Rechnungshof zur Einsatzbereitschaft der Bundeswehr: Alles noch ein bisschen schlimmer (m. Nachtrag)
Der Bundesrechnungshof hat in dieser Woche dem Haushaltsausschuss des Bundestages seine übliche Analyse des Verteidigungshaushalts zugeschickt – zur Begleitung der Verabschiedung des Bundeshaushalts 2018. Die Erkenntnisse, Schlussfolgerungen und Empfehlungen der Prüfbehörde kommen für die Leser hier nicht vollkommen überraschend: Die Berichte des Verteidigungsministeriums zur materiellen Lage und vor allem zur Einsatzbereitschaft der Streitkräfte seien an vielen Stellen nicht aussagekräftig und gäben kein realistisches Bild der Bundeswehr ab, heißt es in dem Papier, das Augen geradeaus! vorliegt.
Der Rechnungshof bezieht sich in dabei neben dem Entwurf des Einzelplans 14 für dieses Jahr vor allem auf die Berichte zur Materiallage der Hauptwaffensysteme, die für 2017, 2016, 2015 und 2014 ohnehin kein allzu rosiges Bild zeichnen. Diese Berichte seien aber unzureichend:
Einige Waffensysteme bewertete das BMVg als einsatzbereit, obwohl die Systeme nur zur Ausbildung genutzt werden konnten. Das BMVg sollte in seinen Berichten verdeutlichen, für welche Zwecke ein System einsatzbereit ist. Außerdem sollte das BMVg den Zusammenhang zwischen materieller und personeller Einsatzbereitschaft deutlicher darstellen.
Wenn Personal fehlt, kann die Bundeswehr ihre Waffensysteme nicht wie beabsichtigt einsetzen. Der Bundesrechnungshof empfiehlt außerdem, den Bereich Cyber/IT in die Berichte aufzunehmen, denn nur mit einsatzfähigen Kommunikationssystemen ist die Bundeswehr handlungsfähig.
Über die Analyse des Rechnungshofes hatte zuerst die Bild-Zeitung berichtet. Die Behörde kündigte an, ihre Bemerkungen nach Abschluss der Haushaltsberatungen ohnehin öffentlich zu machen.
Der Rechnungshof nannte exemplarisch einige Hauptwaffensysteme von Heer, Luftwaffe und Marine, um deutlich machen, dass über die bisherigen Angaben des Verteidigungsministeriums hinaus weitere Informationen notwendig sind, um ein umfassendes Bild von der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr und den sie bestimmenen Faktoren zu gewinnen.
Dabei bestimmen nicht zuletzt Probleme bei der Ersatzteilversorgung den mangelhaften Klarstand. Zum Beispiel beim Heer, wo der Rechnungshof den neuen Schützenpanzer Puma als Sorgenkind herausstellte:
Im Jahr 2017 verschlechterte sich die Einsatzbereitschaft der Landsysteme des Heeres deutlich und lag nur noch bei 64 %. Erst in seinem aktuellen Bericht räumt das BMVg erstmals Engpässe bei der Versorgung mit Ersatzteilen ein.
Ursächlich für die negative Entwicklung seien aber auch eine deutlich intensivere Nutzung der Landsysteme und die über Jahrzehnte reduzierten Instandhaltungskapazitäten.
Zur Ersatzteilproblematik liegen dem Bundesrechnungshof Hinweise vor, wonach der Bundeswehr die Übertragung der Daten aus ihren Altsystemen in das IT-System SASPF erhebliche Schwierigkeiten bereitet und zeitaufwendig ist. Dadurch verzögere sich die Nachbestellung von Ersatzteilen. Es handele sich um ein komplexes logistisches Problem.
Unter den Landsystemen des Heeres schnitt der Schützenpanzer PUMA in den Jahren 2016 und 2017 mit einer durchschnittlichen materiellen Einsatzbereitschaft von 48 % bzw. 43 % mit Abstand am schlechtesten ab. Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich um ein neues Waffensystem in der Einführungsphase handelt. Zu den einsatzbereiten Waffensystemen zählt das BMVg auch die bedingt einsatzbereiten. Als bedingt einsatzbereit bewertet das BMVg den Schützenpanzer PUMA schon dann, wenn er für die konzeptionell einfachste Stufe, die Umschulung und Truppenausbildung in der Gruppe, genutzt werden kann. Um die volle Einsatzreife zu erlangen, müssen allerdings noch wichtige Systemkomponenten nachgerüstet werden. Darüber hinaus spricht das Heer von „fehlender Systemstabilität“ des Schützenpanzers PUMA, da er schon während der Ausbildung häufig ausfällt und die hohe Ausfallrate nicht auf eine bestimmte Fehlerquelle zurückzuführen ist.
Das BMVg erwartet die volle Einsatzreife des Schützenpanzers PUMA „nicht vor 2024“. Bis dahin kann er den vor über 40 Jahren eingeführten Schützenpanzer MARDER als Hauptwaffensystem der Panzergrenadiertruppe nicht ablösen. Vielmehr muss die Bundeswehr die beiden Waffensysteme aufwendig parallel betreiben. Technische Anpassungen des Schützenpanzers MARDER für mehr als 150 Mio. Euro sollen dabei sicherstellen, dass die Bundeswehr ihren internationalen Verpflichtungen bis in die 2020er-Jahre nachkommen kann.
Der Bundesrechnungshof hat darauf hingewiesen, dass sich die Nachrüstung des Schützenpanzers PUMA nach den vorliegenden Vertragsentwürfen bis mindestens zum Jahr 2029 erstrecken wird. In der Vergangenheit kam es insbesondere zu technischen Problemen bei der Anpassung neuer Systemkomponenten. Die daraus resultierenden Probleme im Projektverlauf lassen nicht erwarten, dass künftige Anpassungen zeitgerecht umgesetzt werden können.
Die Bundeswehr sollte deshalb vorsorgen, falls sie den Schützenpanzer MARDER in größerem Umfang als bisher geplant über das Jahr 2024 hinaus einsetzen muss. Dazu gehört beispielsweise, die Ersatzteilversorgung sicherzustellen und damit eine weitere Nutzungsdauerverlängerung erst zu ermöglichen.
Das Problem, dass die Logistik vor allem an der Übertragung der Datenbestände von alten Softwaresystemen in die – schon seit mehr als einem Jahrzehnt in der Einführung befindliche – neue Software SASPF leidet, hat nicht nur das Heer:
Auch bei der Ersatzteilversorgung fliegender Waffensysteme liegen dem Bundesrechnungshof Erkenntnisse vor, wonach der Bundeswehr die Qualität der Daten, die sie aus ihren Altsystemen in das IT-System SASPF übertragen hat, erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Durch fehlerhafte Daten verzögerte sich nicht nur die Nachbestellung von Ersatzteilen, sondern es besteht auch das Risiko von Fehlbeschaffungen.
Nicht einsatzbereit wegen fehlender Ersatzteile, das ist für den Bundesrechnungshof inzwischen schon eine eigene Kategorie. Eine weitere, über die materielle Verfügbarkeit der Waffensysteme hinaus, ist der Mangel an qualifiziertem Personal. Das macht die Prüfbehörde am Beispiel Marine deutlich:
Da die Waffensysteme nur mit einer vollständigen Besatzung eingesetzt werden können, ist neben der materiellen auch die personelle Einsatzbereitschaft entscheidend. Beispielsweise standen nach den Erkenntnissen des Bundesrechnungshofes im Jahr 2017 für sechs U-Boote durchgängig nur zwei vollständige Besatzungen zur Verfügung. Für acht Minenjagdboote gab es nur sechs vollständige Besatzungen. Bei Fregatten, Korvetten, Einsatzgruppenversorgern und Tendern fehlte bis zu 20 % des erforderlichen Personals.
Die Marine hat in bestimmten Bereichen große Probleme, freie Dienstposten zu besetzen. Besonders betroffen sind Elektrotechniker, Marineelektroniker und IT-Systembetreuer. Nach den Feststellungen des Bundesrechnungshofes erreichte der Anteil der unbesetzten Stellen im Mai 2017 bei diesen Berufsgruppen auf einzelnen Einheiten bis zu 80 %.(…)
Die personelle Situation wird auch in den kommenden Jahren angespannt bleiben. So benötigt die Marine mehr als 2 400 Besatzungsangehörige für bis zu 15 neue Fregatten, Korvetten und Mehrzweckkampfschiffe. Dafür muss das Personal rechtzeitig ausgebildet und qualifiziert sein. Einen geringen Teil des Personals wird die Bundeswehr intern rekrutieren können, da ältere Waffensysteme außer Dienst gestellt werden. Weiteres Personal muss sie auf dem Arbeitsmarkt gewinnen. Der Bundesrechnungshof geht davon aus, dass die Personalsituation die Einsatzbereitschaft der Marine weiterhin einschränken wird, wenn es nicht gelingt, das notwendige Personal zu gewinnen.
Fast noch schlechter sieht es in einem Bereich aus, der nach Einschätzung des Rechnungshofes in der Bewertung der Einsatzbereitschaft der Streitkräfte schlicht vergessen wird: Bei Computern, Kommunikation, Informationstechnik. Dabei sei die Bundeswehr ohne die Spezialisten in diesem Bereich nicht handlungsfähig.
Obwohl die Leistungsfähigkeit der Bundeswehr in hohem Maße von ihren IT- und Cyberfähigkeiten abhängt, enthalten die Berichte des BMVg zur Einsatzbereitschaft dazu bislang keine Aussagen. Die Bundeswehr benötigt beispielsweise für Auslandseinsätze und Übungen Kommunikationsmittel, um große Entfernungen zu überbrücken. Sie betreibt hierzu u. a. eigene Kommunikationssatelliten. Für die Übertragung von Daten und Sprache setzt sie an den Einsatzorten verlegefähige Bodenstationen ein. Der Bundesrechnungshof stellte in den Jahren 2014 und 2015 fest, dass weniger als 30 % der Bodenstationen einsatzbereit waren. Die geringe Verfügbarkeit der Bodenstationen war im Wesentlichen auf fehlende Ersatzteile und fehlendes Wartungspersonal zurückzuführen. Die Instandsetzung der defekten Geräte dauerte zwischen 6 und 18 Monaten. Weiterhin waren im Durchschnitt weniger als 40 % der für den Betrieb dieser Systeme benötigten Dienstposten mit ausgebildetem Personal besetzt.
Insgesamt fehlt der Bundeswehr für Aufbau, Betrieb und Verwaltung der IT- und Kommunikationssysteme ausgebildetes Personal. Dies liegt überwiegend daran, dass es hierfür nicht ausreichend qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber gibt.
Interessant sind da die Aussagen zur Trendwende Personal, die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen als eine wesentliche Richtungsentscheidung für die Streitkräfte ausgerufen hat. Zwar lasse der Haushalt, so hebt der Rechnungshof hervor, für das Jahr 2018 einen organisatorischen Umfang der Bundeswehr von 193.700 Soldatinnen und Soldaten zu, darunter rund 180.000 Planstellen für Zeit- und Berufssoldaten – aber der tatsächliche Umfang ist erheblich geringer. In diesem Zusammenhang machte die Prüfbehörde eine erhebliche rechnerische Lücke geltend:
Der Bundesrechnungshof empfahl dem BMVg, seine gesamte Personalbedarfsplanung auf eine tragfähige Grundlage zu stellen. Er wies das BMVg auf das Risiko hin, dass die „Trendwende Personal“ im Wesentlichen ins Leere läuft, wenn es weiterhin die Teilnahme an seinen umfangreichen Kursangeboten zur Gesundheitsförderung auf die Arbeitszeit anrechnet. Der damit verbundene Arbeitszeitausfall entspricht rund 3 000 Vollzeitstellen. Das BMVg klärte nicht, wie es diesen Arbeitszeitausfall ausgleichen kann (Bemerkungen 2016, Bundestagsdrucksache 18/11990 Nummer 3). Der Rechnungsprüfungsausschuss des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages (Rechnungsprüfungsausschuss) forderte das BMVg daraufhin auf, zu klären, ob auf Dauer die Notwendigkeit besteht, die Gesundheitskurse auf die Arbeitszeit anzurechnen.
Nun waren die meisten Details, die der Rechnungshof anführt, in der einen oder anderen Form schon öffentlich bekannt – wenn auch selten in dieser Zusammenschau. Für die Zukunft wird es deshalb ein Merkposten, ob und wie sich die Schlussfolgerungen in diesem Bericht auswirken:
• Nach Auffassung des Bundesrechnungshofes geht aus den Berichten des BMVg derzeit nicht hinreichend deutlich hervor, dass einige Waffensysteme nur eingeschränkt einsatzbereit sind. Die Beispiele zeigten, dass das BMVg Waffensysteme als einsatzbereit bewertete, obwohl bei manchen Systemen nicht alle Komponenten verfügbar waren oder Ersatzteile fehlten und die Systeme deshalb nur zur Ausbildung genutzt werden konnten. Generell sollte das BMVg stärker verdeutlichen, für welche Zwecke ein System einsatzbereit ist.
• Fehlende oder eingeschränkte Einsatzbereitschaft ist teilweise (mit-)verursacht durch organisatorische Probleme. Dazu zählen beispielsweise fehlerhafte Daten in SASPF oder Probleme beim Obsoleszenzmanagement. Wenn das BMVg beispielsweise das Obsoleszenzmanagement oder Materialerhaltungskonzepte für verschiedene Waffensysteme vergleicht, kann es herausfinden, welche Maßnahmen sich als besonders wirksam erwiesen haben. Diese Erkenntnisse kann es dazu nutzen, die Verfahren auch bei anderen Waffensystemen zu verbessern. Der Bericht des BMVg sollte auch Aufschluss darüber geben, welche organisatorischen Maßnahmen die Einsatzbereitschaft verbessert haben.
• Die Einsatzbereitschaft der Waffensysteme über deren gesamten Lebenszyklus zu erhalten, ist mit erheblichen Ausgaben verbunden. Daher sollte das BMVg die Life Cycle Costs in seinen Bericht an das Parlament aufnehmen.
• Der Bericht des BMVg stellt keinen Zusammenhang zwischen Aspekten der materiellen und der personellen Einsatzbereitschaft her. Wenn Personal fehlt, kann die Bundeswehr ihre Waffensysteme nicht wie beabsichtigt einsetzen. Außerdem wirkt sich die materielle Einsatzbereitschaft auf die personelle Einsatzbereitschaft aus, wenn Waffensysteme für die fliegerische Ausbildung und Inübunghaltung fehlen. Das BMVg sollte das Parlament über diese Zusammenhänge und die Auswirkungen auf die Handlungsfähigkeit der Bundeswehr informieren.
• Nur mit einsatzfähigen Kommunikationssystemen ist die Bundeswehr handlungsfähig. Daher sollte der Bereich Cyber/IT in die Berichterstattung aufgenommen werden. Das BMVg hat mitgeteilt, der Jahresbericht 2018 zur materiellen Einsatzbereitschaft werde auch diesen Bereich umfassen.
Nachtrag: Das Verteidigungsministerium hat zu dem Bericht des Bundesrechnungshofs nach den heutigen Veröffentlichungen Stellung genommen. Bevor ich die Stellungnahme zitiere, muss ich noch ein Beispiel aus dem BRH-Papier erwähnen, das ich oben nicht verwendet habe (es ist nämlich schlicht überholt), das andere Medien aber besonders herausgestellt haben, vielleicht weil es so schön plakativ klingt: Dass die Korvetten zunächst ohne Hauptbewaffnung in See stechen mussten. Das gilt zwar schon seit 2015 nicht mehr in der Schärfe, aber macht sich in der Story natürlich gut.
Die Waffensysteme der Marine umfassen viele unterschiedliche Waffen und Sensoren auf einer gemeinsamen Plattform. Wenn das BMVg die Waffensysteme als „einsatzbereit“ bewertet, bedeutet dies nicht, dass jeweils alle Komponenten vorhanden und einsatzbereit sind:
• Der Bundesrechnungshof stellte fest, dass das BMVg Korvetten der Klasse 130 als einsatzbereit bewertete, obwohl diese lange Zeit nicht über einsatzbereite Lenkflugkörper verfügten. Bis heute fehlt die vorgesehene Aufklärungsdrohne, ohne die das Waffensystem nicht seine volle Leistung erbringen kann.
• Bei älteren Waffensystemen sind häufig einzelne Komponenten veraltet und nicht mehr nutzbar. Der Bundesrechnungshof stellte beispielsweise fest, dass die Bundeswehr die Nutzungsdauer der Fregatten der Klasse 123 verlängern will, ohne veraltete Waffen und Sensoren zu erneuern.
• Teilweise reichen einsatzfähige Komponenten nicht für alle Waffensysteme aus. Beispiel hierfür sind die Radargeräte der Fregatten der Klasse 124.
Nun betont der Rechnungshof im Anschreiben zum Bericht zwar: Hinweise des Bundesministeriums der Verteidigung zum Entwurf des Berichts haben wir berücksichtigt. Aus Sicht des Ministeriums aber wohl nicht genügend, wie dessen Stellungnahme zeigt:
Wir nehmen die Bemerkungen und Kritikpunkte des Bundesrechnungshofes stets zum Anlass, unsere Projekte und Verfahren zu überprüfen und wenn möglich zu optimieren. In diesem Fall teilen wir die die Sachstandsdarstellung des BRH jedoch nicht.
Der BRH bezieht sich auf unseren Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft, den wir jährlich dem Parlament zur Verfügung stellen. In diesem Bericht definieren wir sehr genau, wie sich die Einsatzbereitschaft des Materials darstellt: Einsatzbereitschaft bezieht sich stets auch auf den geplanten Verwendungszweck des betreffenden Materials.
So ist für aus militärischer Sicht ein Schiff einsatzbereit, wenn es für einen bestimmten Einsatzzweck die notwendige Ausrüstung und Bewaffnung besitzt.
Daher werten wir unsere Schiffe, die bspw. für die Anti-Schleuser-Operation SOPHIA vorgesehen sind, als einsatzbereit, auch wenn sie womöglich keine Lenkflugkörper an Bord haben. Denn diese werden bei Operation wie SOPHA, ATALANTA, SEA GUARDIAN oder der Nato-Aktivität in der Ägäis gar nicht gebraucht.
Darüber hinaus sind die Aussagen des BRH zum Personal im Kontext zu unserem Berichts zur materiellen Einsatzbereitschaft per se zu hinterfragen. Der vom BRH angesprochene Bericht zur materiellen Einsatzbreitschaft hat nicht den Anspruch oder die Aufgabe, Personalaspekte zu behandeln. Für die personelle Einsatzbereitschaft stellen wir dem Parlament andere Berichte zur Verfügung.
Zum konkreten Beispiel fehlenden Personals für U-Boote. Zum Zeitpunkt des Berichts war kein U-Boot technisch einsatzbereit gemeldet, derzeit ist es eins. Es liegt auf der Hand, dass Einsatzbereitschaft der verfügbaren Boote nicht am fehlenden Personal krankt.
Erst die in der letzten Legislatur begonnene Transparenzinitiative des Verteidigungsministeriums hat überhaupt dazu geführt, dass das Parlament einen ungeschönten Blick auch auf die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr hat. Diese Berichte nun zu kritisieren und uns vorzuhalten mutet doch merkwürdig an.
Neben dem Ministerium hat sich, vermutlich wegen der Betonung der Marine-Probleme in den Berichten anderer Medien, auch Marineinspekteur Andreas Krause zu Wort gemeldet:
Diese Kritik ist für mich neben der Sache. Natürlich müssen wir grundsätzlich bei der Einsatzbereitschaft besser werden. Aber die Marine war und ist imstande, die Verfügbarkeit von Booten und Schiffen zu gewährleisten, so dass alle aktuellen Einsatzerfordernisse erfüllt werden. Die genannten großen Lenkraketen werden weder im Einsatz gegen kleine Schmuggler- oder Piratenboote, noch bei der Seeraumüberwachung oder Seenotrettung gebraucht. Für die derzeitigen Mandatsaufträge haben wir andere geeignete und auf den Einsatz zugeschnittene Waffensysteme an Bord.
Die Marine hat in den letzten Jahren lückenlos alle eingemeldeten Verpflichtungen voll erfüllt. Andere Behauptungen sind schlicht falsch. Es wird auch unseren Frauen und Männern an Bord der Boote, Schiffe und Flugzeuge nicht gerecht.
Es ist richtig, dass wir einzelne Personalengpässe haben. Allerdings habe ich derzeit sogar mehr Soldaten, die gern in See stechen würden, als ich dafür technisch einsatzbereite UBoote bereitstellen kann. Am Personal scheitert aktuell die Einsatzbereitschaft also nicht.
Außerdem handelt es sich beim kritisierten Bericht um eine reine Aufstellung zum Material. Zum Personal gibt es für das Parlament einen anderen Bericht, in dem alles genau dargelegt wird. Mehr Transparenz geht nicht.
Und da der Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestages ging, dazu noch, was ein Haushälter der Opposition dazu zu sagen hat – Tobias Lindner von den Grünen hat sich zu Wort gemeldet:
Es wird deutlich, dass sich Ursula von der Leyen gerne als Meisterin von Transparenz inszeniert, aber tatsächlich sehr fragwürdige Zahlen in ihren Berichten an den Bundestag nennt. Wer Schiffe oder U-Boote als einsatzbereit bezeichnet, obwohl es an Munition oder Personal fehlt, erweckt einen falschen Eindruck gegenüber der Öffentlichkeit. Der Bericht des Rechnungshofes zeigt, dass nach wie vor Missmanagement in vielen Bereichen wie Instandhaltung und Ersatzteilen an der Tagesordnung ist. Die Ministerin kann in einer solchen Situation nicht ernsthaft noch mehr Geld für die Bundeswehr fordern. Sie sollte erstmal im eigenen Haus diese Missstände abstellen und das zur Verfügung stehende Geld richtig und sinnvoll ausgeben.
(Archivbild: Puma im Februar 2016 bei der Ausbildung auf der Schießbahn in Bergen – Bundeswehr/Daniel Dinnebier)
Guter Artikel Herr Wiegold…
Sie schreiben es ja….leider nichts Neues wenn man die einzelmeldungen zusammenfasst :-(
Langsam sehe ich echt kein Ausweg mehr aus dem Schlamassel
Ich denke der einzige Weg um mittelfristig wieder einsatzbereite Streitkräfte zu bekommen ist eine umfassende Reform…von oben angefangen…inkl Verschlankung des Wasserkopfs und der beschaffungsprozesse, Orga, Führung…
ggf Umstrukturierung der einzelnen Einheiten… weg von der Division hin zur Brigade…
Vorbild USA mit ihren Brigade Combat Teams… diese Brigaden bekommen alles zur Seite gestellt…aber das ist schon wieder zu detailliert…
Der Prozess sollte über 5-10 Jahre dauern…in der Zeit wird die BW von allen Einsätzen abgezogen, umstrukturiert, ausgebildet
Das wäre mal ein Offenbarungseid!!!
Neues Material soll dann umfassend zulaufen und die Einsatzbereitschaft erstmal hergestellt werden…
Die Lagerhaltung und Instandsetzung soll auf Vordermann gebracht werden…
Es soll keine starre Etatgrenze in diesem Zeitraum nach oben geben…
Danach wird man sehen was man jährlich benötigt!? 1%,1,5%,2% BIP
In der übergangsphase zahlen wir den Amis jährlich 10 Mrd € dass die unsere Einsatzverpflichtungen und die Landesverteidigung mit übernehmen…
Ich denke nach 5 Jahren können die ersten Aufgaben von den ersten Brigaden wieder übernommen werden (1. komplett digitalisierte und voll ausgestattete schwere Heeresbrigade, 1. leichte Heeresbrigade, Luftverteidigung, 4-5 Marineeinheiten in diversen Task Groups)
Vielleicht genügt mittelfristig auch ein Personalumfang von 150.000 Mann
Stichwort Demographie…und gleichzeitig Steigerung der Automatisierung …
Das eingesparte Geld am Personal kann in modernste Ausrüstung investiert werden
Ich habe lieber wenige top moderne ausgerüstete und ausgebildete Einheiten als eine große nicht einsatzbereite Armee
Vielleicht macht es auch Sinn verstärkt auf die Reservisten zu setzen…massiver Ausbau des Umfangs und Einlagerung Material…die Reservisten können dann in spannungsfällen aktiviert werden…hauptsächlich Landesverteidigung
aber das nimmt auch schon wieder einiges zuvor was erst definiert und erarbeitet werden müsste
Merkwürdig.
Soll das bedeuten, dass man ohne Personal keine Aufgaben erfüllen kann?
Um einen bekannten Präsidenten zu zitieren:
So sad
Werferfehler
Eine schöne Zusammenfassung zur richtigen Zeit für den richtigen Adressaten. Aber die politischen Schlussfolgerungen werden wohl sehr unterschiedlich ausfallen – innerhalb der Koalition. Die Union wird die Ministerin wiedermal in Schutz nehmen und die SPD wird auf das Mismanagement von vdL verweisen, um den Mehrbedarf im EPl. 14 negieren zu können (gute Zusammenfassung: https://www.tagesschau.de/inland/bundeswehr-pensionen-101.html).
Nach all den Task Forces und der Arbeitsgruppe Einsatzbereitschaft und all den Berichten ist die GroKo seit nunmehr 4 Jahren nicht wirklich spürbar weitergekommen.
Das Marder-Beispiel zeigt sehr gut, dass mehr Einsatzbereitschaft eben erheblich mehr Geld kostet.
Geredet wurde schon lange genug sehr viel. Es wäre an der Zeit, dass endlich spürbare Verbesserungen an der Basis eintreten und nicht nur immer neue Berichte des BMVg mit jeweils neuer positiv ausgerichteter Interpretation veröffentlicht werden.
Dazu müssten aber die internen Blockaden an vielen Stellen aufgelöst werden und auch heilige Kühe – wie SASPF – nochmal im Sinne des Ganzen (Einsatzbereitschaft!) betrachtet werden.
Aber wer soll das insgesamt vorantreiben? Sts Zimmer? Der GI? Eine weitere Arbeitsgruppe..? Nächster Akt der Tragödie.
Da haben wir wieder mal ein altes Problem: Es gibt nicht „die“ Einsatzbereitschaft. Einsatzbereitschaft orientiert und definiert sich immer am Einsatzzweck. Das gilt auch für das Personal, Stichwort „90/5“, aber das Fass möchte ich nicht aufmachen.
Wenn ein Fahrzeug für Ausbildung vorgesehen ist, dann ist es einsatzbereit, wenn daran ausgebildet werden kann. Die Einsatzbereitschaftslage der Bw ist so komplex, das man darüber vortrefflich streiten, ob die Bw einsatzbereit ist oder nicht.
Wie wär’s mit abschaffen und neu aufstellen?
Ich sehe schon die ersten Kommentatoren, die behaupten, der Bundesrechnungshof hat für solche Aussagen überhaupt keine Fachkompetenz.
Die braucht man dafür auch nicht, diese Schlussfolgerungen kann jeder mit gesundem Menschenverstand ziehen, der mal etwas genauer hinschaut.
Eine Aneinanderreihung von Planungsfehlern, Missmanagement und Fehlentscheidungen, die ihresgleichen sucht.
Die geballte „Fachkompetenz“ des Ministeriums, der militärischen Führung und ihren Kommandobehörden hat komplett versagt.
Zeit war genug, auch wenn hier wieder Einwände kommen, manche Beschaffungsvorgänge dauerten eben 1-2-Jahre. Aber man muss diese eben auch auslösen, und das passiert nicht. Aus verschiedensten Gründen, die wir alle hier schon lang und breit diskutiert haben.
Die GroKo kriegt es seit 2005 (mit Unterbrechung) nicht auf die Reihe, ihrer Außen – und Sicherheitspolitik ein stabiles Fundament durch funktionierende Streitkräfte zu geben. Ein Armutszeugnis.
Wie so häufig bei den Berichten des BRH findet man auch in diesem messerscharfe und zutreffende Analysen Hand und Hand mit wirklichkeitsfremden bzw. materiefremden Darstellungen…
Die Bewertungen hinsichtlich SASPF ist zutreffend. Die Verbindung zwischen IT bzw. Personal und Einsatzbereitschaft ist zwingend. Die Aufdeckung der Ausbildungssysteme als „einsatzbereit“ ist erschreckend und die Folgerungen in Bezug auf die Ersatzteiversorgung Marder bis 2029 ist folgerichtig und mEn enorm wichtig!
Die Bewertungen des Sportes während des Dienstes (ich vermute es geht hier um BGF für Zivile, sollte es um Soldaten wären die Aussagen des BRH sogar geradezu lächerlich), ist erschreckend und mMn nicht nur sehr rückwärtsgewandt, sondern auch nachweislich inhaltlich falsch!
„Er wies das BMVg auf das Risiko hin, dass die „Trendwende Personal“ im Wesentlichen ins Leere läuft, wenn es weiterhin die Teilnahme an seinen umfangreichen Kursangeboten zur Gesundheitsförderung auf die Arbeitszeit anrechnet.“
Da mag ich mir gar nicht vorstellen, wie dem Bearbeiter aufstoßen mag, dass einsatzgeschädigte Personen, wie ich vom Status her als „Soldat“ geführt sind. Für die gesundheitliche und berufliche Rehabilitation bin ich freigestellt vom militärischen Dienst.
Es muss sich niemand wundern, dass bei Mängeln an Material und Ausrüstung die Stressbelastung und Krankheitsrate steigt. Wer mit einer nur zu 30 bis 50 Prozent einsetzbaren Armee weiterhin 100 Prozent der eingegangenen Verpflichtungen erfüllen will, der verschleißt nicht nur das verbliebene Material, sondern belastet auch das Personal massiv.
Da kann noch so verzweifelt um neues Personal geworben werden, noch so viel zusätzliches Geld mobilisiert werden: wenn nicht die Ambitionen an das vorhandene Material und Personal angepasst werden, dann bleibt von der Armee irgendwann nur noch ein Schrotthaufen übrig.
Liebe Soldat_innen und insbesondere die mitlesenden BMVg’ler: das Problem löst nicht ihr. Das Problem kommt aus dem Außenministerium und dem Geltungsdrang der politischen Führung im Kanzleramt.
Bestimmt hat da jemand nur den Folienmaster vom Airbus verwendet. Alle Ampeln auf Grün! Jawohl, Frau Verteidigungsministerin.
Danke für die Auszüge aus den Bemerkungen des BRH!
Es ist tröstlich, dass endlich der Zusammenhang von Einsatzbereitschaft, Material und Personal dargestellt wird. Vielleicht liest es ja jemand.
@Marc P. :
„Die Einsatzbereitschaftslage der Bw ist so komplex, das man darüber vortrefflich streiten, ob die Bw einsatzbereit ist oder nicht.“
Ich empfehle mal einen Blick auf die Vorbereitung und Durchführung einsatzgleicher Verpflichtungen (insbes. VJTF).
Da sollte dann schon klar werden, dass die Einsatzbereitschaft objektiv nicht gegeben ist.
Des Weiteren ein Blick in die Ausbildung in der Truppe in der es an allen stellen fehlt und deswegen sogar in der Offizierausbildung die geforderten Ausbildungsziele nicht mehr erreicht werden. Berichte dazu von verschiedenen Stellen gibt es dazu genug, um zum Gesamturteil „nicht einsatzbereit“ zu kommen.
Man kann das natürlich durch besonders geschickte Abstufungen weiterhin verschleiern – macht das BMVg seit Jahrzehnten – ändert aber am Ergebnis nichts.
Eigenartig dass es kein geeignetes Personal geben soll. Zumindest in Berlin treten sich die Studenten in den MINT Fächern fasst gegenseitig Tod. Zumindest die Technische Hochschule Wildau (bei Berlin) platzt aus allen Nähten.
Trauerspiel, Tragödie.
Jedwede Diskussion ist eine vergebliche Anstrengung.
Aber „sie“ bleibt dennoch. Auch weil’s keiner machen will?
Bin mal gespannt, wie der Bericht medial und parlamentarisch aufgegriffen wird. Oder die Debatte erneut innerhalb von wenigen Tagen versandet ohne die Verantwortlichen mal „festzunageln“ – bis zur nächsten Aufregung.
Die Gesamtproblematik wurde ja nun lange genug diskutiert (daher muss man ja auch alles nicht nochmal aufschreiben: https://augengeradeaus.net/2018/02/materiallage-der-bundeswehr-mehr-uebungen-mehr-beanspruchung-weniger-einsatzbereit/#comment-287977).
Die Entscheidungsträger in der Exekutive und in der Legislative werden aber nicht für Ausreden, sondern für Lösungen bezahlt.
@Daniel Lücking | 26. Mai 2018 – 12:29
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das was Sie hier unterstellen wirklich durch den BRH behauptet wird!
Ich erkenne weder in seine direkten Aussagen noch in seinen indirekten Schlussfolgerungen hierfür Anhaltspunkte.
Zu Ihrem Kommentar habe ich aber eine sachliche Anmerkung.
1. mit der 30-50% einsatztauglichen Armée liegen Sie glaube ich richtig
2. die Verbindung mit 100% Einsätzen ist aber mEn sachlich unzulässig. Zum einen hat ISAF 2008-2012 gezeigt, dass wir weeentlich mehr können als wir derzeit leisten (Spezialisten ausgenommen) und außerdem sind unsere Einsatzkontingente jeweils gut bis sehr gut ausgerüstet und ausgebildet. Für diese gilt also eine tatsächliche Einsatztauglichkeit nahe 100%
Egal was man jetzt tut, es wird dauern und das beginnt bei der persönlichen Ausrüstung (Bekleidung und Kommunikation) da wird NICHTS vor 2032 besser und das ist der Planungshorizont der Landstreitkräfte. Jetzt geht die Verfügbarkeit erstmal weiter nach unten.
Z.B.: EF ist nur dann Einsatzklar, wenn alle Systeme im Einsatz funktionieren und das ist ja bei der EloKa (DASS) wie seit 02.05.2018 nicht gegeben. Zu diesem Thema hört man nichts mehr, dabei hat es katastrophale Auswirkungen……..aber was man nicht wahrnimmt ist kein Problem. So viel zum Thema Trendwende Fehlerkultur.
@Dante | 26. Mai 2018 – 13:28
„Eigenartig dass es kein geeignetes Personal geben soll. Zumindest in Berlin treten sich die Studenten…“
Missverständnis! Studierte (Offz und Beamte) haben wir in diesem Bereich (noch) genug!
Es geht um die Ebene Hilfskraft/Facharbeiter/Geselle und (anteilig!) Meister.
Eine erste Reaktion des BMVg (in einem Bericht des Tagesspiegel, „Rechnungshof wirft Leyen Verschleiern von Mängeln vor“):
„in diesem Fall teilen wir die Sachstandsdarstellung des Bundesrechnungshofs nicht“.
Der BRH-Bericht beziehe sich – so das BMVg weiter – auf den Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft an das Parlament.
Darin sei die Einsatzbereitschaft „sehr genau definiert“ und immer „auch auf den geplanten Verwendungszweck“ bezogen.
Im letzten Bericht kann – zumindest ich – das aber genau nicht erkennen (der Bericht ist in meinem obigen Link zu finden).
Wo wird dort der geplante Verwendungszweck mit der Einsatzbereitschaft abgeglichen? Es werden die Bereiche erwähnt in denen es gerade so funktioniert. Ansonsten ist viel die Rede von Substituten und – immerhin! – von einer gerade bei fliegenden Plattformen absinkenden Einsatzbereitschaft.
Die Reaktion des BMVg ist also eher Fake News als ein ernsthafter Sachbeitrag zur Debatte.
Q.e.d.
Aber das BMVg kommt damit verblüffend oft mit durch.
Ich schätze auch diesesmal ist das Thema bis zur RegPK am Mittwoch wieder vergessen.
Die Opposition im Bundestag verliert sich ja auch fortlaufend in Randthemen.
Also dann bis zur nächsten Schlagzeile mit der gewohnten Beschwichtigung des BMVg.
@ Koffer
„Missverständnis! Studierte (Offz und Beamte) haben wir in diesem Bereich (noch) genug!
Es geht um die Ebene Hilfskraft/Facharbeiter/Geselle und (anteilig!) Meister.“
Hier liegen sie aus meiner Sicht daneben. Wir haben „genug Studierte“, aber zumindest bei den Soldaten nicht aus den richtigen Fachrichtungen. Wieviele „Techniker“ bleiben denn nach ihren 12 Jahren SaZ-Zeit? Richtig, viel zu wenige! Denn um in der Rüstung (zumindest den Fachabteilungen) richtig arbeiten zu können, müssen sie Fachlichkeit besitzen – und das geht nicht nicht mit dem 2-Jahres-Wechsel-Reigen. Da kann das BAPersBw weiterhin das Gegenteil behaupten und alle in der zivilen Realität inzwischen akzeptierten Wahrheiten negieren. Beispiel? Ein FACHARBEITER bzw. auch der Projektleiter braucht nach inzwischen allgemeiner Meinung mindestens 5-6 Jahre in EINEM Groß-Projekt, um dieses zu beherrschen und sauber abzuarbeiten. Nebenbei führt das auch zu einer Kontinuität gegenüber dem Auftragnehmer…
Wie sieht denn die Realität bei ihnen im Hause derzeit aus? Der „Perser“ kommt zu einem x-beliebigen Soldaten und sagt, „sie wollen doch jetzt bestimmt mal ins BAAINBw und Referent werden? Ach so? Sie haben noch nie mit der Materie zu tun gehabt? Na ja, sie machen das schon!“ Und wenn wir beide mal ehrlich sind… ein bspw. Student des Maschinenbaus, der danach 12 Jahre aus dem Metier raus war, fängt dann auch fast wieder von 0 an. In der IT-Schiene ist das noch schlimmer. Wenn sie für einen Zyklus (5 Jahre) da raus waren, haben sie ein enormes Pensum aufzuarbeiten.
Als ehemaliger Infanterist dreht sich mir bei Aussagen wie „Wir hätten in ISAF aber mehr gekonnt!“ regelmäßig der Magen um. Zu meiner Zeit hätte das bedeutet, dass wir NATIONAL alles alleine Stellen können, um von anderen unabhängig zu sein. Sprich der Kompanie auch das nötige Back-End aus z.B. Sanität, Artillerie und Luftunterstützung [etc] zu bieten! Das „gute alte“ Räume schützen, beherrschen und kontrollieren können. Und davon ist die Bundeswehr nach meiner Meinung derzeit meilenweit entfernt – schon gegen einen asymmetrisch operierenden Gegner! Vielleicht ist mein Maßstab der „autarken und autonomen Operationsfähigkeit“ aber schon zu hart… Wenn ich Soldaten ins Gefecht schicke möchte ICH sicher sein, dass ich sie auch alle da wieder sicher herausbekomme – und zwar ohne darauf zu hoffen, dass grade eine andere Partnernation den Guardian Angel in der Luft hat. Wo ist denn der Anspruch von Wirkungs-, Führungs- bzw. Informationsüberlegenheit wirklich umgesetzt worden?
Worauf will ich damit hinaus? So lange der reale Zustand nur im Rahmen der Salami-Taktik herauskommt, weil es eben nicht mehr zu kaschieren ist, wird sich überhaupt nichts ändern. Somit bedarf es erstmal einem Umdenken in der Führungsriege und dem Führungsnachwuchs! Weg vom System der Klarzeige-Mentalität und des unfallfreien (und damit meist entscheidungslosen) Absitzen der hohen Dienstposten. Natürlich gibt es sehr viele hoch engagierte Kameraden in der Bundeswehr, die alles versuchen, um den Auftrag umzusetzen – aus meiner Erfahrung ist dies sogar die Mehrheit der Soldaten. Allerdings sind es komischerweise aber genau eben NICHT diese Kameraden, die dann für die LGAN(+)-Ebene ausgewählt werden. Woran das nur liegt? Vielleicht am „inflationären“ Beurteilungssystem, dass der Wehrbeauftragte im letzten Jahresbericht angesprochen hat? Wenn alle „oben“ sind, dann geht die wahre „Leistungselite“ im Rauschen unter.
„außerdem sind unsere Einsatzkontingente jeweils gut bis sehr gut ausgerüstet und ausgebildet. Für diese gilt also eine tatsächliche Einsatztauglichkeit nahe 100%“
Ich entschuldige mich direkt im Vorfeld dafür, aber wie war das mit der VJTF und den Sturmhauben? Wie kann man mit der Aussage, dass man die Einsatzkontingente ja zu nahe 100 % Einsatztauglich bekommen hat kaschieren wollen, dass man dafür aus der ganzen Bundeswehr Material und Personal zusammenklauen musste und die Bundeswehr damit in Teilen lahmgelegt hat? Das mag ja für einige Hochwert-Teile in der „Ruhephase“ einer Einheit hinnehmbar sein, aber doch nicht in der Breite! Genau diese Aussagen führen aus meiner Sicht dazu, dass der BRH (!) der Bundeswehr peinlicherwiese in aller Öffentlichkeit widersprechen muss!
Für mich gilt hier das Soldatengesetz „Der Soldat hat in dienstlichen Angelegenheiten die Wahrheit zu sagen oder zu schweigen!“. Wer eine Korvette ohne Besatzung „einsatzklar“ meldet sollte aus meiner Sicht belangt werden – noch offensichtlicher kann eine dienstliche Falschmeldung doch gar nicht sein. Nach dem Muster könnte ich auch sagen, dass eine Besatzung und fünf materiell einsatzbereite Korvetten zu einer Einsatzbereitschaft der Klasse von 100 % führen… da bleiben mir die Worte weg.
Aber kreativ ist es schon ;)
@Elahan | 26. Mai 2018 – 13:48
„Egal was man jetzt tut, es wird dauern und das beginnt bei der persönlichen Ausrüstung (Bekleidung und Kommunikation) da wird NICHTS vor 2032 besser und das ist der Planungshorizont der Landstreitkräfte. Jetzt geht die Verfügbarkeit erstmal weiter nach unten.“
In Bezug auf die allgemeine Situation haben Sie glaube ich leider recht :( Wenn jetzt gehandelt werden würde (was ich angesichts der aktuellen Haushaltsdiskussion so noch nicht sehe), würde sich m.E.n. erste wirkliche Verbesserungen erst beginnend ab Mitte der 2020er Jahre einstellen und eine wirkliche Lösung erst um 2030 herum…
In Bezug auf die Bekleidung sehe ich das aber anders, hier höre ich, dass es sehr zeitnah signifikante Verbesserungen geben soll. D.h. hier werden erste Verbesserungen (hoffentlich) bereits in den nächsten 2-3 Jahre spürbar sein und dann liegt es nur am Geld um es flächendeckend einzuführen…
@Elahan | 26. Mai 2018 – 13:48
„Egal was man jetzt tut, es wird dauern und das beginnt …“
Dazu müsste man was tun, außer vollmundigen Ankündigungen ist bisher (4 Jahre UvdL) nichts passiert. Warum soll sich das gerade jetzt ändern?
Dazu müsste man Geld in die Hand nehmen und auch bereit sein, dieses für die Bundeswehr auszugeben. Die politische Diskussion der letzten Wochen zeigt doch, das der BT und die BuReg dazu nicht bereit sind.
@Koffer | 26. Mai 2018 – 14:33
„In Bezug auf die Bekleidung sehe ich das aber anders,…. und dann liegt es nur am Geld um es flächendeckend einzuführen…“
Ach, da haben wir ja des Pudels Kern. Wer glaubt, das es zusätzliche finanzielle Mittel gibt, der muss aber schon ein unverbesserlicher Optimist sein. Die Signale aus der Politik sagen etwas anderes.
@DeltaR95 | 26. Mai 2018 – 14:26
„Hier liegen sie aus meiner Sicht daneben. Wir haben „genug Studierte“, aber zumindest bei den Soldaten nicht aus den richtigen Fachrichtungen.“
Sorry, aber das ist nicht korrekt. Wir haben grundsätzlich sehr wohl genügend studierte Offiziere im Bereich der technischen Fächer.
Die führen zurecht die Frage der mangelnden Entwicklung von Fachlichkeit aufgrund von regelmäßigen Wechseln an. Hier kann ich Ihnen weder zustimmen, noch widersprechen, weil mir hierzu keine Erhebungen bekannt sind.
Und ohne Ihnen zu nahe zu treten, ich vermute für Sie gilt das selbe und Sie haben diesbezüglich nur spekuliert, weil das Ihrer Meinung nach so sein „muss“.
Trotzdem ist es zumindest naheliegend, dass es ein solches Problem geben könnte.
Nach meinem Kenntnisstand wird das Thema auch angegangen. Zwar nicht aus dem Blickwinkel mangelnde fachliche Kompetenz, sondern vielmehr Berufszufriedenheit und Familienfreundlichkeit durch Planbarkeit und (eingeschränkte) Standortsicherheit, aber das Ergebnis wird ja das gleich sein.
Also wieder zurück zu meiner Ausgangsaussage: wir haben (derzeit noch) keinen Bedarf an zusätzlichen studierten, technischen Offiziere. Wir haben einen Bedarf an zusätzlichen Technikern im Bereich Mschft/Uffz (und teilweise Fw)…
„Als ehemaliger Infanterist dreht sich mir bei Aussagen wie „Wir hätten in ISAF aber mehr gekonnt!“ regelmäßig der Magen um.“
Lesen Sie bitte was ich geschrieben habe. Wir haben in den Jahren 2008-2012 bewiesen, dass wir mehr gekonnt HABEN, als wir DERZEIT leisten.
Ich persönliche glaube, dass wir in dieser Zeit auch am Anschlag waren (zumindest war ich es mit meiner Kompanie damals und ich weiß, dass es in den anderen Kompanien meiner Truppengattung genauso war), aber die Aussage von @Daniel Lücking die unterstellt wir hätten DERZEIT ein Kapazitätsproblem ist schlichtweg falsch (außer Spezialisten). Wir können querschnittlich mehr als wir derzeit leisten.
„Wie kann man mit der Aussage, dass man die Einsatzkontingente ja zu nahe 100 % Einsatztauglich bekommen hat kaschieren wollen, dass man dafür aus der ganzen Bundeswehr Material und Personal zusammenklauen musste und die Bundeswehr damit in Teilen lahmgelegt hat?“
Ich widerspreche Ihnen diesbezüglich ja gar nicht. Ganz im Gegenteil, auch hier fordere ich Sie auf wiederum zu lesen was ich geschrieben habe.
Wir kommen ein Bezug auf die AKTUELLEN Einsätze auf eine materielle und personelle Einsatztauglichkeit nahe 100%. Aber wir haben in der Breite nach meiner Bewertung (und da folge ich @Daniel Lücking, dem ich ansonsten ja nicht in vielen Dingen inhaltlich folge) eine Einsatztauglichkeit irgendwo zwischen 30 und 50%.
Und das ist desaströs und der Verdienst des BRH ist es hier nochmals den Finger in die Wunde zu legen und Verbindungen für die Öffentlichkeit und den parlamentarischen Raum aufzuzeigen, die uns „Insidern“ zwar bekannt sind, die aber extern nicht immer so wahrgenommen werden.
Vor allem finde ich den Hinweis auf die Langfristigkeit der Probleme schon in der aktuellen Situation äußrest wichtig!
Und mal ganz ehrlich, wenn nicht langsam etwas getan wird (ich meine hier vor allem in Bezug auf den EP 14 und auf SASPF), dann wird der Zeithorizont für eine nachhaltige Verbesserung sich auch noch weiter als das vom BRG genannte Mitte/Ende der 2020er verschieben!
@Koffer
„In Bezug auf die Bekleidung sehe ich das aber anders, hier höre ich, dass es sehr zeitnah signifikante Verbesserungen geben soll. D.h. hier werden erste Verbesserungen (hoffentlich) bereits in den nächsten 2-3 Jahre spürbar sein und dann liegt es nur am Geld um es flächendeckend einzuführen…“
Definiere Verbesserungen? Eine Splitterschutz mehr als jetzt wäre ist auch eine Verbesserung, aber wirklich besser ist es dann nicht.
Unsere Zulieferer kommen zu den Konditionen nicht nach und das System wird erstmal nicht besser. Auch da müsste es tiefgreifende Veränderungen geben.
@Elahan | 26. Mai 2018 – 15:01
„Definiere Verbesserungen? Eine Splitterschutz mehr als jetzt wäre ist auch eine Verbesserung, aber wirklich besser ist es dann nicht.“
Vor allem bei der Stiefelauswahl (flächendeckend auch im Inland) und der Einsatzbekleidung (flächendeckend im Einsatz und (langsam) zunehmend auch bei Inlandsverbänden).
@ Koffer
Ihre Verwunderung über meine Einstufung der Offiziere mit technischem Hintergrund erklärt sich vielleicht dadurch, dass mein „Maßstab“ an diese Klientel ein anderer ist, als ihrer.
Ein Beispiel… ein Offizier aus dem MINT-Bereich, der danach nicht kontinuierlich (sprich mehr als 70 % seiner Dienstzeit nach meiner Bewertung) in dem Bereich gearbeitet hat, zählt für mich nicht mehr als direkt in dem Bereich verwendbar – sonder nur noch als verwendungsfähig! Warum nur 70 %? Weil der „Techniker“ in den restlichen 30 % seiner Dienstzeit in der Truppe eingesetzt werden muss, um operative Erfahrung zu sammeln. Nur wenn er beide Welten kennt, kann er auch vernünftig „rüsten“.
Wir können uns natürlich gerne mal bei ihnen zusammensetzen und eine Erhebung über die Qualität (nicht die Quantität!) der Offiziere in diesem Bereich und ihr fachliches Wissen versuchen, zumindest gibt es nach meiner Kenntnis, Sie mögen mich da gerne berichtigen, für Stabsoffiziere keine Möglichkeit, dies aus dem Personalwirtschaftssystem zu genieren ;)
Aus meiner Sicht – und dort sind wir ja anscheinend einer Meinung – haben wir ein Problem, dass es für Truppendienstoffiziere keine orginäre Laufbahn Rüstung bzw. Technik gibt. Von einem Projektleiter erwarte ich z.B. von beidem Ahnung zu haben oder er muss so sorgfältig ausgewählt werden, dass er dies charakterlich durch Einbindung der entsprechenden Projektverantwortlichen kompensieren kann.
Ansonsten mag mein Leseverständnis im hohen Alter nachlassen aber wenn ich ihre Aussage „außerdem sind unsere Einsatzkontingente jeweils gut bis sehr gut ausgerüstet und ausgebildet. Für diese gilt also eine tatsächliche Einsatztauglichkeit nahe 100%“ heranziehe, wird meine Verwunderung sicher verständlich. Aus meiner Sicht ist das eine selbsterfüllende Prophezeihung und eine gefährliche Argumentation, weil sie nicht als Maßstab zur Bewertung der realen Einsatzfähigkeit taugt. Aber diese Diskussion ist überflüssig, da wir uns ja einig sind.
Ansonsten muss ich ihnen wohl ihre Aussage zum Thema „Personalbesetzung“ vorerst so abkaufen, da im BRH-Bericht leider nur Fehlquoten von 40% und 80% ohne Aufschlüsselung aufgelistet sind.
Aber die genauen Werte und Vakanzquoten bei den Offizieren stehen ja sicherlich im jährlichen Jahresbericht des BAPersBw für seine Offiziere. Dann muss ich mich wohl bis zur nächsten Wehrübung gedulden ;)
Für alle die noch immer nicht riechen können wie sehr der dampfende Haufen inzwischen stinkt mal dieses aktuelle Beispiel:
12 Dienstposten wie folgt besetzt
6 anwesend und gesund
2 in Elternzeit
1 dauerhaft erkrankt
3 auf DP aber noch Ausbildung vor sich erwarteter Zulauf ca. 2020
auf dem Papier 100% Vollbesetzung Hurra! In der Realität 50% besetzt kein Hurra!
In dieser Situation von Einsatzbereitschaft zu fantasieren grenzt an Realitätsverweigerung.
Und wer sich mal mit offenen Augen die Materiallage ansieht wird dieses Beispiel teilweise eins zu eins übertragen können.
Ich denke wir rasen auf eine Klippe zu und statt das mal jemand bremst oder lenkt, tauschen wir die Fahrer aus und halten Kurs und Geschwindigkeit, bleibt nur zu hoffen das der Airbag beim Aufprall am Boden funktioniert.
@DeltaR95 | 26. Mai 2018 – 15:40
„Ihre Verwunderung über meine Einstufung der Offiziere mit technischem Hintergrund erklärt sich vielleicht dadurch, dass mein „Maßstab“ an diese Klientel ein anderer ist, als ihrer.“
Möglicherweise. Möglicherweise aber auch nicht, denn das von Ihnen nach diesem Satz geschilderte erfüllt auch in etwa meine Forderung an unsere Offiziere in technischen Verwendungen und ich denke, dass diese sehr häufig eingehalten werden.
Wie gesagt, wir haben (noch) keine Probleme bei der Besetzung unserer technischen Verwendungen durch Offiziere und Stabsoffiziere.
Das wird auch nach den vom Hausherren zitierten Auszügen des BRH an keiner Stelle behauptet.
Gerade die Marine-Beispiele haben nämlich nahezu niemals etwas mit den Offizieren in technischen Verwendungen zu tun, sondern nach meinem Kenntnisstand fast immer mit einem Mangel an Mschft/UoP (und manchmal auch UmP) zu tun.
„Aus meiner Sicht – und dort sind wir ja anscheinend einer Meinung – haben wir ein Problem, dass es für Truppendienstoffiziere keine orginäre Laufbahn Rüstung bzw. Technik gibt.“
?!?! Natürlich gibt es einen Kompetenzbereich Rüstung für die StOffz (und zwar schon seit einige Jahren) und auch für die Subalternen Offiziere hat das Heer vorletztes Jahr einen entsprechenden Verwendungsaufbau aufgelegt.
Und nach meiner Kenntnis war das bei Lw und Marine eh noch nie ein Problem, weil dort seit jeher viel weniger Wert auf Querschnittlichkeit und viel mehr auf Fachlichkeit wert gelegt wurde.
Zusammenfassung: Ihre Behauptungen in Bezug auf Offiziere sind zweifelhaft und zumindest veraltet, wenn sie denn überhaupt jemals zutreffend waren.
„Für diese gilt also eine tatsächliche Einsatztauglichkeit nahe 100%“ heranziehe, wird meine Verwunderung sicher verständlich. Aus meiner Sicht ist das eine selbsterfüllende Prophezeihung und eine gefährliche Argumentation, weil sie nicht als Maßstab zur Bewertung der realen Einsatzfähigkeit taugt.“
?!?!
Was soll denn da selbsterfüllend sein? Durch meine Kenntnis der tatsächlichen Zusammenstellung, Ausbildung und Ausrüstung der Einsatzkontingente kann ich glaube ich durchaus beurteilen, wo wir derzeit stehen und wir stehen derzeit bei allen unseren Kontingente recht gut da!
Es ist doch so, dass wir für die Kontingente Material und Personal überall zusammenziehen und wir deswegen für unsere Einsätzen gute Pakete schnüren.
Das wir aber AUSSERHALB der Kontinente nicht überall gut dastehen (weder personell noch vor allem ausrüstungtechnisch) wird doch gar nicht bestritten! Lesen Sie doch bitte einfach was ich schreibe!
Gerade für die Berufszufriedenheit und die Einsatztauglichkeit LV/BV reicht ein solches System natürlich KEINESFALLS und selbst mit Blick auf die im Gesamtrahmen ja durchaus noch überschaubare VJTF 2023 glaube ich, werden wir Probleme bekommen, aber das alles wurde doch nie bestritten.
Können wir jetzt bitte wieder zurück zum Thema dieses Kommentarfadens kommen?!
@IstEgal
„In dieser Situation von Einsatzbereitschaft zu fantasieren grenzt an Realitätsverweigerung“
Wie freundlich im Ausdruck!
Für mich ist der Gesamtsachverhalt ein bestrafungswürdiges Dienstvergehen.
– mangelnde Systemstabilität Puma
Ist eben keine „Hammerelektronik“ mehr, sondern diffizile Technik,die eigener Inst-Kapazität bedarf
– Ersatzteilversorgung und SASPF
Da kann zu dem Datenbestand nur gesagt werden „Shit in – Shit out“
Wer gesehen hat wie das Heer ihre logistischen Prozesse vor 10 Jahren fachtechnisch betreut hat, den wundert das Ergebnis nicht
– SASPF Programm „IH-Planer“ für Lfz-Instandhaltung
Ein ungeeignetes Werkzeug für einen bestimmten Zweck bleibt auch nach 10 Jahren Gebrauch immer noch ein ungeeignetes Werkzeug.
@IstEgal
Wir fahren auf die Klippe zu; Wir fahren gegen die Wand; der Karren fährt in Dreck; es ist fünf vor zwölf……uvm
Das würde bedeuten, dass man am Ergebnis (wann wird das festgehalten?) noch was ändern könnte!
Wir sind nicht mehr verteidigungsfähig und der Kernauftrag des GG kann nicht erfüllt werden.
Wir sind schon über die Klippe und der Aufschlag findet jeden Tag statt, immer eine andere Fähigkeit und einige liegen schon auf dem Grund.
Die Karre zieht keiner mehr aus dem Dreck, das Gegenteil ist der Fall, jeden Tag gehts ein Stück tiefer. Wir benötigen eine neue Karre mit neuem Navi, Steuereinheit und Antrieb.
Aber wir tun so, als ob man da noch eben was machen kann!
Und nächstes Jahr zerlegt SAP die Marineinstandsetzung. Denn die Bw führt SAP ja getreu dem Motto „Friss oder stirb!“ ein. Ich sollte mehr Popcorn banfen…
@IstEgal
Es wird noch grotesker…
Wir reden hier ja “nur” von Hauptwaffensystemen.
Sie sollten sich mal die Einsatzbereitschaftslage von Einheiten ansehen. Das ist die viel wichtigere Kenngröße als “Panzer- und Schiffe zählen”.
Nehmen sie eine (fast x-beliebige) Kompanie mit 4 Zügen. Zumeist ist deren Einsatz- und Manöverelement der Zug. Dieser Kompanie ist ein LOA (Level of Ambition) zugeordnet, das dort meistens lautet: 1 Zug in den Einsatz zu bringen. Jetzt haben sie eine Kompanie mit gerade mal Personal für 2 Züge und Material für 1,5 (alles realzahlen – also wirklich physisch vorhanden) bei einem LOA von 1.
Der Mathematiker sagt: Einsatzbereitschaft bei 37,5%
Der Chef sagt: Einsatzbereitschaft 50% mit Defiziten in der Ausbildung/Einsatzvorbereitung aufgrund fehlendem Material. Aber “kriegen wir schon hin”. Rest wird im Einsatz getauscht.
Die Bundeswehr sagt: Einsatzbereitschaft bei 100% da LOA bei 1 und erfüllt.
Und das ist der Kernpunkt bei “Einsatzbereitschaft”
Für viele ist das hier eine objektive Sachstandsermittlung. X Soldaten brauchen x einsatzfähige Systeme um den Max Einsatzwert zu generieren.
Für die Bundeswehr ist Einsatzbereitschaft sprichwörtlich der Abgleich von Anspruch(!) und Wirklichkeit. Nur macht jeder den Fehler den Streitkräften zu unterstellen, sie hätten überhaupt einen 100% Anspruch – haben sie aber nicht. Ihren Anspruch haben sie definiert. Teils zurecht realistisch (Durchhaltefähigkeit, Versorgung, Materialerhaltung) teils aber eben auch verzerrend (theoretisch könnten wir…).
Und ohne konkreten Einsatzauftrag muss ich um so etwas lästiges wie Durchhaltefähigkeit nicht kümmern und kann fröhlich aus 37,5% eben 100% machen. Die Quittung für den Schwindel (den man im Übrigen bereits auf unterer taktischer Ebene produziert) sieht man gerade bei der VJTF, Internationalen Übungen und im Einsatz (trotz Priorisierung).
Stellen sie nur mal dem Heer folgende einfache Fragen:
Morgen werden die Kernfähigkeiten der Streitkräfte gebraucht:
– Hat jeder Infanterist ein Gewehr und Munition?
– Hat jede Gruppe Funk?
– Kommen alle von A nach B?
Wir Schwur ein hier immer von Haushaltserhöhungen für Großprojekte und dem “bang for the buck”
Wenn auf den Cheftagungen und im Kameradenkreis mal Tacheles geredet wird, ist der einzige “Bang”, der im Gemütszustand wenn wir unsere eigene Einsatzbereitschaft bewerten. Da ist dann “Angst und Bang”
Der Bericht ist inhaltlich für Insider nicht überraschend. Der DBwV erläutert seit drei Jahren so deutlich wie nie zuvor die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Das mit Beispielen aus der Truppe, die wirklich weh tun. Immer mehr Journalisten zeigen sachlich die Probleme auf, aber es passiert fast nix. Eine gute Grundlage wäre der Koalitionsvertrag gewesen, doch darin hat sich vdL mehr um die Fortsetzung und Weiterentwicklung von Einsatzmandagen als um den Zustand bzw. den Finanzbedarf der Bundeswehr gekümmert. Sie hatte diesbezüglich auch niemanden gewonnen, der sie unterstützt, warum soll es ihr jetzt gelingen? Die SPD hat kein Interesse daran, dass vdL als Siegerin im HH-Kampf hervorgeht. Wenn es gut läuft, werden die Herren MdBs Kahrs und Rehberg ähnlich des Korvetten-Deals einige Dinge voranbringen. Nicht mehr und nicht weniger. Aber die neue Führungscrew um vdL wird das sicherlich irgendwie positiv darzustellen wissen.
-> Dante Eigenartig dass es kein geeignetes Personal geben soll. Zumindest in Berlin treten sich die Studenten in den MINT Fächern fasst gegenseitig Tod. Zumindest die Technische Hochschule Wildau (bei Berlin) platzt aus allen Nähten.
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Nein, das ist völlig logisch: schon vor 35 Jahren stand ein Betriebswirt vor uns (bin studierter Luftfahrttechniker) und erklärte uns: „Wir bilden etwa 400 Luftfahrttechniker im Jahr in D jährlich aus; wir benötigen 70“.
1980 begann man an einer TU mit 1200 Studenten und endete mit 600.
heutzutage schätze ich, dass sich die Anzahl der Absolventen im Bereich Maschinenbau mindestens verdreifacht hat. Leider findet man keine Zahlen im Vergleich von vor 30 Jahren. Mir wurde zugetragen, dass Unis bestraft(!) werden, wenn sie Leute herausprüfen.
Esist zu erwähnen, dass ich mich trotz meiner stark naturwissenschaftlich orientierten Schule noch sehr schwer getan habe im Studium. Das bedeutet aber, dass das Niveau gesunken ist.
Vor 30 Jahren gab es im Niedriglohnsektor Lohndumpung, nun wird Lohndumping im HochlohnSektor betrieben. es ist übrigens nicht nur so, dass unendlich viele Ingenieure aus den Universitäten hervorgehen, es ist auch so, dass Tausende von Ingenieuren als „Unterbeschäftigte“ und Arbeitslose in Deutschland unter Hartz IV dahinsiechen.
Die meisten großen Firmen haben nur noch Leiharbeiter herumsitzen. Sie haben keine Bindung zur Firma. Wer jedoch heutzutage noch eine Bindung zu seiner Firma hat, macht sich die Nerven kaputt. Es werden viel zu viele Ingenieure ausgebildet und dies meisten mit schlechtem Niveau und sie müssen unter schlimmen Arbeitsbedingungen (Großraumbüro…) arbeiten. Ab 55 werden sie herausgemobbt und durch billig- Jungingenieure ersetzt. Mehr schreiben darf ich nicht, sonst werde ich wieder wegen der Über-Länge meines Beitrags gelöscht.
Denn das hat alles bittere Konsequenzen, über die man ein Buch schreiben kann. Ich habe es getan.
[Na, hier nicht Legenden in die Welt setzen – einen früheren Beitrag vonm Ihnen habe ich nicht wg. Überlänge gelöscht, sondern weil er als OT ziemlich am Thema des Threads vorbei ging. Und auch jetzt geht es arg in Richtung OT; bitte nicht. T.W.]
@Koffer
Von einem 100% einsatzbereiten Kontingent kann aus meiner Sicht nur dann ausgegangen werden, wenn:
1. alle Soldat_innen im Rhythmus 4 Monate Einsatz 20 Monate Dienst im Inland eingesetzt werden,
2. allen Soldaten ihr Einsatzgerät auch im Tagesdienst vollumfänglich zur Ausbildung zur Verfügung steht,
3. Material in ausreichender Zahl für die Einsätze zur Verfügung steht.
Dann müsste aber die Bundeswehr ihre „Stärke“ auch konsequent als „Einsatzstärke“ angeben und die Politik darf in ihren Zusagen nicht darüber hinaus gehen.
Stichwort Erkrankung:
Offenbar will der BRH nicht akzeptieren, dass der Dienst zu körperlichen Problemen führt, die dann eben auch während der Dienstzeit abgestellt werden müssen. Wer die Behebung solcher Probleme dann als Leistungsminderung ansieht, fordert offenbar, dass Soldat_innen das außerhalb der Dienstzeit irgendwie selbst regeln sollen.
Wie bei den monatlichen Zahlen schon mehrfach festgestellt: die Bundeswehr zählt ihre einsatzgeschädigten Soldat_innen offenbar nicht in einer Extrakategorie. Demnach wirkt sich das „leistungsmindernd“ aus. So jedenfalls verstehe ich den Text.
Spannend wäre die Frage, ob der 24/7-Dienst vom BRH als „leistungserhöhend“ in die Kalkulationen eingeht. Wie auch immer: diese Art von Erbsenzählerei mag für zivile Unternehmen funktionieren – für die Bundeswehr sollte es sich verbieten, weil es genug Hierarchieebenen gibt, die beurteilen können, ob „Gammeldienst“ stattfindet oder Soldat_innen sinnvoll im Sinne ihres Auftrags agieren.
Es ist schon seltsam, wie genau gezählt wird, wenn es darum geht dass der Bundeswehr etwas entgehen könnte und wie zeitgleich genau dort kein Erfassungsinteresse besteht (Überlastung mit Einsatztagen, Suizide von Einsatzteilnehmer_innen nach der Dienstzeit), wo zusätzliche Kosten entstehen könnten.
-> Koffer: Aber die können doch keine Schraube mehr hineindrehen!
Was nutzt ein Studium, wenn in diesem der komplette Realitätsbezug fehlt?
Worüber ich diesbezüglich früher gestolpert bin: ich habe auch im Studium gelernt: „Kunststoffe kriechen“.
Es hat mir aber niemand erklärt, was das bedeutet: Mein Chef, der Firmeninhaber einer „Faserbude“ mit 60 Mitarbeitern war, hat es mir erklärt: Kunststoffplatten kann man eigentlich nicht verschrauben; und wenn, dann nur mit ganz großen Unterlegscheiben.
Industriepraktikum ist gestorben und Ingenieure werden angeworben mit dem Credo: „Ihr müsst auch nichts mehr rostiges anfassen“.
Chemie gibts im Ingenieurstudium auch nicht mehr. Führt dazu, dass Ingenieure Kohlefasern (Damit ist man „innovativ“ wenn man sie verwendet; dass sie ganz schwierig zu verarbeiten sind – ignoriert man!) direkt auf Aluminium auflaminieren. Das korrodiert wie die Hölle-insbesondere unter salzwasserhaltiger Luft. Kann man am NH90 begutachten. 18 Jahre nach Entwicklungsstartschuss fliegt er ja schon halbwegs zuverlässig. Wenn man das Rotorsystem ausser Acht lässt.
Sicherlich ein ziemlich fundierter und wohl auch realistischer sowie korrekter Bericht des BRH.
However ( ;- ) ), was mich schon immer an diesen Berichten gestört hat ist, dass der BRH an seine (zumeist) zutreffenden Empfehlungen kein Preisschild anbringt.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind ja wohl nicht „kostenneutral“ umzusetzen und damit widerspricht sich im Prinzip der BRH doch eigentlich selber, denn es fehlt a. die Kostenkalkulation und b. die – ich sag mal – Wirksamkeitseinschätzung der empfohlenen Maßnahmen.
Weiterhin stört mich, dass der BRH immer in „Dienstzeit“ rechnet – Stichwort: „Gesundheitsförderung“.
Dahinter steht eigentlich ein „Unternehmenskonzept“ aus der betriebswirtschaftlichen Steinzeit. Nackte staats-kapitalistische Kameralistik. Hilft auch nicht weiter.
Natürlich sind gigantische Fehler gemacht worden in Sachen Consequence Management, z. Bsp. bei SASPF – aber die Korrektur dieser Fehler braucht a. Zeit und eben b.Geld. sowie c. Know-How.
Abgesehen von den üblichen politischen „Schlagzeilen“ ist der Bericht für UvdL aus meiner Sicht eigentlich hilfreich, denn er hält nicht ihr einen Spiegel vor, sondern dem „System“ BMVg und dessen völlig verkrusteten Bürokratismen.
Habe neben die morgige Welt am Sonntag online gelesen. Es wird recht gut auf das Finanzproblem der Bw eingegangen. Unter dem Titel „Schaukampf der Minister“ urteilt Herr Jungholt, dass Frau von der Leyen mit ihrer schwachen Performance bei den Sondierungsgesprächen / Koalitionsverhandlungen bereits als Verlierer feststeht. Er beschreibt ebenso, dass aktuell eine Idee „Land 2023“ untersucht wird. Damit könnten die Dinge beschafft werden, die die VJTF sich gerade aus allen Teilen Heer, San, SKB unter dem Deknamen „Aktion Läusekamm“ zusammenklaubt. Allerdings mit dem goodwill der Haushaltspolitiker, ähnlich dem Projekt 2. Los Korvette. Von der Leyen hatte im Zuge der Bundeswehrtagung erläutert, dass Sie dieses Projekt untersuchen würde. Der Artikel passt zu einem weiteren in der WamS, der unter „Nur 800m bis zur Stellung der Taliban“ zur aktuellen Lage der Bundeswehr in AFG ausführt. Dabei kommt eine Frau Hauptmann, KpChef einer PzGrenKp zur Aussage, dass die materielle Lage bescheiden sei. Ob diese m.E. guten Artikel etwas bewirken? Ich denke nicht – leider.
Nein, dass ist nicht korrekt – zumindest in NRW werden die Unis nicht bestraft, wenn sie Studierende absägen. Es gibt halt nur für jeden Absolventen in Regelstudienzeit eine Prämie vom Land… Sie erkennen den Ansatz… ;-)
[Können wir diese Debatte dann hier bitte abschließen und in einem VDI-Forum oder so weiterführen? T.W.]
@all
Oben habe ich die Stellungnahme des Ministeriums und des Marineinspekteurs nachgetragen.
Diese Aussage sind doch bezeichnend für das Dilemma „zwischen den Kopfhörern“… Ein Kriegsschiff der Marine hat mehr als nur einen Auftrag und muss daher in letzter Konsequenz jederzeit für einen „heißen“ Konflikt nutzbar sein. Selbiges lässt sich übrigens nahtlos auch auf die Luftwaffe spiegeln.
Uns fehlen aber nachweislich wesentliche Fähigkeiten im Bereich der LV / BV (eben jene Lenkflugkörper etc.) und trotzdem wird man im BMVg nicht müde, uns zu versichern, dass alles „Weltklasse“ ™ ist. Da schwillt einem doch der Kamm…
@Daniel Lücking | 26. Mai 2018 – 18:35
„Von einem 100% einsatzbereiten Kontingent kann aus meiner Sicht nur dann ausgegangen werden, wenn:
1. alle Soldat_innen im Rhythmus 4 Monate Einsatz 20 Monate Dienst im Inland eingesetzt werden,
2. allen Soldaten ihr Einsatzgerät auch im Tagesdienst vollumfänglich zur Ausbildung zur Verfügung steht,“
Sowohl 1. als auch 2. hat nichts mit einsatzbereiten Kontingenten zu tun. 1. Schon allein deswegen nicht, weil es auch gute Argumente für eine 6/20 oder sogar 8/20 Einsatzsystematik gibt und 2. weil es geradezu gar nichts mit dem Einsatz zu tun hat (zumindest solange nicht, wie gerade noch ausreichend System im Inland für eine Vorausbildung bereit stehen).
Übrigens nochmals: ich finde eine materielle Fokussierung auf die Einsätze nicht gut, da es nicht nachhaltig ist, mEn sollten wir mit 110% Ausgestattet sein. Das wäre für die Einsätze, für die LV/BV und für die Ausbildung das beste!
Aber Ihre Aussage wir wären für die Einsätze nicht ausreichend ausgestattet, bzw. personell aufgestellt ist nun einmal falsch (ausgenommen bestimmtes Sondermaterial und bestimmte Spezialisten). Und wird nebenbei durch den BRH auch in keiner der o.a. Zitate behauptet!
„3. Material in ausreichender Zahl für die Einsätze zur Verfügung steht.“
Tut es. Ausgenommen bestimmtes Sondermaterial. und das hat keine Auswirkungen auf unsere allgemeine Einsatztauglichkeit für die aktuellen Einsätze.
„Dann müsste aber die Bundeswehr ihre „Stärke“ auch konsequent als „Einsatzstärke“ angeben und die Politik darf in ihren Zusagen nicht darüber hinaus gehen.“
Zustimmung.
„Offenbar will der BRH nicht akzeptieren, dass der Dienst zu körperlichen Problemen führt, die dann eben auch während der Dienstzeit abgestellt werden müssen. Wer die Behebung solcher Probleme dann als Leistungsminderung ansieht, fordert offenbar, dass Soldat_innen das außerhalb der Dienstzeit irgendwie selbst regeln sollen.“
Ich vermute der BRH spricht in seinem Bericht vor allem über BGF für ZIVILE. Und das hatte ich Ihnen auch schon weiter oben erwidert. Ich denke (hoffe) nicht, dass der BRH Sport für Soldaten im Dienst kritisiert…
@Jas | 26. Mai 2018 – 18:22
„Der Mathematiker sagt: Einsatzbereitschaft bei 37,5%
Der Chef sagt: Einsatzbereitschaft 50% mit Defiziten in der Ausbildung/Einsatzvorbereitung aufgrund fehlendem Material. Aber “kriegen wir schon hin”. Rest wird im Einsatz getauscht.
Die Bundeswehr sagt: Einsatzbereitschaft bei 100% da LOA bei 1 und erfüllt.“
+1
Gut zusammen gefasst.
Wobei ich glaube, dass es sogar noch einige Prozent schlimmer ist, denn perfekt wäre ja eine Ausstattung von 110% (personell und materiell), damit man Krankheit/Weiterbildung und Reparaturzeiten immer ausgleichen könnte…
Wie sollte der ZIVILE BRH eine Kostenkalkulation hinbekommen, an der nachweislich die geballte Beschaffungs-in-kompetenz BMVg regelmäßig scheitert?
Wie sollen diese ZIVILEN Rechnungsprüfer die Wirksamkeit einer Maßnahme in operativem Umfeld, bzw. eines WaSys bewerten können?
Die IBuk ist Herrin ihrer Zeit, seit sie amtiert, Geld ist verfügbar, neuerdings, Know-How steht immer noch zur Verfügung.
Warum wird es offenbar tagtäglich unerträglich mieser?
Der „Laden“ wird nicht fehlgemanaged, aber „fehlgeführt“. BMVg und Bw bleiben nun mal kein Industrieunternehmen. Es ist also FÜHRUNG vonnöten.
Es drängt sich der Eindruck auf, es wird wird eine informelle Phalanx gegen den DEU MIK aufgerüstet, bis UvdL zum Abschuss frei ist. Wenn der BRH zum schlussendlichen Einsatz bläst, gut so. Die klammheimliche Häme ausländischer Medien, PEINLICH!
Behauptung: Ohne die Kanzlerin wäre es längst soweit gekommen.
Seufz. Manche wollen nicht lesen. Da steht NICHTS VON SPORT IM DIENST.
Es geht um das so genannte betriebliche Gesundheitsmanagement, dazu der BRH in seinen Bemerkungen:
Mehr dazu in Bundestagsdrucksache 18/11990.
Also jetzt bitte Schluss mit dieser Pseudo-Debatte, es gehe um dienstlichen Sport von Soldaten.
@T.Wiegold | 26. Mai 2018 – 21:45
+1
Und nur, sollte nicht klar sein, was ich mit meinem zweimaligen Verweis auf BGF gemeint habe: BGF (also die „Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung“) ist der „aktive“ Teil des BGM (betrieblichen Gesundheitsmanagements) und besteht eben u.a. auch aus dem Sport und den Gesundheitskursen.
Formaler Hinweis: Ganz streng genommen gehört übrigens auch der Dienstsport von Soldaten hierzu, aber wie Sie ja vollkommen richtig bemerken kritisiert der BRH diesen ja gar nicht. Zumindest geht das nicht aus seinen Bemerkungen hervor ;)
Das BGF Programm richtet sich an alle Bundeswehr-Angehörige mil/ziv
Der BRH hat das ja schon vor einer ganzen Weile als „Prüfungsfeld“ identifiziert. Vielleicht liest der zuständige Prüfer ja mit. Anstelle den nackten Arbeitszeitausfall aufzuführen und in Vollzeitäquivalente umzurechnen kann er ja mal eine Prognose zum Einsparpotential über 30 Jahre bei den Beihilfekosten (Herz Kreislauf, Rücken, Burnout) inkl der „gewonnen“ Arbeitszeit je Vollzeitäquivalent (aus Sicht Diensteherr) dagegen stellen. Auch sollte berücksichtigt werden, dass insb. Geburtsjahrgänge ab 1975 voraussichtlich nicht vor 2045 den Laden verlassen. Soldaten mal außen vor (noch?). Jeder investierte cent in Gesundheitsvorsorge rechnet sich
@Grashüpfer | 26. Mai 2018 – 22:27
„Das BGF Programm richtet sich an alle Bundeswehr-Angehörige mil/ziv“
Ja, aber ich denke die Kritik des BRH bezieht sich nur auf den kritisierten Wegfall der „Arbeitszeit“ der zivilen Bw-Angehörigen. Die Formulierungen des BRH würden keinen Sinn ergeben, wenn man sie (auch) auf Soldaten beziehen würde!
In Bezug auf Ihre Kritik an den Schlussfolgerungen des BRH bin ich aber 100% bei Ihnen!
Jede Arbeitsstunde, die ein Beamter oder Angestellter in seine eigene Gesundheit investiert ist gleichzeitig auch eine Investition des Dienstherren in seine Diensttauglichkeit/Arbeitstauglichkeit. Gerade vor dem Hintergrund der Unkündbarkeit im öffentlichen Dienst sollte das den BRH alleine schon überzeugen.
Darüber hinaus ist es m.E.n. auch eine Frage der mittelfristigen Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt, dass wir als Dienstherr nicht hinter den Angeboten unserer (attraktiven) Mitbewerber in solchen Fragen zurück stehen.
Hallo,
ich finde das bei der Einsatzbereitschaft der Waffensysteme (ob mit oder ohne Personal) ein großer Punkt nicht betrachtet wird, der auch die Nachwuchsgewinnung betrifft.
Die Infrastruktur der Liegenschaften.
-Waschräume gesperrt wegen Legionellen -> Waschcontainer vor dem Block
-Eine Steckdose an der Tür für 4 Mann auf einer Stube.
-90 Jahre Alte Gebäude
-Parkplätze, in der heutigen Zeit wo jeder ein Auto hat, vor der Kaserne
-E-Ladesäulen … vllt in 50 Jahren;-)
-Allgemeiner zustand nicht zeitgemäß
Wenn Rekruten in ihrer AGA nur moderne Unterkünfte und Truppenküchen vorfinden und anschließend in ihre Heimatstandorte kommen und dort alte Gebäude vorfinden haben viel schon wieder das Handtuch geworfen.
Ich stelle mir die Frage, was man für ein Bild haben möchte wenn man eine Kaserne betritt?
Natürlich passt es ein Traditionsverband in alten, aber sanierten, Gebäuden unterzubringen.
Möchte ich Gebäude aus dem letzten Weltkrieg sehen bei einem Waffensystem aus diesem Jahrtausend? Nein
Was erwarten die 18-20 jährigen wenn sie tolle Werbung der Bundeswehr sehen und dann schlechter untergebracht werden als wenn sie im Gefängnis wären?
Wieviele Gebäude stehen Leer oder mussten aus der Nutzung gehen weil sie zu Alt sind?
Und wieviele Büros, Arbeitshallen und Schleppdächer fehlen um zu Arbeiten oder das Material vor der Witterung zu schützen?
Das ganze geht wahrscheinlich ein bisschen am Thema vorbei, aber es Spielt in meinen Augen auch eine große Rolle um Personal und Material Einsatzbereit zu halten.
Ich wage die Behauptung aufzustellen: Selbst mit 50.000 aktiven Soldaten wäre dieser Laden, genauso, wie er auch Heute ist;)
Selbst mit dieser Zahl, hätten die DEU SK keine aktuelle bzw. zeitgemäße Austattung bei persönlicher Austattung.
Die Lw hätte immernoch maximal 4-6 EU Fighter einsatzbereit.
Die Marine hätte….ja, was soll ich sagen….was hätte sie denn? 1-2 Fregatten, die überlastet sind.
Anekdote: Ich gehe zur „Einkleidung“. Ich musss in den Einsatz. Egal wohin.
Fazit: Keine richtige Größe für Schuhe. Keine Kniehschoner. Keine Combatshirts. Keine Weste etc. etc.
Sumasumarum: Nach meinem Verständnis, gehört Soetwas zur Basisaustattung eines jeden Soldaten heutzutage. Wenn ich darum kämpfen muss, um z.B Kniehschoner zu bekommen, dann gute Nacht.
Dieser Laden ist einfach nur ein Witz. Und das wird auch so kommuniziert, im Inland, wie auch im Ausland.
Manchmal schämt man sich richtig. Selbst Nationen, die „nicht so reich sind“ lachen über uns.