Streit um die Gorch Fock: Inspekteur nimmt seine Mitarbeiter in Schutz (Update)
Als Merkposten, weil es doch auffällig ist: Im öffentlichen Streit um die Gorch Fock hat sich Marineinspekteur Vizeadmiral Andreas Krause zu Wort gemeldet:
Pressefreiheit und eine kritische Presse sind ein hohes Gut in unserem Staat. Aber – die heutige Berichterstattung über die „Gorch Fock“ lässt aus meiner Sicht die dabei erforderliche Sachlichkeit und Fairness vermissen. (…) Das haben Sie nicht verdient!
schrieb Krause in einem öffentlichen Tagesbefehl an die Soldatinnen und Soldaten, zivile Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, insbesondere die Besatzung der GORCH FOCK.
Der Marineinspekteur ließ offen, welche Berichterstattung er konkret meint.
Update: Ich hatte das zunächst auf die aktuelle Ausgabe des Wochenmagazins Der Spiegel bezogen, das dem maroden Großsegler die Titelgeschichte Das Narrenschiff widmete und die Dreimastbark mit ihren explodierten Instandsetzungskosten als Sinnbild der Probleme in der Bundeswehr nahm.
Allerdings, so viel weiß ich nunmehr, war ausschlaggebend für Krauses Aktion wohl eher die Berichterstattung der Bild-Zeitung. Die hatte am Montag die zerlegte Gorch Fock im Dock geschildert und dann zum Alltag der Besatzung unter anderem vermeldet:
Laut Augenzeugen treten die Soldaten teilweise im Schlafanzug an.
Dann haben die 30 bis 40 Soldaten nur eine einzige Aufgabe: das leere Wrack bewachen.
Ein Marinesoldat zu BILD: „Wir machen den ganzen Tag nichts außer Playstation zocken, schlafen, essen und trinken. Hier liegt alles still, nichts passiert mehr.“
Diese Aussagen zur Besatzung selbst (und nicht zum Zustand des Segelschulschiffes) dürften den Unmut des Inspekteurs ausgelöst haben.
Krauses Vorstoß dürfte die Debatte über die Zukunft des Segelschulschiffs der Deutschen Marine weiter anheizen. Den Tagesbefehl zum Nachlesen gibt es hier auf der Seite der Marine.
(Und vorsorglich hier noch mal als gespeicherte pdf-Datei:
Tagesbefehl Inspekteur Marine 001-2019 )
(Archivbild: Gorch Fock auf der Kieler Woche 2004 – RThiele via Wikimedia Commons unter CC-BY-SA-Lizenz)
Da ging es dem Inspekteur eher um die heutige Ausgabe der „Bild“ auf Seite 4. Den „Spiegel“-Titel „Narrenschiff“ an sich haben die Soldaten der Gorch Fock aber auch nicht verdient.
[Danke für den Hinweis – zu der Bild-Story habe ich keinen Zugang. Würden Sie netterweise kurz hier reinschreiben, was die Vorwürfe sind? T.W.]
„Sie war einmal der ganze Stolz der Deutschen Marine, heute ist das Segelschulschiff „Gorch Fock“ nur noch eins: ein verrottendes Millionen-Grab!“
In der Tat, das ist nicht nett. Die Photostrecke des entkernten Schiffes tut wohl ein übriges („DAS SCHULSCHIFF IST EIN WRACK – Exklusive Fotos zeigen das „Gorch Fock“-Desaster“)
Ich habe den Artikel allerdings nicht gelesen (Paywall).
@Thomas Melber: Nun sind die „exklusiven Bilder“ wohl nicht die neuesten, sondern mal irgendwann von irgendwem geknipst. Ein ausgebautes Bulleye jedenfalls mag für den Laien dramatisch aussehen (Stahl! Loch! Leer! Dunkle Höhle!) und eignet sich damit für die beabsichtigte Zuspitzung. Mit der Realität hat das freilich nicht viel zu tun. Was soll schon dramatisch daran sein, dass ein Bulleye in der Werft ausgebaut und getauscht wird. Wer die aktuelleren Bilder in den Medien vom Besuch der Ministerin v.d. Leyen in der Werft näher ansieht, wird feststellen, dass die schiffbaulichen Stahlarbeiten so gut wie abgeschlossen sein dürften. Auch wenn es noch „roh“ aussieht. So kann man aber gut erkennen, dass heute geschweißt wurde, wo es früher ein paar Nieten und Bolzen taten.
Der SPIEGEL hatte es aber auch in sich und ging weit tiefer als die kurze BILD-Geschichte, die sich m.E. eher entlang des SPIEGELS orientierte. Was den Herrn Inspekteur anbelangt, würde mich interessieren, was er zur Gorch Fock sagt – will er diese noch behalten oder nicht? Bisher hat sich nur der GenInsp dazu geäußert, der InspM hielt sich bisher fein raus. Schade, wo er doch nun so intensiv Twitter nutzt. Nebenbei, in der Marine sagt man, dass der InspM mit Ministerin von der Leyen eh erstmals in der Werft war. Egal, nun hat er sich geäußert, leider nicht zur Zukunft der Gorch Fock, sondern vielmehr über die fehlende Sachlichkeit der Medien. Auch gut.
Abgehobenheit. Realitätsverlust. Ja-Sagerblase. Flaggoffizierhimmelreich. Mehr fällt mir leider nicht ein, um den offensichtlichen Geisteszustand rund um den Inspekteur Marine zu beschreiben.
Angesichts der offenkundigen Diskrepanz zwischen dem, was die Bw insgesamt und die Marine im Besonderen für Landes- und Bündnisverteidigung und die Einsätze und Verpflichtungen leisten müsste und andererseits dem, was wirklich überhaupt noch strukturell und materiell hinterlegt verlässlich funktioniert, hätte ich eher eine Geste der Demut und ein „wir sind am Tiefpunkt“ analog zur Antrittsrede seines Luftwaffenkameraden GenLt Gerhartz im vergangenen Jahr für angebracht gehalten.
So aber rudert und segelt die Marine in den eigenen Untergang der völligen Lächerlichkeit und Bedeutungslosigkeit. Unbegründeter Stolz zu hohem Ross (oder auf hohem Mast, um im maritimen Narrativ zu bleiben) kommt vor dem Fall.
Amtierende Kommandeure/Flaggoffiziere darunter legen ständig Zeugnis ab, wie realitätsbezogenes Denken und Handeln geht. Auch in bester Marine- und Offizierstradition, aber eben ohne dieses verblendete Hurragetue von Krause.
Auch sich an die Crew des Schulschiffs zu wenden ist zur Verwirrung gedacht, denn die Besatzung hat meiner Kenntnis nach nie jemand in irgend einem Presseartikel angegriffen. Zumindest nicht wegen der undurchsichtigen Werftaufträge und der diversen Unterlassungen über die letzten Jahre.
MdB Lindner schrieb schon: ausmustern, neu oder gebraucht kaufen, weitersegeln. Wo ist das Problem, wenn denn der Wille da ist?
Wenn ein Amtsträger schon so anfängt:
Pressefreiheit und kritische Presse ……….ABER
Nein es gibt kein ABER!
Wo war der Tagesbefehl als man die Marine kaputtgespart hat?
Wo war der Tagesbefehl als das Elend der GF seinen Lauf nahm?
Was ist seine Verantwortung?
Werden in dem Artikel von SPON Marinekameraden unfair behandelt?
Wie geht er mit unseren Steuergeldern um?
Was macht die Einsatzbereitschaft der Marine?
Seltsam!
Naja, einerseits ist das die Aufgabe eines Vorgesetzten, sich erst einmal vor die eigenen Leute zu stellen. Andererseits hat man den Slogan „Mit Material kommt Personal“ verfasst, beruft sich jedoch nun auf „wahre Leistung“ und Symbolik.
Das hat angesichts der (vermutlich nicht einmal zu erreichenden) 1,5% wirklich niemand verdient!
Ich bin kein „Freund“ des Inspekteur der Marine,
However, hier gebührt ihm Respekt für diesen öffentlichen Tagesbefehl und dafür das er sich endlich auch öffentlich vor seine Soldaten stellt. BZ
Das hätte ich mir schon früher gewünscht.
Die Gorch Fock ist ein weltweit bekanntes Wahrzeichen Deutschlands.
Sie hat symbolischen Karakter für die Streitkräfte unseres Landes.
Wer die Gorch Fock versenkt, saugt den letzten Tropfen Herzensblut aus den Marinesoldaten.
Wir brauchen solche Galionsfiguren…und nicht nur für die Abhärtung auf See.
@all
Siehe Update oben zur Klärung.
@Thomas Melber
„Sie war einmal der ganze Stolz der Deutschen Marine, heute ist das Segelschulschiff „Gorch Fock“ nur noch eins: ein verrottendes Millionen-Grab!“
1. Das Schlimme ist: faktisch stimmt es leider.
2. Der Besatzung ist das nicht vorzuwerfen von daher muß sie auch nicht in Schutz genommen werden.
3. Wenn aus einem Instandsetzungsvorhaben eines öffentlichen Auftraggebers aus veranschlagten 10 Millionen Euro plötzlich 135 Millionen Euro werden, dann muß sich die öffentliche Hand die Frage gefallen lassen, warum das so gekommen ist. Und wenn dabei heraus kommt, dass die öffentliche Hand geschlampt hat, dann muß das gründlich hinterfragt werden und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.
4. 135 Millionen Euro sind sehr viel Steuergeld. Es geht hier nicht um die Emotionen einer Besatzung, die letztlich einen Beruf ausübt und dafür auch bezahlt wird, sondern es geht um die Frage, ob diese Stuergelder möglicherweise nicht korrekt ausgegeben wurden. Das ist auch schon Alles. Emotionen haben in diesem Prüfprozess nichts zu suchen.
5. Inwieweit die Presse „sachlich und fair“ ist, ist noch einmal eine ganz andere Frage, die sich ganz viele Andere von der Presse „Angegriffene“ zu Recht immer wieder fragen. Die Kernfrage, die beantwortet werden muß ist aber die, warum die Gorch Fock – Instandsetzung von 10 Millionen auf 135 Millionen anstieg und dies erst jetzt offenbar wurde obwohl das Schiff bereits seit 3 Jahren in der Werft liegt.
6. Welchen Sinn macht es denn, eine Ausschreibung für eine Instandsetzung durch zu führen, den günstigsten Anbieter mit 10 Millionen auszuwählen, wenn dieser dann während der Instandsetzung plötzlich 135 Millionen benötigt, um den Job auszuführen?
Ich frag ja nur. Das muß geklärt werden und hat NICHTS mit der Besatzung zu tun, sondern mit dem System Bundeswehr!
@SEAKING: „Sie hat symbolischen Karakter für die Streitkräfte unseres Landes.“
Wie wahr…
„Und wenn dabei heraus kommt, dass die öffentliche Hand geschlampt hat, dann muß das gründlich hinterfragt werden und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“
Dies sei beispielhaft zitiert. Es ist genau das was jeden Tag jedem Medium zu jedem Thema zu entnehmen ist. Vergessen Sie’s. Man ist von 35 auf satte 135 Mio gesprungen ohne dass irgendwo eine rote Lampe aufgeleuchtet hat und wenn doch, wurde sie geflissentlich ignoriert. Das Geld, unser Geld, ist weg, und niemand aus dem Beamtenapparat wird zur Verantwortung gezogen werden. Jetzt gibt es kein zurück mehr, die GF wird gebraucht, keine Fage, und deshalb wird weiter gebaut (und diesmal nicht gewurstelt wie ich hoffe).
Wer heuer auf der Kieler Woche einen schicken Segler sehen will: Das spanische SSS ESPS Juan Sebastian de Elcano ist für den 19.6. in Kiel avisiert, ein richtig schicker Viermaster. Die GF kann leider gerade nicht, ist in der Werft.
Daß die GF bewacht wird ist wohl eher ungewöhnlich. Und Antreten im „Schlumpf“?
Das Schlimme für mich ist, daß die Leitung des Hohen Hauses zumindest fahrlässig „hinter die Fichte“ geführt worden ist und der LVE vielleicht unvollständig war.
Zudem wurden wohl auch keine Prüfsteine vorgegeben – „stop loss“ / wesentliche Lageänderung in Bezug auf die Kosten i.V.z. Restnutzungsdauer.
Ein Marinesoldat zu BILD: „Wir machen den ganzen Tag nichts außer Playstation zocken, schlafen, essen und trinken. Hier liegt alles still, nichts passiert mehr.“ Ich kenne einen Kameraden vor Ort. Dieser sagte, dass das o.a. Zitat durchaus von einem Soldaten der Besatzung kommen kann. Tatsächlich sei der Dienst mehr als nur monoton. Und eine PlayStation haben sie natürlich auch ;-) Man geht auch völlig entspannt mit dem BILD sowie dem SPIEGEL Artikel um. Vieles darin sei zutreffend. Und ehrlich gesagt liegt das auch nahe, oder?
@Zimdarsen: ihre Fragen sind nachvollziehbar :-/
Warum genau fährt diese Besatzung nicht gerade auf anderen Schiffen zur See?
@SEAKING „[…] und dafür das er sich endlich auch öffentlich vor seine Soldaten stellt.“:
Darunter, sich vor seine Soldaten (und zivilen Mitarbeiter) zu stellen, würde ich verstehen, dass er Verantwortung übernimmt.
Das wäre dann eine Botschaft wie z.B. „Kritisiert bitte mich und nicht meine Soldaten/Mitarbeiter. Ich bin verantwortlich und ich stehe Rede und Antwort.“
Stattdessen versteckt er sich hinter seinen Soldaten/Mitarbeitern. Denn er er beklagt ja nicht die aus seine Sicht mangelnde „erforderliche Sachlichkeit und Fairness“ konkret in der Beurteilung seiner Soldaten/Mitarbeiter, sondern ganz allgemein mit dem Projekt.
Zugespitzt: Sein Verantwortungsbereich soll nicht kritisiert werden, weil das sonst seine Soldaten/Mitarbeiter treffen würde.
Mit dem „nationalen Symbol“ Gorch Fock hält er es genauso: Statt sich vor das Symbol zu stellen, damit lieber er beschädigt wird als das Symbol, nutzt er das Symbol als Schild.
Zu all dem passt dann sein „Pressefreiheit und eine kritische Presse sind ein hohes Gut in unserem Staat. Aber –„. Dabei benennt er keine konkrete Berichterstattung, sondern verallgemeinert und lässt alles im ungefähren (Das ist der Punkt!). Er achtet nicht darauf, dass seine Klage keinen „Lügenpresse!“-Klang bekommt. Vielleicht meint er sogar genau das.
@Thomas Melber 23:33
Als ich vor 41 Jahren nach 9 Monaten Grund- und Fachausbildung auf ein Schnellboot in die Lürrsen Werft versetzt wurde, war ich voller Tatendrang und heiß auf Seefahrt. Statt dessen durfte ich auf dem Werftlieger Wache schieben. Auch unser Tagesablauf bestand im Wesentlichen aus schlafen, essen und trinken. Zocken ging damals noch nicht, dafür haben wir viel ferngesehen und geraucht. Habe damals schon nicht verstanden, warum ein Schiff in der Werft aufwändig bewacht wird, statt die Besatzung auf anderen Einheiten zur See fahren zu lassen. Personallücken gab’s damals nämlich auch schon! Immerhin war damals noch Kalter Krieg und das Boot (S 143) „state of the art“. Warum ein historisches Segelschulschiff im Dock durch Soldaten bewacht werden muss, erschließt sich mir allerdings selbst bei strengstem Nachdenken nicht. Statt auf die Presse zu schimpfen, sollte der InspM mal lieber die Aussagen seiner gelangweilten Untergebenen ernst nehmen und deren vernunftbeleidigenden Wachdienst hinterfragen. Für die Schlampereien im Laufe der ausufernden Instandsetzung sollte er zudem seinen Teil der Verantwortung übernehmen und zurücktreten.
Warum sollte die sogenannte öffentliche Hand im Verteidigungsministerium besser anpacken als bei anderen Großprojekten der letzten Jahrzehnte? BER, Stuttgart21, Elbphilharmonie… Deutschlands Verwaltung kann sowas offenbar nicht (mehr). Von daher fügt sich die Gorch Fock Malaise genauso ein wie das Erfolgsleuchtturmprojekt EuroHawk.
Gut im Falle der GF muss man sagen, daß mit Kostenexplosionen bei einem rostigen Kahn, der ein halbes Jahrhundert alt ist zu rechnen ist. Aber dann lässt man es und kauft eben ein neues Schiff.
Die Gorch Fock ist ein weltweit bekanntes Wahrzeichen Deutschlands.
Sie hat symbolischen Karakter für die Streitkräfte unseres Landes.
Mit Verlaub-aber das ist Quatsch.
Die Gorch Fock ist bei Einlaufen in fremden Häfen ein gerne genommener Hintergrund für einen Schnappschuss im Urlaub-mehr nicht.
Dafür dann so viel Geld rauszuwerfen, ist-gelinde gesagt-Dumm.
Ebensogut könnte man sagen, das Heer müsse ein paar alte WK-Panzer weiterbetreiben, die Bundeskanzlerin mit einem Zeppelin fliegen statt mit dem Airbus…
In allen Teilstreitkräften wurde die Ausbildung umgestrickt, alles sollte „modern“ sein; die „alten Tugenden“ seien auch so zu vermitteln, ohne unnötig Geld und Zeit zum Fenster rauszuwerfen.
Piloten werden in modernsten Simulatoren ausgebildet, und fliegen die modernsten Hubschrauber (wo sie eben fliegen, statt am Boden zu stehen).
Die Marine benötigt dieses Segelschulschiff nicht.
Alles, was ein Marineoffizier benötigt, kann ihm auch anderweitig beigebracht werden-ohne hunderte Millionen Euro zum Fenster hinaus zu werfen.
@Lucky.Sailor
„…Warum ein historisches Segelschulschiff im Dock durch Soldaten bewacht werden muss, erschließt sich mir allerdings selbst bei strengstem Nachdenken nicht…“
Das ist in der Tat eine berechtigte Frage.
Ich weiß nicht, wo der InspM sein Problem hat. Der Tagesbefehl ist doch ein großes, faktenloses „Mimimimi“. Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit sieht anders aus.
Und jetzt stelle man sich vor, man ist 2015 Z4 Mannschaftssoldat in der Marine geworden und auf die GF versetzt worden und bewacht diese seitdem im Dock. Das ist doch genau das Soldatenleben, das man will, wenn man zur Marine geht./sarc
Ich begrüße es, daß der Marineinspekteur sich vor die Marinesoldaten stellt. Und aus dem letzten Satz des Tagesbefehls folgt, daß der Inspekteur die Gorch Fock behalten will.
Der Streit um die Gorch Fock ist nur ein aufgebauschtes Skandälchen. Denn dass die Sanierung der Gorch Fock 135 Millionen kosten kann, wurde hier in AG am 20.03.2018, also vor fast 11 Monaten vermeldet. Trotzdem blieb es relativ ruhig um das Schiff, bis bekannt wurde, daß möglicherweise ein BW-Mitarbeiter von der Werft bestochen worden sein könnte durch einen Kredit über angebliche 800.000 EUR. Seitdem scheint die Presse zu versuchen, die Gorch Fock sturmreif zu schießen und deren Verschrottung zu erreichen.
Die Marine will das Schiff behalten, die Ministerin hat Angst um ihren Kopf und verschleppt deshalb die Entscheidung, obwohl eine schnelle Entscheidung richtig wäre, das Schiff fertigzustellen oder schnell einen Neubau in Auftrag zu geben.
Die Kostenexplosion wurde im März 2018 abgesegnet, also warum die künstliche Aufregung über diese Kostenexplosion erst jetzt??
Aus dem Bericht Rechnungshof folgt doch, was passiert ist. Die Gorch Fock wurde jahrelang nicht ausreichend instand gehalten, daß das Schiff Marode sein könnte, wusste die Marine seit 2011. Trotzdem wurde das Schiff für nur 10 Millionen in die Werft gebracht. Logischerweise wurden dort dann immer mehr Mängel entdeckt, die aus der jahrelangen unzureichenden Wartung und Instandsetzung, sowie dem Alter des Schiffes folgen.
Jeder, der schon mal ein älteres Auto nicht mehr optimal gepflegt oder gewartet hat oder Inspektionen ausgelassen hat, weiß, was dann alles gefunden wird, wenn das Auto dann noch mal durch den TÜV soll. Genauso ist es hier mit der Gorch Fock.
Das einzig typische an dem Fall ist, daß die Marine seit 2011 wissen musste, daß das Schiff ein Wrack sein könnte und dies ignoriert wurde, das Schiff einfach weitersegeln durfte, anstatt das Schiff sofort in die Wert zu schicken. Die Bericht die nach oben gehen sind eben rosa-rot gefärbt oder Warnungen werden ignoriert, um keine schlechten Nachrichten nach oben reichen zu müssen. Genau dasselbe habe wir bei unzähligen Waffensystemen der BW in den letzten Jahren hier bei AG erlebt. Dafür braucht die BW eine andere Fehlerkultur, damit wieder die Wahrheit, frühzeitig nach oben gemeldet wird und dort auch reagiert wird, statt das Warnungen im Panzerschrank verschwinden.
Aber die künstliche Skandalisierung der Gorch Fock hilft nicht weiter, es sei denn, dies soll als vorsätzlicher Hebel dienen, die Ministerin zu stürzen!
Wie bitte ? Der Kahn wird in der Werft (!) von Soldaten bewacht? Wer hat sich den Mist denn ausgedacht? Wie kann man denn die fachlich gut ausgebildeten Soldaten solch eine Nonsensesufgabe geben? Warum klagt dann die Marine immer über Personalsorgen wenn locker 30-40 Mann mehr zur See fahren könnten, diese aber die Aufgabe von zivilem Objektschutz übernehmen müssen?
Ich glaube erst jetzt verstehe ich das volle Ausmaß der Aussage von Herrn Wüstner, die BW komplett einzustampfen und danach wieder aufzubauen. Bei einer solchen Befehlslage brauchst du nicht mal Feindkräfte, um dich selbst zu zerlegen.
@Closius | 05. Februar 2019 – 9:09
Sie vergessen bei Ihren Ausführungen, dass vor rd. 10 Tagen der gesamte Vorstand und der Aufsichtsrat der Werft ausgetauscht wurde. dazu noch die Vorstände der Stiftung, der die Werft gehört. Gründe sind finanzielle Unregelmäßigkeiten, Gelder sollen in einem Firmengeflecht rund um die Werft versickert sein in Zusammenhang mit Tochterfirmen, die nur in Zusammenhang mit der GF gegründet wurden.
Das hat mit der Bundeswehr erstmal nur mittelbar zu tun, aber nunmehr will die Werft auf die Bundeswehr zugehen und ein Konzept entwickeln, wie man den Kahn wirklich für 135 Millionen saniert. bisher war das wohl eher ein grober Anhalt mit Luft nach oben.
Offensichtlich mangelt es hier an Kontrolle durch die Bundeswehr als Auftraggeber, ansonsten kann man diese Selbstbedienungsarie nicht durchziehen. Es bleibt die Frage, ob tatsächlich nur ein Mitarbeiter des Marinearsenals darin verwickelt war, oder ob das weitere Kreise zieht.
Die ganze Chose hat mächtig Potential für einen handfesten Skandal. Und das von Anfang an nicht vernünftig analysiert und geprüft wurde ist ja nun erwiesen. Man kann doch so einen Schlamphaufen nicht mit anderen Schlamphaufen rechtfertigen, so wie Sie das tun. Und es wurden schon Verteidigungsminister wegen geringfügigeren Sachen gegangen.
An alle nonsense-sager: vielleicht mal die Erinnerung an die eigene aga rausholen und sich fragen, wie viel nonsense dabei war. Das Ding im Dock zu bewachen, auch wenn es sinnlos erscheint, ist auch – wenigstens zum teil – eine Frage militärischer Disziplin. 90% des soldatenberufs ist sinnlos. War so, wird so sein.
Werftdienst ist für Besatzungen extrem langweilig, aber bei üblichen Rythmen zwischen Seefahrt und Werftliegezeiten gerade für lange auf See-Dienstposten stehende Unteroffiziere und FD-Offz. die einzige Möglichkeit Urlaub zu „nullen“ und Fachlehrgänge zu absolvieren, wenn man denn nicht im Heldenklau auf andere Einheiten in See kommandiert wird.
Teile der Besatzungen, insbesondere die ranghöheren Schiffstechniker, haben durchaus auch in der Werft „zu tun“. Bei der Gorch Fock kommt dazu dass die Mannschaften und Unteroffiziere des Decksdiensts bei der Auftakelung dringend gebraucht werden, die verzögerte sich allerdings massiv. Da würde es jetzt durchaus Sinn machen zur Vorbereitung der Auftakelung dieses Personal an die MSM zu schicken um den Übungsmast zu nutzen. Viele von den jüngeren Mannschaften haben ja wahrscheinlich nie die Möglichkeit gehabt auf der GF selbst aufzuentern…
War der Wachdienst nicht eine Möglichkeit, um Überstunden zu sammeln, damit man mehr Zeit bei der Familie in/um Kiel verbringen kann?
@Closius
Ja, der Kommandant der Horch Fock meinte auch, dass seit Nov 2017 bekannt war, dass es sich faktisch um einen Neubau handle.
Abwracken in der Werft ginge laut Medienberichten nicht, da die Werft dafür nicht zertifiziert sei ;)
Was mich als Laien ja umtreibt: wieso wird im Tagesbefehl nicht klar benannt, wo man Fairness in der Berichterstattung vermisst? So liest sich das eher wie billige Stimmungsmache ohne Gehalt, die durch. Nichtnennung der Kritisierten unangreifbar gemacht werden soll. Was ironischerweise verdammt unfair gegenüber der gesamten Presse wirkt.
Die GF wird wie jedes in Dienst gestellte Schiff in einer Werft durch Teile der Besatzung bewacht.
Hierbei ist der abwehrende Brandschutz, die betriebstechnische Sicherheit von Anlagen und Geräten und die militärische Sicherheit zu gewährleisten.
Mit Einführung der SAZV hat man das Problem der massiv anfallenden Überstunden und personeller Engpässe Anfang 2016 erkannt und entsprechend in der Konzeption „Bewachung und vorbeugender/abwehrender Brandschutz ….“ kurz KBewBraMatVorh neu geregelt. Seitdem sind zur Bewachung deutlich weniger Soldaten notwendig.
Weiterhin muss man erklären, dass nicht 30-40 Px gleichzeitig Wache gehen, sondern ein Personalpool vorgehalten werden muss, um die angesammelten Überstunden der Wachgänger im Sinne der SAZV abzugelten.
Hat also alles seine Richtigkeit und vor allem auch Notwendigkeit, lässt sich ohne Sachkenntnis aber auch hübsch in der Presse ausschlachten.
„die BW komplett einzustampfen und danach wieder aufzubauen. “
Ich halte solche Gedanken für unsinnig. Und ich muss das wohl nicht begründen, es sollte sich jedem denkenden Menschen erschliessen.
Was ich hier in den Kommentaren lesen, es macht micht mich zornig und traurig zugleich.
Viele Kommentare zeugen mir von Unwissen über Zuständigkeiten und Verantwortung von militärischen Bereich und zivilen Bereich der Bundeswehr.
In den 70. geriet ich auf einer Weiterbildungl in eine „Kaserne“ für Werftlieger im Hamburger Hafen, vorher wusste ich nichts davon, ich war Luftwaffensoldat. In meiner Heimatstadt Lübeck stiess ich auf einer Werft ebenfalls auf die Besatzung eines weftliegenden Marineschiffes. Die hatten Unterkunft in einer Kaserne, fuhren morgens zur Werft, abends zurück in die Unterkunft. Bei einem Besuch bei Newport News Shipbuildung traf ich Sailors der Baubesatzung der USS Gerald Ford(CVN 78). Über Langeweile haben meine Gesprächspartner nicht geklagt.
Baubesatzung, Werftbesatzung scheinen der Normalfall zu sein. Die Baubesatzung der Ford war allerdings nicht die komplette Besatzung für später, für heute.
Bei der Fock heute in der Werft ist mir der Sinn einer Besatzung dort zum Bewachen nicht wirklich klar, kann mir Gründe aber zumindest vorstellen. Einer ist die Bewachung von Eigentum der Marine und der Besatzung. Ich habe ein Geschehen in Erinnerung: Das neue Gebäude für meine Einheit war fast fertig, an uns noch nicht übergeben, da wurden Spiegel und der Durchlauferhitzer für die Duschen demontiert und geklaut. Wir bauten vor, besetzten das Gebäude mit bewaffneten UvD und GvD Tag und Nacht.
Ob die Kameraden der Werftbesatzung nicht auf anderen Booten oder Schiffen fahren könnten? Ich bin mir nicht sicher, ich weiss es nicht wirklich? Es werden wohl keine Uboot-Leute dabei sein. Und ob es woanders Bedarf gibt? Es leigt doch nicht nur ein Schiff der Marine in einer Werft.
RS | 05. Februar 2019 – 12:07
+1
:)
@sanjäger @RS
Mir ging es nicht um Marineinterne Regelungen, die ja anscheinend Sinn machen, das will ich als Heeressoldat mit rudimentären Marinekenntnkssen auch nicht bewerten.
Nur handelt es sich bei der GF weder um ein kriegswichtiges Schiff, noch wird es jemals einen Kampf- oder Unterstützungsauftrag erhalten.
Wenn der Kahn also seit drei Jahren + in der Werft liegt kann man darüber nachdenken das Personal entweder weiter auszubilden oder anderweitig zu verwenden, sofern diese zu entbehren sind.
Da ja anscheinend nichts voran geht, macht diese Überlegung durchaus Sinn.
Und bei der GF mit militräscher Sicherheit zu argumentieren ist zumindest abenteuerlich oder ist neuerdings FISH aufgespielt ? ;)
@huey | 05. Februar 2019 – 8:23
„Die Marine benötigt dieses Segelschulschiff nicht.
Alles, was ein Marineoffizier benötigt, kann ihm auch anderweitig beigebracht werden-ohne hunderte Millionen Euro zum Fenster hinaus zu werfen.“
Die Marine sieht das aber anders und ich für meinen Teil (als Heeresmann) vertraue da den Marineoffizieren.
Zudem geht es bei der Zeit auf der Gorch Fock weniger um Fachwissen, sondern vielmehr um Berufsverständnis.
Aber das hatten wir doch alles schon (mehrfach!) muss da jetzt schon wieder debattiert werden?
@Pio-Fritz | 05. Februar 2019 – 9:09
„Ich weiß nicht, wo der InspM sein Problem hat. Der Tagesbefehl ist doch ein großes, faktenloses „Mimimimi“. Aufklärung und Öffentlichkeitsarbeit sieht anders aus.“
Naja, Aufklärung ist ja auch nicht Aufgabe eines Tagesbefehls. Ein Tagesbefehl soll eine Botschaft senden primär nach innen und sekundär nach außen.
Beides tut dieser Tagesbefehl.
@Fishman:
OB die GF gebraucht wird, ist sehr wohl eine Frage und sie wurde hier auch schon – eher emotional, als nüchtern kalkulatorisch – geführt und muss noch weiter geführt werden.
Derweil tickt die Uhr.
Nebenbei: Es zeigt sich, dass alles Geld der Welt nichts nutzt, wenn man nicht weiß, was man will, wohin man will, was man dazu braucht und wieviel die einzelnen „Werkzeuge“ kosten/kosten dürfen. Im aktuellen Zustand der gesamten militärischen Führung, würde auch eine sofortige (!) Verdoppelung der Wehretats keinerlei Besserung bringen, sondern nur die Tröge der üblichen Verdächtigen füllen.
…sorry, für den tendenziellen OT, aber das musste leider wieder raus…
Thomas Melber | 04. Februar 2019 – 23:33
Daß die GF bewacht wird ist wohl eher ungewöhnlich. Und Antreten im „Schlumpf“?
Die klassische Haengemattenmusterung ist im Schlafanzug VOR der persoenlichen Morgenhygiene … alte Tradition, da die Haengematte frueher als persoenliches Rettungsmittel genutzt wurde … die BILD lebt ja gerne von der Weglassung von Tatsachen …
Da es hier ja eine Menge Meinung zu dem Sinn und Unsinn der Vorhaltung von Besatzungsanteilen auf einer Werft gibt, bietet sich vielleicht ein bisschen Faktenmaterial an, um über die gute Begründung von RS hinaus den Ahnungs-Anteil zu stärken. Frank Behling von den „Kieler Nachrichten“ hat sich mit diesem Thema beschäftigt. Weil Links hier nicht hergehören, empfehle ich einfach den individuellen Sprung zu dem Artikel. Darin wird auch klar, welche Klimmzüge der Kommandant der „Gorch Fock“ gemacht hat, um seine Besatzungsmitglieder auch noch anderweitig zu beschäftigen.
@Koffer | 05. Februar 2019 – 13:51
„Naja, Aufklärung ist ja auch nicht Aufgabe eines Tagesbefehls. Ein Tagesbefehl soll eine Botschaft senden primär nach innen und sekundär nach außen.
Beides tut dieser Tagesbefehl.“
Naja, die Botschaft nach außen ist fatal. Keine Aussage zur GF und ungerechtfertigte Jammerei, das er seine Leute von der Presse (global, nicht näher benannt) ungerecht behandelt sieht. Das wird der Presse auch nicht gerecht.
Aber das haben @Ein Leser und @Lucky.Sailor schon sehr schön auf den Punkt gebracht.
@Bow | 05. Februar 2019 – 14:35
„Im aktuellen Zustand der gesamten militärischen Führung, würde auch eine sofortige (!) Verdoppelung der Wehretats keinerlei Besserung bringen, sondern nur die Tröge der üblichen Verdächtigen füllen.“
???
Jetzt mal ganz abseits von der Frage OT:
1. Was hat die militärische Führung mit der Beschaffung zu tun?
2. natürlich würde eine kurzfristige (signifikante) Erhöhung des EPl 14 nichts bringen. Durch die Vorgaben des Parlamentes bzw. die gesetzliche Vorgaben (Ausschreibung und sog. 25 Mio Vorlage für den HH-Ausschuss des BT z.B.) benötigt man ja im Regelfall mehr als ein Jahr bis neues Geld verausgabt werden kann (und das natürlich auch nur, wenn man genau weiß, was man braucht/möchte und es marktverfügbar ist).
Und wieder zurück zum Thema:
„wenn man nicht weiß, was man will, wohin man will, was man dazu braucht“
Naja und das können Sie der Führung (egal in diesem Fall ob politische Leitung oder militärische Führung) jetzt in Bezug auf die GF nicht vorwerfen. Man weiß in diesem Fall genau was man will… Nämlich die GF (saniert) unverändert zur Ausbildung und vor allem Prägung des Führernachwuchses der Marine einzusetzen und dabei gleichzeitig für die ÖA der Marine (und eingeschränkt auch der Bw und DEU im Ausland) zu nutzen.
@Bow | 05. Februar 2019 – 14:35
1+
Die Bundeswehr ist nicht kaputtgespart worden.
Wir geben heute pro Soldat 3x soviel Geld aus, wie 1989.
Die Bundeswehr ist so teuer wie noch nie und gleichzeitig so wirkungslos wie noch nie.
Das Geld wurde sinnlos zum Fenster rausgeworfen.
In einem Prozess würde man von Untreue und Pflichtverletzung reden.
@kvogeler
„Wir geben heute pro Soldat 3x soviel Geld aus, wie 1989“, … ist ohne wirkliche Aussagekraft.
Der Wehrpflichtige war kostengünstiger, die damalige Ausstattung war es gleichfalls, Einsätze sowie einsatzgleiche Verpflichtungen, umgelegt pro Kopf, bestanden ebenfalls nicht.
Für SaZ, BS und FWDL sind Gehälter gestiegen, auch und gerade unter €-Bedingungen.
Früher war alles besser passt nur in Erzählungen von „weißt Du noch“ und bilden das Heute nicht ab.
@Koffer | 05. Februar 2019 – 16:57
„Nämlich die GF (saniert) unverändert zur Ausbildung und vor allem Prägung des Führernachwuchses der Marine einzusetzen und dabei gleichzeitig für die ÖA der Marine (und eingeschränkt auch der Bw und DEU im Ausland) zu nutzen.“
Haben Sie das irgendwo als belastbare Aussage und Entscheidung gefunden? Wenn ja, wo?
Ich lese immer nur Wünsche, der InspM sagt nichts, der GenInsp auch nicht. Die Ministerin hüllt sich in Schweigen.
@Pio-Fritz | 05. Februar 2019 – 16:07
„Naja, die Botschaft nach außen ist fatal. Keine Aussage zur GF und ungerechtfertigte Jammerei, das er seine Leute von der Presse (global, nicht näher benannt) ungerecht behandelt sieht. Das wird der Presse auch nicht gerecht.“
Wie gesagt, ein Tagesbefehl richtet sich ja auch primär nach innen.
Aber selbst in der Außenwirkung kann man das auch anders bewerten als Sie. Ich finde persönlichen den Tagesbefehl auch nicht umfänglich in den Formulierungen gelungen, aber es wird auch nach außen deutlich, dass der InspM sich vor seine Soldaten stellt (gute Botschaft) und dass die Marine die GF für wichtig hält (gute Botschaft).
Und das „die“ Presseberichterstattung des Tages pauschal kritisiert wird ist sicherlich nicht perfekt formuliert, aber auch nicht total daneben (immerhin ist der Bericht der Bild halt Bild-Niveau schlecht und der Spiegel hat ein reichlich unsachlichen, ja fast schon verletzenden, Titel für den Bericht gewählt.
@kvogeler | 05. Februar 2019 – 17:16
„Die Bundeswehr ist nicht kaputtgespart worden.“
Auch nein? Stichworte Ersatzteilpakete, Infrastruktur, Outsourcing wo es sachlich gar nicht gerechtfertigt ist etc. etc.
„Wir geben heute pro Soldat 3x soviel Geld aus, wie 1989.“
Was ist das denn für eine Kategorie? Wir haben heute ja auch einen höheren Technisierungsstand und weniger viel weniger (günstige) Wehrpflicht-Infanterie-Bataillone.
„In einem Prozess würde man von Untreue und Pflichtverletzung reden.“
Man kann der Bundeswehr viel vorwerfen, aber „Untreue“ und „Pflichtverletzung“ ist entweder eine unglückliche Wortwahl oder ein übles Wortspiel von Ihnen :(
„Die Bundeswehr ist nicht kaputtgespart worden.“
Was bitte denn sonst? OK, vielleicht haben sie ein „nur“ vergessen. Denn zur strukturellen Unterfinanzierung seit Mitte der 90er auch kaputt-umorgansiert bis auch der letzte Soldat und Mitarbeiter in einem konfusen Verantwortungs – und Umorganisierwirwarr die Orientierung verloren hat.
Übrigens, der Spiegel-Artikel ist gar nicht so schlecht geschrieben
@kvogeler:
2019 – 1989 entspricht 30 Jahre. Die EZB strebt eine Inflation von 2% an. Bei dieser Inflationsrate halbiert sich der Geldwert ca alle 20 Jahre. Für den gleichen Wert wie vor 30 Jahren muss heute das 3 fache hingelegt werden.
Irgendwie kommt bei meiner Rechnung mit Ihren Angaben nur der gleiche Wert pro Soldat raus. Und das bei wieviel Soldaten weniger?
Oder mißverstehe ich Ihre Angaben?
@kvogeler
Doch, die Bw würde kaputtgespart und zwar im Bereich der Versorgung von Mat, Mun und Infra. Die unzähligen Reformen kosteten Geld, das keiner bereitstellen wollte und so mussten diese Mittel aus dem laufenden Betrieb bezahlt werden. Mrd würden für die Einführung IT Systemen, Umzüge, Verlegungen und Berater ausgegeben, zudem fordern die Einsätze Personal und Material.
Die Bw würde auf Verschleiß gefahren und hat alle Aktionen aus dem Bestand finanziert.
@Mariner um 15:02
Die Hängemattenmusterung VOR der Morgenhygiene gab’s zu meiner Zeit (1979) nur für die eingeschifften Kadetten. Bei der Stammbesatzung, die in der Werft momentan offensichtlich auf einem Wohnschiff übernachtet, gibt’s diese Musterung m.W. auch heute nicht.
Zum Wachdienst:
Auch in Zeiten der SAZV halte ich Wachdienst auf dem eigenen Kriegsschiff nicht für obsolet (oder für einen Zeitfresser, so O-Ton BMVg bei Einführung SAZV!). Bei einem Wertflieger, insb. im Zustand der GF, werden allerdings personelle Ressourcen sinnlos „verbrannt“, während gleichzeitig auf etlichen anderen einsatzfähigen Einheiten bis zu 25% des Besatzungssolls fehlen.
Dass der InspM (und sein Führungsstab) dies nicht erkennt, zeigt wie entrückt die Spitzenführungskräfte (der Marine) vom täglichen Dienst in der Truppe tatsächlich schon lange sind!
@kvogler „Wir geben heute pro Soldat 3x soviel Geld aus, wie 1989.“ Klingt nach viel, ist es aber nicht: Allein schon eine allgemeine Inflationsrat („headline“) von 2%/Jahr über 30 Jahre halbiert den realen Wert. Nimmt man die gestiegenen technischen Ansprüche/Möglichkeiten/“technischen Fortschritt“ bei der Ausrüstung hinzu (EF statt Phantom, Leo 2 statt 1, Puma statt Marder, Klasse 212 statt 206 etc pp) und kalkuliert das mit nur 1%/Jahr bleibt schon kaum noch Spielraum, um die pro Kopf gestiegenen Soldbeträge (keine Wehrpflichtigen mehr, dazu der allgemeine zwar nicht üppige aber eben doch reale Anstieg der Einkommen (den die BW ja auch ansatzweise mitvollziehen muss) abzudecken.
Noch einmal zu “ plötzlich sollte es Teakholz sein“
@Tim_Roehn
Hierzu ein Anhaltspunkt: Gemäß den Unterlagen, die @ChSchweppe
& mir vorliegen, kostete z.B. die Verlegung von Teakholz-Boden in einem 71qm großen „Kadettenwohnraum“ 263.792,07 €.
Und es gab noch viel mehr Räume, wo verlegt wurde. Notwendig war das alles sicher nicht …“
Fassungslos!
Zur Beruhigung – es soll dennoch mehr Geld geben:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/verteidigungsetat-deutschland-verspricht-nato-hoehere-wehrausgaben-a-1251746.html