Verteidigungsministerium peilt angeblich Bundeswehr mit mehr als 200.000 Soldaten an

Die Bundeswehr soll nach den Vorstellungen des Verteidigungsministeriums auf mehr als 200.000 Soldatinnen und Soldaten anwachsen. Bei der Sitzung des Personalboards, einer internen Kommission des Verteidigungsministeriums, in der kommenden Woche sei eine entsprechende Erhöhung der Dienstpostenzahl geplant, berichtet die Bild am Sonntag (BamS)*. Ein Ministeriumssprecher bestätigte, dass das Gremium tagen werde, allerdings am Mittwoch und nicht wie von BamS gemeldet am Montag. Zu den genannten Zahlen wollte er keine Angaben machen.

Derzeit hat die Bundeswehr insgesamt rund 180.000 aktive Soldatinnen und Soldaten. Bereits in den vergangenen zwei Jahren hatte das Ressort von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Ziel-Zahl für die militärische und zivile Personalstärke nach oben gesetzt: Im Mai 2016 rief sie die Trendwende Personal aus und erklärte, es sei Zeit für die Bundeswehr, wieder zu wachsen. Im Februar 2017 plante das Personalboard dann eine Erhöhung des so genannte Zielumfangs der  Streitkräfte auf insgesamt 198.000 Soldaten bis  zum Jahr 2024.

Als Begründung für die nochmalige Erhöhung des Zielumfangs auf nun 203.000 Soldaten bis zum Jahr 2025 nennt das Blatt das, was auch schon im vergangenen Jahr als Begründung genannt wurde: Den Personalbedarf vor allem im Bereich Cyber- und Informationsraum und angesichts der NATO-Anforderungen (denen Deutschland ja vorher zugestimmt hatte).

Falls die Steigerung des Umfangs so beschlossen werden sollte, wird es zwei wichtige Fragen geben: Zum einen, wie die Bundeswehr die angepeilte Personalstärke realistisch erreichen will. Und zum anderen, und das bewegt die Truppe: Ob und wo an den Stellschrauben für die Pensionierung der Berufssoldaten gedreht wird – was also mit der Altersgrenze passiert.

Einen Hinweis hatte bereits der Beschluss des Personalboards im vergangenen Jahr gegeben:

Der weitere personelle militärische Aufwuchs bis 2024 wird maßgeblich durch die Verschiebung des anzustrebenden durchschnittlichen Zurruhesetzungsalters (unter Beibehaltung des bisherigen gesetzlichen Rahmens der besonderen und allgemeinen Altersgrenzen), die spürbare Erhöhung der Übernahmequoten zur Berufssoldatin bzw. zum Berufssoldaten sowie die Anhebung der durchschnittlichen Verpflichtungszeit bei den Fachunteroffizieren erreicht.

Nun hat sich ja bei der Altersgrenze eine Überlegung aus dem Bundesfinanzministerium, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu ändern, offensichtlich erledigt. Aber auch bei Beibehaltung der gesetzlichen Regelung ist ja einiges denkbar – mit anderen Worten: Die Erhöhung der Zahl der Soldaten kann man auch hinbekommen, indem man sie später in den Ruhestand schickt. Es wird interessant zu sehen, was da am Mittwoch beschlossen wird.

*Links zu deutschen Verlagswebseiten finden hier in der Regel nicht statt; in diesem Fall handelt es sich um die Vorab-Pressemitteilung des Blattes.

(Foto: Lagebesprechung des Jägerbataillons 91 während der Übung Trident Juncture im Oktober 2018 in Norwegen)