Vorsorge für den Funkausfall: Kradmelder für die NATO-Speerspitze (m. Nachtrag)
Die deutschen Truppenteile in der NATO-Speerspitze, der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF), können künftig auf ein viele Jahrhunderte altes militärisches Kommunikationsmittel zurückgreifen: Meldereiter, auch wenn die seit Jahrzehnten natürlich nicht mehr zu Pferde, sondern mit Motorrädern unterwegs sind und, es ist ja die Bundeswehr, nach der Abkürzung Krad für Kraftrad als Kradmelder (Krad-Melder?) bezeichnet werden. Die Panzerlehrbrigade 9 in Munster, in diesem Jahr der Leitverband für die stand-by-Force für die VJTF, erhielt in dieser Woche die ersten 29 von insgesamt 84 neuen BMW-Geländemotorrädern.
Die Motorräder sind, so berichtet die Bundeswehr*, als mobiles Meldemittel bei Truppenmärschen vorgesehen: Sie sichern und kontrollieren die Verbindung von Truppenteilen auf einem Marsch. Ist der Funk gestört, oder die digitale Verbindung ausgefallen, schließen die motorisierten Meldekräfte die Verbindungslücke. In Zeiten der Digitalisierung ist allerdings nicht mehr der Meldeblock das einzige Kommunikationsmittel für die Kradmelder – sie sollen bei Bedarf auch Speichersticks für Computer von einem Ort zum anderen bringen.
Mit der gezielten Einführung der Motorräder bei der schnellen Eingreiftruppe reagiert das Heer auf Erfahrungen aus der Großübung Trident Juncture in Norwegen im vergangenen Jahr, wo die deutsche VJTF-Brigade mit praktisch allen ihren Verbänden unterwegs war. Der Bedarf dafür, darauf sind Bundeswehr und Verteidigungsministerium stolz, wurde auch erst Ende 2018 angemeldet – und die ersten Maschinen vom Typ BMW F 850 GS** wurden nach dreieinhalb Monaten geliefert.
Von einer flächendeckenden Renaissance der Kradmelder will das Heer allerdings nicht sprechen. Weiterhin verfügt jedes Kampftruppenbataillon über vier Motorräder in seinen Aufklärungs- und Verbindungszügen. Daran soll sich auch nichts ändern. Bei der VJTF-Brigade sind dagegen für jede Kompanie zwei Motorräder vorgesehen – selbst die Fahrschulfahrzeuge abgezogen hat damit die deutsche NATO-Speerspitze dann deutlich mehr Kradmelder zur Verfügung als eine normale Brigade.
Nachtrag 6. März: Der Kollege Lars Hoffmann von hartpunkt.de war – im Unterschied zu mir – bei der Übergabe in Munster dabei. Aus seinem Bericht (danke für den Leserhinweis) ergibt sich ein doch etwas anderer Zeitablauf bei der Anforderung des neuen Geräts als in der Meldung auf der Bundeswehr-Webseite:
Nach Aussage von Brigadegeneral Ullrich Spannuth hatte die Brigade im Dezember 2017 während ihres Aufenthalts im Gefechtsübungszentrum festgestellt, dass ein Element für die Ausgestaltung der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) fehlte: Die Verbindung und die Kontrolle von Marschbewegungen mit Hilfe von Motorrädern. „Und ein Jahr später haben wird die. Das hätte ich nicht für möglich gehalten“, sagte Kommandeur der Panzerlehrbrigade in seiner Rede während der Übergabezeremonie.
**Korrektur: Nachdem es ein wenig Verwirrung um die Bezeichnung des Modells gab (auch hier in den Kommentaren), hat die Bundeswehr das geklärt: Die Maschine hat die Typenbezeichnung des Herstellers BMW: F 850 GS (das GS steht für Gelände/Straße). Bundeswehrintern wird sie als Krad GL bezeichnet – das GL steht für Gelände. Daraus wurde dann, von wem auch immer, die nicht ganz zutreffende Bezeichnung F 850 GL. Ich hoffe, der Punkt ist damit ausgeräumt.
*Fürs Archiv die Bundeswehr-Meldung als pdf-Datei:
Immer in Verbindung bleiben: Neue Motorräder für die NATO-Speerspitze
(Fotos: Übergabe von Motorrädern an die Panzerlehrbrigade 9 in Munster am 4. März 2019 – Jana Neumann/Bundeswehr)
Das ist doch mal wirklich eine gute und sinnvolle Maßnahme zur Sicherstellung der Kommunikation auch gegen einen potentiellen Gegner, der im Bereich der elektronischen Kriegsführung sehr leistungsfähig ist.
Sind denn in den Aufklärungs- und Verbindungszügen der Kampftruppenbataillone außerhalb der VJTF bereits Krads angekommen?
„Weiterhin verfügt jedes Kampftruppenbataillon über vier Motorräder in seinen Aufklärungs- und Verbindungszügen.“ Aha? Habe in meinen 14 Monaten im AVZg eines PzGrenBtl nie ein Wort über Motorräder gehört geschweige denn ein dienstliches Motorrad gesehen. Das ist jetzt 5 bzw. 6 Jahre her.
[Das war die offizielle Auskunft des Heeres, und ich habe auch mehrfach nachgefragt… T.W.]
„Ist der Funk gestört, oder die digitale Verbindung ausgefallen, …“
Natürlich, aber ganz regulär als Normalfall auch mit den o.g. vier Krädern (von ehemals 14).
Denn, ist, was häufig passiert „Sendeverbot für (Funk, Radar, …)“ befohlen, bleibt nur das Krad. Innerhalb eines Btl AOR mit verantwortbarem Zeitaufwand sicher, schnell u einfach händelbar.
So neu, wie hier als Notfall-Ausnahme herauslesbar, ist das freilich nicht, im Gegenteil.
Der Aufklärungs- und Verbindungszug der 1./- Kompanie (Versorgungs- und Unterstützungskompanie) im Btl der Kampftruppe war und ist Verbindungsmittel des Kdr, als solches im Einsatz dem Kommandeur zur Aufklärung und Verbindung unmittelbar unterstellt.
Der Zug führt Kräder in der Verbindungsgruppe als Melde- und Verbindungsfanrzeug.
Eine flächendeckende Rennaissance braucht das Krad sicher nicht. Dort aber, wo rasch und sicher Verbindung gehalten werden muss, also vorn, sind Mittel unterhalb der Fm/Elo-Ebene unverzichtbar.
Bis Anfang der 2000er gab es Kräder in der Truppe, das letzte Mal kann ich mich an Kradmelder bei einer Übung 2006 erinnern.
In der STAN standen die Kradmelder mit Motorrad-Führerschein immer, allerdings gab es später keine Maschinen mehr und im AVZ lagen nur noch die alten Kradkombis und Helme im Keller. Es hieß zwar immer, dass eine Neubeschaffung geplant sei, aber konkrete Informationen dazu habe ich nie gehört.
@ AVZ
Das wundert mich nicht, wurden die Kräder doch mit der Ausrichtung auf Auslandseinsätze mit Auslaufen der alten Hercules-Maschinen um 2008 nicht mehr modernisiert (u.a. auch, weil man so einfach Fahrschulplätze sparen konnte). Ausgeplant waren Sie in den Kampftruppenbataillonen aber weiterhin, nur eben nicht vorhanden.
Ich kann diese Maßnahme nur ausdrücklich begrüßen, denn dieses vergleichweise einfache Mittel bietet unschlagbare Vorteile und ist (je nach Ausbildungsstand der Melder / Kradfahrer) sehr verlässlich.
@ Mackiavelli
Nein, denn noch vor kurzem (lies: 2016) stellte sich BwFuhrpark da sehr quer und sah keine Notwendigkeit.
Hm fahren die sonstigen Fahrzeuge der BW nicht alle mit Diesel ? Logistisch wäre dann doch besser ein Diesel Krad ( 1030M2 (Kawa KLR Basis) gewesen, oder ?
Aber wenigstens ging es schnell.
Auch nach meinem Kenntnisstand gab es seit Mitte der 2000er Jahre mit dem Auslaufen der Herkules K180 ausser den FJg BMW im Eskortezugvkeine Kräder mehr in der Truppe.
Gibt es einen Grund wieso nicht mehr die KTM 400 beschafft wird?
Ich dachte die sei als Nachfolger der Herkules geplant?
Und wird ja auch schon teilweise verwendet zb der KSK.
Zwei verschiedene Motorräder klingt nach erhöhtem logistischem Aufwand.
Früher (he, he) gab es Kräder sogar auf Kp-Ebene (zumindest in den Batt der Art).
Funkausfall? Auch noch durch EMP? Dann wird es bestimmt eine Freude so ein Elektonikwunder wie die BMW zu SCHIEBEN…….Die olle Hercules wird schnellstens aus dem Showroom des Museums geholt und dann kann wohl wenigstens der Herr General als Sozius von a nach b knattern.
Lieferzeit von Serienmotorrädern von 3 Monaten finde ich jetzt nicht ungewöhnlich. Oder musste BMW wunder vollbringen weil der Besteller ein paar Sachen hat ändern lassen?
Spannend ist die Frage: Wer fährt die? Und gibt es Ausrüstung für diejenigen?
Außer bei Feldjägern gibt es m.W. in der Truppe keine Kräder mehr. Habe auch in der Kampftruppe bisher davon weder etwas gehört, noch gelesen. Ist das evtl. ein einzelnes Sondervorhaben nur für VJTF?
Aber ich bestelle jetzt vorsichtshalber schonmal ein paar Meldeblöcke wenn Lotus Notes ausfällt ;-)
@n.machiavelli
Ich spekuliere, daß Bw nicht mehr selbst an den Krädern schrauben darf und diese zum Kundendienst müssen – es gibt eben deutlich mehr BMW-Werkstätten, die auch Kräder warten, als KTM-Stützpunkte.
Aber wie gesagt: Spekulation.
Zuerst: Es ist eine gute Nachricht, dass diese Lücke wenigstens für die VJTF geschlossen ist.
Insgesamt muss man hier aber dennoch einiges kritisch anmerken:
1.
„Weiterhin verfügt jedes Kampftruppenbataillon über vier Motorräder in seinen Aufklärungs- und Verbindungszügen.“
Das mag die offzielle Auskunft des Heeres oder so sein, es ist aber schlichtweg falsch, egal wie man es dreht und wendet. Die Kradmelder sind überall weg und zwar schon seit vielen Jahren und gegen den mehrfach und deutlich gegebenen Rat aller, die damit mal zu tun hatten. Bedauerlicherweise musste ich schon mehrfach feststellen, dass diese Veränderung bei vielen Angehörigen der „operativen Ebene“ und höher nicht bekannt ist.
Damit ist gemeint: es gibt weder real noch im „Soll“ dieses Element. Die STAN / IS-Org sieht das gar nicht mehr vor.
2.
Wenn der Bedarf für dieses Gerät erst „Ende 2018“ angemeldet wurde, dann frage ich mich, wo die Meldungen über diesen Mangel und Vorschläge zur Verbesserung abgeblieben sind, die ich seit 6 Jahren regelmäßig höflich auf dem Dienstweg abgebe…
3.
Was den Aufklärungs- und Verbindungszug (AVZ) angeht, so ist dieser in allen Panzertruppenverbänden ein Opfer der Tatsache, dass in Wahrheit nirgendwo mehr wirklich mit Volltruppe geübt wird, noch nicht mal auf Ebene Btl. Herr Wiegold, ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie einmal nachfragten, wer denn in der VJTF mit welchen Mitteln die Lücke zwischen Brigadeaufklärung (Fennek etc) und der Gefechtsaufklärung der Kompanien (dann hoffentlich: PUMA / Leo II) schließt, also die Aufklärung auf BtlEbene stellt. Nachdem nun bald auch der letzte WOLF ersatzlos in den Verantwortungsbereich der VEBEG wechselt gibt es dort nämlich einfach kein Fahrzeug mehr und keine Idee für einen Ersatz. Seit Jahren wird hier aus vielen (vmtl allen) Verbänden gemeldet, dass eine ganze Fähigkeit verloren geht, de facto sind die meisten dieser Züge seit Jahren (!) damit beschäftigt, Ehrenzüge zu formieren, Zelte auf- und abzubauen o.ä. und Personallücken anderswo zu stopfen. Interessiert leider keinen, bis plötzlich die Presse anklopft, weil zufällig VJTF auf dem Dienstplan steht.
4.
Beschaffung ist gut. Ausbildung wäre auch gut.
Herr Wiegold, vielleicht können Sie in 2-3 Jahren oder so zum Thema VJTF einmal nachfragen, wie viele Kradfahrer nun für diese Maschinen ausgebildet werden konnten oder wenigstens einen Führerschein für ein Motorrad haben. Um nicht des Defätismus beschuldigt zu werden, wage ich keine Prognose, aber wenn wir mit der Ausbildungskapazität genauso gut planen, wie mit den Bedienern der ALADIN in den AVZ, dann wäre es besser, wenn der Funk nicht ausfällt.
5.
Der ein oder andere General redet ja mittlerweile gern von „kriegstauglichen Verbänden“. Mich würde interessieren, wer eigentlich dafür sorgt, dass diese Motorräder auch bis 2023 durchhalten. Werden Ersatzteile beschafft und Inst-Personal geschult oder sorgt die nächste BMW-Vertragswerkstatt gewohnt günstig für die fahrenden Kradmelder beim nächsten Pressetermin?
Schluss: Ich will nicht schlecht reden, dass hier tatsächlich mal eine sinnvolle Beschaffung schnell durchgeführt wurde, im Gegenteil: Mich freut diese Nachricht. Es ist nur traurig, dass nun ausgerechnet die VJTF dafür als Aufhänger herhalten muss, damit das Problem in diesem Bereich überhaupt zugegeben wird.
Das Personal, dass in den anderen Panzertruppenverbänden des Heeres weiter verzweifelt versucht, Material und Ausbildung zu erhalten, wird neidisch nach Munster schauen.
Kradmelder scheinen mir nicht ganz so ausgestorben zu sein, wie es hier teilweise berichtet wird, bei Red Griffin 2017 war offenbar mindestens einer dabei…
https://www.flickr.com/photos/bundeswehrfoto/34204765904/in/photostream/lightbox/
[Habe den Link mal gegen den Link zur Originalquelle ausgetauscht. T.W.]
… und vielleicht auch bald wieder kleine Hubschrauber für die Verbände – so wie den VBH oder die Alouette selig?
Sehr interessant.
Hoffentlich haben die zuständigen Kryptoverwalter und das IT-Personal die Verfahren der OFF-Line-Verschlüsselung geübt … denn, den Kradmeldern werden doch wohl keine eingestuften Meldungen im Klartext übergeben?!
@n.machiavelli
„Gibt es einen Grund wieso nicht mehr die KTM 400 beschafft wird?“
Die sind von 2003, deren Produktzyklus ist schon lange um. Der klassische LC4-Motor wird glaub schon seit 10 Jahren nicht mehr gebaut.
Spaßig ist ja das jetzt eine BMW F850 angeschafft wurde, gerüchten zu Folge waren die 660er von MZ damals zu wuchtig.
Ausschlusskriterium war wohl auch der Motor aus Japan – jetzt isser aus China.
An der Stelle sei angemerkt das es nicht wirklich viele reine BMW-Motorradwerkstätten gibt. Im Gegensatz zu KTM werden die teilweise in den Kfzwerkstätten mit erledigt. Mit entsprechender Kompetenz.
Aber von meinen schnippischen Bemerkungen mal abgesehen ist es für die Anwendung ein ganz passables Motorrad. Schnell ausgewählt und angeschafft – gut. Keine Goldrandlösung (ala Dieselmopped).
3 Monate. Braucht man für einen Kauf in dieser Größenordnung nicht eine ordentliche Ausschreibung?
Irgendwie klingt das auch alles dröhnend nach Berater: schnell kaufen, tolles Erfolgserlebnis, der Anbieter hat im Winter sicher auch gerade ganz passend eine Überproduktion, vielleicht berät man den ja auch gerade, zählt dann doppelt; dass die Truppe keine Fahrer hat – kleiner Schönheitsfehler, aber da bleiben die Maschinen wenigstens lange schön.
@Auch-AVZ: 1+
In meiner KampftruppenBrig gibt es seit Jahrzehnten auch keine Kradmelder mehr. Und das bleibt leider wohl auch so: Anträge auf Ausstattung mit Krad\ Quadmelder, die der EloKaBedrohung aus Ost Rechnung tragen sollen, wurden abgelehnt. Kosten in der zu erwartenden Dimension können ja wohl kein Argument sein. Die Basis (Brig) meldet, die Führung weiß es besser…
Wieder ein Stück mehr desillusioniert. Hätte nicht gedacht, dass das noch geht.
@Auch-AVZ | 05. März 2019 – 18:18
>>2.
Wenn der Bedarf für dieses Gerät erst „Ende 2018“ angemeldet wurde, dann frage ich mich, wo die Meldungen über diesen Mangel und Vorschläge zur Verbesserung abgeblieben sind, die ich seit 6 Jahren regelmäßig höflich auf dem Dienstweg abgebe…<<
Nun, mit Verlaub, Sie sind ja auch nicht der Kdr der PzLehrBrig 9, der in Norwegen im Boxer sitzend seine Flanken sehen konnte, aber nicht mit Ihnen sprechen=führen konnte….
Die Frage war nu MoTaKo oder Krads…… was geht wohl einfacher….
Jetzt hat er entsprechenden Druck gemacht, auch beim GI, und nu ging schnell !
Viele gute Dinge werden häufig nicht gemacht, eben weil sie gut sind, sondern weil der richtige das haben will (leider gilt dies auch für schlechte Dinge).
@ Auch-AVZ: +1 (Herr Wiegold, bleiben Sie bitte dran. Blendwerk gab es bisher genug.)
@ All: Gute Nachricht! Aber warum läuft sowas über den BwFuhrparkService? Ist das BAAINBW durch Organalyse, Gorch Fock und Berateraffäre überlastet? Wie soll somit die Instandsetzung für das Motorrad im Einsatz erfolgen? Gut, ist handelsüblich, aber dadurch auch einsatzreif? Und eigentlich sollte doch die VJTF gem. GI a.D. Mitte 2018 vollausgestattet sein, oder? Egal, dennoch eine gute Nachricht!
Zur o.g. Auszug aus der Pressemitteilung bzgl der genannten Ausstattung mit 4x Krad je Btl, abseits der VJTF Brigade mit dann immerhin 2x Krad je (Kpf?)Kp, kann ich folgendes Aussagen.
Ein in 2018, zwischen 1. PzDiv und 10. PzDiv abgestimmten, eingereichten SollOrg Änderungsantrag auf Wiedereinführung der Krad-Melder in den VbdgGrp der AufklVbdgZg wurde durch AHEntw abgelehnt.
Begründung: Der Bedarf kann aus Beständen des Heeres nicht gedeckt werden, da das Heer über diese Fzg nicht verfügt.
Den angegeben Zeithorizont bis zum Abschluss des CPM zur Schließung der Fähigkeitenlücke will ich hier nicht wiedergeben. Die, durch AHEntw, angesprochen Zwischenlösung erkenne ich jedoch nicht sofort in den o.g. 84 Maschinen.
[Erneut die Bitte… Augen geradeaus! ist nicht das Rundschreiben der Truppeninformation; deshalb bitte vor Absenden eines Kommentars prüfen, ob die Abkürzungen nötig sind. Und wenn ja, dann mindestens einmal ausschreiben… T.W.]
Auf einem anderen Blog wird von der Bedarfsmeldung Dezember 2017 gesprochen. Ist Ihre Jahreszahl 2018 richtig? Von Dezember 2018 wäre wirklich schnell, von Dezember 2017 für mehr oder weniger handelsübliches Gerät dann doch nicht so schnell… Danke für die Aufklärung, Herr Wiegold!
[Zitat aus der verlinkten – und unten im Text als Datei vorgehaltenen – Meldung auf der Bundeswehr-Webseite:
Ende 2018 ist also die offizielle Angabe der Bundeswehr. T.W.]
Tja, was man nun so raus liest hier ein (weiteres) „schönes“ Beispiel, was passiert wenn aus Spargründen Fähigkeiten aufgegeben wurden und an was bei einer Wiedergründung alles gedacht werden muss.
Sind das nun eigentlich BW Fuhrpark Kräder? Daher wird der Service natürlich dann bei BMW gemacht
Die von @MoinHerrmann angesprochene potentielle Empfindlichkeit unserer modernen Elektronikwunder gegen EMP hat noch eine weitere Facette:
Sind die modernen, sehr großzügig mit Elektronik versehenen Kräder abstrahlarm genug um gegenüber der gegnerischen Elo-Aufklärung „unsichtbar“ zu bleiben?
Das ist keine Scherzfrage angesichts der sorglosen Verwendung elektronischer Bausteine und der Empfindlichkeit und Selektivität moderner Empfangsgeräte. Der Kradmelder fährt ja nicht in einer auch sonst schwer tarnbaren Kolonne mit, sondern gerade in seiner wichtigsten Funktion allein auf weiter Flur. Es wäre schlecht, wenn ihn die Elektronik des Krads zur sprichwörtlichen Taschenlampe in der Nacht macht.
MoTaKo gegoogelt
Zeitartikel von 2016 vom Hausherren gefunden
[Ja, aber ohne Kradmelder ;-) Der aktuelle Begriff ist jetzt D-LBO. T.W.]
@Heiko Kamann
1+
@Flieger
Für die Kommunikation auf dem Gefechtsfeld gibt es doch jetzt den, unter viel Tara eingerichteten Test und Versuchsstab (TUVS) in Munster. Da wird doch „mal eben im Schnelldurchgang“ die Digitalisierung erprobt. Frage mich immer nur wo da die Position vom BAIINBw ist?
Wenn hier ein Kradmelder gesucht wird. Ich habe noch auf Hercules gelernt und würde auch mal gerne BMW fahren ;-)
@ Sierra3
Ein in 2018, zwischen 1. PzDiv und 10. PzDiv abgestimmten, eingereichten SollOrg Änderungsantrag auf Wiedereinführung der Krad-Melder in den VbdgGrp der AufklVbdgZg wurde durch AHEntw abgelehnt.
kann ich nur bestätigen
[Ok, ihr wollt wohl nicht, dann muss ich das ins Deutsche übersetzen:
Ein im Jahr 2018 eingereichter Antrag auf Änderung der militärischen Soll-Organisation zur Wiedereinführung der Kradmelder in den Verbindungsgruppen der Aufklärungs- und Verbindungszüge, der zwischen der 1. Panzerdivision und der 10. Panzerdivision abgestimmt war, wurde durch das Amt für Heeresentwicklung abgelehnt.
Gern geschehen. T.W.]
Der Herr General wurde wohl „Opfer“ vom Sehen-aber-nicht-Hören-Phänomen.
Auch wenn man im kalten Wasser stehend nun Kräder beschafft hat, sollte hoffentlich die Kernbotschaft im BmVg angekommen sein, dass man das Problem sehenden Auges jahrelang nicht wahrhaben wollte und nun auf einmal die Wichtigkeit erkannt hat.
Wollen wir alle hoffen das der General niemals abgesessen führen muss, denn dann brennt wahrlich der Baum. Aber vielleicht reiht er sich dann in die vielen leidvollen Erfahrungen ein, die man im bewaldeten Gelände mit dem Funkgerät so macht.
@JPeelen: keine Armee hat genung Ressourcen an einer Front, um welche Aufklärungsmittel auch immer auf ein Moped zu verschwenden. Dafür ist Elektronische Aufklärung auch gar nicht da, und so ein Ziel bewegt sich viel zu schnell. Hoffentlich haben die Möhren Tarnlicht. Das ist viel relevanter.
@Sierra3: I love it. Klingt so vertraut. Wir brauchen was, das wir nicht haben. Wird abgelehnt, weil wir das nicht haben. Dann kann man sich wieder ans Konzepte schreiben machen und in Bildschirmvorträgen erzählen, wie gut man weiterentwickelt. Die sich selbst erhaltende Bürokratie.
In summa erscheint wieder einmal die Erkenntnis, dass unsere Väter und Großväter etc. nicht dumm waren, nur weil sie kein Smartphone hatten. Schön.
@ Insider: dann sind wir schon zwei gelernte Kradmelder ;-))
@Horst Scharn: bestätigt auch meine InfoLage.
@ Sierra3: das Beispiel passt wie die Faust auf‘s Auge zum WB-Bericht unter dem Hinweis auf dysfunktionale Strukturen. Unfassbar! Und dann kommt BwFuhrparkService und beschafft mal schnell. Zur Einsatzreife bzw. Instandsetzung im Einsatzfall wurden hier schon die entsprechenden Bedenken geäußert. Aber O.K.: es wurde beschafft und das ist gut so.
@T.W.: super Service ;-) Danke
@HaWa: +1, aber das Führen mit Flaggen-, Hand- oder Lichtzeichen wird doch der Herr General noch auf dem Schirm haben, oder? ;-))
@All: haben denn unsere Panzerbataillone mittlerweile wieder Gefechtsstände?
Sind Sie sicher das die Bezeichnung BMW F 850 GL korrekt ist?
BMW hat keine F 850 GL im Sortiment, dafür aber eine F 850 GS. Diese Bezeichung steht auch auf dem Schlüssel, der im letzten Bild im verlinkten Artikel gezeigt wird.
Leute, ich verstehe ja bei fraglichen Details die „Sind Sie sicher?“-Fragen.
Aber bisweilen hilft ein Blick in den verlinkten Text der Bundeswehr-Webseite. Da steht auch BMW F 850 GL. Ich kann auch gugeln und weiß, dass auf der BMW-Webseite ne GS steht.
Aber ich werde doch nicht die Verantwortung dafür übernehmen, wenn die Bundeswehr auf ihrer Seite falsche Angaben macht. Schon gar nicht bei technischen Details – jedenfalls unterhalb einer bestimmten Größenordnung. Natürlich könnte ich auch solche Einzelheiten nachrecherchieren und davon ausgehen, dass grundsätzlich alle Angaben der Bundeswehr falsch sind. Aber den Aufwand kann ich schlicht nicht leisten.
Was ich jetzt tun kann: Darauf hinweisen, dass die Bundeswehr sich in ihren Angaben widerspricht. Um die Zeit finde ich keinen, der mir sagen kann, ob GS oder GL…
Grundsätzlich ist die rasche Beschaffung der Kräder und die Rückbesinnung auf die Notwendigkeit dieser Fähigkeit begrüßenswert. Fraglich ist allerdings für mich der Zeitpunkt und die Herleitung.
Wenn die Erkenntnis der Fähigkeitslücke erst aus der TRIDENT JUNCTURE in NORWEGEN erwuchs, darf man sich fragen, warum denn im Vorbereitungszeitraum und im gesamten Zertifizierungszeitaum 2018 der Bedarf nicht offensichtlich wurde. Auf einer Übung im winterlichen Norwegen diesen Bedarf endeckt zu haben ist meiner Meinung nach sehr spät im Zertifizierungsprozess und gerade an einem völlig ungeeigneten Ort. Im arktischen Winter in Norwegen Kradmelder zur Verbindung einsetzen zu wollen, haben wir seinerzeit in der damaligen NATO Eingreiftruppe AMF(L) (ACE MOBILE FORCE LAND) in Norwegen nie geplant, weil zu gefährlich und zu ineffizient(keine Geländebefahrbarkeit im mit hohem Schnee bedeckten Gelände). Hier wurden je nach Nation entweder Klein-KFz (auf Straßen und geräumten Wegen) oder bei Verfügbarkeit Skidoos(im schneebedecktenGelände) eingesetzt, nie jedoch die sonst in allen anderen Einsatzoptionen üblichen und erfolgreich eingesetzten Krad-Melder.
Entweder gab es den Bedarf bereits früher, als offiziell im Bw-Statement (Ende 2018) bekannt gegeben, oder es ist eine Verzweiflungsaktion, um die mangelnde Interoperabilität der eingesetzten Funkgeräte innerhalb der VJTF abzumildern.
Im übrigen hat die mediengerechte Übergabe dieser Kräder durch Vizeadmiral Strawitzki ein ähnliches Gschmäckle wie die kürzlich erfolgte Übergabe der 100 neuen Nachtsichtgeräte an einen VJTF Verband. Damit wird die grundsätzliche Unzulänglichkeit der Materialausstattung der VJTF öffentlichkeitswirksam verschleiert.
Letztendlich stellt sich mir abschließend die Frage, warum die offensichtliche Fähigkeitslücke Kradmelder erst nach Anbruch der Stand-by-Phase geschlosssen wurde und nicht bereits zu Beginn der Zertifizierungsphase. Ich gehe davon aus, dass sie der Brigadeführung bereits weit zuvor in der Vorbereitungsphase bekannt gewesen sein mussten.
@Bin_dabei
„Wenn die Erkenntnis der Fähigkeitslücke erst aus der TRIDENT JUNCTURE in NORWEGEN erwuchs, …“
Es wurde in mehreren Einträgen hier doch mehr als deutlich, dass seit mehr als einem Jahrzehnt die Btl pflichtgemäß gemeldet haben, gefordert hatten und Folgen des Fehlens von Krädern in der 1/- für die Gefechsführung aufzeigten.
Es wurde ignoriert, beschönigt, einfach nicht reagiert.
Es ist schlicht nicht glaubhaft, dass auch nur irgendein x-beliebiger BrigKdr das Dilemma nicht kannte, zumal diese Herren allesamt alt genug sind, um in jungen Jahren den Einsatzwert von Kradmeldern noch erlebt zu haben.
Und wenn dann noch die Soll-Org wissentlich nicht revidiert wird, ist das grob fahrlässige Verwaltung des Mangels, aber keine FÜHRUNG im Auftrag: einsatzbereite Streitkräfte!
Was hat AHEntwg an Folgeschritten zur Mangelbeseitigung eingeleitet, wenigstens dem KdoH gemeldet, wie war die Antwort?
Da will ich doch nochmals die Frage stellen, wie es denn mit neuen kleinen Hubschrauber aussehen könnte? Sozusagen VBH 2.0. Der ist u.U. in fünf Minuten dort, wo der Kradmelder zwei Stunden benötigt – mehr Überblick eingeschlossen.
Oder lieber mit Motorrädern zurück in die 1910er Jahre? Wobei ich grundsätzlich nichts gegen Kradmelder oder Mountinbiker habe.
[Natürlich kann man auch in einem Thread über Sturmgewehre über Kanonen reden. OT isses dennoch. Bitte also nicht mehr. T.W.]
Vielen Dank an den Hausherren für die Übersetzung und ein kurzes Sorry für die Notwendigkeit.
Grundsätzlich empfinde ich die Lösung der Fähigkeitenlücke bei VJTF als, von Außen betrachtet, schnelle aber, in Hinblick auf Instandhaltung, sicher nicht 100% „kriegstaugliche“ (ich übernehme hier das Wording eines Divisionskommandeurs) Maßnahme.
Wer sich hier über die Bereitstellung der Kräder durch den BwFuhrparkservice echauviert der führe bitte eine andere strukturell vorhandene Beschaffungsmöglichkeit ins Feld.
Mit meinem Beitrag wollte ich hervorheben, dass die Fähigkeitenlücke seit langem besteht und zumindest einmal in den letzten Jahren durch alle Panzergreandierverbände ein Antrag auf Strukturanpassung gestellt wurde. Im übrigen damit auch durch die Verbände der Panzerlehrbrigade 9!
Eine zielführende, weil einsatzbedingt notwendige, Ausweitung auf die Battlegroup in Rukla/Litauen würde ich mir dann doch sehr wünschen. Denn im Vergleich zu VJTF sind die Kameraden dort bereits im Einsatzraum. Und hier wird, aus meiner Erfahrung, bereits seit 2017 auf den Bedarf hingewiesen. (Ich will jetzt bitte keine Diskussion, weil OT, zum Einsatzwert der eFP Battlegroup kosteten)
Wenn die Dinger dann auch fahren ! Bei der BW wäre ich mir da nicht so sicher ! Lieber noch zusätzlich ein paar Brieftauben mitnehmen…….
Die Frage ist nur, warum es ausgerechnet diese schwere Maschine sein musste. Verschärft kommt noch hinzu, dass die BMW F850 GS (die Abkürzung „GS“ steht bei BMW für „Gelände und Straße“) nicht innerhalb der NATO, sondern bei einem Auftragsfertiger in der Volksrepublik China hergestellt wird. Verschiedene Motorradhersteller aus anderen NATO-Ländern, z.B. in Spanien und Italien, hätten wesentlich leichtere und besser geländegängige Motorräder „made in Europe“ liefern können.
Ob da steht GS oder GL, ob das nicht egal ist?
Ich höre auf, es ist absolut lachhaft.
Da freut man sich allseits, ich auch, wegen 29 lumpiger Kräder! Und das bei EP 14 von 43,2 Milliarden Euro in 2019.
Wir haben den Fokus verloren!
Bzgl. Der Instandhaltungs- und Wartungsthematik der besagten Motorräder:
Während des Regelbetriebs sollen diese durch den in Munster ansässigen Servicepoint des Fuhrparks betreut werden.
Im Ausland dann durch die Soldaten selbst unter Zuhilfenahme von dafür eigens zusammengestellten „Verlegepaketen“, worin Ersatzeile enthalten sind.
@ Klaus-Peter Kaikowsky: ++1 „Wir haben den Fokus verloren“
In meiner Dienstzeit im Zeitraum 2003-2005 gab es im AVZ der 1. Kompanie des Panzergrenadierlehrbattalions 92 Kradmelder, erst auf alten Hercules später auf KTM.
Sehr gute Maßnahme!
Stellt sich die Frage: Warum nicht flächendeckend? Hier wird (mal wieder) am falschen Ende gespart.
Tatsächlich gab es zwei Kräder pro Kp bis zur HStr 5 im 1993, dann nur noch im AVZ.
Ehrlich gesagt kenn ich die aktuelle Ausstattung nicht.
Ich kann einige hier nicht verstehen. Wann und wieso der Bedarf festgestellt wurde ist doch piepegal. Genauso ob die Kräder vom Bundeswehrfuhrpark kommen. Wenn das die schnellste Möglichkeit war den Bedarf sicherzustellen und man auch erstmal weiß wie man die Räder langfristig versorgt, ist doch erstmal alles gut.
Das wichtigste ist, dass man zumindest in der VJTF den Bedarf erkannt hat, und nach dem dann sogar mal entsprechend gehandelt wurde.
Was ein Beigeschmack bleibt, ist, dass der Bedarf offenbar nicht im ganzen Heer gesehen wird.
Dabei wären Kradmelder schon wichtig, insbesondere wenn man hört, was die Russen in der Ukraine so alles an Störmaßnahmen durchführt!
Meine Hoffnung ist jedoch, dass dieser Mangel im Zuge der Vollausstattung in den nächsten Jahren erfolgen wird.
Ergänzung:
1. Erstmalige Einplanung bei 1.PzDiv in Oldenburg bei Erstellung des Detail Planungs Ergebnis DPE an KdoH in 2016/2017 – damit Vorlauf von min 2 Jahren.
2. Nach erster Idee (1 Krad) Prüfung und Übernahme für die komplette VJTF in Abstimmung mit L9.
3. Erste Reaktionen durchweg negativ, da zu diesem Zeitpunkt nicht im Portfolio des BwFPS (Bundeswehr Fuhrpark Service) – Versuch der Streichung.
4. Fragestellung die aufkam: Wenn Kräder – was ist mit der Krad-Ausbildung? Welcher Lehrgang muss wo dafür regeneriert werden mit welchem Inhalt? Wer führt den durch? (Strukturaufbau)
5. Erst später erfolgte eine Abstimmung mit anderen Divisionen, wo bei eFP auch diese Fähigkeitslücke vorhanden war.
Man muss verstehen – in erster Linie ist die VJTF ein deutliches sichtbares Zeichen der schnellen Reaktionsfähigkeit der NATO. In zweiter Linie die Möglichkeit, Rüstungspolitischen Einfluss nehmen zu können und Beschaffungsvorhaben aufgrund politischer Relevanz zu forcieren. Dazu steht ein Kauf von Krädern (für die Durchführungsebene sinnvoll und trotz moderner Kommunikationsmittel von Nöten) aber erst an Stelle……..
VJTF(L) 2019 verfügt jetzt über die Kräder – ein Erfolg durch Willen und Überzeugung.
Sie können getrost bei der Bezeichnung „Panzertruppenverbände“ bleiben, denn auch in der Panzertruppe wurde das Thema aufgeworfen – meines Wissens mindestens bei der Aufstellung von 414 (daher der vorherige Hinweis auf 2016), wahrscheinlich aber auch bei den Battlegroup-Anteilen von 393.
Ich freue mich noch immer über diese Nachricht, aber sagen wir doch einfach, wie es ist: Diese Selbstbeweihräucherung ist nur noch zum Kotzen – besonders wenn man hier aufgezeigt bekommt, seit wievielen Jahren auf das Fehl der Kräder im AV-Zug (auch aus dem Bereich L9) hingewiesen wurde…..