Weiter geht’s: Es fehlen Schutzwesten, Zelte, Winterkleidung (m. Transkript)
Die aktuelle Liste der Mängelberichte aus der Bundeswehr eröffnet in dieser Woche die Rheinische Post: Es fehlen Schutzwesten, Zelte, Winterkleidung, so klagt das Heer. Das mit den Westen ist nicht überraschend, das kam hier auch schon im Thread zu den gesperrten Schießständen zur Sprache.
Aus der Vorabmeldung des Blattes*:
Neben Problemen bei Panzern und Hubschraubern kann die Bundeswehr auch ihre Soldaten nicht mit ausreichend Schutzwesten, Winterbekleidung und Zelten für ihren Einsatz bei der schnellen Eingreiftruppe der Nato ausstatten. Das geht nach Angaben der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ (Montagausgabe) aus einem ihr vorliegenden Papier aus dem Verteidigungsministerium hervor. „Im Bereich bewegliche Unterbringung im Einsatz weist das Heer bis mind. 2021 eine Fähigkeitslücke auf“, heißt es in dem internen Bericht des Heereskommandos.
Im Folgenden wird darauf verwiesen, dass für den Zeitraum 2018 bis 2020 für den Einsatz im Rahmen der Nato-Speerspitze VJTF ein Bedarf von 10.282 „Unterbringungseinheiten“ gefordert sei, dafür aber nur 2500 zur Verfügung stünden, die zudem für diesen Zweck gar nicht geeignet seien. Auch im Bereich der Schutzwesten und Winterbekleidung sei eine gesicherte Deckung der Anforderungen „nicht möglich“, da eine „Ausstattungslücke“ vorliege.
Bedeutungsvoll ist eine Passage, die die Rheinische Post in der Vorabmeldung weggelassen hat, warum auch immer, die aber in der Online-Fassung (Link aus bekannten Gründen nicht) drinsteht:
Doch auch der Versuch des Heeres, mit zwei „Sofortinitiativen“ zumindest ab 2019 den Bedarf decken zu können, war bislang nicht erfolgreich. Selbst das Bemühen, Winterbekleidung von anderer Stelle für die schnelle Eingreiftruppe reservieren zu lassen, „scheiterte bisher am Widerstand BAAINBw“, also am Beschaffungsamt der Truppe, heißt es in dem Papier weiter.
Das wird eine interessante Woche, denn am (morgigen) Dienstag legt der Wehrbeauftragte seinen Jahresbericht vor und wird dazu vielleicht auch etwas zu sagen haben. Und am Mittwoch tagt der Verteidigungsausschuss, bei dem es nicht zuletzt um die Frage der Einsatzbereitschaft gehen wird.
Nachtrag: Die Aussagen dazu vom Sprecher des Verteidigungsministeriums, Jens Flosdorff, vor der Bundespressekonferenz, erst mal unkommentiert zum Nachhören (Kernaussage: Durchaus normaler Vorgang, Einsatzfähigkeit in der NATO nicht gefährdet):
(Danke an den Kollegen Tilo Jung für das Audio)
Das Transkript von Flosdorffs Aussagen zum Nachlesen:
Frage: Ich habe eine Frage an Herrn Flosdorff und das Verteidigungsministerium zum Pressebericht der „Rheinischen Post“ über die Ausrüstungsmängel bei der Bundeswehr. Ich weiß, dass das hier schon öfter Thema war. Trotzdem wüsste ich gern, inwieweit Sie den Bericht bestätigen können und ob Sie ein paar konkrete Zahlen haben, wie viele Schutzwesten, Zelte etc. fehlen.
Flosdorff: Den Bericht haben wir auch zur Kenntnis genommen. Bei der Anfrage hatten wir natürlich keine Zeit, ad hoc zu verifizieren, was genau daran ist, was für ein Zettel das ist, auf welcher Ebene. Ich möchte das gern einordnen.
Deutschland hat sich im Rahmen der Nato bereiterklärt, für das Jahr 2019 die Führung der sogenannten schnellen Speerspitze zu übernehmen; das ist die VJTF. Die Aufgabe der schnellen Speerspitze gliedert sich in drei Phasen. Die erste ist die Vorbereitungs- und Aufstellungsphase. Dazu dient das Jahr 2018. Im Jahr 2019 – das ist die Stand-by-Phase – steht die Bundeswehr gegenüber dem Bündnis mit ungefähr 10 000 deutschen Soldatinnen und Soldaten in der Verantwortung. Das ist nicht nur die reine Kampfbrigade; sie macht einen Bruchteil davon aus. Vieles ist auch Unterstützung und Logistik. Dann gibt es im Jahr 2020 die dritte, die Nachbereitungsphase, die Stand-down-Phase, in der die Truppe in abgestufter Bereitschaft noch im Hintergrund behalten wird.
Die betreffenden Heereseinheiten, die vergangene Woche schon einmal Gegenstand der Berichterstattung waren und auch jetzt Gegenstand der Berichterstattung sind und die sich auf die VJTF vorbereiten, befinden sich jetzt, Anfang 2018, also knapp ein Jahr vorher, in der Vorbereitungs- und Aufstellungsphase. Sinn und Zweck dieser Vorbereitungs- und Aufstellungsphase ist neben der Übung und dem Training, minutiös durchzugehen, was an Personal und Material für die Hauptaufgabe im Jahr 2019 bereits vorhanden ist und was noch gebraucht wird. Wenn die betreffende Heereseinheit ein Fehl zwischen Ist- und Soll-Zustand feststellt oder der Meinung ist, es brauche noch eine bessere Ausrüstung und es sei nötig, dass man noch einmal nach oben upgradet, dann muss das nach oben gemeldet werden, und dann muss Abhilfe geschaffen werden. Das geschieht in einem sogenannten beschleunigten Beschaffungs- und Umverteilungsverfahren, das bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein muss. Die Papiere, aus denen jetzt in der Presse zitiert wird, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit Antragsunterlagen aus diesem Prozess. Das ist ein übliches Prozedere. Das heißt nicht, dass die benötigte Ausrüstung in der Bundeswehr grundsätzlich nicht verfügbar oder in dem gebotenen Zeitraum nicht beschaffbar ist.
Zu dem Beispiel der Schutzwesten: Davon sind mehr als 30 000 in der Bundeswehr vorhanden. Allein in der vergangenen Legislatur sind seit 2013 rund 18 000 neue Exemplare an die Truppe ausgeliefert worden.
Zu dem Beispiel der Zelte – auch im Zusammenhang mit der Speerspitze -: Dabei geht es nicht um normale Zelte, die Sie von der Bundeswehr kennen, also auch nicht um größere Zeltplanen oder größere Mannschaftszelte, die in der Bundeswehr grundsätzlich verfügbar sind, sondern um sehr spezielle, auf die besonderen Anforderungen der VJTF zugeschnittene Exemplare, die besonders leicht und besonders schnell auf- und abbaubar sind, also um keine Zelte, über die die Bundeswehr in der Vergangenheit schon einmal verfügt hat, sondern um solche, die die Truppe für diese Aufgabe jetzt gern hätte und die auch marktverfügbar und daher schnell beschaffbar sind. Als Hintergrund für Sie: Warum haben wir solche Zelte nicht? – Früher war Landes- und Bündnisverteidigung eine Aufgabe, die an der deutsch-deutschen Landesgrenze begonnen hat. Da hat man sich auf diese Einsätze konzentriert, und schnelle Auf- und Abbaubarkeit und geringes Gewicht waren dafür nicht in der Art gefragt.
Zu dem Beispiel der Winterbekleidung, weil das in dem gleichen Zusammenhang auch genannt wurde: Die Truppe verfügt grundsätzlich über eine Grundausstattung an Winterbekleidung, die bis minus 19 Grad eingestuft ist. Jetzt wird geprüft, ob eine Zusatzausstattung für den Einsatz – zum Beispiel im Baltikum ist er ja während des ganzen Jahres möglich – beschaffbar und möglich ist.
Lassen Sie mich auch noch Bezug auf die Meldungen der vergangenen Woche mit Bezug auf Munster nehmen. Noch einmal: Dieses Jahr dient jetzt der Ausbildung und Vorbereitung. Das bedeutet, dass es in den Einheiten eine deutlich erhöhte Ausbildungs- und Übungstätigkeit gibt. Die Zahl der Manöver steigt, und das wird intensiver. Das wirkt sich dann auf das Material aus. Die tagesaktuell gemeldete Einsatzbereitschaft etwa bei Panzern und Großgerät sinkt dadurch. Das kennen Sie selbst: Wenn Sie Ihr Auto plötzlich drei- oder viermal so viel benutzen wie vorher, dann muss es auch häufiger und früher in die Inspektion. Nicht anders ist es bei dem Gerät der Bundeswehr. Während dieser Zeit wird das Gerät nicht als einsatzbereit gelistet.
Solch eine Stichtagsmeldung zum Standort Munster war in der vergangenen Woche Grundlage der Presseberichterstattung. Dahinter steckt eine ganz banale Tatsache: Die betreffende Einheit in Munster bereitet sich wegen der Aufgabe in der VJTF jetzt viel intensiver auf diese Aufgabe vor, nimmt an mehr Übungen teil, übt deutlich intensiver. Das bedeutet aber nicht, dass die Einheiten dauerhaft über zu wenige Panzer verfügen und ihre Nato-Verpflichtungen im nächsten Jahr nicht erfüllen können.
Es bedeutet aber ebenso wenig, dass wir mit der generellen Einsatzbereitschaft in der Bundeswehr zufrieden sein können, wie Herr Oberst Neumann an dieser Stelle in der vergangenen Woche auch schon ausgeführt hat. Die Wahrheit liegt in der Mitte. Die Bundeswehr hat nach 25 Jahren des Schrumpfens gewaltige Lücken zu füllen. Das ist der Grund, warum die Ministerin vor zwei Jahren dem Parlament einen 130-Milliarden-Euro-Investitionsplan vorgelegt hat. Bis 2030 müssen diese Lücken gefüllt werden. Aber die Bundeswehr kann sich bis dahin nicht quasi aus ihren Bündnissen abmelden, sondern muss, auch wenn es einmal knirscht, gleichzeitig mehr und in ihrem Charakter deutlich andere Verpflichtungen in ihren Bündnissen und Einsätzen erfüllen, als es noch vor fünf Jahren der Fall war, zum Beispiel bei Enhanced Forward Presence, VJTF, Aufgaben im Rahmen der Bündnisverteidigung.
Das schreibt uns auch nicht irgendjemand ins Stammbuch, sondern die Wirklichkeit, die Sicherheitslage, die für uns alle am Wochenende auf der Münchner Sicherheitskonferenz noch einmal intensiv beleuchtet wurde. Die Truppe, die Bundeswehr, hat diese neuen Aufgaben in den vergangenen Jahren bravourös angenommen. Das waren Aufgaben im Kampf gegen den Terror, Erbil, die Tornados, die UN-Friedensmission in Mali, im Mittelmeer im Rahmen der Nato in der Ägäis und im Rahmen der EU die Operation Sophia, im Baltikum Air Policing, die Führungsrolle jetzt in Litauen und jetzt im Wechsel mit anderen Nato-Partnern die VJTF.
Die Trendwenden sind auf dem Weg. Der Rüstungsstau wurde aufgelöst. Ich gebe Ihnen dazu Zahlen: Bis zum Ende der Legislaturperiode hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages auch auf Drängen der Ministerin mehr als 75 25-Millionen-Euro-Vorlagen mit einem Gesamtvolumen von rund 32 Milliarden Euro gebilligt. Zum Vergleich: In der vorherigen Legislaturperiode waren es 32 Vorlagen mit einem Gesamtvolumen von sechs Milliarden Euro. Das ist also eine Verfünffachung des Auftragsvolumens, das in die Ausrüstung geht.
Ist das Material von heute auf morgen da? – Nein. Dafür brauche wir Geduld.
Kann die Bundeswehr bis dahin ihre Einsätze und ihre Verpflichtungen in der Nato erfüllen? – Ja, das kann sie.
Zusatzfrage: Das alles, was Sie hier vorgetragen haben, klingt natürlich sehr optimistisch. Sind Sie denn zuversichtlich, dass die Bundeswehr diese Nato-Aufgabe in der multinationalen Eingreiftruppe im kommenden Jahr übernehmen kann?
Flosdorff: Ja, das habe ich ja gerade gesagt. Das kann sie. Bis Mitte des Jahres werden alle diese Inventurmeldungen darüber, was fehlt und was noch gebraucht wird, die jetzt gekommen sind, in einem beschleunigten Beschaffungs- und Umverteilungsprozess bearbeitet. Das ist aber wirklich ein Prozess, den wir von vielen anderen Aufgaben her kennen, die wir vorher schon hatten und die die Bundeswehr auch bravourös gestemmt hat.
Frage : Herr Flosdorff, die Ministerin managt die Bundeswehr jetzt seit vier Jahren. Ist es falsch, davon auszugehen, dass sie für diesen Missstand verantwortlich ist?
Flosdorff: Ich habe Ihnen hier ja schon eingeordnet, ob wir mit der Einsatzbereitschaft zufrieden sind. Die Antwort ist nein. Das hat mehrere Ursachen. Wenn man sich die Mühe macht, ein bisschen hineinzuschauen, dann sieht man durchaus Dinge, bei denen man sagt: Dahinter steckt, dass wir jetzt 25 Jahre geschrumpft und gespart haben.
Das steckt aber zum Beispiel bei der Sache mit den Zelten nicht dahinter. Dabei handelt es sich um etwas Neues, was nie im Verfügungsbestand der Bundeswehr enthalten war und in dieser Form auch nie gebraucht wurde. Ist das ein großes Problem? – Nein. Es ist marktverfügbar. Man kann es beschaffen.
Es gibt andere Dinge, denken Sie zum Beispiel an Leopard-2-Panzer. Diese sind schon sehr lange Zeit im Verfügungsbestand der Bundeswehr. Das ist teilweise ein altes Gerät, das auch häufiger gewartet werden muss. Wenn Ersatzteile produziert werden müssen, dauert so etwas länger. Gleichzeitig haben wir – das habe ich eben auch gesagt – eine deutlich erhöhte Inanspruchnahme. Wir haben jetzt ein Aufgabenprofil, das anders ist als noch vor fünf Jahren – das hat sich niemand ausgedacht, sondern das ist die Sicherheitslage – und das zur Landes- und Bündnisverteidigung hinzugekommen ist.
Die meisten Meldungen, die wir in der vergangenen Woche gehört haben, beziehen sich auf diesen Bereich. Das heißt: Wir hatten vorher einen hohen Verfügungs- und Einsatzbereitschaftsbestand – schauen Sie noch einmal in die alten Zahlen zu Beginn der Legislaturperiode hinein -, was das schwere Gerät beim Heer angeht. Das hatte den Hintergrund, dass einfach nicht so viele Übungen stattgefunden haben.
Ich gebe Ihnen einmal eine Zahl: Im vergangenen Jahr hat die Bundeswehr im Rahmen der Reassurance, also der Rückversicherung der östlichen Bundespartner, mit einer Gesamtzahl von 4000 Soldaten an Manövern teilgenommen. In diesem Jahr sind es 12 000 Soldaten. Das ist eine Verdreifachung für 2018. Natürlich üben wir auch schon intern für diese gemeinsamen Übungen mit den Bündnispartnern. Das geht aufs Material. Das wirkt sich auf die Einsatzbereitschaft aus.
Heißt das, dass wir das Material im nächsten Jahr nicht zur Verfügung haben? – Nein. Wenn die Panzer oder anderes rollendes oder fliegendes Gerät in der Wartung sind, dann heißt das nicht, dass wir dauerhaft nicht darüber verfügen.
Zusatzfrage : Ich verstehe das Problem nicht. Ist die Bundeswehr jetzt nicht für jeden erdenklichen Einsatz bereit oder nur nicht für diese Nato-Eingreiftruppe?
Flosdorff: Zu den Aufgaben, zu denen sich die Bundeswehr verpflichtet hat, ist die Bundeswehr bereit und in der Lage.
Frage: Könnten Sie, Herr Flosdorff, das vielleicht am Beispiel der Westen oder der Zelte anschaulich machen? Wie viele fehlen konkret? Sind sie schon bestellt, und, wenn ja, wann kommen sie an?
Flosdorff: Ich möchte davor warnen, Zahlen, die einzelne Standorte oder Einheiten betreffen, auf die gesamte Bundeswehr zu extrapolieren. Die Zahlen, die in der vergangenen Woche diskutiert worden sind, stammen im Prinzip aus einem Vermerk zur Vorbereitung eines Besuchs eines Leitungsmitglieds an diesem Standort, und da sind Stichtagszahlen genannt. Daraus wird geschlossen: Wenn an einem bestimmten Stichtag nur so und so viele Leopard-Panzer einsatzbereit sind, dann sind die auch im nächsten Jahr im Januar nicht einsatzbereit. So ein Schluss ist aber nicht zulässig.
Das sind Meldungen, die aus Inventarlisten kommen, wo man sagt: Das möchten wir gerne beschafft haben. In früheren Großübungen und Einsätzen lief das ganz genauso: Wenn sich irgendeine Brigade auf den Einsatz in Mali oder sonstwo vorbereitet, dann schaut sie: Was haben wir noch alles im Bestand und was brauchen wir noch alles? Dann wird zum Beispiel gesagt: Wir brauchen noch zusätzliche Schutzwesten, und wir hätten gerne Zelte, die wir bisher noch nicht gehabt haben, die für uns aber für diese Art des Einsatzes unbedingt von Nutzen wären und auch verfügbar wären. Dann wird geprüft: Gibt es so etwas am Markt, können wir das in der Kürze der Zeit beschaffen, auch wenn wir so etwas noch nie vorher hatten und die Bundeswehr das vorher noch nie in der Form gebraucht hatte; wie ist das jetzt in diesem speziellen Einsatz, ist das angemessen, können wir das leisten? Das wird dann also geprüft, und nach Möglichkeit wird das positiv gelöst.
Es gibt andere Fälle, in denen man zum Beispiel sagt: Bisher gingen wir davon aus, dass bei den Einsätzen, die die Bundeswehr hatte, die Winterkleidung bis minus 19 Grad ausreicht. Wenn man jetzt der Meinung ist, dass in bestimmten Regionen, in denen die Bundeswehr potenziell auch zum Einsatz kommen könnte – VJTF ist ja eine Bereitschaftskraft, die in der Regel eigentlich hier in Deutschland in den Kasernen ist, sich aber darauf vorbereitet, schnell ausrücken zu können und innerhalb kürzester Zeit zum Beispiel im Baltikum vor Ort zu sein -, verschiedentlich noch wärmere Kleidung nötig ist, dann muss man sagen: Ja, es wäre vielleicht gut, wenn wir prüfen, ob wir für einige Truppenteile ergänzende Bekleidung zur Verfügung stellen sollten.
Sie können jetzt diese Beispiele nehmen und Sie können auch ganz viele andere Beispiele nehmen – auf diesen Listen werden auch noch viel banalere Dinge auftauchen -, bei denen man sagt: Das haben wir alles nicht in unserem Verfügungsbestand, da brauchen wir noch was. Dann müssen wir eben schauen: Können wir das auf die Schnelle für die Einheit beschaffen oder nehmen wir das vielleicht von einer Einheit, von einer früheren schnellen Speerspitze, die aus dem Einsatz gekommen ist, in ihrer Cool-down-Phase ist und das Material jetzt nicht mehr braucht, sodass es der anderen Einheit zur Verfügung gestellt werden kann? Das ist aber ein ganz normaler Prozess.
Davon zu trennen – auch wenn es damit zu tun hat – ist der grundsätzliche Wiederaufbau, die Wiederauffüllung der Lücken, die wir in der Bundeswehr haben. Dieser Wiederaufbau ist vor zwei Jahren mit einem 130-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm, das bis 2030 angelegt ist, angestoßen worden, und da wird nach und nach nachproduziert. Unser Ziel ist eine aufgabengerechte Ausstattung, sodass die Einheiten, die potenziell für solche Aufgaben zur Verfügung stehen, alles, was sie brauchen, komplett vor Ort haben. Da sind wir noch nicht, das braucht lange Zeit.
Frage : Herr Flosdorff, das Papier stammt ja aus Ihrem Haus. Wird der Leaker jetzt gejagt?
Flosdorff: Das Papier stammt nicht aus unserem Haus, es ist aber in unserem Haus eingetroffen. Das ist ein ganz normaler Prozess, da stehen keine ungebührlichen Dinge drauf; das sind alles irgendwie vernünftige Wünsche. Es ist innerhalb der Bundeswehr auch überhaupt kein Geheimnis, dass die Truppe ausgestattet sein muss, wenn es denn zählt – das ist spätestens Anfang nächsten Jahres. Wir setzen für uns schon einmal das Ziel, dass wir zu Mitte dieses Jahres alle Prozesse abgeschlossen haben wollen, und wir sind guten Mutes, dass das auch erfüllt werden kann.
Noch einmal: Es könnten jetzt auch noch viele andere Listen besprochen werden. Solche Listen werden sicherlich auch im Parlament beziehungsweise im Ausschuss Gegenstand sein. In diesen Listen können Sie ganz viele Dinge lesen, die Ihnen wahrscheinlich noch banaler vorkommen als ein Zelt, eine Schutzweste oder ein Handschuh. Diese ganzen Dinge werden beschafft, aber das ist jetzt kein besonderer Vorgang für uns. Das war beim letzten Mal, bei der schnellen Speerspitze, genauso – vielleicht erinnern Sie sich an die Listen der Marienberger Jäger. Unser Ziel ist, weniger kurzfristig beschaffen zu müssen und dafür zu sorgen, dass mehr Verfügungsbestand in den Einheiten selber ist. Damit können wir aber umgehen, und wir haben da keinen Anlass zu der Sorge, dass Deutschland seine Verpflichtungen in der Nato nicht erfüllen kann.
*Deutsche Verlagswebseiten werden hier i.d.R. nicht verlinkt; hier handelt es sich um eine zur Veröffentlichung bestimmte Pressemitteilung und nicht um die Verlagswebseite.
(Foto: Soldaten der Gebirgsjägerbrigade 23 trainieren unter extremen Witterungsbedingungen bei der Übung Eiskristall im Gebiet Bardufoss-Skjold/Norwegen am 02.02.2018 – Bundeswehr/Mario Bähr)
@diba
Das ist ja das Drama der Auflösung des Übergangs in LANDSKNECHTHAFTE Attitüden, toleriert infolge der Unfähigkeit des SystemsBw wie wir es kennen.
Wahlspruch: Jeder wie er will, Hauptsache alle machen mit, ein wenig.
Und bitte nicht mit Israel aufwarten.
Bin jetzt nur mobil am Ball. Schreibe am Abend zum Thema kurz „Einheitlichkeit ist dIe Basis des Erfolgs“ am Beispiel „One Bridge too far“, September ’44. Vorbeugend sei genannt, aus britischer Sicht gegenüber DEU Inf.
[Bitte nicht. Diesen OT sollten wir hier nicht weiter auswalzen. T.W.]
Ich habe diesem Land 1996ff gedient und bereits damals war die Einsparung überall zu merken. Dies war damals der Grund warum ich mein Vorhaben nicht durchgezogen habe und entsprechend die Bundeswehr verlassen habe.
Wenn ich das hier so lese, dann bin ich ehrlich gesagt froh darüber und bedaure meine damaligen Kameraden, wovon die meisten BS werden wollten und es vielleicht auch wurden.
Die Anekdote es sei für 2018 ausreichend Munition vorhanden für Handwaffen wirkt schon beinahe sarkastisch wenn man im anderen Thread lesen kann, dass es wohl nicht viele Kapazitäten geben wird, diese auch zu verwenden. Da die Munition sicherlich aufgrund von Verträgen und Schätzungen auch die nächsten Jahre kommen wird, werden sicherlich kurzfristig neue Bunkeranlagen nötig sein das ganze Zeug zu lagern – es kann ja kaum verbraucht werden. Deshalb wird dann Geld und/oder Ressource fehlen die Schiessanlagen umzurüsten usw…
All das wird aufgrund der erkennbar erforderlichen Reformen niemanden davon abhalten wahrscheinlich in 2 Jahren genau die Standorte zu schliessen, die gerade den funktionsfähigen, modernen Stand bekommen haben (wie es immer schon so war).
Denn das kann die Bundeswehr mit vorhersagbarer Perfektion!
Zusammenfassend kann man sagen, dass dermaßen sinnlos viel Geld verbrannt wird, dass man sicher mehr als nur unsere Armee sinnvoll mit persönlicher Ausrüstung ausstatten könnte. Und das alles liegt daran, dass der Apparat ein riesiger,zentralistischer, träger Moloch ist mit X-Jahres-Planungen. Genau dies ist übrigens für viele kommunistische Länder in den vergangenen Jahrzehnten der Untergang gewesen (scnr).
Die Struktur der Bundeswehr muss sich einfach grundlegend ändern. Ansonsten könnt Ihr lieber vom toten Pferd absteigen!
@all
Jetzt ist auch das Transkript von Flosdorffs Aussagen oben zum Nachlesen verfügbar.
Was verwundert ist, daß es schwierig sein soll, bereits eingeführte Ausrüstung nachzukaufen.
Da sollte doch alles validiert sein.
30.000 Schutzwesten für 60.000 Heeressoldaten ist schon ein Witz. 180.000 Soldaten der BW brauchen logischerweise mehr als 180.000 Schutzwesen, damit für jeden Soldaten eine verfügbar ist , sowie für die Schießstände usw..
Allein die 3 Heeresdivisionen umfassen ca. 44.000 Soldaten. Die Westen reichen nichts fürs Heer, das Seebataillon wird diese genauso brauchen wie die Objektschützer oder Logistikkräfte oder Pioniere der Streitkräftebasis. Eine reine Mangelwirtschaft, so daß die dauernde Probleme mit den Schutzwesten nicht verwunderlich sind.
Immerhin hat man für 180.000 Soldaten 30.000 Schutzwesten, das ist doch mal was….
Ob man daran denkt, das man die Zelte auch in Wintertarnung braucht, es soll hin und wieder im Winter schneien…
Das erträgt man ja nur noch mit Sarkasmus.
Zum ersten mal eine klare Aussage: eine Vollausstattung bekommen nur die Truppenteile, die in einen Einsatz/egV gehen. Der Rest kann sie im Katalog bestaunen.
Da wirkt der ständige Verweis auf LV/BV doch gleich viel glaubwürdiger (sarc).
@alpha november
“ Und das alles liegt daran, dass der Apparat ein riesiger,zentralistischer, träger Moloch ist mit X-Jahres-Planungen“
Wie soll man das sind machen? Wie machen es die Chinesen, Russen, USA uvm.
So ist das in allen Streitkräften und es kann nie perfekt sein. Der Anspruch muss sein, dass wir schlagkräftiger als unsere potentiellen Gegner sind und dies konnten wir schon.
Wer glaubt, dass man ein Armee am grünen Tisch mit Rücksicht auf die nächste BT-Wahl ausplanen kann, ohne Erfahrungen zu berücksichtigen hat am Ende wie TdM eine Bw die nicht funktionieren kann.
„Damit können wir aber umgehen, und wir haben da keinen Anlass zu der Sorge, dass Deutschland seine Verpflichtungen in der Nato nicht erfüllen kann.“
Ist das so?
Ist der Auftrag des BMVg sicherzustellen, dass die Bw nur die Verpflichtungen der NATO erfüllt?
Sind die Aufträge gemäß Konzeption der Bw nicht mehr Grundlage?
Wann hat der IBuK dem Parlament/ der Regierung gesagt, dass man seinem Auftrag nicht gerecht wird? Sollte die Neuausrichtung die Bw befähigen gemäß KdBw agieren zu können?
Es ist ein Offenbarungseid der Regierung und die von TdM, den eigenen Ansprüchen und Zielen nicht gerecht worden zu sein.
Sehr ausgewogener und treffender Kommentar zur Lage von einem langjährigen Beobachter:
https://www.ndr.de/info/sendungen/kommentare/Bundeswehr-befindet-sich-in-desolatem-Zustand,bundeswehr1808.html
Man will eigentlich gar nicht mehr auf die einzelnen Argumente von Flosdorf eingehen. In einer Stand-up-Phase erneut so viele Defizite zu haben ist schon bemerkenswert und dann die schnelle Beschaffung anzukündigen ohne auf Nachfrage was schon bestellt wurde komplett auszuweichen sagt eigentlich alles. Zumal mir nicht ganz klar ist wie im Rahmen der vorläufigen Haushaltsführung bis zum Sommer beschafft und geliefert sein soll.
Aber ist alles marktverfügbar…
Sorry
aber Das stimmt auch nicht was er sagt
das Mandat ist schon seit 2 Jahre bekannt und man hatte zeit Vorbereitung zu treffen
Wohl man eine Managerin eingestellt hat und ein Rissen Amt hat Passiert das doch noch
NTV Berichtet gerade das man überlegt den Leo gar nicht zu schicken , dafür mehr Marder
und ich denke das da einiges noch offen ist
es geht dieses mal nicht um Partisanen Einheiten und doch ist das nicht ausgeschlossen
Mache Regionen wurden unter Stalin Russen Angesiedelt
die weigerten die Staatsbürgerschaft an zu nehmen die haben Keinstaats Angehöriger Ausweis ( der Rote wie der genau heißt weiß ich nicht ) andere bekamen durch die Putin
Aktion Russische Papiere
Panzerabwehr ist auch an Mangeln da
Vieles ist Hausgemacht hätte man sich durch gesetzt das die Bw Leo früher Umgebaut hätte stünden Überholte Leo 2 zu Verfügung
EAGLE V wurden auch keine Nachbeschaft die EAGLE IV werden schon in Mali Runter gefahren Ersatz keiner
Nur bei den MAN HX 2 LKW wird überlegt die an bestimmte Einheiten aus zu Liefern
Da sind die Pannen schon Vorprogramiert
Keiner weiß wie viel Bw von den 514 DINGO noch da sind
und Kurzfristig kann auch noch was kommen wie auf den Balkan das Pulverfass Europa
Was mich wundert:
Panzer werden jetzt mehr für Übungen beansprucht, also ist es normal das Panzer ausfallen.
Wir können also nicht mehr üben für den Einsatz, das würde ja die Panzer überfordern.
Kommt mir komisch vor,
Werferfehler
Wer im Jahre 2018 noch immer behaupten lässt, alles wäre gut, weil man beispielsweise ja fast jeden zweiten Soldaten im Heer mit einer Schutzweste ausrüsten könne, dem sollte man eigentlich ein Zitat von Joschka Fischer aus dem Jahr 1984 an den Kopf werfen…
Sprechen wir es doch einfach aus: Man klaut sich im Heer – wie seit einer gefühlten Ewigkeit eigentlich immer – auch dieses Jahr wieder alles für die Auftragserfüllung zusammen, nur damit am Ende im Ausland ein tolles Bild für Presse und Ausland gestellt werden kann. Ob dass dann nun ILÜ oder eben „Speerspitze“ ist, spielt eigentlich gar keine Rolle: Das Weltklasse-Heer in der galaktischen Bundeswehr ist, per Befehl, „gut und modern ausgerüstet und kann seinen Auftrag erfüllen.“
Dass im Hintergrund der Rest des Vereins für den Moment stillgelegt und sogar bewusst ein Einschnitt in der Ausbildung (oder Aufstellung) der verbleibenden Verbände in Kauf genommen wird, spielt keine Rolle, weil: Das Bild muss stehen!
Fun fact: Man kann diesen Irsinn dabei noch nicht einmal der Ministerin anlasten, sondern hier steht, ebenfalls seit einigen Jahren in schöner Regelmäßigkeit, der Dienstposteninhaber „InspH“ ganz vorne im Rampenlicht.
Kurzum: Herr Flosdorff kann einem nur leidtun; ein derartiges Bullshit-Bingo spielen zu müssen, dürfte auch ihm körperliche Schmerzen bereiten.
@Pio-Fritz | 19. Februar 2018 – 16:48
„Zum ersten mal eine klare Aussage: eine Vollausstattung bekommen nur die Truppenteile, die in einen Einsatz/egV gehen. Der Rest kann sie im Katalog bestaunen. “
Das wird dann interressant, wenn das in den Einsatz befohlene Truppenteil tatsächlich Feindberühruing bekomnmt und die Oberste Heeresleitung feststellt, man müsste vielleicht auch noch ein zweiters Betaillon zur Verstärkung hinstellen, damit der überraschend starke Gegner im Schach gehalten werden kann. Dann muss man schon wieder zu Obi um Material zu kaufen. Der ganze oberste Club im MInisterium gehört wegen Verantwortungslosigkeit vor Gericht und dann ohne Pension in dei Wüste geschickt. Zu Fr vd Leyen direkt: Fehlende Winterklidung, Ausrüstung und Munition steht in seiner sehr unguten Tradition zur Wehrmacht. Die Bilder sind jetzt aus den Spinden weg, jetzt muss sie ihren Teil der Traditioonspflege beenden.
@ Werferfehler:
Es gab zumindest das Ansinnen, das VJTF-Material mit Beginn des Jahres 2019 hauchdünn eingefettet irgendwo licht- und spritzwassergeschützt abzustellen und nur auf Befehl der OHL zu nutzen, damit man im Fall der Fälle mit 100% ausrücken kann.
@ Voodoo:
Zustimmung insofern, als dass sich die Frage nach der Verantwortung für dieses Desaster nicht nur auf Frau vdL beschränken kann – seit 2005 ist eine gewisse Frau Merkel für die Geschicke dieses Landes verantwortlich und damit für alles, was getan wird – oder nicht. Dass dies medial überhaupt keinen Niederschlag findet, spricht für sich.
Was die finanzielle Ausstattung angeht, dafür kann die Generalität nichts, das ist eindeutig eine politische Entscheidung. Was nicht heißt, dass sich aus dieser Riege nicht der ein oder andere Fragen gefallen lassen muss – denn eine für mich nachvollziehbare Begründung, wie es in kürzester Zeit zu einem Sinneswandel a la „das hab‘ ich immer schon gesagt (=Landes- und Bündnisverteidigung), aber das Gegenteil davon angewiesen (Konzentration auf Stabilisierungsoperationen)!“ gekommen ist, steht nach wie vor aus.
Letztlich kann man das ganze Malheur leicht eindampfen: Dies ist das Ergebnis, wenn man Streitkräfte nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen führen möchte. Allein schon, dass man über kaum mehr über eine nennenswerte Depot-Organisation verfügt, weil dies ja so unheimlich unwirtschaftlich ist, ist ein deutliches Anzeichen für das Scheitern dieses aberwitzigen Ansinnens. Und übrigens: Bei 180.000 Soldaten muss ich vermutlich mehr als 180.000 Westen vorhalten, damit auch wirklich für jeden eine passende Weste dabei ist. „just in time“ ohne Lagerhaltung mag bei VW funktionieren, aber nicht bei den Streitkräften…
@ kvogeler | 19. Februar 2018 – 18:37
„Das wird dann interressant, wenn das in den Einsatz befohlene Truppenteil tatsächlich Feindberühruing bekomnmt und die Oberste Heeresleitung feststellt, man müsste vielleicht auch noch ein zweiters Betaillon zur Verstärkung hinstellen, damit der überraschend starke Gegner im Schach gehalten werden kann.“
Das wird nicht geschehen. Der böse Feind wird rechtzeitig darauf hingewiesen, dass ihm alternativlose Fachkräfte gegenüberstehen, er sich bitte entweder geschlechtsneutral oder nach Gender getrennt etc. aufzustellen hat. Der Form halber wird geprüft ob er den Angriff rechtzeitig und mit dem entsprechenden Formblatt 3 Wochen im voraus beantragt hat und die Zollpapiere mitführt. Spätestens nach dem Hinweis auf die nicht erfüllte Quote für x oder y, mangelhafte Regelungen von a bis z, viel zu wenig Inklusion, Vielfalt und was auch sonst noch und nicht TÜV abgenommene Schwangerensitze in einem sonst funktionierenden Gefechtsfahrzeug wird der böse Feind gebeten, sich bei der Kinderbetreuung zu melden.
Spätestens wenn sich, wie bei einer zurückliegenden NRF Übung beobachtet, der deutsche Kommandeur darüber beschwert, dass sich der böse Feind nicht so verhält wie vermutet und dass das alles unfair ist, kommt der Angriff zum stehen.
So macht man das, Champus für alle (scnr).
Ich kann nur davor warnen, nun wieder große Umbrüche zu fordern. Es wird nun am Vergaberecht und Haushaltsrecht angesetzt. Das schöne Beispiel 30.000 Schutzwesten mal eben beschaffen …. na, klingelts? Wenn es welche gibt für 75€ je Stück kann ich die große Hafenrundfahrt mit HH und Vtg Auschuss umgehen (ironie)
Ich empfehle diesen Bericht des SWR https://www.swr3.de/aktuell/nachrichten/-/id=47428/did=4679682/16tu8k6/index.html
@Pio-Fritz
Der Verteidigungsausschuss setzt auch nur das um, was die politische Führungsebene beschlossen hat. Leider hat das Bundesverfassungsgericht mehrfach die Unabhängigkeit des Parlamentariers geschwächt, indem es Disziplinierungsmaßnahmen duldete, die im Grunde Sanktionen für eigenständiges Denken darstellten. Ein großer Fehler, denn dadurch kommt ein Teil des Parlaments, die Regierungsfraktion, seinem verfassungsgemäßen Auftrag der Kontrolle der Regierung nicht mehr nach.
Ich traue manchem Ausschussmitglied durchaus zu, über die Lage im Bilde zu sein und Abhilfe schaffen zu wollen, aber wie sollte es das Gewollte tun? Wenn es den Mund aufmacht, wird es von der Fraktionsführung benachteiligt, marginalisiert und für die evtl. Wiederwahl nicht mehr aufgestellt. Habe ich als Praktikant in einer vormaligen Regierungsfraktion selbst erlebt. Ohne mediale bzw. allg. öffentliche Rückendeckung können Parlamentarier der Regierungsfraktion(en) nicht gegen die Regierung stimmen, ohne ihre Karriere zu beenden.
Sich dem zu beugen, kann man für charakterlos halten, aber letztendlich ist der Zustand der Bundeswehr in seiner Gesamtheit das Produkt ebendieser Einstellung ab der mittleren Ebene aufwärts, ob bei Zivilisten oder Uniformträgern. Jeder ist sich selbst der Nächste, und Kritik ist nicht länger erwünscht. Heute weniger denn jemals zuvor. Es hapert an der Einstellung, und ohne öffentlichen Aufschrei wird sich an der Einstellung nichts ändern.
Wird es einen Aufschrei geben? Dazu müsste Herr Putin wohl erst das Baltikum besetzen. Es tut weh, zu denken, dass Umstände wie diese in den meisten anderen Staaten Regierungskrisen ausgelöst hätten.
Sehr schöne Beschönigungsversuche während der Pressekonferenz. Irgendwie wird immer mit Stichtagen argumentiert. Wie Flosdorff erklärt das es ja nicht so richtig schlimm sei, wenn auch nur hin und wieder sowie nach zusammenziehen sämtlicher Reserven, irgendwie 1-2 Verbände einsatzfähig sind wirkt so lächerlich.
Den desolaten Zustand der Bundeswehr kann man nur noch mit ungläubigem Staunen zur Kenntnis nehmen!
Das eigentlich erschreckende ist jedoch, dass dieser desolate Zustand der Bundeswehr das Ergebnis einer seit Jahren abzusehenden Entwicklung ist! (Wie ja auch in diesem blog häufig und umfassend diskutiert!)
D.h. aber auch, es scheint überhaupt kein Plan zu existieren, der zu einer absehbaren Verbesserung des desaströsen Zustandes der Bundeswehr geführt hat bzw. führen könnte!?
Viel schlimmer!- Man/frau könnte den Eindruck gewinnen, dass sich zu den bereits in der Vergangenheit bekannten Problemen neue hinzugesellt haben!
Dass es in der politischen Führung des BMVg offensichtlich an den notwendigen Talenten und Fähigkeiten mangelt der Problemlage zu begegnen, bedarf sicherlich keiner weiteren Diskussion mehr!- Hier ist die verantwortliche Bundeskanzlerin gefordert unverzüglich Abhilfe zu schaffen!
Das Erschreckende ist jedoch, dass offensichtlich auch das Management auf den nachfolgenden Führungsebenen nicht in der Lage ist den offensichtlichen Problemlagen operativ zu begegnen!?
Was für mich deutlich macht, dass eine neuerliche objektive Bestandsaufnahme der Situation der Bundeswehr (hier wäre ein Auftrag des Deutschen Bundestags an den Bundesrechnungshof sicherlich hilfreich!) zwingend notwendig ist, um über diese Transparenz zumindest in der lfd. Legislaturperiode den Auswirkungen jahrelangen Managementversagens durch eine neue Leitung des BMVg gezielt begegnen zu können!
Und u.U. wäre es angebracht die Leitungsfunktionen im BMVg mit managementerfahrenen Personen zu besetzen und dem Herumdiletantieren endlich Einhalt zu gebieten ….
@audio001:
Bitte lassen Sie den Bundesrechnungshof da raus. Der findet meist irgendwo ein Haar in der Suppe und möchte dann am liebsten Prozesse einführen die dafür sorgen das Haar rauszufiltern aber gleichzeitig dafür Sorgen dass die Suppe kalt und ohne Fleischstücke serviert wird. Von dem Mehraufwand will ich nicht reden.
Auch hier wird wieder die These in den Raum gestellt eine Organisation wie die BW könne man nicht nach Prinzipien eines Unternehmens führen. Die aktuellen Mängel seien direktes Ergebnis eines solchen Versuchs. Unter anderem kam das Beispiel der Lagerhaltung mit Bezug auf die Kapitalbindungskosten von vorgehaltenen Ersatzteilen.
Hier will ich massiv widersprechen. Das Problem ist nicht die Anwendung solcher Prinzipien sondern die halbherzige, von Einzelinteressen geprägte Umsetzung. Ja klar kostet die Vorhaltung von Material über längere Zeit in Depots ordentlich Geld. Auch ein anständiger Lagerbestand an Ersatzteilen ist nicht für lau zu haben. Aber kann mir hier irgend jemand erklären dass er ernsthaft glaubt dass z.B. Beim Daimler mitten in der Produktion auffällt dass keine Sitze, Scheiben, Motoren, Schrauben, Unterlegscheiben,… mehr vorhanden sind? Oder das es bei der Bahn nur 20% Klarstand bei den ICEs oder den Regionalbahnen gibt?
@muck | 19. Februar 2018 – 23:43
„Leider hat das Bundesverfassungsgericht mehrfach die Unabhängigkeit des Parlamentariers geschwächt, indem es Disziplinierungsmaßnahmen duldete“
1. was hat diese Aussage mit dem Thema zu tun?
2. inhaltlich: ROTFL
@ Woody
Dem möchte ich mich anschließen. Ich habe da noch die Posse mit der angeblichen Verschwendung für die Truppenfriseure (ganze 500000 EURO) im Gedächtnis, die vom Rechnungshof bemängelt wurde. Und natürlich hat das Ministerium nichts besseres zu tun gehabt, als die Hacken zusammenzuknallen und zu bestätigen: „Jawoll, Truppenfriseure werden umgehend abgeschafft“. Und zwar, ohne dass irgend wer mal gefragt hat, ob diese in äußerst bescheidenem Umfang angebotene Dienstleistungsunterstützung vielleicht auch etwas mit der Attraktivität des Dienstes zu tun haben könnte…
@ memoria
Danke, ich war mit der Terminologie nicht vertraut.
@audio001, woody
Es muss ja nicht gleich der BRH sein, der mal genauer reinschaut! Das BMVg leistet sich ein eigenes Referat Revision, das fachlich wiederum die Revision Bw im BAIUDBw führt.
Diese Elemente sollten in der Lage sein, eine saubere Bestandaufnahme durchzuführen und der Leitung einen entsprechenden Bericht (mit Empfehlungen) vorzulegen…
Der müsste dann nur noch gelesen und die Empfehlungen ggf. umgesetzt werden!
@cartman5214
Zustimmung es ist keine Frage nach den Problemlösungsmöglichkeiten, sondern eine Frage des Wollens.
Wir wissen wie es geht und was zu tun ist und wir haben genügend Uffze und Offze welche fit in WO, BW, Lagerlogistik, Produktionsplanung, Instandhaltungssysteme uvm sind.
Wenn aber Kästen ohne Sachverstand gemalt werden und die erforderlichen Ersatzteile nicht bestellt werden nützt die ganze Kompetenz nichts.
Eine Lösung für alles wird es bei der Unterschiedlichkeit der Produkte nicht geben.
Vor etlichen Jahren stand bei mir die Wahl an, Zivi oder Bundeswehr. Ich hab mich gegen die BW entschieden, weil ich keinen Bock hatte mich zum Zweck der Disziplin anschnauzen zu lassen und ich eine soziale/zivile Komponente als sinnvoller betrachtet habe.
Wer mit diesen ganzen Mißständen und ohne eine eindeutige Führung zum Bund geht muss doch verrückt sein. Ich würd mich nicht mit nem Stock und der Anweisung zum Peng-Peng rufen ins Ausland schicken lassen. Für welche Agenda überhaupt?
Es muss tatsächlich gravierend sein
Das friedensbewegte „Darmstädter Signal“ beklagt bei „Phoenix“ den Zustand der Truppe, das Nutzungsverbot für – noch – funktionstüchtige KPz und einen möglichen Einsatz im Irak.
@Cartman5214
Jede Armee der Welt muss Verluste einkalkulieren. Flugzeuge werden abgeschossen, Schiffe versenkt und Panzer zerstört. Dann müssen Truppen und Gerät nachgeführt werden und zwar vollausgestattet. Natürlich hat das Grenzen und wir haben den Krieg hoffentlich gewonnen bevor diese erreicht werden. Wir unterschreiten derzeit diese Grenzen aber schon bevor der Krieg überhaupt losgeht. Diese Gedanken muss sich kein Unternehmer machen. Eine Armee ist kein Wirtschaftsunternehmen. Selbstverständlich muss man mit den anvertrauten Geldern sorgsam umgehen. Die Bundeswehr kann ihre Leistungen nicht anbieten um Gewinne zu erwirtschaften. Der Gewinn ist der Friede die der Unternehmer braucht um Geld zu verdienen und Steuern zu bezahlen. Das ist der Kreislauf zwischen freier Wirtschaft und auch Gesellschaft zur Bundeswehr. Klingt vielleicht einfach hergeholt ggf. sogar pathetisch, meine aber auf dieser Basis muss ein Beschaffungssystem im gegenseitigen Verständnis auf gebaut sein.
@all
Langsam verstehe ich viele Kommentatoren bzw. deren Ansätze nicht.
Es wird was bei HK oder Airbus bestellt –> alle Schreien Alarm;
Dann will man 2 Hubschrauberhersteller im Boot haben, um tatsächlich Verhandeln zu können, da schreiben alle das schon wieder nieder.
Jetzt liegt etwas am BAAINBw und eben der Hinweis dass Ausrüstung nicht rechtzeitig verfügbar ist.
Vielleicht ist das hier nicht flexibel sein der Hilfeschrei dieser Behörde. Denn auch da fehlt es an Personal.
Wir regen uns immer wieder auf, dass die Truppe so viel möglich macht. Und wenn es eben mal wie jetzt klar wird, dass es so nicht weitergeht, regen wir uns auch wieder auf.
Ich finde es gut, dass jetzt (dach dem Koalitionsvertrag und der detaillierten Finanzplanung Sicherheitspolitik) tatsächlich eine öffentliche Debatte entsteht. Und eben auch hinterfragt wird, ob denn alle Kürzungenund Auslagerungen so richtig waren.
Denn eines ist klar. Kein Minister nach 1990 hat versucht bei einer einzigen Reform die Streitkräfte besser zu machen. Sondern immer nur billiger. Eine Firma die mehr als 25 Jahre noch nichtmal das mindestmaß investiert sondern alles immer verzögert und verschiebt wird pleite gehen. Das geht aber hier nicht. Es wird locker mehr als 10 Jahre dauern bis die wenigen Depots wieder MAterial haben und mühsam verlorene Fähigkeiten wieder aufgebaut sind.
Hoffentlich kapieren des die Verantwortlichen Politiker über 2 Bundestagswahlen hinaus…
@ muck | 19. Februar 2018 – 23:43
Sehr zutreffende Schilderung. Sie werden aber erleben, dass selbst solche die immer auf die „Parlamentsarmee“ hinweisen, Ihren Ausführungen nicht folgen können.
Letztendlich sind Mängel im Bereich der Ausrüstung und Material nicht nur auf mangelnde finanzielle Mittel zurückzuführen. Die Mittelmäßigkeit beim Personal, die seit Jahren das sagen hat und Vorgesetzte wie Politiker hofiert, hat auch einen grossen Anteil am aktuellen Zustand der Bw.
@FNU SNU | 20. Februar 2018 – 9:54
Wenn es um technische Details geht, bin ich bei den Bestellungen und der Projektabwicklung von Großgerätbeschaffung bei Ihnen. Da muss man die Detailverliebtheit und die Firmenpräferenzen mancher Kommentatoren manchmal ignorieren, denn das bringt keinen weiter.
Hier geht es jedoch um einen immanenten Systemfehler der letzten 25 Jahre, der droht, das System Bundeswehr kollabieren zu lassen. Dabei lassen sich drei Felder identifizieren, die dazu beitragen:
1. die politische Führung, die neben Sparmaßnahmen auch wirtschaftspolitische Interessen vor die Interessen und den Bedarf der Bw stellt.
2. zu komplizierte (vor allem rechtlich) Beschaffungsvorgänge, die auch eine simple Nachbestellung zu einem verwaltungsrechtlichen Drahtseilakt machen (s.a. die Diskussion um die 5 Korvetten).
3. die Truppe (alles unter Ämter-/Kdo-Ebene), die in vorauseilendem Gehorsam alle Ampeln auf grün meldet und so keinen Handlungsdruck im Ministerium und den nachgeordneten Behörden erzeugt.
Das lässt sich sicherlich in epischer Breite ausführen, was den Blick auf das Wesentliche aber nur verwässert.
Pio-Fritz, da gebe ich Ihnen unumwunden recht. Möchte aber anmerken, dass bei nur bei „drangvoller“ Ausführung bei Punkt 3, eine Änderung in Punkt 1 und 2 zu erwarten ist/wäre.
Mir wird zu sehr durcheinander gebracht.
1. Es ist richtig, auch Bundeswehraufträge öffentlich auszuschreiben. Es ist die Grundlage für eine wirtschaftliche Beschaffung. Starfighter, Hotchkiss, usw. Affären müssen wir nicht haben. Es ist auch richtig, mit den europäischen Partnern Einkaufsgemeinschaften zu bilden.
Es ist falsch dabei, dann die Rüstungsplanung nicht dazu zu befähigen innerhalb dieses höchst akzeptablen Rahmens beschaffen zu können.
Intellektuell durchweg in der Lage dazu, fehlt es einfach an zügigen Entscheidungen („Geld ist da“) auf politischer Ebene. Es fehlt weiter nicht nur an Vertragsjuristen, mittlerweile ist selbst die Sachbearbeiter Ebene so ausgedünnt, dass selbst die Fähigkeit, eine „Beschaffung aufzusetzen“ zu einer Hochwertressource geworden ist.
Ebenfalls ist es falsch, die Verwaltung zu zwingen sich an Vergaberechte zu binden, sie dann aber vom Verfahren dann doch wieder derart zu entbinden, als dass die Industrieinteressen im Wahlkreis eines Mitgliedes im HHF-A oder VtdgA das Ganze doch wieder übersteuern.
„Die FDP wolle einen Untersuchungsausschuss zu den Missständen beantragen.“ https://www.mdr.de/nachrichten/politik/inland/eklatanter-mangel-bei-bundeswehr-grundausruestung-100.html
Na, da darf man dann ja gespannt sein.
[Ehe sich das erneut festsetzt: Die FDP hat angekündigt, einen Unterausschuss zu beantragen, keinen Untersuchungsausschuss. Bitte nicht Fake News weiterverbreiten. T.W.]
2. Viele der sogenannten Attraktivitätsprogramme sind richtig gewesen.
Falsch war aber die Benamung als solche. Viele Dinge sind nämlich einfach normal und kein „Bonus“.
Eine Bude zu malern und mit Möbeln, TV, LAN, usw auszustatten ist einfach Herstellung eines zeitgemäßen Standards. Geschlechtergerechtigkeit, Diversität, usw. sind einfach zeitgemäße Menschenführung bzw Standards. Diese muss aber durch die Frage: Hast Du es drauf? geleitet werden, nicht durch die Überlegung sich damit schmücken zu wollen.
Es wird nun einmal nichts zur Normalität, was man stets und ständig als etwas Besonderes herausstellt.
Es ist aber nichts Besonderes unter einem homosexuellen, usw. Kommandeur zu dienen. Es ist etwas Besonderes unter einem über die Maßen befähigten Kommandeur zu dienen.
3. In der Traditionsdebatte hat die Ministerin zu verstehen gegeben, dass sie konservativen Führungskräften kaum mehr zutraut, zeitgemäß führen zu können. Den Beweis dieser nicht offen ausgesprochenen, aber sehr merklichen Ansicht blieb sie genauso schuldig, wie sie es versäumte die Menschen mitzunehmen. Ihr innerer Kreis und ihre 40jährigen BMVg – Referatsleiter haben in der Beratung der Ministerin komplett versagt.
Anders sind solche Einschätzungen nicht wertbar:
„Die Truppe hat – um es mal salopp zu sagen – „keinen Bock mehr“ auf die Ministerin; sie ist demotiviert und frustriert. “ https://www.ndr.de/info/sendungen/kommentare/Bundeswehr-befindet-sich-in-desolatem-Zustand,bundeswehr1808.html und Herr Flocken zählt nicht zu den Haudraufs der Branche.
4. General a. D. Kujat forderte heute morgen einen vollkommen neuen Kurs für die Bundeswehr https://www.mdr.de/nachrichten/nachrichten100.html#sprung3, Audioauszug: https://www.mdr.de/mediathek/radio/mdr-aktuell/mdr-aktuell-radio-zum-nachhoeren-100.html#
Nun ja, ganz sicher nicht falsch.
Es sind Zeit, Kräfte, Mittel (und Prozesse) eben ein Dreiklang (ein Vierklang) der nicht losgelöst voneinander funktioniert. Einen einzelnen Parameter optimieren heißt eben nicht alles optimiert zu haben. Einsatzbereit ist man aber nur, wenn Material und Personal einsatzbereit an der entscheidenden Stelle verfügbar sind.
Die Bundeswehr, so führte Kujat aus, brachte in Spitzenzeiten knapp 12.000 Soldaten in den Einsatz, heute ist sie mit rund 4.000 Soldaten am Rande der Übetforderung.
Es bleibt die Frage: Warum ist das eigentlich so?
Bitte das Folgende nicht als unqualifiziertes Pauschalurteil verstehen, ich kenne genügend Kameraden die trotz allem mit Überzeugung und Rückgrat ihren Dienst leisten, an der Situation zwar verzweifeln aber doch nicht kündigen.
Der Kern der Misere legt nicht in Struktur, Haushaltsmitteln oder ähnlichem.
Die unsägliche Tendenz der Deutschen Militär- aber auch Berhördenkultur zu servilem Kadavergehorsam, genau die Gefahr welche durch die Innere Führung eingehegt werden sollte, wurde in den letzten Jahrzehnten direkt und unbewusst verstärkt. UvdL hat hier noch mal einen Gang draufgelegt und „multidimensional“ agiert.
Wir können nur froh sein dass unsere Gesellschaft und Regierung dies alles aus Nachlässigkeit betreibt. Die „Führungskultur“ dieser Streitkräfte ist mittlerweile ab A14+ so zerrüttet dass auf der Systemebene die Bundeswehr ein ähnlich willfähriges Instrument von „politisch Handelnden“ ist wie zurecht kritisierte Vorgängerorganisationen. Bei einem Umschlagen des gesellschaftlich-politischen Klimas wären diese Streitkräfte kein Korrektiv mehr sondern genauso willfährig. Die Ironie ist dass man diesen servilen Kadavergehorsam gerade mit der Ausmerzung (ja ich verwende bewusst diesen unsäglichen Begriff) der Traditionslinien noch verstärkt während man die gegenteilige Intention vorschiebt.
Der mündige Staatsbürger in Uniform soll ja gerade sicherstellen dass Deutsche Streitkräfte nicht mehr missbraucht werden können oder die Gesellschaft mit den und durch die Streitkräfte unterdrückt werden kann. Dann muss man in der politischen Führungsebene aber auch akzeptieren können dass mündige Staatsbürger in Uniform die wahre Situation melden und die Mittel zur Erfüllung ihres Auftrages, sowohl des militärischen als auch des gesellschaftlichen, innerhalb und ausserhalb (d.h. im politischen Prozess) der institutionellen Wege einfordern.
@Sachlicher
„Die Bundeswehr, so führte Kujat aus, brachte in Spitzenzeiten knapp 12.000 Soldaten in den Einsatz, heute ist sie mit rund 4.000 Soldaten am Rande der Überforderung“
Da muss ich Kujat widersprechen, die Bw ist nicht am Rande der Überforderung, sondern ist überfordert. Am deutlichsten wird dies beim LuTrans (Fläche und Drehflügler) und den U-Booten, da ist noch nicht einmal der Friedensdienst gewährleistet, geschweige denn Einsatz.
@T.W.: [Ehe sich das erneut festsetzt: Die FDP hat angekündigt, einen Unterausschuss zu beantragen, keinen Untersuchungsausschuss. Bitte nicht Fake News weiterverbreiten. T.W.]
Es ist richtig, dass die FDP Fraktion im Deutschen Bundestag einen Unterausschuss beantragen möchte keinen Untersuchungsausschuss, siehe Primärquelle: https://m.facebook.com/fdpbt/posts/408036122990647
Man sehe mir bitte nach, dass ich den MDR zitierte, welcher daraus auf seiner Homepage einen Untersuchungsausschuss machte.
Ich hatte nicht die Absicht, „Fake News“ zu verbreiten. Gemeinhin ist der MDR nicht als „Fake News“ Quelle bekannt.
@Elahan | 20. Februar 2018 – 13:18
Danke für Ihre Antwort.
Ähm…
vielleicht sollte der Begriff Winterbekleidung in diesem einen Falle geklärt werden. Winterbekleidung hat die Truppe…auch für -19°. Was eher fehlt ist die „neuere Bekleidung Tarndruck WINTER,Gebirge-Polar“ (siehe Bild oben) oder täuscht es mich da?
Was ist eigentlich aus dem Vorgängermodell geworden, jene die über die normale Uniform getragen wurde? Von den alten Schneetarnponcho rede ich nicht.
Rotten die irgendwo im Keller rum, weil für einige nicht „sexy“ genug?
Auch ist mir nicht klar von welchen Zelten die ganze Zeit gesprochen wird. Einheitszelte Typ II ? Luftgestützte Zelte ?
Vielleicht sollte auch einmal priorisiert werden! ILÜ lässt grüßen.
Und zum Schluß. Sollte die aktuelle Einsatzbekleidung knapp werden, so rate ich mal stringent der Abgabe jener, nachhaltig voranzutreiben.
0815 | 20. Februar 2018 – 14:14
Ähm…
vielleicht sollte der Begriff Winterbekleidung in diesem einen Falle geklärt werden. Winterbekleidung hat die Truppe…auch für -19°
Wo? Im Depot?
Die „Truppe“ verfügt nicht über WInterkleidung bis -19°.
Ausrüstung die nicht ausgegeben wird, nützt mir nichts und ja, ich bin Schlammzone und nicht im Amt/Stab.
“ Sollte die aktuelle Einsatzbekleidung knapp werden, so rate ich mal stringent der Abgabe jener, nachhaltig voranzutreiben.“
hmmm…. vielleicht reduzieren wir erst mal die Gepäcklaufzeit von 1-2 Monaten rein bzw. 2-3 Monate raus?
Ich würde ja echt gerne abgeben, aber bis mein Zeug da ist, muss ich es ja schon wieder verschicken!
@Klauspeterkaikowsky
Was sagt das KVR zu privat beschafften Schießhandschuhen aus dem PX im Einsatz, da der Dienstherr keine passenden zur Verfügung stellt?
Was sagt das (Dienst)recht, wenn der Dienstherr benötigte Uniformteile, Sicherheitsausrüstung etc. nicht in ausreichender, zumutbarer Menge und Qualität liefert?
Was zu Vorgesetzten, die Privatbeschaffung dann „fordern“?
Was zu Vorgesetzten, die das Tragen von genehmigter Dienstbekleidung kategorisch untersagen?
Für die Akten
Die Mängel in Bezug auf Schiesshandschuhe, Uniformteile spez. Hemden, etc. war mir mindestens ein bis 2 Jahre bevor mir Augengeradeaus fand bekannt.
Wie schlimm das Problem mit den Socken war allerdings nicht.
@Sachlicher | 20. Februar 2018 – 12:40
Ist nicht Ihr ernst oder? Ausgerechnet Gen. a.D. Kujat, der von 2000-2002 Generalinspekteur und anschließend Vorsitzender des NATO-Militärausschusses war.
Er ist doch einer derjenigen, die die jetzige Misere entscheidend mit beeinflusst haben. Und sich jetzt als Wunderheiler präsentieren. Das sind mir immer die liebsten.
@cartman5214
Ohne was zu Daimler zu sagen, wenn nicht Just in Time rechtzeitig Material, Rohstoffe etc. bestellt werden o.ä. dann gibt es Probleme.
Als die Bahn noch in öffentlicher Hand war, wurde sie über Jahre Wochenlang vom Einbruch der kalten Jahreszeit überrascht und überfordert
@Giordano Bruno | 20. Februar 2018 – 15:41
Ganz sachlich heißt das in ihrem Fall:
Sie haben keine Winterhandschuhe, keine langen Unterhosen/Unterhemden, keine Thermoinlets (Unterziehjacke) und keine Wintermütze/Wollmütze/Unterziehmütze olivgrün? Ich bitte Sie…
Sollte dies so sein wäre das wahrlich skandalös.
Über die Qualität / Komposition und die Funktionalität unter „Belastung“ lässt sich streiten, sicher… und schönredner bin ich wahrlich nicht.
Ich kenne die Gepäck-Laufzeiten und von den „ständig durch die Einsätze“ tingelnden (positiv gemeint) rede ich nicht. Ich rede aber von denen die nichts mehr damit zu tun haben und trotzdem die anderswo benötigte nicht abgeben ;-)
Also bevor hier auf hohem Niveau an der vorhandenen Bekleidung gejammert wird (und ja, nicht bei allen TrTeilen state of the art) muss differenziert betrachtet werden wer was benötigt. Das die Gesamtsituation nicht immer zufriedenstellend ist brauchen wir nicht zu zereden. Die Ausrüstung hat sich in den letzten Jahrzehnten sicherlich verbessert, könnte aber auch besser sein.
Seien Sie beruhigt: Auch Schlammzone mit wenig motorisierung,wenn auch besser ausgerüstete ;-)
Wieder einmal fraglich wie die Generation DE: 80/90er überleben konnte.
@ cartman5214
Sie verwechseln Äpfel mit Birnen. Wie viele PKW und ergo auch Ersatzteile dazu werden von VW, Daimler und Co. gebaut und wie viele UH Tiger von Eurocopter, KPz Leopard 2 von Krauss-Maffia Wegmann oder Korvetten von tkms? Wie viele Getriebe werden gebaut, wie viele Motoren, wie viele Ersatzteile, die dem technologischen Stand von 1970 entsprechen? Bei solchen Kleinserien käme auch VW an seine Grenzen.
Im Übrigen: Bei einem Auto, das älter als zehn Jahre ist, ist das Ersatzteil auch nicht am nächsten Tag verfügbar. Nur mal so am Rande erwähnt.
Und letztlich: Die Versorgung bei VW muss nicht kriegstauglich sein – die der Bundeswehr hingegen schon. Allein diese Tatsache verbietet einen Vergleich und zeigt sehr deutlich auf, weshalb Streitkräfte insgesamt in staatliche Hände gehören. Und gemäß der klassischen Staatslehre gehören all die Dinge in Staatshand, die für das Funktionieren desselben benötigt sind, aber unwirtschaftlich sind.
natürlich habe ich 3x Unterhose, oliv, lang, EINSCHICHT,
ebenso verfüge ich über 2x Unterhemd, oliv, lang, Rollkragen,
Ich verstehe allerdings nicht welche Rolle das spielt? DAS ist NICHT die angesprochene -19° Ausrüstung!
die -19° Ausrüstung sind z.b. die Woolpower Sachen. Die von ihnen angesprochene Ausrüstung machte mal was mit? -10°?
Kann ihnen aber wohl aktuell niemand sagen, denn das „Zwiebelprinzip“ welches hinter ihren ausführungen steht und Soldaten bei Temperaturen unter 0 noch „ausreichend“ Schutz geben soll, benötigt unsere alte Wirkplüsch Unterwäsche.
So oder so, ihre Aussagen beziehen sich auf komplett andere Ausrüstung und Umstände und verfehlen das Thema ´n bisl…
Also, ICH bitte SIE…
„Wieder einmal fraglich wie die Generation DE: 80/90er überleben konnte.“
Und auch auf sowas kann zumindest ich sehr gut verzichten, ebenso wie „ist nicht sexy genug“.
Glauben Sie ich fand es besonders „Sexy“ als ich in den 90ern als „Winterzusatzausstattung“ für den EK einen zusätzlichen Sportanzug erhalten habe den ich unter die Uniform ziehen konnte?
@0815, das ist alles nicht persönlich oder böse gemeint, wir haben offensichtlich nur unterschiedliche Erfahrungen gemacht.
Allerdings musste ich mehr als einmal bei -20° und kälter draussen schlafen und jedesmal wenn ich nach meiner Rückkehr zum PRT versucht habe dies zu ändern, bekam ich im Prinzip ihre Aussagen an den Kopf geworfen von A16 die nicht einmal das Lager verlassen haben.
@Hans Dampf | 20. Februar 2018 – 17:57
Korrekt. Ich fahre einen Audi, der 18 geworden ist. Für den sind etliche Teile nicht mehr zu bekommen, da sie nicht mehr produziert werden und ausgelistet wurden. Sie sind schlicht nicht mal mehr bestellbar.
Für die Reparatur eines Unfallschaden wird also kanibalisiert bei anderen – Gebrauchtteile…
Insofern haben Sie recht, aber dennoch sind Rüstungsprodukte immer nur Kleinserien und haben lange Nutzungsdauern. Das überrascht keinen und deshalb sind sie ja auch so teuer. Der Leo ist ja schon weit über 18 und der M48 noch viel weiter und wird dennoch noch weltweit betrieben. Und mal ehrlich: Eine Firma die immer noch Motoren oder Getriebe baut kann ohne weiteres auch einen alten Motor nachbauen. Allein den Auftrag dazu muss sie kriegen und die Rechnungen bezahlt.
Ansonsten kann man auch andere Maschinen in den LEO einrüsten – die sind ja eher kleiner als größer geworden…
@0815 und @Giordano Bruno
Ich kann Sie beide verstehen. Ich habe von 1986 – 1998 gedient und die Einführung der allerersten Winterausrüstung mitbekommen, das war so Ende 1987.
Natürlich haben wir überlebt, und der Winter 86/87 war extrem kalt. Aber das Überleben lag im Wesentlichen an dem Parka mit seinem Teddy-Fell und dem alten Schlafsack mit Ärmeln, den man bis zu den Knien öffnen und hochklappen konnte, das war für den Kampfstand. Ansonsten gab es genug Erfrierungen bei den Landsern.
Da braucht es keine Lobpreisungen, die persönliche Bekleidung damals war nicht wirklich wintertauglich.
Solche Vergleiche braucht auch keiner. Wie sagte mal ein alter Motorradkumpel zu mir:
„Wer friert ist entweder arm oder doof.“
Da wir alle nicht doof sind, bleibt nur Version 1…
@Giordano Bruno | 20. Februar 2018 – 18:11
Schön wenn es nicht persönlich ist… :-) ich auch nicht!
Haben Sie die Schlagzeilen der Presse gelesen? Es fehlt an Winterkleidung. So kommt das bei Opa Meyer an, der dann wiederum den nächstbesten Soldaten fragt ob denn die Bundeswehr keine langen Unterhosen mehr hat. Keiner (oder nur die wenigsten) kennen sich mit der tatsächlichen Sachlage aus.
Es drehte sich nicht um die von mir und ihnen aufgezeigte Bekleidung “ woolpower etc.“ vs der Bekleidung die „jeder“ bekommt, sondern um den Unterschied der in der Bevölkerung wahrgenommen wird. Der Durchschnittsbürger heute (post Wehrpflicht) weis doch gar nicht mehr was der einzelen Sdt bekommt. ERGO denkt er genau an die fehlende lange Unterhose.
Und die von ihnen aufgezeigte -9° kann bei richtiger und zusätzlicher Anwendung auch mehr….wenn es darauf an kommt.
Wirkplüsche Unterwäsche war gut, solange man sich nicht lange bewegen und danach irgendwo „verstecken“ musste. Aber ich denke das wissen Sie.
Und wir wissen beide das es sich um genau die Kategorie „woolpower und Polar-Gebirge“ handelt ;-); Funktionswäsche eben.
EK in Olivgrün, Februar 1986, Plastik Sportanzug(nix zusätzlich) und Filzlaus. Freifalllehrgang Januar mit Panzerkombi, Tedi und Sportanzug (neueres Modell); Sie haben Recht, war nicht sexy, aber es gab kaum etwas anderes. Auf weitere ff Beispiele verzichte ich ;-)
Die Aussagen der „Feldlagerhelden“ (Etappenheinis) kenne ich zu genüge und die erhielten Grundsätzlich die Einladung mich / uns zu begleiten!
Danach war Ruhe im Ballsaal.
Der GI hat die Sache mit -19° angesprochen, nicht die Presse. Die BPK schaut der Ottonormalbürger in der Regeln nicht an, somit entsteht das (ja ich gebe zu etwas provokativ) gestaltete Bild
„0815 | 20. Februar 2018 – 16:53“ -keine langen Unterhosen-
Stimme ihnen aus Erfahrung auch bei, das die Aussagen im Einsatz nicht eintreffen sollten, genausowenig wie ein Fehl an entsprechender Funktionsbekleidung für diejenigen die im SP ausserhalb des Compounds operieren.
Was fehlt also? Die Ausrüstung aus dem obigen Bild? oder eher das was die „Nordländer“ verwenden? oder nur Merinowolle am Körper?
Ich bleibe aber auch dabei das tlw. auf hohem Niveau gejault wird. Tlw berechtigt, tlw nicht.
@Pio-Fritz | 20. Februar 2018 – 20:37
Oh Gott!
Den Schwitz-Sitz-Schlafsack hatte ich in der Januar AGA 8X gehasst und eigentlich schon verdrängt! :-O
Ich versteh nicht wie die Kommentarspalte hier grad irgendwo zwischen Walkplüsch und Plastesportanzug von 1980 versinken kann. Fakt ist doch: Carinthia, Woolpower und co sind in der Truppe eingeführt, alles ist marktverfügbar und trotzdem frieren sich die Soldaten auch außerhalb von Einsätzen und Übungen gern Mal den Arsch ab. Die Neukrankenquote nach jeder Übung belegt das.
Diese Klamotten kosten absolute Peanuts im Vergleich zu all den anderen Projekten in denen diese Armee Geld verbrennt, trotzdem ist man nicht in der Lage wenigstens die grundsätzlichen Sachen (Kälteschutzjacke und -Hose, Unterwäsche, Socken) vom Stand 1990 auf den Stand 2018 zu heben und alle Soldaten querschnittlich damit auszustatten. Wird bestimmt Teil der nächsten Attraktivitätsoffensive.
Und wenn man doch noch mit „früher war alles besser“ argumentieren will: Es gab mal dienstlich geliefert grüne Pullies, dick aus Schafwolle, schwer und warm. Raten sie doch alle mal was es heut nicht mehr gibt? (Außer bei der LHD im Shop in schwarz für Stabstäter damit diese im zugigen Büro neben der Heizung nicht erfrieren)
@Helmchen | 20. Februar 2018 – 23:22
Ich glaube, das haben Sie missverstanden. Früher war es eben nicht besser. Mal abgesehen von den langen grünen Liebestötern hat es sehr lange gedauert, bis endlich überhaupt Winterunterwäsche in die Truppe kam.
Traurig ist, das man heute wieder genauso rumeiert und nichts dazugelernt hat. Was spricht ernsthaft dagegen, diese Funktionswäsche einfach jedem Soldaten im Rahmen seiner Grundausstattung zu verpassen? Absolut nichts, da sind wir uns wohl einig.
Nur so zur Ergänzung.
Der schwarze Pullover ist übrigens der Nachfolger für den grauen Pullover mit V-Ausschnitt, den man eingeführt hatte, weil grün nicht wirklich gut zum kleinen Diener aussah. Die Marine und Lw hatte schon immer einen blauen Pullover.