NATO @ 70: Geburtstagszoff vernebelt Blick nach vorne
Die NATO, die vermutlich größte wie auch langlebigste Militärallianz der Geschichte, feiert ihren 70. Geburtstag – und die Fete wird von Zoff überschattet: Im Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung steht der Streit über die Militärausgaben einzelner Bündnismitglieder, allen voran Deutschland. Aber auch der Streit zwischen dem größten Mitglied USA und der teilweise ganz pragmatisch nach Russland orientierten Türkei.
Die Berichte von der Geburtstagsfeier aus Washington wie auch die tiefgründigen Analysen zum 70-jährigen Bestehen gibt es in diesen Tagen in praktisch jedem Medium, das kann und will ich gar nicht hier aufholen. Deshalb ein einige Hinweise auf ein paar Quellen zu diesem Thema:
• Der Streit um die deutschen Verteidigungsausgaben, die auch für die nächsten Jahre hinter dem von allen NATO-Mitgliedern vereinbarten Ziel von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zurückbleiben werden, nahm in der Festrede von US-Vizepräsident Mike Pence prominenten Raum ein. Der Wortlaut nach der Abschrift des Weißen Hauses:
The majority of NATO members now have plans in place to meet their financial obligations by 2024. As the Secretary General said just hours ago before Congress, President Trump’s leadership on burden sharing is “having a real impact” to the benefit of NATO and the free world. (Applause.)
And so, more of our allies are now meeting their commitments, but still too many others are falling short. And as we all acknowledge, Germany is chief among them. Germany is Europe’s largest and healthiest economy. It’s a leading global exporter and has benefitted from U.S. protection of Europe for generations. But last year’s annual report to parliament on the state of the German armed forces revealed glaring deficiencies in Germany’s military readiness.
And yet, as we stand here today, Germany still refuses to make the necessary investment of 2 percent of its GDP to our common defense. After great prodding, it agreed to spend only 1.5 percent of its GDP on defense by 2024. But the draft budget for 2019 just presented to the German parliament actually falls short of even that commitment, promising only 1.3 percent. Germany must do more.
And we cannot ensure the defense of the West if our allies grow dependent on the Russia. If Germany persists in building the Nord Stream 2 pipeline, as President Trump has said, it could turn Germany’s economy into literally a “captive of Russia.” It is simply unacceptable for Europe’s largest economy to continue to ignore the threat of Russian aggression and neglect its own self-defense and our common defense at such a level. And it’s also wrong for Germany to allow itself to become energy dependent on Russia.
NATO is a mutual defense pact, not a unilateral security agreement. We need all allies to contribute to this joint endeavor, and we honor their commitments and we’ll keep ours.
The United States expects every NATO member to fulfill their own commitments and to meet the 2 percent threshold no later than 2024. And we expect all our allies to invest 20 percent of defense spending on major new equipment. And we’re greatly encouraged at the progress that’s being made among many of our allies to do just that.
Dazu dann der deutsche Außenminister Heiko Mass (nach dem vom Auswärtigen Amt veröffentlichten Redetext):
Ich weiß, unser Haushaltsverfahren ist für Außenstehende manchmal schwer zu verstehen – und glauben Sie mir: wahrlich nicht nur für Außenstehende!
Aber wir haben uns klar dazu bekannt, mehr Geld in Verteidigung zu investieren, und wir halten Wort. Wir in Europa wissen, dass unsere Sicherheit keine Selbstverständlichkeit ist und dass wir Verantwortung übernehmen müssen, um sie auch in Zukunft zu wahren – aus eigenem Interesse.
Darum haben wir den Trend sinkender Verteidigungsausgaben umgekehrt. Seit 2014 haben wir unsere Verteidigungsausgaben signifikant um beinahe 40 Prozent erhöht. Und unsere Verteidigungsausgaben werden weiter steigen – zunächst bis 2024 auf 1,5% des Bruttosozialprodukts.
Aber Lastenteilung ist mehr als Verteidigungsausgaben. Wer nach der Lastenteilung fragt, muss die gesamte Bandbreite von Ressourcen, Fähigkeiten, Beiträgen zu NATO Operationen und zur Bündnisverteidigung betrachten.
• Als im Jahre 2001 nach den Anschlägen des 11. September das erste – und bislang einzige Mal der NATO-Bündnisfall ausgerufen wurde, waren wir in Solidarität mit unseren amerikanischen Freunden zur Stelle. Bis heute sind wir der zweitgrößte Truppensteller in Afghanistan. Auch an anderen NATO-Einsätzen sind wir substanziell beteiligt.
• Deutschland ist neben den USA, Kanada und Großbritannien eine der vier Rahmennationen der Enhanced Forward Presence. Unsere Eurofighter fliegen als Teil des “Air Policing” über Estland.
• Wir zeigen Verantwortung durch die Übernahme der Führung der schnellen NATO-Einsatztruppe (Very High Readiness Joint Task Force) in diesem Jahr.
• Wir bauen in Ulm eine neue NATO-Kommandozentrale auf. Außer uns tun dies im Zuge der NATO-Kommandostrukturreform nur noch die USA.
Ich sage das hier noch mal in aller Deutlichkeit, dass uns diese Entscheidungen durchaus kontroverse Diskussionen abverlangen. Diese innenpolitischen Debatten sind mit Blick auf unsere deutsche Geschichte auch notwendig.
Statt allein über Bündnisfähigkeit und Bündniswilligkeit zu reden, sollten wir deshalb vor allem auch eines deutlich machen: Die NATO ist ein Sicherheits-, aber vor allem auch ein Wertebündnis. Sie hat auch eine politische Funktion.
Nun hat es auch mit dem recht missglückten deutschen Erwartungsmanagement zu tun, dass die Bundesrepublik als das schwarze Schaf in der NATO-Gemeinde öffentlich gegeißelt wird. Denn es ist ja mitnichten so, wie in zahlreichen Berichten gerade aus dem Ausland zu lesen ist, dass Deutschland seine Verteidigungsausgaben kürze. Tatsächlich ist für das kommende Jahr mit der Aufstockung des Wehretats das Gegenteil der Fall.
Hier greift die Mechanik, die bei großen Aktiengesellschaften zum Kursabsturz führt: Nicht allein tatsächliche Einbußen lassen den Wert der Aktie sinken, sondern meist schon die Ankündigung, dass die Gewinne künftig nicht so hoch ausfallen werden wie erwartet – und diese Mechanik hat Berlin bedient mit der Ankündigung, dass der Anteil der Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt nach 2020 wieder sinken werde. Obwohl das bislang nur eine – konservative – Projektion ist.
Vor dem Hintergrund des plakativen Streits gehen andere wichtige Debattenpunkte weitgehend unter. Zum Beispiel die deutliche Warnung der USA an das NATO-Mitglied Türkei wegen dessen Kauf und geplanter Nutzung des russischen Flugabwehrsystems S-400. Aus Pence‘ Rede:
We’ve also made it clear that we’ll not stand idly by while NATO Allies purchase weapons from our adversaries — weapons that threaten the very cohesion of this alliance.
Turkey’s purchase of a $2.5 billion S-400 anti-aircraft missile system from Russia poses great danger to NATO and to the strength of this alliance. The fact that Turkey is moving ahead with these plans even after the United States has made available the Patriot air defense system is deeply troubling.
The Pentagon made clear, earlier this week, and I repeat today: If Turkey completes its purchase of the Russian S-400 missile system, Turkey risks expulsion from the joint F-35 program, which will harm not just Turkey’s defense capacity, but it may cripple many of the Turkish component manufacturers that supply that program.
In the meantime, this week we formally notified the Turkish government that the United States is immediately suspending shipments of all F-35 Joint Strike Fighter related equipment and materiel to Turkey. Turkey must choose: Does it want to remain a critical partner in the most successful military alliance in history of the world? Or does it want to risk the security of that partnership by making reckless decisions that undermine our alliance?
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Aussage des türkischen Außenministers, das russische System werde nicht in die NATO-Systeme integriert – was faktisch einen Ausstieg aus der integrierten Luftverteidigung der Allianz bedeuten würde:
Cavusoglu on S-400: “It doesn’t have to be integrated to the NATO system & this is not our aim, this is for our own use, this is a defense system, it will not be integrated into NATO system, we made it very clear that this system will not see any NATO system including F-35s“ https://t.co/3OBjj2luri
— Ryan Browne (@rabrowne75) 3. April 2019
Aber auch das ist eher ein Randthema gegenüber der Frage: Worauf, auf welche Bedrohungen und welche Aufgaben, stellt sich die 70-jährige NATO ein? In den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens richtete die Allianz ihr Augenmerk auf Russland, dann zwanzig Jahre lang auf die so genannte Krisenbewältigung out of area, also außerhalb des NATO-Gebiets. Und seit 2014 wieder verstärkt auf Russland.
Aber nun zeichnet sich ein ganz anderer Schwerpunkt ab, und den sehen nicht nur die USA. Zunächst mit den Worten von Pence:
Perhaps the greatest challenge NATO will face in the coming decades is how we must all adjust to the rise of the People’s Republic of China. And adjust we must. For determining how to meet the challenge of Chinese 5G technology, meet the challenge of the easy money offered by China’s Belt and Road Initiative, is a challenge European allies must contend with every day.
Whether we like it or not, the implications of China’s rise will profoundly affect the choices NATO members will face, individually and collectively.
China’s expanding influence will necessarily demand more of America’s attention and resources. And as we meet that challenge, our European allies must do more to maintain the strength and deterrence of our transatlantic alliance with their resources.
Toward that end, we are grateful that NATO members are opening their own diplomatic dialogues with like-minded Indo-Pacific countries like Australia, Japan, Singapore, and Korea. And we welcome recent steps by NATO partners, France and Great Britain, to increase freedom-of-navigation and overflight operations in the Indo-Pacific.
By working together, we can maintain a free and open Indo-Pacific where independent nations boldly pursue their own interests; respect their neighbors as equals; and where societies, beliefs, and traditions flourish side by side; and where all their citizens are able to exercise their God-given liberties and pursue their dreams.
Das kann man als US-Zentrierung auf den neuen großen Rivalen abtun. Aber China als Herausforderung auch für die NATO haben auch Experten in Europa im Blick, wie der Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik, Karl-Heinz Kamp:
Langfristig sieht sich die NATO allerdings einem existenziellen Problem gegenüber, das weder in den aktuellen transatlantischen Spannungen noch in der Sprunghaftigkeit von Präsident Donald Trump begründet ist. Es erwächst stattdessen aus den grundlegenden geostrategischen Veränderungen der kommenden Jahre. Mit einer stetig zunehmenden Rolle Chinas bei einer gleichzeitig abnehmenden Bedeutung Russlands werden sich die USA weit stärker als bisher dem asiatisch-pazifischen Raum zuwenden und Europa trotz aller Treueschwüre eher hinten anstellen. Will die NATO nicht einen großen Teil ihrer Existenzberechtigung verlieren, wird sie ihre geografische Orientierung ebenfalls deutlich ändern und ausweiten müssen. (…)
Die generelle Einschätzung, dass Russland sich im Niedergang und China sich im Aufstieg befindet, wird auf beiden Seiten des Atlantiks im Wesentlichen geteilt. Mehr noch – es besteht ein breiter Konsens, dass beide Trends in ihrer Intensität oder Geschwindigkeit schwan- ken mögen. Umkehrbar sind sie sie aber wohl nicht. Dennoch haben sich die NATO-Mitglieder bislang kaum mit den Folgen beschäftigt, die sich aus dieser Entwicklung für die NATO insgesamt und für die europäischen Mitgliedsstaaten im Besonderen ergeben werden.
Folgt man dem Gedankengang eines neuen chinesisch-amerikanischen Bilateralismus, dann wird die NATO ihre Relevanz für die USA nur erhalten können, wenn sie langfristig einen signifikanten Beitrag zur Einhegung chinesischer Machtansprüche leistet. Eine solche NATO, die zu verhindern hilft, dass die liberale „westliche“ Weltordnung durch eine chinesische Variante ersetzt wird, wäre nicht nur für die USA hilfreich, sondern auch für Europa selbst.
(zitiert mit freundlicher Genehmigung aus dem Vorab-Text für die Ausgabe 1/2019 der Zeitschrift Sirius; die englische Fassung hier)
Oder, um es auf eine journalistische Formulierung zu bringen:
For NATO, China is the new Russia
(Foto: Außenminister Heiko Maas beim Festakt zum 70. Jahrestag der Unterzeichnung des Nordatlantikvertrags mit NATO-Generalsekretär
Jens Stoltenberg (r.), und US-Außenminister Mike Pompeo (l.) – Thomas Imo/photothek.net )
@gonzoviews
„Sie können den autoritären Charakter nach innen und das eklatant rechtswidrige Vorgehen in der Ukraine nicht einfach vom Tisch wischen.“
Vielen Dank für Ihre Kommentierung. Lassen Sie mich auf meine Idee zu Russland eingehen:
1. Von Egon Bahr stammt der Spruch des „unverrückbaren Russland“. Will meinen, dieses riesige Land mit alle seinen Facetten ist als unser östlicher Nachbar einfach DA. Wir müssen damit leben. Wir können es nicht einfach „wegrücken“ oder „wegwünschen“.
2. Russland ist das größte Land der Erde, ein Vielvölkerstaat, der sich über 11 Zeitzonen in Europa und Asien erstreckt. Russland hat also keine homogene Bevölkerung, sondern muss unterschiedliche Ethnien und Kulturen und geografische Unterschiede unter einem Dach sammeln. Das ist nicht einfach.
3. Russland hat erst 1990 begonnen sich aus einer Diktatur zu befreien. Es hatte vorher in seiner Geschichte nie Demokratie gelebt. Deutschland durfte 1918 seinen 1. Demokratieversuch machen, scheiterte und bekam dann 1945 seine 2. Chance. Wir müssen auch Russland die Chance geben demokratisch zu wachsen. Das erfordert Zeit und Geduld.
Fazit:
1. Ich könnte noch sehr viel mehr schreiben. Das Obige muss aber genügen, um zu verstehen, dass – insbesondere nach dem Chaos der Jelzin Jahre- das russische Volk froh war, eine „straffe Führung“ zu bekommen.
2. Der Maßstab der deutschen Demokratie passt nicht auf Russland. Russland ist 1. noch nicht so weit und hat 2. (siehe oben) ganz andere Rahmenbedingen als Deutschland, die Niederlande oder Frankreich oder kleinere europäische Staaten.
3. Den autoritären Charakter, den Sie ansprechen sehen wir bei vielen engen Partnern der NATO/EU noch stärker ausgeprägt: Türkei, Brasilien, Jordanien, Saudi-Arabien,Quatar, VAE usw. usw. Da sind wir nachsichtiger, oder?
4. Gründungsmitglied der NATO war beispielsweise Portugal, damals eine faschistische Diktatur (Salazar). Griechenland wurde als NATO-Mitgleid zeitweise von einer Militärdikatur geführt.
5. Mit „keinen unüberwindbaren ideologischen Differenzen zu Russland“ meinte ich, dass wir ähnlich wie mit dem Gründungsmitglied der NATO, Portugal, bei Russland das Potenzial der Zukunft sehen müssen und dürfen nicht die 1. Phase der Demokratie in der sich Russland nach wie vor befindet, zum Masstab machen. Die ehemalige Leiterin des ARD-Studios in Moskau, Krone-Schmalz, hat eine Vielzahl von Büchern und Artikeln zu dem Thema geschrieben. Man kann sie auch in You-Tube in vielen Beiträgen hören.
5. Die Sowjetunion/ der Warschauer Pakt und die NATO befanden sich in einer ideologischen und systemischen Auseinandersetzung (Demokratie/Marktwirtschaft-Kommunismus) um die Vorherrschaft in der Welt. Das waren sehr viel unüberwindbarere Gegensätze als die zwischen Russland und dem Westen.
Zum Thema Krim nur eine generelle Anmerkung, weil ich sonst zuviel neue Emotionen auslöse:
In einem Konflikt zwischen zwei Menschen oder Parteien gibt es IMMER zwei divergierende Wahrnehmungen zum selben Vorgang. Und beide Parteien sind fest davon überzeugt „Recht zu haben“. Das ist das Wesen eines Konflikts.
Nun stellt sich die Frage, wie man mit dem Konflikt umgehen will:
– Friedlich beilegen? Das erfordert ein Zugehen aufeinander und kann zu einer win-win-Situation führen.
– Einfrieren? Dann bleibt der Konflikt ungelöst.
– Im Streit lösen. Dann gewinnt entweder eine der Seiten oder beide Seiten verlieren weil der Streit das zerstört, was man mit dem Streit, gewinnen wollte.
Im Moment ist der Krim-Konflikt eingefroren. Eine Lösung im Streit (militärisch) wäre aus meiner Sicht sowohl für Russland wie für Europa eine Katastrophe. Bleibt also das Aufeinanderzugehen, um den Konflikt zu lösen. Das wäre meine Idee.
@Zimdarsen
„Keiner unserer Verbündeten wendet sich von Deutschland ab“
Dass UK und Fr nix sagen liegt daran, dass die mit Brexit und Gelbwesten gerade wesentlich wichtigere Probleme haben, um die sie sich kümmern müssen. Dass andere nicht 2% ausgebende Länder sich, wie von Pence gesagt, hinter De verstecken, dürfte logisch sein, macht das ganze aber nicht besser!
Und Länder wie Polen, die durchaus 2% ausgeben machen ihre Meinung zum dt. Verhalten regelmäßig deutlich!
„Auch in den Einzelprojekten mit unseren EU Partnern sind diese froh das sie uns im Boot haben.“
UK/Fr haben in den letzten Wochen wohl deutlich gemacht, was sie vom Exportverhalten Deutschlands bei gem. Projekten halten, und was folgt wenn sich daran in Zukunft nix ändert!
Und es ist völlig egal, was die möglicherweise wahren Gründe für Trump sind! Fakt ist dass er mit seiner Kritik absolut im Recht ist, womit er auch nicht der erste ist, wie nun schon oft gesagt wurde!
@Pete | 05. April 2019 – 10:51
Wie wollen Sie im Krim-Konflikt auf Russland zugehen?
Das war eine völkerrechtswidrige Annexion von Gebietsteilen eines anderen souveränen Staates. So etwas suchen Sie unter den Mitgliedsstaaten der NATO vergeblich.
Gleiches gilt für die Destabilisierung der Ostukraine, und hier gibt es zumindest das Minsker Abkommen.
Auch die russische Argumentation, Chruschtschow hätte die Krim in den 50er Jahren des 20.Jahrhunderts fälschlicherweise der Ukraine zugeschlagen, kann man nicht folgen. Spätestens bei der Auseinandersetzung der Sowjetunion 1991 hätte man diesen „Fehler“ vertraglich korrigieren können.
Das ist schlicht und einfach ein einseitiger, aggressiver kriegerischer Akt gewesen, der durch nichts zu rechtfertigen ist.
Die Kommentare, die sich mit der Einordnung unserer lieben Nachbarn ostwârts des Bug beschäftigen und der moralisch/philosophischen Debatte über den Charakter der NATO auseinandersetzen, mögen interessant sein.
Darum geht es aber nicht.
Die NATO existiert, es ist ein Zusammenschluss friedlicher, westlicher Staaten zum Zwecke der solidarischen Verteidigung (des eigenen Territoriums und der eigenen Einflussspäre). Kaum jemand dürfte bestreiten, dass insgesamt gesehen das Wirken der NATO in den 70 Jahren diesem Teil des Planeten gut getan hat.
Nun geht es darum, dass jedes Mitgliedsland den Teil zur Sicherung der Leistungsfähigkeit des Bündnisses beiträgt, der seiner Stellung und seinen Interessen entspricht. Angesichts der mantra-haft vorgetragenen Hervorhebung unseres übergrossen Wunsches nach multilateral organisierter Politik, sollte es jedem hier klar sein, dass DEU sich in eine sehr schwierige, weil unglaubwürdige Position manövriert hat. Da hilft es sicher wenig, dem amerikanischen Vizepräsidenten an den Kopf zu werfen, er verstünde nichts von deutschem Haushaltsrecht. Unser Aussenminister anscheinend auch nicht, sonst hätte er sich anders geäussert.
@Thomas Becker
„…Die NATO existiert, es ist ein Zusammenschluss friedlicher, westlicher Staaten zum Zwecke der solidarischen Verteidigung (des eigenen Territoriums und der eigenen Einflussspäre). “
Das mit der Verteidigung des eigenen Territoriums unterstütze ich uneingeschränkt.
Das mit der „Verteidigung der eigenen Einflusssphäre“ sollten Sie noch einmal überdenken. Ich zitiere diesbezüglich Angela Merkel:
„Altes Denken in Einflusssphären, womit internationales Recht mit Füßen getreten wird, darf sich nicht durchsetzen“
Wenn Sie die obige Aussage bei Google eingeben finden Sie eine Vielzahl von Tageszeitungen als Quellen.
@Pio-Fritz | 05. April 2019 – 11:32
„So etwas suchen Sie unter den Mitgliedsstaaten der NATO vergeblich….“
Hm, Türkei und Nordzypern ?
@Pio-Fritz | 05. April 2019 – 11:32
Wie wollen Sie im Krim-Konflikt auf Russland zugehen?
Das war eine völkerrechtswidrige Annexion von Gebietsteilen eines anderen souveränen Staates. So etwas suchen Sie unter den Mitgliedsstaaten der NATO vergeblich.
…
Autsch! Zypern ist mittlererweile seit 40 Jahren türkisch besetzt. Soweit bekannt war die Türkei damals schon NATO-Mitglied und ist es aktuell auch noch.
In Sachen Ukraine ist bislang nicht bekanntgeworden, daß ein russischer Vize-Außenminister den Ukrainern diktiert hätte, wer Regierungschef wird und wie die Ministerposten zu besetzten sind. Seitens einer US-Vizeaußenministerin schon. Fuck the EU, zur Erinnerung. Eine derartige Einmischung in die inneren Angelegenheiten souveräner Staaten ist jedenfalls nicht im Völkerrecht vermerkt.
Es operieren auch Truppen von NATO-Mitgliedern ohne UN-Mandat und ohne Einladung der international anerkannten Regierung auf dem Gebiet Syriens.
Ich würde da argumentativ nicht mit Steinen schmeißen, wenn ich derart im Glashaus sitze.
[Da ist Ihnen was durcheinandergeraten – hier waren der komplette Eintrag, div. Kommentare und alles mögliche in voller Länge reinkopiert. Glaube nicht, dass das Ihre Intention war; bitte als Kommentar (!) noch mal posten. T.W.]
Die NATO hat ohne jeden Zweifel zu Vielem beigetragen, was Europa stabilisiert und Frieden und Freiheit ermöglicht hat. Das kann sie auch in Zukunft tun, wenn sie ein Verteidigungsbündnis bleibt, dass gut begründet und mit VN-Mandat im Ausnahmefall auch mal „Out-of-Area“ geht. Dabei muss man in der Tat im Hinterkopf behalten, dass es etliche schwierige NATO-Partner gab und gibt, die dem Bild der Wertegemeinschaft und Allianz transatlantischer Demokratien nicht immer entsprechen. Dabei muss man auch im Hinterkopf behalten, dass der Preis für NATO und EU immer geteilte Sicherheit für Europa war und ist. Langfristig ist Sicherheit aber unteilbar und Russland ist unverrückbar. Russlands Agieren auf der Krim und in der Ostukraine ist erklärbar, möglicherweise sogar (realistisch) defensiv und Aktionen des „Westens“ haben dazu beigetragen. Das gilt es zu analysieren und seine Strategie anzupassen, das sind wir unseren Interessen und dem Frieden in Europa schuldig. Russlands Verhalten ist aber auch eindeutig völkerrechtswidrig und nicht hinnehmbar. Auch hierauf müssen wir reagieren, haben wir reagiert. Das sind wir unseren Interessen und Werten und unseren Verbündeten schuldig. Jetzt aber – wie in dem Kamp-Text – zu argumentieren wirft etliche Fragen, auch für die Existenz und Zukunft der NATO, auf. Eben war Russland noch der mächtige Endgegner, der ganz Europa bedrohte, auf den wir auf jeder Ebene massiv reagieren sollten. Massive konventionelle Aufrüstung, nukleare Nachrüstung, umfassende Modernisierungen, Cyber-, Hybride und KI-Herausforderungen en masse, US-Divisionen dauerhaft in Mittel- und Osteuropa etc., etc. Jetzt schreiben dieselben Leute „April-April“, das war nur das benötigte Feindbild, aber der Feind Russland ist nicht annähernd so stark, wie wir das behauptet haben. Regional vielleicht eine Gefahr für kleine Nicht-NATO-Staaten, aber mit ein paar US- und NATO-Brigaden plus Nuklearschirm ist das keine Herausforderung, die Mittelstreckenraketen auch nicht, alles etwas aufgebauscht, sorry. Und da der Russe eh nur über ein GDP kleiner, als Italien verfügt, die Bevölkerung schrumpft und alle Kennzahlen nach unten weisen…lasst uns nicht mehr so viel über Russland reden. Aber: Wir müssen jetzt unbedingt die amerikanische Weltsicht übernehmen. USA vs. China, das ist die Zukunft plus Konkurrenz der Großmächte. Auch wenn die Interessen der USA und unsere immer weiter auseinanderlaufen oder sich sogar diametral widersprechen, die EU zum Feind erklärt wird, die USA die liberale Weltordnung aktiv attackieren, den Strafgerichtshof (regelbasierte Weltordnung) attackieren, auf die europäische Sicherheit pfeifen (JCPOA, INF etc.) müssen wir in jedem Fall auch als NATO global die Interessen der USA gegen China verteidigen, notfalls auch im Südchinesischen Meer, also direkt vor deren Haustür. Das ist vor allem im Interesse der USA, aber letztlich auch in unserem, deswegen müssen wir da mittel- bis langfristig dabei sein, so die klare Botschaft. Das ist nicht nur wider unsere Interessen, das ist auch ein ganz ordentliches bisschen Orwell (Eindämmung und direkt vor der Haustür meines Gegners offensiv werden, ist Verteidigung – Chinesische Schiffe außerhalb chinesischer Gewässer sind Sicherheitsbedrohungen für den Weltfrieden) und ganz viel Hybris. Vor allem aber und das ist ja das Thema dieses Beitrags, bedroht es die NATO in ihrer Existenz und in ihrem Zusammenhalt. Die NATO sollte ein transatlantisches und europäisches Verteidigungsbündnis mit 360 Grad Fokus bleiben, solange das aufgrund der sicherheitspolitischen Lage in und um Europa notwendig und solange eine gesamteuropäische Sicherheit mit Russland nicht in Sichtweite ist. Die NATO gegen China und im Indopazifik in Stellung bringen zu wollen, dürfte dazu führen, dass die Allianz auseinanderbricht. Das wäre vielleicht im Interesse Trumps und Putins, aber sollte nicht in unserem Interesse liegen.
@Pio-Fritz
„Wie wollen Sie im Krim-Konflikt auf Russland zugehen?“
Erster Schritt des „Zugehens“ ist die Bereitschaft Zuzuhören wie die jeweils andere Wahrnehmung des Krim- Konflikts aussieht. Das mag ja ganz neue Erkenntnisse geben.
Das Endergebnis der Konfliktlösung kann ich nicht voraussagen. Ich gehe aber mal davon aus, dass auch wir -der Westen- das Wohl und den Willen der Menschen, die auf der Krim wohnen auch berücksichtigen wollen, oder?
Ich zum Beispiel würde eine durch die UNO überwachte Volksabstimmung der Krimbewohner als EINE mögliche Lösung des Konflikts ansehen. Wie Sie wissen wurde „der Konflikt“ um das Saarland – wegen des Mehrheitswillens (68 zu 32 Prozent) der saarländischen Bevölkerung- später anders geregelt als ursprünglich von den Siegermächten geplant:
„Die Verfassung des Saarlandes trat nach den ersten Landtagswahlen 1947 in Kraft und hatte die Lostrennung von Deutschland und den wirtschaftlichen Anschluss an Frankreich zum Ziel.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Saarland_1947_bis_1956
@Koffer
Schon richtig, ich habe auch nichts gegen eine viel bessere Ausrüstung der Bundeswehr. Auch nicht gegen höhere Rüstungsausgaben. Mir erschienen 1000 Leopard-Panzer viel sicherer als die lumpigen 300 oder 400, die sie hat. Der Puma sieht auch aus wie eine Fehlkonstruktion. Der hat das Gewicht eines mittleren Kampfpanzers, aber nicht dessen Feuerkraft. Das Problem der Bundeswehr liegt allerdings in einer Art Chaoswirtschaft. Sehen wir mal die Kosten der Forch Fock-Reparatur, hätte man für den Preis nicht locker mehrere neue Segelschulschiffe bauen können? Genauso ist es mit anderen Dingen. Die Regierungsflieger stranden regelmäßig irgendwo in der Pampa. Als die Maschinen noch zur Lufthansa gehörten, gab es damit keinen einzigen Zwischenfall! Nehmen wir mal den Eurofighter. Wie kann es sein, dass von den wenigen Maschinen nur 33% einsatzbereit sind? Vom A-400M ganz zu schweigen. Mit den Hubschraubern soll es auch sehr übel aussehen. Die Tornados sind recht betagt, warum wird da nicht schon längst Ersatz getestet? Von den wenigen modernen U-Booten, kein einziges seeklar. Am fehlenden Geld liegt das nicht. Es gibt erhebliche, strafbar anmutende, organisatorische Mängel. Die zuständigen Minister und Beamten werden heutzutage offenbar, im Gegensatz zu erbärmlichst bezahlten Kassiererin im Supermarkt, nicht zur Verantwortung gezogen.
Trotzdem bleibt, dass es keinen einzigen ernst zu nehmenden Feind für die Bundeswehr und erst recht für die NATO in Europa gibt. Von den Auslandseinsätzen halte ich ausschließlich die im Baltikum für richtig.
Wenn man die Rüstungsausgaben am BIP festmacht, ist das falsch, denn diese werden zum BIP gerechnet, ebenso wie Forschung und Entwicklung und Schattenwirtschaft. Man kann die Schattenwirtschaft beliebig aufblasen und das wird auch kräftig getan. Ziehen wir diese Dinge vom BIP ab, weil es Ausgaben bzw. keine Einnahmen des Staates sind, sind wir seit 2018 und auch 2019 in einer Rezession. Die Amis sind noch übler, die zählen außerdem noch die Pferdewetten auf ihre maßlos aufgeblasenen Aktien dazu. Ich bleibe dabei, die Vorwürfe der Trump Administration sind rüpelhafte Verhalten.
@ Klabautermann + @Mitleser.
Sie haben recht. Zypern hatte ich nicht auf dem Schirm. Wahrscheinlich geht es uns mit der Krim in 40 Jahren genauso.
Die NATO ist gemäß ihres Vertrages ein Bündnis von unabhängigen Staaten zur Verteidigung. Doch was so manche Staaten der NATO anstellen ist nicht wirklich friedlich und da ist die Türkei mit der Unterstützung der IS nur ein Beispiel.
Die NATO ist ein gutes Bündnis, solange wenn sich die Staaten an den NATO Vertrag halten. Leider tun sie das nicht immer und am Bsp Libyen wird vieles deutlich.
Da haben vor allem die Staaten in Europa versagt und unglaubliche Fehler gemacht Das Land wurde nach dem von Nato Staaten beförderten Sturz des Diktators Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 weitgehend sich selbst zu überlassen.
Die heftige nationalgetriebene Konkurrenz zwischen der ehemaligen Kolonialmacht Italien und Frankreich geht darum, wer dort die Vermittlerrolle einnimmt. Zudem tragen rivalisierende Regionalmächte weitgehend ungehindert vom Westen einen Stellvertreter-Kampf in Libyen aus. Haftar erhält offen Unterstützung aus Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten und weniger offen von Russland, aber auch Frankreich. Die Türkei und Katar stützen seine Gegenspieler, maßgeblich islamistische Milizen aus Misrata.
Die NATO ist ein vorbildliches Bündnis doch leider wird es zu oft mißbrauch. Ich befürchte, dass genau diese Möglichkeit zum Mißbrauch Trump veranlasste seine liebe zur NATO zu entdecken. Denn ohne NATO kann er in der Zukunft uU nur mit weniger dicker Hose auftreten.
Wir leisten einen enormen Beitrag zur NATO und eine Brüskierung der USA sollte nicht hingenommen werden. Die USA sind es, welche unsere Sicherheit in Europa nach 1990 eher gefährden als sichern.
@Michael
Einige Hinweise zur Richtigstellung von Behauptungen:
1. „Von den wenigen modernen U-Booten, kein einziges seeklar“ … ist falsch. Von den sechs U-Booten fahren derzeit vier. Siehe:
1.1 @marinespox 30. März 2019
„In diesem Zusammenhang möchte ich nochmals auf einen Tweet von @deutschemarine hinweisen: (link: https://twitter.com/deutschemarine/status/1103964584652738561) twitter.com/deutschemarine… 4 von 6 U-Booten klar = Idealfall. Damit wird deutlich, welch grosse Leistung hier erbracht wurde“!
1.2. Kieler Nachrichten vom 28. März (Verlagswebseite …)
2. SPz PUMA – „Gewicht eines mittleren Kampfpanzers, aber nicht dessen Feuerkraft“
2.1 Natürlich nicht! Da er ein SPz ist, besitzt er die dafür erforderliche Feuerkraft. Das Gewicht moderner Schützenpanzer wuchs im Verhältnis zur Bewaffnung an, zur Optimierung des passiven Schutzniveaus. Vgl. SPz Bradley mit 32,6 t vs PUMA in Schutzstufe A 31,45 t.
2.2 Der PUMA steht in der Wettbewerbsliste der U.S. Army für deren „Future combat Vehicle programme“ https://www.defensenews.com/global/europe/2019/03/15/is-germanys-puma-combat-vehicle-still-tickling-the-us-armys-interest/ – weil er so mies ist?
2.3. Seit wann ist dies ein Leistungsargument: „Der Puma sieht auch aus wie eine Fehlkonstruktion“???
2.4 Eine Unterscheidung in leichter/ mittlerer/schwerer KPz (sKPz) hat nur noch historische Bedeutung und endete mit T-55 (WP)- bzw. Leo 1A1 (NATO)-seits. Alle späteren KPz sind sKPz. Die Klassifiizierung richtete sich NICHT ausschließlich nach dem Gewicht, sondern auch der Feuerkraft und dem Schutzniveau als Summenwert aus Panzerschutz+Beweglichkeit.
3. A400M
Die Lw fliegt seit 07. März mit nunmehr 26 Maschinen in weltweitem Einsatz:
Nordamerika, Argentinien, Mali, Afghanistan, Mongolei mit erfreulichem Klarstand.
@Pio-Fritz | 05. April 2019 – 14:56
Na ja, der junge LtzS Klabautermann war 1974 als Austauschoffizier zufällig in der damals 6. US Flotte, die innerhalb eines Tages von easy-go-lucky auf red alert ging und mit 2 carrier task groups vor Zypern kreuzte und die Streithähne auseinander hielt, Ein prägendes Erlebnis für den jungen klabauter in mehrerlei Hinsicht – so was vegisst man eben nicht.
@Zimdarsen | 05. April 2019 – 10:49
„Keiner der Inspekteure führt die Momentane Situation der Streitkräfte auf deren Unterfinanzierung zurück.“
Die Inspekteure haben mehrfach aufgezeigt, dass auch die Unterfinanzierung in die aktuelle Lage geführt hat.
@iroquois: Ich verstehe das Zusammenspiel Ihrer folgenden beiden Aussage nicht:
1. „…müssen wir in jedem Fall auch als NATO global die Interessen der USA gegen China verteidigen, notfalls auch im Südchinesischen Meer…“
2. „Die NATO gegen China und im Indopazifik in Stellung bringen zu wollen, dürfte dazu führen, dass die Allianz auseinanderbricht“. Liegt in diesen beiden Aussage nicht ein Widerspruch?
Ich bin ebenfalls Ihrer Meinung nach, dass die Europäer die Verschiebungen im globalen Machtgefüge berücksichtigen sollten. Mein Vorschlag ist, dass jeder der NATO-Partner sich zunächst einmal auf die eigene Haustür konzentriert und man sich trotzdem für den Verteidigungsfall die gegenseitige Unterstützung zusichert. Ist es nicht viel effizienter und effektiver, wenn wir Europäer uns auf unsere Ränder konzentrieren, statt Flugzeugträger zur Malakka-Straße zu senden? Im Gegenzug kann die USA durchaus Truppen in Europa reduzieren. Ja – wir Europäer sollten darauf hinarbeiten, uns eigenständig gegen Russland verteidigen zu können. Das ist aufgrund der wirtschaftlichen Lage ja auch durchaus möglich. Und wir sollen das Augenmerk darauf legen, dass die Mitgliedstaaten der EU (Finnland, Estland, Bulgarien) ihren freien Zugang zum Seehandel aufrecht erhalten können. Wir benötigen eine abgestimmte Vorgehensweise für das Nordpolarmeer, den Nahen Osten und den Norden Afrikas. Die Straße von Gibraltar, der Bosporus, der Suezkanal – das sind unsere maritimen Nadelöhre. Das Beispiel von Zypern und der Türkei zeigt deutlich, dass das alles keine Selbstverständlichkeit ist. Die Türkei und Ägypten sind zwei für Europa strategisch bedeutende Länder. Um ein Gegengewicht zu China aufzubauen, sehe ich den Europäischen Beitrag bei Militär also in der Entlastung der USA in Europa und seinen Randgebieten. Der wirtschaftliche Ansatz ist aus meiner Sicht genauso wichtig. Unsere Technologien den Chinesen zur Verfügung zu stellen, nur weil wir diesen großen Markt um jeden Preis bedienen wollen rächst sich schon jetzt. Faire Regeln für den Handel und die Wirtschaft sind zwingend.
Und Europa hat die Chance und sollte sich auf den Weg machen, das solare Potential Nordafrikas zur eigenen Energieversorgung zu nutzen. So reduzieren wir unsere Abhängigkeit von Russland und dem Nahen Osten. Wir investieren in Afrika und überlassen dies nicht den Chinesen. Und wir schaffen die klimapolitische Wende. Aber für solche globalstrategischen Ansätze bräuchten wir leider mehr Typen vom Stile eines Macron….
Wenn Europa sich in der Verteidigung unabhängiger von den USA machen möchte, dann sollte es sich vorwiegend mit den Fähigkeiten Russlands befassen – beispielsweise den neuen Raketen und der Reaktivierung der Bomberflotte. Die USA verfügen derzeit über Fähigkeiten zur Raketenabwehr in Europa, die wir dann diskutieren müssen. Zudem altert die amerikanische Bomberflotte derzeit 1 Jahr pro Kalenderjahr und Europa hat da gar nichts zu bieten. Wir benötigen sicher keine globale Reichweite wie die B2-Bomber aber es ist schon zu hinterfragen ob die Kombination aus Tankflugzeugen und Mehrzweck-Kampflugzeugen/Jagdbombern die einzige Option einer weitreichenden Wirkung bleiben sollte. Eine Reichweite von beispielsweise 5000 km (Hin-und Rückflug) würde aber den EU-Ländern eine sehr gute Flexibilität im Hinblick auf alle Randbereiche Europas gewährleisten.
@Pete Diesen Satz der Frau Merkel, den Sie da zitieren, dieser Satz ist Teil unseres Problems.
Wenn ein Regierungschef dies wirklich denken sollte, dann hat er oder sie die Grundlagen von Aussenpolitik und Sicherheitspolitik ( und Wirtschaftspolitik btw) nicht im Ansatz verstanden.
Und genauso dürftig agieren wir auch seit vielen Jahren. Ein tumber Tor, voller guter Absichten der den eigenen Laden zertrampelt.
@Memoria
„Die Inspekteure haben mehrfach aufgezeigt, dass auch die Unterfinanzierung in die aktuelle Lage geführt hat.“
Das nennt man Neuausrichtung.
Für jetzt und 2020-21. (Momentan) haben wir keine Unterfinanzierung. Im Moment haben wir ein Vertragschließungsproblem und massive Schwierigkeiten im Bereich Personal und Infra.
Wir bekommen ab 2021 ein Problem mit der Finanzierung, wenn die Finanzlinie nicht weiter steigt.
Grundsätzlich hat das Militär immer zu wenig Geld.
Wir Europäer sind nicht mehr fähig zum Krieg und das ist am Ende evtl sogar eine frohe Botschaft.
Die Frage ist, sind wir Westeuropäer in der Lage die Situation so zu gestalten, dass wir durch Russland, China und evtl die USA nicht erpressbar sind.
Die einzigen welche im Moment versuchen die EU zu erpressen sind die USA und GB.
@Zimdarsen:
Auch wenn sie es nicht wahr haben wollen:
Die Probleme gibt es bereits jetzt, da der Nachholbedarf in allen Bereichen (Betrieb, Beschaffung, etc) bereits jetzt enorm ist. Zudem verhindert der FinPlan ab 2021 genau jetzt (!) die Vorbereitungen vieler dann umzusetzender Maßnahmen – auch bei der Infrastruktur.
Der Inspekteur der Luftwaffe sah die Luftwaffe letztes Jahr an einem Tiefpunkt. Besser ist es seitdem nicht geworden und mit der gültigen Planung wird es auch nicht besser werden.
Es werden in den kommenden Monaten weitere Einschnitte erfolgen – gerade auch bei Infrastruktur, Ersatzteile, F&T, etc.
Aber man kann natürlich auch einfach warten was 2021 passiert – denn so macht es auch die große Koalition.
Nur schade, dass man auch hier die Auswirkungen der politischen Entscheidungen nicht erkennen will.
@Zimdarsen:
Nachtrag zur Vertragsschlussproblematik.
Ja dort gibt es sicherlich weiterhin Engpässe, aber der Mittelabfluss funktioniert wieder. Das BMVg hat im vergangen Jahr erneut mehr Ausgaben realisiert als im Vorjahr und im EPl. 14 kam es zu einer Vollausgabe (https://www.bundesfinanzministerium.de/Monatsberichte/2019/01/Inhalte/Kapitel-3-Analysen/3-4-vorlaeufiger-abschluss-bundeshaushalt-2018.html).
Es wäre wirklich hilfreich, wenn man wenigstens hier etwas mehr aufgrund von aktuellen Fakten diskutieren würde.
Die Diskussion in der breiten Öffentlichkeit ist bereits realitätsfern genug. Dies zeigten ja die letzten Wochen bis hin zur Kanzlerin. Der Außenminister hat dem ganzen mit den obigen Anmerkungen zur angeblich komplizierten Haushaltssystematik die Krone aufgesetzt.
Nicht nur die Amerikaner, sondern auch die Europäer, haben erkennbar genug von den deutschen Ausreden (https://www.defensenews.com/global/europe/2019/04/05/germany-muddles-through-another-nato-shindig/).
Die Bundesregierung zeigt aktuell, dass einsatzbereite Streitkräfte als integrierter Teil der NATO keine politische Priorität sind. Entgegen aller Versprechungen.
Und der Verweis auf Truppenstellung in AFG ist eben kein gutes Argument dagegen.
Zur Diskussion um Deutschland und das 2%-Ziel: Das ist ein Parameter auf den man schauen kann aber sicher nicht der einzige. Deutschland ist beileibe nicht das Schlusslicht bei den NATO-Mitgliedern sondern liegt im hinteren Mittelfeld. Nicht mal ein Viertel der Mitglieder erfüllen derzeit den Wert. Ein Fokussierung der Debatte auf Deutschland allein ist also absolut nicht angemessen und anderweitig motiviert. Und gerade bei der Diskussion hier wird deutlich, dass beileibe nicht alle militärischen Mittel im eigentlichen Wirkungsraum der NATO – sprich rund um den Nordatlantik sowie bei dedizierten NATO-Einsätzen – vorgehalten werden. Was tragen denn die Carrier Strike Groups der Navy im Pazifik und indischen Ozean der Amerikaner dazu bei? Uns selbst die Franzosen und Briten wollen da jetzt auch hin. Wir Europäer haben auch NATO-unabhängige Missionen der EU und UN. Insofern ist es absolut angemessen, das real zu NATO-Zwecken eingesetzte Dispositiv zu quantifizieren.
Und wer hier in diesem Forum die deutsche Leistungsfähigkeit klein redet; Neben der durchaus zu bemängelnden aktuellen Schlagkraft der Bundeswehr zählt dazu auch die (Militär)-wirtschaftliche Fähigkeit. Und Deutschland ist viertgrößter Waffenexporteur der Welt! Damit verfügen wir über eine enormes industrielles Potential im Krisenfall zügig Militärgüter zu produzieren.
@Nachhaltig:
Wenn man nicht nur auf die 2% am BIP, sondern auch auf 20% für Ausrüstung schaut, dann sind wir nicht im Mittelfeld, sondern in im letzten Drittel (https://www.nato.int/cps/en/natohq/news_164482.htm, dort im Detail in den Dokumenten). Hinzukommt, dass u.a. die Niederlande und Dänemark konkrete Schritte darstellen wie sie voran kommen. Genau so war es in der NATO auf Ebene der Regierungschef vereinbart. Deutschland hat noch nicht mal zeitgerecht einen entsprechenden Plan vorgelegt.
Anders die Niederlande: http://www.natowatch.org/newsbriefs/2018/netherlands-publishes-national-plan-nato-defence-investment-pledge
Ihre Bewertung unserer rüstungswirtschaftlichen Leistungsfähigkeit beruht wohl auf den Zahlen von SIPRI – leider auch eine Quelle, die einige Länder wie Russland und China nicht betrachtet. Hinzukommt, dass die Perspektiven der deutschen Rüstungsindustrie durch die Exportentscheidungen und absinkende Beschaffungen negativ aussehen.
Und insgesamt – auch das kann man wohl nicht oft genug sagen – egal wie ungenau die 2% sind: Die Bundeskanzlerin hat mehrfach diesem Ziel zugestimmt, dann wurden 1,5% zugesagt und diese werden nun auch nicht eingehalten. Aber es wird weiter das Gegenteil behauptet (siehe Maas in Washington).
Im Ergebnis verliert Deutschland absehbar noch mehr Fähigkeiten, denn am Ende kostet das alles eben Geld. Egal ob 1,5% oder 2%. Man hat sehr viel an Fähigkeiten versprochen und es wird nicht einzuhalten sein.
Das ist das wirkliche Problem, das offenbar in Washington, Paris, London, Den Haag, Oslo, Kopenhagen und Warschau mehr interessiert als in Berlin.
Also genug Gründe für Geburtagszoff und sehr wenig Gründe für deutsche Oberlehrer-Ausreden, die ja auch gerne die Bundesregierung vorbringt – und wohl gar nicht mehr merkt, daß man sich damit nur noch unglaubwürdiger macht.
@Nachhaltig
Zustimmung
@Memoria
„Die Bundesregierung zeigt aktuell, dass einsatzbereite Streitkräfte als integrierter Teil der NATO keine politische Priorität sind. Entgegen aller Versprechungen.“
Jetzt bringen Sie einiges durcheinander.
1. Unsere Streitkräfte sind Einsatz und Missionsfähig. Dies wird in vielen Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen.
2. Seit 1988 werden wir abgerüstet und das war bis 2012 gut so. Die Neuausrichtung hatte zum Ziel die Streitkräfte so aufzustellen, dass sie unter den Rahmenbedingungen von 2012 ihrem Auftrag gerecht werden.
3. Die Rahmenbedingungen haben sich geändert und die Regierung hat reagiert.
4. Die Bundeswehr wird während der laufenden Einsätze umgebaut.
5. Vieles was wir jetzt wieder für LV/BV angeblich benötigen ist nicht mehr vorhanden Ämter und Verfahren wurden zerstört.
6. Ja, die NATO hat nicht die politische Priorität wie sich manche wünschen.
7. Die politische Prioritäten liegen im Moment in den von der Regierung beschrieben Punkten.
8. Wenn wir Europa weiter spalten, der Brexit unberechnbar eskaliert unsere Wirtschaft einbricht, wir den sozialen Frieden verlieren, dann hat die NATO einen Partner welcher schwächer ist als wir uns vorstellen können.
Mehr Geld in ein insolvente Unternehmen zu stecken ohne das Management zu optimieren ist Insolventzverschleppung. Das ist unser Problem.
Ich kann mit dem komischen 1,5/2/xzy% Ziel ja nun wirklich nichts anfangen-aber Maas hat ja nun nochmal auf dem Gipfel ganz deutlich die Einhaltung der 1,5% bis 2024 zugesagt, dann muss da ja offenbar fett Geld kommen?
Da müsste man ja für Gerät und Infrastruktur jetzt schon die Planung und für viele Dinge auch schon die Ausschreibungen fertig haben für was man das Riesenbudget in 2024 denn ausgeben möchte. Muss ja alles noch irgendwie produziert werden, weil das dicke Geld fliesst ja bei Lieferung. Wie sieht es denn damit aus? Es geht ja rein um Ausgaben, oder? Hmmm… Ich glaube die Zusage auf dem Gipfel war nicht so schlau.
Hat jemand eigentlich von den hier Anwesenden schon mal versucht 10-14 jährigen Kindern und Jugendlichen (Greta Thunberg, Klimaschutz ist da ganz aktuell gerade, Thema ist auch noch sehr präsent) das Konzept NATO i.V.m Nukleare Abschreckung und %-Ziel (=hauptsache Geld irgendwie ausgeben, eigentlich egal für was) zu erklären? Die (haben übrigens oft russigstämmige Kinder in der Klasse, aber das Risiko das das von Putin ferngesteuerte Agenten sind ist recht klein) erklären dann die Erwachsenen nur noch für bekloppt. Haben leider Recht.
@ Zimdarsen:
Ihr letzter Beitrag (ganz besonders Ihr Punkt 1), lädt ein zur Vermutung, dass Sie nicht besonders intensiv „Augen Geradeaus“ lesen …
Bon Dimanche ;-)
Nach meiner persönlichen Milchmädchenrechnung wären 20% von 2%BIP ca 12 Mrd Euronen per annum für Beschaffungen. Kann sich hier irgendjemand vorstellen, dass die BW, Wirtschaft und Industrie eine solche Summe effektiv und effizient Jahr für Jahr „verdauen“ kann ? Also ich kann das nicht, denn das wäre (Basis HH-Plan 2018) mehr als eine Verdopplung der gegenwärtigen Ausgaben für Beschaffung.
@Zimdarsen:
Meine von Ihnen zitierte Passage bezog sich auf die geplanten Fähigkeiten für LV/ BV. Somit gehen dann für mich Ihre Argumente etwas durcheinander.
Zu 1:
Die Einsatzbereitschaft außerhalb der Einsätze und einsatzgleichen Verpflichtungen ist nunmal sehr gering. Genau deswegen sehen ja auch die Inspekteure bereits jetzt eine Unterfinanzierung – was sie offenbar wohl nicht so sehen.
Wie sehr man bereits auf Kante genäht ist, zeigt die neueste einsatzgleiche Verpflichtung: NATO Readiness Initiative.
Diese wurde letztes Jahr zugesagt und soll ab nächstem Jahr erfüllt werden – nur unklar mit was.
Zu 2. bis 7.:
Ja die Rahmenbedingungen haben sich seit 2014 verändert.
Die Reaktion der Bundesregierung war jedoch insbesondere finanziell nicht konsequent. Im Ergebnis sind die gemachten Zusagen bei den Fähigkeiten nicht erfüllbar.
Zu 8.:
Ja es gibt auch noch andere Probleme, aber wenn man Verbündeten dauernd etwas verspricht, dann sollte man es auch halten. Multilateralismus und so.
Wenn man ein Unternehmen vor der Insolvenz retten will, braucht man zunächst frisches Kapital und einen Plan wie es besser laufen kann. Den Plan gibt es, nur nicht das Kapital.
Was wollen Sie denn konkret beim Management ändern? Wieder neue Strukturen, die Jahre brauchen bis sie wirksam werden und dann auch wieder nicht perfekt sein werden?
Wenn es bei der jetzigen Finanzierung bleibt dann wird die Lücke zwischen Zusagen und Fähigkeiten noch deutlich größer.
Hilft das die NATO und die EU zu stärken?
Mit dem Verweis auf vorhandene Defizite einer Großorganisation kann ich zusätzliches Geld immer leicht verweigern. Die Bw gibt aktuell sicher prominente Beispiele ab (Berater, Gorch Fock), aber deswegen eine Vollbremsung hinlegen?
Auch wenn der Verteidigungshaushalt steigt, wäre die aktuelle Finanzplanung jedoch genau diese Vollbremsung für Beschaffung, Betrieb, Forschung, Infrastruktur. Wahrscheinlich auch für den Aufwuchs an Personal.
Da hilft auch nicht die Aussage der Spitzen der Koalition, es könnte jahresweise mehr Geld geben, da dies keine Planungsgrundlage ist.
Da aber ihre sicherlich eingängige Argumentationslinie auch in der Koalition mehrheitsfähig ist, werden wir die wirklichen Konsequenzen bis 2021 und darüber hinaus bald beobachten können. Dann wird man sich in Berlin wieder wundern, dass die Bundeswehr auf etwas höherem Niveau erneut kaputt gespart wurde.
@Landmatrose:
Aufgrund der mittelfristigen Finanzplanung können genau diese Vorbereitungen für 2024 nun nicht anlaufen.
Die angeblich achso komplizierten Regeln des Haushaltsrechts sind da recht eindeutig. Dies zeigt, dass es bei den 1,5% nur um Schaufensterpolitik bis 2021 geht, da man innenpolitisch andere Prioritäten hat.
@klabautermann:
Ja, ich glaube dies wäre möglich, wenn es stufenweise und planbar über mehrere Jahre erfolgen würde. Aktuell werden viele Themen über einen sehr langen Zeitraum gestreckt um die Jahresscheiben klein zu halten. Die industriellen Kapazitäten sind in der Breite nicht ausgelastet und könnten bei einer höheren Planbarkeit (Verträge mit größeren Umfängen) auch zum Ausbau der Kapazitäten führen.
Zudem wird ja einiges auch im Ausland beschafft und der Mittelabfluss ist mehrjährig. Der administrative Aufwand ist jedoch für Kleinserien genau so groß wie für größere Umfänge.
Dieses Jahr steigt das Kapitel-Beschaffungen erneut:
https://www.bundeshaushalt.de/#/2019/soll/ausgaben/einzelplan/140555413.html
Da zeigt sich ja auch die Breite der Themen.
Aktuell dreht sich die Argumentation im Kreis, da wenig Geld, wenig administrative Kapazitäten, begrenzte industrielle Kapazitäten. Ist für so manchen ja auch als Ausrede angenehm.
Durch die fehlende finanzielle Perspektive kann man hier aber nicht vorankommen, sondern muss nun wieder mit Schieben, Streichen, Strecken anfangen.
@Zimdarsen
„Unsere Streitkräfte sind Einsatz und Missionsfähig. Dies wird in vielen Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen“.
Bei allem Wohlwollen für unsere Bundeswehr und jeden der, der hier mit Schwung zur Bildung eines abgerundeten Bildes beiträgt, diese Ihre Auffassung stimmt nachweislich leider nicht.
Ohne Zweifel bekommen wir erforderliche Truppen zur rechten Zeit in zugesagtem Umfang an jeweilige Einsatzorte, allerdings nur unter meist umfassender Zusammenraffung aller Kräfte oder über ad hoc-Nachrüstungen.
Jüngstes Beispiel ist – leider – der PUMA:
„Die Aufrüstung von 41 Puma-Panzern für eine neue Nato-Sondereinsatzgruppe (VTJF) kommt die deutschen Steuerzahler teuer zu stehen. Insgesamt wird mit Kosten von mindestens 228,1 Millionen Euro gerechnet, um die Panzer einsatzreif zu machen. Das geht aus einer Antwort des Verteidigungsministeriums an den Grünen-Politiker Tobias Lindner hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt“. (03. April ’19)
Einsatzfähig ist, wenn solche Maßnahmen nicht erforderlich wären, sondern der Kdr JEDERZEIT „Btl aufsitzen“ befehlen kann und das PzGrenBtl rollt.
@Klaus-Peter Kaikowsky | 07. April 2019 – 9:30
„Ohne Zweifel bekommen wir erforderliche Truppen zur rechten Zeit in zugesagtem Umfang an jeweilige Einsatzorte“
Nichts anderes habe ich behauptet!
Unsere Streitkräft sind fähig zum Einsat und sie sind im Einsatz.
Diese Einsätze zehren am Material, wie man es 2012 nicht vermuten wollte und die fast abgeschaffte Einsatzlogistik kommt kaum nach.
„…allerdings nur unter meist umfassender Zusammenraffung aller Kräfte oder über ad hoc-Nachrüstungen.“
Ja, das ist ein riesen Problem und noch mehr Einsätze für die die Bw nie aufgestellt wurde macht das nicht besser.
Wer behauptet die Bw ist nicht einsatzfähig sollte sich anschauen was die Bw seit 1990 geleistet hat und wie viele Soldaten im Einsatz waren. Nennen Sie mir ein Land in Europa welch ähnliches geleistet hat.
Jetzt geht es darum, die Bw wieder auf LV/BV auszurichten und das ist eine viel größere Aufgabe. Was macht Spanien, Italien, Frankreich um den konventionellen Teil auf LV/BV auszurichten?
In diesem Bereich ist weniger die Momentane Ausrüstung entscheidend sondern wie stehen wir in 5-10 Jahren da?
Wer sind unsere potentiellen Gegner und was sind deren Kapazitäten (die NATO ist mit der Analyse beschäftigt)?
Haben wir gehärtete Infra? Haben wir die richtigen Waffen- Plattformen? Ist unsere Industrie digital und analog gehärtet?
Wie angreifbar ist unsere Software?
Wenn wir heute alles hätten was wir für heute gerne hätten wir vor 10 Jahren anders handeln müssen. Wir legen aber heute die Grundlage für das was wir in 5-10 Jahren auf dem Hof haben wollen.
Ja, was wir heute für eine NATO Sondereinsatzgruppe benötigen muss beschafft werden und ist teuer. Hätten wir vor 10Jahren gewusst, dass wir dies benötigen wäre es evtl günstiger geworden. Wird halt dann ein EF Tranche 4 weniger.
Unter Umständen sind die 41 Puma aber auch die falschen Plattformen für die Szenarien welche uns erwarten.
Wir haben evtl zu viele alte Krieger in unserem Planungsamt die übersehen was gerade im militärischen Bereich bahnbrechenden Entwicklungen geschieht und am deutlichsten wird es im Bereich der Automatisierung, Vernetzung und Entwicklung neuer Waffen. Ob wir darauf flexibel, schnell und innovativ genug reagieren hängt weniger am BiP als am Grips (Management).
Ich mach mir um die Bw heute keine Sorgen, eher um die Einigkeit/Willen/Fähigkeit zur Abschreckung und BV für morgen.
Das Geld ist ausreichend da, wir (alle in Europa) vergeuden es nur!
@Memoria
Was uns jetzt fehlt hat kaum was mit dem EP14 für die Zukunft zu tun, sondern ist das Ergebnis von Entscheidungen der Vergangenheit und ich kann mich gut daran erinnern wie sehr die Inspekteure ihren Minister gelobt hatten und vom Verfügbarkeitsmanagement und Fähigkeitstransfer geschwärmt hatten. Auch vergesse ich nicht, wie sie uns erklärt hatten, was wir alles nicht mehr benötigen und wem es nicht auffällt, der Ausverkauf geht ja noch weiter, ohne dass man Mittel dafür fordert (zB Infra und Einsatzlogistik)!
@Thomas Becker
„Ihr letzter Beitrag (ganz besonders Ihr Punkt 1), lädt ein zur Vermutung, dass Sie nicht besonders intensiv „Augen Geradeaus“ lesen …
Bon Dimanche ;-)“
Nennen Sie mir ein Land außer den USA welches sich im Rahmen der UN, NATO, EU und Koalition derart Engagiert?
Wir sind zum Einsatz und einsatzgleichen Verpflichtung fähig und wir tun es im Gegensatz zu anderen Partnern in einem hohen Maß. Wo waren denn all die Partner die uns in Mali/Gao ablösen wollen? Wo sind denn die HTH von unseren EU Partnern GB, FR, IT, ESP uem?
Wer unterstützt unsere FR Partner in Niger?
Was machen denn unsere EU/europäischen NATO Partner so alles in AFG?
Das wir nicht alles können was irgendwer will ist in der Natur der Sache ab so läuft es im Militär.
Wer behaupte wir sind nicht zum Einsatz, zur Mission fähig beschämt die tausende Soldaten welche im Moment im Einsatz, inder einsatzgleichen Verpflichtung oder Dauereinsatzaufgabe sind.
Gerne können wir uns über die Defizite der Bw und unserer Partner unterhalten (und da gibt es richtig viele) aber diese pauschalen Aussagen sind einfach falsch und spiegeln nicht die Realität.
Noch besser, manche würden sich mal unsere potentiellen Gegner anschauen und die Propagandabrille dabei ablegen und sie werden erkennen, ganz so schlecht wie behauptet wird, steht EUropa plus den europäischen NATO Staaten, die nicht in der EU sind nicht da.
P.S.: Glauben Sie mir ich lese nicht nur AG intensiv ;-) und ich bin überzeugt, dass wir Europäer mehr tun müssen.
Wer glaubt, wir machen jetzt auf 2% und alles wird gut ist massiv auf dem Holzweg und es gibt auch nicht die Lösung und alles ist dann perfekt.
Im Moment sind die größten Hindernisse, die komplexen Beschaffungs und Infra-Baumaßnahmen und die nicht passende Struktur zum vorhandenen Personal. Dazu kommt die Unwissenheit über die vor uns liegenden Herausforderungen/Entwicklungen. Wir müssen davon ausgehen, dass alle unsere tollen Lösungsansätze morgen schon überholt sein können. Wir müssen verstehen, dass wir trotz Digitalisierung und all unserem Scheinwissen nicht vollkommen ist. Putin, May und Trump werden noch ein paar Übertragungen für uns haben und dann sind hinterher wieder alle schlauer ;-).
@Zimdarsen:
Der Rückblick auf 2012 hilft nicht – auch da wiederhole ich mich. Die Probleme sind jetzt eben weiterhin da.
Halten sie KdB und FPBw für den falschen Weg?
Was ist dann ihre Alternative?
Von welchem Geld soll den die Infrastruktur und die Einsatzlogistik bezahlt werden, wenn schon genug Geld da ist?
Wissen Sie wie groß die Spielräume im EPl 14 sind?
Was genau ist das bessere Management und wie findet das Milliarden zur Finanzierung Ihrer Ideen?
Irgendwie kann ich ihre Gedankengänge nicht ganz nachvollziehen.
Stimmt, die Probleme sind da und für jetzt hilft nicht noch mehr Geld. Die Organisation des Miltärs in Europa und die Prozesse/Fähigkeitsabstimmung passt JETZT nicht.
Die KdB und das FPBw ist auf die Zukunft gerichtet und wie die ist, kann ich nicht sagen. Egal welches Szenar man annimmt, es wird immer zu wenig für alles sein.
Europa muss sich konsequent auf LV/BV ausrichten und zwar bedrohungsorientiert und meine persönliche Meinung ist, dass dies nicht geschieht. Am deutlichsten wird die bei der fehlenden Flugabwehr und ELOKA deutlich.
Wir können uns leisten eine bestehend Offzierschule, Ausbildungseinrichtungen und Werften ohne Not zu verlegen und wissen schon jetzt, dass es unter LV/BV Gesichtspunkten falsch ist. Bauplanung dauert über 7Jahre, also fehlt nicht jetzt das Geld für die nächsten vier Jahre oder steht was aus?
Im Moment bekommen wir har nicht so viele Handwerker wie wir beschäftigen könnten!
Ich stelle fest, ich bin kein Berater oder besseres BMVg ;-)
Wir werden nie Geld für alles haben, das ist im Militär systemimanent.
Doch heute kommt zur Unsicherheit der Bedrohung auch noch die Unsicherheit in der technologischen Entwicklung. Wir hatten eine Zeit bis zum Ende des WP da wurden die Systeme immer besser und ausgefeilter. Auch im 2WK wurden viele Entwicklungen immer moderner und prinzipiell besser, doch bei in vielen Bereichen nicht zuverlässiger und einsatztauglich.
Jetzt sind wir am Scheideweg, entwickeln wir die perfekte Perdekutsche weiter oder setzen wir gleich auf das Flugzeug und lassen das Auto aus (Vergleich). Lieber viel vom Guten und Bewährten oder weniger vom modernsten.
Wir sind im Dilemma der Sprunginnovationen. Dabei gilt es zwischen zwei Kategorien zu wählen Technologie: entweder aufrechterhalten oder störend. Nachhaltige Technologie ist die schrittweise Entwicklung bestehender Technologien. Disruptive Technologie macht das Gegenteil, sie revolutioniert das Feld, birgt aber auch Risiken, da sie neu, ungetestet und anfangs begrenzt ist. Wir sehen das am Bsp in GB Einführung F-35 und zeitgleich Außerdienststellung PA 200. Die USA und Rus gehen einen anderen Weg. In Teilen Einführung von absoluten Neuentwicklungen aber zeitgleich Weiterentwicklung von bewährtem Gerät. Dies gilt auch für Verfahren und Organisation.
Wir sind im Moment noch für den 2012 angenommenen Auftrag einsatzfähig aber für einen unglaublich hohen Preis und ohne Durchhaltefähigkeit. Wo investiert Russland, Indien und China? Wo stehen Sie in 10 Jahren?
Wo steht Deutschland in 10 Jahren mit seinen aller engsten Verbündeten in Europa (zB BeNeLux)? Ich bin mir ebenso sicher, dass wir mit dem EP14 zurechtkommen könnten aber dann muss jetzt entschieden und optimiert werden.
Solange wir noch Urlaubscheine, Arbeitszeiterfassung an der Stechuhr, Beurteilung (wie jetzt) und Fahrbefehle schreiben und haben wir noch viel Luft im System.
@Zimdarsen:
„Europa muss sich konsequent auf LV/BV ausrichten und zwar bedrohungsorientiert und meine persönliche Meinung ist, dass dies nicht geschieht. Am deutlichsten wird die bei der fehlenden Flugabwehr und ELOKA deutlich.
Und das soll dann supranational in der EU erfolgen oder im NATO-Rahmen oder durch Absprachen der jeweiligen Streitkräfte? Und das erfolgt dann ab wann?
Fehlende Flugabwehr und EloKa wären auch dann wohl durch nationale Beiträge abzudecken – kostet aber auf jeden Fall Geld. Konsequenz aus ihrem Vorschlag wären Jahre an Vorbereitungen im internationalen Rahmen parallel zu den Planungen der NATO. Die wiederum national im Fähigkeitsprofil abgebildet sind.
Man kann natürlich nun europäischen Visionen verfolgen und sonst für Stillstand sorgen. Hilft der Truppe aber nicht.
Und von den bekannten Problemen bei der Infra auf das gesamte Beschaffungswesen zu schließen ist auch nicht wirklich seriös.
Zum Themenkomplex findet sich übrigens diese Woche auch ein aus meiner Sicht ganz guter Artikel in Zeit Online (ohne Paywall), Titel „Blindgänger“, von Ulrich Ladurner und Michael Thumann.
Der „Blindgänger“/@Landmatrose/Zeit , ist bekanntlich doppeldeutig:
– die nicht funktionierende Ladung und der
– Einfaltspinsel.
DEU präsentiert sich als Einfaltspinsel, da geglaubt wird, Rest-NATO lässt uns damit auf Dauer durchkommen, durchkommen mit deutsch-zentristischer Handlungsweise des ökonomischen Hegemons, der sich seiner fast unangreifbaren Position bewusst ist und diese erhält, auf Kosten anderer Europäer.
„Die EU, das reichste Staatenbündnis der Erde, kann sich militärisch kaum verteidigen – das ist ein genauso deprimierender wie politisch weitreichender Befund“.
Und Deutschland trägt die größte (Mit)Schuld.
„Die Deutschen sind gar nicht so europäisch, wie sie immer tun. Riesig sind die Herausforderungen für die Verteidigung Europas, kleinlich die deutschen Antworten“. Berliner geizt mit Geld und klaren Selbstverpflichtungen, verbal ausgenommen.
Hier https://www.defensenews.com/global/europe/2019/04/05/germany-muddles-through-another-nato-shindig/ auch gut beschrieben.
@Memoria
Mindestens alles was im NATO-Rahmen funktioniert klappt auch im EU Rahmen (da Teilmenge von, mit kleiner Ausnahme). Da der Lissabon-Vertrag weiter geht als Artikel 5 dürfe es für die BV keine größeren Probleme geben.
Da läuft kaum was parallel. Alles was wir in die NATO einbringen ist im EU-Bündnis automatisch, nur eben nicht umgekehrt.
So wie es die USA mit EUropa halten muss es EUropa mit den USA tun und deshalb gibt es Artikel 5.
Wenn wir EUropäer es nicht schaffen sollten, dann liegt es nicht am Geld (siehe Ausgaben der EU-Staaten für Verteidigung) sondern am Willen.
Viel ist in den letzten 5Jahren auf den Weg gebracht worden und ich hoffe, dass es nicht zu spät ist. M.W. hat RUS seine Ausgaben fürs Militär ehergesenkt als erhöht aber es geht eben nicht um jetzt, sondern um Übermorgen. Wir sind uU nicht agil genug.
Ich schließe bei Infra nicht auf das Beschaffungswesen, denn die Probleme bei Infra sind so viele wie es Projekte und Landesbauämter gibt plus Neuausrichtung. Beschaffung und Infra hat als Gemeinsamkeit nur das BMVg der Rest ist sehr Komplex und anders gelagert.
Im V-Fall eh überbewertet ;-)
@Klaus-Peter Kaikowsky
„Die EU, das reichste Staatenbündnis der Erde, kann sich militärisch kaum verteidigen – das ist ein genauso deprimierender wie politisch weitreichender Befund“.
Das ist vollkommen zutreffend, liegt aber nicht an vermeintlich zu geringen Militäausgaben.
‚Und Deutschland trägt die größte (Mit)Schuld.“
Da ist sie wieder, DIE „deutsche Schuld“!
Nein Deutschland trägt zum Status Quo keine Schuld, Ereignisse wie die Wiedervereinigung, Finanzkriese, wirtschaftlicher Abschwung nach 1990, 9/11, Irak-Krieg, Jugoslawien, Hungersnöte, Bürgerkriege, Atomunfälle und Entscheidungen der Regierungen in Europa haben die jetzige Situation zum Ergebnis. Da gab es große Herausforderungen, geniale Entscheidungen und deutliche Fehlgriffe.
Deutschland ist ein Treiber der GSVP und trotzdem werden auch da Fehler gemacht, so ist das Leben.
Die Frage ist, was ist zu tun?
@Zimdarsen
Es ist nicht „DIE deutsche Schuld“, sondern eine gehörige Mitschuld, weil wir es aufgrund unserer ökonomischen Fähigkeiten verantwortungsvoller, eben besser könnten.
Die BR befördert kräftig die außen- und sicherheitspolitische Verzwergung Deutschlands indem Verantwortung abgewälzt wird mit beanspruchter höherer Moral: „Franzosen liefern Waffen an Diktatoren“.
Wenn denn solcherart Deutsche Ethik das Leben beherrscht, darf auch kein saudisches Öl importiert werden, etc!
Wir reden vom Zusammenhalt in EU/NATO treten Verbündeten aber vor das Schienbein, z.B. mittels Behinderung jeweiliger Rüstungsexporte.
Im Bewusstsein eigener Schuld gegenüber Partnern sowie Angst vor dem Koalitionspartner und der Öffentlichkeit werden verquaste Konstrukte produziert wie „Wir achten darauf, dass keine endmontierten Waffen“ an das KSA geliefert werden.
Exakt solche Waffen, nämlich Lu/Lu Flugkörper liefern Briten und Franzosen aber. Das nenne ich Einmischung in innere Angelegenheiten der Partner. Dabei behindern wir nicht nur, nein, wir verhindern effiziente Mittelnutzung durch Auferlegung innenpolitisch begründeter Vorgaben.
Russland hat sich nach einer umfassenden Militärreform eine trainierte, umfassend gedrillte und schlagkräftige Armee zugelegt, mit deutlich weniger Mitteln, aber konsequenter Ausrichtung am, aus deren Sicht, mil Erforderlichen.
Die Geschichte muss einen Blick zurück in die 1930er fordern, als ein Hitler exakt handelte wie Putins Russland heute.
@Klaus-Peter Kaikowsky
Na, dann bin ich mal entspannt, denn der Österreicher hat ja den Krieg verloren ;-)
Ja, die BR macht Fehler, wie jede Regierung. Doch halte ich Waffenlieferungen von EU Partnern in Kriegsgebiete ebenso für unsolidarisch und entgegen des NATO-Vertrages. Die Frage ist, gefährdet Sie unsere Sicherheit und wenn ja, was ist zu tun?
„Geburtstagszoff vernebelt Blick nach vorne“
So siehst aus.
@Klaus-Peter Kaikowsky | 08. April 2019 – 14:44
Naja, DAS sicherheitspolitische Schwergewicht war Deutschland noch nie, eben aus benannten historischen Gründen. Und 60 Jahre Training in sicherheitspolitisch-devoter Haltung krempelt keiner in 10 Jahren um, nur jeder erwartet es.
Ökonomische Leistungsfähigkeit korreliert nicht unbedingt mit militärischer Leistungsfähigkeit. Deutschland ist da wohl am ehesten mit Japan zu vergleichen, wenn man den Zeitraum ab 1930 vergleicht. Nur in puncto Nachrüstung sind sie uns ca. 5 Jahre voraus.
Wir wissen doch alle, das Putin seine außenpolitischen Machtspiele braucht, um im Inneren als starker Mann da zu stehen, weil es wirtschaftlich nicht läuft. Von daher wird er sich auch nicht mit der NATO anlegen können, selbst wenn er wollte kann er ökonomisch einen längeren Konflikt in der Dimension womöglich an mehreren Fronten nicht durchhalten.
Und die USA haben auch nicht das goldene Kalb, auch wenn sie immer so tun. Man sieht es an den Flugzeugträgern, die im Hafen bleiben müssen, weil es nicht genug Begleiteinheiten gibt. Und das trotz der seit Jahrzehnten geübten Praxis, schwimmende Einheiten der NATO-Partner einzubinden.
Die Rüstungsexportpolitik der Bundesregierung entspricht doch exakt dem Willen der deutschen Wähler. Man braucht nur auf die Umfragewerte der Parteien zu schauen und wie diese dazu stehen.
Ich denke, es wäre etwas mehr Gelassenheit angebracht und nicht hektischer Aktionismus. Dazu zähle ich auch die Vereinbarung eines abstrakten 2%-Zieles.
@Klaus-Peter Kaikowsky
„Die Geschichte muss einen Blick zurück in die 1930er fordern, als ein Hitler exakt handelte wie Putins Russland heute.“
– Das ist schon ziemlich absurd und geschichtsvergessen, was Sie da schreiben.
– Hitler hat in den 30er Jahren massiv aufgerüstet, Russland hat in den letzten 2 Jahren den Rüstungsetat zurück gefahren.
– Mit Hitlervergleichen dieser Art gegenüber Russland sollten Deutsche meiner Ansicht nach generell zurückhaltend sein, insbesondere bei Ländern, die Hitlerdeutschland überfallen hat.
– Kriege gegen andere Länder – auch ohne UNO-Mandat- sind in den letzten 20 Jahren erheblich häufiger vom Westen geführt worden als von Russland. Waren natürlich „gute Kriege“, ich weiß.
– Der ehemalige CDU-Abgeordnete und spätere Burda Manager Jürgen Todenhöfer hat gerade ein treffendes Buch über die allgegenwärtige Doppelmoral und Selbstgefälligkeit des Westens herausgebracht:
„Die große Heuchelei- wie Politik und Medien unsere Werte verraten“
Todenhöfer war bei vielen Kriegen persönlich vor Ort, nicht „embedded“, sondern als freier Journalist. Hier einige Auszüge aus dem Buch:
https://books.google.de/books/about/Die_gro%C3%9Fe_Heuchelei.html?id=CEp6DwAAQBAJ&printsec=frontcover&source=kp_read_button&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false
Der Mann gehörte mal der so genannten „Stahlhelmfraktion“ in der CDU an und ist bestimmt kein „Weichei“. Wie ganze viele andere stramme Befürworter der Abschreckung während des Kalten Krieges gehört Todenhöfer zusammen mit Wimmer, Teltschik, von Bülow – um nur Einige zu nennen- zu einer Gruppe von Politikern, die absolute Insider und Befürworter des Westens während des Kalten Krieges waren und heute massive Kritik an der Russlandpolitik des Westens üben. Alle artikulieren den fehlenden Willen des Westens zum Ausgleich mit Russland und hinterfragen ganz offen das Bedrohungsnarrativ, das uns ständig gebetsmühlenartig eingetrichtert wird.
Ich frage mich ernsthaft wie jemand der den Kalten Krieg selbst erlebt hat, die Bedrohung einer auf 30 Mitglieder gewachsenen NATO durch das geschrumpfte Russland auf ein solches Bedrohungsniveau wie das des ehemaligen WP/ der ehemaligen Sowjetunion oder wie Sie jetzt, auf das Niveau von Hitler künstlich hochschreiben können. Ich kann das auf Grund der realen Faktenlage schlicht nicht nachvollziehen.
@Pete
„Russland hat sich nach einer umfassenden Militärreform eine trainierte, umfassend gedrillte und schlagkräftige Armee zugelegt“, mit Hilfe welcher Finanzmittel auch immer.
Was hinten raus kommt zählt. Dann noch Todenhöfer, Herr hilf.
Dazu gehört die für mich unsägliche Entgleisung von Claus Kleber mit seinem „Krieg in Sicht“ Spruch in der Begrüßung:
„Guten Abend, zu Wasser und zu Luft sind heute Nacht amerikanische, deutsche und andere europäische Verbündete unterwegs nach Estland, um die russischen Verbände zurückzuschlagen, die sich dort wie vor einigen Jahren auf der Krim festgesetzt haben.“
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/heute-journal-vom-4-april-2019-100.html
@Klauspeterkaikowsky |
„Russland hat sich nach einer umfassenden Militärreform eine trainierte, umfassend gedrillte und schlagkräftige Armee zugelegt“
……und die Propaganda funktioniert auch ;-)
Um auf das Niveau der Russischen Föderation zu kommen, muss die NATO und EU kräftig abrüsten!
@Thomas Melber
Ich habe das zum 1. Mal gesehen. Das hat ja mit einer Nachrichtensendung nichts mehr zu tun.
Wenn ich solche verantwortungslose Meinungsmache sehe frage ich mich ernsthaft was in deren Köpfen vorgeht. „Denn sie wissen nicht was sie tun.“