Schießen wie die Profis – aber Schießstand gesperrt

Sieben Jahre nach Einführung eines neuen Konzeptes für die Schießausbildung, bei dem auch das Schießen auf kurze Entfernungen trainiert werden soll, hat die Bundeswehr einen Großteil der Schießstände an ihren Standorten für einen wesentlichen Teil dieser Ausbildung vorerst gesperrt. 255 so genannte A-Stände (s. unten) seien für das Schießen im Nah- und Nächstbereich bis 50 Metern nicht mehr freigegeben, bestätigte das Verteidigungsministerium Informationen von Augen geradeaus!. Die Schießausbildung der Truppe sei aber nicht beeinträchtigt, weil sowohl Schießstände anderen Typs als auch die Schießbahnen auf Truppenübungsplätzen zur Verfügung stünden.

Als Konsequenz aus Erfahrungen in den Auslandseinsätzen, vor allem in Afghanistan, hatte die Bundeswehr Ende 2010 das so genannte neue Schießausbildungskonzept erlassen. Die Soldaten sollten nicht mehr nur üben, auf den Gegner in größerer Entfernung zu schießen, sondern ihn auch in direkter Nähe bekämpfen, auf Entfernungen zwischen 5 und 30 Metern.

Die Bedeutung dieses Nahbereichsschießen hatte die Bundeswehr selbst öffentlich erläutert:

Allerdings: Inzwischen stellte sich heraus, dass die ursprünglich für größere Distanzen angelegten Schießstände baulich gar nicht dafür geeignet sind. Abprallende Geschosse gefährdeten die schießenden Soldaten, auch baulich war das für die Anlagen wohl nicht so gut. Zum Jahresende 2017 wurden deshalb fast alle dieser A-Stände für das Nahbereichsschießen gesperrt.

Neun solcher Schießstände sind nach Angaben des Ministeriums bereits umgebaut und können für diese Ausbildung genutzt werden; die übrigen Stände sollen ebenfalls ertüchtigt werden. Darüber hinaus sei der Bau spezieller Schießstände für den Nahbereich geplant. (Randbemerkung: Wie lange das dauert, dürfte noch offen sein.)

Auch wenn die Schießausbildung nach dem neuen Konzept laut Ministerium nicht gefährdet ist: Mitunter müssen Soldaten dann wohl an andere Standorte oder auf einen Übungsplatz gefahren werden, um die Verteidigung gegen einen direkt gegenüberstehenden Gegner zu trainieren. Zum Beispiel, wenn der bereits in ein Feldlager eingedrungen ist.

Die so genannten A-Stände sind behördlich so definiert:

Aufbau Schießstand Typ A
Der A-Stand besteht aus einer Standfläche mit ca. 20m Breite und einer Länge von ca. 265m, wobei bei der Position 0 m die Hauptzielebene mit der Geschossfangkammer (mit Sand-Geschossfang oder Gummigranulat-Geschossfang) angeordnet ist. Der Bereich von Position 0 m bis zur Position 50 m ist als Zielraum ausgebildet.
Der Zielraum ist seitlich mit senkrechten, beschusssicheren Wänden begrenzt, quer zur Schussrichtung befinden sich – je nach Absicherungsgrad – 5 oder 10 in gleichmäßigen Abständen verteilte Zielraumblenden. Auf der restlichen Standfläche können, ebenfalls in Abhängigkeit des Absicherungsgrades bzw. der zu berücksichtigenden Freifliegerbereiche in Schussrichtung -keine- oder bis zu 8 Höhenblenden vorhanden sein. Die seitliche Abgrenzung des letztgenannten Bereiches erfolgt durch seitliche Wälle, alternativ durch Betonwände.
Geschossen werden darf auf der gesamten Fläche (beginnend von der Mindestzielentfernung) bis zur Position 250 m. Die Anschlagarten sind bis ca. 100 m stehend, ab 200 m liegend, dazwischen kniend. Eine weitere Anschlagart ist sitzend mit z.B. einem Anschusstisch, dies kann auf der gesamten Fläche vorkommen.

(Archivbild 2015: Reservisten werden auf einer Standortschießanlage der Bundeswehr bei Lüneburg nach dem neuen Schießausbildungskonzept der Bundeswehr ausgebildet – Reservistenverband/Detlef Struckhof)