DroneWatch: SPD signalisiert Zustimmung für Drohnen-Bewaffnung für die Bundeswehr (Update)

Bei der auch innerhalb der Regierungskoalition strittigen Haltung zur Bewaffnung von Bundeswehr-Drohnen haben die Sozialdemokraten Entgegenkommen signalisiert. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Gabriela Heinrich kündigte unter Bedingungen eine Zustimmung ihrer Fraktion zur Beschaffung von Waffen für die unbemannten Systeme vom Typ Heron TP an, die die Bundeswehr ab dem kommenden Jahr einsetzen will. Damit rückt eine Billigung dieses Beschaffungsvorhabens in diesem Jahr in Reichweite.

Heinrich sagte dem Berliner Tagesspiegel (Link aus bekannten Gründen nicht):

Wir sind offen in der Frage der Bewaffnung von Drohnen. Aber nur, wenn strenge Bedingungen erfüllt werden, werden wir die Entscheidung mittragen.

Nach ihren Worten haben sich die Fachpolitiker der SPD-Fraktion auf einen Kriterienkatalog verständigt. Als Bedingung nannte die für Außen- und Verteidigungspolitik zuständige Vize-Fraktionschefin unter anderem

• eine Steuerung bewaffneter Drohnen aus dem Einsatzland: Das operative Hauptquartier, von dem aus die bewaffneten Drohnen gesteuert werden, muss in dem Land liegen, in dem diese Waffen eingesetzt werden. Nun ist zwar nicht so ganz klar, was an dieser Stelle mit operativem Hauptquartier gemeint ist – vermutlich hebt Heinrich auf die Stationierung der Bodenkontrollstation im Einsatzland ab. Das ist eine Vorgabe, die die Bundeswehr bereits jetzt bei der Steuerung ihrer unbewaffneten Aufklärungsdrohnen in Afghanistan und in Mali erfüllt.

• Die Piloten und Payload-Operatoren sollen psychologisch betreut werden: Wir bestehen auf die größtmögliche Fürsorge und Begleitung für unsere Soldatinnen und Soldaten, die bewaffnete Drohnen bedienen und die Befehle geben. Weil die psychischen Belastungen enorm sind, muss sichergestellt sein, dass fachlich ausgebildetes Betreuungspersonal für sie bereitsteht. Auch diese Bedingung dürfte für die Bundeswehr, die ohnehin routinemäßig Truppenpsychologen in die Einsätze entsendet, kein ausschlaggebendes Problem sein.

• Als weitere Vorbedingung nannte Heinrich laut Tagesspiegel die Offenlegung der allgemeinen Einsatzregeln. Das ist so unscharf formuliert, dass es ein Problem werden könnte – weniger auf politischer, aber auf militärischer Ebene nicht zuletzt in den Bündnissen und Organisationen, in denen die Bundeswehr im Auslandseinsatz ist. Die so genannten Rules of Engagement (RoE) werden in der Regel von der Führung eines Einsatzes erlassen, also in Afghanistan der NATO und im Blauhelm-Einsatz in Mali von den Vereinten Nationen. Diese für alle beteiligten Länder gültigen Einsatzregeln sind üblicherweise geheim. Möglicherweise meint die SPD-Politikerin aber die ausdrücklich von Deutschland für den Einsatz geltenden Regeln und damit abweichende Bestimmungen von den RoE, die so genannten Caveats (Vorbehalte). Da müssten allerdings die Fachpolitiker der Koalition noch mal genauer erklären, wie das gemeint ist – und das Verteidigungsministerium erläutern, ob es die öffentlich machen will.

Die seit Jahren im Wesentlichen ohne neue Argumente geführte Debatte zwischen Gegner und Befürworter einer Bewaffnung von Bundeswehrdrohnen war in den vergangenen Monaten noch mal in mehreren Veranstaltungen zur Information und Diskussion gebündelt worden, unter anderem in einer ganztägigen Debatte am 11. Mai. Die SPD hatte bislang – auch angesichts innerparteilich unterschiedlicher Ansichten – offengelassen, ob sie im Bundestag der für eine Beschaffung nötigen gesonderten Billigung zustimmen würde.

Zur Art der vorgesehenen Bewaffnung für die von Israel geleasten Drohnen gibt es aus Gründen der Geheimhaltung keine detaillierten Angaben. Allerdings hatte die Bundeswehr Ende Mai bei einer Präsentation für Parlamentarier die Anforderungen an diese Waffen erläutert:

Update: Angesichts einiger recht unscharf formulierter Aussagen der Parteivize habe ich versucht, ein bisschen Klarheit zu bekommen – und die habe ich an einem Punkt: Mit der Offenlegung der Einsatzregeln sind offensichtlich generische Grundsätze gemeint, die für jeden Einsatz gleichermaßen gelten müssen. Es geht wohl nicht um die RoE einzelner Einsätze oder die dabei geltend gemachten deutschen Caveats.

Nachtrag: Die SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken hat die Aussagen Heinrichs via Twitter etwas relativiert (danke für den Leserhinweis):

(Foto oben: Archivbild 2015: Heron TP der israelischen Luftwaffe – Foto Israeli Air Force; Foto unten: Screenshot aus der Präsentation)