Nach Turbinenschaden: Überprüfung aller NH90-Hubschrauber (Update)
Die Bundeswehr-Transporthubschrauber vom Typ NH90 müssen vorerst am Boden bleiben, bis alle Triebwerke dieser Maschinen auf Beschädigungen überprüft worden sind. Das vorläufige Startverbot und die Anordnung zur Untersuchung habe der General Flugsicherheit, die Flugsicherheitsaufsicht der Bundeswehr, am (gestrigen) Freitag erlassen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Samstag und bestätigte damit einen Bericht von Spiegel Online.
Der Hubschrauber wird derzeit außer zu Transport- und Trainingsflügen in Deutschland im UN-Einsatz MINUSMA in Mali genutzt. Die vier dort stationierten NH90 des Deutschen Heeres haben vor allem die Aufgabe, verwundete UN-Soldaten zu retten.
Update: Inzwischen sei in Mali wieder sichergestellt, dass dieser MedEvac-Auftrag mit NH90 erfüllt werden könne, teilte das Ministerium mit. Es gebe dort keine operativen Einschränkungen.
An einem der Triebwerke eines der Helikopter, die in Mali im Einsatz waren, wurden bei der Routine-Überprüfung Schleifspuren in der Turbine festgestellt. Die Ursache dafür ist nach Angaben des Ministeriums bislang noch unklar. Die Kontrolle eines Triebwerks dauert etwa zwei Stunden; die ersten seien auch bereits überprüft und wieder freigegeben, sagte der Sprecher.
Die Bundeswehr hat mittlerweile 51 Hubschrauber dieses Typs; allerdings ist die Zahl der einsatzfähigen Maschinen starken Schwankungen unterworfen.
Hier die Passage zu dem Hubschrauber aus dem Bericht zur Materiallage vom November 2016:
Der Transporthubschrauber NH90 ist ein nicht einsatzreifer, weiterhin im Bestandsaufwuchs befindlicher leichter Mehrzweckhubschrauber. Er wird derzeit in der Version Tactical Transport Helicopter (TTH) im Heer eingesetzt.
Der Gesamtbestand der Bundeswehr NH90 beläuft sich derzeit auf 48 Systeme.
Dem Heer standen im betrachteten Zeitraum durchschnittlich 29 Systeme zur Verfügung, davon durchschnittlich einsatzbereit neun Systeme; dies entspricht im Mittel einer ca. 31%igen materiellen Einsatzbereitschaft.
Die geringe materielle Einsatzbereitschaft wird nach wie vor durch die hohe Anzahl von Vorserienhubschraubern, durch fehlende Ersatzteile sowie insbesondere durch fehlende Kapazitäten zur Durchführung der zu aufwändigen Wartungs- und Inspektionsmaßnahmen beschränkt.
(Archivbild Februar 2017: NH-90 im MINUSMA-Einsatz in der Nähe von Gao in Mali – Bundeswehr/Sebastian Wilke)
Meines Wissens wird das RTM 322 Triebwerk nicht in dem kooperativen Modell Triebwerk, also dem Zusammenschluss der ehemaligen LwWerft 15 in Erding und der Fa. MTU in München überholt.
Das heißt, das Triebwerk wird nur bei der Industrie überholt. Dem entsprechend gering ist die Erkenntnisfähigkeit der Truppe, bzw. der Bw mit eigenem Personal.
Letztendlich kann damit die Industrie (Turbomeca, SAFRAN) festlegen welche Ereignisse als „Schäden“ einzustufen sind und welche nicht.
Im Gegensatz dazu die anderen militärischen Flugzeugtriebwerke:
http://www.mtu.de/de/maintenance/military-engine-services/kooperation-mit-der-deutschen-bundeswehr/
und
http://www.mtu.de/maintenance/military-engine-services/engine-portfolio-mro/
@Georg @SER
Dank der von @Georg spendierten Schnittzeichnung konnte ich feststellen, dass es sich um Einkristall-Einzelschaufeln handelt. Durch das Anstreifen besteht bei diesen zusätzlich die Gefahr einer lokalen Gefügeänderung durch Rekristallisation.
Ich zweifle allerdings auch an der Erkenntnisfähigkeit des Herstellers, wenn er der Truppe ein Limit von 0,2 mm Abtrag vorgibt, ohne ein praktikables Messverfahren hierfür zu nennen. Ich kann nur hoffen, dass die Truppe aufgrund solcher windelweicher Vorgaben keine Flugfreigaben erteilt.