.B. Wolf, ESK Mungo oder Wiesel I und II) und auch von zukünftigen Fahrzeugen mit höherem Schutzniveau (und höherem Gewicht) im Innenraum gewiss ein wesentlicher Aspekt. Aber sämtliche anderen westlichen Muster erfüllen wohl nicht die Mindestanforderungen an Nutzlast, Laderaum (Breite, Höhe, Tiefe), Heckrampe, Reichweite, Luftbetankung (usw.). Ansonsten hätte man diese bei der Ausschreibung sicherlich berücksichtigt. Daher ist es zwar interessant, aber halt leider auch weniger zielführend über Modelle von Airbus Helicopters (H145M, …, NH90, H225M Caracal / Super Puma), Agusta Westland (AW101) oder Bell-Boeing V-22 Osprey zu philosophieren. Und auch die zukünftigen Projekte der USA sind gewiss nicht günstiger und kommen für die Bw gewiss zu spät. Ebenso eine europäische Neuentwicklung.
Lizenzfertigung in Deutschland: Beim betagten CH-53 hat es damals funktioniert. Heute ist nur der Anteil Maschinenbau geringer und der Anteil Elektronik und Software höher. Ob eine Lizenzfertigung heute noch wesentliche Vorteile gegenüber den aktuellen Angeboten bringt, vermag ich nicht zu beurteilen. Und ob die USA dem zustimmen würden ist eher fraglich.
Mir erscheint daher der Kauf eines STH tatsächlich „alternativlos“. Eine gemeinsame Beschaffung mit anderen NATO-Partnern wäre vorteilhaft (höhere Stückzahl). Mit einer erneuten Ausschreibung lassen sich die Bedingungen des Kaufs zumindest geringfügig beeinflussen. Der Ansatz der ersten Ausschreibung war vielleicht grundsätzlich nicht vollkommen falsch. Nicht die reinen Investkosten, sondern die Lebenszykluskosten und wieviel Euros davon unterm Strich tatsächlich in Deutschland bleiben halte ich für entscheidend. Teuer wird es bei einem Luftfahrzeug so oder so. Entweder beim Kauf oder beim Betrieb (oder bei beidem ;-).
Mit Blick auf die Ausgabe von hunderten Milliarden Euros aus dem Bundeshaushalt zur Bewältigung der Coronaprobleme in Deutschland und der EU und dem bekannten Umstand, daß die Bundeswehr noch immer als Steinbruch herhalten mußte, wenn das Geld nicht reicht (und die Haushaltsverhandlungen sind aktuell schon sehr …interessant und werden es weiter bleiben), wage ich mal die Prognose, daß es sich für die Bundeswehr die schwere Transporthubschrauberkapazität dauerhaft erledigt hat, wenn die letzte der noch bei der Luftwaffe verfügbaren CH-53er endgültig gegroundet ist. Finito. Das wars dann, Kameraden.
Mit viel Glück gibt es vielleicht noch eine Lösung analog der national ebenfalls nicht vorhandnene schweren Lufttransportkapazität: So, wie man jetzt bei Bedarf Flüge mit der russischen An-124 mietet, wird man dann bedarfsweise Flüge mit russischen Mi-26 einkaufen…