Alternde Gesellschaft, Konkurrenz zur Wirtschaft – und wo sollen die Soldaten herkommen?

Eine alternde Gesellschaft, in der die Zahl der jungen Frauen und Männer stetig abnimmt. Eine brummende Wirtschaft, die den Arbeitsmarkt leerfegt. Eine pazifistische Grundströmung nach einem verloren Krieg. Eine politisch unsichere außenpolitische Lage. Und Streitkräfte, die in dieser Situation große Probleme haben, ihren Nachwuchs zu finden: Was fast schon wie eine Beschreibung Deutschlands klingen könnte, ist in einem anderen Industrieland praktisch Realität.

Die Folgen für die Streitkräfte, oder genauer (noch) die Selbstverteidigungskräfte in Japan, beschreiben Reuters-Kollegen in dieser lesenswerten Geschichte:

Ageing Japan: Military recruiters struggle as applicant pool dries up

Interessant sind die möglichen Folgerungen – auffällig dabei der Vorschlag eines konservativen japanischen Politikers:

“Twenty years from now, unless we can replace a considerable number of people with robots, it’ll be hard to maintain the current level of war capability,” said Akihisa Nagashima, a former parliamentary vice defence minister and conservative independent lawmaker. “Japan’s (security) situation won’t be more peaceful, so I think this is really serious.”

Also Roboter und autonome Waffensysteme als Ausweg aus demographischen Problemen des Militärs? Das klingt eher nach einer sehr japanischen Lösung.

Rein zufällig hat sich am gleichen Tag, als diese Reuters-Geschichte aus Japan erschien, der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium Peter Tauber zu einem scheinbar für seine derzeitige Funktion sachfremden Thema geäußert: Zur Einwanderung in Deutschland, in einem Gastbeitrag für Spiegel Online:

Wir brauchen endlich klare, verständliche und sinnvolle Regeln für die, die dauerhaft zu uns kommen wollen; damit es eben keine ungewollte Einwanderung mehr über unser humanitäres Asylrecht, auf das wir stolz sein können, in größerem Umfang gibt. (…)
Machen wir doch bitte nicht schon wieder den Fehler und beschränken die Debatte auf den Bedarf der deutschen Wirtschaft. Wir müssen uns fragen, was wir den Menschen über unser Land erzählen, bevor sie hierherkommen, und wir sollten ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft als lohnendes und erreichbares Ziel einer gelungenen Integration in Aussicht stellen.

Nein, die Streitkräfte erwähnt Tauber in seinem Text nicht, und vermutlich ist er auch nicht als Beitrag zu der Debatte über die Probleme der Streitkräfte gedacht. Aber wer die Nachwuchsprobleme der Truppe, in Japan wie in Deutschland, sieht, wird sich über die eine wie die andere Lösung Gedanken machen müssen.

(In der derzeitigen teilweise unsachlichen öffentlichen Debatte könnte so ein Beitrag zu, sagen wir mal merkwürdig emotionalen Kommentaren führen. Ich hoffe, das bleibt hier aus.)

(Archivbild: Japanische Soldaten bei einer gemeinsamen Übung mit U.S. Marines der Marine Corps Air Station Iwakuni im Februar 2006 – Foto U.S. Marine Corps)