Von der Leyen schickt General mit Zeitbegrenzung auf NATO-Posten

Der frühere Abteilungsleiter Planung im Verteidigungsministerium, Generalleutnant Erhard Bühler, soll zwar demnächst wie vorgesehen den Posten des Befehlshabers im NATO Joint Forces Command Brunssum antreten – allerdings nicht für eine volle Amtszeit. Nach Erreichen der regulären Altersgrenze Ende März kommenden Jahres soll er diesen Posten an Jörg Vollmer übergeben, den derzeitigen Heeresinspekteur. Die Entscheidung ist offensichtlich eine Reaktion von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen auf Bühlers öffentliche Wahrnehmung im Zusammenhang mit umstrittenen Beraterverträgen und dem Umgang mit der Kostenexplosion beim Segelschulschiff Gorch Fock.

Ein entsprechender Bericht von Spiegel Online wurde am (heutigen) Dienstag im Wesentlichen vom Verteidigungsministerium bestätigt. Mit der angekündigten Befristung und der Benennung eines Nachfolgers bereits zu Bühlers Amtsantritt macht die Ministerin deutlich, dass sie nicht vorbehaltlos hinter dieser Versetzung steht. Sie geht allerdings nicht so weit, die Beförderung auf den NATO-Kommandoposten zurückzuziehen. Das Kommando dieser Dienststelle der Allianz wird im Wechsel von einem deutschen und einem italienischen Vier-Sterne-General besetzt; der derzeitige Amtsinhaber, der italienische General Riccardo Marchio, hatte eigentlich bereits im Februar an Bühler abgeben sollen.

Bühlers Amtsantritt hatte sich verzögert, weil er als Zeuge im Untersuchungsausschuss des Bundestages zu den umstrittenen Beraterverträgen im Verteidigungsministerium benannt ist. Vor allem die Verbindung von Timo Nötzel von der Beratungsfirma Accenture, der vor seiner Beratertätigkeit auch in Ministerium und Bundeswehr tätig war, und dem damaligen Abteilungsleiter Bühler steht für die Opposition mit im Fokus der Untersuchungen.

Da sich der Generalleutnant und der Accenture-Mitarbeiter seit langer Zeit kennen und zudem der Generalleutnant Pate von Nötzels Kindern ist, wurde  von einigen Parlamentariern die Beauftragung von Nötzel und seiner Firma als Teil eines Kenn-Verhältnisses und Buddy-Systems eingeordnet. Bühler verwies allerdings, auch bei Anhörungen im Verteidigungsausschuss, solche Vorwürfe zurück, zumal er die fraglichen Aufträge selbst als Abteilungsleiter nie eigenständig habe vergeben können. Im Ausschuss hatten Mitarbeiter des Rechnungshofes ausgesagt, sie hätten keine Hinweise erkennen können, dass solche Kenn-Verhältnisse für die Auftragsvergabe ausschlaggebend gewesen seien.

Zudem geriet der frühere Abteilungsleiter wegen der Entscheidungen über die immer teurere Sanierung der Gorch Fock in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung. Erst am Vortag hatte das Ministerium in einem Bericht an den Bundestag Mängel bei den Entscheidungsvorlagen für die Ministerin eingeräumt; dabei wurde auch Bühler als Abteilungsleiter genannt.

Formal ändert sich mit der Versetzung Bühlers nach Brunssum für ihn nichts; allerdings wäre unter anderen Umständen seine Amtszeit auf dem NATO-Posten vermutlich über die reguläre Altersgrenze hinaus verlängert worden. Unklar ist bislang, ob die von Spiegel Online berichtete nur temporäre Beförderung zum General tatsächlich beabsichtigt und rechtlich möglich ist. Nach Informationen aus Bundeswehrkreisen hat Bühler mit der Versetzung einen Anspruch auf diesen Rang.

Nachtrag 10. April: Zur Ergänzung die komplette Meldung dazu auf der Webseite der Bundeswehr, Rubrik Aus der Truppe:

Generalleutnant Bühler übernimmt NATO-Kommando in Brunssum
Berlin, 10.04.2019.
Generalleutnant Erhard Bühler wird seine vorgesehene Verwendung als Befehlshaber des Joint Force Commando Brunssum in den Niederlanden demnächst antreten. Bühler löst den italienischen General Riccardo Marchiò ab, der das Kommando seit Februar 2018 innehatte.
Die Bundesrepublik Deutschland erfüllt damit die mit der NATO und Italien vereinbarte abwechselnde Wahrnehmung des Kommandos. Es ist vorgesehen, dass Generalleutnant Jörg Vollmer ihm im nächsten Frühjahr nachfolgen wird. Vollmer ist derzeit Inspekteur des Heeres. Das Joint Force Command Brunssum ist eines der beiden operativen NATO-Kommandos in Europa, das zweite hat seinen Sitz in Neapel.

Und als pdf-Datei:
Generalleutnant Bühler übernimmt NATO-Kommando in Brunssum

(Archivbild: Bühler, l., beim Besuch der NATO-Übung Trident Juncture in Norwegen am 28.10.2018 – Lars Koch/Bundeswehr)