Brandbrief des KSK-Kommandeurs gegen Rechtsextremisten: „Sie gehören nicht zu uns!“ (Neufassung)
Nach dem jüngsten bekanntgewordenen Fall eines mutmaßlichen Rechtsextremisten im Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr hat sich dessen Kommandeur in einem Brandbrief an seine Soldaten gewandt. Wer nicht für die Verfassung eintrete, verdiene die Kameradschaft der Einheit nicht, schrieb Brigadegeneral Markus Kreitmayr in einem Rundbrief an das Kommando. Das KSK werde die Aufklärung der Vorfälle mit aller Kraft vorantreiben.
In den vergangenen Jahren waren bei der Eliteinheit wiederholt Rechtsextremisten enttarnt worden. Im jüngsten Fall war Mitte Mai gegen einen Oberstabsfeldwebel der Einheit Haftbefehl erlassen worden, nachdem auf seinem Privatgrundstück in Sachsen Waffen und Munition gefunden worden waren. Außerdem wurden dabei nationalsozialistische Devotionalien sichergestellt. Bereits zuvor hatte der Militärische Abschirmdienst (MAD nach Enttarnung von Rechtsextremisten im Kommando das KSK zu einem Arbeitsschwerpunkt erklärt.
Der KSK-Kommandeur bezeichnete in seinem vergangene Woche versandten Schreiben den Vorfall um den festgenommenen Oberstabsfeldwebel als schockierenden Höhepunkt. Der Fall stelle eine neue alarmierende Qualität dar, schrieb Kreitmayr. Zugleich appellierte er an die Soldaten des Verbandes, gegen Rechtsextremisten in den eigenen Reihen anzugehen:
Wir müssen uns dieser Realität stellen, denn unser aller Ruf, die Reputation unseres Verbands und das Ansehen der Bundeswehr stehen auf dem Spiel. Gerade an uns, als dem Kern der Spezialkräfte der Bundeswehr, müssen die höchsten Ansprüche an Haltung, Pflichterfüllung und treues Dienen gestellt werden. Ein tadelloser Charakter, eine gereifte und stabile Persönlichkeit sowie ein unerschütterliches Wertefundament, basierend auf den Werten unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung, müssen der Anspruch an uns selbst, also an jede und jeden in unserem Team, sein. Denn die Werte unseres Grundgesetztes verleihen unserem Dienen erst Sinn, Wirkung und damit Wert. (…)
Wir haben geschworen, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. Das heißt, Verfassungstreue ist unsere Pflicht und Mäßigungsgebot sowie Wohlverhaltenspflicht gehören untrennbar dazu. So haben wir unsere Verfassung nicht nur anzuerkennen, sondern müssen aus innerer Überzeugung und Pflichtbewusstsein innerhalb und außerhalb des Dienstes, ob in oder ohne Uniform, aktiv für sie eintreten und sie verteidigen. Der Präsident des BAMAD [Bundesamt für den Militärischen Abschirmdienst] bringt es in seinem Vorwort zum MAD-Report 2019 auf den Punkt:
„Verfassungspatriotismus ist unser Beruf“
Damit rufe ich all diejenigen, die sich möglicherweise noch in unseren Reihen befinden und genau wissen, dass sie diesen verbindlichen Ansprüchen und Anforderungen nicht gerecht werden oder gar mit dem rechten Spektrum sympathisieren, klar, unmissverständlich und entschlossen zu:
Sie verdienen unsere Kameradschaft nicht!
Sie gehören nicht zu uns!
Sie sollten aus eigenem Antrieb unseren Verband und die Bundeswehr verlassen!
Tun Sie es nicht, werden Sie feststellen, dass wir Sie finden und entfernen werden!
Kreitmayr sicherte zugleich zu, dass bei jedem Verdachtsfall die rechtsstaatlichen Grundsätze und Regelungen der Wehrdisziplinarordnung gewahrt würden. Vorverurteilungn oder Verallgemeinerungen, von denen das ganze KSK betroffen wäre, müssten unterbleiben. Die weit überwiegende Mehrheit der Soldaten des Verbandes diene tadellos, vorbildlich verfassungstreu und hoch motiviert und habe das Recht, nicht unter Generalverdacht gestellt zuwerden.
Doch um dieser berechtigten Forderung Nachdruck zu verleihen, müssen wir als Gemeinschaft auch unseren Beitrag zur Veränderung entschlossen und wahrhaftig leisten, betonte der Kommandeur. Er rief die Verfassungspatrioten des Kommandos Spezialkräfte auf: Gemeinsam werden wir das Kommando Spezialkräfte der Zukunft gestalten.
Nachtrag: Angesichts des erkennbaren Interesses (und da der Brief nicht eingestuft ist) hier komplett zum Nachlesen:
20200518_KSK-Brief_Kreitmayr
(Archivbild Juni 2018: KSK-Vorführung am Tag der Bundeswehr am Militärhistorischen Museum in Dresden – Christian Thiel/Bundeswehr)
Da jetzt – mit nicht zutreffenden Details – hier die Aussage die Runde macht, „dass in der Bundeswehr bereits das Zeigen von Portraits von Helmut Schmidt Verdacht auslösen kann“, hier mein damaliger Bericht dazu:
https://augengeradeaus.net/2017/05/helmut-schmidt-und-das-uniform-bild-uni-praesident-laedt-zum-gespraech/
tl;dr: Nein, das Zeigen von Portraits von Helmut Schmidt löst allein keinen Verdacht aus. Aber diejenigen müssen sich schon fragen lassen, warum sie vom früheren Bundeswehrsoldaten, Verteidigungsminister und Bundeskanzler Schmidt nicht ein Bild aus diesen Zeiten, sondern ein Foto in Wehrmachtsuniform ausgewählt haben.
@T.Wiegold sagt: 26.05.2020 um 21:26 Uhr
„Nein, das Zeigen von Portraits von Helmut Schmidt löst allein keinen Verdacht aus.“
Zustimmung. Die Klarstellung ist glaube ich wichtig!
„Aber diejenigen müssen sich schon fragen lassen, warum sie vom früheren Bundeswehrsoldaten, Verteidigungsminister und Bundeskanzler Schmidt nicht ein Bild aus diesen Zeiten, sondern ein Foto in Wehrmachtsuniform ausgewählt haben.“
Das wiederum ist einfach: weil Schmidt für diese jungen Offiziere nicht in seiner fernen Rolle als Bundeskanzler Vorbild war, sondern in der Rolle als junger Offizier. Natürlich als Charakter in der Gesamtschau, aber als „Anknüpfungspunkt“ in der vergleichbaren Rolle als subalternen Offizier (in diesem Fall als Leutnant). Ist zwar hier OT, aber Sie haben die Frage gestellt ;)
[So weit ich mich an die damalige Debatte erinnere, gab’s auch Fotos vom Bundeswehr-Offizier Schmidt… T.W.]
@ Armin M. sagt:
26.05.2020 um 19:50 Uhr
Damit hat der Präs. BAMAD hat grundsätzlich auch völlig recht und bewegt sich voll auf dem Boden des Gesetzes, denn vom Soldaten wird verlangt aktiv FÜR die FDGO durch sein gesamtes Verhalten einzutreten.
Das dann NICHT zu tun steht schon deutlich VOR der Schwelle zum Extremismus.
Daher mein Lesehinweis an Daniel Maier wiederholt: MAD-Report 2019, da ist der Sachverhalt recht anschaulich erläutert, und §8 SG….
BTW:
1. Carl Schmitt war meines Wissens nicht Soldat der BW und unterlag daher nicht den Anforderungen an einen Soldaten nach §8 SG.
2. Wenn Herr Masala sich wissenschaftlich mit Herrn Schmitt beschäftigt hat, unterstellen Sie ihm also ein Sympathisieren mit der NS-Nähe/Demokratieferne von Schmitt, oder wie soll man das verstehen? Absurder Whataboutism, völliger OT, Meschugge.
@Carlo Masala
Ich hätte die Erklärung der Absicht, rechtsstaatliche Grundsätze vollständig einhalten zu wollen, als glaubwürdiger empfunden, wenn man den Ausgang der Ermittlungen bzw. der Gerichtsverfahren abgewartet hätte, bevor man sich öffentlich zu Lastern seiner Untergebenen äußert.
@Bundesbürger
Wer will den Begriff „völkisch“ wieder in den Sprachgebrauch einbringen? Ich war das gewiss nicht. Bitte bleiben Sie bei den Fakten.
@Koffer sagt: 26.05.2020 um 21:31 Uhr
„[So weit ich mich an die damalige Debatte erinnere, gab’s auch Fotos vom Bundeswehr-Offizier Schmidt… T.W.]“
Stimmt. Wichtiger Einwand!
Wenn ich mich richtig entsinne, war das dann am Ende auch der Kompromiss, den die Uniführung favorisierte (gewählt hat?!).
Allerdings ist es für einen Anküpfungspunkt natürlich ein Unterschied ob man sich einen 22jährigen „echten“ Leutnant in einem Krieg aussucht oder einen 30+ jährigen wehrübenden „Verwaltungs“offizier. Nun gibt es auch gute Gründe für die Vorbildfunktion des letzteren, denn hier war Schmidt auch bereits Bundestagsabgeordneter (wenn ich mich richtig entsinne), also verkörperte in besonderer Weise den Staatsbürger in Uniform.
Aber es ist eben ein anderer Anküpfungspunkt. Beides spricht unterschiedliche Menschen an. Beides ist vorbildhaft und geeignet. Aber eben für unterschiedliche Soldaten bzw. zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihres Lebens.
Aber jetzt lenkt das wirklich sehr vom KSK ab, ich gebe es zu ;)
[Ja, und den OT Helmut Schmidt und sein Porträt hätten wir damit sehr erschöpfend abgehandelt und damit beendet. T.W.]
Zitat „… oder gar mit dem rechten Spektrum sympathisieren …“
Dass der Präsident des BAMAD nicht willens oder nicht in der Lage ist, zwischen „rechts“ (legitimer Teil des demokratischen Spektrums) und „rechtsextrem“ zu unterscheiden, halte ich für sehr bedenklich. Ohne rechten Flügel gibt es keine lebendige Demokratie und für Patrioten und Konservative ist sehr wohl Platz in der Bundeswehr!
[Zu den Begrifflichkeiten verweise ich gerne auf den Kommentar von Carlo Masala weiter oben – und diese Debatte, der KSK-Kommandeur habe damit „auf Patrioten und Konservative“ abgezielt, hat sich hier inzwischen etwas totgelaufen. T.W.]
@Georg:
Ich kann Ihnen leider inhaltlich nicht folgen.
In dem Wiki-Link ging es mir nicht um irgendeine Partei, sondern um das, was Nationalliberalismus ist/sein soll. Festgemacht an folgender Passage:
„Dabei wird eher Wert auf die nationale Identität, sprachliche Homogenität und kulturelle Zugehörigkeit sowie allgemein auf die Wertvorstellung gelegt, und nicht auf ethnische Zugehörigkeit, Abstammung oder äußerliche Merkmale wie beispielsweise beim Rassismus. Die Mitgliedschaft in der staatsbürgerlichen Nation steht dabei jedem offen, der diese Werte teilt und sich in den Kulturkreis assimiliert, um diese Werte zu garantieren.
Nach der Vorstellung des Nationalliberalismus benötigen Einzelpersonen eine nationale Identität, um ein autonomes Leben im Sinne der Selbstbestimmung zu führen, und Demokratien eine nationale Identität, um ordnungsgemäß zu funktionieren. Der Nationalliberalismus hat klassisch-liberales Staatsmodell, um die Selbstbestimmung des Bürgers zu beschützen.“
Und deshalb vermische ich auch nicht rechtsextremes Gedankengut um den Herrn General zu diskreditieren.
Übrigens -falls das vielleicht gerade etwas untergeht- der Herr General kämpft m.E. gerade um seine Karriere in den Streitkräften. Er war vor 13 Jahren beim KSK Chef des Stabes, vor 5 Jahren eine Stufe drüber beim DSK Chef des Stabes. Und seit 2018 Kommandeur KSK und somit General Spezialkräfte.
Jetzt gibt es wohl ein längerschwelendes rechtsextremes Problem beim KSK, wenn man die von anderen Kommentatoren zusammengetragenen Einzelfälle als Lagebild verdichten will. Da stellt natürlich nicht nur die politische Opposition die Frage, wie das alles passieren konnte und warum es soweit gekommen ist. Gibt es Verantwortliche?
Die neue Wehrbeauftragte ist ausserordentlich bewandert im Kampf/Aufklärung gegen Rechtsextremismus (NSU). Ich kann mir vorstellen, dass Sie das Thema an sich ziehen wird.
@Armin M.
Ich denke, allen anderen hier hat sich der Kontext schon erschlossen.
@muck: Leider eine Dienstliche Angelegenheit. Da muss ich an die Presseoffiziere verweisen. „Wie das ab dem einem möglichen Stichtag dann geregelt ist“ 😉
Meiner Meinung nach ist die Selbstisolation von Spezialeinheiten ein nicht zu unterschätzendes Problem.
Der Bundeswehr fehlt generell seit Aussetzung der Wehrpflicht, dass quartalsweise mit den neuen Rekruten die Zeit- und Berufssoldaten aufs Neue einer anderen Gedankenwelt ausgesetzt waren. Das hat meiner Beobachtung nach dem Realitätsbezug zur Welt außerhalb der Bundeswehr gutgetan.
Heute fehlt dieser oft unbequeme „frische Wind“ der Bundeswehr generell, aber besonders jenen Einheiten, die nochmal vom Rest abgeschottet sind. Es ist zweifellos extrem schwierig, strikte Geheimhaltung und Offenheit für die Welt außerhalb zu kombinieren. Das zeigen auch die ähnlich gelagerten Probleme bei Spezialeinheiten der Polizei. Aber der jetzige, allein auf intellektuelles Schmoren im eigenen Saft ausgerichtete Weg hat zu der sehr problematische Lage meiner Meinung nach einen ganz erheblichen Beitrag geleistet. Einem Klima der Selbstisolation fehlt die Kontrollinstanz des Blicks in die Welt außerhalb des Zauns als Voraussetzung für die kritische Selbstbetrachtung. Wir wiederholen die Fehler der Reichswehr.
CRM-Moderator sagt:
26.05.2020 um 22:04 Uhr
*Auszug
Die neue Wehrbeauftragte ist ausserordentlich bewandert im Kampf/Aufklärung gegen Rechtsextremismus (NSU). Ich kann mir vorstellen, dass Sie das Thema an sich ziehen wird.
In welcher Rolle sollte sie das tun?
Klasse Statement u d eine klare Ansage! Ich denke, dass der Kommandeur damit vielen der Soldaten des KSK aus der Seele spricht und es wird eindeutig Stellung bezogen!
– Ich bin immer wieder überrascht, dass so wenig über den rechtlichen Status eines konkreten Falles debattiert wird aber umso mehr gleich über die „Gesinnung“ des ganzen Verbandes. In dem Fall auf den Kommandeur sich in seinem Brief bezieht scheint die rechtliche Faktenlage relativ eindeutig, Zitat aus AG:
„Gegen den tatverdächtigen KSK-Soldaten der Bundeswehr besteht der dringende Tatverdacht, gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffengesetz und das Sprengstoffgesetz verstoßen zu haben.“
https://augengeradeaus.net/2020/05/nach-waffenfund-bei-ksk-soldaten-gericht-erlaesst-haftbefehl/
– Man hat in diesem konkreten Fall also einen Straftäter im KSK identifiziert, der gegen verschiedene Gesetze verstoßen hat. Nun geht es doch in erster Linie darum, nüchtern aufzuklären, ob er diese Straftaten alleine ausgeführt hat oder Unterstützer im dienstlichen Umfeld hatte, oder ob sogar Vorgesetzte „weggeschaut“ haben. Sollte man diesbezüglich „fündig“ werden ist es doch selbstverständlich, dass dann weitere Strafverfahren eingeleitet werden, basierend auf den Ermittlungsergebnissen.
– Es gilt weiterhin aufzuklären, ob die Waffen und die Munition aus den Beständen der Bundeswehr stammen und wenn ja, wie es möglich war, dass der Soldat diese Waffen/Munition entwenden konnte. In diesem Zusammenhang muss dann geklärt werden, ob es eventuell Defizite im Bereich der Dienstaufsicht und dem Umgang mit Waffen und Munition gab.
– Mit anderen Worten: es gilt zunächst ganz konkrete Ermittlungen hinsichtlich dieses Falles durchzuführen und erst danach kann eine Bewertung des Vorgangs bezogen auf tatsächliche Defizite im KSK vorgenommen werden. Es kann sein, dass bei den Ermittlungen Verfehlungen von weiteren Angehörigen des KSK aufgedeckt werden, es kann aber auch sein, dass es sich im konkreten Fall um einen Einzeltäter handelt.
– Es kann natürlich auch sein, dass der Kommandeur des KSK bereits jetzt mehr über die Hintergründe der Tat weiß als er im Brief angedeutet hat. Dann würde der Brief aber eine andere Bedeutung haben.
– Zusammengefasst empfehle ich in der Debatte zunächst die Emotionen raus zu nehmen, die Ermittlungsergebnisse abzuwarten und erst danach eine Bewertung des konkreten Falles vorzunehmen und erst dann zu bewerten, inwieweit dies den ganzen Verband betrifft oder nicht.
– Ich bin mir nicht sicher, ob ein solcher offener Brief eines Kommandeurs an die große Öffentlichkeit zu mehr Ruhe bei den Ermittlungen führt oder nicht auch zu Unruhe/Verärgerung bei den Angehörigen des KSK führt, die sich nicht vorzuwerfen haben.
Zum Schluß: der Hinweis in dem Brief, dass „…die rechtsstaatlichen Grundsätze und Regelungen der Wehrdlsziplinarordnung gewahrt bleiben werden…“ ist in einem Rechtsstaat eigentlich eine Selbstverständlichkeit und die Erwähnung dieser Selbstverständlichkeit mutet schon sehr seltsam an.
@Ted
Die Rechte im Wehrbeauftragtenamt hatten wir in Zusammenhang mit dem unrühmlichen Amtsende von Herrn Bartels reichlich diskutiert.
Eine Causa „an sich ziehen“ kann der WB nicht, diese juristische Formulierung gehört zum Profil des Generalbundesanwaltes.
@Ted:
Siehe den Kommentar in diesem Thread von Josef König 26.05.2020 um 19:32 Uhr .
@ Georg sagt: 26.05.2020 um 20:31 Uhr
„Eigentlich sollte man so eine Bemerkung gar nicht kommentieren, aber wenn man sie nicht kommentiert bleibt der Unsinn so stehen und setzt sich fest.
Also während der Zeit wo in der Bw nach nationalsozialistischen Devotionalien auf Ministerinnenweisung gesucht wurde, haben ein paar forsche Studenten, junge Offiziere an der Bw-Universität in Hamburg, ein Bild des Namensgebers der Uni in Wehrmachtsuniform gesucht, das an der Wand hing. Dies haben sie dann plakativ als Fundstück der Presse präsentiert um ihren Protest der gesamten Maßnahme auszudrücken.“
Jetzt verbreiten Sie aber selbst Fakenews. Die Studenten haben da nichts selbstständig gesucht. Der Befehl, der Hinweis, die Empfehlung das Bild abzuhängen (wie auch immer man es im Nachhinein interpretieren soll) kam vom Disziplinarvorgesetzen der Studenten. Schwarz auf weiß nachzulesen in der Bullitin des Uni-Präsidenten, welches damals hier auf dem Blog veröffentlicht wurden.
https://augengeradeaus.net/2017/05/helmut-schmidt-und-das-uniform-bild-uni-praesident-laedt-zum-gespraech/comment-page-1/
Gerade mal drei Jahre her und schon entstehen Legenden…
[Gestern Abend bereits abschließend debunkt; das Thema ist als OT nun wirklich durch. T.W.]
Vor General K. , also vor einiger Zeit, gab es einen guten Kommandeur, General S., unmittelbarer Vorgänger von General K., in Zweitverwendung als General, mit viel Erfahrung und bestem Ruf.
Doch den hat der Inspekteur des Heeres ohne Grund, nach einem für eine solche Einheit ungewöhnlich kurzer Stehzeit abgezogen, als Chef des Stabes Kommando Heer. Er wollte primär einen Vertrauten aus gemeinsamer Dienstzeit. Dieser General S. hätte auch anders, meint später gefördert werden können, doch das war dem Inspekteur Heer egal. Insider wissen, dass dieser Inspekteur eine „spezielle“ Meinung zum KSK hatte, da war ihm die Lücke, die er riß egal. Dann kam General K., der jetzt tolle Briefe schriebt. Doch was hat er vorher gemacht, was seine Vorgesetzten? Dienstaufsicht gibt es doch auch im und beim KSK. Wer hat den General K. mal im besten Sinne mit Dienstaufsicht unterstützt? Wer sind eigentlich die fachlichen Berater von General K., den bekanntermaßen ist er ja kein Kommandosoldat. Hat man da mal reingeschaut? Wer schaut da jetzt genau hin und stellt die richtigen Fragen. Jetzt schriebt man also Briefe, gar Brandbriefe, schon ungewöhnlich. Kommt jetzt auch Twitter o.ä.? , Wo waren und sind die „regulären“ Mittel und Methoden, einer Armee, welche man vorher und auch jetzt anwenden könnte. Halt nur richtig, rechtzeitig und ehrlich.
Ich finde auch beachtlich, dass man in heutiger Zeit Brandbriefe schreiben muss. Abgesehen davon, dass m.M. nach der Brief stilistisch schlecht ist, zu lang geworden ist und ein schlechtes Format hat, ist doch Briefe schreiben wohl nicht das, was man mit Streitkräften verbindet. Ist wohl eher ein Signal an die Führung, nachdem man seiner bisherigen Führungsverantwortung nicht gerecht werden konnte, jetzt Aktionismus eintritt. Der Briefeschrieber ist lange genug als Kommandeur im Amt, hatte Vorwendungen im KSK und der DSK, Erfahrungen im BMVg. Er hätte vorher tätig werden können und müssen. Da helfen jetzt keine Briefe. Ist der Inhalt tatsächlich an die rechten Individien gerichtet, glaubt man, dass sie sich davon beeindrucken lassen oder ist es eher ein Siganal an die Führung, dass man jetzt etwas tut? Kommt als nächstes ein BRIEF vom Kdr DSK oder gar vom Inspekteur Heer? Der hilflose Versuch, nun Briefe zu schreiben, zeigt wie sehr man das Thema KSK hat laufen lassen.
Dem Brief Kdr KSK ist nichts hinzuzufügen. Klare Führung.
Interessant eine andere Pressemeldung zum Ermittlungsverfahren gegen den KSK-Oberstabsfeldwebel https://www.spiegel.de/politik/deutschland/rechtsextremismus-in-der-bundeswehr-das-waffenlager-des-ksk-kaempfers-a-0ce729b8-1559-44c0-9982-02c580310e88 .
Demzufolge wurden bei dem Beschuldigten in ungeahnter Menge Munition und Sprengstoff aus Bw-Bestand beschlagnahmt. Munition und Sprengstoff sollen lt. der zitierten Ermittler über Jahre und nur durch Mittun Dritter unterschlagen wurden sein. Wenn dem so ist, haben sowohl StA wie Kdr KSK noch viel zu tun.
[Ja, der Spiegel-Kollege hat seine Geschichte halt umgedreht gemacht; die Informationen aus dem Bericht des BMVg zum Stand der Ermittlungen nach oben gestellt und den Brief angehängt. Ich hab‘ mich auf den Brief konzentriert und aus dem Bericht nur eingefügt, dass „nationalsozialistische Devotionalien“ gefunden wurden. T.W.]
So sehr ich den Brief begrüße, so sehr frage ich mich doch, warum es diese gesinnungstechnischen Aussetzer offenbar nur bei der KSK, nicht aber bei der KSM gibt?
Ist das nur ein Wahrnehmungsfehler? Ist das Auswahlverfahren der KSM soviel besser/anders, dass das „Kroppzeug“ hier nicht Dienst tut?
Gibt es dazu belastbare Zahlen?
Es erscheint mir langsam immer schwerer an Einzelfälle bei der KSK zu glauben.
Mir ist die besondere Situation, der besondere Druck und der damit einhergehende besondere Korpsgeist schon bewusst. Aber mittlerweile habe ich schon den Eindruck, dass das KSK nur noch ein Haufen der Cowboys ist, die man eigentlich nicht in der BW und schon gar nicht in irgendwelchen Spezialeinheiten haben will.
Hätte hier gerne einmal eine Einschätzung.
Ich kann BG Kreitmayr nur in allen Punken zustimmen. Klare Eindeutige Worte, so geht Führung! Es darf keine Zweifeln an der verfassungstreue einiger Kameraden geben!
Wir dienen Deutschland nicht als Selbstzweck, sondern zur Verteidigung der FDGO!
Glück ab Kameraden!
Hätte man das nicht in der Form eines Tagesbefehls machen können? Ein Antreten des Kommandos wäre auch angezeigt wiewohl „in CoVid-19 Zeiten“ natürlich eher schwierig.
@ CRM-Moderator
Zitat:
„Wer also mit dem rechten Spektrum sympathisiert, verdient keine Kameradschaft.
Das Spektrum [sein Wort] reicht von Rechtsextrem via Rechtsradikal via Rechts bis irgendwohin zum Rechts-Liberalismus [deshalb sass 1949 im Bundestag die FDP rechts neben der CDU, weil sie so galt].
Wer sich also bspw. dem National-Liberalismus, deckungsgleich mit Rechts-Liberalismus, verbunden fühlt oder mit bestimmten Ideen desselben sympathisiert, verdient keine Kameradschaft und ist folgerichtig kein Kamerad mehr. Heisst, dass er [unehrenhaft ?] entlassen werden muss.“
Auf dieses Zitat von Ihnen bezog sich meine gestrige Antwort. Wie von anderen Kommentatoren schon herausgearbeitet (siehe u.a. Carlo Massala) hat der General in seinem Brief an anderer Stelle das „rechte Spektrum“ genauer präzisiert was er darunter versteht. Dazu gehört nicht die national-liberale Gesinnung, die Sie in ihrem Zitat aufführen. Dies ist aus dem Gesamtkontext eindeutig herauszulesen, sofern man es herauslesen will !
Daraufhin mein Vergleich mit dem „Seitenruder“ beim Lfz. Die alleinige Beurteilung „Rechts“ bringt einem nicht zu dem gewünschten Ergebnis. Man muss schon differnzieren und das tut sowohl der Kommandeur KSK als auch die überwiegende Mehrheit der Kommentatoren hier im Blog.
@ Wa-Ge
Sorry, das hatte ich wohl falsch in Erinnerung. Vielleicht auch weil die öffentlichen Fernsehanstalten es so plakativ mit dem Protest der jungen Offiziersstudenten in den Abendnachrichten gebracht hatten.
@ Pete:
ungeteilte Zustimmung für diesen nüchternen Verweis,
aber:
– solche Ermittlungen solchen Ausmaßes bringen allein deswegen erhebliche Unruhe in den gesamten Verband
– darum muss – und hat sich mit seinem Brief wohl auch – der Kdr im Sinne der Inneren Führung Gedanken machen
(unabhängig davon, ob ein Brief hierfür das geeignete Mittel ist)
– Ermittlungen wegen dieses Verdachts in diesem Verband haben bereits deshalb eine besondere Relevanz und es ist ausdrücklich
zu begrüßen, dass die Gewaltenteilung unseres Rechtsstaates dafür von außen kommende Ermittlungsorgane für zuständig erklärt
@Bow
Ich hatte mal das Glück, mit Kampfschwimmern zur See fahren zu dürfen. Mir erschienen das ziemlich ruhige und bodenständige Menschen zu sein, die in der Gesellschaft verankert waren und ihren Beruf professionell ausgeübt haben. Nach der Dienstzeit wollten einige zur Feuerwehr.
Die Marine hat dabei vielleicht folgende Vorteile: Die Einheit ist am Standort Eckernförde nicht allein, diverse Dienststellen, welche zu Ämtern gehören, sowie U-Boote dürften da schon ein gewisser Ausgleich sein. Die Frage ist vielleicht auch, auf welche scheinbar ruhmreiche Nazi-Tradition man sich berufen wollte: den Kadavergehorsam von Dönitz, die zu 75% gefallenen Besatzungen? Zudem ist die Einheit wesentlich kleiner als das KSK und wesentlich älter.
@CRM moderator, nein, der General kämpft derzeit nicht um seine Karriere, er kämpft um den Ruf des KSK und möglicherweise die derzeitige Struktur dessen.
@Bernd Jäger, wenn sie General K. schon vorwerfen, kein Kommandosoldat zu sein, dann bitte korrekterweise erwähnen, dass General S. das auch nicht ist. K. hat allerdings durch seine Verwendungen deutlich mehr Expertise und Hintergrund dort. Zudem sind beide exzellente Offiziere, die karrieretechnisch absolut zurecht dort stehen, wo sie sind.
@ Bow, 27.05.2020 um 9:19 Uhr:
„So sehr ich den Brief begrüße, so sehr frage ich mich doch, warum es diese gesinnungstechnischen Aussetzer offenbar nur bei der KSK, nicht aber bei der KSM gibt?“
Das KSM besteht faktisch aus nur einer Kompanie, dem Kommandeur Einsatzkräfte KSK – also dem Führer der „Kerntruppe“ – hingegen unterstehen sechs (1. bis 4. KdoKp, SpezKdoKp, SpezAufklKp). Laut Wikipedia ist eine Kommandokompanie etwa 100 Mann stark, bei den beiden Spezialkompanien wird es sich ähnlich verhalten. Wir reden also konkret von 400 bis 600 Soldaten. In meinen Augen ist das schon eine Größe, bei der der Einzelne problemlos „untertauchen“ kann, wenn ihn sein direktes Umfeld – aus welchen Gründen auch immer – deckt. In Eckernförde, wo nach diversen Berichten etwa 130 Mann Dienst tun, dürfte das deutlich schwieriger sein.
Wo ist nun das Problem bei den (angeblichen) „Nationalsozialistischen Devotionalien“?
Ich war ehemals auch Fallschirmjäger-eine Truppengattung, die einen gewissen Stolz besitzt (oder vielmehr „besaß“), und die auf eine (kurze, aber erfolgreiche) Tradition zurückblicken konnte.
Jeder, wirklich JEDER, mit dem ich zu tun hatte-vom einfachen Geschäftszimmersoldaten hin zu den Soldaten der Kommandokompanien, hielt die Andenken der ehemaligen Fallschirmjäger in Ehren-von den Liedern über diverse Bilder hin zur Denkmalpflege z.B. auf Kreta.
Dies hatte niemals etwas mit dem Nationalsozialismus an sich zu tun-sondern diente stets dem Erhalt des „Idealbildes“ eines Fallschirmjägers-Ehre, Stolz, Disziplin, Willensstärke usw.
Ich denke, jedem ist das Bild „Klagt nicht, kämpft“ ein Begriff.
Als dies verboten wurde, entstand ein Riss in der Gesellschaft der Soldaten-und Schultze-Rhonhof´s „Wozu noch tapfer sein“ stiess genau in diese Wunde.
Bis heute hat es die Führung nicht geschafft, für die Bundeswehr ein Traditionsbild zu schaffen, da ewig Gestrige in allem und jedem sofort einen „Nazis“ sehen (wollen).
Wenn ein Soldat aber in keiner Tradition mehr steht, wenn es keinen „Ehrbegriff“ mehr gibt-dann ist der Soldatenberuf auch nur ein Beruf wie jeder andere…..und dann ist kein Soldat mehr motiviert, mehr als das unbedingt nötigste zu leisten…und wo das hinführt, wird sich sehr bald zeigen.
(Um das klarzustellen: Selbstverständlich haben Extreme-egal, ob von Links oder Rechts-sowohl in der Bundeswehr, als auch bei Polizei oder in der Gesellschaft an sich keine Daseinsberechtigung. Die beinahe 60 Jahre andauernde Nazi-Jagd auf alles und jeden hat sich allerdings so langsam zu Tode gelaufen.
Ich habe einige Einsätze mit israelischen Spezialeinheiten hinter mir-und selbst diese können absolut nicht nachvollziehen, wieso in Deutschland so vehement Jagd auf alles gemacht wird, das man auch nur entfernt über tausend Umwege mit dem Dritten Reich verknüpfen kann)…
@Huey
Angesichts der parallelen Funde von Munition und Sprengstoff sehr wahrscheinlich aus Bundeswehrbeständen usw. klingt das „wo ist denn nun das Problem mit nationalsozialistischen Devotionalien“ schon sehr nach bemühter Verharmlosung. Ich will Ihnen zugutehalten, dass Sie das nicht so beabsichtigen. Aber so zu tun, als wäre doch alles völlig problemlos, ist schon etwas daneben – die paar Kilo Sprengstoff im Gartenversteck sind dann auch nur Hobbybedarf?
Der Brief erinnert mich stark an die Ansprache des Kdr der USAFA (Air Force Academy) Lt Gen Jay B. Silveria. Starke Botschaft, rhetorisch herausragend.
Gerade im Hinblick auf die Aufforderung die Bundeswehr „zu verlassen“ sind sich die Botschaften sehr ähnlich.
Video dazu gibts bei YouTube.
@TW
M.E. lesen Sie etwas in Hueys Beitrag, was dieser so nicht gesagt hat. Besitz von Kriegswaffen und Sprengstoff sind unabhängig der politischen Gesinnung oder des Motivs Straftaten.
Devotionalien haben quasi Reliquienstatus (wie die Handprothese des Cpt Danjou der Fremdenlegionsind); die Funde bei der Bw in Traditionszimmern oder -kellern sind Andenken und Erinnerungsstücke.
@ Huey
Das, was sie beschreiben, ist doch der Bodensatz für Fehlentwicklungen. „Jeder, wirklich JEDER, mit dem ich zu tun hatte-vom einfachen Geschäftszimmersoldaten hin zu den Soldaten der Kommandokompanien, hielt die Andenken der ehemaligen Fallschirmjäger in Ehren-von den Liedern über diverse Bilder hin zur Denkmalpflege z.B. auf Kreta.“
Keiner hat klug und gekonnt dagegen gehalten. Einer der Gründe ist wahrscheinlich die Personalauswahl bei Kommandeuren. Btl bis Brigade. Da gibt es meiner Meinung nach immer weniger, welche durch echte und glaubhafte Vorbildwirkung überzeugen. Jeder, der gefördert werden will, weiß, was er politisch korrekt zu sagen hat und wenn man selbst aber nicht daran glaubt, verkommt es zu Sprechblasen und Worthülsen. Menschenführung kann gem. Beurteilungen jeder und ist in der Wertung in der Regel höchstens ausgeprägt und kann nach Papierlage kaum noch differenziert werden. Förderung erhält man meistens, wenn man sich im BMVg und in Ämtern qualifiziert hat.
Führungsverwendungen als Durchlaufstation für BMVg, Ämter und Behörden. Muss man halt gemacht haben, darf nichts passiert sein.
Ich verstehe diejenigen, die Sorge von General K. um seine Karriere vordergründig sehen.
Hatten wir eigentlich schon „Einsätze“ mit israelischen Spezialkräften? Sie hatten ja schon EINIGE! In den Archiven des MGFA und des Bundestages kann man da nichts finden. Ist das noch geheim?
@ MitleserX
Stimmt, erinnerst sehr stark an US. Zu stark, zu auffällig. Nun, General K. hat ja einschlägige US Erfahrungen. Kurzer Tagesbefehl hätte gereicht, nicht aber Brief mit zu viel Pathos, halt US. Aber wer kann schon noch wirklich gute Tagesbefehle schreiben?
Huey sagt: 27.05.2020 um 12:19 Uhr
Was ist Tradition eigentlich, warum gibt es sie und wo liegen die Probleme?
Ich habe mal gelernt: „Tradition“, das sind diejenigen Restfragmente aus Vergangenheit, deren Überlieferung in die Gegenwart absichtsvoll geschah. Man könnte auch sagen, die Vergangenheit, die in einem gewissen Sinne zur Überlieferung vorgesehen waren.
In Abgrenzung zu den „Überresten“, denen dieses absichtsvolle Element fehlt und die es in der Gegenwart trotzdem gibt.
Sie merken sicher, dass sich jetzt hier die eingangs genannten Fragen anschließen. Welche eigentlichen Absichten stecken in dem verborgen, dass Sie heute als Tradition wahrnehmen. Was war hier ursprünglich intendiert? Und welches Bild wollte man der Nachwelt von sich selbst hinterlassen?
Wenn Sie nun solch ein (tradiertes) Idealbild in der Gegenwart erhalten und pflegen wollen, ist es sinnvoll diese Fragen zuvor zu beantworten. Sonst laufen Sie Gefahr absichtsvoller Verzerrungen in der Vergangenheit zu erliegen, die sich in zwar in Ihrem Idealbild spiegeln, jedoch neben der historischen Realität selbst liegen.
Bezogen auf die Frage, die Sie stellen (Wozu noch Tapfer zu sein?) sehen Sie selbst die Wirkungen solch sorglosen Umgangs mit der Vergangenheit.
Man könnte ja auch zurückfragen: Sollen Sie nun tapfer sein, weil Sie Ihrem Idealbild genügen wollen oder weil das Wort im dem Eid vorkommt, den Sie als Soldat der Bundesrepublik Deutschland geschworen haben?
Zum „Ehrbegriff“:
Für Ihre Ehre in der Gegenwart brauchen Sie keinen tradierten Begriffsbezug zum vergangenen Verständnis von Ehre, sondern ein Verständnis für das gegenwärtig im Begriff gedachte. Den modernen Begriffsinhalt also.
Sie sollten sich fragen: Womit mach ich mir heute Ehre? Und genau dies bringt General Kreitmayr unter dem Stichwort: „Verfassungspatrioten“ zum Ausdruck.
Was mir an Ihrem Kommentar aufstößt:
Wenn es aus Ihrer Perspektive bereits die „ewig Gestrigen“ sind, die die „Nazischelten“ austeilen – Sie diese Leute also bereits als vergangene Episode abtun, die in Ihrer Gegenwart aber noch wie ein Dorn hereinragt auf dem man sich leider unangenehmerweise gelegentlich noch setzt – wo ist dann ihr genauer Ort im Heute? Ich frage wegen Ihrer Perspektive, die ja immer an einen Standpunkt in der Gegenwart gebunden ist. Was tradieren Sie und mit welcher Absicht?
Auch immer ganz wichtig: nachdem man versucht hat, Begriffe wie „ewig Gestrige“ umzudeuten; am Ende darauf hinweisen, dass man sich ganz klar davon distanziert!
Doch noch ein Wort zur Semantik des Kommandeurbriefs: Es mag hier einigen entgangen sein, daß er vom „sogenannten rechten Spektrum“ und mitnichten lediglich vom „rechten Spektrum“ spricht. Damit macht er sich EBEN NICHT die vielfach genutzte verkürzende Verallgemeinerung zu eigen. Darauf, daß er gleich im Anschluss fehlende Verfassungstreue, Reichsbürgernähe und rechtsextremistische Sympathien als Unvereinbarkeitsgründe nennt, ist ja bereits hingewiesen worden. Aus meiner Sicht sind das selbstverständliche Gründe, zumal jeder Soldat einen Eid leistet, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und unser Recht und unsere Freiheit tapfer zu verteidigen. Daß im Übrigen jegliche Nähe zum Extremismus ein Unvereinbarkeitskriterium ist, erscheint ebenso selbstverständlich.
@Huey
Aus meiner Sicht zeigen Sie wunderbar das ewige Missverständnis auf.
Ein Söldner führt seinen Auftrag aus, weil er dafür bezahlt wird. Er ist nicht überzeugt von der Sache, er hat einen Beruf erlernt, den er ausführt für seinen Auftraggeber.
Ein Soldat aber, der leistet seine Arbeit aus innerer Überzeugung. Er sieht den Sinn in seinem Handeln, weil er auf die FDGO geschworen hat. Nicht nur das, er soll sogar die FDGO und das Land verteidigen! Das erfüllt ihn mit Stolz und Ehre, diese Aufgabe zu haben. Er trägt die Flagge auf der Uniform, weil er die Bedeutung der Flagge verteidigt. All die Widersprüche in der Flagge, die politischen Strömungen, die vielen Meinungen, die Demos, die Wahlen, alles, was in seinem Land stattfindet, was auf Basis der FDGO stattfindet, all das verteidigt er. Und als Bürger nimmt er auch Teil in den Diskussionen und Wahlen und Demos, und und und.
„Wenn ein Soldat aber in keiner Tradition mehr steht, wenn es keinen „Ehrbegriff“ mehr gibt-dann ist der Soldatenberuf auch nur ein Beruf wie jeder andere…..und dann ist kein Soldat mehr motiviert, mehr als das unbedingt nötigste zu leisten…und wo das hinführt, wird sich sehr bald zeigen.“
In welcher Tradition sollte ein Soldat, der stolz die FDGO verteidigt denn stehen? Er mag besonders tapfere oder geschickte Soldaten oder Einheiten aus anderen Zeiten militärisch beeindruckend finden. Er mag Taktiker wie den Wüstenfuchs studieren.
Aber das kann sicher nicht Teil seines Traditionsverständnisses sein. Soldaten und Einheiten, die aktiv gegen Grundsätze der FDGO gehandelt haben, die kann ein heutiger Bundeswehrsoldat nicht ernsthaft als Teil seiner Tradition verstehen.
Soldatentum in der Bundesrepublik kann man nicht als Traditionsnachfolger des Militärs des dritten Reichs verstehen. Nicht ohne ausgeprägte Relativierungen.
Thomas Melber sagt:
27.05.2020 um 14:08 Uhr
Devotionalien haben quasi Reliquienstatus (wie die Handprothese des Cpt Danjou der Fremdenlegionsind); die Funde bei der Bw in Traditionszimmern oder -kellern sind Andenken und Erinnerungsstücke.
Nationalsozialistische Devotionalien -und darum geht es hier- haben in Liegenschaften der Bundeswehr maximal historisch eingeordnet im Standortmuseum etwas verloren.
Und zum Thema „Andenken und Erinnerungsstücke“: an was wird denn damit gedacht? Im besten Falle an einfache Soldaten, die von einem Unrechtsregime verheizt wurden. Dafür braucht es aber keiner nationalsozialistischer Devotionalien. Im schlimmsten Fall wird aber Organisationen gedacht, deren Angehörige im Geist der menschenverachtenden NS Ideologie dadurch „solidarische Härte“ gezeigt haben, das Kriegsverbrechen noch und nöcher begangen wurden.
Letztlich zum Thema: Sprengstoff und Nazi Devotionalien hätten nichts miteinander zu tun. Glauben Sie der OStFw hätte die als Anschauungsbeispiele für eine PolBil gehabt? Bei der Vorgeschichte des Verbandes ist es, denke ich kein großes Problem zu dem Schluss zu kommen, das man in Richtung politisch motivierte Kriminalität (Rechts) ermitteln sollte.
Thomas Melber sagt: 27.05.2020 um 14:08 Uhr
„Devotionalien haben quasi Reliquienstatus“
Genau da ist das Problem. Reliquien sind Teil der Heiligenverehrung (In der Regel ein Rest des „echten“ Heiligen).
Nationalsozialistische Devotionalien mit Reliquienstatus – denen möglicherweise tradierten Verzerrungen unterliegen – verweisen auf „Schein-Heilige“.
Woran erinnern Sie da in Ihren Traditionszimmern?
Devotionalien – devot steckt da drin..
Das Wort hat dann einen Beigeschmack von Unterwerfung vor einem Übermächtigen. In Bezug auf Reliquienstatus dazu noch unter ein verehrenswertes „Heiliges“ – Hier trennt sich Andenken von Verehrung in Ihren Traditionszimmern.
Wenn es so einfach wäre, wie Sie es schreiben, wäre es ja schön. Ist es aber nicht.
In dem Brief steht genau das, worauf es ankommt: Und das ist die unbedingte Verfassungstreue, das jederzeitige Eintreten für die freiheitlich-demokratische Grundordnung unseres Landes, die man vom Soldaten nicht nur erwarten darf, sondern muss! Im Dienst und außer Dienst.
Und der Begriff der „Devotionalie“ ist schon etwas stärker belegt, als mit bloßen Traditionserbstücken, wie Opas EK I oder sein Wehrpass mit Hakenkreuzstempeln drin, den man im Schrank hat – weil es eben der eigene Opa war. „Devotionalie“ impliziert eine – in der Regel relreligionsähnliche Andacht, Ehrfurcht, in Anlehnung an den lateinischen Stamm womöglich auch „Hingabe“. Alles Dinge, die ich im Hinblick auf das 3. Reich und Nazi-Deutschland bei Soldaten der Bundeswehr nicht haben möchte. Und von denen ich auch der Meinung bin, dass unsere Gesellschaft sie nicht bei den eigenen Soldaten tolerieren darf.
Insofern: Alles richtig gemacht.
@Hajo
Ehre ist auch so ein sperriger Begriff. In Verbindung mit Treue geradezu gefährlich.
@KPK
„Eine Causa „an sich ziehen“ kann der WB nicht, diese juristische Formulierung gehört zum Profil des Generalbundesanwaltes.“
Genau deshalb schrieb ich auch nicht von der juristischen Formulierung eines Generalbundesanwaltes, der in einem Fall die Ermittlungen formell an sich ziehen kann, sondern von „Ich kann mir vorstellen, dass Sie [die Wehrbeauftragte] das T_h_e_m_a an sich ziehen wird.“ Und verweise erneut auf den Kommentar in diesem Thread von Josef König 26.05.2020 um 19:32 Uhr .
@Georg
We agree to disagree. Am Ende eines längeren [Brand]Briefes subsummiert er nochmals kurz und einprägend – so wie man das mal gelernt hat – den Inhalt. Gegen Sympathisanten des rechten Spektrums. Nicht gegen rechtsextremes Spektrum. Nicht gegen rechtsradikales Spektrums. Nochmal: So einen Brief mit dieser Aussenwirkung schreibt man nicht zwischen Tür und Angel. Ist dieses Missverständnis ausgeräumt? Ach, das wurde ja nur bösmütig von den Extrafalschverstehern unterstellt. Man stelle sich vor, er würde jetzt nachträglich präzisieren, er meine nicht das Rechts generell schlimm sei. Da wäre was los…
Ansonsten war und ist für mich Social Proof oder Groupthink – Zitat „als auch die überwiegende Mehrheit der Kommentatoren hier im Blog.“ – zwar immer bedenkenswert, aber kein wirklich ausschlaggebendes Argument. Das hat mir auch die Geschichte gelehrt.
@diba
“ nein, der General kämpft derzeit nicht um seine Karriere, er kämpft um den Ruf des KSK und möglicherweise die derzeitige Struktur dessen.“
Er kämpft mit einem [Brand]Brief um den Ruf des KSK, nachdem er dort jahrelang mittel- und unmittelbar in Führungsverwendung war. Interessanter Ansatz.
Wie schätzen Sie den Ruf/Image des KSK nach diesem [Brand]Brief ein?
Wie schätzen Sie den Ruf/Image des Generals nach diesem [Brand]Brief ein?
@Thomas Melber
Ich würde aber auch behaupten, dass „Nazi Devotionalien“ mittlerweile allgemeiner Sprachgebrauch ist.
Ob man es allerdings beim „Srabble“ legen kann? Muss wohl ausgefochten werden.
@ stiller Mitflieger
100% Zustimmung… schade jedoch, dass sowas 75 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges noch diskutiert werden muss, obwohl es doch eigentlich selbstverständlich ist/sein müsste
@ stiller Mitflieger sagt:
27.05.2020 um 14:56 Uhr
Das was Sie schreiben kann auch genauso gut auf den Zimmermann oder Fliesenleger zutreffen – da gibt es eben auch die mit Ehre für ihr Handwerk und die, die es halt nur einfach machen weil sie es (mehr oder weniger) können/gelernt haben. @Huey hat gesagt, dass vormals ALLE ehrenhaft handelten, es nun aber nicht mehr könnten und damit der „Job“ Soldat zu einem beliebigen verkommen sei und das Teil des Problems sei oder sein könne. Ihre Ausführungen hingegen zeigen es schön auf, wo der Zwiespalt in der Ehrfrage liegt, bzw. an welche Vorbilder man diese knüpfen möge. Ich denke @Huey hat das rein militärisch gemeint im Sinne der kämpfenden Soldaten – zumindest lässt die Abgrenzung zu politischen Einstellungen das vermuten und ist damit eigentlich genau so, wie Sie das auch ausführen. Interessant sind dabei natürlich mehrere Fragen: Waren tatsächlich alle in dem Ehrverständnis in dem sie heute nicht mehr oder nur noch schwierig sein können? Betraf das schon immer nur elitärere Einheiten, wie eben die Fallschirmjäger? Wir werden uns wohl sicher einig, dass man es weder in den 60igern noch in den 80iger geschafft haben wird alle Wehrpflichtigen auf die traditions- und ehrenschiene bekommen zu haben. Bei den Freiwilligen würde ich das allerdings schon nicht mehr behaupten. Und interessant ist eben auch die Frage ob es denn wirklich z.B. für @Huey nur Traditionen geben kann, die im WK2 ankommen. Ich vermag das nicht wirklich zu beurteilen, zumindest steht jedoch auch fest, das Taktiken, Einheiten, teilweise herausragende Einzelcharaktere sich aus fachlicher Sicht wohl insbesondere eben zu diesen Kampfereignissen herausgebildet haben, die allgemein Anerkennung erhalten. Das ist aber natürlich sehr schwierig dagegen abzugrenzen, was eine Einheit, ein Einzelner sich vielleicht noch alles fragwürdiges (und sei es auch nur aus Befehl und Gehorsam) erlaubt haben mag, was man sicher mit normalem Verstand heute so unmöglich gut heissen könnte….
Man sehe mir nach, das ich bis heute nicht verstanden habe, wie man hier Zitate einfügt….darum „vereinfacht“:
Ich bin seit 10 Jahren kein Soldat mehr-ich habe als Berufssoldat „gekündigt“, und bin seitdem „privat“ unterwegs….so erklären sich auch meine diversen Einsätze (u.a. mit israelischen Einheiten in diversen afrikanischen Ländern-mehr dazu aus Opsec-Gründen hier bitte nicht..)…
„Tradition“ hat (für mich!-und alle, die ich bei der Bundeswehr kennengelernt habe) nichts zu tun mit dem „grossen Krieg“ 1939-1945, sondern mit den Taten einzelner oder einer Gruppe, in diversen Kriegen und „kriegsähnlichen Einsätzen“ und auch bei der humanitären Hilfe, in der Neuzeit ebenso wie in der „Antike“ (ohne dazu jetzt ein Beispiel nennen zu können-aber ich glaube, der Gedanke wird klar)..
Zudem ist mir niemand bekannt (geben wird es dies aber sicherlich, so wie es fast alles gibt), der „nationalsozialismus“ als etwas erstrebenswertes ansieht-und meine Beispiele zu „nationalsozialistischen Devotionalien“ beziehen sich weder auf den Nationalsozialismus (denn ich wüsste nichts, das daran erstrebenswert ist), noch auf ein „Anhimmeln“ von Taten oder Menschen-ich habe nur die Bezeichnung aufgegriffen.
Ein Soldat, der sich in keiner Tradition sieht, der ständig befürchten muss, dass ein Beispiel, das er in einem Unterricht darstellt, schon morgen zu seiner Entlassung führen kann (man erinnere sich z.B. an die Umbenennung der Fibel von „Kriegsnah ausbilden“ zu „Einsatznah ausbilden“-einfach nur, weil einigen „Kriegsnah“ zu „martialisch“ klang….dabei ging es in dem Buch um Beispiele von Führungs-und Einsatzverhalten vorrangig im Weltkrieg).
Ein Soldat, der ohne Ehre und ohne Tradition kämpft, ist ein Söldner-denn was bindet ihn sonst noch an Recht und Verfassung, wenn nicht Befehl und Gesetz?
Ob Deutschland wirklich ein Heer von 180.000 Söldnern möchte, stelle ich einmal in Frage…
Und-um das klarzustellen:
Das Sammeln von Kriegswaffen ohne Genehmigung ist mindestens eine Straftat, die verfolgt werden muss, und kann einen terroristischen Hintergrund haben-all dies muss natürlich untersucht werden.
Das ein General sich dann aber veranlasst sieht, einen „Brief“ an seine Einheit zu schreiben, hat für mich einen Beigeschmack-und etwas mit „Aktionismus“ zu tun.
Es erinnert mich (einmal mehr) an so viele Beispiele, in denen Soldaten von ihren Vorgesetzten über den Rand der Klippe gestossen wurden, noch bevor ein Urteil gesprochen werden konnte, und bevor überhaupt die Fakten bekannt waren.
Von einem Vorgesetzten erwarte ich, das er sich in JEDEM FALL immer zuerst einmal schützend VOR seine Soldaten stellt…..dann die Fakten abklären lässt-und DANN die entsprechenden Massnahmen durchführt.
In diesem Fall wird mMn erneut das Kinde mit dem Bade ausgeschüttet-noch bevor ein „rechtes Netzwerk“ innerhalb des KSK überhaupt erst einmal identifiziert wurde, wird hier bereits (erneut) per Brief etwas angekündigt, das eigentlich selbstverständlich sein sollte.
Dieses Verhalten der Führung ist es, was in den letzten 10-15 Jahren zu einer massiven Veränderung in der geistigen Haltung und Einstellung der Soldaten geführt hat (zumindest bei denen, zu denen ich noch Kontakt habe).
Viele tun nur noch „Dienst nach Vorschrift“, haben keine Kontakte mehr ausserhalb der Dienstzeit, leisten nur noch die Auslandseinsätze, die sie müssen, und vor denen sie sich nicht irgendwie drücken können…..
Wenn es das ist, was die Führung mit so einem Verhalten beabsichtigt, dann hat sie wohl alles richtig gemacht…..ich behaupte, dies ist der falsche Weg.
Endlich einmal eine klare Ansage.
@ CRM-Moderator
Ich denke man sollte die Hauptbotschaft dieses Briefes nicht vergessen, die da lautet, „Das Verschleiern von extremistischen Verhalten von Kameraden ist nicht durch die Pflicht zur Kameradschat gedeckt, im Gegenteil es ist durch die Pflicht in dienstlichen Dingen die Wahrheit zu sagen übersteuert“.
Dies ist für mich die Kernbotschaft dieses Briefes nach Innen, an die Angehörigen des KSK. Nur so kann man es nämlich erklären, dass über 30 Soldaten bei der Verabschiedungsfeier des OTL, Kompaniechefs mit dem zweifelhaften Verlauf, bei dem auch der jetzt verhaftete OStFw anwesend war, den Hitlergruß vom scheidenden Kompaniechef nicht gesehen haben wollen.
Dieses Drängen, dieses innere Bestreben die eigene erfahrene Wahrheit zu sagen, egal ob Vorgesetzte, Poliker oder wer auch immer, sie hören will oder nicht, dass ist meiner Meinung nach auch der letztendliche Antrieb warum die (ehemaligen) Soldaten hier in augengeradeaus posten.
„Georg sagt:
28.05.2020 um 10:15 Uhr
[…]Nur so kann man es nämlich erklären, dass über 30 Soldaten bei der Verabschiedungsfeier des OTL, Kompaniechefs mit dem zweifelhaften Verlauf, bei dem auch der jetzt verhaftete OStFw anwesend war, den Hitlergruß vom scheidenden Kompaniechef nicht gesehen haben wollen.“
Leider ist mein Google-Fu nicht besonders ausgeprägt. Hat hierzu denn zufällig jemand den aktuellen Stand der Ermittlungen / einen Link zum Urteil (m.W.n. müssten doch Gerichtsverfahren anonymisiert online einsehbar sein!?)
Der letzte Stand den ich dazu finden kann ist ein Artikel des NDR vom 16.09.2019 mit folgender Anmerkung:
„*Aktualisierung:
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat das Verfahren gegen den Soldaten nunmehr eingestellt. Der Hitlergruß ließe sich nicht nachweisen. Auch die Bundeswehr hat ihre internen Ermittlungen gegen den Soldaten beendet und keine Disziplinarmaßnahmen erlassen.“
Sollte dem so sein, wäre das ja ein viel zitierter Fall, der dennoch wenn überhaupt bedingt herangezogen werden kann.
Gerne wird von verschiedenen Kommentartoren ihre eigene Meinung als Faktum präsentiert, um anschließend darauf die eigenen Ansichten zu stützen und ordentlich vom Leder zu ziehen. Die Einlassungen von [b]@George am 28.05.2020 um 10:15 Uhr[/b] sind quasi eine Paradebeispiel eines solchen Vorgehens.
[blockquote][i]“Nur so kann man es nämlich erklären, dass über 30 Soldaten bei der Verabschiedungsfeier des OTL, Kompaniechefs mit dem zweifelhaften Verlauf, bei dem auch der jetzt verhaftete OStFw anwesend war, den Hitlergruß vom scheidenden Kompaniechef nicht gesehen haben wollen.“[/i][/blockquote]
Die einzige sinnvolle Erklärung für diesen Satz ist, dass der Autor selbst anwesend war und das bezeugen kann, dann soll es sich doch dementsprechend als Zeuge zu erkennen geben und der Aufklärung vorschub leisten.
Der Vorwurf konnte bisher nicht nachgewiesen werden, so ist dies eine unbewiesene Behauptung. Aber in der absurden Logik des Autors diskreditiert das natürlich einfach die unwilligen Zeugen, die einfach nichts gesehen haben wollen.
Wahrscheinlich lässt sich nicht sicher herausfinden was dort geschehen ist, auch dafür gibt es ein rechtsstaatliches Prinzip:
„Im Zweifel für den Angeklagten“
Wie lese ich doch im aktuellen Thread zur neuen Wehrbeauftragten Högl:
„Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur rief Högl zu einer grundsätzlichen Debatte über Rechtsextremismus in der Bundeswehr auf: Das beinhaltet keinen Generalverdacht, weder gegenüber dem KSK noch gegenüber der Bundeswehr insgesamt. (…) Es ist aber auch nicht nur eine Ansammlung von Einzelfällen. Wir müssen also auch schauen, was müssen wir tun, um die Strukturen so zu verändern, dass sich solche Einstellungen nicht breit machen und um auch diejenigen Soldatinnen und Soldaten zu stärken, die sich dagegen stellen.“
Da waren Josef König und meine Wenigkeit den Ereignissen voraus. War jetzt aber auch keine intellektuelle Höchstleistung.
@Georg
Der Brief wirkt nicht nach Innen. Er wirkt nach Aussen. Meinen Sie, man müsse ernsthaft einen Brief nach Innen senden, dass Extremisten in einer Armee nichts zu suchen haben und nicht zu decken sind? Das wäre nichts anderes als eine Bankrotterklärung. Es liegt auf der Hand, dass hier versucht wird sinngm. das „Haltet den Dieb“-Prinzip anzuwenden. Und zwar nach Aussen. Wer könnte ein besserer brutalstmöglicher Chefaufklärer sein als derjenige, der die inneren Strukturen kennt……