Militärausgaben weltweit auf Rekordhöhe – Deutschland im vergangenen Jahr mit massiver Steigerung
Die weltweiten Militärausgaben sind im vergangenen Jahr auf 1.917 Milliarden US-Dollar gestiegen und damit auf das höchste Niveau seit 1988. Nach einer Übersicht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI war allein der Anstieg von 3,6 Prozent von 2018 auf 2019 der höchste seit 2010. Deutschland hatte im vergangenen Jahr mit zehn Prozent mehr Ausgaben für den Verteidigungshaushalt gegenüber 2018 die höchste Steigerungsrate in der NATO, allerdings blieb der Anteil am Bruttoinlandsprodukt mit 1,3 Prozent im Vergleich zu 2010 weitgehend unverändert.
Nach Angaben von SIPRI standen im vergangenen Jahr die USA bei den Militärausgaben mit 732 Milliarden US-Dollar und einem Anteil von 38 Prozent aller dieser Ausgaben weltweit unverändert an der Spitze. Mit deutlichem Abstand folgte China mit 261 Milliarden US-Dollar, wobei diese Angabe nur geschätzt wurde. An den folgenden Stellen standen Indien mit 71,1 Milliarden, Russland mit 65,1 Milliarden und Saudi-Arabien mit (ebenfalls nur geschätzten) Ausgaben von 61,9 Milliarden US-Dollar – unter den Ländern mit den höchsten Aufwendungen ist kein Staat in Westeuropa.
Das westeuropäische Land mit den höchsten Militärausgaben war im vergangenen Jahr unverändert Frankreich mit 50,1 Milliarden, gefolgt von Deutschland mit 49,3 Milliarden und Großbritannien mit 48,7 Milliarden US-Dollar. Allerdings errechneten die Stockholmer Forscher für die Bundesrepublik mit einer Steigerung von zehn Prozent von 2018 auf 2019 die stärkste Steigerung unter den 15 Ländern mit den höchsten Ausgaben weltweit. In den Jahren von 2010 bis 2019 stiegen die deutschen Ausgaben um 15 Prozent.
Die deutschen Verteidigungsaufwendungen waren damit im vergangenen laut SIPRI auf dem höchsten relativen Stand seit 1993, als der Anteil am Bruttoinlandsprodukt 1,7 Prozent betrug. Ebenso wie Frankreich, das seine Ausgaben von 2010 bis 2019 um 3,5 Prozent erhöhte, agierte Deutschland damit gegen den Trend in Westeuropa: Dort stiegen zwar die Militärausgaben von 2018 auf 2019 um 3,9 Prozent, im Vergleich zu 2010 sanken sie dagegen um 0,6 Prozent.
Russland erhöhte dagegen seine Militäuaufwendungen nach den Zahlen des Instituts seit 2010 um 30 Prozent und seit dem Jahr 2000 sogar um 175 Prozent. Von 2018 auf 2019 stiegen die Ausgaben um 4,5 Prozent, zugleich erhöhte sich der Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 3,7 auf 3,9 Prozent.
Noch deutlich stärker als in Russland – und weltweit am höchsten – waren die Zunahmen nach den SIPRI-Daten in China. Das Land erhöhte seine Militärausgaben von 2010 bis 2019 danach um 85 Prozent. Von 2018 auf 2019 betrug der Anstieg 5,1 Prozent. Den Anteil am Bruttoinlandsprodukt bezifferten die Stockholmer Forscher auf Basis ihrer Schätzungen auf 1,9 Prozent.
Die um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr höheren Ausgaben der USA führten die SIPRI-Forscher vor allem auf die Rekrutierung von 160.000 zusätzlichen Soldatinnen und Soldaten und die Modernisierung des Arsenals an konventionellen und nuklearen Waffen zurück. Nach Jahren verringerter Ausgaben hatten die USA 2017 damit begonnen, ihren Verteidigungshaushalt wieder aufzustocken. Dennoch blieben die Ausgaben 15 Prozent unter dem bislang höchsten Stand im Jahr 2010.
Die schwedischen Forscher verwiesen darauf, dass ihre Gesamtzahlen für die deutschen Verteidigungsausgaben und auch die Berechnung des Anteils am Bruttoinlandsprodukt von den offiziellen Zahlen der Bundesregierung abweichen. Grund dafür sei, dass nach deutschen Regierungsangaben auch Aufwendungen außerhalb des Verteidigungshaushalts als Verteidigungsbeitrag an die NATO gemeldet und für die Berechnung der Quote herangezogen würden. Da die Details dieser anderen Ausgaben geheim blieben, sei eine Zuordnung zu den deutschen Verteidigungsausgaben nicht möglich.
Die Pressemitteilung von SIPRI hier, das Fact Sheet hier.
(Archivbild: A400M der Luftwaffe bei der NATO-Übung Trident Juncture in Norwegen im Oktober 2018 – Marco Dorow/Allied Joint Force Command Naples unter Public Domain)
@donald Trump: dieses Jahr schaffen vermutlich alle Nato Staaten die 2% am BIP …inkl Deutschland 🙈
@Obibiber: Wenn das BIP um 7% sinkt, dann macht das nur 0,1% für die Quote. Also dann 1,4% statt 1,3%.
Dieser Beitrag passt gut zu den Diskussionen, während und nach Corona nicht mehr das Geld einfach in die weitere Rüstung bzw. Auf- und Nachrüstung zu stecken.
Dazu gehört die Konzentration auf die Landes- und Bündnisverteidigung, sonst nichts. Dazu gehört die Beantwortung der Fragen, was uns wirklich bedroht und was wir dagegen tun.
Klima, Seuchen, Krankheiten, Migrations- und Flüchtlingsfragen uvm.
Dazu gehört auch das Verhalten des reichen Mannes aufzugeben, denn die Bundeswehr hat zu viel Geld und nicht zu wenig. Mit spitzem Stift zu rechnen, auch mal zu sparen oder sich bei der Beschaffung von Goldrandlösungen einzuschränken ist uns bei den vielen Steuermilliarden verloren gegangen. Nun, das wird sich zukünftig ja ändern. Von zu viel Geld wird keiner mehr reden können. Da werden wir alle sparen müssen, auch und gerade die Bundeswehr. Ob man auch die Wasserköpfe reduzieren wird, Stäbe und Behörden, die auch prima ohne Truppe auskommen würde. Aber man hört, das wird es neue zusätzliche (angeblich dienstpostenneutrale) Strukturen geben. Ja, und neue Flugzeuge für atomare Teilhabe. Könnte man ja mal darüber reden, ob man nukleare Teilhabe noch zeitgemäß findet, bevor man in Zeiten von Corona solche Dinge beschließt. Was ist eigentlich mit der unverändert gebliebenen Anzahl von Generalen bei sinkender Personalstärke? Oder vergleichbare Spitzenbeamte im zivilen Sektor. Gibt es da Denkverbote, weil diese sich ja selbst nicht den Ast absägen? So, nun warte ich mal auf die Kommentatoren, welche BMVg Denke und Spreche beherrschen.
@Sigmar Strempel sagt: 27.04.2020 um 8:18 Uhr
„Dazu gehört die Konzentration auf die Landes- und Bündnisverteidigung, sonst nichts.“
Landes- und Bündnisverteidigung ist die mit Abstand (!) teueres Aufgabe für Streitkräfte. Nicht das ich nicht der Meinung wäre wir sollten mehr wert auf LV/BV legen, aber Ihnen sollte klar sein: das kostet RICHTIG Geld.
„Dazu gehört die Beantwortung der Fragen, was uns wirklich bedroht und was wir dagegen tun.“
Hier scheitert übrigens die Aussage LV/BV und sonst nichts.
Wiewohl ein Schwerpunkt auf LV/BV absolut nachvollziehbar ist, gibt es zahllose Bedrohung unserer Sicherheit und unseres Wohlstandes jenseits von LV/BV der man mit Streitkräfte begegnen muss. Im eigenen Interesse.
„Dazu gehört auch das Verhalten des reichen Mannes aufzugeben, denn die Bundeswehr hat zu viel Geld und nicht zu wenig.“
Sorry, aber damit Wiedersprechen Sie ihrer o.a. Aussage zu LV/BV.
„Was ist eigentlich mit der unverändert gebliebenen Anzahl von Generalen bei sinkender Personalstärke? Oder vergleichbare Spitzenbeamte im zivilen Sektor.“
In der Tat könnte man hier kürzen, aber das würde nur wenig Einsparungen bringen.
Ich bewerte dies daher eher als Neidargument bzw. Nebelkerze, denn als wirklich wichtigen Aspekt.
Traurige Realität. Der Weltfrieden ist mal wieder nicht gelungen. Im Gegenteil, die Aufkündigung diverser Abrüstungsabkommen hat sie noch unsicherer gemacht. Von daher wird die Höhe der Ausgaben uns noch eine Weile begleiten.
Allerdings zeigt das Beispiel Saudi-Arabien ganz deutlich, das viel Geld nicht automatisch eine schlagkräftige Arme bedeutet.
@Sigmar Strempel:
Die Vorstellung durch die Konzentration auf Landes- und Bündnisverteidigung könnten erhebliche Mittel eingespart werden ist zwar weit verbreitet, aber bei genauerer Betrachtung der Sachlage nicht schlüssig.
Hier ein Ausschnitt aus einer der letzten Diskussionen dazu:
https://augengeradeaus.net/2019/04/sicherheitshalber-der-podcast-folge-11-nato-geburtstag-und-bundeswehr-werbung/#comment-312886
Und ein erneuter Sparkurs wird auch nicht enorme Effizienzsteigerungen erbringen.
Gerade für die Wiedererlangung und den Erhalt von Fähigkeiten im Bereich der Verteidigung sind Investitionen im Milliardenbereich notwendig.
Wenn man sich noch mehr von den USA abwenden will, dann wird es noch teurer.
@Sigmar Strempel
<<Dazu gehört die Konzentration auf die Landes- und Bündnisverteidigung, sonst nichts. Dazu gehört die Beantwortung der Fragen, was uns wirklich bedroht und was wir dagegen tun.
Klima, Seuchen, Krankheiten, Migrations- und Flüchtlingsfragen uvm.<<
Das scheint sich etwas zu widersprechen?
In der momentanen Situation würde ich schon eine gute Begründung haben wollen um überhaupt zu erwägen auf die nukleare Teilhabe zu verzichten?
Solange mir nicht klar ist, warum die BW so wenig für das viele Geld erhält und andere Armeen vielmehr schaffen können bei kleineren Etats ist jede Budgeterhöhung Zeitverschwendung.
angesichts der aktuellen Corona Krise sind massiv steigende Rüstungsausgaben natürlich schwer vermittelbar…
so ziemlich in allen westlichen Ländern…
die Länder die in den letzten Jahrzehnten massiv in Rüstung investiert haben und dafür ihr Gesundheitssystem vernachlässigt haben bekommen jetzt auf tragische Weise die Quittung dafür :-( …
es ist immer ein abwägen bzgl. der Verteilung und Priorisierung der knappen Haushaltsmittel… und jedes Land entscheidet hier für sich anders…
andererseits kann gerade solch eine globale Krise auch wieder zu weiteren Krisen führen… und manche Staaten können die Fokussierung auf andere Themen und ein entstehendes Machtvakuum ausnutzen um die Krise auch militärisch gewinnbringend für sich zu nutzen… und die eigenen Interessen auch auf anderen Ebenen gegenüber seiner Nachbarn voranbringen…
des weiteren unterstützt die Bundeswehr ja auch massiv in der aktuellen Krise… in anderen Staaten (z.B. Italien) ist das Militär auch stark bei der Bewältigung der Krise beteiligt…
nichts desto trotz zeigt der anstehende Einbruch des BIP auch wie sinnlos eine alleinige Ausrichtung der Verteidigungsausgaben am BIP ist…
es zeigt auch dass andere Bereiche (Gesundheitssystem) nicht zu lasten der Verteidigungsausgaben vernachlässigt werden sollten…
es kommt wie immer auf eine gute Mischung und eine gute Balance an…
die Bundeswehr hat aus den letzten Jahrzehnten massiven Nachholbedarf bei Rüstung und Ausrüstung… hier wurde schon viel kaputt gespart…
und vieles muss in den nächsten Jahren nachgeholt werden…
um auch sinnvolle, auf die Verteidigung ausgerichtete Aufgaben (VJTF 2023/2027 usw) überhaupt bewerkstelligen zu können…
das muss jetzt nicht zur Folge haben dass die Ausgaben Dauerhaft auf 2% des BIP steigen müssen…
wenn die Versäumnisse der letzen Jahrzehnte nachgeholt worden sind kann es auch gut sein, dass für den Betrieb, Manöver, usw. und für eine vernünftige regelmäßige und nachhaltige Erneuerung der Ausrüstung der BW auch langfristig 1,5% des BIP ausreichend sind…
und dass die nächsten 5-10 Jahre hier einfach (durch den GAP der letzten 20-30 Jahre) mehr investiert werden muss…
Eigentlich müssten wir die Ausgaben für die Streitkräfte in der EU + NATO nicht hochfahren. Die reichen gut für Landes- & Bündnisverteidigung. Wir müssen die Ausgaben für Energieimporte runterfahren!
Die deutsche Volkswirtschaft gibt pro Jahr 100.000.000.000 € für den Import von Fossilen Energieträgern aus.
Schafft man das zu reduzieren Europaweit, will ich gerne einmal sehen wie der Kremel seine Rüstungsträume verwirklichen kann.
In den 80′ er Jahren hat der Westen durch eine einfache Strategie gesiegt…
-niedriger Öl und Gaspreis… fehlende Devisen Einnahmen.
-SDI Programm… sorgte für enorm hohe Rüstungsausgaben.
-Wirtschaftsembargo…. gab dem Ostblock den Rest.
Heute müsste man bezogen auf Russland, durch einen „Green Deal“ dafür sorgen daß ihnen die Einnahmen aus dem Öl und Gassektor weg brechen.
Zum Teil ist es ja schon zu beobachten, dass der Kremel spart.
Statt dem T-14 Armarta wird jetzt erstmal der T-90M in die Streitkräfte eingeführt.
Von der SU 57 wurden nur 76 Stück bestellt.
Die Russen kann man nur über die Wirtschaft bändigen!
@all
Mir ist schon klar, dass die SIPRI-Zahlen zu einer Globaldebatte einladen. Dennoch wäre ich dankbar, wenn es hier beim Thema bliebe und die ganzen Weiterungen auf praktisch alle Politikbereiche jetzt nicht verfolgt würden.
@Stefan Tee sagt: 27.04.2020 um 10:44 Uhr
„… und andere Armeen vielmehr schaffen können bei kleineren Etats…“
Ach ja? Welche denn, können Sie da Beispiele nennen? Und wie messen Sie das?
Oder ist das einfach mal so eine pauschale Behauptung?
Neues gibt’s nicht, in keiner Argumentation.
Im Grunde können die Beiträge in Folge sämtlicher SIPRI- Berichte der letzten 6 Jahre 1 : 1 übernommen werden, man bleibt sich seiner Linie treu. Kleine Änderungen kann ab 2020 Corona bringen.
Daher “Burden sharing is much more than budget sharing“, CDN Außenminister 1956, unverbürgt.
@obibiber sagt: 27.04.2020 um 10:57 Uhr
„nichts desto trotz zeigt der anstehende Einbruch des BIP auch wie sinnlos eine alleinige Ausrichtung der Verteidigungsausgaben am BIP ist…“
Was ja auch nie der Fall war (zumindest nicht von irgendjemanden außer von Trump)! Die genannte 2% Debatte BIP war immer nur als verkürzte und simplifizierte Beispielkennzahl für eine Steigerung von tatsächlichen Fähigkeiten (durch zusätzliche Investitionen/Ausgaben).
@Pio-Fritz sagt: 27.04.2020 um 12:00 Uhr
„@Stefan Tee sagt: 27.04.2020 um 10:44 Uhr
„… und andere Armeen vielmehr schaffen können bei kleineren Etats…“
Ach ja? Welche denn, können Sie da Beispiele nennen? Und wie messen Sie das?“
+1
Guter Punkt. Sowohl die Suche nach vergleichbaren Nationen mit uns vergleichbaren rüstungspolitischen und personalstrukturellen Rahmenbedingungen dürfte schwer fallen, als erst recht eine qualitative Bewertung von input/output.
Dass hier 10 % Mehrausgaben als „massive Steigerung“ verkauft werden, zeigt doch nur, wie kleinkariert in diesem Land mittlerweile beim Verteidigungshaushalt gedacht wird (auch von Journalisten, die sich mit dem Metier beschäftigen).
Massive Mehrausgaben ist das, was in der Coronakrise im zivilen Sektor läuft. Auf einmal ist Geld in Hülle und Fülle da, das später im Einzelplan 14 wieder eingespart werden muss.
Den Deutschen ist die Verteidigung ihrer Sicherheit leider nichts mehr wert, solange das satte Leben nicht unmittelbar in Gefahr ist.
In wie weit berücksichtigen die Zahlen des SIPRI eigentlich die Inflation?
Falls die Inflation, ich rede hier von Inflation für Industriegüter (Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte gem. Statistisches Bundesamt) und nicht von der Inflation im Sinne des Verbraucher-Preis-Index (VPI), eingerechnet ist, kann dies zu starken Verzerrungen führen.
Wenn eine Inflationsrate von 2% p.a. für die EU angenommen wird, sehen die Zahlen gleich ganz anders aus. Für die USA, Russland und China würde ich die jeweilige Inflationsrate noch höher einschätzen.
Hat hierzu jemand genauere Kenntnis?
Hmm. Wenn man die Kosten für den nuklearen Anteil bei Fra und GB rausrechnet bleibt ja im grunde noch weniger übrig für die konventionellen Streitkräfte als bei der BW. Oder sehe ich das falsch?
@Lucky.Sailor sagt:27.04.2020 um 13:44 Uhr
„Dass hier 10 % Mehrausgaben als „massive Steigerung“ verkauft werden, zeigt doch nur, wie kleinkariert in diesem Land mittlerweile beim Verteidigungshaushalt gedacht wird“
SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) ist eine schwedische Institution, wie der Name der Stadt vermuten lässt. Die Stiftung wurde 1966 durch die schwedische Regierung gegründet. Also nix „kleinkariert in diesem Land“, gedacht wurde in Schweden :-).
@TL sagt: 27.04.2020 um 13:51 Uhr
Siehe hier, Frage 12, da wird es ausführlich erklärt:
https://www.sipri.org/databases/milex/frequently-asked-questions#PPP
@Pio-Fritz um 14:21:
Also hat das SIPRI die Formulierung „massive Steigerung“ gebraucht und in die Überschrift dieses Artikels gebracht?
Ich zweifle!
[Nein, die Fomulierung „massive Steigerung“ stammt von mir als Autor. Wenn Sie zehn Prozent Steigerung eines Jahres für vernachlässigbar halten, ist das Ihre Einschätzung, meine ist eine andere. Aber falls der Verteidigungshaushalt demnächst um zehn Prozent sinken sollte angesichts der Belastungen durch die Pandemie, beschweren Sie sich bitte auch nicht. T.W.]
@Pio-Fritz
Genau messen lässt sich da wirklich nur schwer etwas. Aber oberflächlich betrachtet: Schauen sie sich doch z.B. mal Italien an. Der Verteidigungshaushalt ist dort weniger als halb so groß wie der deutsche, von den Fähigkeiten her würde ich aber keinesfalls behaupten, dass wir in Deutschland doppelt so kompetent oder einsatzbereit sind.
Die italienische Marine etwa ist der dt. meiner Meinung nach im 1:1-Vergleich deutlich überlegen und unterhält sogar sehr teure Schiffe wie Flugzeugträger zusätzlich zu hochwertigen U-Jagd-Fregatten, die die deutsche Marine so mit dem MKS 180 erst in einigen Jahren erhalten wird. Auch kümmerte man sich in Italien um Probleme wie z.B. die Tornado-Nachfolge früher und leitete eine F-35-Beschaffung in die Wege, an deren Herstellung man sich sogar industriell beteiligt. Im Luftwaffenbereich unterhält Italien kein Flugzeug wie den A400M für den strategischen Lufttransport und mag in dem Transportbereich auch generell schwächer aufgestellt sein, aber was Kampfflugzeuge angeht, ist man mit an die hundert Eurofightern und in Zukunft der F-35 doch nicht schlechter aufgestellt als die Luftwaffe hier.
Das Heer unterhält weniger Kampfpanzer als Deutschland, doch auch hier: Insgesamt scheint man in Rom aus einem beschränkten Budget pro Euro mehr zu machen als Berlin/Bonn.
Ich denke, etwas Selbstreflektion stünde uns gut zu Angesicht. Ich glaube nicht, dass jeder Euro im Einzelplan 14 wirklich optimal verwendet wird. Angesichts der wirtschaftlichen Lage und bei leider gleichbleibender Gefahr sollten wir uns vielleicht die eine oder andere Scheibe abschneiden.
@Lucky.Sailor
Der Haushalt des BmVg ist jedes Jahr mit Abstand der zweitgrößte Einzelposten im Bundeshaushalt. Eine Steigerung von 10% ist wirklich erheblich und kein usus in der Finanzplanung der Ministerien. Die Bundeswehr ist finanziell im Ministerial- wie im internationalen Vergleich recht gut ausgestattet, es ist an ihr, auch wirklich etwas aus dem Geld zu machen. Und dass diese öffentlich auch so berichtet wird, ist meiner Auffassung nach wirklich keine „Kleinkariertheit“ der Presse.
@Dante
Was soll „weniger“ als bei Bw sein? Da hat sich seit Bestehen des FRA/UK Nuklearpotenzials und der Datenerhebung fast nichts geändert. Hilfreich ist stets die Kenntnis des gesamten Bildes bei SIPRI.
@RikeFranke
„In Europe, no one spent as much on defence in 2019 as France ($50.1 billion), followed by Germany with $49.3 billion, and the UK with $48.7 billion“
Und
@CarloMasala1
„And if you take into account, that FRA and the UK spend a part of the budget on nuclear forces (FRA approx. 10%, UK approx. 8 %) GER is leading defense spending for conventional forces in Europe“.
@Dante sagt: 27.04.2020 um 14:07 Uhr
Naja, in der Studie geht es um Militärausgaben insgesamt, nicht um konventionelle Streitkräfte oder anderen Fragestellungen. Und dann vergessen Sie bitte auch nicht, bei den Franzosen die Gendarmerie nationale und bei den Italienern die Carabinieri herauszurechnen. Denn das sind Polizeieinheiten.
Wo wollen Sie anfangen und wo aufhören? Und was soll das bringen? Interessant ist doch, was unterm Strich herauskommt.
Und die Briten gehen am Stock, weil sie sich mit ihren Flugzeugträgern übernommen haben. Den Rest der Streitkräfte dürfen Sie nicht so genau angucken.
Hätten Sie vor 20 Jahren gedacht, das Frankreich uns bei so einem relativ kleinen Konflikt wie in Mali um Hilfe bittet? Doch im Leben nicht die Grande Nation. Hat sich alles geändert.
Im europäischen Vergleich jammern wir in Deutschland auf hohem Niveau, das ist die traurige Realität. Nur weil wir hier bessere Einblicke haben, könnte man dem Gedanken verfallen, überall anders sei es besser. Dem ist bei weitem nicht so.
@Pro Fritz:
Es ist erstmal eine pauschale Behauptung, wie Sie richtig bemerkt haben, da die Messbarkeit schwierig ist.
Augenfällig erscheint mit Russland und Israel zu sein… Sollte ich falsch liegen, dann wäre ich dankbar wenn Sie Parameter hätten.
@Lucky.Sailor
Ähnliche oder noch höhere Steigerungen würde es wahrscheinlich wieder im militärischen Sektor geben, wenn es eine Krise – einen Konflikt oder gar einen Krieg gäbe oder zumindest aktuell befürchtet werden würde.
Die Bedrohung durch Corona dürfte im Moment wohl so ziemlich jede militärische Bedrohung massiv übersteigen und daher den konzentrierten und entschlossenen Einsatz rechtfertigen
@Lucky.Sailor sagt: 27.04.2020 um 14:38 Uhr
Nein, ich zitiere aus der Pressemitteilung:
„Germany leads military expenditure increases in Europe
Germany’s military spending rose by 10 per cent in 2019, to $49.3 billion. This was the largest increase in spending among the top 15 military spenders in 2019. ‘The growth in German military spending can partly be explained by the perception of an increased threat from Russia, shared by many North Atlantic Treaty Organization (NATO) member states,’ says Diego Lopes da Silva, Researcher at SIPRI. ‘At the same time, however, military spending by France and the United Kingdom remained relatively stable.’ “
Frei übersetzt „größte Steigerung“. Large können Sie auch noch mit reichlich, umfangreich, beträchtlich oder erheblich übersetzen. Aber was soll diese Wortklauberei? 10 % Steigerung ist schon massiv, mehr als jedes andere Ressort im Bundeshaushalt bekommen hat.
@Stefan Tee sagt:
27.04.2020 um 15:00 Uhr
„Augenfällig erscheint mit Russland und Israel zu sein…“
Wofür erscheinen Ihnen diese augenfällig? Als Vergleich zur Bundeswehr? Worauf wollen sie hinaus? Auf eine „bang for the buck“-Diskussion? Darauf sind die SIPRI-Zahlen nicht ausgerichtet und die Vergleichbarkeit der Armeen nicht gegeben.
@TW und andere
Natürlich sind 10% Steigerung nicht „vernachlässigbar“ und wurde von mir auch nicht so geschrieben!
Aber 10 % mehr sind bestenfalls „signifikant“ (nach Jahren kleinerer Anstiege bzw. Kürzungen) aber niemals „massiv“.
Wir sollten in solchen Sachdiskussionen nicht mit derart reißerischen Worten arbeiten, nur um vielleicht Aufmerksamkeit zu erheischen.
@S Peters sagt: 27.04.2020 um 14:43 Uhr
„Ich glaube nicht, dass jeder Euro im Einzelplan 14 wirklich optimal verwendet wird.“
Ich auch nicht, da gibt es mit Sicherheit Verbesserungspotential. Das ist aber alles gar nicht die Intention von SIPRI. Da geht es rein um die Höhe der Verteidigungsausgaben, nicht um den „bang for the buck“.
@Pio-Fritz:
…doch genau um d i e s e Diskussion geht es mir: „Bang for the Buck“. Das ist der Kern die Bundeswehr erhält unglaublich viel Geld und kann dafür wenig. Russland entwickelt alle Systeme selber, führt einen Krieg etc… Sie wissen sicher mehr über die Bw als ich und trotzdem habe ich noch keine Beispiele bekommen (von Ihnen) … S Peters bestärkte meine Befürchtungen anhand der italienischen Marine.
Solange die BW nicht effektiv mit Geld umgeht ist jede Erhöhung nicht zumutbar.
Ne Frage @ all. Es gibt doch dieses berühmte Kästchenschema nach Stanag. Hat mal jemand hochgerechet wiviele Soldaten und welche Technik unter Vollausstattung da sein müssten um die Kästchen zu füllen?
@Stefan Tee
Die BW oder das Bundesministerium der Verteidigung?
@Stefan Tee sagt: 27.04.2020 um 15:48 Uhr
„…doch genau um d i e s e Diskussion geht es mir: „Bang for the Buck“. Das ist der Kern die Bundeswehr erhält unglaublich viel Geld und kann dafür wenig. Russland entwickelt alle Systeme selber, führt einen Krieg etc… “
Ja genau, weil RUS mit seinen geringen Personalkosten ja auch ein gutes Vergleichsbeispiel ist.
Wenn wir unsere Soldaten auch genauso schlecht besolden wollen und den Unterbringungsstandard für Mannschaftssoldaten auch so gestalten wollen, würden wir nicht nur ein Problem mit Nachwuchszahlen bekommen, sondern angesichts der Zustände in RUS sogar mit unseren eigenen Gerichten.
„Solange die BW nicht effektiv mit Geld umgeht ist jede Erhöhung nicht zumutbar.“
Argumentationen mit falschen Beispielen zu hinterlegen stärkt nicht ihre Argumentationskette.
Sipri schlägt bei seinen Zahlen das Budget für die Gendarmerie vollständig dem Verteidigungshaushalt zu. Die NATO tut dies nicht. Deshalb sind die Zahlen von Sipri für den französischen Verteidigungshaushalt deutlich größer, als die Zahlen der NATO!
[Wo haben Sie diese Information her? In der aktuellen SIPRI-Veröffentlichung kann ich sie nicht finden. T.W.]
@Stefan Tee sagt: 27.04.2020 um 15:48 Uhr
Immer ruhig mit den jungen Pferden. Hier geht es doch gar nicht um eine Erhöhung des Verteidigungshaushaltes oder dessen Verwendung. Ich schlage vor, Sie lesen einfach mal die SIPRI-Quellenangaben des Hausherrn, dann wissen Sie, worum es geht.
Und wenn Sie sagen, die Bundeswehr kann wenig, dann definieren Sie doch mal, was sie können soll und was ihr fehlt, Ihrer Meinung nach. Über solche Pauschalrundumschläge wie Ihren kann man schwerlich diskutieren, weil man gar nicht weiß, wo genau der Gegenüber sein Problem hat. „Alles Scheiße, Deine Elli“ ist keine Diskussionsgrundlage.
@Pio-Fritz:
Ich habe sie mehrfach gebeten mir Argumente/ Gegenargumente zu liefern. Das sie mehr Ahnung von der BW haben als ich steht ausser Frage. Sie müssten aber in der Lage sein es mir sachlich zu erklären. Liefern Sie bitte die Grundlage. Bisher habe ich nur ein Argument hier gelesen. Das der Sold der russischen Armee niedriger ist und das Unterbringung schlechter, was kaum ausreichen wird, als Erklärung. (Danke an Koffer)
Wenn man Ausgaben bemängelt, ohne „wirklicher“ Insider zu sein, wird dies als unzulässig kritisiert. Wenn man z.B. die Anzahl der Generale oder Spitzenbeamten kritisiert, wird der Einspareffekt als zu gering oder gar als Neideffekt lächerlich gemacht. Wo ist das System einer ehrlichen, nachvollziehbarer Kontrolle unseres Steuergeldes im BMVg? Kontrolliert man sich dort selbst und erklärt den Blick des Steuerzahlers für naiv oder gar unzulässig? Warum kann man nicht verständlicher erklären, warum so viele Fehler passieren oder gar Geld verschwendet wird? Es muss nicht (nur) die Gorch Fock sein, wenn man diesen Blog aufmerksam lies, kommen unglaublich viele Dinge zusammen! Warum kann man das nur hier lesen und im BMVg werden geschönte ppt Vorlagen erstellt und man erklärt sich gegenseitig wie dumm die Welt des BMVg außerhalb ist. Auch eine Neiddebatte?
Kann jemand einschätzen, wie die Länder nach Kaufkraftbereinigung dastehen?
In manchen Länder ist ein Dollar mehr wert, in anderen weniger.
@Stefan Tee
Der Sold spielt eine sehr große Rolle. Für unsere ca. 180.000 Soldaten betrugen die Personalkosten ca. 18,8 Mrd € im Jahr 2019. (Siehe Bmvg Bundeshaushalt 2019 => https://www.bmvg.de/resource/blob/30124/6ea55ab67d6b9adcd0c826f1fad96d63/verteidigungshaushalt-2019-data.pdf)
Nur damit Sie sehen, wie groß der Anteil der Personalkosten am Etat ist.
18,8 von 43,2 Mrd, das entspricht ca. 43,5 %.
Möchte noch hinzufügen: Natürlich kommen da noch die Zivilangestellten mit dazu.
@E.Seitschreb sagt: 27.04.2020 um 17:38 Uhr
„Wenn man Ausgaben bemängelt, ohne „wirklicher“ Insider zu sein, wird dies als unzulässig kritisiert.“
Habe ich bisher ehrlich gesagt nicht gelesen. Wer kompetent argumentiert wird in diesem Blog nach meiner Erfahrung erst genommen, auch wenn er nicht unmittelbar mit dem Vorgang befasst ist.
„Wo ist das System einer ehrlichen, nachvollziehbarer Kontrolle unseres Steuergeldes im BMVg? Kontrolliert man sich dort selbst und erklärt den Blick des Steuerzahlers für naiv oder gar unzulässig? “
1. Die Angehörigen der Bw und des BMVg sind auch selbst Steuerzahler.
2. BMVg und Bw werden genauso wie alle anderen Teile der öffentlichen Verwaltung zusätzlich zur Eigenkontrolle auch und vor allem durch Bundestag und Bundesrechnungshof kontrolliert.
@Stefan Tee
Nur Stichworte:
Sold und Unterbringung (genannt), Verpflegung, Sozialmaßnahmen (Heimfahrten, Einsatznachbereitung/Urlaub), extra Besoldung im Einsatz, Sozialtransfer für Familien, Pensionskosten, Forschung&Entwicklung&Beschaffung in Staatsbetrieben vs Zivilfirma, Baukosten durch Staats/“Parteibetriebe“, militärische Entwicklungshilfe, Auslandseinsätze, UN/EU-Einsätze, Unterhalt paramilitärischer Kräfte (in Ukraine, in Libyen, in Syrien), Geheimdienstoperationen, Schulung&Ausbildung ausscheidender Soldaten, Amtshilfe in Katal-Lagen (aktuell Corona), Lehrlingsausbildung, zivile Nutzung von Kasernen durch DRK, THW, Feuerwehren.
Etwas wild zusammengestellt, was mir halt so auf/einfiel. Zu jedem Punkt ließe sich etwas erklären.
Unterm Strich, Budgets für Streitkräfte in Demokratien und Autokratien sind unmöglich vergleichbar.
Bsp.:
RUS, Truppen des Innenministeriums/Nationalgarde, die Putin untersteht
aber auch
NLD, Marechaussee = Militärpolizei hat Befugnisse im Zivilen ähnlich Bundespolizei, aber auf Lohnliste Verteidigungsministerium
FRA, Gendarmerie (100.000 Köpfe) und Berufsfeuerwehren von Marseille und Paris sind Pioniersoldaten.
@ Stefan Tee
„Bang for the Buck“ Beispiele | Warum machen andere Länder „mehr“ aus den Verteidigungsausgaben
Wie meist gibt es nicht “den einzigen Grund” sondern viele
Safety (ein Beispiel)
Die Sicherheitsstandards an die Ausrüstung in der Bundeswehr sind sehr hoch. Ein Kampfflugzeug oder Hubschrauber muss strenge Auflagen bei der Zulassung erfüllen. Die Sicherheit muss dabei durch Tests, detaillierte Dokumentation und Bestätigung eines jeden beteiligten Herstellers der Behörde nachgewiesen werden. Ich möchte damit keine Wertung abgeben. Letztendlich geht es um die Sicherheit unserer Bevölkerung am Boden und der Besatzungen.
Ein passendes Beispiel wäre die Euro Hawk (ugs. eine Aufklärungsdrohne). Die notwendige Zulassung der amerikanischen Drohne nach Deutschen Standards hätte mehrere hundert Millionen zusätzliche Kosten verursacht. Das Euro Hawk Programm wurde durch den damaligen Verteidigungsminister beendet, hatte aber bereits erhebliche Kosten verursacht.
In manchen Ländern verzichtet man bei der Rüstung auf diese sehr hohen Standards. Salopp gesagt gibt es dort keinen TÜV und vor dem Wähler muss man sich auch nicht rechtfertigen. Das spart natürlich nicht nur Geld sondern auch Zeit in der Entwicklung.
Die medizinische Versorgung der Soldaten wäre ein weiteres Beispiel.
@E.Seitschreb
Wenig wird so intensiv und andauernd kontrolliert wie die Bundeswehr, Sie, ich und andere üben hier in Blog ganz aktuell Kontrolle durch Hinterfragen aus, die Öffentlichkeit also.
Die derzeitige öffentliche Diskussion um die Tornado-Nachfolge mit ggf F-18 Super Hornet dürften Sie kennen, das ist Kontrolle pur!
Der Haushaltsauschuss (25 Millionen Euro Vorlagen), der Verteidigungsausschuss, das Parlament selbst – zuvorderst die Verteidigungs- und Haushaltspolitischen Sprecher der Opposition üben nahezu tagtäglich Kontrolle aus. Schauen Sie sich dazu bekannte soziale Medien an.
Nicht zuletzt kontrolliert sogar die an Rüstungsaufträgen interessierte Industrie die Regierung in Person der IBuK, Beispiele m.E. Auftragsvergabe G-36-Nachfolge, Gorch Fock-Reparatur, Bau MKS 180 – aus Konkurrenzgründen.
E.Seitschreb sagt:
27.04.2020 um 17:38 Uhr
„Wenn man Ausgaben bemängelt, ohne „wirklicher“ Insider zu sein, wird dies als unzulässig kritisiert.“
Man sollte sich nicht dem Sturm aussetzen, wenn man schon bei leichtem Gegenwind umfällt.
@Stefan Tee sagt: 27.04.2020 um 17:36 Uhr
Sie können sich gerne an mir abarbeiten, kein Problem. Ich sehe gar keine Veranlassung, über Allgemeinplätze zu argumentieren, nur damit Sie dagegenhalten können.
Falls Sie wirklich Interesse haben, wo die Bundeswehr ihr Geld aus dem Haushalt lässt, dann schauen Sie sich die Zusammensetzung des EP14 im Haushaltsplan an. Das ist einfach zu googeln und für jeden verständlich. Und natürlich öffentlich zugänglich.
Aber wie bereits mehrfach und hiermit zum letzten Mal gesagt, das hat mit SIPRI und diesem Thread so rein gar nichts zu tun.
@E.Seitschreb sagt:27.04.2020 um 17:38 Uhr
„Wenn man Ausgaben bemängelt, ohne „wirklicher“ Insider zu sein, wird dies als unzulässig kritisiert. Wenn man z.B. die Anzahl der Generale oder Spitzenbeamten kritisiert, wird der Einspareffekt als zu gering oder gar als Neideffekt lächerlich gemacht“
Das ist aber kein bundeswehrspezifisches Problem, da fällt es nur auf, weil die Spitzenbeamten Uniform tragen. Wie in allen Verwaltungen gibt es auch im „Bundeswehrapparat“ genug Einsparpotenziale und Dienststellen/-posten, die im Prinzip das Gleiche bearbeiten, nur verschiedene Hüte aufhaben.
Das Paradebeispiel für mich ist die Schaffung des Organisations-Bereiches CIR mit einem Dreisterner. Dafür hat man die Streitkräftebasis (SKB) quasi halbiert (auch ein Dreisterner). Da hätte auch eine neue Abteilung in der SKB gereicht, Einsparpotential ein kompletter Wasserkopf (Stab).
Aber nochmal, das hat mit SIPRI nichts zu tun, das ist nationale Haushaltspolitik.
@Dante:
Diese Untersuchungen zur Erreichung der Vollaustattung gibt es und diese münden im sog. Fähigkeitsprofil. Dieses wiederum bildet die Grundlage für die Haushaltsanmeldung des BMVg (sog. Finanzbedarfsanalyse) gegenüber dem BMF.
Schon vor Corona ergab sich hieraus ein Delta im Milliardenbereich bis 2024.
@all:
Wie jede Großorganisation gibt es auch in der Bundeswehr Einsparpotential, damit kann man auf ewig eine auskömmliche Finanzausstattung verweigern.
Im Bereich der Entwicklungspolitik beispielsweise höre ich entsprechende Diskussionen eher weniger.
Es fehlt politisch und gesellschaftlich ein Konsens über das notwendige Niveau der militärischen Verteidigung. Ja es fehlt immer mehr am Grundkonsens welche Rolle Streitkräfte wirklich spielen sollen.
Dies zeigt sich dann immer an anschaulichen Beispielen (nukleare Teilhabe, bewaffnete Drohnen).
So lässt sich dann eben auch leicht die Finanzausstattung in Frage stellen.
Zumal diese offenbar ja selbst in der Union keine echte Priorität ist.
Denn sonst würde der Finanzplan des Bundes deutlich anders aussehen.
@ Thomas Wiegold
„Die Franzosen etwa, so heißt es im Verteidigungsministerium, rechneten ihre Kosten für die Feuerwehr und die Gendarmerie mit ein. Warum sollte die Bundesregierung dann nicht auch die Kosten für die Nachrichtendienste, den Grenzschutz oder für jene Verkehrsinfrastruktur geltend machen, die auch das Militär nutzt?“
[Schon klar, aber ein Bericht in der ‚Zeit‘ heißt ja noch nicht, wie Sie behaupten, dass SIPRI auch so rechnet oder nicht rechnet. Zu diesem Punkt findet sich in den SIPRI-Angaben eben nichts.
/edit Und ausgetrickst haben Sie mich auch… Bekannterweise finden hier Links zu deutschen Verlagswebseiten i.d.R. nicht statt; hatte ich wg. der inhaltlichen Replik glatt übersehen. Also Link gelöscht.
T.W.]
@BavarianWolf, Klaus-Peter Kaikowsky und POV vielen Dank für die Infos. Ich werde Ihre Diskussion weiter mit Interesse verfolgen!
@Pio-Fritz: ich habe keine Ahnung wie Sie zu Ihren Schlussfolgerungen kommen. Nachfragen ist etwas anderes als „Abarbeiten“, aber das mögen Sie anders betrachten.