Sammler: Moorbrand in Meppen – Update 22. September (Nachtrag: Meßergebnisse)

Knapp drei Wochen nach Ausbruch des andauernden Moorbrandes auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 91 der Bundeswehr im Emsland hat sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen selbst ein Bild von der Lage gemacht und Fehler von Bundeswehr und Behörden des Verteidigungsministeriums eingeräumt. Nicht nur die Informationspolitik sei holperig gewesen, es sei auch zu spät weitere Hilfe angefordert worden, die eine Ausbreitung des Brandes hätte verhindern können, sagte die Ministerin am (heutigen) Samstag in Meppen.

Inzwischen habe die Bundeswehr mit voller Kraft die Bekämpfung des Moorbrandes aufgeschaltet, sagte von der Leyen. Personal und Material der Bundeswehr stünden zur Verfügung, die Depots sind offen. Sie sei sich aber bewusst, dass die Streitkräfte eine Scharte auszuwetzen hätten.

Der Brand war am 3. September bei Schießtests von Luft-Boden-Raketen des Kampfhubschraubers Tiger ins durch die lange Hitzeperiode ausgetrockneten Moorgelände ausgebrochen. Die Bundeswehr hatte zunächst versucht, den Brand mit eigenen Kräften und dann mit Hilfe der Feuerwehren aus der Umgebung unter Kontrolle zu bringen. Später wurden das Technische Hilfswerk und weitere Feuerwehren hinzugezogen; die Bundeswehr selbst hatte ihre Anstrengungen erst in den vergangenen Tagen mit zusätzlichem Personal aufgestockt, unter anderem mit Spezialpionieren aus Husum.

Die Statements der Ministerin und des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil in Meppen zum Nachhören:

vdL_Weil_Meppen_22sep2018     

 

 

Von der Leyen kündigte auch an, dass das Brandgelände künftig regelmäßig von Aufklärungs-Tornados der Luftwaffe überflogen werden solle. Die Aufklärungs-Sensorik der Maschinen des Taktischen Luftwaffengeschwaders 51 „Immelmann“ aus Jagel bei Schleswig könne Glutnester des unterirdischen Brandes erfassen und auch die Tiefe messen.

Erstmals überflogen am Samstagnachmittag zwei Tornados das Brandgebiet:

Die zwei Maschinen zogen in mehreren Anflügen in unterschiedlichen Höhen über das Versuchsgelände der WTD 91. Ein Transporthubschrauber vom Typ CH53 aus Laupheim, der für Löscheinsätze zur Verfügung steht, wurde nach Angaben der Bundeswehr am heutigen Tag zunächst nicht eingesetzt startete am Nachmittag zu einem Löscheinsatz.

Die Bundeswehr veröffentlicht inzwischen, wie am Vortag angekündigt, regelmäßige Informationsflyer für die Bevölkerung:

21. September
(als Datei auch hier: BW-Moorbrand_Infoflyer_Nr_1

22. September
(als Datei auch hier: 20180922_Bw-Moorbrand_Infoflyer_Nr_2)

Nachtrag: Am Samstagnachmittag veröffentlichte das Landratsamt eine Mitteilungen zu den Ergebnissen der regelmäßigen Luftmessung von Kommunal- und Landesbehörden sowie privaten Ingenieurbüros (interessanterweise ohne Bezugnahme auf Messungen der Bundeswehr):

Moorbrand: Keine akute Gesundheitsgefährdung
Meppen. Die Messungen des ABC-Zuges des Landkreises Leer, der mit festen und mobilen Stationen in Stavern, in Sögel und Klein Berßen die Luftbelastung untersucht, haben ergeben, dass keine akute Gesundheitsgefährdung durch die aktuelle Rauchentwicklung vor Ort besteht. „Natürlich gibt es nach wie vor Geruchsbelästigungen und auch die emotionale Belastung für die Anwohner vor Ort ist weiter hoch. Aber eine Grenzwertüberschreitung wurde nicht ermittelt“, unterstreicht Landrat Reinhard Winter.
Neben der mobilen Messung, die nach Bedarf realisiert wird, sind seit gestern fünf feste Messstationen im Einsatz, die eine regelmäßige Überwachung der Kohlenmonoxidwerte vor Ort garantieren. Diese Einrichtungen werden heute um ein mobiles Umweltlabor des LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW) ergänzt, das weitere wesentliche Brandgase misst. Außerdem sind zwei private Ingenieurbüros beauftragt, an weiteren Punkten in der Umgebung Messstationen einzurichten und ab sofort u. a. auch die Feinstaubbelastung zu erfassen. Der bisher eingesetzte ABC-Zug misst derzeit mobil und stationär in erster Linie Kohlenmonoxid, das bei Brandgeschehen als zentraler Leitparameter dient. Bei den zahlreichen bisherigen Messungen von Kohlenmonoxid im Gebiet Staverns konnten mit Blick auf die zulässigen Toleranzgrenzen keine Auffälligkeiten festgestellt werden. Der Fachbereich Gesundheit weist zudem darauf hin, dass zur Beurteilung der Luftqualität neben den punktuellen Messwerten grundsätzlich immer auch die Dauer der Belastung, die im Außenbereich aufgrund der Windsituation stark schwanke, zu berücksichtigen sei.

(Foto oben: Luftbild des Moorbrandes beim Anflug der Ministerin – Bundeswehr/Frank Fähnrich; Foto unten: nach der Ankunft der Ministerin v.l. Landrat Reinhard Winter; Andreas Sagurna, Direktor Brandschutzzentrum der Bundeswehr, von der Leyen, Oberst Thomas Groeters, Kommandeur des Spezialpionierregiments 164, und Ministerpräsident Stephan Weil  – Bundeswehr/Ralf Wilke; Karte: adsbexchange.com; Foto unten: Transporthubschrauber CH53 mit Smokey-Löschbehälter – Bundeswehr/Ralf Wilke)