Militärausgaben weltweit auf Rekordhöhe – Deutschland im vergangenen Jahr mit massiver Steigerung

Die weltweiten Militärausgaben sind im vergangenen Jahr auf 1.917 Milliarden US-Dollar gestiegen und damit auf das höchste Niveau seit 1988. Nach einer Übersicht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI war allein der Anstieg von 3,6 Prozent von 2018 auf 2019 der höchste seit 2010. Deutschland hatte im vergangenen Jahr mit zehn Prozent mehr Ausgaben für den Verteidigungshaushalt gegenüber 2018 die höchste Steigerungsrate in der NATO, allerdings blieb der Anteil am Bruttoinlandsprodukt mit 1,3 Prozent im Vergleich zu 2010 weitgehend unverändert.

Nach Angaben von SIPRI standen im vergangenen Jahr die USA bei den Militärausgaben mit 732 Milliarden US-Dollar und einem Anteil von 38 Prozent aller dieser Ausgaben weltweit unverändert an der Spitze. Mit deutlichem Abstand folgte China mit 261 Milliarden US-Dollar, wobei diese Angabe nur geschätzt wurde. An den folgenden Stellen standen Indien mit 71,1 Milliarden, Russland mit 65,1 Milliarden und Saudi-Arabien mit (ebenfalls nur geschätzten) Ausgaben von 61,9 Milliarden US-Dollar – unter den Ländern mit den höchsten Aufwendungen ist kein Staat in Westeuropa.

Das westeuropäische Land mit den höchsten Militärausgaben war im vergangenen Jahr unverändert Frankreich mit 50,1 Milliarden, gefolgt von Deutschland mit 49,3 Milliarden und Großbritannien mit 48,7 Milliarden US-Dollar. Allerdings errechneten die Stockholmer Forscher für die Bundesrepublik mit einer Steigerung von zehn Prozent von 2018 auf 2019 die stärkste Steigerung unter den 15 Ländern mit den höchsten Ausgaben weltweit. In den Jahren von 2010 bis 2019 stiegen die deutschen Ausgaben um 15 Prozent.

Die deutschen Verteidigungsaufwendungen waren damit im vergangenen laut SIPRI auf dem höchsten relativen Stand seit 1993, als der Anteil am Bruttoinlandsprodukt 1,7 Prozent betrug. Ebenso wie Frankreich, das seine Ausgaben von 2010 bis 2019 um 3,5 Prozent erhöhte, agierte Deutschland damit gegen den Trend in Westeuropa: Dort stiegen zwar die Militärausgaben von 2018 auf 2019 um 3,9 Prozent, im Vergleich zu 2010 sanken sie dagegen um 0,6 Prozent.

Russland erhöhte dagegen seine Militäuaufwendungen nach den Zahlen des Instituts seit 2010 um 30 Prozent und seit dem Jahr 2000 sogar um 175 Prozent. Von 2018 auf 2019 stiegen die Ausgaben um 4,5 Prozent, zugleich erhöhte sich der Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 3,7 auf 3,9 Prozent.

Noch deutlich stärker als in Russland – und weltweit am höchsten – waren die Zunahmen nach den SIPRI-Daten in China. Das Land erhöhte seine Militärausgaben von 2010 bis 2019 danach um 85 Prozent. Von 2018 auf 2019 betrug der Anstieg 5,1 Prozent. Den Anteil am Bruttoinlandsprodukt bezifferten die Stockholmer Forscher auf Basis ihrer Schätzungen auf 1,9 Prozent.

Die um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr höheren Ausgaben der USA führten die SIPRI-Forscher vor allem auf die Rekrutierung von 160.000 zusätzlichen Soldatinnen und Soldaten und die Modernisierung des Arsenals an konventionellen und nuklearen Waffen zurück. Nach Jahren verringerter Ausgaben hatten die USA 2017 damit begonnen, ihren Verteidigungshaushalt wieder aufzustocken. Dennoch blieben die Ausgaben 15 Prozent unter dem bislang höchsten Stand im Jahr 2010.

Die schwedischen Forscher verwiesen darauf, dass ihre Gesamtzahlen für die deutschen Verteidigungsausgaben und auch die Berechnung des Anteils am Bruttoinlandsprodukt von den offiziellen Zahlen der Bundesregierung abweichen. Grund dafür sei, dass nach deutschen Regierungsangaben auch Aufwendungen außerhalb des Verteidigungshaushalts als Verteidigungsbeitrag an die NATO gemeldet und für die Berechnung der Quote herangezogen würden. Da die Details dieser anderen Ausgaben geheim blieben, sei eine Zuordnung zu den deutschen Verteidigungsausgaben nicht möglich.

Die Pressemitteilung von SIPRI hier, das Fact Sheet hier.

(Archivbild: A400M der Luftwaffe bei der NATO-Übung Trident Juncture in Norwegen im Oktober 2018 – Marco Dorow/Allied Joint Force Command Naples unter Public Domain)