Angriff auf internationales Camp in Erbil – Keine verwundeten Bundeswehrsoldaten gemeldet
Nahe des Camps der Truppen der internationalen Anti-IS-Koalition in Erbil in der Kurdenregion im Nordirak sind am (heutigen) Mittwochabend mehrere Raketen eingeschlagen. Die deutschen Soldaten in dem Feldlager blieben nach ersten Erkenntnissen der Bundeswehr unverletzt.
Bei dem Angriff trafen vier Raketen das Gebiet nördlich des internationalen Flughafens von Erbil, wie zuerst eine Journalistin vor Ort berichtete. Wie kurdische Medien unter Berufung auf die Regionalregierung meldeten, wurden aus gut 50 Kilometern Entfernung sechs Raketen abgefeuert, von denen aber zwei versagt hätten. Laut Einsatzführungskommando der Bundeswehr konnten die deutschen Soldaten in dem Camp rechzeitig die Schutzräume aufsuchen; Meldungen von Verwundeten gab es am Abend nicht.
Der Angriff galt vermutlich nicht den internationalen Truppen, sondern kurdischen Sicherheitskräften. In jüngster Zeit hatte es zunehmend Raketenangriffe auf irakische Einrichtungen gegeben, die teilweise auch von westlichen Truppen mit genutzt werden. Als Urheber gelten Iran-nahe schiitische Milizen der Volksmobilisierungseinheiten (Popular Mobilization Forces,PMF).
Derzeit sind im Rahmen der US-geführten Operation Inherent Resolve und des so genannten Fähigkeitsaufbaus irakischer Sicherheitskräfte knapp 50 deutsche Soldaten in Erbil im Einsatz. Allerdings ist die Ausbildungstätigkeit dort angesichts der Coronavirus-Pandemie seit Monaten ausgesetzt.
Ein von einem BBC-Korrespondenten verbreitetes Video aus einem den iranischen Revolutionsgarden nahestehenden Kanal im Messenger-Dienst Telegram soll den Ort nach dem Angriff zeigen:
Footage allegedly shows the area that the rockets have landed near #Erbil international airport, #IRGC-linked telegram channels posted.
Within the airport there’s a #US military base. pic.twitter.com/TwjEbXYWc4— Nafiseh Kohnavard (@nafisehkBBC) September 30, 2020
Angesichts der in jüngster Zeit zunehmenden Angriffe hatten die Botschafter zahlreicher Staaten im Irak ebenfalls am Mittwoch ihre tiefe Besorgnis über die Angriffe auch auf die gesicherte Zone mit diplomatischen Vertretungen in der Hauptstadt Bagdad erklärt:
Das Camp kriegt aber ganz schön was ab dafür , dass es gemäß AVZ Stufe dort kaum gefährlicher ist als im Kosovo. 🤨
@ Jabeus
Zum Ausgleich könnte es doch dann immerhin die „Beschuss-Medaille“ geben.
Aus 50km Entfernung abgefeuert? Was sind denn das für Raketen? Da muss ja schon ein bisschen Technik (=Präzision) drinstecken, damit man überhaupt auf die Distanz was trifft.
[Mit aller Vorsicht – das waren erste Meldungen aus Kurdistan; ob das so stimmt, muss sich erst noch zeigen. T.W.]
Und schwupps sind wir beim Thema Feldlagerschutz. Mir fällt da immer die Gramawa mit zerlege mun in kombi mit nem Radar ein. Festinstaliert.
Ich denke dass man getrost bei den 50 km eine Null weglassen kann. Auf 5km giebt es alles mögliche. Und ich glaube nicht dass sich jemand der Ahnung hat auf den Weg dahin macht um die Trümmer der Taketen zusammen zu fummeln. Wäre aber mal interessant zu wissen was es den war.
@Dante
Treffer.
Gibts nicht irgendwo, tatenlos in Mali, MANTIS, ein stationäres Luft-Nahbereichs-Flugabwehrsystem, das neben den klassischen Zielen der Flugabwehr, wie Flugzeuge und Hubschrauber, auch gegen kleinere Ziele wie Drohnen/UAS und Lenkwaffen, ebenso gegen RAM-Ziele eingesetzt werden kann?
Werden wir die Volte im Irak zum optimalen Schutz von Truppe hinbekommen?
Nein, es sei denn, unsere Partner fordern die Bundesregierung dazu auf, oder, es kommt zu Verlusten bei eigener Truppe.
In beiden Fällen zu spät, falsche BdL, kein Vorausblick mit verantwortungsvoller Planung in die absehbare Zukunft von Bedrohung aus dritter Dimension.
@Dante: Genau dafür gibt es doch MANTIS. Die GraMaWa dürfte dazu etwas zu langsam sein, auch mit vollautomatischer Richtanlage.
Wo steckt das MANTIS denn gerade? Funktioniert es?
Hallo,
ich hab da was nach dem Januar 2020 Anschlag auf das Camp gelesen und folgende Aussage gefunden: „Wir haben mit der internationalen Koalition sowieso vereinbart, dass alle Kräfte, die nicht benötigt werden, keinem unnötigen Risiko ausgesetzt werden“, sagte Verteidigungsministerin Annegret-Kramp-Karrenbauer in der ARD. Aus dem Plan der „möglichen Teilrückverlegungen“ ist dann wohl nichts mehr geworden.
@ Dante
Mit einer GraMaWa gegen Raketen? really? Granaten sind für Infantrie Bekämpfung gedacht. Und selbst mit GMW FLW 200 gegen halbharte und weiche Ziele beträgt die maximale Reichweite 2000 m. Ich würde als festinstallierte Möglichkeit eine CIWS Phalanx empfehlen.
Ansonsten hilft nur Aufklärung, angefangen mit Patrouillen und Luftaufklärungsmitteln.
Das ist dann jetzt der zweite Angriff auf die Bundeswehr seitens Iran oder dem Regime nahestehender Milizen binnen eines Jahres.
Ich frage mich wie die Diplomatie Iran im Falle Abwahl Trump wieder aufgenommen werden kann?
Der Raketenbeschuss hat v.a. in Bagdad in den letzten Tagen und Wochen zugenommen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese „Offensive“ schiitischen Milizen zuzuordnen ist, die sich umfangreicher iranischer Unterstützung erfreuen dürfen. Reichweiten moderner, auch ungelenkter Raketen können 50km/ + sehr wohl abdecken. Man blicke eben auf das heimische iranische Arsenal.
Wichtiger ist jedoch, ob die Zunahme des Beschusses in Zusammenhang mit dem im Raum stehenden Abzug der Amerikaner aus dem IRK steht.
Ich vermute, dass die Amerikaner zum beschleunigten Abzug aufgefordert werden sollen, die internationale Gemeinschaft wird dann en suite folgen. Das Vorbild ist gegenwärtig in AFG zu suchen.
Im Ergebnis würde der Einfluss IRN´s im und auf den IRK gestärkt; auch um sich in SYR dauerhaft nach dem Ende der militärischen Handlungen engagieren zu können.
Wir erleben gerade nach 30 Jahren das Verschwinden der US- Präsenz in der Region. Ehrgeiz, Machthunger und Kalkül regionaler Machthaber sind längst geweckt.
@Dante, laut LiveUAMap ist dort CRAM der US Armee installiert, was jedoch nicht aktiviert wurde, da die Raketen „weit“ ausserhalb einschlugen.
@Dante 01.10.2020 um 8:56 Uhr:
Das zitierte GraMaWa-System zur qualifizierten Fliegerabwehr ist ernsthaft nur zur Drohnenabwehr (von langsam und tief fliegende, nicht manövrierende oder schwebenden Drohnen) geeignet.
Gegen klassische Luftkriegsmittel wie Hubschrauber und Flugzeuge fehlt es an Kampfentfernung, ausreichender Mündungsgeschwindigkeit und Kadenz.
Gegen RAM fehlt das noch viel mehr…
…und außerdem beschaffen wir ja nur in homöopathischer Dosierung, gerade genug und rechtzeitig (vielleicht?) für VJTF23.
Nur MANTIS wäre eine Lösung.
Und wieder stellt man sich die Frage, warum man im BAAINBw teure und technisch anspruchsvolle Waffensysteme entwickeln lässt oder marktverfügbar kauft (hier MANTIS) und dann diese Systeme nicht grundsätzlich dort einsetzt wofür sie beschafft wurden. Nur weil es nach Krieg aussieht???
Verdammt nochmal, da ist Krieg!!!
Man kann über unsere Politik und über unsere oberste Führung nur noch den Kopf schütteln.
Stattet sie mit allen nötigen Mitteln aus, die wir beschafft haben oder holt unsere Soldaten nach Hause…
@ MARTENG
Nicht das BAAINBw lässt ein Waffensystem entwickeln, sondern es lädt ein zu einem Wettbewerb oder schließt einen Vertrag (Beschaffung „off the shelf“) – in jedem Fall aber mit Auftrag aus dem BMVg und meist mit Genehmigung Bundestag (Stichwort 25 Mio.€-Vorlage).
Und: der Einsatz eines Waffensystems wird ebenfalls nicht in Koblenz bestimmt, sondern die Operateure schlagen einen Einsatz vor, der dann zu genehmigen ist – bis hin zu den Rules of Engagement.
Bitte lassen Sie die nicht sinnvollen Spitzen gegen die Koblenzer Kameraden/Beamten.
Beschuß aus 50km Entfernung wären in der Tat „sportlich“. Mal sehen was genauere Untersuchungen ergeben.
Die passenden Wirkmittel schmuggelt man jedenfalls nicht im Geigenkasten, da reden wir eher von einem LKW, idealerweise mit integrierter Abschußvorrichtung. Holzauge sei wachsam!
Hallo zusammen,
zudem Thema meine Meinung:
1. Zu der GramWa Geschichte kann nur gesagt werden, das ist eine Übergangslösung, heißt man wartet auf besseres. Warum wartet man, weil man den Nachfolger Gepard verpennt hat, soll aber jetzt kommen.
2. Mantis wird /wurde in Mali nur mit den Sensoren als Frühwarnsystem eingesetzt, da das Feldlager an einen Ort grenzt und man Angst hatte herunterfallende Munitionsteile würden Zivilisten verletzen oder gar töten.
3. Ich kenne außer Mantis zwei Systeme die solche Bedrohungen bekämpfen können: Iron Dome (Israel) und Phalanx C-RAM (USA) und beide Systeme schießen nur Gefahren ab, die Gebiete bedrohen, die als schützenswert gelten. Das spart Ressourcen und schützt vor Übersättigungsangriffen.
4. Wenn die USA ein solches System dort haben, warum sollen wir dann noch eines dort nutzen?
@ fla offz Es geht aber darum um die gramawa eine Splitterwolke aus hardkern Submun zu erzeugen. Die hätte einen Radius von ca 1km. Es geht ja darum den Zünder zu zerlegen. Das mit der langsamen Richtgeschwindigheit glaube ich nicht. Es ist alles da und kann sofort beschaft werden.
@Porsche0479
„2. Mantis wird /wurde in Mali nur mit den Sensoren als Frühwarnsystem eingesetzt, da das Feldlager an einen Ort grenzt und man Angst hatte herunterfallende Munitionsteile würden Zivilisten verletzen oder gar töten.“
Danke für die Info. Ich hatte den BW Artikel zum Thema Mantis in Mali gelesen und ernsthaft lachen bzw. den Kopfschütteln müssen, wieso nur die Sensoren eingesetzt worden sind ohne Wirkmittel zur Abwehr.
Im Klartext nur vor einem Angriff gewarnt wird, aber die Granaten/Raketen trotzdem im Lager einschlagen…
@Dante 02.10.2020 um 11:07 Uhr:
Wo schreibe ich was von langsamer Richtgeschwindigkeit? Die Lafette „flott“ zu machen, wäre technisch ein einfaches. Das Problem liegt in der gewählten Waffe/Munition.
Bei Deiner 1km im Radius großen Splitterwolke gehe ich mal davon aus, das Du unglücklich formulierst und die Kampfentfernung meinst. Um Splitterwolken mit 1km Radius zu erzeugen würde ich ansonsten eher Sonderwaffen empfehlen. :-)
Was die Anforderungen an Waffe und Munition (und Steuerung und Sensorik) angeht, spielen FlaWaffen in einer völlig anderen Liga als solche für den „Erdkampf“.
Das Problem auf schnell fliegende oder manövrierende Ziele (oder eben Zielen die sich nicht direkt über der eigenen Stellung befinden) ist die Fluggeschwindigkeit der „gemütlichen“ 40mm Granatmunition von gerade mal 250 m/s (zum Vergleich FlakPz Gepard 1A2 FAPDS über 1400m/s ! , MANTIS AHEAD über 1000m/s) eine Herausforderung.
Damit etwas zu treffen, was sich (schnell) im Raum bewegt (und/oder weiter entfernt ist) bedarf einer extrem exakten Berechnung für Vorhalt und Aufsatz (in der Hoffnung, dass das Ziel, sobald die Berechnung abgeschlossen ist, seinen Vektor nicht verändert, sprich nicht beschleunigt oder manövriert) oder eben einer, wie Du so schön sagst, „Splitterwolke“, die aber eben exakt an der richtigen Stelle stehen muss und anders als eine Nebelwand, da nicht länger stehen bleibt.
Womit wir bei Kadenz wären (die GraMaWa schafft hier schlappe bis zu 300 Schuss /min, Gepard 1100 Schuss/min, MANTIS über 1000 Schuss/min) Sprich eine einzelne GraMaWa schafft es in dem kurzen Zeitraum, in dem sich ein schnelleres Ziel in der Kampfentfernung befindet, einfach nicht genug „Wirkung“ zu erzeugen, im Vergleich zu schnellfeuernden FlaWaffen.
Nochmal, MANTIS ist hier die deutlich überlegenere Lösung. Das Problem ist, das MANTIS Infrastruktur ist (bzw. benötigt), und keine taktische Beweglichkeit hat. Für Feldlagerschutz oder Schutz ortsfester Anlagen aber gut.
Wir schon früher geschrieben, die GraMaWa-Lösung zur qualifizierten Fliegerabwehr ist ausreichend, um stationäre oder „gemütlich“ (oder berechenbar) manövrierende Drohnen, die nicht all zu hoch fliegen auf Entfernung von 500 bis 1000m zum eigenen System „vom Himmel zu holen“. Für klassische Luftkriegsmittel ist es eher „spray and pray“ (also Amateur-Fliegerabwehr im klassischen Sinne) und gegen RAM überfordert.
Dazu kommt aber die geringe Stückzahl, 4 Fahrzeuge/Waffen pro Kampftruppenverband, es fehlt somit an einer ausreichenden Anzahl an Fahrzeugen, um Feuer wirkungsvoll zusammenfassen zu können und gleichzeitig noch ein wenig Raum oder mehrere Objekte gleichzeitig schützen zu können.
Aber besser als nix und zu mindestens ein Einfang.
In 2030 sind wir dann bestimmt oder vielleicht bei der Luftwaffe, was bodengebundenen Kampf gegen Luftkriegsmittel im Nah- und Nächstbereich, insbesondere auch zum Schutz von Kampftruppe des Heeres im beweglich geführten Gefecht, konzeptionell wieder da, wo die Heeresflugabwehrtruppe mit dem fertigen Konzept System Flugabwehr bereits 2010 war.
Das Problem sehe ich allerdings darin, dass militärische Drohnen in 2030+ auch nicht mehr gemütliche Quadcopter oder Motorsegler sind, sondern eher hochagile und womöglich im Schwarm agierende „Biester“, die die Anforderungen an Sensorik, Steuerung und Waffe noch weiter herausfordern werden.
Das Heer wird einen Teufel tun, weiter in die Richtung qualifizierte Fliegerabwehr/Heeresflugabwehr zu gehen, denn da wird es mal richtig teuer. Und man will es ja auch garnicht, denn „die Luftwaffe macht das schon, irgendwie…“.
Das System MANTIS wurde ja extra für AFG zum Feldlagerschutz entwickelt und beschafft. Es stellte sich allerdings heraus, das für eine effektive Granatenabwehr wie Mörser, Raketen usw. das System AUTONOM arbeiten muss. Das heißt ein Mensch im Entscheidungsweg ist zu langsam. Das mit dem 35 mm Geschütz gekoppelte Radar entdeckt das anfliegende Projektil, berechnet den besten Abschusspunkt und feuert dann selbstständig in Salven auf das Ziel, bis es zerstört ist.
So ist die Theorie und wäre auch die Praxis, wenn man keine Angst vor dem autonomen System hätte. Das Trümmerteile eines Abschusses auf ein bewohntes Gebiet fallen, kann immer passieren, auch bei dem israelischen System Iron Dome, das ist nicht der entscheidende Punkt. Man hat schlicht Angst davor, dass das autonome System ein anfliegendes Flugzeug oder einen Hubschrauber mit einer Mörsergranate verwechselt und den eigenen Hubschrauber dann autonom abschießt.
Fazit: Feldlager neben Flugplätzen lassen sich mit dem System MANTIS nicht risikolos schützen.
siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/MANTIS_(Flugabwehrsystem)
Zitat: „Aufgrund rechtlicher Vorgaben – den sogenannten Rules of Engagement – ist eine vollautomatische Bekämpfung von Zielen nicht vorgesehen, die Bedienung durch den Mensch ist aus Sicherheitsgründen unverzichtbar. Die erforderlichen Reaktionszeiten zur Bekämpfung von RAM-Zielen stellen dabei die eigentliche Herausforderung für die Besatzung der BFZ dar. „
@ Mannheimer
da sollten Sie doch einmal genauer lesen. Ich habe weder behauptet, dass das BAAINBw diese Systeme selbst entwickelt, noch das diese Behörde den Einsatz bestimmt.
Es darf doch trotzdem die Frage gestellt werden, warum wir uns eine Behörde mit über 10.000 Mitarbeitern leisten (Ich finde das richtig und gut, bevor Sie mir wieder Beamtenschelte vorwerfen), die einsatzfähige Waffensysteme „beschafft“ und diese dann in Einsatzszenarien keine Anwendung finden. Das finde ich gegenüber den Soldaten, dem Steuerzahler und dem fleißigem BAAINBw-Beamten absolut unverständlich.