Neues Sturmgewehr: Heckler&Koch verlangt Änderung der Ausschreibung (Nachtrag: Firmensprecher)
Der jahrelange Streit um die Standardwaffe der Bundeswehr, das zur Ausmusterung anstehende Sturmgewehr G36 und die Suche nach einem Nachfolger, bekommt eine neue Wendung: In einem ungewöhnlichen Schritt hat der Oberndorfer Hersteller Heckler&Koch, der sich an der Ausschreibung für das neue Sturmgewehr beteiligt, direkt bei Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen interveniert, wie die Welt am Sonntag (WamS) berichtet.
In einem elfseitigen Schreiben beklagt das Unternehmen, die Anforderungen an eine neue Waffe seien nicht mit dem kleineren Kaliber des G36 zu erfüllen, sondern nur mit dem größeren Kaliber des früheren Sturmgewehrs G3. Darüber hinaus seien die Kriterien für die neue Waffe an einem Präzisionsgewehr orientiert und nicht an einer Standardwaffe für die Truppe.
In dem Schreiben umgeht das Unternehmen praktisch das laufende Ausschreibungsverfahren und fordert Änderungen an den Ausschreibungsbedingungen, berichtet das Blatt (Link aus bekannten Gründen nicht; die dpa-Meldung dazu hier). Das Ministerium bestätigte lediglich, dass das Schreiben von Heckler&Koch eingegangen sei, wollte aber zu den Details nicht Stellung nehmen.
Nachtrag: Das Unternehmen meldete sich am Montag mit dieser Stellungnahme:
Mit Blick auf die Ausschreibung „Nachfolge Gewehr G36“ sind wir unserer Verpflichtung als Fachfirma nachgekommen, unseren Kunden kompetent und umfassend bei der Auswahl des neu zu beschaffenden Standardgewehrs zu beraten.
Ziel dieser technischen Information ist es, dass für die Soldatinnen und Soldaten eine überlegene Standardwaffe zur erfolgreichen Durchführung ihres Auftrages für alle realistischen Einsatzszenarien beschafft werden kann.
Darüber hinaus ist unser Schreiben an die Bundesministerin der Verteidigung von uns nicht weiter zu kommentieren.
Im Oktober vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass sich die Suche nach einem neuen Sturmgewehr für die Bundeswehr verzögert, weil alle bis dahin angebotenen Waffen den Anforderungen nicht entsprochen hätten. Zudem seien nur Waffen im kleineren NATO-Kaliber 5,56mm angeboten worden, wie es mit dem G36 genutzt werde. Für das größere Kaliber 7,62mm, wie es zuvor mit der früheren Standardwaffe G3 genutzt wurde, habe es keine Angebote gegeben.
In der Ausschreibung des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) vom April 2017 ist kein Kaliber vorgegeben. Von der Leyen hatte nach bekanntgewordenen Problemen mit dem G36 als bisheriger Standardwaffe erklärt, dieses Gewehr habe in seiner jetzigen Konstruktion keine Zukunft in der Bundeswehr, und den Beschaffungsprozess für ein neues Sturmgewehr angestoßen. Allerdings war das 1995 in die Bundeswehr eingeführte Gewehr ohnehin für eine Nutzungsdauer von 20 Jahren ausgelegt, so dass die Suche nach einem Nachfolger auch ohne die – lange umstrittenen – technischen Probleme hätte begonnen werden müssen.
Laut WamS beklagte das Unternehmen in seinem Schreiben vom 12. April, dass die Anforderungen an das Gewicht von Waffe (3,6 Kilogramm) und leerem Magazin (160 Gramm) nur mit dem kleineren Kaliber 5,56mm zu erfüllen sei – zugleich aber die Anforderungen an die Wirksamkeit und Präzision nur mit dem größeren Kaliber. Das wiederum sei bei dem erwarteten Gewicht nicht möglich, wäre aber schon bei einigen 100 Gramm mehr Waffengewicht problemlos zu realisieren. Die Ministerin solle deshalb die Anforderungen der laufenden Ausschreibung überdenken.
Das BAAINBw kam laut WamS-Bericht in einer Stellungnahme für das Ministerium zu der Einschätzung, es sei sehr problematisch, dass das Unternehmen seine Forderungen außerhalb des Vergabeprozesses geäußert habe. Damit werde einem Konkurrenten der Weg eines Nachprüfungsverfahrens ermöglicht – was für Heckler&Koch das Risiko eines Ausschlusses vom Vergabeverfahren bedeute.
Offiziell hat das Verteidigungsministerium bisher nicht bekannt gegeben, welche Unternehmen sich um den Auftrag für die neue Standardwaffe der Bundeswehr bewerben. Neben Heckler&Koch gilt das Thüringer Unternehmen Haenel als weiterer Bewerber. Die Waffenhersteller SigSauer und eine Kooperation von Rheinmetall mit dem österreichischen Unternehmen Steyr-Mannlicher hatten ihre Beteiligung an dem Projekt zurückgezogen.
(Archivbild: German soldiers of 12th Armored Brigade, 10th Panzer Division prepare to clear a room while conducting urban operation training during exercise Saber Junction 16 at the U.S. Army’s Joint Multinational Readiness Center in Hohenfels, Germany, March 31, 2016 – U.S. Army photo by Spc. Lloyd Villanueva)
„keine faire und sachkundige Auswahl“ und „den Bedürfnissen der Truppe nicht gerecht“. (s. DPA)
Das sind harsche Vorwürfe an die IBuK.
Es fragt sich, abgesehen von der ungewöhnlichen Form des Vorgehens, ob ureigenstes ökonomisches Firmeninteresse den Schritt motiviert oder Sorge um die Kampffähigkeit der Truppe, damit in erster Linie der Infanterie.
Nun wird niemand im BMVg hoch erfreut den Ansatz von H&K betrachten. Dennoch sollte ohne Schaum vorm Mund die Faktenlage betrachtet werden, schließlich darf sich erinnert werden, ein Koblenzer Gericht gab dem Hersteller schon einmal Recht im Streit mit BMVg in der Causa G36.
Da die bisherige Ausschreibung das Kaliber nicht vorgibt, darf alternativ gedacht werden. Warum nicht also auch im Sinn der „Next Generation Squad Weapon“.
https://www.militarytimes.com/news/your-army/2018/12/10/more-than-a-rifle-how-a-new-68mm-round-advanced-optics-will-make-soldiers-marines-a-lot-deadlier/
Wichtig allein, bitte keine never-ending-story durch die DEU Gerichtslandschaft.
Das ist ja quasi eine Anschuldigung, dass die Anforderungen für eine marktverfügbare Waffe überzogen sind; das Verfahren hätte so nie gestartet werden sollen. Denn sicherlich ist ein übliches 20er 7,62 Magazin mit 160g zu realisieren, es gibt offensichtlich kollidierende Anforderungen.
Haenel = Merkel-Gruppe = Tawazun-Holding aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ?
Geht´s noch ??
[War schon klar, dass das jetzt dazu eingebracht wird. Und hat mit der angesprochenen Kritik von H&K genau was zu tun? Oder musste es einfach mal raus? T.W.]
Das scheint im Ministerium/BAAINBw mal wieder jemand eine Eierlegende Wollmilchsau gewollt zu haben, ultra leicht aber auch ultragenau, ohne Rücksicht darauf ob das technisch überhaupt realisierbar ist. Aber so etwas konnte man sich schon fast denken nach dem letztes Jahr keiner der Hersteller die entsprechenden Anforderungen liefern konnte.
Man sollte fragen, welches Gefechtsbild den Anforderungen an das neue Gewehr zugrunde liegt. Es gab dazu einen interessanten Artikel in der Europäischen Sicherheit und Technik, der sich dahingehend interpretieren lässt, dass mit den Gewehren so ziemlich alles bekämpft werden soll, auch Ziele, die eher mit Mörsern, Artillerie oder Luftunterstützung bekämpft werden sollten.
@TZ
Ach, sie kennen die Ausschreibungsunterlagen also?
Würde mich schon sehr wundern, wenn das BAAINBw was Unmögliches fordert. Anspruchsvoll soll es ja durchaus sein. Dies soll die Standardbewaffnung für die nächsten 20-30 Jahren werden!
Vielleicht verspricht die Wehrindustrie auf den diversen Messen und Symposien ja immer etwas zu viel und hat jetzt Angst es faktisch nicht halten zu können??
Das bisherige Ergebnis ist doch unbestritten, das bisher keine angebotene Waffe die Anforderungen der Ausschreibung erfüllt. Zwei Mitbewerber haben sich aus dem Projekt zurückgezogen.
Daraus lässt sich folgern, H&K hat recht.
Nun bin ich kein Spezialist für öffentliches Beschaffungsrecht, aber m.E. wäre es am sinnvollsten, die laufende Ausschreibung zu beenden und eine neue mit geänderten realistischen Anforderungen zu starten. Dann können alle nochmal von vorne anfangen und keiner ist benachteiligt.
Interessant wie viele verschiedene Themenkomplexe hier behandelt werden.
„sachkundige Auswahl“ Also geforderte Eierlegende Wollmilchsau?
„keine faire … Auswahl“ Es gilt doch für alle Bewerber gleichermaßen also kann es der Mitbewerber doch leisten und HK hat angst um den Auftrag? (Wenn es umgesamt Länge bei gleichbleibender Rohrlänge hat ja ein Ar 15 gegenüber G36 vergleichbaren Systemen immer einen vorteil und ein direct impingement Ar 15 immer einen Gewichtsvorteil gegenüber piston driven)
„Die Waffenfirma fordert die Ministerin auf, wegen ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Soldatinnen und Soldaten, „die aktuelle Ausschreibung bzgl. munitionsbedingt leistungsschwacher Gewehrmodelle zu überdenken““
So schreibt es die Welt
Ist das also wirklich die Forderung von HK dass 7.62 aus „Fürsorgegründen“ nötig sei oder um die in der Ausschreibung geforderten Leistungsdaten zu erfüllen.
Das wäre ja sonst eine sehr steile Behauptung und nicht wirklich das Problem des Herstellers sofern er sich nicht für den nächsten Skandal positionieren will.
Gibt es irgendeinen sachlichen Grund, warum wir als „Jedermann-Gewehr“ (also nicht für den speziellen Bedarf – und das Können – von Scharfschützen z.B.) Gewehre brauchen, die offensichtlich die Grenze des technisch-wirtschaftlich Machbaren strapazieren? Dass keines des marktverfügbaren Gewehre uns dafür gut genug ist?
Mir scheint da neben sachlichen Erwägungen auch das Bestreben mitzuschwingen, auf keinen Fall von früheren Positionen des BMVg oder der Ministerin abzurücken.
Die Vor- und Nachteile verschiedener Kaliber dürften den Sachkundigen im Ressort BMVg hinlänglich bekannt sein. Die Physik erlaubt hier keine Wunder, und es wird kein kleines Kaliber mit der Wirkung eines großen kommen. Es bleibt Ermessen des Kunden, was er haben will. Also warum gibt BMVg das Kaliber nicht einfach vor – zumal man ja auch die logistischen Konsequenzen zu tragen hat?
So oder so, die Ausschreibung entwickelt sich für das BMVg zum Dilemma. Erst zieht sich eine Firma medienwirksam und unter Protest aus dem Vergabeverfahren zurück und nun bemängelt eine renommierte Firma die technischen Auflagen. Damit ist die Ministerin vollends in der Zickmühle: Stellt sich das Gewehr im Einsatz als mangelhaft heraus, wird man dies automatisch mit ihrem Namen verbinden; hört sie auf H&K und lässt die Ausschreibung ändern, gilt sie als schwach und riskiert einen langen Rechtsstreit mit HAENEL. Interessante Zeiten, in denen vdL amtiert… ;-)
Da H&K behauptet, dass man die Anforderungen mit ein paar 100g mehr Gewicht packen könnte, wäre natürlich spannend ob ein AR15-System das schaffen könnte. Impulskolben wie bei G36 und HK416 ist halt schwerer als Gassystem ohne Kolben wie bei M4 und M16.
Von Colt M4 zu HK416 ist es ja schonmal ein halbes kg. Wäre interessant ob es einen AR15-Hersteller gibt, der was geeignetes Liefern könnte.
@Uwe: Gleicher Grund wie bei Panzern (Puma) oder Fregatten (F125). Auf Biegen und Brechen „was Neues“. Normal und brauchbar ist ja unter dem Niveau, wir brauchen „cutting edge!“ Auch wenn bei der späteren Truppeneinführung das „cutting edge“ längst zur „state of the art“ geworden ist.
Warum kauft man nicht was marktverfügbares von der „Stange“? Wenn ich mich richtig erinnere ersetzen die Franzosen ihr Famas mit dem HK 416, ohne dabei die eierlegende wollmilchsau zu fordern.
Man kann das Heer, Marineinfanterie und die Lw-Sicherer ruhig mit einem 7.62 Kaliber ausstatten, dann darf man hinterher aber nicht über das Gewicht meckern, was ja im OHK durchaus ein Argument ist. (Als Vergleich einfach mal mit G3 versuchen neuSak zu schießen.)
Da die Zukunft der Gefechte sich nach Prognosen größtenteils im urbanen Gebiet abspielen wird, zweifle ich an einem größeren Kaliber, welches seine Stärken erst ab 200m plus ausspielen kann.
Darüber hinaus bleibt die Frage ob der Obergefreite Dosenkohl aus dem Stab unbedingt mit einer High-Tech-Waffe seinen Auftrag erfüllen muss, oder aber ob da nicht wie bisher das bewährte, eventuell modifizierte, G36 ausreicht.
Alles in allem eine knifflige Entscheidung. Und ich glaube hier H&K mal, das der Brief eine Art „Hilferuf“ ist und das Verfahren mit neuen Bedingungen neu gestartet werden muss.
Die „Anschuldigungen“ bezüglich der zu hohen Anforderungen mögen ja richtig sein, aber:
Wieso benötigt man für diese Aussage ganze 2 Jahre????
Die Ausschreibung gab es im April 2017 und H&K ist kein Start-Up, sondern gesegnet mit Fachexpertise ohne Ende. Das fiel den Ingenieuren doch schon vor längerer Zeit auf oder nicht?
Man sollte eigentlich davon ausgehen, das HK die Vergabepraxis, die Gesetze und Verordnungen hierzu wirklich gut kennt.
Der Vorstoß von HK ist somit höchst wahrscheinlich alles Andere als ein hitziger Vorstoß einer Firma in den roten Zahlen.
Trotzdem wäre es jetzt höchst interessant abzuwarten, was die „Angebotsabgabe“ denn ergibt. Grundsätzlich ist ja zu erwarten, dass HK wieder nur ein Gewehr mit den selbst beschriebenen Mankos einreichen kann, oder eben keines. Da die Konkurrenz auch nur mit Wasser Kocht, ist hier ähnliches zu erwarten.
Was ist eigentlich wenn nur einen Bieter übrig bleibt (CG Hahnel) ? Soweit ich das aus dem öffentlichen Bauwesen kenne müssen die Angebote von mindestens 2 oder 3 Bieter kommen, sonst gibt es keine Vergleichbarkeit mehr. Muss dann automatisch neu ausgeschrieben werden ?
Ich hoffe das sich die Ausschreibende Stelle jetzt nicht verrückt machen lässt. Die geforderten Parameter sind für beide Bieter im gleichen Maße herausfordernd. Man kann sich immer noch dazu entscheiden, das ganze neu Verfahren neu aufzulegen, wenn einem keines der bald einzureichenden Angebote zusagt.
Ersatzteile für das G36 lassen sich sicher noch ein paar Jahre beschaffen.
Da die angezweifelten Daten auf der Physik beruhen, sollte man eine eindeutige Aussage treffen können.
Entweder man kann mit dem Kaliber 5,56 mm die erwünschte Wirkung im Ziel und die gewünschte Präzision erzielen, oder aber man muss das größere Kaliber wählen mit entsprechenden schwereren Einzelkomponenten und einem höheren Gesamtgewicht.
Dies lässt sich mit den vorhandenen Gewehrmodellen auf dem Markt einfach beweisen. Sollte sich allerdings herausstellen, dass die Forderungen vom BAAINBw illusionär sind und realischerweise nicht zu erfüllen sind, dann gehört das BAAINBw und mit ihm das Ministerium auch öffentlich gerügt um nicht zu sagen „abgewatscht“ wegen den Forderungen in der jetzigen Aussschreibung.
Aus vergaberechtlicher Sicht erscheint der Vorgang gar nicht so ungewöhnlich. Zu berücksichtigen ist, dass die Ausschreibung im Rahmen eines Verhandlungsverfahrens durchgeführt wird. Dies beinhaltet auch Verhandlungen über den Auftragsgegenstand. Mit anderen Worten sind Änderungen gerade nicht per se ausgeschlossen, sondern bei einem Verhandlungsverfahren letztlich immanent. Dies dürfte auch eine Änderung der Gewichtsvorgaben umfassen.
@Rita
Nein, ich kenne die Unterlagen nicht, aber:
1.Die Leute von Heckler und Koch sind keine Anfänger. Wenn die sagen, dass etwas technisch nicht machbar ist, dann vertraue ich lieber denen als produzierende Fachmänner als irgendwelchen Ministeriumsangestellten.
2. Haben alle Waffen, die zurzeit auf dem Markt sind, von allen Bewerbern die Kriterien nicht erfüllt. Und die Firmen bieten ja da nicht irgendeinen 0815 Schrott an. Die wollen ja die Ausschreibung gewinnen, präsentieren also folglich das neueste, modernste und technisch beste Produkt was sie anbieten können. Und wenn jetzt all diese Firmen, die um diesen rießigen Auftrag konkurrieren, offensichtlich nicht in der Lage sind die gewünschten Kriterien zu liefern, muss man sich schon fragen ob diese nicht einfach überzogen sind. Gerade HK hätte finaziell diesen Auftrag dringend nötig. Warum sollten die sagen, wir schaffen das nicht, sogar unter dem Risiko eines Ausschlusses aus dem Wettbewerb, wenn sie irgendeine Möglichkeit sehen würden, die Anforderungen erfüllen zu können?
3. Haben sich die angebotenen Waffen oftmals international schon bewährt. Zum Beispiel das HK416, mit dem HK ja auch antritt.Das genügte z.B. den Anforderungen einer norwegischen und einer französischen Armee. Aber der Deutschen nicht? Das lässt für mich zwei Möglichkeiten zu: entweder die Ausschreibungen der anderen Staaten hatten nicht die höchstmöglich machbaren Anforderungen an eine Infanteriewaffe oder Deutschland stellt Anforderungen die nicht machbar sind. Und im Zusammenhang mit 1. und 2. tendiere ich stark zur letzteren Option.
Und generell, was hat den die Rüstungsindustrie bitte groß versprochen? Meines Erachtens hat sich da keiner hingestellt und rausposaunt:“ Wir haben eine Waffe die die Kriterien der Ausschreibung erfüllt.“ Die haben alle mit Waffen teilgenommen, die ein spezielles Leistungsprofil haben. Dieses war jedoch bei allen Bewerbern nicht gut genug. HK sieht auch offensichtlich keinen Weg die Kriterien noch zu erfüllen, sonst würde man nicht mit einer solchen Aktion den Auftrag riskieren. Ob Haenel (oder ein eventueller anderer Bewerber) noch einen Weg findet bleibt abzuwarten, bis jetzt sieht es aber nicht danach aus!
Und dann kann das Ministerium Anforderungen stellen, wie es lustig ist. Solange diese nicht von der Industrie erfüllt werden können, bleiben sie eben was sie sind, unmöglich!
@Junker
Eine Verständnisfrage, wenn Sie sagen: „Aus vergaberechtlicher Sicht erscheint der Vorgang gar nicht so ungewöhnlich“ – Verhandlungen über den Auftragsgegenstand werden sicherlich auch in anderen Fällen geführt, dann aber mit der ausschreibenden Stelle, also dem BAAINBw, und nicht mit der Ministerin?
Bei der Diskussion frage ich mich, warum den nun das G 95 (Sturmgewehr Spezialkräfte) die entsprechende Ausschreibung gewonnen hat. Wird ja mit 1705 Exemplaren bei den Spezialkräften eingeführt. Sind die Anforderungen der Spezialkräfte im Vergleich zur einer Standardbewaffnung reduziert worden oder liegts doch am Preis? Was für die Spezialkräfte ausreichend ist, sollte doch für eine Standardbewaffnung ausreichend sein. Am Gewicht kanns nicht liegen. Ohne Magazin mit 16″ Lauf 3580 Gramm.
Fragen über Fragen, wer hat Antworten ?
Zulu1975
@ TZ | 05. Mai 2019 – 12:07 und andere
Irgendwie ist es doch nicht das BMVg, dass die Forderung an das neue Gerät aufstellt. Nach CPM ist hier das Planungsamt dran.
Die beteiligen idR die zukünftigen Nutzer, zumindest auf TSK-Ebene.
Das Heer ist also sicher mit einem Bevollmächtigten Vertreter von Forderung bis Entscheidungsvorschlag beteiligt.
Es ist zu einfach, auf BAAIN und BMVg rumzuhacken, wenn eigentlich der Nutzer nicht weiß was er braucht.
Im veröffentlichten Ausschreibungstext von 21. April 2017 war die Gewichtsgrenze 3,6 kg angegeben. Das wurde auch außerhald Deutschlands diskutiert. Es bestand weitgehend Konsens, dass dieses Gewicht mit 7.62 NATO wohl nicht realisierbar (im Sinne einer dem Truppenalltag gewachsenen Waffe) sein würde. Also 5.56 NATO.
Nicht veröffentlicht wurden die Anforderungen an die Wirkung im Ziel. Mich überrascht allerdings, dass man erst jetzt erkannt haben will, welche Probleme es hier mit 5.56 NATO gibt.
Ein G3 Magazin (Leichtmetall) wiegt übrigens 0.12 kg, ist also leichter als die laut dem Schreiben mit 7.62 NATO nicht realisierbaren 0,16 kg.
Ballistisch betrachtet ist in erster Linie die Masse eines Geschosses für eine möglichst lange gerade Flugbahn verantwortlich, auch wenn energetisch die Anfangsgeschwindigkeit zum Quadrat in die Berechnung eingeht. Leichtere Geschosse verlieren aufgrund des Luftwiderstandes schnell an Geschwindigkeit und können daher auch leichter z.B. wegen Windes aus der Bahn geraten. Ein Sturmgewehr unterscheidet sich grundsätzlich von einer Präzisionswaffe. Letztere wird vereinzelt und vornehmlich bei kaltem Lauf geschossen. Hier bleiben die ballistischen Werte nahezu gleich, daher die Präzision. Ein Sturmgewehr ist für eine höhere Kadenz konzipiert. Damit wird der Lauf extrem thermisch belastet, was Auswirkungen auf das Schwingungsverhalten des Laufes beim Schuß hat und den Effekt einer größeren Streuung bewirkt.
Man hat wieder einmal das Gefühl, dass beim Zusammenstellen der funktionalen Forderungen sowie deren Umsetzung in technische Forderungen die Grundsätze der Physik gar nicht beachtet wurden bzw. dass sich einander gar ausschließende Forderungen trotzdem Eingan in den Forderungskatalog fanden.
Frage an die Experten: Lässt die aktuelle Ausschreibung die Kaliberfrage komplett offen, oder ist die Auswahl auf die in der NATO eingeführten Kaliber 5,56 und 7,62 beschränkt?
Anders gefragt: Wäre eine Variante der bisher angebotenen Waffen mit neuem Kaliber (6,8mm Remington oder 6,5mm Grendel) im Rahmen dieser Ausschreibung überhaupt ein zulässiges Angebot?
Siehe hierzu auch die frühere Diskussion:
https://augengeradeaus.net/2017/05/us-streitkraefte-suchen-neues-sturmgewehr-und-auch-ein-neues-kaliber/
@TZ:
Nach dem Ende des Kommunismus hat sowohl in der Industrie als auch in Bundeswehr ein Generationenwechsel stattgefunden. In manchen Firmen sogar mehr als einmal. Auch wenn man inzwschen erkannt hat, wieviel Spezialwissen dabei verloren gegangen ist, kann das nicht mal eben so wieder aufgebaut werden.
Ihr Satz „Die Leute bei Heckler & Koch sind keine Anfänger.“ stimmt in dieser Absolutheit meiner Meinung nach nicht.
Nur aus Interesse:
Hat eigentllch mal jemand den Kommandeur eines Jäger – oder Grenadierbattailons gefragt, was der sich für seine Soldaten wünscht?
Oder wird das ganze im Sinne des Wortes weit ab vom Schuss entschieden?
@ Pio-Fritz | 05. Mai 2019 – 12:23
„Das bisherige Ergebnis ist doch unbestritten, das bisher keine angebotene Waffe die Anforderungen der Ausschreibung erfüllt. Zwei Mitbewerber haben sich aus dem Projekt zurückgezogen. Daraus lässt sich folgern, H&K hat recht.“
Zitat Sig Sauer Geschäftsführer Franz von Stauffenberg: „An einer Ausschreibung, deren Rahmenbedingungen so klar auf einen Wettbewerber (HK) zugeschnitten sind, werden wir uns jedoch nicht mit der Abgabe eines Angebotes beteiligen“.
https://augengeradeaus.net/2017/11/g36-nachfolger-sigsauer-zieht-angebot-zurueck/
https://augengeradeaus.net/2018/02/g36-nachfolge-auch-rheinmetall-steyr-mannlicher-steigt-aus/
Aus der dpa-Meldung: „Die Kriterien umrissen ein „munitionsbedingt leistungsschwaches Gewehrmodell“, das „nicht den Einsatzbedingungen und den Mindestanforderungen an den Eigenschutz der Soldaten“ entspreche.“ Es geht H&K einen Sche*dreck an was das BMVg spezifiziert – niemand zwingt diese Firma an der Ausschreibung teilzunehmen.
Das BMVg hat eigene Experten, wertet jeden Einsatz aus und beurteilt insbesondere selbst, ob es in der jeweiligen Mission für die Soldaten günstiger sein wird, mehr Munition eines leichten Kalibers oder weniger Munition eines schwereren Kalibers nebst jeweils zugehöriger Waffe mitzuführen. Ein infanteristisches Begegnungsgefecht gewinnt noch immer derjenige mit dem größeren Munitionsvorrat – egal wer die zugehörige Waffe liefert.
Wenn Heckler & Koch die Bedingungen der Ausschreibung nicht erfüllen kann, dann sollten sie sich nicht beteiligen.
Sind die Bedingungen so gesteckt, dass sie von keinem Bewerber erfüllt werden können wird es zwangsläufig zu einer geänderten Ausschreibung kommen.
@ kvogeler (et al)
Die Truppe war bzw. ist sich selbst nicht einig, was für ein Kaliber denn nun günstig wäre: Es gibt Verfechter für 7,62mm (die überwiegend und lieber auf Entfernung wirken möchten) und derer für 5,56mm (die z.B. auf Gewicht von Waffe und Munition achten und eine höhere Kampfbeladung „am Mann“ wollen) – beide Welten zusammen funktionieren aber leider nicht. (Und auf 6,8mm wartet man sicher noch ein paar Jahre länger.)
Darüber hinaus verwundert es, dass man nach der Erfahrung des letzten Jahrzehntes immer noch nach so etwas wie einem „Standardgewehr“ sucht: Der breiten Masse der Truppe reicht nach meinen Erfahrungen eigentlich ein Karabiner, der einen Kompromiss zwischen Kompaktheit/Gewicht und Feuerkraft darstellt.
Dieses Schreiben ist umso bemerkenswerter, als sich mehrere Hersteller bereits aus dem Verfahren zurückgezogen haben mit der Erklärung, es habe sich um keine faire Ausschreibung gehandelt, und die Spezifikationen seien auf H&K zugeschnitten gewesen. Nun erklärt H&K seinerseits, die Ausschreibung nicht erfüllen zu können!
@Escrimador
Danke, das wusste ich tatsächlich nicht. Dann nehme ich die Kritik an BAAIN und Ministerium teilweise zurück und schiebe sie dem Planungsamt hinüber;)
@JPeelen
Sicher haben Sie Recht, HK ist genausowenig vor Fehlern gefeit wie alle anderen. Generell genießt die Firma aber durchaus den Ruf gute Qualität zu liefern,die State of the Art ist. Und gerade bei so einer wichtigen Ausschreibung wird man kaum den Lehrling ranlassen, sondern eher die Besten, die man hat. Deshalb kann man, in Verbindung mit den anderen oben aufgeführten Punkten, glaube ich schon davon ausgehen, dass das was HK da sagt, Hand und Fuß hat.
@kvogeler:
Wie seit Gründung der Bw üblich basiert die Beschaffung grundsätzlich auf militärischen Forderungen.
Der Bedarfsträger ist (mittlerweile) das PlgA, der Bedarfsdecker das BAAINBw, die TSK/ OrgBer sind Nutzer.
Gemeinsam bilden diese das jeweilige IPT.
Inwieweit das KdoH/ AHEntwg die jeweiligen Verbände des Heeres einbindet ist nicht geregelt. Ist jedoch ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr sinnvoll (zu viele Köche…). Das Heer hat jedoch bei dem Thema die Einsatzerfahrungen intensiv ausgewertet.
Die FFF wurde vom GI gezeichnet (https://augengeradeaus.net/2016/03/litauen-hebt-einkaufsstopp-fuer-g36-sturmgewehre-auf-gemeinsame-beschaffung-mit-lettland/#comment-231672).
Wie weiter oben von mehreren dargestellt folgen dann alle weiteren Schritte des CPM.
Dass man Zielkonflikte in der Ausschreibung hat ist nur dann problematisch, wenn es gar keine marktverfügbaren Systeme mehr im Verfahren gibt.
Dies würde bedeuten, dass hier etwas Wesentliches übersehen wurde.
Vielleicht sollte man mal von der reinen Betrachtung der Waffe zurücktreten und sich das System Sturmgewehr anschauen.
Daher erschließt sich mir nicht die 7.62 Diskussion, da;
– Die ausgeschriebene Optik für das Sturmgewehr soll über ein 5.56 bal. Absehen verfügen.
– Der Lebensdauerbeschuss wird mit 5.56 durchgeführt
Für den ausgeschriebenen Laser wird der Beschuss mit 5.56 durchgeführt.
Hätte die Truppe 7.62 im Sinn gehabt, so hätten doch auch die Zubehörteile 7.62 verträglich sein müssen….bzw auf deren 7.62 Verträglichkeit geprüft werden müssen.
@ kvogeler | 05. Mai 2019 – 16:13
Glauben Sie wirklich, dass ein Kommandeur der ist, der eine qualifizierte Antwort auf diese Fragen geben kann? Aber der kann wnigstens den HFw-Zugführer fragen?
Wir dürfen im Übrigen annhemen, dass gewesene Infanteriekommandeure irgendwo in neuer Funktion im Planungsgang beteiligt waren.
Die Menschen, die Ihre Meinung nach „weit ab vom Schuss“ sitzen haben idR irgendwie eine Vergangenheit in der Truppe.
Wenn die es also nicht können sollen, warum dann die heutige Truppe?
@ Navales | 05. Mai 2019 – 15:59
„Frage an die Experten: Lässt die aktuelle Ausschreibung die Kaliberfrage komplett offen, oder ist die Auswahl auf die in der NATO eingeführten Kaliber 5,56 und 7,62 beschränkt?“
Was sagt es eigentlich über den Bedarfsträger, wenn er nicht weiß, welches Kaliber er beschaffen will? Erfahrung mit den beiden wirklich in Frage kommenden Kalibern liegen vor und könnten bei Bedarf vertieft werden, da es ja entsprechende Waffen gibt.
Und wenn die Kaliberfrage vom Einsatzszenario abhängt (LV/BV oder Friedensmission) muss man vielleicht 2 Kaliber beschaffen.
Für mich klingt das so, als wäre etwas im technischen Aufklärungsgespräch während des Verhandlungsverfahrens vorgefallen. Ich bin kein Experte für Gewehre, aber sollte etwas Unmögliches gefordert worden sein, steht das Verfahren auf der Kippe.Insbesonders wenn die Fakten sich nicht aus den Unterlagen ergeben sondern erst bei Nachfragen im Aufklärungsgespräch mitgeteilt wurde, steht die Vergabereife in Frage – d.h. das Verfahren hätte nach Vergaberecht garnicht begonnen werden dürfen!
Wie @Klaus-Peter Kaikowsky schon richtig erkannt hat, macht nur Sinn wenn wir die Ausschreibung endlich Abrechen und auf die „Next Generation Squad Weapon“ gehen.
Es soll amtlich sein das die US-Army auf dass Kaliber 6,8mm umsteigt.
https://www.spartanat.com/2018/10/die-us-army-will-ein-neues-kaliber/
Einfach eine öffentliche Ausschreibung nach den Motto: Effektiv wie das G3, zuverlässig wie die AK-47, praktisch wie die M-16 ohne irgendwelche Beschränkungen mit Ausnahme des Kaliber 6,8mm durchführen.
@Escrimador
Vielen Dank für diese Einlassung! Der Beschaffungsgang ist – wie sie richtig erkannt haben – sehr komplex und sehr viele Stakeholder spielen hier eine Rolle.
@MA
Ja schon verwunderlich. Vielleicht liegt es auch daran, dass der gute Hr. Stauffenberg kein konkurrenzfähiges Angebot abgeben konnte? Beim G95K wurde SigSauer ja ohne Beschränkung zugelasssen und hat bekanntlich verloren.
Ein ehrlicher Schritt unserer Waffenschmiede. Die kennen sich aus. Man sollte zuhören…
Nach dem letzten Medien-Hype um das G 36 will Heckler&Koch eben vermeiden, dass sich die ganzen Experten wieder echauffieren, warum ein Sturmgewehr nicht die gleiche Leistung bringt, wie ein MG. Das BAAInBW versuchte jetzt, die Entscheidung, ob 7,62mm oder 5,56 mm auf die Anbieter zu „delegieren“, um zu vermeiden, selbst diese Entscheidung treffen zu müssen. Das hat nun eben Konsequenzen. Man soll die Eier haben, zu entscheiden, und danach bestellen, dafür werden die Damen und Herren auch bezahlt.
Habe zwar vor ewigen Zeiten auch mal die ATN „Schießleher für Infanterie-Handwaffen“ erworben, will aber gar nicht in die technische Diskussion einsteigen …
Meine Frage eher: Wir reden immer mehr von dem Ziel einer „Europäischen Armee“ – wäre es da nicht ein pragmatischer erster simpler Schritt eine Waffe einzuführen, die bei einem (großen europäischen) NATO-Partner bereits erfolgreich eingeführt ist?
Würde auch logistisch (Mun) in Einsätzen vieles leichter machen.
Was für eine Farce wegen eines Gewehres. In welchem Finanzvolumen bewegt sich denn dieses Beschaffungsvorhaben, in Relation zur GF Restauration und anderem , vielleicht relevanterem, Großgerät gefragt?
„Never forget your equipment was provided by the lowest bidder.“ (Murphy’s Law of Military)
Netter Versuch, aber jedem Anbieter steht es ja frei, abweichend irgend etwas anderes anzubieten, wenn man ernsthaft der Ansicht ist, dass dies dem Kundenbedarf eigentlich besser entspricht. Ob das dann auf Gegenliebe stösst, ist eine andere Sache. Aber die Änderung der Ausschreibungsbedingungen zu verlangen, ist imho schon ein wenig dreist.
Wir hatten einst auch ein Projekt (welches prinzipiell aus bereits verfügbaren Komponenten bestehen sollte), und bei einzelnen Anforderungen sagte der Anbieter lapidar: „das bieten wir nicht an“. Da dies angesichts des begrenzten Projektbudgets nachvollziehbar und die Anforderung nicht ‚kriegsentscheidend‘ war, wurde das letztlich akzeptiert, ABER: es bedeutete nicht, dass deswegen die Ausschreibung geändert worden wäre. Lediglich der Erfüllungsgrad der mil. Forderungen wurde etwas anders bewertet.
@POO
Die IBuK spricht richtigerweise von Armee der Europäer (statt „Europäischen Armee“), auf dem Weg dorthin befinden wir uns durch mehrfache wechselseitige Unterstellungen, z.B. mit NLD, FRA, POL.
Log Vereinfachung bei Mun wurde realisiert, da unisono 5.56 genutzt wird.
Waffen eingeführt bei (großen) europäischen Partnern …, dann HK416, FRA und NOR.
@SuperGrobi
Das mit „Was für eine Farce wegen eines Gewehres“ ist nicht wirklich ein seriöser Beitrag, oder etwa doch?
Das Gewehr stellt das zentrale Wirkmittel der Infanterie des Deutschen Heeres dar und bildet gleichzeitig die Ordonnanzwaffe für weite Teile der Streitkräfte insgesamt.
Der mögliche Kaliberwechsel sollte besser aber doch NATO-EUropäisch koordiniert werden, nicht nur nebenbei aber auch mit den USA. Das Gewehrkaliber muss einheitlich sein. Die Marines und auch die Army beschäftigen sich ernsthaft mit 6.8mm, siehe mein Eintrag oben, Koordinierungsbedarf steht ins Haus!
Darüber hinaus wirkt sich ein neues Kaliber auch auf das eingeführte – neue – MG-4 im IdZ-Programm aus. Wie unlogisch, das leMG der InfGrp mit 5.56, der GewehrSchtz im gleichen Kampfstand aber mit 7.62. Und dann noch MG-5 mit 7.62 nutze?. Hier macht sich mangelnde Logistik bemerkbar, negativ.
@POO
Gute Idee ;-)
https://augengeradeaus.net/2016/09/frankreich-waehlt-hk416-von-hecklerkoch-als-neues-sturmgewehr/
@Milliway
Das macht gar keinen Sinn! Das letzte was wir jetzt brauchen ist ein Kaliber, dass keiner kennt und keiner hat. Grundsätzlich kann man gerne über ein neues Kaliber nachdenken, aber das ist dann etwas für den Nachfolger des jetzt zu beschaffenden Gewehres.
Momentan ist das Standardkaliber der Nato 5,56 mm. Und viele Natistaaten haben sich gerade erst mit neuen Gewehren eingedeckt, bzw. modernisieren ihre alten umfassend. 5,56 wird also erstmal das Standardkaliber bleiben, es sei denn man will ein komplettes Munitionschaos innerhalb der Nato.
Außerdem würde ich auch gerne erstmal schauen, was es da so für Alternativen gibt und nicht gleich den Amis hinterher rennen, die haben in der Vergangenheit genau Projekte für einen M16-Ersatz in den Sand gesetzt. Das schlimmste was uns passieren kann ist, dass wir ein völlig anderes Kaliber wie die Amis beschaffen. Dann haben wir unseres, das Amerikanische, der Rest nutzt noch 5,56 und manche rennen auch noch mit 7,62 durch den Wald.
Wenn in ca. 20 Jahren dann der Ersatz aller momentan genutzten 5.56 Gewehre ansteht, kann man über was neues nachdenken. Dann kann man sich mit den Natopartnern abstimmen, eventuell gemeinsame Entwicklungen verfolgen und auch den Austausch der Munitionssorten langfristig planen. Momentan wäre das ein einziges Chaos und von einem gemeinsamen Natokaliber könnten wir nur noch träumen!
Die nächste Beschaffungskrise für das BMVg herbei zu reden halte ich für übertrieben. Auch wenn es einige nicht für möglich halten, sitzen dort Leute vom Fach. Blind den allseits gelobten Herstellern zu vertrauen, ist auch nicht sinnvoll, wie man bei den HK-Dienstpistolen der Polizei sieht. Da gehen so einige zurück.. Wobei ich als Sportschütze und ehem. Infanterist HK für durchaus fähig halte. Die gelieferte Qualität hängt nunmal vom Preis ab.
Nähere Informationen zur Ausschreibung wären interessant. Ich meine das die Munition zum Testbeschuss bekannt war (5,56). Hier wurde doch von einem Mitbewerber kritisiert, dass HK diese Munition auf Lager hat, andere nicht. Demnach stellt sich die Kaliber Frage nicht.?
Die Herren bei HK scheinen wohl enorm unter Druck zu stehen, um einen solchen Brief zu schreiben. Offensichtlich scheint ein Konkurrent nahe dran zu sein – und ggf. günstiger zu sein. Bei gleicher Leistung geht der Zuschlag an das günstigere Angebot.
Das werden interessante Wochen!
Ist bekannt, welche signifikanten taktischen Vorteile man sich vom neuen Gewehr verspricht bzw. inwiefern das G36 „zukünftig“ nicht mehr dazu fähig ist?
Vielleicht sollte man mal zurückdenken, warum diese Ausschreibung für ein neues Sturmgewehr gestartet wurde. UvdL hat eine mangelnde Treffsicherheit des G36 festgestellt (dass dies durch die Truppe nicht unbedingt bestätigt wurde ist in diesem Blog hinreichend thematisiert worden).
Das BAAINBw hat dann nach Durchlaufen der Schritte des CPM ein neues Gewehr gefordert, das die Forderungen des alten G36 (+ einige aktuelle neue Wünsche) beinhaltet. Bei der durch UvdL kritisierten Treffsicherheit wurden die Daumenschrauben angezogen und klarere Forderungen gestellt (man möchte ja nicht gleich den nächsten Prozess verlieren).
Jetzt kommen die Probleme der Physik hinzu. Mit dem bisherigen Kaliber (5.56) können möglicherweise die allermeisten Forderungen erfüllt werden, mit der neu geforderten Treffsicherheit wird man aber Probleme bekommen. Die kann man mit dem Kaliber 7,62 problemlos erfüllen, aber, hoppla, dann gibt es Probleme mit anderen Forderungen (z.B. Gewicht).
Da bleibt nur, kein Angebot, oder UvdL noch einmal über die Treffsicherheit nachdenken lassen.