Zwei Eurofighter der Luftwaffe zusammengestoßen, ein Pilot tot (Nachtrag: Statements)
Bei einem Zusammenstoß zweier Eurofighter der Bundeswehr über Mecklenburg ist einer der Piloten ums Leben gekommen. Ein zweiter Pilot konnte sich mit Schleudersitz und Fallschirm retten, wie die Luftwaffe mitteilte. Die beiden unbewaffneten Maschinen stürzten über der Mecklenburger Seenplatte ab.Nach Angaben der Bundeswehr waren drei Maschinen des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 Steinhoff in Laage bei Rostock zu einer Luftkampfübung gestartet. Bei den Flugmanövern über der Mecklenburgischen Seenplatte kollidierten zwei der Eurofighter. Auf Videos des Unfalls ist zu sehen, wie eine Maschine wie ein Stein zu Boden stürzte.
Während einer der Piloten von Rettungskräften lebend aus einem Baum geborgen werden konnte, in dem er mit seinem Fallschirm hängen geblieben war, waren von dem zweiten Piloten nur Leichenteile zu finden. Die Luftwaffe bestätigte später, dass der Soldat bei dem Absturz ums Leben kam, obwohl er sich zunächst mit dem Schleudersitz aus seiner Maschine hatte retten können.
Zu dem Hergang des Unfalls selbst gibt es bislang keine Einzelheiten. Der Pilot der dritten Maschine hatte nach Angaben der Luftwaffe den Zusammenstoß beobachtet und kreiste über der Unglücksstelle, so lange das Flugzeug noch genügend Treibstoff hatte. An der Suche nach den beiden Piloten waren Polizei und Feuerwehr aus Mecklenburg-Vorpommern, zivile Hubschrauber unter anderem der Landespolizei sowie Helikopter der Marine beteiligt.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen besuchte am Abend die Unglücksstelle bei Malchow und wollte sich zusammen mit dem Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns, Lorenz Caffier, zu dem Unfall äußern.
Von dem Absturz hatte zuerst der Regionalsender Ostseewelle über Augenzeugen berichtet.
Aus der Mitteilung der örtlichen Polizei dazu (veröffentlicht noch vor der Bestätigung, dass es sich bei den gefundenen Leichenteilen um den zweiten Piloten handelt):
Am 24.06.2019 gegen 14:00 Uhr haben zahlreiche Bürger aus dem Bereich Nossentiner Hütter über den Polizeinotruf mitgeteilt, dass zwei Militärflugzeuge, sogenannte Eurofighter, zwischen dem Fleesensee und dem Drewitzer See zusammengestoßen und abgestürzt sein sollen. Zudem sollen zwei Fallschirme gesichtet worden sein. Sofort wurden alle verfügbaren Funkstreifenwagen zum Einsatzort geschickt. Die Beamten konnten bestätigen, dass zwei Flugzeuge abgestürzt sind. Eine Absturzstelle befindet sich im Bereich des Fliegerdenkmals zwischen Silz und Jabel in einem Waldgebiet. Das zweite Flugzeug ist auf einem Feld am Waldrand südwestlich der Ortschaft Nossentiner-Hütte abgestürzt. Über verletzte Personen war zunächst nichts bekannt.
Die eingesetzten Polizeibeamten haben sich sofort zum Einsatzort begeben und mit der Suche nach den Piloten begonnen. Gegen 14:45 Uhr konnte ein Pilot in etwa 20m Höhe in einem Baum im Bereich Nossentiner Hütte gefunden und gerettet werden. Er gab sofort ein Lebenszeichen von sich und wurde verletzt ins Krankenhaus gebracht. Mit zahlreichen Polizeibeamten, zwei eigenen und einem Polizeihubschrauber aus Brandenburg, mehreren Polizeidiensthunden, Beamten der Wasserschutzpolizei, der Bereitschaftspolizei und der Rettungshundestaffel wurden die Suchmaßnahmen nach dem zweiten Piloten intensiviert. Gegen 15:50 Uhr wurden Leichenteile in der Nähe von Silz aufgefunden. Wir können derzeit nicht bestätigen, dass es sich dabei um den zweiten Piloten handelt.
Nachtrag: die Statements der Verteidigungsministerin und des Luftwaffeninspekteurs Ingo Gerhartz:
Nachtrag 25. Juni: Die Luftwaffe machte erste Angaben zu den beiden Piloten. Der tödlich verunglückte Offizier war ein 27-jähriger Oberleutnant mit rund 400 Stunden Flugerfahrung, der seine Ausbildung auf dem Eurofighter in Spanien absolviert hatte. Der überlebende Pilot ist ein Oberstleutnant mit mehr als 3.700 Flugstunden.
Inzwischen wurden auch die Flugdatenschreiber der beiden abgestürzten Maschinen geborgen.
(Archivbild November 2018: Eurofighter der Luftwaffe im Baltic Air Policing über Estland; Audio: BMVg)
Sehen Sie es mir nach, sehr geehrter Herr Wiegold, wenn ich Ihnen widerspreche, und das nicht etwa, weil es sich um einen Beitrag von mir handelt, der Sie zu ihrer Mahnung gebracht hat, unter diesem Thema nicht die Befindlichkeiten der Streitkräfte zu diskutieren.
Der Sachverhalt des schrecklichen Unfalls ist derzeit soweit klar, wie er es für die Öffentlichkeit nach den Ereignissen und den offiziellen Statements sein kann. Endgültige Klarheit wird erst der Untersuchungsbericht bringen können, der aber wie immer bei Flugunfällen erst in einigen Monaten vorliegen wird.
Sehr wohl zu diesem Thema gehört aber nach meiner Meinung auch die Diskussion der Reaktionen der Öffentlichkeit auf den schrecklichen Unfall, sei es die Frage, ob es „sich gehört“ den im Baum hängenden verletzten Piloten im Bild zu zeigen – ich persönlich meine nein – oder sei es eben die Verlautbarung des Bürgermeisters von Waren, der sich wohl schon länger über die Beschwerden von Touristen über Fluglärm geärgert hat und nun – für mich absolut unpassend – in dem Unfall den Anlaß und die Möglichkeit sah, seinem Anliegen ein größeres Echo zu verschaffen.
Streitkräfte und Bundeswehr existieren und agieren nicht im „luftleeren Raum“, sondern in unserer Gesellschaft, deren Auftragnehmer sie ja übrigens sind. Daher sind denke ich bei einem solchen Unfall auch die verschiedenen Reaktionen der Öffentlichkeit diskussionswürdig.
Notabene: heute wurde gemeldet, man habe ein Wrackteil eines der abgestürzten Eurofighter unmittelbar neben einem Kindergarten gefunden. Ich warte nur auf die Forderung, zukünftig jedweden militärischen Flugbetrieb im Umkreis von Kindergärten zu verbieten …
Die öffentlich mediale Diskussion ist ein trauriges Bild unserer Politik. Es geht nicht um ernsthafte Fragestellungen zur Relevanz von fliegerischen Übungstätigkeiten der Luftwaffe. Das reale Training im Deutschen Luftraum ist ein wesentlicher Bestandteil der Qualifikationen und des Einsatzstatus. Bereits seit vielen Jahren werden die nötigen Trainingsmöglichkeiten über Deutschland aus fadenscheinigen Gründen beschnitten. Sei es der Fluglärm, zu wenig Platz für den zivilen Verkehr oder die Befindlichkeit eines lokalen Politikers. Bei Kampfjetpiloten kann man nicht alles herunterkürzen, reduzueren und max. einsparen. Es bleiben immer Restrisiken, diese kann man durch angemessenes reales Training minimieren. Ich hoffe nur für die Piloten, dass jetzt nicht noch weitere sinnlose Einschränkungen folgen. Wenn unsere Regierung sich eine Luftwaffe leistet, dann bitte richtig. Alles andere fördert Gefahren.
Frage am Rande, aber wichtig für Rettungsdienste u.a.: über die Presse wurde vor giftigen Gasen bzw. Wrackteilen gewarnt. Bei F-16 Unfällen ist die Hydrazin-Gefahr hinreichend bekannt. Was ist’s beim Eurofighter?
@ Werres sagt: 25.06.2019 um 18:51 Uhr
Sauber auf den Punkt gebracht. Leider trifft dies nicht nur auf den Übungsbetrieb der Lw, sondern auch auf andere TSK der Fall zu.
Was war zuerst da? Die Kritik an der Werbung der Bundeswehr, oder die Kritik an dem Militär?
Wer die ganzen Jahre lang wegen jeder Kleinigkeit gleich aufschrie, um die Bundeswehr zu kritisieren, sollte nun auch die Kritik in einem Unglück mit Todesfolge andersrum akzeptieren können, wo auf dessen Befindlichkeiten nicht eingangen wird, sondern weiterhin ausgeschlachtet wird.
@Schorsch52:
Auf jedem Einsatzleitwagen sollte dieses nützliche Heft vorhanden sein:
https://www.idf.nrw.de/service/downloads/pdf/2018/hbf_2017.pdf
Dort findet sich alles Wissenswerte. Auch die Hydrazin-Gefahr ist beschrieben. Denn die ist nicht bundesweit jeder Führungskraft der Feuerwehr bekannt.
Mindestens die „fiesen Fasern (da lungengängig)“, die beim Abbrennen von CFK-Werkstoffen entstehen.
Weitere Gefahren sollten in dem sehr guten Heftchen von General Flugsicherheit zu Gefahrstoffen von Luftfahrzeugen der Bundeswehr und Verbündeten stehen.
@ singulativ:
Danke. Die Fasern sind bekannt – spätestens seit dem Ettal-Tiger. Aber wenigstens keine neuen Giftstoffe.
wenn wir stolz über unser Deutschland von oben sind, müssen wir (Luftwaffe) es auch schützen! mein Beileid der Familie des verunglükten Piloten
Eberhard Hartz, Hptm a.D. (30 Jahre JG71 „R“)
@ Schorsch52
Der Eurofighter hat kein Hydrazin an Bord, also keine Vergiftungsgefahr für die Rettungskräfte. Das Hydrazin wurde als Kraftstoff für die Notturbine bei Triebwerksausfall benötigt, damit die F16 bei dem Ausfall des einen Triebwerkes noch Bordstrom und Hydraulikdruck für eine gewisse Zeit hatte. Der EF hat bekanntlich zwei Triebwerke, also keine Gefahr.
@ all
Das grüne und linke Politiker bei so einem Unfall sofort einen Flugstopp über bewohntes Gebiet verlangen ist nicht verwunderlich. Deren Fernziel ist sowieso die Abschaffung der Bundeswehr.
Das die Bürgermeisterin von der Ortschaft Nossentiner-Hütte dies fordert mag aus Betroffenheit über die Wrackteile in der Ortschaft nachvollziehbar sein, aber würde sie bei einem zivilen Flugzeugabsturz auch fordern, dass der zivile Flugverkehr abgeschafft wird ? Vermutlich ist die Ortschaft Nossentiner-Hütte zu weit von Laage entfernt, da das Arbeitsplatzargument nicht mehr zieht.
Leider wird man den wahren Grund für den Zusammenstoß nie offiziell erfahren. Die Bw wird ihn nicht bekanntgeben und außerdem gibt es oft einen wahrnehmbaren Unterschied zwischen den Inhalten des Flugunfallberichtes und den tatsächlichen, menschlichen Ursachen für ein Unglück.
Aus Pietätsgründen verbietet sich auch ein spekulieren, da solche Mid-Air collisions höchst selten eine technische Ursache haben. Wer will kann aus den offiziell bekannten Fakten seine Schlüsse ziehen. Ansonsten spreche ich den Angehörigen mein Beileid über den Verlust ihres Sohnes event. auch über den Verlust des Mannes oder des Freundes aus. Möge er in Frieden ruhen.
@ Eberhard Hartz
So ist es ! Liebe Grüße aus KF
T-Online meldet,
Im Wrack des einen Fliegers mussten Sprengungen durchgeführt werden.
Ein Sprecher der Luftwaffe bestätigte dies und erläuterte, dass das „Team Flugsicherheit“ kleinere Mengen explosiver Stoffe an Bord des Flugzeugwracks vernichtet habe. Dabei handele es sich um ein Sprengstoffnotsystem an der Maschine, deren Pilot ums Leben gekommen war.
Könnte sein das an einem Eurofighter kein Schleudersitz ausgelöst wurde?
Ich wäre schon dankbar, wenn nicht bei diesem Thema auch bestimmte unreflektierte Beißreflexe unbedingt eingebracht werden müssten. Wenn jemand käme und bei jedem Thema schreiben würde, diese oder jene Partei wolle ja langfristig sowieso nur die Abschaffung der Demokratie oder der sozialen Marktwirtschaft, brächte es die Debatte ja auch nicht voran.
@Sepp61 & all
Ehe es Spekulationen gibt…. aus der aktuellen Mitteilung der Luftwaffe:
Also kein Hinweis auf einen nicht ausgelösten Schleudersitz.
@Sepp61
an einem Militärflugzeug ist genug Munition mitgeführt, die auch bei einem Absturz nicht zwangsläufig umsetzt. Mit Munition ist hier gemeint und wie ua in der von Herrn Wiegold zitierten Meldung genannt, Kartuschen zum Auslösen des Schleudersitzes, Kartuschen zum Absprengen von Außenlasten oder auch Flares. Dazu sei nochmal auf das auf der ersten Seite verlinkte Handbuch des GenFluSi „Hilfe bei FLugunfällen“. Da ist das Thema Munition schön aufgearbeitet.
Im Übrigen, wie würden Sie sich 2 Fallschirme erklären, wenn ein Schleudersitz nicht funktioniert hätte? Aussteigen und abspringen ist in so einer Situation eher nicht. Solcherlei Spekulationen sind wirklich nicht angebracht.
Cheers
Flip
@Flip
Persönlich denke ich aber, dass dies der wichtigste Aspekt des Flugunfalls ist. Der ums Leben gekommene Pilot ist offenbar leider eines sehr gewaltsamen Todes gestorben, obwohl der Flügelmann ihn aussteigen sah. Das wirft die Frage auf, warum das Rettungssystem ihn nicht retten konnte, und erinnert an den Fall des saudischen Piloten, der seinen Ausstieg auch nicht überlebte.
@Akkupruefer:
Danke für den verlinkten Leitfaden zur Frage, was man im Falle von Unfällen mit Lfz der Bw zu beachten hat. Dort stehen allerhand nützliche Informationen.
Auf Seite 101 heißt es bspw. auszugsweise: „Namen und Bilder von Überlebenden als auch von Leichen und Leichenteilen sind nicht an Medienvertreter zu übermitteln!“
Die kleinen Mengen Explosivstoffe des redundanten Rettungssytems könnten die Sprengschnüre im Kabinendach sein, für den Fall dass der Haubenabwurf beim Auslösen des Schleudersitzes nicht funktioniert.
@muck
und dennoch sind wilde Spekulationen ala „Hat ein Schleudersitz nicht ausgelöst“ etc nicht angebracht oder gar zielführend. Lassen sie das Team Flugsicherheit ihre Arbeit in Ruhe machen.
Cheers
Flip
@Georg sagt: 26.06.2019 um 14:27 Uhr
…
Der Eurofighter hat kein Hydrazin an Bord, also keine Vergiftungsgefahr für die Rettungskräfte. Das Hydrazin wurde als Kraftstoff für die Notturbine bei Triebwerksausfall benötigt, damit die F16 bei dem Ausfall des einen Triebwerkes noch Bordstrom und Hydraulikdruck für eine gewisse Zeit hatte. Der EF hat bekanntlich zwei Triebwerke, also keine Gefahr.
…
Das ist nicht ganz richtig. Der EF ist aerodynamisch komplett instabil und fliegt nur, weil der Computer die Instabilität permanent über Betätigung der Steuerflächen ausgleicht. Bei einem Stromausfall stürzt der EF sofort ab. „Segelflug“ wie bei anderen Mustern ist konstruktiv unmöglich. Deshalb hat der Eurofighter keine RAM/Notturbine an Bord. Bis wieder Strom da ist ist der EF bereits völlig unkontrollierbar (oder schon im Boden), also hat man darauf bewußt verzichtet. Bei Ausfall beider Triebwerke ist durch die aerodynamische Auslegung der Schleudersitz die einzige Option.
@ Mitleser
Zitat: „Das ist nicht ganz richtig …“
Der Eurofighter hat kein Hydrazin an Bord ! Somit besteht an der Absturzstelle keine Vergiftungsgefahr durch Hydrazin.
Was Sie zu den nicht vorhandenen „Segelflugeigenschaften“ eines Eurofighters sagen ist richtig. Er ist aerodynamsich instabil ausgelegt, das erlaubt den engen Kurvenflug und bei Ausfall der Ansteuerung der Entenflügel (Canards) fällt er wie ein Stein vom Himmel. Ich glaube das konnte man auf dem Absturzbild mit dem brennenden Eurofighter in Rückenlage auch ganz gut sehen.
Jetzt aber kommt das große ABER: Der Eurofighter hat zwei Triebwerke, hat doppelte Stromerzeugung und Versorgung und stürzt nicht wegen des Ausfalls eines Triebwerkes ab. Die Stromversorgung ist auch leitungstechnisch getrennt und redundant ausgelegt. Insofern ist der Eurofighter allein schon konstruktiv wesentlich sicherer als die F16 ausgelegt. Einen Totalausfall von beiden Triebwerken hat es meiner Erinnerung nach noch bei keinem Eurofighter gegeben !
@ all
Wenn man sich die Unfallstatistik von „Mid Air Collisions“ anschaut, dann sind dies zu über 90 % menschliches Versagen. Das hat nichts mit der verwendeten Technik zu tun. Im Gegenteil in zivilen Flugzeugen und in der Transportfliegerei gibt es insbesondere nach dem schweren Unglück von Überlingen ein System, das die Piloten bei sich annäherend Lfz automatisch und gegenseitig warnt und verbindliche Ausweichempfehlungen gibt.
Dieses System kann jedoch logischerweise nicht bei Abfangübungen von Eindringlingen in den Luftraum verwendet werden.
Die Standardabfangübung schaut so aus, das 2 Abfangjäger sich einem Eindringling von hinten annähern. Ein Abfangjäger verbleibt genau hinter dem Eindringling etwas überhöht in einem gewissen Abstand in optimaler Schussposition. Der zweite Abfangjäger fliegt an die Seite des Eindringlings, auf gleicher Höhe, auf gleichen Kurs, mit gleicher Geschwindigkeit und gibt ihm per Funk, event. auf der Notfrequenz oder per Flügelwackeln ein Zeichen in welcher er Richtung abdrehen soll und dem Abfangkommando zu einem Landeplatz folgen soll.
Das ist die kritische Phase bei einer Abfangübung, relative Nähe zu einem anderen Flugzeug (100 m oder näher), nicht genaue Kenntnis wie der Eindringling auf die Aufforderung zum Abdrehen und Folgen reagieren wird. Diese Phase erfordert die höchste Anspannung von dem Piloten der abfängt. Dazu braucht er all seine geistigen, mentalen und physiomotorischen Kapazitäten und vermutlich ist genau hier etwas schief gelaufen und es kam zum Kontakt zwischen dem Abfangjäger und dem Eindringling und damit zur Katastrophe.
Aufgrund der biografischen Daten, dürfte der OTL mit 3700 Flugstunden als Fluglehrer den Eindringling gespielt haben und der leider verunglückte junge 27 jährige Pilot des zweiten Eurofighter dürfte der Abfangjäger an der Seite gewesen sein. Dies ist ein Standardausbildungsprogramm für die Eurofighterpiloten, die ja auch in den baltischen Staaten in der scharfen Luftraumsicherung eingesetzt werden. Der dritte beteiligte Eurofighter war vermutlich der Abfangjäger hinter dem Eindringling in optimaler Schussposition.
Dies alles hat Hr. Wiegold schon einige Male aus dem baltischen Luftraumeinsatz hier im Blog berichtet und sollte zumindestens für Lw-Angehörige bekannt sein.
@Georg sagt: 26.06.2019 um 19:48 Uhr
Die kleinen Mengen Explosivstoffe des redundanten Rettungssytems könnten die Sprengschnüre im Kabinendach sein, für den Fall dass der Haubenabwurf beim Auslösen des Schleudersitzes nicht funktioniert.
Der EF hat keine Sprengschnüre im Kabinendach verbaut. Dies ist beim Tornado der Fall. Sollte der Kabinendachabwurf bei EF nicht funktionieren, geht der Sitz durchs Dach.
Was die kontrollierte Vernichtung von Explosivstoffen angeht, da gibt es auch ohne Munition bei einem militärischen LFZ sehr viele Möglichkeiten.
@ Georg sagt: 27.06.2019 um 10:45 Uhr
Hallo Georg
Auf der offiziellen Luftwaffen Seite steht, dass tragisch Unglück ist bei einer Air Combat Mission ( Luftkampf ) passiert. Es war also keine, wie beschriebe Renegade-Übung sondern die Kollision hat sich beim Dogfight ereignet. Üblicherweise werden mehrere Durchgänge geflogen wobei die einzelnen Positionen getauscht werden. Demzufolge kann man zurzeit nicht sagen wer als rot oder blau unterwegs war. Eigentlich sollten alle Maschinen einen Luftkampf Datenübermittler am Bord gehabt haben, der die genauen Telemetrie Daten Aufzeichnet / sendet, für eine Analyse in einer Flug Nachbesprechung.
@ Miliway
Stress, Hektik, Tunnelblick, Überblick verloren, alle Zustände, die der Film „Top Gun“ im Luftkampf gezeigt hat sind denkbar.
Die letzten zwei Tage habe ich hier nicht mehr mitgelesen, daher bitte ich um Nachsicht, sollte mir hier zu bestimmten Sachverhalten in vorangegangenen Kommentaren jetzt ein „Schnitzer“ unterlaufen.
Bisher habe ich gerne und interessiert auf dieser Seite mitgelesen und das Gefühl gehabt, gut aufgehoben zu sein, wenn es um den Meinungsaustausch zu Problemen in unserer und auch meiner Bundeswehr ging.
Die Ansichten des Betreibers der Seite in Bezug auf die schnelle Veröffentlichung von Fotos des überlebenden Piloten, hängend an seiner Rettungs – Ausstattung in einem Baum, dass dies kurz gesagt o.k. sei, erschüttert mich zu tiefst!!!
Es geht nicht an und kann nicht erlaubt sein, dass der Betroffene so gezeigt werden darf, sich sogar selber die Hand vor das Gesicht haltend. Wo ist hier der Unterschied zu einem Pkw – Unfall? Der Mann wurde noch nicht einmal zu Ende gerettet, ist höchstwahrscheinlich verletzt – ob körperlich oder seelisch spielt hier keine Rolle, und die erste Hilfe scheint ein Foto von ihm zu sein. Alle, die das o.k. finden, alle die sollten sich was schämen, und die eigene Vorstellung von Moral in meinen Augen dringend überdenken.
Heute fiel in einem Antreten das Wort „pietätlos“. Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
AG.net ist für mich ab sofort tabu. Schade.
MkG
@all
Spiegel Online berichtet unter Berufung auf General Flugsicherheit von der Annahme, dass ein Pilotenfehler vorliegt:
Nach dem Absturz von zwei „Eurofightern“ der Bundeswehr halten die Ermittler des Militärs einen Pilotenfehler für die wahrscheinliche Ursache. Nach ersten Recherchen schließt der General Flugsicherheit der Bundeswehr einen technischen Defekt an den beiden abgestürzten Kampfjets aus und hat daher den Flugbetrieb für die restliche Luftwaffenflotte wieder freigegeben.
@A.D.
Ich finde Ihre Entscheidung auf dieser Grundlage bedauerlich, weise allerdings den Vorwurf des „pietätlosen“ Handelns zurück und halte den Vergleich mit schwer verletzten Unfallopfern auf der Autobahn nach wie vor für unangemessen.
@ TW
Ich muss @Navy @Obristleutnamt und @ A.D. zustimmen, dass ich die Veröffentlichung von Bild/Video des Piloten, der mit seinem Fallschirm im Baum gelandet ist, auch moralisch stark verwerflich finde. Das gehört zur Berichterstattung aus meiner Sicht definitiv NICHT dazu. Wie soll das denn gelaufen sein, stellt sich ein Pressefotograf da hin und brüllt in den Baum :”Ja hallo, ich bin X von Agentur Y, Sie sind doch sicher einverstanden wenn ich Sie mal eben ablichte?” und Pilot sagt “Ja klar, immer gerne doch, halten sie ruhig drauf!” Wohl kaum. Das Bild hat auch keinen näheren Informationsgehalt. Das ist Journalistenverhalten zum Schämen und kann gerne vom Presserat gerügt werden. Wenn sich da jemand eine Begründung dazu zurechtüberlegt, können mit dem gleichen Grund zukünftig alle Gaffer an Unfällen wild drauflosknipsen und das an die Leserreporter-Mailaccounts senden. Das kann keiner wollen.
Das Sie das Bild meines Wissens nicht geschossen, auf dem Blog hier nicht veröffentlicht, und sich selber daher nicht pietätlos verhalten haben ist dabei klar.
Wir können das gerne bei Gelegenheit ausdiskutieren – ich hätte dazu einiges zu sagen. Dass jetzt Leute kommen und sagen „hier kann ich nicht mehr mitlesen“, weil ich die Veröffentlichung dieses Fotos für angemessen halte, aber es nicht veröffentlicht habe und zudem in zahllosen TV- und Radio-Schalten mich bemüht habe, Spekulationen entgegenzutreten: das finde ich eine ziemlich dreiste Anpamperei. Hier beenden wir jetzt diese OT-Debatte.
Mal zurück zum Flugunfall,
Zum eine gibt es Meldungen, das das Rettungssystem nicht funktioniert hätte
Was Sicherlich bitter wäre, daraus resultierend könnte auch die Abschaffung der altbewährten 19/1 auch erfragt werden. Natürlich Ist es 15 Jahre gut gegangen, aber man hat sich wissentlich von einem bewährten System abgewendet!
Des Weiteren wird in Pressemitteilungen von Pilotenfehler gesprochen, das möchte ich so nicht stehen lassen, Luftkampf bewegt sich am Limit, und da den schwarzen Peter einem Piloten zuzuweisen ist unter der Gürtellinie.
Zudem in den lokalen Pressemitteilungen immer wieder von verbot für Tiefflug diskutiert wird, der hier leider erfolgte Flugunfall erfolgte jedoch nicht im Tiefflug. Das wird jedoch auch nicht deutlich dargestellt, „like Alternative Facts“
So long
Es gibt keine ‚Meldungen‘ über nicht funktionierende Rettungssysteme, sondern ‚Mutmaßungen‘.
Der General Flugsicherheit hat den Flugschreiber ausgelesen und ist zur Erkenntnis gekommen, dass die Eurofighter wieder fliegen können.
Wäre das Rettungssystem schuld oder fehlerhaft, würde er diese Maßnahme nicht einleiten!
Dass das Rettungssystem nicht richtig funktioniert hat, ist auch nur eine Vermutung/Theorie von Leuten die keine Einblick in die genauen Informationen haben.
Nur weil ein Körperteil gefunden wurde, hat das Rettungssystem nicht gleich -nicht funktioniert-. Reine Mutmaßung.
Wenn 2 Jets bei mehreren hundert km/h kollidieren und beide den Schleudersitz aktivieren gibt es sehr viele Möglichkeiten wieso leider ein Körperteil abgetrennt wird oder sogar ein Pilot stirbt bevor der Fallschirm aufgeht.
Weiterhin gibt es keine einzige belegte Mutmaßung, dass der Grund des Absturzes ein technischer Fehler war. Demzufolge bleibt nur Pilotenfehler oder äußerer Einfluss (Wetter, Vogelschlag) . Letzteres sieht wohl ziemlich unwahrscheinlich aus, ist aber auch nur eine Vermutung meinerseits. Warten wir die weiteren offiziellen Meldungen ab.
Auch hier hat der General Flugsicherheit für die Eurofighter das Flugverbot aufgehoben. Es sieht also sehr stark nach Pilotenfehler aus.
Das hat nichts mit schwarzem Peter zu tun.
Auch in diesem Forum wird viel spekuliert und Halbwissen verbreitet. Vielleicht helfen dagegen ein paar zusätzliche Informationen.
Der Schleudersitz wird auch automatisch ausgelöst, wenn eine große Erschütterung aufgetreten ist. Das war hier der Fall. Damit wird erreicht, dass auch ein Incapacitated Pilot das Lfz verlässt. Der Schleudersitz fährt zunächst auf Schienen aus, damit wird mechanisch sichergestellt, das der Sitz nicht die Finne trifft. Es wird in der Zulassung immer geprüft, das im Cockpit beim Ausschuss Nichts im Weg ist was den Piloten gefährden könnte oder ob sich irgendwas lösen könnte, das den Piloten trifft, wenn das Dach mit 40g abgeht. Ein möglicher, aber betrachteter Fehlerfall ist, das das Dach nicht abgeht. Als Mitigation zertrümmern dann die oben erwähnten Schienen das Dach.
Zu den Spekulationen es hätte bereits bei den Spaniern ein Sitz nicht funktioniert: die spanischen Flugunfallberichte sind als geheim eingestuft, nur so viel: Schleudersitz war es nicht.
Der EuFi hat vier Stromgeneratoren zwei an jedem Geräteträger und eine Batterie. Der Schleudersitz hat eine eigene Stromversorgung. Im Übrigen hat es jemand geschafft beide Triebwerke gleichzeitig auszumachen. Die Triebwerke haben eine Windmillingfähigkeit.
Die 19/1 lebt in der 1525 weiter, da kann man allenfalls darüber diskutieren was hinzugekommen ist.
„Toys for the boys“
So nannte mein amerikanischer Fluglehrer auf der F4 Phantom sogenannte Kampfjets.
Zu dem tragischen Flugunfall, bei dem zwei Eurofighter zusammengestoßen sind, wird so viel dummes Zeug geschrieben, dass ich einfach ein paar Takte dazu sagen möchte.
Flugunfälle haben nie eine einzige Ursache. Darüber zu diskutieren, welche Ursache die entscheidende war (Ausbildung, Erfahrung, Technik, Wetter, Mensch, Führung) ist müßig. Für mich weisen alle möglichen Ursachenbereiche auf eine einzige Frage hin.
Sind Kampfjets als militärisches Mittel, um politische Ziele durchzusetzen oder zu unterstützen, noch sinnvoll? – Als ehem. F4/Tornado Pilot und NATO Luftkriegsplaner möchte diese Frage gerade jetzt zur Diskussion stellen. http://www.kamus-quantum.de/category/verteidigung-und-sicherheit
[Es ist immer ein bisschen schwierig, wenn jemand einen aktuellen Anlass für eine ganz anders geartete Grundsatzdebatte nutzen will – und ich rate dringend davon ab, das hier einzuführen. Dann haben wir nämlich bald bei jedem, aber auch jedem Thema die Grundsatzdebatte „Brauchen wir Streitkräfte?“. Also bitte diesen OT hier nicht weiterverfolgen. T.W.]
@ Auriga
Der Schleudersitz löst im EF nicht automatisch aus.
Sollte sich das Cockpit nicht lösen wird es durch den oberen Teil des Sitzes mit Hilfe der dort angebrachten kleinen „Dornen“ durchstoßen.
Nach dem spanischen Unfall wurden die Schleudersitze modifiziert.
Jeder schafft es beide Triebwerke gleichzeitig auszumachen – macht man beim Shutdown.
Es gab es kein Flugverbot für die Eurofighterflotte im Zusammenhang mit dem Unfall.
Das Taktische Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“ hat nach dem Unglück den Flugbetieb ausgesetzt und plant ihn laut Pressemitteilung Luftwaffe Anfang der Woche wieder aufzunehmen.
In den anderen drei Eurofighter Geschwadern wurde der Flugbetrieb nicht unterbrochen oder ausgesetzt.
Der Geschwader-Kommodore (Respekt und vielen Dank hierfür!), laut Focus :
Oberst von Fritschen:
„Der Unfall ist in einer Höhe deutlich oberhalb von fünf Kilometern passiert. Es hat sich keineswegs um einen Tiefflug gehandelt. Tiefflüge finden unterhalb von 500 Metern Höhe statt.“
Die drei Piloten haben Sicht-Luftkampf geübt. Dabei verfolgten und bekämpften die beiden verunglückten Maschinen den dritten Jet, der die Rolle des Eindringlings hatte. Oberst von Fritschen:
„Mit hohen Geschwindigkeiten nähern sich die Eurofighter an, fliegen enge Kurven. Es gibt hohe Winkelgeschwindigkeiten und starke Fliehkräfte. Die Jets sind bisweilen sehr nah beieinander.“
„Alle drei Piloten waren mit ihren Flugstunden vollständig im Soll“
Wahrscheinlich hat der ums Leben gekommene Pilot seinen Schleudersitz nicht ausgelöst, obwohl der dritte Pilot in der Luft zwei Schirme gesehen hat. Mögliche Erklärung: Bei dem zweiten Schirm handelte es sich um einen Bremsschirm, der nach der Kollision an dem abstürzenden Wrack zu sehen war.
TW, hoffe die Zitate sind i.O.