Technik-Ausfall beim VIP-Airbus: Kanzlerin gestrandet trotz Ersatzmaschine (Nachtrag: BPK)

Flugbereitschaft_A340_TheodorHeuss

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist am (gestrigen) Donnerstagabend auf dem Flug zum G20-Gipfel in Buenos Aires in Köln gestrandet – weil die Technik des VIP-Airbus der Flugbereitschaft während des Fluges streikte und eine Ersatzmaschine zwar vorhanden war, dann aber nicht eingesetzt werden konnte.

Der Bundeswehr-Airbus A340 Konrad Adenauer hatte auf dem Flug von Berlin nach Argentinien über den Niederlanden nach einem Totalausfall der Funkanlage umdrehen müssen. Nach Angaben der Luftwaffe vom Freitag hatte der Ausfall einer elektrischen Verteilerbox dazu geführt, dass die Maschine nicht mehr über Funk kommunizieren konnte – zugleich sei von diesem Defekt aus das System zum Ablassen von Kerosin betroffen gewesen. Deshalb musste das Flugzeug mit fast voller Kraftstoffbeladung für den Transatlantikflug in Köln landen.

Die Ursache für den Ausfall werde noch gesucht, es gebe aber keinerlei Hinweis auf einen kriminellen Hintergrund, sagte der Luftwaffensprecher. Die Crew der Maschine organisierte über das Satellitentelefon an Bord die Ausweichlandung in Köln. Das übliche Verfahren bei einem Ausfall der Funkanlage ist sonst der Weiterflug zum Zielort oder die Rückkehr zum Startflughafen.

Die Luftwaffe hatte zwar, wie bei so hochrangigen Politikerdelegationen üblich, eine Ersatzmaschine bereitgestellt – allerdings am Startflughafen Berlin. Nachdem die Konrad Adenauer planmäßig und zunächst ohne Probleme in Berlin gestartet war, startete der zweite A340 der Flugbereitschaft, die Theodor Heuss, ebenfalls: Die Maschine kehrte zum Heimatflughafen Köln zurück.

Bei der Sicherheitslandung der Konrad Adenauer auf dem Flughafen Köln/Bonn stand dann zwar ein funktionsfähiges zweites Flugzeug zur Verfügung – aber keine Mannschaft, die sofort nach Argentinien hätte weiterfliegen können: Sowohl die Crew der Konrad Adenauer als auch die der Theodor Heuss hatten nach der Flugsicherheitsvorschriften nicht genügend so genannte Flugdienstzeit, um den 15-stündigen Flug nach Südamerika anzutreten, erläuterte der Luftwaffensprecher. Eine andere Maschine sei nicht infrage gekommen, da nach Angaben der Flugbereitschaft allein der A340 direkt nach Buenos Aires fliegen könne, die kleineren Maschinen dagegen nicht.

Zur Ergänzung die Aussagen in der Bundespressekonferenz von Jens Flosdorff, Sprecher des Verteidigungsministeriums:

Frage: Ich würde gern wissen, ob es zu irgendeinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Insassen der Kanzlerin-Maschine durch dieses technische Problem gegeben hat?

Ich würde zum Zweiten gern vom Verteidigungsministerin wissen – Ministerien haben doch immer Statistiken und solche Dinge -, wie viele außerplanmäßige Vorfälle es bei Regierungsmaschinen in den letzten Jahren gab. Wie ist die Tendenz dabei?

Zum Dritten würde ich gern wissen, ob die Kanzlerin aufgrund der Verzögerung ihre Gesprächsagenda für die G20 in irgendeiner Weise zusammenstreichen muss, ob sie zum Beispiel nach wie vor Putin trifft.

SRS’in Fietz: Dann fange ich vielleicht einmal an.

Es bestand zu keiner Zeit Gefahr für Leib und Leben der Passagiere an Bord der Maschine. Der Abbruch des Fluges ist in einem solchen Fall ein ganz normaler Vorgang.

Was die Termine der Kanzlerin anbelangt, so wird jetzt vor Ort versucht, die bilateralen Gespräche nachzuterminieren. Darüber werden wir Sie dann vor Ort unterrichten.

Die Kanzlerin ist im Grunde genommen der Crew sehr dankbar, dass sie sehr besonnen und sehr professionell gehandelt hat. Sie hat ja auch gesagt, es habe sich um einen schwierigen Fehler gehandelt. Das wird sicherlich Herr Flosdorff gleich im Einzelnen erläutern können. Aber die Kanzlerin hat ausdrücklich betont, dass die Crew an Bord sehr professionell und umsichtig gehandelt hat.

Flosdorff: Ich kann gerne etwas ergänzen. Es hat ja eben um 11 Uhr auch eine Pressekonferenz der Flugbereitschaft in Köln/Bonn gegeben, in der die Flugbereitschaft Auskunft über den Hergang und die Ursachen gegeben hat.

Man hat mittlerweile herausgefunden: Es handelt sich um ein defektes Bauteil, um ein Elektronikbauteil, das dafür verantwortlich war. Dieses wird ausgetauscht. Man ist sehr zuversichtlich, dass auch die zweite Maschine in wenigen Stunden wieder einsatzbereit ist. Die andere war ja ohnehin einsatzbereit gewesen. Es stand ja gestern hier in Berlin eine Ersatzmaschine zur Verfügung.

Dieser Fehler ist erstmals bei einer unserer beiden A340-Maschinen aufgetreten. Er ist in der Form bei uns noch nicht vorgekommen. Das war nicht bekannt. Die Maschinen sind gestern beide gewartet worden und waren einsatzbereit.

Wir haben uns jetzt natürlich auch mit zivilen Fluggesellschaften ausgetauscht, die Flugmuster ähnlichen Typs betreiben. Bei Airbus gibt es insgesamt mehr als 370 Maschinen des Typs A340, die ausgeliefert worden sind. Wir gehen davon aus, dass sich vielleicht auch daraus noch weitere Erkenntnisse über die Unfallursache ergeben.

Die Flugbereitschaft plant, die Kanzlerin zeitgerecht aus Argentinien abholen zu können. Die Maschinen werden heute im Laufe des Tages nach Argentinien fliegen, wenn sich das so wie im Augenblick geplant realisieren lässt.

Natürlich besteht eine höhere abstrakte Gefahr, wenn Funk ausfällt. Das ist klar, dass man dann auf Nummer sicher geht, dass man dann den nächsten sinnvollen Flughafen ansteuert. In dem Fall ist das Köln/Bonn gewesen. Der Pilot hat sehr umsichtig gehandelt. Er hat die richtigen Abwägungen getroffen. Es ist oberste Maxime bei uns, dass da kein Sicherheitsrisiko eingegangen wird.

Zusatzfrage : Können Sie zu Statistiken etwas sagen?

Flosdorff: Von Juni 2016 bis Juni 2018 kam es zu Komplettausfällen bei 16 geplanten Einsätzen. Insgesamt – wenn Sie jetzt den VIP-Transport bei der Flugbereitschaft sehen – beträgt die Ausfallrate unter zwei Prozent. Wenn Sie Trainingsflüge und sozusagen reale Flüge einbeziehen, dann reden wir hier im Zeitraum von Juni 2016 bis Juni 2018 von 5 200 Flügen.

Also es kann manchmal zu Verzögerungen beim Start kommen, dass eine Maschine einmal eine Stunde, zwei Stunden oder eine halbe Stunde später losfliegt. Das ist hier nicht gemeint, sondern es geht um richtige Ausfälle.

SRS’in Fietz: Ich kann vielleicht noch eine Sache ergänzen.

Das Gespräch mit dem russischen Präsidenten Putin findet nach jetzigem Stand voraussichtlich, wie geplant, morgen früh statt. Alle anderen Termine werden wir dann noch vor Ort mitteilen.

Frage: Ich habe eigentlich ganz viele Fragen, weil ich ganz vieles daran nicht verstehe, Herr Flosdorff und Frau Fietz.

Könnten wir vielleicht erst einmal zu diesem Bauteil zurückkommen? Wenn es also ein bloßes Bauteil war, das diesen ja doch sehr großen Schaden angerichtet hat, kann so etwas mit gecheckt werden? Vor allem, wie kommt so ein Fehler zustande? Kann so etwas auch von außen gesteuert werden?

Dann habe ich noch, wenn ich darf, zwei andere Fragen. – Aber vielleicht erst einmal zu diesem Bauteil.

Flosdorff: Es ist ein Bauteil, das relativ tief im Bereich der Maschine ist. Solche Bauteile werden auch gewartet. Wie gesagt: So ein Fehler ist bisher noch nicht aufgetreten.

Sie können sich vorstellen – das kennen Sie ja wahrscheinlich auch; das ist jetzt ein schräger Vergleich -: Es macht einen Unterschied, ob Ihr Handy, Ihr Computer oder Ihr Router einen Defekt hat. Dann können unterschiedliche Geräte – je nachdem, an welcher Stelle das Gerät defekt ist – und eine andere Technik betroffen sein.

Hier in dem Fall ist das auch so. Hier war der Funk betroffen, aber auch andere elektronische Systeme an dem Flugzeug. Es liegt aber an diesem Bauteil.

Sofern Sie jetzt darauf abheben, dass einmal kurz in Rede stand, dass es vielleicht irgendeinen kriminellen Hintergrund dahinter gibt, würde ich an der Stelle sagen: Dafür haben wir keine Anhaltspunkte.

Ich würde aber gern die Gelegenheit ergreifen, einmal ganz kurz „unter drei“ zu gehen.

[Es folgt ein Teil „unter drei“.]

Flosdorff: Wir können gern wieder „unter eins“ gehen.

Vorsitzender Szent-Iványi: Dann bitte ich jetzt zu beachten, dass wir nicht auf diese Passage zurückkommen, wenn wir „unter eins“ sind.

Zusatzfrage: Herr Flosdorff, Sie haben gesagt, es habe ein Ersatzflugzeug in Berlin bereitgestanden. Was ist der Grund dafür, dass bei so einem Vorfall nicht das Procedere greift, dass eine Ersatzmaschine die Kanzlerin und den Vizekanzler abholt und ans Ziel fliegt?

Flosdorff: Das Procedere ist so – das ist gestern beziehungsweise gerade eben auch noch einmal bei der Pressekonferenz in Köln erläutert worden -:

Die Spare-Maschine, die dann bereitsteht – die Ersatzmaschine -, wartet ab, bis die notwendigen Wartungen in der Luft vorgenommen werden. Das ist in der Regel eine halbe Stunde nach dem Start. Dann gibt die gestartete Maschine grünes Licht. Das ist in dem Fall hier auch so gewesen. Die Probleme traten dann im weiteren Flugverlauf auf. Insofern hätte man im Prinzip zum Flughafen Berlin zurückkehren können, natürlich unter Inkaufnahme eines Risikos. Aber wenn Sie in so einem dichten Luftraum, wie wir das hier haben, keine Funkmöglichkeit haben, dann war es eine sehr verantwortliche und korrekte Entscheidung des Piloten, den Flughafen Köln/Bonn anzusteuern.

Es hätte vielleicht die Maschine in Berlin starten können, um nach Bonn zu fliegen, die Delegation aufzunehmen und von da aus weiterzufliegen. Das war aber aufgrund der langen Direktflugstrecke nach Argentinien nicht möglich. Dann wären Lenk- und Flugzeiten auch dieser Crews überschritten gewesen. Das sind gesetzliche Vorgaben, die nicht nur für Militär-Crews gelten, sondern auch für zivile Crews. Da steht bei uns Sicherheit an erster Stelle.

Frage: Heißt das, dass sich die mögliche Überschreitung von erlaubten Flugzeiten auf arbeitsrechtliche Fragen bezieht und nicht auf irgendwelche Gewerkschaftsvorbehalte, die man beachten muss, sondern dass es arbeitsrechtliche Vorgaben sind, die insbesondere der Sicherheit dienen, damit eine Crew nicht zu lange arbeitet?

Nach dem, wie die Schilderung aus dem Flugzeug war, wurde die Bundeskanzlerin aus einem Hintergrundgespräch geholt und über das informiert, was vorlag. Dazu eine ganz formale Frage: Wer hat im Flugzeug eigentlich das letzte Wort, der Kapitän oder die Kanzlerin?

Flosdorff: Um mit Ihrer zweiten Frage anzufangen: Der Kapitän hat das letzte Wort. Er ist für die Sicherheit aller Passagiere verantwortlich.

Noch einmal: Sicherheit geht hier vor. Wenn wir hier über zulässige Höchstzeiten der Crews sprechen, dann geht es immer um die Flugsicherheit. Es geht nicht um Absprachen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sondern es geht um die Sicherheit, die allgemein im Flugverkehr gilt. Ebenso wie bei Lenkzeiten, die wir in anderen Bereichen des Verkehrs kennen, geht es nicht immer nur um den Arbeitsschutz desjenigen, der das Fahrzeug lenkt, sondern es geht auch um die abstrakte Gefährdung anderer.

SRS’in Fietz: Man kann grundsätzlich sagen, dass sich die Bundeskanzlerin grundsätzlich nie in die fliegerischen Entscheidungen des Kapitäns einmischt.

Frage : Herr Flosdorff, die Flugbereitschaft kommt in den letzten Monaten immer wieder negativ in der Öffentlichkeit ins Gespräch. Haben Sie in den letzten Monaten intern bei der Bundeswehr irgendetwas geändert, damit die Flugbereitschaft besser wird, und, wenn ja, was?

Flosdorff: Wir haben ja eben die Statistik gehabt. Wir haben, was diese Flüge angeht, eine Ausfallrate von zwei Prozent. Wir haben das Problem schon häufiger gehabt. Das Thema ist, mit Verlaub, doch älter als Ihre Präsenz hier in der Bundespressekonferenz. Das wird schon seit vielen, vielen Jahren immer wieder leidvoll durchdiskutiert. Ich mache es gern auch noch einmal.

Wir reden hier praktisch über das Phänomen der Kleinen Flotte. Wir haben exakt zwei Flugzeuge, die für solche Langstrecken geeignet sind, nämlich unsere beiden A340. Die eine Maschine ist die „Konrad Adenauer“, die andere die „Theodor Heuss“. Wenn man dort einen Ausfall hat, dann sind schon 50 Prozent der Flotte ausgefallen. Noch einmal: Gestern waren vor dem Start beide einsatzbereit und standen dort bereit.

Bei Fluggesellschaften fällt solch ein Ausfall im Prinzip nicht weiter auf, weil sie – – – Wir hatten jetzt den Fall von Nagern in Asien oder einmal einen Blitzschlag in Südafrika. Manchmal ist es auch ein Bauteil, wie der Motor in China. Eine große Fluggesellschaft fliegt mit festgelegten Flugmustern nach einem bestimmten Flugplan. Das heißt, sie können planen, dass sie Ersatzteile vorhalten, dass sie Verträge vor Ort haben, sie kennen die Infrastruktur und können darauf zugreifen. Bei uns steuert die Flugbereitschaft nach relativ kurzfristig festgelegten Reiseplänen alle möglichen Kleinen und großen Flugplätze dieser Welt an, wo im Prinzip nie eine entsprechende Logistik wartet. Es ist auch nicht so, dass wie bei großen Fluggesellschaften, die vielleicht sogar über mehrere tausend Flugzeuge verfügen, Maschinen, die in der Region sind, kurzfristig für den Ersatz eingesetzt werden können. In der Regel ist es auch nicht so, wie wenn man sich vielleicht in einem Verbund mehrerer Fluggesellschaften befindet oder wenn eine andere Fluggesellschaft einspringt: Dann ändert sich einfach die Nummer und die Uniform des Personals, und trotzdem wird man zeitgerecht von Flughafen a zu Flughafen b transportiert, ohne dass einem weiter auffällt, dass sich eine solche Panne, wie sie auch bei zivilen Fluggesellschaften ständig vorkommen, realisiert hat.

Zusatz : Aber die Frage war ja: Haben Sie in den letzten Monaten irgendetwas intern geändert, irgendwelche Vorgaben?

Flosdorff: Das, was sich bei uns intern geändert hat, ist, dass wir vor Kurzem eine neue Maschine übernommen haben. Das ist ein Airbus A321, der umgerüstet worden ist. Er befindet sich im Moment in der Erprobung und wird in wenigen Wochen zur Verfügung stehen, um auch solche Transporte vorzunehmen, wobei diese Maschine auch nicht in einem Zug nach Südamerika, nach Buenos Aires, gekommen wäre, sondern auch eine Zwischenlandung gebraucht hätte.

Zusatzfrage : Wird das also der Dritte, neben „Konrad Adenauer“ und „Theodor Heuss“?

Flosdorff: Maschinen, die in einem Zug ohne Zwischenlandung hinüberkommen, sind nach wie vor die beiden A340. Der A321 hat eine höhere Reichweite als unsere beiden A319, die wir auch haben, aber er ist nicht in der Lage, so viel Treibstoff aufzunehmen, dass er in einem Zug bis Buenos Aires kommt.

Frage: Es heißt, die Maschine habe vor der Landung Kerosin ablassen müssen, damit sie nicht zu schwer ist. Stimmt das?

Wie muss man sich das vorstellen? Wird da ein Tankdeckel aufgemacht, und dann kippen ein paar tausend Liter Benzin aus?

Flosdorff: Ich bitte um Verständnis, dass ich hier eigentlich über Regierungshandeln informiere und nicht über Flugtechnik und Mechanik. Offenbar gibt es, wenn man notlanden muss, in der Regel die Möglichkeit, Kerosin abzulassen. In diesem Fall war dies nicht möglich, weil dieses elektronische Bauteil auch den Mechanismus gestört hat, über den Kerosin abgelassen wird. Deswegen ist diese Landung mit doch erheblichem Gewicht erforderlich geworden, weil man den Treibstoff noch an Bord hatte, der eigentlich für einen Transatlantikflug nach Südamerika eingeplant war.

Deswegen stand sicherheitshalber auch die Feuerwehr bereit, weil klar war, dass die Bremsen über das normale Maß in Anspruch genommen werden, wenn man ohne das Kerosin an Bord leicht landet. Man hat das dann routinemäßig geprüft. Die Bremsen waren zwar erhitzt, aber sie waren nicht überhitzt. Insofern ist alles nach den Sicherheitsvorschriften gelaufen.

Frage: Herr Flosdorff, wenn das so völlig ungefährlich war – Frau Fietz hat gesagt, dass es zu keiner Zeit eine Gefahr für die Kanzlerin, für Herrn Scholz und die anderen gegeben habe -: Wenn ich Sie richtig verstanden habe, haben Sie gerade gesagt: Das Flugzeug musste notlanden. – Es war also eine Notlandung, bei der aber zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden hat.

Wissen Sie vielleicht, warum die gesamte Delegation nach der Landung 70 Minuten im Flugzeug bleiben musste und nicht aussteigen durfte?

Flosdorff: Ich kann mich auch nur auf das beziehen, was ich eben kurz vor der Pressekonferenz von dem für die Flugbereitschaft verantwortlichen Offizier gehört habe. Auch ihm wurde diese Frage gestellt. Ich weiß nicht, ob Notlandung der richtige Begriff ist. Es war auf jeden Fall eine außerplanmäßige Landung, die dort stattgefunden hat. Man ist dort aus Sicherheitsgründen hinuntergegangen.

Natürlich besteht eine abstrakte Gefahr, wenn ein Flugzeug ohne Möglichkeit zu funken im Luftraum unterwegs ist. Das ist vollkommen in Ordnung. Dann trifft man die Entscheidung – das macht der Pilot -, wie man seine Passagiere möglichst sicher und ohne weitere Gefährdungen an den Boden bringt, und das ist gelungen.

Dass Passagiere nicht sofort aussteigen, bevor die Systeme gecheckt sind – hier ging es zum Beispiel auch um möglicherweise überhitzte Bremsen -, ist ein normaler Sicherheitsvorgang. So ist das eben in der Pressekonferenz, der ich folgen konnte, ausgeführt worden. Das kann ich Ihnen hier nachrichtlich mitteilen, ohne selbst irgendwie Experte zu sein.

Zusatzfrage: Sehen Sie diesen Vorfall in irgendeinem Zusammenhang mit den Cyber- und Hackerattacken auf die Bundeswehr, Botschaften und den Bundestag stehen, von denen wir gestern lesen konnten? Brennt so ein Bauteil durch, oder kann das von außen gesteuert werden?

Flosdorff: Ich habe heute mehrmals mit der Flugbereitschaft telefoniert, weil wir natürlich auch viele Anfragen erhalten haben. Die hat gesagt: Sie hat keinerlei Anhaltspunkte, die in diese Richtung weisen.

Frage : Herr Flosdorff, als flugzeugtechnischer Laie habe ich drei Fragen. Die erste: Haben Regierungsmaschinen – ich bin ja bass erstaunt – wirklich nur ein Funksystem und keine Absicherung über ein zweites, völlig unabhängiges?

Die zweite Frage betrifft die Ausfallrate von 2 Prozent. Das heißt, jeder 50. Flug fällt aus. Ist das im Vergleich zur zivilen Luftfahrt gut oder schlecht? Ich kann das schlecht einschätzen.

Zur „Konrad Adenauer“: Können Sie einfach einmal die Daten nennen? Wann wurde sie in Dienst gestellt, wie viele Flugstunden hat sie, und wann ist denn die letzte Wartung gewesen?

Flosdorff: Um hinten anzufangen: Die Flugzeuge werden sehr regelmäßig und sehr sorgfältig gewartet. Sie dürfen auch davon ausgehen, dass bei uns im Zweifel höhere Sicherheitsstandards als in anderen, zivilen Kontexten gelten. Ich kann Ihnen hier keine Statistik dazu nennen, wie das in der zivilen Luftfahrt ist. Ich kann nur sagen, dass da in der Regel, wie ich eben ausgeführt habe, sicherlich nicht 40 Journalisten an Bord sind. Das heißt, es wird dann auch nicht so darüber berichtet. Es ist in der Regel so, dass dann schnell Ersatz gefunden wird.

Ich bitte auch, was jetzt Fragen zur Indienststellung und zum Alter der Flugzeuge angeht, sich dafür irgendwie an die Luftwaffe zu wenden. Das steht wahrscheinlich sogar auf der Homepage der Luftwaffe, auf der Sie diese Informationen zu der weißen Flotte finden.

Was das Funksystem angeht, damit da kein Missverständnis aufkommt: Dieses Bauteil betrifft nicht das Funksystem selbst, sondern es betrifft im Prinzip die Versorgung dieser Funksysteme. Deswegen ist es so, und Sie haben vollkommen recht: Es gibt redundante Funksysteme, und die sind durch diesen Defekt beide ausgefallen.

Zusatzfrage : Der Worst Case wäre dann, wenn das Satellitentelefon nicht funktioniert, oder?

Flosdorff: Ja. Das ist jetzt einfach eine weitere Spekulation. In diesem Fall ist es so gewesen, dass neben diesen Funksystemen ein Satellitentelefon zur Verfügung stand und dann mit den Bodenstationen kommuniziert werden konnte. Es konnte alles eingeleitet werden, und damit gab es quasi eine Kommunikationsmöglichkeit.

Ich möchte aber – ich bin zwar kein Luftfahrtexperte, aber Sie wissen ja, dass das Bundesverteidigungsministerium auch für die Alarmrotten zuständig ist, also für die Eurofighter-Staffeln, die jeweils aufsteigen, wenn der Funkverkehr gestört ist, und die dies auch häufiger tun, als vielleicht immer allen bewusst ist – auch noch einmal sagen: Das kommt relativ häufig vor. Es ist schon mehrere Dutzend Male im Jahr so, dass das vorkommt. Das geschieht für den Fall, dass es gar keinen Funkverkehr mehr gibt. Das kann technische Ursachen haben. Das kann einfach auch eine ganz banale menschliche Ursache wie die haben, dass der falsche Kanal eingestellt worden ist. Aber das kommt in der zivilen Luftfahrt auch häufig vor. Nur reden wir dann hier nicht darüber.

Frage: Mich würde interessieren, weil die Reise schnell und spontan umgeplant wurde – das heißt, die Bundeskanzlerin fliegt jetzt mit Iberia -, wie es aussieht: Wie wird die Sicherheit gewährleistet? Fliegt sie zum Beispiel in der Business Class oder der First Class? Müssen die Passagiere jetzt umgebucht werden, oder wird sie gemeinsam mit anderen Passagieren fliegen? Wie sieht das aus?

Flosdorff: Sie dürfen davon ausgehen, dass das Verteidigungsministerium gestern auch ein großes Interesse daran hatte, nach Möglichkeiten dafür zu suchen, wie die Bundeskanzlerin möglichst schnell zum G20-Gipfel kommt. Aber ich glaube, das sind jetzt Fragen, die den Kernbereich dessen, wofür das Verteidigungsministerium zuständig ist, verlassen. Ich weiß nicht, Frau Fietz, ob Sie mir dabei helfen können, wie die Buchungsvorgänge und die Vorkehrungen gelaufen sind. Das entzieht sich jetzt meiner Kenntnis, weil ich nicht dabei war.

SRS’in Fietz: Details kann ich Ihnen jetzt auch nicht nennen. Grundsätzlich tritt dann in Kraft, dass sich das Protokoll des Auswärtigen Amtes beziehungsweise auch das Protokoll des Bundeskanzleramtes darum bemühen, Flüge im Linienverkehr zu buchen.

Frage : Frau Fietz, fliegen Herr Seibert, Frau Merkel und Herr Scholz denn erste Klasse, oder haben sie nur die Holzklasse bekommen?

SRS’in Fietz: Dazu kann ich Ihnen leider keine Details nennen.

Frage: Ich wollte noch einmal nach dem Personalumfang fragen. Wenn die Flugbereitschaft theoretisch ein einsatzfähiges Flugzeug in Berlin hat, aber die Kapazitäten personell nicht bereitstellen kann, weil dann Flugzeitüberschreitungen usw. gegeben sind, ist das dann für die Bundesregierung zu knapp bemessen? Müsste man im Prinzip eine dritte Crew haben? Macht man das nicht, weil man sich nicht dem Vorwurf aussetzen will, dass die Regierung zu viel Geld für so etwas ausgibt? Ist das zu sehr auf Kante genäht? Ist das Ihrer Ansicht nach, wenn man jetzt weltpolitisch vergleicht, wer da überall schnell ein Flugzeug bekommen kann, eher ein Schaden für das Ansehen, oder sagen Sie „Mein Gott, wir müssen halt bescheiden sein“?

Flosdorff: Ich glaube, dass man das so pauschal nicht beantworten kann. Ich kann jetzt auch nicht beurteilen, wie das in anderen Ländern der Fall ist. Ich kann nur sagen: Wir hatten gestern zwei Flugzeuge. Wir hatten gestern zwei komplette Crews gehabt. Aber wegen des Transfers vom einem Flughafen zum anderen und wegen der langen Strecke, was ja wirklich auch ein Ausnahmefall und ein sehr seltenes Szenario ist – bei diesem Betrieb mit 5200 Flügen ist es ja nicht so, dass man diese 18 Stunden, die man hat, mit einer Wegstrecke bis zu 17,5 Stunden ausschöpft -, ist es da nicht möglich, noch einmal einen Transfer zu machen, um aufzunehmen.

Ganz grundsätzlich stehen wir hier natürlich irgendwie vor der Abwägung: Wie groß muss die Flotte bemessen sein? Wie groß muss der Personalumfang bemessen sein? – Ich denke, da muss man irgendwie ein vernünftiges Maß finden. Ein Land wie die USA hat natürlich eine viel, viel größere Zahl an Maschinen, Ersatzmaschinen und Crews. Die werden auch alle in der Regel in Anspruch genommen, wie ja auch bei uns die Flugbereitschaft nicht nur von der Kanzlerin in Anspruch genommen wird, sondern auch von vielen Ministern, vom Bundespräsidenten, vom Bundesratspräsidenten bis hin zu Militärs und anderen, die diese Flugbereitschaft nutzen.

Wenn es eine Spare-Maschine gibt, dann gibt es natürlich auch jemanden, der gerade nicht damit fliegen kann, und wenn es eine Extrabesatzung gibt, die vielleicht an Bord ist und dann einspringen könnte, dann fehlt die vielleicht an irgendeiner anderen Stelle. Da muss man einfach anhand von vernünftigen haushalterischen und Bedarfserwägungen schauen, wie die Anzahl der Flugzeuge in der Flotte bemessen ist und ob wir damit den Bedarf decken können. Sie sehen: Wir haben hier mit dem Umbau des A321, der jetzt in Kürze zur Verfügung stehen wird, auch schon nachgesteuert. Man muss schauen, wie man verantwortlich damit umgeht, dass man ausreichend Personal zur Verfügung hat.

Es ist relativ selten, dass es irgendwie am Personal liegt. In diesem Fall haben wir jetzt aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen dieses Fluges so einen Fall. Das war auch mit ursächlich dafür, dass man mit einer weiteren Crew – vielleicht mit einigen Stunden Verzögerung – das Ersatzflugzeug nach Argentinien hätte bringen können. Aber das war jetzt nicht der Fall.

Auch bei Ihnen in der Redaktion stellt sich wahrscheinlich manchmal die Frage, ob Sie Engpässe haben. Da fallen ein paar Leute aus, und dann können Sie einen Termin nicht besetzen. Hätten Sie noch fünf Leute mehr in der Redaktion, dann hätten Sie den Termin besetzen können, der Text wäre erschienen, und man hätte wahrscheinlich einen Scoop gelandet.

Zusatzfrage: Das interessiert im Vergleich zur Kanzlerin nicht! – Ich habe aber eine Zusatzfrage: Der Pilot hatte während des Fluges gesagt, in Köln stehe die einzig verfügbare Ersatzmaschine bereit, und deswegen gehe es auch nach Köln. Nun stand die in Berlin. Das kann im Eifer des Gefechts ja auch ein Versehen gewesen sein. Können Sie noch einmal erklären, warum nicht Amsterdam angeflogen wurde, sondern Köln? Denn Amsterdam war ja viel näher dran gewesen.

Flosdorff: Das kann ich Ihnen hier nicht sagen. Ich weiß, dass Sicherheitsgründe bei den Abwägungen eine Rolle gespielt haben. Sie wissen: Die Heimat der Flugbereitschaft ist im Moment Köln/Bonn. Das ist auch der Ort, an dem der technische Support zur Verfügung steht.

Zu dieser Erwägung des Flugkapitäns: Sie waren dann in diesem Fall näher dran und haben gehört, was der Flugkapitän gesagt hat; ich habe das irgendwie nicht gehört. Ich weiß: Die zweite Maschine stand in Berlin. Ich weiß auch nicht, ob die während dieser Zeit nach Köln/Bonn überführt worden ist, nachdem klar war, dass die andere Maschine gestartet ist, nachdem sie dann nach einer halben Stunde ihr Okay gemeldet und gesagt hat, dass sie in der Luft war. Das kann ich Ihnen hier leider nicht sagen. Sorry, das ist jetzt zu nahe am Detail dran. Dazu kann ich Ihnen von dieser Stelle aus keine Auskunft mehr geben. Aber ich bin sicher, dass die Kollegen von der Luftwaffe Ihnen sehr gerne weiter mit Details zur Verfügung stehen.

Frage : Herr Flosdorff, Sie haben den Bundespräsidenten angesprochen. Der wird nun nächste Woche für mehrere Tage nach China fliegen. Ist die Einsatzbereitschaft der Flugbereitschaft dadurch in Mitleidenschaft gezogen oder nicht mehr gewährleistet? Ist sein Flug technisch gewährleistet und sicher?

Flosdorff: Ich habe jetzt keine Information darüber, wie es in der nächsten Woche aussehen wird. Ich weiß nur, dass sich jetzt eben der zuständige Leiter der Flugbereitschaft so geäußert hat, dass – Stand von heute Mittag – zwei Maschinen, die langstreckentauglich sind – ich gehe davon aus, China hat etwas mit Langstreckentauglichkeit zu tun -, nach derzeitiger Planung einsatzfähig sein werden. Eine Maschine wird nach Argentinien fliegen, um die Kanzlerin planmäßig abzuholen. Für die nächste Woche gehe ich einmal mit der eben genannten Ausfallrate davon aus, dass – ohne dass dafür irgendjemand seine Hand ins Feuer legen kann, weil immer etwas passieren kann, militärisch wie zivil – der Bundespräsident als Nummer 1 in der Ordnung dessen, wie man auf Flugbereitschaftsmaschinen Zugriff hat, mit einem angemessenen Flugzeug versorgt werden wird.

Frage: Ich habe eine Nachfrage zu dem, was Sie gerade gesagt haben, Herr Flosdorff, weil Sie vorhin sagten, beide Maschinen würden jetzt nach Argentinien fliegen. Jetzt sagten Sie, nur die eine fliege nach Argentinien, um die Kanzlerin abzuholen.

Flosdorff: Okay. Ich weiß nicht, ob die jetzt auch noch einmal eine Spare-Maschine nach Argentinien schicken und wie das technisch ist; ich habe das nur von der Flugbereitschaft gehört. Geplant ist, die Kanzlerin wie geplant in Argentinien abzuholen. Ob jetzt beide Maschinen dorthin fliegen werden oder nur eine, kann ich Ihnen nicht sagen.

Ich weiß auf jeden Fall – so hat sich der Leiter der Flugbereitschaft eben in der Pressekonferenz geäußert -, dass die eine Maschine – das wird dann die „Theodor Heuss“ sein, die hier in Berlin stand – jetzt auf jeden Fall um die Mittagszeit herum starten wird und dass die andere dann, wenn das Bauteil ausgetauscht sein wird, vielleicht hinterherfliegen wird, vielleicht nicht. Ich bitte, das dann noch einmal genau mit der Luftwaffe zu klären. An dieser Stelle war die Information in der Pressekonferenz eben auch nicht so eindeutig.