USA töten hochrangigen iranischen General mit Drohnenangriff, Verhaltene Kritik aus Deutschland (Zusammenfassung)

Die Bundesregierung hat mit verhaltener Kritik auf den tödlichen Drohnenangriff der USA auf einen hochrangigen iranischen General im Irak reagiert. Es sei mit der Aktion nicht einfacher geworden, Spannungen abzubauen, sagte Außenminister Heiko Maas. Der Iran reagierte empört und mit Drohungen auf die gezielte Tötung; was das für die weitere Entwicklung in der krisengeschüttelten Region bedeutet, bliebt zunächst noch unklar.

Die USA hatten in der Nacht zum Freitag den Kommandeur der so genannten Al Quds-Brigaden des Iran, Qasem Soleimani, in der irakischen Hauptstadt Bagdad mit einem Drohnenangriff gezielt getötet (mehr Details dazu derzeit eigentlich überall, recht ausführlich hier in der New York Times). Der Angriff auf direkten Befehl von US-Präsident Donald Trump war aus Sicht der USA eine Vergeltungsaktion für Anschläge unter anderem auf US-Truppen, für die Soleimani als der Verantwortliche galt, wie das US-Verteidigungsministerium erklärte:

At the direction of the President, the U.S. military has taken decisive defensive action to protect U.S. personnel abroad by killing Qasem Soleimani, the head of the Islamic Revolutionary Guard Corps-Quds Force, a U.S.-designated Foreign Terrorist Organization.
General Soleimani was actively developing plans to attack American diplomats and service members in Iraq and throughout the region. General Soleimani and his Quds Force were responsible for the deaths of hundreds of American and coalition service members and the wounding of thousands more.

US-Außenminister Mike Pompeo sprach zudem von einer unmittelbaren Bedrohung für Leib und Leben von US-Bürgern. Details nannte er zwar nicht, führte das aber in einem Interview mit CNN weiter aus:

QUESTION: You put out a statement a short time ago that says the decision to eliminate General Soleimani was in response to imminent threats to American lives. What was the nature of those imminent threats?
SECRETARY POMPEO: John, I can’t talk too much about the nature of the threats, but the American people should know that President Trump’s decision to remove Qasem Soleimani from the battlefield saved American lives. There’s no doubt about that. He was actively plotting in the region to take actions – a big action, as he described it – that would have put dozens if not hundreds of American lives at risk.
We know it was imminent. This was an intelligence-based assessment that drove our decision-making process. (…) This is a man who has put American lives at risk for an awfully long time, and last night was the time that we needed to strike to make sure that this imminent attack that he was working actively was disrupted.
QUESTION: A specific target overseas?
SECRETARY POMPEO: I’m not going to say anything more about the nature of the attack, but know that this was not just in Iraq. It was throughout the region. It was using these proxy forces that he has manipulated for so long to bring so much destruction to the Shias and Sunnis, the Muslims throughout the region.

Die Bundesregierung, die nach eigenen Angaben vorab nicht von der Aktion informiert war, vermied zunächst sorgfältig, zu dem Angriff selbst Stellung zu nehmen. Am Freitagnachmittag wurde Außenminister Maas allerdings via Twitter ein wenig deutlicher:

Auf das deutsche Engagement in der Region hatten der Angriff und die absehbaren Spannungen zunächst keine Auswirkungen. Die Bundeswehrsoldaten in den Ausbildungsmissionen in Taji im Zentralirak und in Erbil in der Kurdenregion im Norden des Landes würden als Sicherheitsmaßnahme die gesicherten Camps nicht verlassen, teilte das Verteidigungsministerium mit. Derzeit sind rund 120 deutsche Soldaten im Irak, die meisten in Erbil und etwa 30 in Taji sowie eine Handvoll in Bagdad.

Auch das Auswärtige Amt verschärfte seine Reisewarnung für den Irak vorerst nicht. Rund 430 Deutsche sind derzeit im Land registriert, davon etwas mehr als die Hälfte in Erbil.

Die Person Soleimani, der als Drahtzieher von Aktionen des Iran in der Region galt, ist derzeit Gegenstand zahlreicher (und leicht zu findender) Porträts und Nachrufe; interessant ist ein Profil, das der New Yorker bereits 2013 über den General verfasste.

Unklar bleibt, ob und wie der Iran tatsächlich auf die Tötung des hochrangigen Generals reagiert und was das für die Region bedeutet. Bahrains Fluglinie Gulf Air kündigte schon mal an, die Flüge in die irakischen Städte Bagdad und Najaf aus Sicherheitsgründen vorerst einzustellen.

(Weiter dann ggf. nach Entwicklung)

(Foto: Straße im Camp Taji im Zentralirak – Foto Bundeswehr)